odiug hat geschrieben:(17 Feb 2019, 13:20)
Hier sprechen wir gleich mehrere Dinge an, um die es eigentlich gehen muss.
Erstens ... und da sind wir ein bisschen am Kern der Sachen, wenn wir von Verbraucherschutz und Preiskampf zum Vorteil des Verbrauchers reden, dann werden oft die Kosten für die Allgemeinheit völlig ausgeblendet.
Es ist ja toll, wenn Zigaretten billiger werden ... aber
Ist jetzt ein Beispiel, wo die Politik zumindest über die Besteuerung und andere Maßnahmen schon gegensteuert, aber dadurch auch sehr anschaulich, um was es geht.
Und genau darin unterscheiden wir uns auch in der Beurteilung der Situation und auch der Maßnahmen, die ergriffen werden müssen.
Ja, hier unterscheiden wir uns massivst. Wer die Demokratie fuer die "richtige" Herrschaftsform haelt, der hat das Menschenbild des aufgeklaerten, reflektierenden und muendigen Buergers. Wer dieses Menschenbild nicht teilt, kann in letzter Konsequenz auch kein Anhaenger liberal demokratischer Herrschaftssysteme sein, sondern fordert mindestens einen paternalistischen Staat, wenn nicht gleich Platons Philosophenherrschaft oder eine Technokratie.
odiug hat geschrieben:(17 Feb 2019, 13:20)
Natürlich finde ich es auch ganz toll, wenn ich Menschen begegne, die ihren CO2 Fußabdruck unter hohen persönlichen Einschränkungen beschränken.
Aber kann ich das wirklich derzeit, unter den gegebenen Bedingungen, von jedem reinen Gewissens verlangen
Ich kann es nicht ... auch wenn sich viele meinem Lebensstil anschließen würden, schon viel gewonnen wäre.
Eine Gemeinsamkeit zwischen uns. Ich wuerde mir nie anmassen, dass andere meinen Lebensstil uebernehmen muessen. Aber ich will eben auch nicht, dass sich jemand anderes anmasst, mir durch einen paternalistischen Staat seinen Lebensstil aufzudruecken. Ich vertraue auf die Eigenverantwortung meiner Mitbuerger. Was mich dann aber wirklich aufregt, ist, wenn Leute wie diese Luisa oder allgemein Heuchler-Gruene daherkommen, einen Carbon-Footprint aufweisen, den ich und selbst der Durchschnittsdeutsche nur toppen wuerde, wenn ich 160 Jahre alt wuerde, und die mir diese Leute dann Vorschriften machen wollen. Sei es Strom, sei es Holzoefen, Auto, etc. Und das widert mich selbst an, wenn mich deren Vorschriften nicht mal persoenlich tangieren.
Eine entscheidende Frage ist doch, wie es sein kann, dass Umwelt"schweine" wie Luisa, George Clooney, andere "Celebrities", Al Gore, et al. als "Umweltschuetzer" und "Umweltbotschafter" gefeiert werden, obwohl genau sie es sind, die so ziemlich die groessten Umweltverschmutzer ueberhaupt sind. Solche Leute duerfen keine Vorbilder sondern Abschreckungsbeispiele sein. Im Sinne des Klimaschutzes duerften die nicht gefeiert, sondern muessten im Gegenteil geaechtet werden.
odiug hat geschrieben:(17 Feb 2019, 13:20)
Viele meiner Entscheidungen, selbst wenn im Prinzip richtig, sind in ihren Konsequenzen für das Klima gar nicht von mir als Verbraucher absehbar.
Das erste Video von dir macht das ja anhand der Äpfel aus Neuseeland klar.
Und weist du was ... ich habe sogar einen Kartoffelkeller, wo ich Äpfel über Monate einlagern kann und das sogar in einem Stadthaus ... aber das ist ein Luxus, den ich mir leisten kann, weil ich mein eigener Hausherr bin und in einem Haus lebe, als Kartoffelkeller noch ein Ding waren und ich lagere auch Äpfel und Kartoffeln vom Bio Bauern und kaufe die auch saisional ein.
Das lustige ist, für Äpfel musst du eigentlich gar nix zahlen, da viele Apfelbäume bei uns in der Gegend gar nicht mehr abgeerntet werden ... das kannst du mal meiner Großmutter erklären, warum das heute so ist ... Gott hab sie selig.
Meine Letzten Aepfel gab es am Wochenende
odiug hat geschrieben:(17 Feb 2019, 13:20)
Nur entspricht das halt nicht den Lebensbedingungen der Mehrheit in Deutschland.
Und da wir gerade von Bio Bauern reden ... die Subventionspolitik der EU ist eine absolute Katastrophe
Also die kann mit nichts, aber auch gar nichts gerechtfertigt werden, außer die US Agrarindustrie uns vom Leib zu halten.
Vermutlich gibt es auch da ein Stadt - Land Gefaelle. Nur mit dem paradoxen Unterschied, dass die Leute in der Stadt vermehrt die Gruenen waehlen und die Leute am Land die Aepfel etc. dann wirklich nachhaltig in ihrem eigenen Keller haben
odiug hat geschrieben:(17 Feb 2019, 13:20)
Gerade im letzten Punkt unterscheiden wir uns als fundamental.
Ich habe nichts gegen Subventionen ... das heißt, stimmt nicht, mir wäre es lieber, wir kämen ohne aus, aber wir leben halt nicht auf einem Ponyhof.
Ich habe auch nichts gegen eine staatliche Steuerung der Wirtschaft durch ein Steuersystem.
Ich habe nur was gegen die derzeitige Politik, die Subventionen an die Bahn in sinnlose Prestigeobjekte verschleudert und eine Politik, die ein vom Prinzip der Infrastruktur her zum Monopolisten gezwungenen Unternehmen mit öffentlichen Auftrag, wie die Bahn privatisiert und inkompetenten Managern zum Fraß vorwirft.
Glücklich die Schweiz ... die waren nicht so blöd.
Ich halte Subventionen derzeit für nötig und es wird Strafsteuern geben müssen, um umweltschädliches Verhalten zu sanktionieren.
Es wird auch endlich nötig, dass Freihandel nicht nur Freiheit für Finanzen und Waren bedeuten kann, sondern man sich auch die Bedingungen der Herstellungen anschaut und in die Verträge einbezieht.
Fassen wir mal zusammen.
Die Ausgangslage: Momentane wissenschaftliche Evidenz deutet darauf hin, dass es nur noch ein bestimmtes CO2E Budget gibt. Daher scheint es derzeit gesellschaftlcher Konses zu sein, dass die CO2E Emissionen sinken muessen. Wobei auch die Wissenschaft irren kann...
Handlungsoptionen:
1. "Strafsteuer, um umweltschaedliches Verhalten zu sanktionieren". Dies bedeutet, dass Energie und somit auch alle anderen Preise steigen werden. Inwiefern diese Inflationsspirale in den Gang setzt inkl. Lohnsteigerungen etc. und welche Wirkung das dann letztendlich entfaltet ist nicht ganz offensichtlich. Weiterhin stellen sich sehr elementare philosophische Fragen: Ist der Klimawandel nicht ein gesamtgesellschaftliches Problem? Auf Grundlage welcher Ethik sollten also materiell Wohlhabende die Umwelt mehr verpesten und mehr CO2E in die Luft ballern duerfen als der Poebel? Ist die "Waehrung" im "Kampf gegen den Klimawandel" nicht "emittiertes CO2E" anstelle von inflationierbarem Fiat-Geld?
Letzte Frage fuehrt uns zu Loesungsweg 2: Persoenliche nichthandelbare CO2E Kontingente.
Jeder Mensch bekommt pro Jahr ein Kontingent eingeraeumt. Bei jedem Konsum, wird sein CO2 Konto belastet. Ist es aufgebraucht gibt es nichts mehr. Allerdings ist dies dann ein Oeko-Kommunismus, inkl. Enteignung, da die Konsum restringierende Resource ploetzlich nicht mehr Geld sondern die zugeteilten CO2 Kontingente sind. Geld verloere ab einem bestimmten Grenzbetrag seine Bedeutung, da es nicht mehr in Waren oder Dienstleistungen umgetauscht werden koennte. Zur Durchsetzung dieses Weges wuerde wohl eine Diktatur benoetigt.
3. Loesungsvorschlag: Man setzt auf die Eigenverantwortung der Konsumenten. Hierfuer ist es wichtig, sich mit den zentralsten Fragen der Philosophie und des Menschseins ueberhaupt zu beschaeftigen, die die Menschheit seit Anbeginn beschaeftigten: was ist der Sinn des Lebens und was ist Glueck? Egal ob es um den Kauf eines Lamborghinis geht, um den Besuch im Fussballstadion, etc.. Hinter jeder Konsumentscheidung steht der Wunsch ein Beduerfnis zu befriedigen, um dadurch ein Gluecksgefuehl zu verspuehren. Aber wie lange haelt dieses Gluecksgefuehl an, wenn wir konsumieren? Sind es wirklich unsere eigenen Beduerfnisse, die wir dadurch befriedigen, oder lassen wir uns die Beduerfnisse von der Gesellschaft aufzwingen? Ist es sinnvoll, unsere Lebenszeit gegen Geld zu tauschen, damit wir uns jaehrlich ein neues "Smart"phone holen koennen? Bereuen wir es auf dem Sterbebett, die Zeit nicht in den Bergen, mit Freunden, etc. verbracht zu haben sondern damit "Geld zu verdienen", um Sachen inkl. Reisen, zukaufen die wir, nachdem wir sie verkonsumierten, ohnehin wieder vergessen. Was und wie viel braucht man wirklich, um gluecklich zu sein? Weshalb sollte aus einer "Consumo ergo sum"-Gesellschaft nicht wieder eine "cogito ergo sum" Gesellschaft werden koennen? Die Klimafolgen eines Rindersteak, oder eines Fluges liegen dann in der EIgenverantwortung, wobei jeder selbst entscheiden kann.
Die Gruenen Vorschlaege tendieren alle zu einem paternalistischen Konzept analog Weg 1. I.e. formuliert bedeutet dies, dass sie glauben, wir, die Gruenen, wissen besser wie die Umwelt zu schuetzen ist als der einzelne Buerger. Ironischerweise sind es aber oftmals gerade diese Personen, vgl. JumboCem, KerosinKatha, LangstreckenLuisa, die einen Carbon-Footprint unter aller Sau aufweisen. Hieraus ergeben sich wieder drei Interpretationsmoeglichkeiten:
a Viele "Umweltschuetzer" glauben selbst nicht an den Klimwandel durch anthropogenes CO2E und versuchen aus "der Panik" entweder Kapital oder politische Macht zu schlagen.
b sie sind Heuchler, Pharisaeer und Egoisten, die ihre Selbstverwirklichung (Spitze der Maslowschen Beduerfnispyramide), ueber die "größten Krise der Menschheit" (LangstreckenLuisa) stellen.
c sie leiden an Schizophrenie und koginitiver Dissonanz.
Alle drei Punkte sind fuer mich no-goes...
Noch eine Ergaenzung zu b), weshalb die Gruenen regelmaessig in diesem Dilemma landen:
Auf der einen Seite moechten die Gruenen die kosmopolitischen "Anywheres" sein, sind radikal globalistisch und verachten die "somewheres". Auf der anderen Seite moechten sie Klima- und Umweltschutz. Da allerdings Mobilitaet derzeit auf fossilen Ressourcen beruht und die Verwendung fossiler Energietraeger schlecht fuers Klima ist, herrscht hier ein evidenter Zielkonflikt. Dieser kommt auch dadurch zu stande, dass viele Gruene glauben, man koenne nur "open minded" sein, wenn man reist. Dies ist allerdings ein Trugschluss. Immanuel Kant duerfte einer der "most open minded" Personen der Geschichte gewesen sein, doch kam er nie Zeit seines Lebens nie grossartig ueber die Stadtgrenzen seiner Geburtsstadt Koenigsberg hinaus. Weiterhin bietet auch die Digitalisierung neue Moeglichkeiten sich mit Leuten aus aller Welt zu vernetzen. Und dass die "Anywhere" Gruenen den somewheres mit erhobenen Zeigefingern Vorhaltungen machen, wie das Klima zu retten sei, obwohl die meisten anywheres einen groesseren Carbon Footprint haben, birgt, wie ausfuerhlich erlaeutert, eine enorme sozialpolitische Sprengkraft, deren ersten Auswirkugen in den Gilet Jaunes in Frankreich offensichtlich wird. Daher auch meine Argumentation mit der maslowschen Beduerfnispyramide. "Damit ich flegen kann, muss die Kohleverstromung sofort gestoppt werden!" koennte eine passende 21st century Version von "Ihr habt kein Brot, dann esst halt Kuchen" werden.
Wer fuer Klimaschutz ist, sollte unter den heute gegeben technischen Rahemenbedingungen auch fuer Regionalitaet eintreten. Aber das wird oftmals in Gruenen Dunstkreisen als "Closed minded", "reaktionaer", "nazi" verschrien. Und an genau dieser Lebensluege des Kosmopolitismus und gleichzeitigen Umweltschutzes scheitern LangstreckenLuisa, KerosinKatha, JumboCem, etc.
Zum Abschluss ein kleiner fun fact: Der erste Kosmopolit war Diogenes von Sinope. Nur hat der Lebensstil von sich heute als "Kosmopoliten" Beizeichnender mal so ueberhaupt nichts mit dessen Lebensstil und Ansichten gemein. Die heutigen Kosmpolitien sind Hedonisten aber keine Kyniker.