Datteln IV ist der Panzer Maus der EON. 2007 begonnen, Fertigstellung seit 2013 gestoppt, nur durch umfangreiche Rechts"gestaltung" konnte der Anschein eines sauberen Genehmigungsverfahrens hergestellt werden. Seit letztem Jahr haben sie dann den Kessel nochmal neu bauen müssen, weil er nichts getaugt hat. Ein Riesenaufwand. 2020 wäre das Kraftwerk dann vielleicht fertig geworden. Das wäre dann 9 Jahre nach Fahrplan gewesen. Die Kraftwerke, die es mal ersetzen sollte, sind vor Jahren - folgenlos - vom Netz gegangen.
Korrekt ist, dass das Stand heute gar nicht verfügbare Kraftwerk dreckigere Kraftwerke theoretisch ablösen könnte. Praktisch sind dem enge Grenzen gesetzt. Strom hat Transportaufwände. Bei einer Effizienz von nur 45 Prozent in der Produktion (Steinkohle) sollte man auf weite Transporte verzichten. Zudem produzieren viele Kohlekraftwerke auch Heizleistungen, die man nicht mal eben ein paar hundert Kilometer weit herholen kann.
Der wirkliche Grund ist aber: Wir haben zu viele abgeschriebene Grundlastkraftwerke, die für ihre Rest-Lebensdauer Strom rechnerisch billiger bereitstellen können als ein Neubau. Der Strom aus Datteln ist deshalb schwer zu vermarkten. Ähnliche Probleme haben heute die wesentlich sauberer und effizienter produzierenden Gaskraftwerke. Jedoch ist die BILD wieder einmal
unseriös: Die Kommission empfiehlt lediglich, Datteln nicht mehr ans Netz zu nehmen. Genauso gut könnte Uniper Datteln als Verhandlungschip benutzen, etwa im Tausch gegen ältere Kraftwerke mit politischen Problemen oder anstehenden Wartungen. Die Rechnung könnte so gehen: Für die vorzeitige Abschaltung alter Kraftwerke bekommt der Konzern jährlich eine Prämie vom Staat, etwa in Höhe der bisherigen Prämien für die Vorhaltung von Reservekapazitäten. Stattdessen läuft das neue Kraftwerk, dessen Abschreibungen ohnehin anstehen. Dafür verzichtet der Staat auf die Verfolgung weiterer rechtlicher Risiken bei Datteln. Schließlich droht, wenn Klagen gegen das Projekt erfolgreich sind, das entschädigungslose Betriebsverbot für das rund 1,7 MRD teure Kraftwerk.
Von einem verbindlichen Verbot der Inbetriebnahme kann bisher leider keine Rede sein. Uniper hat auch Angst, einen teuren großen Liefervertrag mit der Deutschen Bahn zu verlieren, wenn das Kraftwerk nicht ans Netz geht. Die Uniper-Aktie steht bei wichtigen Börsen-Influencern auf Sell.
Wenn Steinbrück keinerlei Planung hatte für die Kosten des Kohleausstiegs, bei dem es schon seit Ewigkeiten nur noch um das Wann, um die Abfolge und Geschwindigkeit ging, zeigt das die ganze Inkompetenz der SPD und ihre verbrecherische Wurstigkeit. Diese Partei ist ganz offensichtlich mit Problemen geplagt. Schon im Koalitionsvertrag stand: Bis 2030 soll die Hälfte des Kohlestroms weg. Die Kohlekommission hat das nicht weiter konkretisiert, aber auch nicht verschärft. Der Bundesverband der deutschen Industrie hält die Abschaltziele für machbar.
Insgesamt muss jedem klar sein, dass - auch ohne dass es festgeschrieben steht - Neurath und Niederaußem weit vorn in der Liste der Abschaltungen stehen werden.