Woppadaq hat geschrieben:(21 Mar 2018, 03:41)
Also ich halte es für falsch, den bei der Linken traditionell vorhandenen
Antiimperialismus wie auch den seit der Wende betonten Pazifismus jetzt als Nationalismus auszulegen.
Dieser "traditionelle Antiimperialismus" ist auf antiwestliche Vorstellungen begrenzt, jedenfalls bei der deutschen Alt-Linken, bei der MLPD nicht und bei russischen Sozialisten auch nicht unbedingt. Der begrenzte Antiimperialismus bezieht sich auf die "angelsächsische Welt", also auf den atlantischen Schild, nicht auf die "russische Welt" (Ruski Mir) oder wie es die NPD in ihrem Programm nennt - die "eurasischen Machtzentren". Soll quasi heißen, Moskau und Peking sind gut, Washington und Brüssel nicht. Diesem Ansatz entspricht auch die Vorstellung einer Annäherung der Achse Berlin - Moskau, wobei die "Zwischenländer", die um Freiheit und Unabhängigkeit ringen, störend sind.
Diese Betrachtungsweise erklärt auch die sicherheitspolitisch unheimliche Nähe zwischen dieser Linken, eben der etablierten Linken, und der extremen Rechten wie AfD und NPD.
Der Vorwurf kann da leicht auf den Vorwerfenden zurückfallen, wenn man mal Fragen nach dem tieferen Sinn der Auslandseinsätze anfängt zu stellen, z.B. inwiefern da nicht vor allem nationale Interessenabsicherung eine Rolle spielt. Wenn es um den symbolischen Pazifismus geht - und die Linken können sich den noch leisten, da nie ernsthaft über eine Regierungsbeteiligung bei den anderen Parteien nachgedacht wurde und wird - da mehmen sich die Linken und die Grünen nichts. Es macht auch wenig Sinn, gegen das Abziehen von Soldaten aus Afghanistan zu sein, wenn selbst Obama wie Trump das ihren Wählern versprechen (ob sie es dann halten, ist eine andere Frage...)
Der Pazifismus spielt ebenso bei der "sicherheitspolitischen Verantwortung" eine Rolle. Es gibt da durchaus konträre Meinungen dazu, was genau darunter zu verstehen ist und welches Konzept Sinn macht. Und so wie es Sinn gemacht hat, den Irak-Einsatz abzulehnen, macht es auch Sinn, andere Konzepte abzulehnen, die mehr Konfrontation als Entspannung und Stabilität bringen. Mein Vertrauen gerade in die Konservativen, da die richtigen Mittel zu finden, ist ehrlich gesagt geringer als bei allen linken Parteien.
Dieser "symbolische Pazifismus" ist bei der etablierten Linken eben auch nur ein halber Pazifismus, eigentlich ein "Hurra-Pazifismus", der sich wiederum auf die "angelsächsische Welt" bezieht und im wesentlichen Isolationismus meint. Afghanistan ist ein gutes Beispiel. Was passiert denn, wenn man jedwede Stabilisierungsbemühungen aufgibt ? Dann wütet der Taliban. Ist das Pazifismus ? Nein, das ist einfach nur eine geografische Unterscheidung von Schlachtfeldern.
In Mali haben afrikanische Truppen, Franzosen und Blauhelme eingegriffen, mit einigem Erfolg. Alternativ dazu hätte sich ganz Nordwestafrika destabilisieren können.
Isolationismus heißt nicht einfach "kein Krieg", es heißt vielmehr "Marktradikalismus" im sicherheitspolitischen Segment. Es heißt so viel wie: "Möge der Bessere gewinnen".