Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Moderator: Moderatoren Forum 4

Antworten
franzmannzini

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von franzmannzini »

Sören74 hat geschrieben:(10 May 2021, 01:27)

Wenn ich das richtig verstanden habe, besteht das eigentliche Problem darin, dass man die Inhalte des "analogen" Impfausweises in einen digitalen Ausweis übertragen muss, und wenn man den analogen Ausweis leicht fälschen kann, dann hat der digitale Ausweise keine höhere Sicherheit mehr.
Probleme die ich sehe:
- kein zentrales Impfregister
- die Bedeutung dieses Papiers für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
- zu wenig Geimpfte im Moment, bei gleichzeitigen Lockerungsdiskussionsorgien für Geimpfte, Getestete und Genesene

Und wie Du schon sagst, wird aus dem analogen Papier, welches wirklich kein nachprüfbares und fälschungssicheres Dokument darstellt,
dann vielleicht ein fälschungssichereres digitales Dokument.

Dazu habe ich heute in einer ruhigen Stunde mal ein Experiment durchgeführt, und einen Kollegen bei meiner Impfstelle (Hausarzt) anrufen lassen,
um getarnt als Ladenbesitzer sich die Echtheit meines Impfausweises bestätigen zu lassen.
Richtigerweise kam hier die Antwort, daß es zu Patientendaten keine Auskünfte gibt.
Außerdem hat es fast eine Stunde gedauert, bis mein Kollege durchgekommen ist.

Mit den Dokumenten "genesen" und "getestet" verhält es sich übrigens auch nicht anders.

Sicherlich läßt sich im Nachhinein, durch kriminalistische Polizeiarbeit heraus finden,
ob es sich um echte Unterlagen handelt, dieser Aufwand wird aber sicherlich wie bei den Masken-Attesten nur in Einzelfällen
durchgeführt.

Bevor ich jetzt den Staat wegen seiner Inkompetenz legitimiere, höre ich lieber auf, denn mich betrifft es doch gar nicht mehr. :)
Benutzeravatar
Papaloooo
Beiträge: 4744
Registriert: Sa 8. Jul 2017, 15:11
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von Papaloooo »

franzmannzini hat geschrieben:(10 May 2021, 18:04)

Probleme die ich sehe:
- kein zentrales Impfregister
Das sollte doch eigentlich an einem Nachmittag für einen Programmierer machbar sein:
Einfach die 16 Datenbanken der Länder Deutschlands zu einer Datenbank zusammen zu verknüpfen.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
franzmannzini

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von franzmannzini »

Papaloooo hat geschrieben:(10 May 2021, 19:41)

Das sollte doch eigentlich an einem Nachmittag für einen Programmierer machbar sein:
Einfach die 16 Datenbanken der Länder Deutschlands zu einer Datenbank zusammen zu verknüpfen.
Selbst die Länder für sich, haben keine aussagekräftigen Register.
Darum wollte man sich schon beim Thema Masern kümmern, aber dazu kam es nicht.
Man weiß nur um die Quantität der Impfungen, wer wann womit geimpft wurde weiß man nicht, alles pseudonymisiert.
Denn da hat man sich bis jetzt auf den Impfausweis verlassen.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von H2O »

- kein zentrales Impfregister
In diesem Punkt muß ich die polnische Organisation der Impfkampagne loben. Über den "PESEL", die ganz gewöhnliche persönliche Identifikationsnummer der Wohnbevölkerung Polens, die jeder Pole als Steuerzahler, als Teilnehmer bei Impfungen, in amtlichen Meldeprozessen an zu geben hat, ist sehr wohl jeder Impfteilnehmer schon vergleichsweise einfach mit einer Art Datenbank zu ermitteln. Und tatsächlich mußte ich meine PESEL bei jedem amtlichen Vorgang angeben; so auch bei der Anmeldung zur Impfung, zu der ich später eingeladen wurde (sicher nicht ohne Abgleich meiner übrigen Daten mit dem Melderegister).

Vor jeder Impfung mußte ich einen Fragebogen zu gesundheitlichen Einschränkungen ausfüllen, und auch der wurde erfaßt... natürlich mit der PESEL und den übrigen Angaben zur Person.

In den nächsten Tagen werde ich der Impfstelle meinen WHO-Ausweis vorlegen mit der Bitte, dort die Impfung zu attestieren. Fast bin ich sicher, daß der erste Schritt dabei der Abgleich der persönlichen Daten mit der PESEL sein wird... und daß dort auf der unteren Zeile für den Reisepaß (den ich nicht mehr erneuern lassen habe, weil ich keine Reisen aus der EU heraus beabsichtige) dann postwendend die polnische PESEL prangen wird. Lassen wir uns überraschen!

Ich habe auch gesehen, wie die Schlußbearbeiterin im Impfablauf meinen Laufzettel in den amtlichen Rechne übertrug. Dessen Daten bleiben mit Sicherheit nicht nur in der Wojewodschaft Westpommern, sondern sie landen in der Datenbank des Gesundheitsministeriums.

Eine zur Kontrolle befugte Behörde dürfte innerhalb von Minuten das Papierdokument als gefälscht erkennen, wenn dort Daten eingetragen sind, die nicht aus einer amtlichen polnischen Bearbeitung stammen.

Ein PESEL besteht in Polen aus dem Geburtsdatum des Mitbürgers (6-stellig) und einer 5-stelligen laufenden Nummer, deren innere Ordnung mir unbekannt ist.

Durchaus möglich, daß übertriebener Datenschutz in Deutschland derartige zentrale Erfassungen ausschließt. Dann haben wir eben Freiheit für Betrüger. So unschön das auch sein mag.
Atue001
Beiträge: 4069
Registriert: Fr 2. Aug 2019, 00:00

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von Atue001 »

Eigentlich ist die Aufgabenstellung relativ trivial.
In der analogen Welt ist der Anker, an dem man vieles festmachen kann, der Personalausweis. Mit einem gültigen Personalausweis kann man so beispielsweise bei einer beliebigen Bank ein Konto eröffnen. Und das, ohne dass es ein zentrales Register aller Konten aller Banken geben muss! Mit dem Personalausweis kann man sich auch für eine Krankenversicherung anmelden. Ohne dass die Personalausweis ausgebende Stelle weiß, dass man eine Krankenversicherung hat.Mit einer gültigen Krankenversicherung ist es kein Problem, einen gültigen Impfpass zu bekommen....und den bespielt der Hausarzt mit seinen analogen Daten zu allen Impfungen......

Auf die digitale Welt übertragen braucht es ein digitales Pendant zum Personalausweis. Prinzipiell gibt es das schon - den digitalen Personalausweis.
https://www.personalausweisportal.de/We ... -node.html

Mit Hilfe des digitalen Personalausweises könnte man so auch leicht digitale Impfbücher und viele andere sinnvolle Dinge organisieren. Technologisch ist dabei fast alles wünschbare auch machbar - also man könnte Dinge dezentral organisieren, verschlüsseln, zertifizieren etc. etc. etc......

Damit digitale Dokumente fälschungssicher sind, braucht es Zertifizierungen. Will man diese dezentral aufbewahren, kann man beispielsweise Techniken aus dem Umfeld der Blockchain-Technologien nutzen. Zur sicheren Verschlüsselung sind heute schon entsprechend sichere Techniken bekannt - Zertifikate als Validierungsstempel sind in der IT durchaus üblich.

Es würde vieles gehen.....wenn es gewollt wäre!

Faktisch ist heute der Impfpass regelmäßig noch analog. Durchaus leicht fälschbar. Das Dokument wurde bisher auch im Wesentlichen so betrachtet, dass es vor allem für den Nutzer einen Vorteil bietet - nicht in dem Sinne, dass es ein Risiko gibt, wenn es gefälscht würde.

Ein moderner Impfpass hingegen wäre auch digital, und dennoch nur für die zugreifbar, die man selbst freigibt.

Deutschland wird solche Techniken wahrscheinlich erst dann nutzen, wenn der Rest der Welt schon weit vorangeschritten ist. Als Totschlagargument wird man immer wieder die DSGVO oder allgemein den Datenschutz hören. Das ist aber falsch.
Richtig ist hingegen, dass es am politischen Willen fehlt, entsprechende Konzepte konsequent auch für Deutschland zu erschließen.
Benutzeravatar
garfield336
Beiträge: 14084
Registriert: Mo 25. Mär 2013, 21:05
Wohnort: Luxemburg

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(10 May 2021, 20:16)


Ein PESEL besteht in Polen aus dem Geburtsdatum des Mitbürgers (6-stellig) und einer 5-stelligen laufenden Nummer, deren innere Ordnung mir unbekannt ist.

.
Das ist interessant. Weil exakt so auch unsere Idenfikationsnummer aufgebaut ist. Es ist eine 13 stellige Zahl. Die ersten 8Stellen behinhalten das Geburtsdatum, (meine beginnt mit 198105

Jeder der Sozialversichert ist oder hier wohnt oder sonst wie mit Luxemburg zu tun hat bekommt eine Nummer zugeordnet.
Benutzeravatar
garfield336
Beiträge: 14084
Registriert: Mo 25. Mär 2013, 21:05
Wohnort: Luxemburg

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von garfield336 »

Atue001 hat geschrieben:(10 May 2021, 23:07)

Mit Hilfe des digitalen Personalausweises könnte man so auch leicht digitale Impfbücher und viele andere sinnvolle Dinge organisieren. Technologisch ist dabei fast alles wünschbare auch machbar - also man könnte Dinge dezentral organisieren, verschlüsseln, zertifizieren etc. etc. etc......

.
Das gibt es doch alles schon. Man müsste das nicht mal neu erfinden.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(11 May 2021, 00:34)
...meine beginnt mit 198105...
Alles Gute zu Ihrem 40. Geburtstag nachträglich oder vorsorglich! :)

Die polnische PESEL beginnt mit yymmdd; das heißt, daß das Jahrhundert nicht erfaßt wird. Das Problem mit über 100-jährigen ist in Polens Verwaltung wohl überschaubar. ;) Und mehr all 99.999 Polen werden an einem Tage sicher nur sehr selten geboren...11-stellig reicht also.

Auf der Rückseite unseres deutschen Personalausweises sind gleich 3 Zeilen mit Nummern- und Buchstabensalat zu sehen. Name und Geburtsdatum sind darin eingebunden. Was damit veranstaltet wird, das wird etwas für Experten sein. Führerschein, Gesundheitskarte, Rentenversicherung ... jede Organisation hat ihren eigenen Nummernsalat! Schön, daß wenigstens mein Paßbild, mein Name und mein Geburtsdatum überall gleich eingetragen sind. :D
Benutzeravatar
garfield336
Beiträge: 14084
Registriert: Mo 25. Mär 2013, 21:05
Wohnort: Luxemburg

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(11 May 2021, 08:56)

Alles Gute zu Ihrem 40. Geburtstag nachträglich oder vorsorglich! :)

Am 30ten ;)
Aldemarin
Beiträge: 1034
Registriert: Mi 19. Feb 2014, 18:17

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von Aldemarin »

In wie weit kann man die Techniken mit denen man das Fälschen von Geldscheinen erschwert, dazu nutzen amtliche Dokumente "fälschungssicher" zu machen?
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47312
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Fälschungssicherheit von amtlichen Dokumenten

Beitrag von H2O »

Aldemarin hat geschrieben:(11 May 2021, 18:43)

In wie weit kann man die Techniken mit denen man das Fälschen von Geldscheinen erschwert, dazu nutzen amtliche Dokumente "fälschungssicher" zu machen?
Ich meine: Gar nicht! Der springende Punkt sind die amtlichen Eintragungen, die ein geschickter Fälscher ja jederzeit nachahmen kann wie eine Unterschrift. Das wird deutlich schwieriger in Systemen mit zentraler Registrierung und online-Zugriff im Lese-Mode.
Antworten