US-Bürgerkrieg

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King Kong 2006
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Re: US-Bürgerkrieg

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Fortbestand der Konföderierten Staaten von Amerika ist in der Tat ein Thema. Bzw. die Chancen dessen. Auch wenn man sich dann in Fragen "was wäre wenn" ergeht. Aber das sähe ich nicht als Problem an. Die Frage, die voran zu stellen wäre ist, was wollten die Konföderierten? Gemeinhin wird für den rudimentär Interessierten die Sache stets so aussehen, daß es zu einem Krieg kam, weil der Süden nicht von der Institution der Sklaverei lassen wollte. Das ist jedoch eine verkürzte Sichtweise, wenn diese Institution doch eine tragende Säule des sich über Jahrzehnte zuspitzenden Konfliktes zwischen den Blöcken innerhalb der USA war.

Der Krieg war meiner Meinung nach immanent in der Angelegenheit, weil der Süden (genauer gesagt die herrschende Klasse dessen) sich nicht mehr politisch repräsentiert sah und ein US-Präsident, hier Lincoln, sich seinem Eid verpflichtet sah die Union unter allen Umständen als Union zu bewahren, was er explizit selbst sagte. Das führte zur Gewaltexplosion. Das sind zwei gegensätzliche Haltungen, die wie zwei Loks schon seit Jahrzehnten vor Kriegsausbruch aufeinander bzw. voneinander in zerreissender Form fuhren.

Somit wäre zunächst interessant zu betrachten, ob ein Krieg tatsächlich unvermeidbar war und was "der Süden" wollte. Dann wäre ein Betrachtung, ob die Ziele, die der Süden hatte zu erreichen realistisch waren oder nicht. Ich glaube nicht, daß man im Süden Krieg wollte, das ist letztendendlich geschäftsschädigend, man wollte ja das Gegenteil in Ruhe in gewohnter Weise seinen Geschäften eben nachgehen, politisch, kulturell, wie geschäftlich, wobei natürlich so manche Feuerfresser die es immer gibt scharf auf einen Krieg waren.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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King Kong 2006
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Re: US-Bürgerkrieg

Beitrag von King Kong 2006 »

PS: Interessant wäre auch die Frage, ob die Sezession rechtmäßig bzw. verfassungskonform war. Da gingen die Meinungen weit auseinander.

Wenn ich jetzt den Brexit nehme, ist mir klar, daß der Vergleich mehr als hinkt, aber nur als Gedankenspiel. Als die 13 Kolonien nach ihrer militärischen Auseinandersetzung mit dem Mutterland Großbritannien auf die Idee kamen einen Union zu bilden geschah dies aus Sicht der Kolonien, Staaten waren es in dem Sinne natürlich nicht, aus einer jeweils souverän/freiwilligen Haltung heraus. Man schloss sich zu einer größeren Union zusammen. Das erschien vorteilhaft. Man gab dabei auch Macht an den Zentralsitz (Washington) ab. Schon Jahrzehnte später kam immer wieder die Sezession einzelner Staaten, vormals Kolonien in die Diskussion. Als einziger Weg raus aus der "Tyrannei" der Zentralgewalt. 1860 war das politische Klima inzwischen derart vergiftet (richtig los gings schon in den 1850er, auch blutig), daß man von der aufgeheizten Stammtischdiskussion, wie auch juristischen Streiterei zur Tat schritt. Die sukzessive Sezession von 11 Staaten aus der Union. Drei weitere Staaten waren umstritten und ein militärisch-politisches Handeln der Union, inklusive politischen Verhaftungen dort verhinderte dies dann völlig.

War das rechtens? Die Sezession? GB ist souverän freiwillig einer Union beigetreten und behielt sich das das Recht vor wieder auszutreten. Vorstellen konnte sich das keiner so recht seinerzeit, daß das überhaupt wieder geschehen könne. Die Union (EU) hat es GB schwer gemacht wieder rauszukommen, auch als Präzidenzfall, in einen Krieg in Europa gegen eine Atommacht zieht natürlich keiner mehr. Seinerzeit dachten viele in der Union (USA), man könne nach einem freiwilligen Beitritt einer Union auch wieder aussteigen. Ohne Krieg. Die Union sah das anders. Mitgehangen, mitgefangen. Forever. Keiner verlässt die Union lebendig, nur mit den Füssen voran, was 600 000fach geschah.

Was die US-Verfassung dazu sagt weiß ich nicht. Vieles ist natürlich auch Auslegungssache. Sieht man schon daran, daß Thomas Jefferson, der maßgeblich an der Verfassung der Union gearbeitet hat und deren Präsident wurde zwar von Freiheit und unveräußerlichen Rechten auch auf Glück sprach. Aber dabei Schwarze und Indianer wohl nicht meinte. Er selbst war auch Sklavenhalter. Man könne ja jetzt spitzfindig behaupten, daß Sklaven als Rechtsgegenstand eben keine Unionsbürger waren und somit hätten gar nicht gemeint sein können. Aber dem Sinne nach natürlich bullshit. ;)
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