Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Moderator: Moderatoren Forum 4

Welcher der folgenden Aussagen zur Kernenergie in Deutschland würden Sie am ehesten zustimmen?

Wir sollten aus der Kernkraft aussteigen wie beschlossen, da sie zu große Risiken birgt
47
46%
Wir sollten die Laufzeit der bereits bestehenden Kernkraftwerke ausdehnen, aber keine neuen bauen
14
14%
Wir sollten die Laufzeit der bereits bestehenden Kernkraftwerke ausdehnen und darüber hinaus neue bauen
30
29%
Ich halte die These, dass mittels Kernkraft der CO2-Ausstoß wesentlich verringert werden kann, für falsch
4
4%
Ich halte nichts von der These, dass der Mensch über CO2-Ausstoß zum Klimawandel beiträgt
8
8%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 103
Perkeo
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Perkeo »

Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Jun 2021, 09:24)
Wie lang die Leitungen sein müssen weißt du nicht
Natürlich weiß man, dass für EE mehr Leitungen oder eine zusätzliche Speicherinfrastruktur erforderlich sind. PV kann in der Nähe des Verbrauchers installiert werden, aber die Lösung für die das Speicherproblem - und die dazu gehörigen Leitungen - braucht man trotzdem.
Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Jun 2021, 09:24)
Deutschland braucht 14 Jahre, um einen Flughafen zu bauen, das Land taugt nicht mehr als Vorbild für solche großen Vorhaben.
Sollten wir nicht wenigstens versuchen, daran etwas zu ändern?
Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Jun 2021, 09:24) Es gibt aber selbst in D solche Speicher:

Kostet 25 Mio EUR für eine Kapazität von über 50 MWh.
Nur um das mal in Perspektive zu setzen: Wenn wir eine Stunde den Bedarf an Regelleistung des deutschen Stromnetzes decken wollten, bräuchten wir 140 solche Anlagen. JETZT, nicht in Zukunft.
Da wage ich eine Lücke zu erkennen zwischen “mehr als gar nichts” und “genug”.
Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Jun 2021, 09:24) Aber die Politik hat nunmal anders entschieden und es wird keinen erneuten Ausstieg vom Ausstieg geben. Darüber zu diskutieren ist Zeitvergeudung.
Zumindest in diesem Strang bist du derjenige, der immer wieder den Ausstieg aus dem Ausstieg zum Thema macht.

Ich kritisiere den Atomausstieg nicht, weil ich ihn speziell in Deutschland rückgängig machen will, sondern weil ich erstens den Anti-Atom-Wahn wenigstens auf Deutschland begrenzen will und zweitens verhindern will, dass wir die gleichen Fehler wiederholen, wenn die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird - was jetzt schon absehbar ist.
Kohlhaas
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Kohlhaas »

Wie es scheint, ist in einer Forschungsanlage im belgischen Mol eine Methode entwickelt worden, mittels Teilchenbeschleuniger alten Atommüll zu beseitigen und gleichzeitig Kernkraftwerke neuer Bauart sicher zu betreiben. Hängt wohl damit zusammen, dass im Reaktor nicht genug spaltbares Material für eine Kettenreaktion vorhanden ist und die Kernspaltung deshalb sofort abbricht, wenn der Teilchenbeschleuniger ausgeschaltet wird.

Nach Aussage der Verantwortlichen müsste Atommüll dann nicht mehr 300.000 Jahre sicher gelagert werden, sondern nur noch 300 Jahre. Auch die Menge des anfallenden Atommülls würde sich um das hundertfache verringern.

https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... a-101.html

Sollte diese Technologie "funktionieren", würde die Nutzung der Kernkraft mMn wieder zu einer ernsthaften Option. Das bestätigt dann auch meine Ansicht, dass wir das Klimaproblem nicht durch Verzicht, sondern nur durch neue Technologien lösen können.
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Atue001
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Atue001 »

Zum Thema gab es heute die Sendung FAKT. Unter anderem wurde dort ein Wissenschaftler zitiert, der sich klar gegen die Kernenergie ausgesprochen hat. Als Begründung hat er unter anderem geliefert, dass die Kernenergie immer teurer wird - inzwischen sieht er die Kosten schon bei mehr als 16 Cent je kWh für neue AKWs. Da entsprechende Investitionen in neue AKWs hohe Milliardenbeträge benötigen würden, es aber viele Jahre dauert, bis die entsprechenden AKWs ans Netz gehen könnten, würde in den Jahren bis dahin das Geld fehlen, um es in erneuerbare Energien zu stecken. Die haben weit günstigere Kosten bezüglich der kWh - teilweise sogar inzwischen unterhalb der 5 Cent/kwh, die gerne im Kontext älterer AKWs genannt werden. Sein Fazit: Wenn man die Gelder für potentielle neue AKWs sofort in erneuerbare Energien steckt, ist der Klimaeffekt unmittelbar da, und diesen Vorsprung können AKWs nie mehr aufholen.
Darüber hinaus zeigt sich auch, dass die Folgekosten der Kernenergie zumindest bis heute sich stetig erhöhen, ohne dass es auch nur eine realistische technische Option gibt, diese im Griff zu behalten. Die Kosten für die Beseitigung alter AKWs haben sich bisher in den Modellprojekten gegenüber den ursprünglichen Schätzungen schon mehr als verdoppelt - ohne dass ein Ende der Steigerungen absehbar wäre. Davon unbenommen sind die Kosten für eine sichere Endlagerung noch gar nicht abschätzbar.

Sein Fazit: Die Kernenergie ist weltweit auf dem absterbenden Ast - und wenn China nicht wäre, wäre das noch deutlicher sichtbar. Die Motivation Chinas in AKWs zu investieren, kommt dabei weniger aus der Idee eine Lösung gegen den Klimawandel zu finden, als aus anderen Themenstellungen.
Auch Ideen, wie man Kernenergie vielleicht zukünftig rentabler oder sauberer betreiben kann, begeistern ihn wenig. Denn die meisten der heute genannten Techniken sind bis heute nicht mal im Ansatz in der Nähe der Marktreife. Und das, obwohl viele der üblichen Verdächtigen Techniken bereits seit Jahrzehnten hoffnungsvoll benannt werden.

Unterm Strich hat die Kernenergie in dieser Sendung nicht sonderlich gut abgeschnitten.
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Tom Bombadil
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Atue001 hat geschrieben:(08 Sep 2021, 00:42)

Sein Fazit: Wenn man die Gelder für potentielle neue AKWs sofort in erneuerbare Energien steckt, ist der Klimaeffekt unmittelbar da, und diesen Vorsprung können AKWs nie mehr aufholen.
Das tut man (aka die Politik) aber nicht, man steckt es auch nicht in neue Gaskraftwerke und man steckt es auch nicht in Großspeicher für den EE-Zappelstrom. Wie soll so eine Energiewende funktionieren? Zumal gerade bei der Stromerzeugung am meisten und am schnellsten CO2 einzusparen ist, ohne den Bürger mit irgendwelchem Bullshit zu gängeln.
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3x schwarzer Kater
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Tom Bombadil hat geschrieben:(08 Sep 2021, 08:32)

Das tut man (aka die Politik) aber nicht, man steckt es auch nicht in neue Gaskraftwerke und man steckt es auch nicht in Großspeicher für den EE-Zappelstrom. Wie soll so eine Energiewende funktionieren? Zumal gerade bei der Stromerzeugung am meisten und am schnellsten CO2 einzusparen ist, ohne den Bürger mit irgendwelchem Bullshit zu gängeln.
Genauso ist es. In Bezug auf den Klimapolitik werden die Prioritäten vollkommen falsch gesetzt eben auf Kosten der Bürger mit fadenscheinigen Argumenten. In Bezug auf den Klimaschutz wäre es richtig gewesen erst aus der Kohle auszusteigen und dann aus der Kernkraft.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Atue001 »

Auch das kann man klar anders sehen! Im Bezug auf eine vernünftige UMWELTPOLITIK hätte man nie in die Kernkraft einsteigen dürfen. Hätte man das vermieden, und wäre konsequent in erneuerbare Energien eingestiegen, wie das auch schon 1990 als Forderung von Umweltverbänden auf dem Tisch lag, dann wären wir nie in das Dilemma gekommen, dass Atomausstieg und Kohleausstieg sich zeitlich überschneiden.

Die Ursache waren also falsche Politikideen, die auch dann nicht richtiger werden, wenn man die Geschichte gerne neu schreiben möchte. Im Bezug auf das Klima ist es für Deutschland völlig egal, ob man die verbliebenen AKWs noch ein paar Jahre länger oder kürzer laufen lässt. Auch bezüglich der Kosten macht es kaum einen Unterschied - AKWs sind inzwischen viel zu irrelevant.

Bezogen auf die Kohlepolitik war und ist viel entscheidender, dass Armin [Moderation: bitte sachlich bleiben] viel zu lange an veralteten Techniken festgehalten haben, und damit die Restlaufzeiten für den CO2-Ausstoß immer weiter zusammengestaucht haben. WEIL diese Verweigerungspolitik [Moderation: bitte sachlich bleiben] betrieben wurde, haben wir nun das Problem, dass wir binnen weniger Jahre aus der Kohle aussteigen müssen.

Dass die Kernenergie niemals wirklich geeignet war, kostengünstig ihren Beitrag zu liefern, sieht man klar daran, dass heute, wo nur ein paar Risiken mehr in den Atomstrom eingepreist werden, dieser bei den Gestehungskosten bei neuen AKWs bei mehr als 16 Cent je kWh liegt - was völlig unwirtschaftlich ist. Dass man die entsprechenden Kosten früher nicht eingerechnet hat, zahlt die Gesellschaft nun halt später über Steuern. So haben sich beispielsweise die Abrisskosten des AKW Greifswald schon mehr als verdoppelt - und absehbar werden sie sich locker verzehnfachen. Die Abrisskosten aller AKWs werden somit Volkswirtschaftlich eine Herausforderung! Das kostet Gelder, die wir dringend gut gebrauchen könnten, um die Energiewende zu schaffen - Gelder, die CDU, SPD und Liberale klar verantworten, weil sie notwendige Reformen über Jahrzehnte verhindert haben.

Die Kernenergie ist heute definitiv keine Lösung gegen den Klimawandel - schon gar nicht für Deutschland. Wer nun beklagt, dass der notwendige schnelle Ausstieg aus der Kohle in den verbleibenden Restjahren teuer wird - der sollte die Rechnung CDU, FDP und SPD präsentieren - denn die haben über viele Jahre den schon längst erkennbaren notwendigen Umstieg hinausgezögert und verschleppt. Zuletzt hat es dann auch dem BVerfG gereicht, und es hat festgestellt, dass man die Zukunft für unsere Kinder und Enkel nicht dadurch beschränken darf, dass man denen Lasten überlässt, für die klar erkennbar heute die Politiker Verantwortung übernehmen müssen.

Ich bin gespannt, wie das BVerfG zukünftig urteilt, wenn es dann mal darum geht, die immer kleingeredeten Folgekosten in Milliardenhöhe für den AKW-Betrieb zu finanzieren......AKWs waren nie ein Beitrag zum Klimaschutz.
Tatsächlich reicht es auch für unseren Planeten nicht, nur auf das Klima zu schauen - es ist notwendig, dass wir die gesamte Umwelt im Blick behalten, denn eine lebenswerte Umwelt ist ziemlich endlich und eine begrenzte Ressource, die auch noch unsere Kinder haben wollen. Bei der Kernenergie wissen wir heute schon, dass wir die Folgekosten nicht nur unseren Kindern und Enkeln, sondern auch noch deren Enkeln und deren Enkeln überlassen.....mit allen Risiken......man kann da wegschauen, wie es CDU, SPD und FDP gerne machen - oder auch mal Verantwortung übernehmen.

Von der Politik wünsche ich mir, dass sie auch mal längerfristig Verantwortung übernimmt! Mit CDU, SPD und FDP geht das aber faktisch nicht.
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Tom Bombadil
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Yep, im Ausland (inkl. IPCC und Greta) sind sie natürlich alle doof, dass die jetzt noch auf Kernenergie setzen und neue KKW bauen. :rolleyes:
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Sep 2021, 12:06)

Yep, im Ausland (inkl. IPCC und Greta) sind sie natürlich alle doof, dass die jetzt noch auf Kernenergie setzen und neue KKW bauen. :rolleyes:
Die sind nicht doof, aber es wird global nur einen kleinen Beitrag liefern und ist für viele Entwicklungsländer keine realistische Alternative.
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Tom Bombadil
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Warten wir es mal ab. Demnächst finanziert Rotchina in der 3. Welt halt KKW anstelle von Kohlekraftwerken und macht die Staaten so abhängig.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Atue001 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Sep 2021, 12:33)

Warten wir es mal ab. Demnächst finanziert Rotchina in der 3. Welt halt KKW anstelle von Kohlekraftwerken und macht die Staaten so abhängig.
Das halte ich durchaus für wahrscheinlich - dabei geht es dann halt nicht um die beste Politik für den Planeten und fürs Klima, sondern da spielen auch andere politische Interessen Chinas eine starke Rolle.
Es wäre halt wichtig, dass beispielsweise die EU einen Kontrapunkt in Afrika setzt, also dort beispielsweise Photovoltaikkraftwerke aufbaut, mit anschließender Erzeugung von grünem Wasserstoff. Das KÖNNTE für einige Staaten in Afrika eine bessere Alternative sein, als auf chinesische AKWs zu setzen. Aber - Politik ist nicht einfach. Und die Interessenlage alles andere als trivial.
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Tom Bombadil
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Deutschland versucht das mit Namibia: https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pre ... stoff.html

Aber das ist ein anderes Thema.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Sep 2021, 12:33)

Warten wir es mal ab. Demnächst finanziert Rotchina in der 3. Welt halt KKW anstelle von Kohlekraftwerken und macht die Staaten so abhängig.
Warten wir mal ab kenne ich schon seit 2009 aus Politik.de. :) Für die Kernenergie hat sich nicht wirklich viel getan, man kann schon froh sein, wenn in den kommenden 10 Jahren mehr neue KKW ans Netz gehen als alte vom Netz genommen werden.
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Tom Bombadil
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Warten wir es ab :cool:
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(13 Sep 2021, 08:50)

Warten wir es ab :cool:
Um in 10 Jahren wieder sagen zu können, warten wir es ab. :thumbup:
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NicMan
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von NicMan »

Deutschland steigt aus der Atomkraft aus, international ist die Technologie hingegen zunehmend gefragt. Viele Staaten wollen damit ihren CO2-Ausstoß reduzieren. Die Bedeutung der Atomenergie könnte in den nächsten Jahrzehnten dramatisch wachsen. Das geht aus einer Untersuchung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hervor. Die IAEA revidierte ihre Prognose zum weltweiten Ausbau der Atomenergie zum ersten Mal seit zehn Jahren nach oben. Um im Kampf gegen den Klimawandel fossile Brennstoffe zu vermeiden, erwägen demnach nun viele Länder den Einsatz von Atomkraft.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/at ... 0-101.html

Schaut man sich die dazugehörige Karte im Artikel an, so erkannt man, dass vor allen Dingen die VR China, Russland und Indien einen starken Ausbau von Kernenergie vorantreiben. Aber auch die EU-Staaten Ungarn, Tschechien, Rumänien und Bulgarien bauen einige Anlagen. Im Artikel wird explizit die Streitfrage dieses Threads angesprochen, nämlich, ob diese Renaissance von Kernenergie nicht eine Hilfe im Kampf gegen CO2-Emissionen darstellt. Schwierig scheint es in jedem Fall, gleichzeitig aus Kohle und Kernenergie auszusteigen. Wer hatte nun Recht? Die Aussteiger oder die Weiterführer und Ausbauer der Kernenergie?
"In God we trust, all others bring data." –William Edwards Deming (1900-1993)
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Sören74 »

NicMan hat geschrieben:(19 Sep 2021, 09:58)

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/at ... 0-101.html

Schaut man sich die dazugehörige Karte im Artikel an, so erkannt man, dass vor allen Dingen die VR China, Russland und Indien einen starken Ausbau von Kernenergie vorantreiben. Aber auch die EU-Staaten Ungarn, Tschechien, Rumänien und Bulgarien bauen einige Anlagen. Im Artikel wird explizit die Streitfrage dieses Threads angesprochen, nämlich, ob diese Renaissance von Kernenergie nicht eine Hilfe im Kampf gegen CO2-Emissionen darstellt. Schwierig scheint es in jedem Fall, gleichzeitig aus Kohle und Kernenergie auszusteigen. Wer hatte nun Recht? Die Aussteiger oder die Weiterführer und Ausbauer der Kernenergie?
Das ist leider der Qualitätsmangel solcher Artikel auch bei der Tagesschau, dass mit "bauen" erstmal nur Planung und Bereitstellung der Finanzen gemeint ist. Real gebaut wird nur in 2 EU-Staaten, Frankreich und Finnland. Und das schon unverändert seit Jahren. Das dramatische (welch ein Wort in dem Zusammenhang) Anwachsen der Bedeutung der Atomenergie steht einer recht defizitären Bautätigkeit in vielen Ländern gegenüber. Das Ganze erinnert mich an die Diskussionen über den Baumarkt und Wohnungen. Alle reden davon, wir brauchen mehr Wohnungen, aber real wird immer weniger gebaut. Der Unterschied ist noch, durch Renovierungen kann man auch 50 jährigen Immobilien wirtschaftlich weiter nutzen. Bei Kernreaktoren ist das nicht wirklich der Fall.

Nun kann man sich darüber streiten, ob es nicht besser gewesen wäre, zuerst aus den Kohlekraftwerken auszusteigen und dann aus der Kernkraft. Allerdings habe ich auch nicht wahrgenommen, dass damals Schwarz-Gelb bei der Laufzeitverlängerung (vor Fukushima) Pläne hatte, stattdessen früher aus der Kohlverstromung zu steigen. :|
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Troh.Klaus »

Atue001 hat geschrieben:(11 Sep 2021, 23:55)
Bezogen auf die Kohlepolitik war und ist viel entscheidender, dass [Moderation: bitte sachlich bleiben] viel zu lange an veralteten Techniken festgehalten haben, und damit die Restlaufzeiten für den CO2-Ausstoß immer weiter zusammengestaucht haben. WEIL diese Verweigerungspolitik[Moderation: bitte sachlich bleiben] betrieben wurde, haben wir nun das Problem, dass wir binnen weniger Jahre aus der Kohle aussteigen müssen.
So ist es. Armin [Moderation: bitte sachlich bleiben] hält jetzt schon seit vier Jahre eisern an den veralteten Techniken fest, während Hannelore [Moderation: bitte sachlich bleiben] solche Techniken sieben Jahre lang erfolgreich abgewickelt hat.
Wir müssen im Übrigen nicht binnen weniger Jahre aus der Kohle aussteigen. Wir sehen ja, dass alle anderen relevanten CO2-Emittenten mit Siebenmeilenstiefeln in Richtung Klimaneutralität rasen. Da ist es nicht so dramatisch, wenn Deutschland etwas nachhinkt, zumal wir mit diesem Tempo sowieso nicht mithalten können.
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H2O
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von H2O »

Wir sehen ja, dass alle anderen relevanten CO2-Emittenten mit Siebenmeilenstiefeln in Richtung Klimaneutralität rasen.
Fast gewinne ich den Eindruck, daß wir Deutschen ganz unbedingt mehr CO2 freisetzen müssen, damit die UNO im Plan des CO2-Abbaus gehalten wird. Wer hätte das gedacht! :cool:
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Tom Bombadil
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Es mussten einige Beiträge bearbeitet werden. Bitte sachlich bleiben, sonst wandern solche Beiträge in Zukunft in die Ablage.
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Tom Bombadil
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Sichere, günstige Kernenergie soll ein Thoriumreaktor aus China liefern. Das Besondere: Er benötigt weder Wasser, um Atombrennstäbe zu kühlen, noch Uran. Ein erster Probelauf steht diesen Monat an. Ist er erfolgreich, könnte schon 2030 die Serienproduktion beginnen.
https://www.spektrum.de/news/energiewen ... 1631722708

Falls es funktioniert, wird das sicherlich ein Exportschlager, bei dem Rotchina dann auch am Verkauf de Brennstoffes verdient.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(20 Sep 2021, 12:10)

Sichere, günstige Kernenergie soll ein Thoriumreaktor aus China liefern. Das Besondere: Er benötigt weder Wasser, um Atombrennstäbe zu kühlen, noch Uran. Ein erster Probelauf steht diesen Monat an. Ist er erfolgreich, könnte schon 2030 die Serienproduktion beginnen.
https://www.spektrum.de/news/energiewen ... 1631722708

Falls es funktioniert, wird das sicherlich ein Exportschlager, bei dem Rotchina dann auch am Verkauf de Brennstoffes verdient.
Aber wie so häufig sind es die klassischen Rohstoffgiganten, die auch über mehr Thorium-Reserven verfügen als das flächenmäßig nun wirklich nicht kleine China. Indien, Australien, Brasilien. China verfügt über nur wenig mehr Thorium-Ressourcen als das im Vergleich dazu winzige Norwegen. Auch hier zeichnet sich eine Konkurrenz China/Indien/Australien ab. Ich glaube, und ich beziehe mich persönlich da mit ein, wir haben so richtig noch gar nicht mitbekommen, welches Konfliktpotenzial da in dieser Region entsteht oder schon entstanden ist.

Bei dem ganzen Hype um Thorium: Uran wird da zwar nicht benötigt. Aber hergestellt. Die Nutzung von Thorium erfolgt grundsätzlich über die Ausbrütung von Uran 233, das, anders als das herkömmliche spaltbare Uran 235, natürlicherweise nicht vorkommt. Die dahinterliegenden Prozesse sind nicht gerade einfach zu verstehen. Aber sofort drängt sich die Frage auf, ob da nicht vielleicht der Teufel mit dem Beelzebub vertrieben werden soll.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(20 Sep 2021, 12:10)

Sichere, günstige Kernenergie soll ein Thoriumreaktor aus China liefern. Das Besondere: Er benötigt weder Wasser, um Atombrennstäbe zu kühlen, noch Uran. Ein erster Probelauf steht diesen Monat an. Ist er erfolgreich, könnte schon 2030 die Serienproduktion beginnen.
https://www.spektrum.de/news/energiewen ... 1631722708

Falls es funktioniert, wird das sicherlich ein Exportschlager, bei dem Rotchina dann auch am Verkauf de Brennstoffes verdient.
Ja, ein ganz harmloses Ding, dieser "neue" Reaktortyp:
Uran-Erzeugung über eine Abkürzung
Auf diesen Zusammenhang gründet sich die vermeintliche Harmlosigkeit von Thorium. Zu denken gibt uns allerdings etwas ganz anderes: Schon eine kleine Nukleareinrichtung genügt, um aus Thorium über Umwege spaltbares Uran-233 herzustellen, das kaum mit dem gammastrahlenden Uran-232 verunreinigt ist. Dadurch könnte auch Thorium – genauer gesagt das als Zwischenschritt entstehende Protactinium-233 – zu einer Gefahr für die weltweite Sicherheit werden. Den Königsweg in eine sorgenfreie Atomenergie der Zukunft bietet das Thorium daher kaum.
https://www.spektrum.de/kolumne/die-ver ... ms/1173175
Schon Thorium selbst ist keinesfalls so harmlos, wie gerne dargestellt. Beim Einsatz in der Schweißtechnik (thorierte WIG-Elektroden) muss sowohl beim Lagern als auch in der Anwendung die Strahlenschutzverordung angewandt werden:
https://www.bghm.de/fileadmin/user_uplo ... 09-049.pdf
https://www.svsxass.ch/UserFiles/File/p ... troden.pdf
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Perkeo »

Vongole hat geschrieben:(20 Sep 2021, 16:10)

Ja, ein ganz harmloses Ding, dieser "neue" Reaktortyp:

Schon Thorium selbst ist keinesfalls so harmlos, wie gerne dargestellt. Beim Einsatz in der Schweißtechnik (thorierte WIG-Elektroden) muss sowohl beim Lagern als auch in der Anwendung die Strahlenschutzverordung angewandt werden:
https://www.bghm.de/fileadmin/user_uplo ... 09-049.pdf
https://www.svsxass.ch/UserFiles/File/p ... troden.pdf
Und? Für Schweißgerät als solches gibt es doch auch diverse Sicherheitsvorschriften - deren Einhaltung vermutlich bedeutend wichiger ist als die der Strahlenschutzverordnung beim Thorium. Warum tun alle Kernkraftgegner so als wäre die Alternative den Strom einfach aus der Steckdose zu nehmen???

Die relevante Frage ist, ob man wie geplant 2022 aus der Kernenergie, 2038 aus der Kohle und erst 2045 allen fossilen Energieträgern aussteigen soll - oder ob die umgekehrte Reihenfolge nicht doch irgendwie besser gewesen wäre. Kennst du EINE EINZIGE Studie, die die Toten pro Gigawattstunde der Kernenergie und der Kohlekraft berechnet und bei der Kohle auf eine kleinere Zahl kommt?

Großbritannien und Frankreich machen es vor: Mit besseren Prioritäten als Deutschland lässt sich MASSIV CO2 einsparen. Der Verzicht auf den Atomausstieg ist nur eine Teil davon, aber kein unwichtiger.
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Kamikaze
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Kamikaze »

Perkeo hat geschrieben:(24 Sep 2021, 20:11)
Großbritannien und Frankreich machen es vor: Mit [diesen] Prioritäten als Deutschland lässt sich MASSIV CO2 einsparen.
Das ist korrekt.
Allerdings müssen auch beide Länder ihre Strompreise künstlich auf ein erträgliches Maß begrenzen, und zwar aus Steuergeldern. ;)
Atomkraft ist auf Dauer für die Allgemeinheit SEHR teuer.

Dazu kommt, dass Frankreich einer der größten Stromimporteure der EU ist, da die Reaktoren sehr häufig weder regelungstechnisch noch kapazitätsmäßig den französischen Stromhunger gestemmt bekommen. :)
Den meisten "Ausgleichsstrom" liefert Deutschland.
Bei der Wahl der Vorbilder ist also Vorsicht angesagt.
Energiewende: https://graslutscher.de/how-to-energiew ... herkommen/
PV-Forum: https://www.photovoltaikforum.com/

ignoriert: Realist2014, JJazzgold, Dieter W.
FrankP

Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von FrankP »

Kamikaze hat geschrieben:(26 Sep 2021, 08:00)

Dazu kommt, dass Frankreich einer der größten Stromimporteure der EU ist, da die Reaktoren sehr häufig weder regelungstechnisch noch kapazitätsmäßig den französischen Stromhunger gestemmt bekommen. :)
...was vermutlich der Grund dafür ist, dass Frankreich bis zu sechs neue Standorte für Atomkraftwerke prüft... :D

Nein - die Franzosen "folgen unserem guten Beispiel" heute genauso wenig, wie es der Rest der Welt morgen bei einem deutschen Alleingang zur globalen Klimarettung tun wird.
FrankP

Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von FrankP »

FrankP hat geschrieben:(26 Sep 2021, 09:18)

...was vermutlich der Grund dafür ist, dass Frankreich bis zu sechs neue Standorte für Atomkraftwerke prüft... :D

Nein - die Franzosen "folgen unserem guten Beispiel" heute genauso wenig, wie es der Rest der Welt morgen bei einem deutschen Alleingang zur globalen Klimarettung tun wird.
Fun fact am Rande: 2020 importierte Deutschland über 14 Mrd. Kilowattstunden AUS Frankreich. Das Land stand damit mit Abstand auf Platz 1 der Zulieferer ins deutsche Netz...
Sören74

Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Sören74 »

FrankP hat geschrieben:(26 Sep 2021, 09:18)

...was vermutlich der Grund dafür ist, dass Frankreich bis zu sechs neue Standorte für Atomkraftwerke prüft... :D
Ich finde das wirklich interessant, dass man allein schon die Prüfung von Standorten als Beleg hinstellt, dass es mit der Kernenergie weiter aufwärts geht und als Erfolg verkauft. :)
Sören74

Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Sören74 »

FrankP hat geschrieben:(26 Sep 2021, 09:30)

Fun fact am Rande: 2020 importierte Deutschland über 14 Mrd. Kilowattstunden AUS Frankreich. Das Land stand damit mit Abstand auf Platz 1 der Zulieferer ins deutsche Netz...
Frankreich ist auch mit Abstand der größte Nachbar.
Ebiker
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Ebiker »

Kamikaze hat geschrieben:(26 Sep 2021, 08:00)

Das ist korrekt.
Allerdings müssen auch beide Länder ihre Strompreise künstlich auf ein erträgliches Maß begrenzen, und zwar aus Steuergeldern. ;)
Atomkraft ist auf Dauer für die Allgemeinheit SEHR teuer.
Erneuerbare auch, hierzulande haben wir mit die höchsten Strompreise in Europa . Der Verbraucher als Melkkuh.

Und der allgemeine Verbraucher = Arbeitnehmer zahlt in F noch weniger Steuern, hat mehr Netto als in D. wenn ich mehr Lohn bekomme und noch deutlich weniger für Energie zahle , wie kann das teurer sein ?

https://www.eurorekruter.com/vergleich- ... frankreich
Folgen sie den Anweisungen
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Atue001 »

Erneuerbare Energien sind nicht teuer. Klassische Energiequellen sind nicht billig. WIE teuer der Strom jeweils ist, das ist vor allem eine Folge der jeweiligen Wirtschafts- und Steuerpolitik der einzelnen Länder.

Dass der Strompreis in Deutschland hoch ist, liegt vor allem daran, dass der Gesetzgeber hohe Steuern darauf erhebt, aber auch daran, dass sich der Gesetzgeber entschieden hat, dass die wirtschaftliche Transformation der Volkswirtschaft in Richtung erneuerbarer Energien beim Strom bisher über den Strompreis vom Verbraucher finanzieren zu lassen.

Es gäbe auch Alternativen - so wäre denkbar gewesen, die Transformation abgekoppelt vom Stromverbrauch und vom Strompreis vom Steuerzahler zu erheben - oder auch, konsequent die benötigten Gelder über Kredite vom Kapitalmarkt zu finanzieren und damit die Kosten in Richtung der Zukunft weiterzugeben.

Unterm Strich wäre die Gesamtbelastung für die Steuerzahler wohl nicht niedriger - aber der Strompreis selbst wäre niedriger. Die Belastung wäre dann eventuell bei der Einkommensteuer oder auch über andere Wege dargestellt worden.

Schaut man rein auf die Stromkosten und auf deren Zusammensetzung so erkennt man, dass regenerative Energien inzwischen absolut wettbewerbsfähig sind - auch mit Atomstrom. Allerdings sind die reinen Produktionskosten nur bedingt von Interesse - denn bei regenerativen Energien wie Strom aus Windkraft oder aus der Photovoltaik ist von Interesse, wie man sicherstellt, dass es immer Strom gibt. Die Gesamtkosten für ein System was dies gewährleistet, sind höher als die reinen Stromkosten die Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen brauchen. Aber auch bei Atomstrom gibt es systemische verdeckte Mehrkosten, die typischerweise nicht im Strompreis abgebildet sind. So ist die Entsorgungsfrage bisher noch immer ungelöst - und es ist klar absehbar, dass diese Entsorgungskosten nicht über den Strompreis, sondern über Steuergelder zu einem großen Teil finanziert werden.

Wie teuer also der Strom tatsächlich beim Verbraucher ist, das ist vor allem auch eine politische Entscheidung. Berücksichtigt man die Gesamtkosten, so gilt derzeit, dass regenerative Energien relativ günstig sind - während klassische Energien eher teuer sind, weil sie enorme Folgekosten mit verursachen, die bisher in den Preisen nicht oder allenfalls in geringen Teilbeträgen berücksichtigt sind. Zu diesen Kosten zählen auch die Klimakosten!

Ob es irgendwann Techniken gibt, die Atomstrom unter solchen Gesamtbetrachtungen wirklich konkurrenzfähig zu regenerativen Energien machen, ist derzeit schwer vorherzusagen. Es gibt Entwicklungen die versprechen, dass man kostengünstige Lösungen für das Müllproblem finden könnte. Es gibt andere Entwicklungen, die versprechen, dass man neue kleine günstige Reaktortypen bauen kann, die wesentlich unproblematischer sind als bisherige Kraftwerkstypen. Und es gibt noch immer die Hoffnung auf die Kernfusion. Nur - all diesen technischen Hoffnungen fehlt derzeit eine klare zeitliche und finanzielle Perspektive.

Die regenerativen Energien sind dem gegenüber sehr real - und die noch fehlenden Techniken im Bereich der Energiespeicherung entwickeln sich mit enormer Geschwindigkeit weiter. DERZEIT sieht es so aus, als würden die regenerativen Energien gegenüber der Kernenergie das Rennen gewinnen - langfristig ist das Rennen aber noch offen.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Corella »

Sören74 hat geschrieben:(26 Sep 2021, 12:15)

Ich finde das wirklich interessant, dass man allein schon die Prüfung von Standorten als Beleg hinstellt, dass es mit der Kernenergie weiter aufwärts geht und als Erfolg verkauft. :)
Zustimmung.
Von den proklamierten Techniken und den kleinen, Möchtegernblöcken ist m.W. nirgens ein Prototyp präsentiert! Entsprechend dürfen wir Kostenkalkulationen sehr skeptisch entgegen sehen. Was Macron da tätigt, erscheint mir "heiße Luft", die kaum weiter reicht, als seine Sprechblase und ihre Verstärkung in Billigmedien, Vertretern des Weiter so oder Lobbyblättern.
Riesiger Schaden entsteht an der Stelle, wo stabile Investitionsumfelder für Transformation benötigt wird.
Alles großer Mist.
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Genug Thorium für alle

Beitrag von Daddeldu »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Sep 2021, 14:58)

Aber wie so häufig sind es die klassischen Rohstoffgiganten, die auch über mehr Thorium-Reserven verfügen als das flächenmäßig nun wirklich nicht kleine China. Indien, Australien, Brasilien. China verfügt über nur wenig mehr Thorium-Ressourcen als das im Vergleich dazu winzige Norwegen. Auch hier zeichnet sich eine Konkurrenz China/Indien/Australien ab. Ich glaube, und ich beziehe mich persönlich da mit ein, wir haben so richtig noch gar nicht mitbekommen, welches Konfliktpotenzial da in dieser Region entsteht oder schon entstanden ist.
Das würde tatsächlich nicht die geringste Rolle spielen. Schon beim Uran für die Leichtwasserreaktoren ist es nicht wirklich ein Problem, obwohl man da angereichertes Uran braucht. Aus 8 t Natururan werden erst mal 7 t abgereichertes und eine Tonne angereichertes Uran gemacht. Davon kommen 90 % wieder unverändert aus dem Reaktor. Von dem geschürften Natururan wird ca. 1 % gespalten.

Das Thorium ist 3x häufiger vorhanden. Man steckt es unverändert in den Reaktor, es wird zu Uran-233 transmutiert. Dieses kann zu 100 % gespalten werden. Eine Tonne Thorium ersetzt damit 100 t Natururan.

Es gibt auch kaum andere Anwendungen von Thorium. Man kann schlicht keinen Thorium-Boykott gegen ein Land verhängen, weil es überall genug davon in der Erde gibt. Es kommt sogar schon genug davon mit hoch, wenn man nach anderen Mineralien gräbt.

So zum Beispiel in der Bayan Obo Mine in China, in der Eisen und Seltene Erden geschürft werden. Dort gibt es einen riesigen Abraum-See voller giftiger Chemikalien. Und Thorium.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Daddeldu »

Tom Bombadil hat geschrieben:(20 Sep 2021, 12:10)
Falls es funktioniert, wird das sicherlich ein Exportschlager, bei dem Rotchina dann auch am Verkauf des Brennstoffes verdient.
Ja, aber nicht viel. Der Brennstoff ist ein chemisches Gemisch, dass wohl nicht allzu schwer nachzumachen ist.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von schokoschendrezki »

Daddeldu hat geschrieben:(22 Oct 2021, 23:18)

Das würde tatsächlich nicht die geringste Rolle spielen. Schon beim Uran für die Leichtwasserreaktoren ist es nicht wirklich ein Problem, obwohl man da angereichertes Uran braucht. Aus 8 t Natururan werden erst mal 7 t abgereichertes und eine Tonne angereichertes Uran gemacht. Davon kommen 90 % wieder unverändert aus dem Reaktor. Von dem geschürften Natururan wird ca. 1 % gespalten.

Das Thorium ist 3x häufiger vorhanden. Man steckt es unverändert in den Reaktor, es wird zu Uran-233 transmutiert. Dieses kann zu 100 % gespalten werden. Eine Tonne Thorium ersetzt damit 100 t Natururan.

Es gibt auch kaum andere Anwendungen von Thorium. Man kann schlicht keinen Thorium-Boykott gegen ein Land verhängen, weil es überall genug davon in der Erde gibt. Es kommt sogar schon genug davon mit hoch, wenn man nach anderen Mineralien gräbt.

So zum Beispiel in der Bayan Obo Mine in China, in der Eisen und Seltene Erden geschürft werden. Dort gibt es einen riesigen Abraum-See voller giftiger Chemikalien. Und Thorium.
Das ist natürlich ein interessanter Aspekt. Besten Dank für die Information.

Es ist allerdings so, dass die Energiepolitik vieler Staaten gar nicht oder jedenfalls nicht vorrangig von Vernunft- und Rationalitätsargumenten geleitet wird.

Nur als Beispiel (wenn auch ein wenig off topic, sorry): In Georgien gibt es zurzeit ein gigantisches Wasserkraftwerksprojekt im Rioni-Tal. Mit entsprechenden Protesten, die sich vor allem auf die Erbebenunsicherheit in der Region beziehen. Die Begründung der Regierung lautet, dass man sich von Rohstoffimporten aus Russland und Aserbaidshan unabhängig machen wolle. Experten haben berechnet, dass die Kilowattstunde aus diesem Kraftwerk 6,2 Cent kosten wird. Mit steigender Tendenz. Die Kilowattstunde Solarenergie aus dem benachbarten sonnenverwöhnten und gleichzeitig rohstoffreichen Aserbaidshan (also nicht mal fossile Energie) dagegen nur 2,7 cent (https://www.deutschlandfunkkultur.de/um ... _id=504163).

Schaut man sich das ganze genauer an, so geht es der georgischen Regierung eher darum, so etwas wie eine "nationalkulturelle Energieerzeugung" zu etablieren. In dem eigentlich kleinen Georgien gibt es nämlich schon ein Wasserkraftwerk mit der höchsten Staumauer der Welt. (Enguri-Staudamm). Es ist sicherlich eine simple Wahrheit, dass das Thema "Energie" politisiert wird. Mit politischen Zielen, die nix mit der Effizienz und Umweltverträglichkeit der Energieerzeugung zu tun haben, aufgeladen wird. In Frankreich ist Pro Kernergie von Anfang an eine politische Angelegenheit.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Daddeldu »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Oct 2021, 11:25)

Es ist allerdings so, dass die Energiepolitik vieler Staaten gar nicht oder jedenfalls nicht vorrangig von Vernunft- und Rationalitätsargumenten geleitet wird [...] Es ist sicherlich eine simple Wahrheit, dass das Thema "Energie" politisiert wird. Mit politischen Zielen, die nix mit der Effizienz und Umweltverträglichkeit der Energieerzeugung zu tun haben.
Stimme ich absolut zu. Gilt aber auch und besonders für Deutschland.
Nur als Beispiel (wenn auch ein wenig off topic, sorry): In Georgien gibt es zurzeit ein gigantisches Wasserkraftwerksprojekt im Rioni-Tal. Mit entsprechenden Protesten
Die Umweltschutzbewegung ist nur gegen:
  • Kohle
    Kernkraft
    Wasserkraft
    Öl
    Erdgas
    Biogas
    Biomasse
    Windräder
    Stromleitungen
    Pipelines
Solardächer sind in Ordnung, aber bitte keine Minen für die Rohstoffe. Es handelt sich um die Umsetzung des BANANA-Prinzips: Build Absolutely Nothing Anywhere Near Anything
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Der Titel musste in zwei Beiträgen korrigiert werden.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von FrankP »

Falls noch nicht bekannt - hier sind, wie ich finde, zwei interessante aktuelle Quellen.

Zur Lage der Atomenergie in Europa:
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top- ... id=crossde

Und allgemein zur Energieversorgung und zum nationalen Im-/Export in Echtzeit:
https://app.electricitymap.org/map
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von schokoschendrezki »

Daddeldu hat geschrieben:(26 Oct 2021, 21:37)

Stimme ich absolut zu. Gilt aber auch und besonders für Deutschland.



Die Umweltschutzbewegung ist nur gegen:
  • Kohle
    Kernkraft
    Wasserkraft
    Öl
    Erdgas
    Biogas
    Biomasse
    Windräder
    Stromleitungen
    Pipelines
Solardächer sind in Ordnung, aber bitte keine Minen für die Rohstoffe. Es handelt sich um die Umsetzung des BANANA-Prinzips: Build Absolutely Nothing Anywhere Near Anything
:p Ja ...

Nur, wirklich und rein instinktmäßig .. ohne dass ich das irgendwie mit konkreten Zahlen belegen könnte. Die Sonne donnert ohne Ende intensiv und zuverlässig auf Gebiete wie die Sahara oder die arabische Wüste hernieder. Es handelt sich um unfassbare Mengen von ungenutzter Energie. Die noch dazu dafür sorgen, dass Bodenerosion und andere schädliche Effekte zunehmen. Das kann doch nicht sein. Man tüftelt ingenieurmäßig an technischen Lösungen für ein Fusionskraftwerk. Und wird vermutlich nie oder jedenfalls nicht vor einem Klimakollaps zu einer Lösung kommen. Eine wesentlich größere Erfolgschance hätte das Tüfteln an einer politischen Lösung der Konflikte in Nordafrika und im Nahen Osten. Die am Ende zu einer großflächigen Nutzung dieser Regionen zur Energiegewinnung führen würden. Zusammen mit Wasserstoff-Technologie zur Speicherung und Weiterleitung.,

Mal ganz davon abgesehen, was die Lösung dieser Konflikte an positiver Wirkung für die Menschen in diesen Regionen bewirken würde. Noch immer gehts der Weltbevölkerung und besonders den Menschen in Mitteleuropa offensichtlich zu gut. Sonst hätten sie das Problem irgendwie schon erfasst. Und ihre Regierungen mehr unter Druck gesetzt.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von schokoschendrezki »

FrankP hat geschrieben:(27 Oct 2021, 09:18)

Falls noch nicht bekannt - hier sind, wie ich finde, zwei interessante aktuelle Quellen.

Zur Lage der Atomenergie in Europa:
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top- ... id=crossde

Und allgemein zur Energieversorgung und zum nationalen Im-/Export in Echtzeit:
https://app.electricitymap.org/map
In den verwiesenen Artikeln ist seltsamerweise nicht die Rede vom neuen belarussischen Atomkraftwerk Ostrovets. Und auch nicht vom Ausbau des ungarischen Kernkraftwerks in Paks. Hinter beiden Projekten steht letztendlich der russische Staatskonzern Rosatom. "Bruderorganisation" von Rosneft. Hinter der ganz maßgeblich unser Ex-Bundeskanzler Gerhard "Putin ist lupenreiner Demokrat" Schröder steht. Das muss man sich immer wieder ins Gedächtnis zurückholen. Für Leute wie Lukaschenka sind solche Kernkraftwerksprojekte zu erheblichen Teilen einfach politische Ablenkungsmanöver, die den Blick auf ihren Sinkflug irgendwoandershin richten wollen. Man betrachte dazu die georgischen Riesenwasserkraftwerkspläne wie auch zum Beispiel das umweltmäßig katastrophale Projekt Istanbul-Kanal von Erdogan. Autokraten brauchen immer Riesenprojekte und Riesenveranstaltungen. Riesenstaumauern, Riesenolympiaden usw. Das muss man doch politisch-analytisch durchschauen können!
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von FrankP »

Ja, ja: "Atomenergie ist die Energie der Autokraten...". Schönes Framing - soviel jedenfalls kann ich "politisch-analytisch" durchaus durchschauen. :D
Hier lieber noch ein tagesaktueller Artikel aus der WELT zum Thema "Atomenergie in der EU":

https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... kraft.html

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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Daddeldu »

Tom Bombadil hat geschrieben:(27 Oct 2021, 08:39)

Der Titel musste in zwei Beiträgen korrigiert werden.
Ups. Ich wusste nicht, dass man die Titel nicht ändern darf. Danke.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Cobra9 »

FrankP hat geschrieben:(27 Oct 2021, 12:34)

Ja, ja: "Atomenergie ist die Energie der Autokraten...". Schönes Framing - soviel jedenfalls kann ich "politisch-analytisch" durchaus durchschauen. :D
Hier lieber noch ein tagesaktueller Artikel aus der WELT zum Thema "Atomenergie in der EU":

https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... kraft.html

Steht mal nicht hinter der Bezahlschranke.

Um die Preise für Strom abzumildern und Zeit für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu gewährleisten ist es eventuell eine Überlegung vorhande Anlagen noch 10 - 12 Jahre zu nutzen.

Steht genug Grüne Energie zur Verfügung kann man ja auch ein AKW dicht machen.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Atue001 »

Cobra9 hat geschrieben:(27 Oct 2021, 16:49)

Um die Preise für Strom abzumildern und Zeit für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu gewährleisten ist es eventuell eine Überlegung vorhande Anlagen noch 10 - 12 Jahre zu nutzen.

Steht genug Grüne Energie zur Verfügung kann man ja auch ein AKW dicht machen.
Am Preis für Energie zu drehen, ist der falsche Weg. Energie ist derzeit teuer - das sollte jeder einzelne auch spüren, damit man das persönliche Verhalten in Richtung eines geringeren Energieverbrauchs auch umstellt.
Richtig ist hingegen, gegebenenfalls den Menschen etwas auf anderem Wege zurück zu geben, damit sie sich auch teurere Energie leisten können. So bleibt der Anreiz erhalten, sich energieeffizient einzurichten - und zwar auch dann, wenn man sich durch die rückzahlungen auf anderem Wege die teure Energie eigentlich leisten kann.


Die Überlegung, die vorhandenen Kernenergieanlagen noch weiter zu nutzen - kann ich verstehen und würde ich nicht per se als schlechte Idee abtun. Allerdings ist meine klare Empfehlung, dies lediglich als letzte Option in Erwägung zu ziehen.
Es gibt ausreichend Vorschläge, wie die Energieumstellung auf Erneuerbare Energien auch jetzt noch zu schaffen ist, ohne dass man auf AKWs zurückgreift. Wenn man zu früh bei den AKWs einknickt (und gleiches gilt im Übrigen auch für Kohlekraftwerke) wird der notwendige und überfällige Umbau der deutschen Energiewirtschaft lediglich weiter verzögert. Tatsächlich sind die Haupthindernisse für die Energiewende vor allem in langen Entscheidungswegen und zu viel Bürokratie zu suchen. DIE müssen angegangen werden - in anderen Ländern gelingt es ja auch, neue regenerative Energiequellen binnen weniger Monate zu genehmigen.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Teeernte »

Atue001 hat geschrieben:(27 Oct 2021, 23:29)

Es gibt ausreichend Vorschläge, wie die Energieumstellung auf Erneuerbare Energien auch jetzt noch zu schaffen ist,.....
Bürokratie bis in die letzte Ecke.....jedes "Balkonkraftwerk" muss 20 Anträge und extra "Abnahme-Elektriker"Stunden haben. ...Handwerker, die es im Moment nicht gibt .
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Atue001 »

Teeernte hat geschrieben:(28 Oct 2021, 00:03)

Bürokratie bis in die letzte Ecke.....jedes "Balkonkraftwerk" muss 20 Anträge und extra "Abnahme-Elektriker"Stunden haben. ...Handwerker, die es im Moment nicht gibt .
Genau solche Dinge meine ich. Bevor zuallererst AKWs verlängert werden, sollten solche bürokratischen Hemmnisse einfach mal abgebaut werden. Wenn am Ende es nicht reicht, kann man immer noch die AKWs verlängern. Verlängern wir sie gleich, ist es garantiert so, dass die Bürokratie nicht angegangen wird.

Bei den meisten minimalistischen Balkonkraftwerken besteht genau null Risiko, wenn man diese einfach zulässt - ohne jeden Antrag. Trotzdem liefern sie einen potentiellen durchaus relevanten Faktor an Möglichkeiten, wie man auf regenerative Energien umsteigen kann.


Es ist erst ein paar Jahrzehnte her, da gab es beim Staat eine ganze Behörde, die sichergestellt hat, dass Telefoniegeräte nur ausreichend getestet für den Verkauf freigegeben wurden. Diese Behörde mit mehreren hundert Mitarbeitern wurde ersatzlos gestrichen nachdem man den Markt privatisiert hatte. Wenn heute ein Telefonapparat nicht tut - dann gebe ich das Gerät dem Händler zurück. Die Folge ist, dass es die große Ausnahme ist, dass ein Gerät in den Verkauf kommt, welches Probleme macht.

Als Verbraucher kann ich nicht sagen, dass mir die ehemalige Behörde fehlt....dass ich was vermisse......
Also - lasst doch die Balkonkraftwerke endlich zu - zumindest in einem Leistungsbereich, der unkritisch ist. Ohne Anträge und ohne Abnahme-Elektriker......

Nicht nur aber auch im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es unsäglich viele konkrete Beispiele, wie Behördenwahnsinn der Tot der Innovation ist.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Teeernte »

Atue001 hat geschrieben:(28 Oct 2021, 00:25)

Also - lasst doch die Balkonkraftwerke endlich zu - zumindest in einem Leistungsbereich, der unkritisch ist. Ohne Anträge und ohne Abnahme-Elektriker......

Nicht nur aber auch im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es unsäglich viele konkrete Beispiele, wie Behördenwahnsinn der Tot der Innovation ist.
Etwas "Regelung" - versteh ich schon - aber die sollte hier im Internet von JEDERMANN eingegeben (Beantragt) werden können.

Beim Zählerwechsel kommt alle NASE lang ein Mann vom EVU - alle 3 Jahre bekomm ich ein neuen Wasserzähler im Garten - mit 3 Kubikmeter Wasser auf dem Zähler.

Für das "Balkonkraftwerk ist ein 2 Wegezähler nötig - aber da kommt das EVU (Energieversorger) dann nicht .... :D

Das muss man PRIVAT organisieren. Zugelassene private Elektriker - die im Moment ARBEIT FEST bis in 3 Jahren haben.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Atue001 »

Teeernte hat geschrieben:(28 Oct 2021, 00:52)

Etwas "Regelung" - versteh ich schon - aber die sollte hier im Internet von JEDERMANN eingegeben (Beantragt) werden können.

Beim Zählerwechsel kommt alle NASE lang ein Mann vom EVU - alle 3 Jahre bekomm ich ein neuen Wasserzähler im Garten - mit 3 Kubikmeter Wasser auf dem Zähler.

Für das "Balkonkraftwerk ist ein 2 Wegezähler nötig - aber da kommt das EVU (Energieversorger) dann nicht .... :D

Das muss man PRIVAT organisieren. Zugelassene private Elektriker - die im Moment ARBEIT FEST bis in 3 Jahren haben.
Genau darum geht es - weg mit der Überbürokratisierung hin zu dem, was WIRKLICH notwendig ist. Und das, was notwendig ist, sollte für jeden so einfach als auch nur irgendwie möglich gemacht werden.
Ob das Privat oder Staatlich so organisiert wird, ist mir prinzipiell erst mal ziemlich egal. Entscheidend ist für mich, dass es tut.
Prinzipiell neigt der Staat aber dazu, eher zu viel Bürokratie zu fordern, als zu wenig.
Umgekehrt neigen rein privatwirtschaftliche Ansätze dazu, dass sie regelmäßig bestimmte Interessen bedienen - also insbesondere die, die wirtschaftlich im Sinne des jeweiligen Geschäftsmodells besonders attraktiv sind. Das KANN gut sein - muss es aber nicht.

Unterm Strich ist für mich entscheidend, was am Ende rauskommt. Ob das besser der Staat, oder besser die Wirtschaft organisiert - würde ich am Ergebnis messen wollen.

In diesem Sinne hängt mein Herz auch nicht daran, ob wir das letzte AKW 2030, 2031 oder 2029 abschalten....und selbst 2040 wäre für mich in Anbetracht der Klimakrise kein K.o.-Kriterium.
Entscheidend ist, dass es valide erscheint, dass eine solche Maßnahme tatsächlich die Beste sein könnte......
Derzeit glaube ich eher, dass die Fokussierung auf die Kernenergie ein Irrweg ist - und ich würde mich lieber gerne stark auf den Ausbau der Windkraft und der Photovoltaik konzentrieren. Wenn es aber nachvollziehbare gute Argumente gibt, die das differenziert sehen - dafür bin ich ziemlich offen.

Unterm Strich scheitern die Transformation der Weltwirtschaft in Richtung regenerativer Energien nicht daran, dass in Deutschland und dort vielleicht noch in einem bestimmten Gewerk was getan oder auch nicht getan wird.....man muss die Themen immer im Gesamtzusammenhang sehen.

Für Deutschland kann ich da nicht erkennen, das AKWs realtisicht einen wesentlichen Beitrag zur Klimathematik auf absehbare Zeit gut finanzierbar leisten können.
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Cobra9 »

Atue001 hat geschrieben:(27 Oct 2021, 23:29)

Am Preis für Energie zu drehen, ist der falsche Weg. Energie ist derzeit teuer - das sollte jeder einzelne auch spüren, damit man das persönliche Verhalten in Richtung eines geringeren Energieverbrauchs auch umstellt.
Richtig ist hingegen, gegebenenfalls den Menschen etwas auf anderem Wege zurück zu geben, damit sie sich auch teurere Energie leisten können. So bleibt der Anreiz erhalten, sich energieeffizient einzurichten - und zwar auch dann, wenn man sich durch die rückzahlungen auf anderem Wege die teure Energie eigentlich leisten kann.


Die Überlegung, die vorhandenen Kernenergieanlagen noch weiter zu nutzen - kann ich verstehen und würde ich nicht per se als schlechte Idee abtun. Allerdings ist meine klare Empfehlung, dies lediglich als letzte Option in Erwägung zu ziehen.
Es gibt ausreichend Vorschläge, wie die Energieumstellung auf Erneuerbare Energien auch jetzt noch zu schaffen ist, ohne dass man auf AKWs zurückgreift. Wenn man zu früh bei den AKWs einknickt (und gleiches gilt im Übrigen auch für Kohlekraftwerke) wird der notwendige und überfällige Umbau der deutschen Energiewirtschaft lediglich weiter verzögert. Tatsächlich sind die Haupthindernisse für die Energiewende vor allem in langen Entscheidungswegen und zu viel Bürokratie zu suchen. DIE müssen angegangen werden - in anderen Ländern gelingt es ja auch, neue regenerative Energiequellen binnen weniger Monate zu genehmigen.

Ähm Ich weiß was man machen muss und kann. Mein Haus ist autark dank hybrid Heizung, Solarthermie und Pv ect.

Das Problem ist aber große Blöcke baust du so nicht einfach um. Und wir brauchen Zeit sowie Stabilität beim Preis etwas
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Tom Bombadil »

Atue001 hat geschrieben:(28 Oct 2021, 00:25)

...sollten solche bürokratischen Hemmnisse einfach mal abgebaut werden.
In Deutschland? Ich glaube nicht, dass wir das noch erleben. Beispiel: die Hilfsanträge für die Flutopfer sollten sehr einfach sein und schnell bearbeitet werden. Und hier die Realität: https://www.tagesschau.de/regional/nord ... e-101.html
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Re: Kernenergie - eine Lösung gegen den Klimawandel?

Beitrag von Atue001 »

Cobra9 hat geschrieben:(28 Oct 2021, 07:13)

Ähm Ich weiß was man machen muss und kann. Mein Haus ist autark dank hybrid Heizung, Solarthermie und Pv ect.

Das Problem ist aber große Blöcke baust du so nicht einfach um. Und wir brauchen Zeit sowie Stabilität beim Preis etwas
Das Problem sehe ich durchaus - und ich will auch nicht die betroffenen Menschen mit ihren Problemen alleine lassen. Ich weise aber darauf hin, dass der Energiepreis teuer sein muss, damit sich was beginnt zu bewegen. Wenn du den notwendigen sozialen Ausgleich darüber organisierst, dass du den Energiepreis wieder günstig machst - welche Motivation sollte dann der Energienutzer haben, etwas zu verändern?

Beispiel Auto:
Wenn du den steigenden Spritpreis entlastest, indem du auf Teile der Steuern und Abgaben auf Benzin verzichtest, ist der Benzinpreis wieder niedrig, und niemand hat eine Motivation sich ein günstigeres Fahrzeug anzuschaffen oder einen Fahrzeugwechsel zu machen.
Wenn du statt dessen aber lediglich jedem Autofahrer die Pendlerpauschale deutlich erhöhst, und vielleicht noch eine Spritkostenpauschale von beispielsweise 100€ im Jahr je Fahrzeug gibst, kannst du zumindest einen Teil der Mehrbelastung über den Spritpreis finanziell ausgleichen. Wer dann sein Auto auf ein weniger Spritintensives Modell wechselt, kann sogar finanziell profitieren. Das schafft Anreize zum Energiesparen.

Die Energiewende wird nicht stattfinden, wenn wir solche Anreizsysteme nicht nutzen. Die Energiepreise durch staatliche Maßnahmen direkt zu senken wirkt so gesehen kontraproduktiv.
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