Europa2050 hat geschrieben:(05 Jul 2021, 21:20)
Gar nicht, aber es ging um die Frage nach liberalen (FDP) Persönlichkeiten, die präsidiabel sind.
Und sogar unser eher links angehauchter Mitdiskutant (soll nicht abwertend sein) musste das ja zugeben …
Ich bin nicht böse. Bin gern ein "alter Sozi"
Man findet sicher in jeder Partei irgendwelche Leute, die man zum Bundespräsidenten wählen könnte, ohne dass sie in dem Amt etwas kaputt machen. Solche Leute sind deshalb aber noch nicht "präsidiabel". Für das Präsidentenamt sind bislang - von einer unrühmlichen Zwischenperiode abgesehen - eigentlich immer nur Menschen nominiert worden, die sich über längere Zeit in der Bundespolitik einen Namen gemacht und Ansehen erworben haben. Man kann gegen Steinmeier und/oder gegen seine politische Ausrichtung alles mögliche vorbringen. Man muss ihm aber zugute halten, dass er in Deutschland über Parteigrenzen hinweg angesehen ist und dass er unter anderem wegen seiner Amtsführung als Außenminister auch in der Welt bekannt ist und Respekt genießt. Er war gewiss kein "Sozi"-Außenminister. In erster Linie dies ist es, was ihn für das Amt des Bundespräsidenten qualifiziert.
Dass Steinmeier Sozialdemokrat ist, ist mir persönlich an der Stelle völlig egal. Er repräsentiert als Präsident nicht die SPD, sondern die Bundesrepublik Deutschland. Das hat er gut gemacht. Auch ein Walter Scheel hat das seinerzeit gut gemacht. Im Moment sehe ich in der FDP nur niemanden, der (oder die) ähnliche Qualitäten mitbringen würde. Da gibt es nur Leute, die man wählen könnte, weil sie mutmaßlich nichts kaputt machen werden. Das reicht aber nicht. Dies sieht offensichtlich auch die FDP so, denn sie hat Steinmeier sicher nicht deshalb ihre Unterstützung signalisiert, weil sie sich der SPD oder der Linkspartei anbiedern will. Würde die FDP in ihren eigenen Reihen einen "präsidiablen" Kandidaten/Kandidatin (mein Gott, jetzt fange ich auch schon an mit diesem "Gendern"...) sehen, hätte es die Unterstützung für Steinmeier nicht gegeben.
Wir kommen etwas vom Thema ab, aber im Moment sehe ich in der bundesdeutschen Politik kaum jemanden, der sich für das Präsidentenamt "aufdrängen" würde. Merkel käme in Betracht. Nicht sofort, aber in vier oder fünf Jahren vielleicht. Das ist in gewisser Weise ein Problem der politischen Landschaft in Deutschland. Es gibt nicht mehr diese "Charakterköpfe", die früher mal die deutsche Politik geprägt haben. Adenauer, Brandt, Schmidt, Scheel, Genscher, Strauß... (wobei mir der letztgenannte Name fast den Magen umgedreht hätte).