DKP: Vernünftige Linke?

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grün

DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Ich beschäftige mich gerade aus Amusementgründen ein wenig mit denjenigen Parteien, die am marxistischen Ende des „linken“ Spektrums ziehen. Die „Linke“ hat ja offensichtlich kein Interesse mehr daran, etwas anderes als eine kapitalistisch-verkopfte Partei für ein besseres Auskommen alter SED-Kader sein zu wollen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die DKP anscheinend die einzige gegenwärtig existierende Partei ist, die ein paar für mich wesentliche Bedingungen erfüllt:
  • Konsequente Forderung nach Abrüstung mittels Austritts aus Militärbündnissen.
  • Ebenso konsequente Forderung nach Wiedererlangung der Souveränität mittels Austritts aus der EU.
  • Eintreten für mehr politischen Einfluss „des Volkes“ gegenüber „dem Staat“, augenscheinlich (anders als die MLPD) auch noch nach der Machtübernahme durch das Partei-ZK.
  • Vergesellschaftung der Produktionsmittel bei gleichzeitiger Anerkennung persönlicher Leistungen (d.h. selbst erarbeiteter Luxus im Privaten ist kein Makel). Hierzu habe ich allerdings noch keine außerprogrammatische Quelle, eine Antwort der Partei steht aus.
Ich bin willens, die DKP für die letzte konsequent linke Partei in Deutschland zu halten. Faszinierend.
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Tom Bombadil
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

Nette Verfassungsfeinde.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Findulin »

Das verlinkte Austrittsschreiben gefällt mir.
grün

Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:26)

Nette Verfassungsfeinde.
Nicht unbedingt. Der Kapitalismus ist ja nicht im Grundgesetz vorgeschrieben.
Ich sehe in der gegenwärtigen Parteienlandschaft aber auch wenige Parteien, die nicht mit einem Teil ihres Programms oder (im Falle von SPD und Grünen) ihrer Realpolitik gegen wesentliche Grundpfeiler des Rechtsstaats verstoßen.
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Tom Bombadil
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

grün hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:36)

Nicht unbedingt.
"Wiedererlangung der Souveränität"
"Machtübernahme durch das Partei-ZK"
"Vergesellschaftung der Produktionsmittel"
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

- Souveränität ist kein Verfassungsverstoß.
- „Machtübernahme durch das Partei-ZK“ habe ich hier von der MLPD paraphrasiert, um die DKP positiv davon abzuheben. Pardon, manchmal formuliere ich uneindeutig.
- Wo im Grundgesetz steht, dass Produktionsmittel Privateigentum sein müssen?

Versteh mich nicht falsch, ich bin stolzes Kapitalistenschwein. Um so erstaunlicher fand ich, dass mir die DKP ein bisschen gefällt. Das erlaubt eine nüchterne Diskussion, dachte ich.
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Tom Bombadil
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

grün hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:43)

- Souveränität ist kein Verfassungsverstoß.
Deutschland IST souverän.
- „Machtübernahme durch das Partei-ZK“ habe ich hier von der MLPD paraphrasiert, um die DKP positiv davon abzuheben. Pardon, manchmal formuliere ich uneindeutig.
Ok.
Wo im Grundgesetz steht, dass Produktionsmittel Privateigentum sein müssen?
Art 14 GG
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Tom Bombadil hat geschrieben:Deutschland IST souverän.
Kann aber von der EU überstimmt werden. Das macht sich die rechtspopulistische CDU gern zueigen - im Europäischen Parlament hat sie bedauerlicherweise eine Mehrheit hinter sich.
Tom Bombadil hat geschrieben:Art 14 GG
Art. 14 Abs. 2 Satz 2 GG.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

grün hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:47)

Kann aber von der EU überstimmt werden.
Und? Das hat das souveräne Deutschland in Form seiner demokratisch gewählten Vertreter so entschieden.
Art. 14 Abs. 2 Satz 2 GG.
Und wo stehst da etwas von "Vergesellschaftung der Produktionsmittel"?
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:51)

Das hat das souveräne Deutschland in Form seiner demokratisch gewählten Vertreter so entschieden.
Und da das die Demokratie im Inland quasi zu einer Farce macht, gibt es durchaus legitime Gründe, diese Struktur abzulehnen. Dafür müssten freilich andere Vertreter gewählt werden. Die DKP macht hier nur ein Angebot.
Tom Bombadil hat geschrieben:Und wo stehst da etwas von "Vergesellschaftung der Produktionsmittel"?
Da steht, Eigentum solle immer auch dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Somit spricht nichts dagegen, Produktionsmittel eben als „der Allgemeinheit gehörend“ zu deklarieren. Das Eigentum muss hierfür ja nicht übergehen, nur der Besitz.
Zuletzt geändert von grün am Do 10. Sep 2020, 10:54, insgesamt 1-mal geändert.
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harry52
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von harry52 »

"Rot lackierte Nazis"
nannte der erste SPD Parteivorsitzende Kurt Schuhmacher diese angeblichen Linken. Er saß jahrelang mit Kommunisten im KZ und wusste mit wem er es zu tun hatte.

Raus aus der EU, weil da zu viele Ausländer sind?
Raus aus der NATO. Sind auch zu viele Ausländer drin und zu guter Letzt fordert man noch die Umwandlung vieler Schlüsselindustrien in "volkseigene Betriebe"

Wir können das ja mal an einem Beispiel durchspielen.
Die Ford Werke bei Köln beispielsweise. Man nimmt das Werk einfach mal dem amerikanischen Mutterkonzern weg und seinen Aktionären, die mehrheitlich Ausländer sind. Dadurch, dass man sie aber auch vom KnowHow, der Logistik, dem Kapital und vielem anderem abschneidet, was der Mutterkonzern für Köln bereitstellt, werden ziemlich sicher bald dort die Bänder stehenbleiben und die Mitarbeiter arbeitslos.

Davon mal abgesehen, dass es Diebstahl ist.

Man wird genau das erleben, was ja schon in Venezuela mehrmals schief gegangen ist.
Hab mal vor vielen Jahren eine Doku darüber gesehen. Da haben diese "roten Nazi"s einfach mal eine Textilfabrik, die zu einem italienischen Konzern gehörte, verstaatlicht und in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt. Dann passierte genau das, was passieren musste. Eine Maschine ging kaputt und die Ersatzteile hätte man in Italien holen müssen. Das KnowHow, wie man die Maschine repariert, war auch nicht vorhanden. Seitdem steht die Fabrik still und produziert nichts.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

harry52 hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:54)

"Rot lackierte Nazis"
nannte der erste SPD Parteivorsitzende Kurt Schuhmacher diese angeblichen Linken.
Die DKP gab es damals noch nicht.
harry52 hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:54)

Raus aus der EU, weil da zu viele Ausländer sind?
Raus aus der NATO. Sind auch zu viele Ausländer drin
Beides fordert die DKP, wenn auch aus weniger dummen Gründen.
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Tom Bombadil
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

grün hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:54)

Und da das die Demokratie im Inland quasi zu einer Farce macht, gibt es durchaus legitime Gründe, diese Struktur abzulehnen.
Warum sollte das die Demokratie zur Farce machen, wenn so etwas demokratisch entschieden wird?
Da steht, Eigentum solle immer auch dem Wohl der Allgemeinheit dienen.
"In der einschlägigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ist, neben der Bekräftigung des Eigentums als ein elementares Grundrecht vor dem Hintergrund einer freiheitlichen Ordnung, die Sozialbindung verschiedentlich konkretisiert worden, auch in dem Sinne, dass nicht jedes Eigentum einer solchen Bindung unterliege, sondern nur solches, das soziale Relevanz habe."
https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialpfl ... _Eigentums

Da muss also zuallererst mal geklärt werden, dass erstens Privateigentum an Produktionsmitteln überhaupt einer solchen Bindung unterliegt und dass es zweitens nicht dem Wohl der Allgemeinheit dienen würde, wo doch damit zB. Arbeitsplätze geschaffen und Steuern erwirtschaftet werden.
Somit spricht nichts dagegen, Produktionsmittel eben als „der Allgemeinheit gehörend“ zu deklarieren.
Dagegen spricht Art. 14 Abs. 1 und Art. 17 AEMR.
Das Eigentum muss hierfür ja nicht übergehen, nur der Besitz.
Der Besitzer zahlt dem Eigentümer dann eine Miete oder eine Gebühr?
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2020, 11:13)

Warum sollte das die Demokratie zur Farce machen, wenn so etwas demokratisch entschieden wird?
Die EU ist nun mal im Kern kein demokratisches Organ.
Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2020, 11:13)

Der Besitzer zahlt dem Eigentümer dann eine Miete oder eine Gebühr?
Hierzu gibt es vermutlich noch keine konkreten Vorstellungen. So ist das oft mit Wahlprogrammen: Die Umsetzung beginnt dann mit der Detailarbeit.
(Siehe auch: Bedingungsloses Grundeinkommen. Genau so wischiwaschi von den Parteien, die es geil finden.)
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

grün hat geschrieben:(10 Sep 2020, 11:19)

Die EU ist nun mal im Kern kein demokratisches Organ.
Die EU ist überhaupt kein Organ ;)
Hierzu gibt es vermutlich noch keine konkreten Vorstellungen.
Kannst du mal die Stelle im DKP-Programm benennen, an der die Rede von einem Besitzübergang ist?
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Das DKP-Programm spricht von „Eigentum“, allerdings dürfte das eher nicht umsetzbar sein. Wie gesagt: Wahlprogramme sollte man immer eher als Absichtserklärung als als ausformulierte Gesetzestexte lesen. Sonst wird man (ganz unabhängig von Parteien und Richtungen) nur noch depressiv.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

grün hat geschrieben:(10 Sep 2020, 12:00)

Wie gesagt: Wahlprogramme sollte man immer eher als Absichtserklärung als als ausformulierte Gesetzestexte lesen.
Mir reicht das, was ich da als "Absichtserklärung" gelesen habe voll und ganz, um es als verfassungsfeindlich einzustufen.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Ammianus »

Die DKP ist ein Stalinistenhaufen der seine Ziele so formuliert, dass analog zu den Nazis der NPD, ein Verbot nicht mehr stattfindet. Das beruhigende an der Sache ist, dass sie so gut wie keine Wähler haben und eigentlich nur auf dem Papier existieren.

Diese Partei ist der Nachfolger der KPD, welche in den 50ern verboten wurde und unter Kompromissen in den 60ern gegründet wurde. Das damalige Verbot war juristisch einwandfrei, denn die KPD verfolgte als Ziel die Errichtung einer Parteidiktatur gegen die absolute Mehrheit der Menschen des Landes. Politisch war es falsch, denn sie waren schon damals auf die Größe einer reinen Splitterpartei zusammengeschrumpft. Gleichzeitig sorgten die Zustände in der DDR dafür, dass jeder sich mit der Realität kommunistischer Machtausübung vertraut machen konnte.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Die heutige DKP hat aus dem Untergang der DDR allerdings augenscheinlich einige Eindrücke gewonnen, auch hinsichtlich des Scheiterns aufgrund der durchbürokratisierten Parteidiktatur.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von sünnerklaas »

grün hat geschrieben:(10 Sep 2020, 12:27)

Die heutige DKP hat aus dem Untergang der DDR allerdings augenscheinlich einige Eindrücke gewonnen, auch hinsichtlich des Scheiterns aufgrund der durchbürokratisierten Parteidiktatur.
Es wird leider immer vergessen, dass sich einige hochrangige SED-Parteifunktionäre mehr als selbstkritisch geäussert haben. Darunter das spätere DKP-Mitglied Heinz Kessler sowie der 1995 verstorbene Harry Tisch. Beide sahen das Problem bei Erich Mielke und dem von ihm geführten MfS. Und bei beiden fiel mir eine Geschichte ein, die ich in meiner Kindheit erlebt habe. Da wohnte in der Nachbarschaft ein steinalter Herr. Der 100. Geburtstag des immer noch rüstigen alten Mannes war ein großes Ereignis. Der war altes SPD-Mitglied, während des Kaiserreichs eine Art Assistent von Friedrich Ebert, der im Bremer Umland seinen Wahlkreis hatte. Natürlich war in den 1970er Jahren ein 100er Geburtstag ein großes Ereignis, erst recht bei so jemandem aus so einem Umfeld. Und da kam auch nicht irgendwer aus der SPD, kein Ortsvereinsvorsitzender und auch kein Landtags- oder Bundestagsabgeordneter, da kam Herbert Wehner zum Gratulieren. Herbert Wehner sprach eine sehr launische und sehr lautstarke Geburtstagsansprache. Nicht vergessen habe ich den Ausruf - oder besser: den Ausbrüll: "Wir werden nie vergessen, was Dir dieser odeutsche Dreckskerl in Russland angetan hat!". Gemeint waren, das habe ich später erfahren, Erich Mielke. Auf Mielke waren alle sehr schlecht zu sprechen, aber der war halt äusserst brutal und alle hatten vor ihm und seinem zweiten Mann, Markus Wolf, richtig Angst. Heute gibt es ja die nicht unbegründete Ahnung, dass selbst Helmut Kohl und Franz Josef Strauß vor den beiden Angst hatten.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Senexx »

Ah, Wehner, der im Hotel Lux die Genossen ans Messer geliefert haben soll.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Ammianus »

sünnerklaas hat geschrieben:(10 Sep 2020, 22:30)

Es wird leider immer vergessen, dass sich einige hochrangige SED-Parteifunktionäre mehr als selbstkritisch geäussert haben. Darunter das spätere DKP-Mitglied Heinz Kessler sowie der 1995 verstorbene Harry Tisch. Beide sahen das Problem bei Erich Mielke und dem von ihm geführten MfS. Und bei beiden fiel mir eine Geschichte ein, die ich in meiner Kindheit erlebt habe. Da wohnte in der Nachbarschaft ein steinalter Herr. Der 100. Geburtstag des immer noch rüstigen alten Mannes war ein großes Ereignis. Der war altes SPD-Mitglied, während des Kaiserreichs eine Art Assistent von Friedrich Ebert, der im Bremer Umland seinen Wahlkreis hatte. Natürlich war in den 1970er Jahren ein 100er Geburtstag ein großes Ereignis, erst recht bei so jemandem aus so einem Umfeld. Und da kam auch nicht irgendwer aus der SPD, kein Ortsvereinsvorsitzender und auch kein Landtags- oder Bundestagsabgeordneter, da kam Herbert Wehner zum Gratulieren. Herbert Wehner sprach eine sehr launische und sehr lautstarke Geburtstagsansprache. Nicht vergessen habe ich den Ausruf - oder besser: den Ausbrüll: "Wir werden nie vergessen, was Dir dieser odeutsche Dreckskerl in Russland angetan hat!". Gemeint waren, das habe ich später erfahren, Erich Mielke. Auf Mielke waren alle sehr schlecht zu sprechen, aber der war halt äusserst brutal und alle hatten vor ihm und seinem zweiten Mann, Markus Wolf, richtig Angst. Heute gibt es ja die nicht unbegründete Ahnung, dass selbst Helmut Kohl und Franz Josef Strauß vor den beiden Angst hatten.
Das ist das übliche Ding: Die Stasi und Mielke waren die Bösen. Wir doch nicht. Dabei kann eine sogenannte "Diktatur des Proletariats", die in Wahrheit die Diktatur einer kleinen Führungsclique ist, welche den gesamten Machtapparat kontrolliert, ohne möglichst dichte Überwachung der Untertanen überhaupt nicht bestehen. Doch Tisch und Kessler (Gewerkschaft und Armee) gehörten eben genau so und unverzichtbar dazu.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von sünnerklaas »

Ammianus hat geschrieben:(11 Sep 2020, 10:53)

Das ist das übliche Ding: Die Stasi und Mielke waren die Bösen. Wir doch nicht. Dabei kann eine sogenannte "Diktatur des Proletariats", die in Wahrheit die Diktatur einer kleinen Führungsclique ist, welche den gesamten Machtapparat kontrolliert, ohne möglichst dichte Überwachung der Untertanen überhaupt nicht bestehen. Doch Tisch und Kessler (Gewerkschaft und Armee) gehörten eben genau so und unverzichtbar dazu.
Nein - das Entscheidende war, dass die ganzen Erkenntnisse, die die Stasi hatte, nicht effektiv dazu genutzt wurde, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu minimieren und bestehende sturkturelle Probleme rechtzeitig und zum Wohle aller abzustellen. Letztendlich hat das MfS versucht, Feuer mit Benzin zu löschen.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Ammianus »

sünnerklaas hat geschrieben:(11 Sep 2020, 13:10)

Nein - das Entscheidende war, dass die ganzen Erkenntnisse, die die Stasi hatte, nicht effektiv dazu genutzt wurde, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu minimieren und bestehende sturkturelle Probleme rechtzeitig und zum Wohle aller abzustellen. Letztendlich hat das MfS versucht, Feuer mit Benzin zu löschen.
Nein - der Fehler liegt grundsätzlich im System. Dieses lässt sich nur durch Unterdrückung und Terror aufrecherhalten. Immer da, wo die Herrschenden nachgaben, war es am Zusammenbrechen. Um die Mittagszeit des 17. Juni 1953 hatte die DDR quasi aufgehört zu existieren. Dann kamen die sowjetischen Panzer. 1956 und 1968 hätten die Veränderungen in Ungarn und der CSSR zur Freiheit der Parteien und zu freien Wahlen geführt. Das wäre das Ende der kommunistischen Herrschaft gewesen. Es gab nach 1945 ganz früh auch in Ostdeutschland und anderen sowjetisch besetzte Ländern so etwas ähnliches wie freie Wahlen. Die Kommunisten erreichten nie eine Mehrheit und reagierten entsprechend. Also wieder Panzer.
In Polen nahm man das eigene Militär, nachdem höhere Offiziere gedroht hatten bei einem Angriff von außen Widerstand zu leisten. Geholfen hat es nicht. Beim Runden Tisch vereinbarten sie eine Mehrheit für die Kommunisten mit deren Blockparteien. Und diese Blockparteien sprangen dann sofort ab - wie auch wenig später in der DDR.
Den Versuch, die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu minimieren gab es ja. Die sogenannte Sozialpolitik war ein Beispiel für das Materielle. Und sie führte zu immer höherer Westverschuldung und kriminellen Menschenhandel durch das Regime. Die letzten Jahre der DDR waren von gewissen Lockerungen im kulturellen Bereich geprägt. Es gab "die anderen Bands", Texte von Silly und City, die in den 70ern niemals durchgegangen wären und auch in der Literatur Sachen wie den "Hinze-Kunze-Roman" oder auch einen Film wie "Die Architekten". Geholfen hat es nicht wirklich. Das Prinzip mit dem dargereichten Finger und der dann geforderten ganzen Hand war wirksam.
Selbst die Reisebeschränkungen wurden etwas gelockert. So konnte man in sogenannten "dringenden Fällen" in den Westen. Aber ein Teil der Familie blieb natürlich als Geisel zurück. Und wenn die Mutti dann von der Beerdigung ihrer Oma in Hannover zurück nach Leipzig kam, dann sagte sie nur: "Oh Gott, wie hat man uns all die Jahre betrogen," und die Familie stellte ihren Ausreiseantrag.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von sünnerklaas »

Ammianus hat geschrieben:(11 Sep 2020, 15:51)

Nein - der Fehler liegt grundsätzlich im System. Dieses lässt sich nur durch Unterdrückung und Terror aufrecherhalten. Immer da, wo die Herrschenden nachgaben, war es am Zusammenbrechen. Um die Mittagszeit des 17. Juni 1953 hatte die DDR quasi aufgehört zu existieren. Dann kamen die sowjetischen Panzer. 1956 und 1968 hätten die Veränderungen in Ungarn und der CSSR zur Freiheit der Parteien und zu freien Wahlen geführt. Das wäre das Ende der kommunistischen Herrschaft gewesen. Es gab nach 1945 ganz früh auch in Ostdeutschland und anderen sowjetisch besetzte Ländern so etwas ähnliches wie freie Wahlen. Die Kommunisten erreichten nie eine Mehrheit und reagierten entsprechend. Also wieder Panzer.
In Polen nahm man das eigene Militär, nachdem höhere Offiziere gedroht hatten bei einem Angriff von außen Widerstand zu leisten. Geholfen hat es nicht. Beim Runden Tisch vereinbarten sie eine Mehrheit für die Kommunisten mit deren Blockparteien. Und diese Blockparteien sprangen dann sofort ab - wie auch wenig später in der DDR.
Wobei man klar und deutlich sagen muss: die gesamten RGW-Staaten waren de facto sowjetisch besetzt, sämtliche Parteien und die Politik vor Ort wurden letztendlich vom Politbüro der KPdSU kontrolliert. Das stalinistische System war eigentlich ein System, das auf der kolonialen Ausbeutung der RGW-Staaten (einschliesslich der Teilstaaten der UdSSR) durch Russland basierte.
Den Versuch, die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu minimieren gab es ja. Die sogenannte Sozialpolitik war ein Beispiel für das Materielle. Und sie führte zu immer höherer Westverschuldung und kriminellen Menschenhandel durch das Regime. Die letzten Jahre der DDR waren von gewissen Lockerungen im kulturellen Bereich geprägt. Es gab "die anderen Bands", Texte von Silly und City, die in den 70ern niemals durchgegangen wären und auch in der Literatur Sachen wie den "Hinze-Kunze-Roman" oder auch einen Film wie "Die Architekten". Geholfen hat es nicht wirklich. Das Prinzip mit dem dargereichten Finger und der dann geforderten ganzen Hand war wirksam.
Selbst die Reisebeschränkungen wurden etwas gelockert. So konnte man in sogenannten "dringenden Fällen" in den Westen. Aber ein Teil der Familie blieb natürlich als Geisel zurück. Und wenn die Mutti dann von der Beerdigung ihrer Oma in Hannover zurück nach Leipzig kam, dann sagte sie nur: "Oh Gott, wie hat man uns all die Jahre betrogen," und die Familie stellte ihren Ausreiseantrag.
Das entscheidende Problem war der Umbau der SED zu einer Partei des Neuen Typus. So neu war das aber nicht, denn der demokratische Zentralismus mit den Kaderparteien, bei der jede Wahl erst dann gültig war, wenn der Gewählte von oben bestätigt worden war, war keine Erfindung der DDR, sondern eine der Preussen. Das gab es in Preussen schon unter Wilhelm I. und Wilhelm II.. Das Problem war, dass die SED und die Blockparteien intern nicht offen waren, dass dort keinerlei Diskussionen auf Parteiebene statt fanden, dass auch dort der Durchgriff aus Moskau eine entscheidende Rolle spielte. Man war nicht frei, man hatte selbst ganz unten einen sehr begrenzten Spielraum.
Erschwerend kam die Altersstruktur hinzu. Man hatte aus Angst vor Veränderungen und aus großem Misstrauen gegenüber Jüngeren den Generationswechsel verpasst. Und zwar nicht nur in der SED, sondern auch und besonders in der KPdSU. Gorbatschow kam ca. 10 bis 15, wenn nicht sogar 20 Jahre zu spät.

Was die Reiseerlebnisse von Ostdeutschen in Westdeutschland angeht, so darf man nicht vergessen, dass die BRD eben auch und besonders als ein Schaufenster angelegt war: das Bild des "menschlichen Kapitalismus". Nicht nur der Bund hat zum Aufbau und zur Aufrechterhaltung dieses Schaufensters enorme Steuermittel aufgebracht, auch die Westalliierten pumpten da richtig viel Geld rein, auch in die Exoten-Stadt Westberlin mit ihrem morbiden, aber sehr internationalen Flair. Man konnte Leute, wie Sammy Davis Jr. für kleineres Geld live hören. Oder James Brown trat auf Open-Air-Festivals in kleinen Käffern auf. Die ganzen Auftritte wurden in der Regel vom State Department hoch subventioniert. Wobei das ja nun nicht schlecht war: der Verhältnis zwischen Westdeutschen und Westalliierten war am Ende sehr freundschaftlich, viele ehemalige Angehörige der Westalliierten sind nach ihrem Militärdienst in Westdeutschland geblieben und haben dort Famlien gegründet. Man lebte miteinander und nicht vehement voneinander getrennt, wie es in der DDR der Fall war - wobei ich letzteres auch für einen Grund für die recht verbreitete latente bis offene Fremdenfeindlchkeit in den neuen Bundesländern halte. Die Sowjets haben da einiges verbockt.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von BlueMonday »

Wenn man einmal von diesem heutzutage bis zur Unbrauchbarkeit verwässerten "links-rechts" Konzept absieht und besser gleich von Sozialismus, Kommunismus, Marxismus usw. spricht, dann geht ja die ursprüngliche Geschichte bei Marx so, dass der Sozialismus als Notwendigkeit, gar als geschichtliche Gesetzmäßigkeit früher oder später auch von allein kommt und der Kapitalismus unüberspringbar die Vorbindung des Sozialismus bildet. Wenn man dem folgt, wäre es als Sozialist mehr als vernünftig, den Kapitalismus nach allen Kräften zu fördern und schnell zur höchsten Blüte führen, damit das sozialistische Paradies bald folgen kann.

Und Dávila aus deiner Signatur hat ja das Wesentliche zu "linken Ideen" schon geäußert. Popper aus deinem Avatarbildchen auch. Bizarre Mischung jedenfalls, Dávila, Popper, DKP. Wonach schmeckt so ein Eintopf nach dem Umrühren? :)
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Nach Freiheit. ;)

Ich bin tatsächlich ein liberaler Mensch. Ich mag keine Scheuklappen und ich gucke gern links und rechts.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von naddy »

grün hat geschrieben:(11 Sep 2020, 18:43)

Nach Freiheit. ;)

Ich bin tatsächlich ein liberaler Mensch. Ich mag keine Scheuklappen und ich gucke gern links und rechts.
Und was findet man dann "links" und "rechts"? Das, was man bereits vorher darunter eingeordnet hat, oder? Das ist übrigens keineswegs metaphorisch gemeint. ;)
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

Kommunismus und Freiheit in einem Atemzug zu nennen, da muss man schon viel Humor mitbringen :D
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von odiug »

Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2020, 19:15)

Kommunismus und Freiheit in einem Atemzug zu nennen, da muss man schon viel Humor mitbringen :D
Kapitalismus und Freiheit in einem Atemzug zu nennen, da muss man schon ein Fettes Konto mitbringen :D
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

odiug hat geschrieben:(11 Sep 2020, 19:22)

Kapitalismus und Freiheit in einem Atemzug zu nennen, da muss man schon ein Fettes Konto mitbringen :D
Purer Whataboutism, zumal es ja in Deutschland GSD keinen Kapitalismus gibt, sondern die sozialste Marktwirtschaft der Welt.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von odiug »

Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2020, 19:23)

Purer Whataboutism, zumal es ja in Deutschland GSD keinen Kapitalismus gibt, sondern die sozialste Marktwirtschaft der Welt.
Und dennoch ist ein fettes Bankkonto auch in Deutschland sehr nützlich und öffnet Türen, die anderen verschlossen bleiben.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

naddy hat geschrieben:(11 Sep 2020, 18:51)

Und was findet man dann "links" und "rechts"? Das, was man bereits vorher darunter eingeordnet hat, oder? Das ist übrigens keineswegs metaphorisch gemeint. ;)
Natürlich, nur die Bewertung variiert mit der Zeit. ;)
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Tom Bombadil »

odiug hat geschrieben:(11 Sep 2020, 19:28)

Und dennoch ist ein fettes Bankkonto auch in Deutschland sehr nützlich und öffnet Türen, die anderen verschlossen bleiben.
Wie überall auf der Welt. Nur: was hat das mit dem Strangthema zu tun?
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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ThorsHamar
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von ThorsHamar »

grün hat geschrieben:(11 Sep 2020, 19:31)

Natürlich, nur die Bewertung variiert mit der Zeit. ;)
Das ist zwangsläufig so, wenn man die Bewertung nur Linken und Rechten überlässt.
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sünnerklaas
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von sünnerklaas »

BlueMonday hat geschrieben:(11 Sep 2020, 18:05)

Wenn man einmal von diesem heutzutage bis zur Unbrauchbarkeit verwässerten "links-rechts" Konzept absieht und besser gleich von Sozialismus, Kommunismus, Marxismus usw. spricht, dann geht ja die ursprüngliche Geschichte bei Marx so, dass der Sozialismus als Notwendigkeit, gar als geschichtliche Gesetzmäßigkeit früher oder später auch von allein kommt und der Kapitalismus unüberspringbar die Vorbindung des Sozialismus bildet.
Kann man sehr schön sehen, wenn in fundamentalen Krisen systemrelevante Unternehmen in Schieflage zu geraten oder gar pleiteberdroht sind: um sie am Leben zu erhalten und noch größeres Unheil - etwa durch ihren Bankrott hervorgerufene unkontrollierbare Kettenreaktionen - zu vermeiden, steigt entweder der Staat ein oder die Unternehmen werden gleich zu 100% verstaatlicht. Das ganze ist nach der Subprimekrise ein sehr effektives Instrument gewesen. Und nichts anderes hat Marx seinerzeit gemeint, als er von der Vergesellschaftung der Produktionsmittel sprach - wobei man berücksichtigen muss, dass Marx und Engels in ganz anderen Zeiten lebten und seinerzeit die Produktionsmittel andere waren, als heute.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

odiug hat geschrieben:(11 Sep 2020, 19:28)

Und dennoch ist ein fettes Bankkonto auch in Deutschland sehr nützlich und öffnet Türen, die anderen verschlossen bleiben.
Nützlich für was? Um zufriedener zu werden?
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Realist2014 »

grün hat geschrieben:(10 Sep 2020, 10:36)

Nicht unbedingt. Der Kapitalismus ist ja nicht im Grundgesetz vorgeschrieben.
I .
doch
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
grün

Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Wo?
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Realist2014 »

odiug hat geschrieben:(11 Sep 2020, 19:28)

Und dennoch ist ein fettes Bankkonto auch in Deutschland sehr nützlich und öffnet Türen, die anderen verschlossen bleiben.
Gel zu haben hat was mit Kapitalismus zu tun?

Das hatte auch der Adel...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Realist2014 »

grün hat geschrieben:(28 Sep 2020, 20:58)

Wo?
Recht auf Eigentum - auch an den Produktionsmitteln...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
grün

Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Das ist nicht dasselbe wie Kapitalismus.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Realist2014 »

grün hat geschrieben:(29 Sep 2020, 06:23)

Das ist nicht dasselbe wie Kapitalismus.
das ist der Kern.

Rendite durch Investition
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von ElizabethTudor »

Also wenn ich mir manche Mitglieder dieser Partei so anschaue, dann sind die für mich unwählbar:

https://daserste.ndr.de/panorama/archiv ... in100.html

Unfassbar diese Frau, da fehlen mir echt die Worte.
grün

Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

In welcher Partei sind keine Deppen?
grün

Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Der örtliche DKP-Stammtisch besteht zu 100 Prozent aus ver.di-Gewerkschaftern (Anfang 30) und ehemaligen ver.di-Gewerkschaftern (über 60). Das ist durchaus gut zu wissen, wenn man einschätzen will, was das für Menschen sind.
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von Sungawakan »

Die Überschrift hat mich ein wenig verwirrt. Vernünftig und links passt nicht zusammen.

Ist das nicht die Partei, die "Probleme" mit der Existenz Israels hat? Aber darin unterscheidet sie sich ja kaum von den meisten anderen linken Parteien.
grün

Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Eben - tut sie nicht.
Die Überschrift ist bewusst gewählt. Die DKP ist im Vergleich mit anderen linken Parteien erstaunlich wenig marktschreierisch.
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sünnerklaas
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Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von sünnerklaas »

grün hat geschrieben:(26 Dec 2020, 20:10)

Eben - tut sie nicht.
Die Überschrift ist bewusst gewählt. Die DKP ist im Vergleich mit anderen linken Parteien erstaunlich wenig marktschreierisch.
Die Partei ist auch in erster Linie eine Art Folkloreverein. Sie pflegt die Tradition der Arbeiterbewegung. Würde sie aus ihrem Parteiprogramm den Passus streichen, für eine Revlution einzutreten, würde sie längst nicht mehr vom VS beobachtet.
grün

Re: DKP: Vernünftige Linke?

Beitrag von grün »

Ohne Revolution gibt’s aber keinen Kommunismus.
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