Alter Stubentiger hat geschrieben:(30 Jan 2019, 16:15)
Es gibt bereits mehrere Ansätze die den Aufwand weiter minimieren. Das ist eine Technologie die sich entwickelt.Die Dynamik darf man nicht unterschätzen.
Das sind alles Sachen, die man mal machen sollte. Bis das wirtschaftlich und in Großserie verfügbar ist, wird es ein Förderprojekt bleiben. Wir fördern heute recht vieles, viele Grundlagenforschung, den EE-Zubau, die Vorhaltung zuschaltbarer Konventioneller, die Gebäudedämmung, die Konkurrenzfähigkeit energieintensiver Großbetriebe, demnächst irgendwelche Abbauten von Kraftwerken. Das ist OK, aber es kostet eben alles. Aktuelle, gut projektierte Wind- und Solarparks erzeugen Strom zu 4-7 cent. Das ist der Kaufpreis der Geräte, Pacht, Versicherung, SIM-Karte für Fernsteuerug, Projektierung, Aufbau, Wartung, Gewinn des Betreibers, Steuern auf den Gewinn, ... ohne Netzanschluß. Die bisher installierte Leistung ist im Durchschnitt wesentlich teurer und hat teilweise noch viele Jahre laufende Verträge. Aber gehen wir mal von 5 cent aus. Der fiktive Aufwand/Kilowattstunde für ein Kernkraftwerk liegt um 1 Cent, die abgeschriebenen Altkraftwerke rechnet man um 2 cent. Für Spitzenlast wird im Day-Ahead zwischen 3 und 6 cent gezahlt, am Terminmarkt deutlich weniger. Das sind im Vergleich zu den letzten Jahren schon hohe Preise. In diesem Preisumfeld kann der meiste EE-Strom, der heute erzeugt wird, nicht mithalten. Einige neuere Anlagen aus den Ausschreibungen 2017 können in so einem Umfeld erhebliche Teile ihres Stroms ungefördert absetzen, also den Marktpreis statt des garantierten Abnahmepreises erzielen und dabei dem Betreiber Zusatzgewinne bescheren, dem Verbraucher die EEG-Umlage minimieren.
Grüne Spitzenlast zum Sofortverbrauch, falls zur Hand. Dafür darf das Gaskraftwerk ein paar Stunden schlafen. Alles super. Das rechnet sich gerade so. Wenn wir mal eben vergessen, dass in der Zeit, bis wir - in guten Monaten - ungefähr dahin kamen, Babys erwachsen wurden. Aber tun wir mal so als wäre alle EE so rentierlich. Jetzt wollen wir den nicht sofort nutzbaren Strom am Markt umsetzen. Du willst unbedingt Bio-Erdgas. Du musst bezahlen:
- 30-40 Prozent energetischer Verlust bis zum Methan.
Das ist nur verkraftbar, wenn du gegen eine Nullalternative rechnest.
- Geräte zur Wasserstoffproduktion
- Geräte zur Methanisierung des Wasserstoffs.
- Versorgung mit Grundstoffen, zB Klärschlamm. Verfahren mit Kohlenstoff aus CO2 sind derzeit noch deutlich aufwändiger.
- zusätzlicher Stellplatz
- zusätzliche Versicherung
- Wartung
- zusätzliche Kapitalkosten
- zusätzliche Gewinnerwartungen, da größeres Invest
- Da du bevorzugt Strom direkt als Strom nutzt, steht die Produktion bei Windstille, bei Sturm und bei Absetzbarkeit im Netz. Das ist zusammengenommen: Meistens. Die Ausrüstung muss sich also rentieren, obwohl sie nur selten und unplanbar Strom für den Prozess bekommt.
- Invest für Lagerung oder Gasanschluß
- An dieser Stelle verkaufst du dein Gas entweder gefördert oder konkurrenzlos teuer ins Erdgasnetz. Am Markt geht es nur, weil es 20 Jahre oder länger einen Vorrang für dein Abfallgas gibt - politisch gewollt, politisch muss auch die Differenz getragen werden. Viel Geld für lange Zeit gebunden. Jetzt lassen wir mal das Netz heraus und tun so, als wäre das Gas am Kraftwerk. Als Beimischung in einem Energiemix kein Problem. In einem Szenarium ohne Kohle und mit möglichst wenig Erdgas steht das Kraftwerk aber einen guten Teil des Jahres auf Sparflamme, solange EE verfügbar in Höhe des Netzbedarfs. Das EE über Netzbedarf muss den Brennstoff für alle Zeiten der Unterdeckung in Zeiten der Überdeckung produzieren. Und 40 Prozent Prozessverlust. Das Gaskraftwerk setzt das verbliebene Methan nach Leitungsverlusten hocheffizient in Strom und Wärme um. Super. Nur: Schon der direkte EE-Strom war so teuer wie die Höchstpreise an der Börse heute - und zu dem Preis, der nun für fast allen Strom gilt, kommt oben drauf noch ein vielfach teurer "wiederhergestellter" Strom. Das wird so nicht passieren. Das ist eine Energielandschaft ganz am Ende der Dekarbonisierung. Bis dahin muss der primäre EE-Strom noch mal vier bis sechs mal billiger werden. In der Zwischenzeit ist es viel rentierlicher, mit dem überzähligen Strom Hitze zu erzeugen, Dampf- oder Pumpspeicher zu füllen, Gelegenheitsarbeiten verrichten, Kühlhäuser vor absehbaren Flauten bis zur Toleranz vorkühlen, dito Klimaanlagen (im Rahmen erträglicher Behaglichkeit), elektrische Batterien/Puffer füllen,... es gibt auch noch ca eine Million Elektrospeicherheizungen irgendwo in Nrw, die mal für die Abnutzung von überschüssigen Grundlastkapazitäten gedacht waren...
Für die Vergasung spricht in der aktuellen Phase nur
- Schrittweiser Aufbau einer Industrie und eines Ökosystems (Wartungs- und Betriebserfahrung usw)
- Die Speicherfunktion (ca 6 Monate)
- Verkehrsanwendungen (vielleicht)
Für Direktverbrennung (ortsnah, aber nicht jetzt) kommst du mit Wasserstoff besser weg. Für die Minimierung von Fossilbrennstoffen ist es besser, Sonne/Wind-Strom direkt in Arbeit und Wärme umzusetzen und dafür Biomasse im Zeitfenster zu verbrennen, wenn gerade nichts kommt.
Sysnthetisches Erdgas ist die Zukunft. Einfach weil sowas wie die Brennstoffzelle prinzipbedingt teuer bleibt. Für immer. Dasselbe gilt für die Batterietechnik beim E-Autos. Darum sind diese Dinge eine technologische Sackgasse.
Du verwechselst den Gegensatz von Verbrenner und Brennstoffzelle mit dem von Wasserstoff und Methan. Du kannst Brennstoffzellen auch mit Erdgas oder Alkohol fahren.
Du kannst Wasserstoff auch ohne Brennstoffzelle nutzen
- Als Lichtquelle
- Zum Schweißen
- Als normales Brenngas (Verbrennung mit Sauerstoff, Knallgas)
- Unter passendem Druck und Mischverhältnis auch als explosiver Kraftstoff geeignet.
Synthetisches Erdgas ist so aufwändig, dass eine Mikro-KWK in Wasserstoff garantiert billiger ist. Nur, Wasserstoff magst du nicht in größeren Mengen ins Erdgasnetz einspeisen.