Staatsbibliothek Berlin

Moderator: Moderatoren Forum 5

Antworten
busse
Beiträge: 2240
Registriert: Mo 23. Mai 2016, 10:34

Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von busse »

Heute nun wird sie feierlich (unter Corona Bedingungen) wiedereröffnet nach 15 jährigen Um-und Neubau.
Schäuble hält die Rede.
In Berlin seit Tagen Thema.
Was aber wird verschwiegen oder nur wenig Beachtung geschenkt ?
550 000 Bücher und Handschriften (in Deutsch) wurden im Krieg in Schlesien ausgelagert und fielen den Polen in den Händen.Wenig ist zurückgegeben worden.
Sie lagern jetzt in Krakow, darunter das Orginal der deutschen Nationalhymne von H. v. Fallersleben.
Die Chefin meinte so ungefähr das wäre ja nicht schlimm, weil man ja Zugang zu dieser deutschen Literatur hätte.
Frau Grütters (CDU) hat wie immer keine Ahnung, na ja so ist das im heutigen Deutschland....
busse
Michael Alexander
Beiträge: 1101
Registriert: Sa 28. Dez 2019, 16:30
Wohnort: Freie Welt

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von Michael Alexander »

Leider ist das immer noch so, ja. Viele Bücher, Manuskripte und Autographe sind von Berlin nach Schlesien ausgelagert worden und befinden sich heute in Polen, darunter viele Autographe der bedeutendsten deutschen Komponisten. Polen sieht diese als seinen rechtmässigen Besitz oder zumindest als Entschädigung für die enormen Kriegsverluste an. Und offenbar ist das für die deutsche Regierung ja auch vollkommen in Ordnung, transferiert sie doch so oder so jährlich Milliardenbeträge vom deutschen Steuerzahler nach Polen im Rahmen der EU-Umverteilungsmaschinerie und will vor allem nett sein zu anderen. Warum also sollte Polen an Rückgabe denken?
Stoner

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von Stoner »

Tja, so ist das mit Beutekunst. Es trifft letztlich alle, und die Zeit des Buches geht eh zu Ende.
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6089
Registriert: Sa 17. Dez 2011, 22:05

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von Ammianus »

Tja, wir hätten halt nicht zurückschießen sollen, dann wären die Sachen nicht nach Schlesien ausgelagert worden - und wenn doch, Schlesien wäre ein deutsches Bundesland. Wo wäre das Problem?
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von Adam Smith »

Stoner hat geschrieben:(25 Jan 2021, 20:25)

Tja, so ist das mit Beutekunst. Es trifft letztlich alle, und die Zeit des Buches geht eh zu Ende.
Nicht so ganz wie erhofft. Viele Menschen wollen immer noch ein gedrucktes Buch in Händen halten. Ein bisschen gehöre ich auch zu diesen Menschen. :| Wobei es jetzt nicht wichtig ist die Original Bücher oder Schriften im Besitz zu haben, wenn Abschriften oder Dateien im Internet in Bezug auf den Inhalt exakt gleich sind.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von schokoschendrezki »

busse hat geschrieben:(25 Jan 2021, 12:15)

Heute nun wird sie feierlich (unter Corona Bedingungen) wiedereröffnet nach 15 jährigen Um-und Neubau.
Schäuble hält die Rede.
In Berlin seit Tagen Thema.
Was aber wird verschwiegen oder nur wenig Beachtung geschenkt ?
550 000 Bücher und Handschriften (in Deutsch) wurden im Krieg in Schlesien ausgelagert und fielen den Polen in den Händen.Wenig ist zurückgegeben worden.
Sie lagern jetzt in Krakow, darunter das Orginal der deutschen Nationalhymne von H. v. Fallersleben.
Die Chefin meinte so ungefähr das wäre ja nicht schlimm, weil man ja Zugang zu dieser deutschen Literatur hätte.
Frau Grütters (CDU) hat wie immer keine Ahnung, na ja so ist das im heutigen Deutschland....
busse
Offenbar sind auch ein paar Grammatiklehrbücher zuviel den Polen in die Hände gefallen ...

Hast Du eine Vorstellung davon, wieviel Kulturgüter aus Afrika während der deutschen Kolonialzeit deutschen Museen in die Hände gefallen sind und dort noch immer und bis heute verbleiben? (Betrifft natürlich auch Länder wie Frankreich, UK, Spanien, Belgien, Niederlande, Portugal) "Raubkunst" in Westeuropa ist einer der größten und unerträglichsten Skandale der Gegenwart.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von schokoschendrezki »

Michael Alexander hat geschrieben:(25 Jan 2021, 19:19)

Leider ist das immer noch so, ja. Viele Bücher, Manuskripte und Autographe sind von Berlin nach Schlesien ausgelagert worden und befinden sich heute in Polen, darunter viele Autographe der bedeutendsten deutschen Komponisten. Polen sieht diese als seinen rechtmässigen Besitz oder zumindest als Entschädigung für die enormen Kriegsverluste an. Und offenbar ist das für die deutsche Regierung ja auch vollkommen in Ordnung, transferiert sie doch so oder so jährlich Milliardenbeträge vom deutschen Steuerzahler nach Polen im Rahmen der EU-Umverteilungsmaschinerie und will vor allem nett sein zu anderen. Warum also sollte Polen an Rückgabe denken?
Die EU ist unter dem Strich mit dem Binnenmarkt vor allem und vor allem für Deutschland und ganz besonders auch durch die Mitgliedschaft Polens eine gigantische Gewinnmaschinerie. Einmal durch Polen als Exportmarkt. Und zum anderen durch Polen als Standort für ausgelagerte Produktion und Entwicklung.

Der Streit um diese Schriften ... das ist ein ganz anderes Problem. Es ist Teil eines in jüngerer Zeit sich immer weiter verschärfenden allgemeinen Kulturkriegs um Herkünfte und Zuschreibungen in Europa. Ich weiß wirklich, wovon ich dabei rede. Über längere Zeit konnte oder wollte ich nicht glauben, dass vernünftige Menschen diesem irrationalen Nationalismus, diesem geradezu irren Wahn einer Konstruktion einer Nation folgen würden. Irgendwann, dachte ich, wird man auch noch über die Zugehörigkeit von Kopernikus und damit über eine wesentliche Person der geistigen Wende zur Neuzeit und ihre nationale Herkunft streiten. Und natürlich kam es auch dazu. In Ländern wie Polen und Ungarn herrscen im Kulturbereich im Moment Verrückte, Bekloppte, Wahnsinnige. Die Kulturpolitik grundsätzlich in den Dienst der Nation stellen. Und nicht in den Dienst der Entfaltung von Kreativität. Das ist leider so. Für die historischen Bestände ist es wichtig, dass sie erhalten bleiben und zugänglich sind. Da ist von Seiten Deutschlands Diplomatie gefragt.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mo 25. Jan 2021, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Stoner

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von Stoner »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Jan 2021, 20:43)

Nicht so ganz wie erhofft. Viele Menschen wollen immer noch ein gedrucktes Buch in Händen halten. Ein bisschen gehöre ich auch zu diesen Menschen. :| Wobei es jetzt nicht wichtig ist die Original Bücher oder Schriften im Besitz zu haben, wenn Abschriften oder Dateien im Internet in Bezug auf den Inhalt exakt gleich sind.
Als Eigentümer einer inzwischen stark verkleinerten feinen Privatbibliothek und manischer Leser möchte ich das Buch in meinem Leben nicht missen. Nur ist dieses, also mein Leben, endlich, und schon die meisten heute produzierten Bücher haben rein von der physischen Qualität meistens nicht mehr viel Ansprechendes, wenn man von den immer noch veröffentlichten Perlen mal absieht. Aber mit mir wird auch ein Stück dieser Kultur aussterben, und wenn ich heute sehe, dass Meyers Enzyklopädisches Lexikon mit seinen mehr als zwei Dutzend Bänden heute zu einem Preis zu haben ist, für den man seinerzeit etwa ein Drittel eines Einzelbandes bekommen hätte, dann ist doch klar, wo die Zukunft liegt. Ich habe in den letzten zehn Jahren so zwischen 1.000 und 1.500 bestens konservierte Bücher abzugeben versucht. Alle verschenkt und bestimmt auch 10 bis 20 % davon zum Altpapier gegeben, weil nicht einmal die Kirchengemeinde hier mehr gebundene Bücher geschenkt haben möchte.

Insofern finde ich die Berliner Bibliothek wundervoll, würde ich gerne mal anschauen, wie einige andere Bibliotheken dieser Welt auch. Aber es ist gesellschaftlich gesehen irgendwas zwischen Nostalgie von Spinnern wie mir und elitärem Kulturgehabe von Politikern, die selbst eher nicht lesen. Und amüsiert hat mich die Entrüstung hier über die bösen Polen, als würde Deutschland nicht auch Kunst zurückbehalten, die jetzt weder gekauft noch sonstwie freiwillig herausgerückt wurde. Das ist halt Pech.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von schokoschendrezki »

Stoner hat geschrieben:(25 Jan 2021, 21:40)

Als Eigentümer einer inzwischen stark verkleinerten feinen Privatbibliothek und manischer Leser möchte ich das Buch in meinem Leben nicht missen. Nur ist dieses, also mein Leben, endlich, und schon die meisten heute produzierten Bücher haben rein von der physischen Qualität meistens nicht mehr viel Ansprechendes, wenn man von den immer noch veröffentlichten Perlen mal absieht. Aber mit mir wird auch ein Stück dieser Kultur aussterben, und wenn ich heute sehe, dass Meyers Enzyklopädisches Lexikon mit seinen mehr als zwei Dutzend Bänden heute zu einem Preis zu haben ist, für den man seinerzeit etwa ein Drittel eines Einzelbandes bekommen hätte, dann ist doch klar, wo die Zukunft liegt. Ich habe in den letzten zehn Jahren so zwischen 1.000 und 1.500 bestens konservierte Bücher abzugeben versucht. Alle verschenkt und bestimmt auch 10 bis 20 % davon zum Altpapier gegeben, weil nicht einmal die Kirchengemeinde hier mehr gebundene Bücher geschenkt haben möchte.

Insofern finde ich die Berliner Bibliothek wundervoll, würde ich gerne mal anschauen, wie einige andere Bibliotheken dieser Welt auch. Aber es ist gesellschaftlich gesehen irgendwas zwischen Nostalgie von Spinnern wie mir und elitärem Kulturgehabe von Politikern, die selbst eher nicht lesen. Und amüsiert hat mich die Entrüstung hier über die bösen Polen, als würde Deutschland nicht auch Kunst zurückbehalten, die jetzt weder gekauft noch sonstwie freiwillig herausgerückt wurde. Das ist halt Pech.

Bei den Beständen an Originalschriften in Polen gehts nicht um deine oder meine Mediennutzungsgewohnheiten, sondern u.a. darum, dass Historiker, Musikhistoriker z.B. in den Originalpartituren von Bach wertvolle Informationen herauslesen können. Die Bestände müssen für die Wissenschaft zugänglich sein und sie müssen sorgfältig behandelt werden. Bei letzterem braucht man sich keine Sorgen zu machen. Bei allem rund um irgendwie Restauration historischer Bauten, Bücher usw. sind die Polen absolute Weltspitze. Gerade auch aus Richtung Krakau. Zugänglichkeit für die Wissenschaft ist schon ein anderes Problem. Der Aufstellungsort ... ja ... daraus wird halt ein Politikum gemacht. Mir persönlich ist es, solange ich (vor und nach der Pandemie) ungehindert nach Krakau komme, ziemlich egal, dass diese Partituren nicht in Berlin oder Leipzig aufbewahrt werden.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Staatsbibliothek Berlin

Beitrag von Adam Smith »

Stoner hat geschrieben:(25 Jan 2021, 21:40)

Ich habe in den letzten zehn Jahren so zwischen 1.000 und 1.500 bestens konservierte Bücher abzugeben versucht. Alle verschenkt und bestimmt auch 10 bis 20 % davon zum Altpapier gegeben, weil nicht einmal die Kirchengemeinde hier mehr gebundene Bücher geschenkt haben möchte.
Gekaufte Bücher werden zum Glück fast immer in den Müll geworfen. Als ich das Buch "The Great Gatsby" gelesen habe, war ich erschrocken, weil hier Bücher für enormen Reichtum standen. Ist wie mit dem Essen. Besser wir werfen weg, als dass es andersrum wäre.

Kennengelernt habe ich das mit den Bücher wegwerfen schon mehrfach. Entweder wurde ich darauf angesprochen, ob ich Bücher haben möchte oder ob ich jemanden kenne der welche möchte oder ich habe davon gehört.

Hier aber mal unbekanntes Wissen über die Kongress-Bibliothek der USA.
Mit mehr als 164 Millionen Medieneinheiten ist sie die zweitgrößte Bibliothek der Welt.[1] Lediglich die British Library in London beherbergt mit 170 Millionen Medien eine noch größere Sammlung. Zum Bestand der Washingtoner Bibliothek gehören mehr als

38,8 Millionen Bücher und andere Druckerzeugnisse in 470 Sprachen,
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Library_of_Congress
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Antworten