H2O hat geschrieben:(24 Sep 2018, 10:40)
Ich vermute, daß unser Netzausbau nach kommerziellem Interesse voran getrieben wird. Kann sein, daß mit flächendeckendem Ausbau der Gewinn langsamer steigt. Ist denn in Finnland oder Estland der Netzausbau in staatlicher Hand? (Wo er aus meiner Sicht auch hin gehört, wie der Straßenbau und die Wasserversorgung!)
Die folgenden Ausführungen beruhen auf Angaben eines finnischen Berufskollegen (Lehrer) und müssen so nicht 100-prozentig der Richtigkeit entsprechen:
In den dicht besiedelten Gebieten Finnlands, das sind die größeren Städte hauptsächlich im Süden des Landes und deren Umfeld sorgen die miteinander konkurrierenden Provider für den Netzausbau. Da ist mit relativ geringem Aufwand fetter Gewinn zu machen. Nicht so aber im finnischen „Outback“. Da ist das Geschäft für die finnischen Provider wenig attraktiv. Glasfaser wurde bzw. wird wenn überhaupt bis höchstens zwei Kilometer an kleinere Ortschaften oder Siedlungen herangeführt. Den Rest müssen dann die jeweiligen Kommunen zusammen mit den interessierten Providern reißen. Das gelingt aber nur, wenn die an einem Festnetzanschluss interessierten Unternehmen und Privatkunden bereit sind, sich an diesen Ausbaukosten zu beteiligen. Mit anderen Worten: Ein Festnetzanschluss in ländlichen Regionen Finnlands ist richtig teuer.
Da aber nun der finnische Staat jedem Bürger per Gesetz Internet mit bestimmter Mindestgeschwindigkeit zu erschwinglichen Preisen zugesichert hat (Einzelheiten kenne ich nicht) hat dieser in dünn besiedelten Bereichen Einheits-Funkmasten zu hunderten in den finnischen Wäldern errichtet. Netzbetreiber sind dann aber wie bei uns private Provider, die sich beim staatlichen Netzinhaber „einkaufen“. Es ist da also eine Mischung aus staatlicher und privater Initiative.
Für den finnischen Privatmann im ländlichen Bereich ist meist ein Festanschluss gar nicht möglich oder schlicht zu teuer (geworden). Vielen Kunden wurde da einfach der analoge Anschluss gekappt und ihnen die Wahl gelassen zwischen teurem Glasfaseranschluss oder vergleichsweise billigsten Mobilfunk. Dies hat dazu geführt, dass Festnetzanschlüsse in ländlichen Gebieten Finnlands eigentlich nur noch bei Unternehmen anzutreffen sind und da mobiles Internet zur Normalität bei den Bürgern geworden ist.
Von meinen vielen dienstlichen und privaten Unternehmungen in Finnland kann ich sagen, dass dies hervorragend klappt. Während unseres diesjährigen vierwöchigen Aufenthalts im einsamen Nordkarelien waren wir froh, abends deutsches Fernsehen streamen zu können. Dieses grundsätzlich in HD-Qualität mit nicht einem einzigen Aussetzer zu keiner Zeit. Kabel Deutschland/Vodafone schafft das nicht.
Der Preis für die SIM-Karte mit 4G-Tarif, Flat, also ohne Limit, für einen Monat: 17,95 Euro. Man muss natürlich auch dort die Preise vergleichen. So kann eine Karte bei gleichen Leistungen bei einem anderen Anbieter auch fünf Euro teurer sein. Das ist aber letztlich auch egal. Finnland ist ein Land wo durchs Internet Milch und Honig fließt. Selbst Online-Zocker (ich bin keiner) sind mit dem mobilen Internet hoch zufrieden.