The World Congress of Families

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Tom Bombadil
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 09:59)

Auf jeden Fall besteht die Kunst der politischen Analyse darin, hinter dem Moralisieren, hinter den Ideologien den eigentlichen Kern ausfindig zu machen: Die Struktur der Interessenslagen.
Das Moralisieren ist für mich eine Waffe, mit der andere Menschen mundtot gemacht und auf Linie gebracht werden sollen. Denken wird dadurch überflüssig, man muss sich nur an den Moralkanon halten und dies auch zumindest mit den richtigen Worten zum Ausdruck bringen. Erinnert dann ein bisschen an 1. Mai-Paraden in der DDR.
Dass sich die Regierungspartei Russlands als "Verteidiger traditioneller Werte" positioniert ... dürfte ganz klar und eindeutig Teul einer politischen Globalstrategie sein.
Ist das irgendwie verwerflich? In einer Demokratie geht es um den Wettstreit der Ideen und im Kompromiss liegt die Weiterentwicklung der Gesellschaft, die dann auch jeden mitnehmen kann. Auf dem Sockel der hohen Moral ist noch lange nicht für jeden Bürger Platz.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Man nehme nur einmal das Beispiel "Erster Weltkrieg" und "Augusterlebnis". Aufgeklärte, humanistisch gesinnte, gebildete Menschen wie - nur als Beispiel - der Schriftstller Arnold Zweig. Oder auch der Sohn der bekannten und eher linken Künstlerin Käthe Kollwitz, Peter Kollwitz ... Sie alle waren völlig überzeugt davon, für die Sache von Aufklärung und Humanismus in den Krieg zu ziehen. Man kann es nachlesen. Quasi der Welt das Gute und Schöne zu vermitteln: Mozart, Goethe, Kant. Nicht im entferntesten wären sie auf den Gedanken gekommen, sich an der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts zu beteiligen. Und in diesem Sinne sollte man auch auf dieses Ansinnen des WCF blicken, "traditionelle Werte" zu verteidigen. Es stecken Interessen dahinter. Die Werte, die Ideologien sind nur für die dummen Ausführer erdacht.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Misterfritz »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Mar 2021, 18:30)

Alle Parteien außer der AfD bekennen sich zur "Ehe für alle", SPD und Linke gehen weiter: "Familie ist dort, wo Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen." (SPD) und für die Linke ist Familie "wo Menschen füreinander da sind". Das ist eine Beliebigkeit, die meilenweit von der "traditionellen Familie" weg führt.
Und das bedroht die Leute, die gerne in einer traditionellen Familie leben?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:11)

Die Werte, die Ideologien sind nur für die dummen Ausführer erdacht.
Stecken hinter der Moral denn nicht auch Werte und Ideologien?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

Misterfritz hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:11)

Und das bedroht die Leute, die gerne in einer traditionellen Familie leben?
Was soll "bedrohen" in dem Zusammenhang bedeuten? Die Beliebigkeit "bedroht" imho den Bestand der traditionellen Familie, die mMn. der kleinste Baustein unserer Gesellschaft ist.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Misterfritz »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:14)

Was soll "bedrohen" in dem Zusammenhang bedeuten? Die Beliebigkeit "bedroht" imho den Bestand der traditionellen Familie, die mMn. der kleinste Baustein unserer Gesellschaft ist.
Nur, weil man dem Baustein noch einen weiteren hinzufügt, wird der bedroht?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

Misterfritz hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:23)

Nur, weil man dem Baustein noch einen weiteren hinzufügt, wird der bedroht?
Was meinst du mit bedroht, wie kommst du überhaupt auf dieses Wort? Es wird kein Baustein hinzugefügt, wenn man sagt "Familie ist, wo Menschen füreinander da sind" dann bedeutet das die Auflösung der traditionellen Familie hin zur kompletten Beliebigkeit.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Klar: Der Single-Haushalt wurde - zumal in den größeren Städten - im Vergleich zu den 50er bis 80ern das dominantere Modell. Sicher. Ich habe es in meinem Berufsleben ziemlich viel mit Studenten, studentischen Hilfskräften, jungen Mitarbeitern zu tun. Da gibt es ein völlig ausgeglichenes Verhältnis zwischen Singles und jungen Familienvätern und -müttern. Keiner von den einen stellt auch nur irgendwie eine "Bedrohung" für die anderen dar. Den Begriff "Freiheit" in "Beliebigkeit" zu transformieren ... das ist eben einfach Teil dieser Erzählung vom "Einheitsbrei".

Es wird Zusammenhänge geben zwischen der durchschnittlichen Zahl Personen pro Quadratmeter Mietraum und den Mietpreisen. Früher wohnten halt eher ganze Familien in Wohnungen. Und gleichzeitig hat aber so etwas wie der Zinssatz auf Spareinlagen im Euroraum einen Einfluss darauf. Es dürfte sehr schwierig sein, hier eine Art von gewollter Bedrohung traditioneller Werte herauszukonstruieren.

Macht tatsächlich der "Moral"-Anspruch der liberalen Gesellschaft zu schaffen? Ich weiß ja nicht. Soll ich wirklich Tränen vergießen über das Schicksal des FC Bayern München?
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 10:44)

Was meinst du mit bedroht, wie kommst du überhaupt auf dieses Wort? Es wird kein Baustein hinzugefügt, wenn man sagt "Familie ist, wo Menschen füreinander da sind" dann bedeutet das die Auflösung der traditionellen Familie hin zur kompletten Beliebigkeit.
Lassen wir einmal die Frage beiseite, ob und inwiefern ein Satz wie "Familie ist, wo Menschen füreinander da sind" Teil einer politischen Strategie ist. Ist er sicherlich! Aber für sich genommen ist dieser Satz inhaltlich vollkommen richtig. Und der Sinn dieser Aussage läuft in keinster Weise auf die Auflösung der traditionellen Familie hinaus. Überhaupt nicht! Die "Familie", so wie wir sie hier in Mitteleuropa kennen, ist eigentlich ein viel viel jüngeres Ding, als die meisten Menschen glauben. Diese Art von traditioneller Familie so wie wir sie kennen ist frühestens Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden. Im Zusammenhang einmal mit beginnender Industrialisierung und zum anderen mit den restaurativen Prozessen in Europa nach dem Wiener Kongress.

Zur Erinnerung: Goethe, das große deutsche Kulturdenkmal. In der "Familie" Goethe-Vulpius war der Familienvater weder beim Todeskampf noch bei der Beisetzung seiner Frau noch hatte er auch nur irgendein Interesse an der Geburt der gemeinsamen Kinder.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Sa 6. Mär 2021, 11:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:03)

Den Begriff "Freiheit" in "Beliebigkeit" zu transformieren ...
Das habe werde ich noch ein anderer User im Kontext der Diskussion getan.
Es dürfte sehr schwierig sein, hier eine Art von gewollter Bedrohung traditioneller Werte herauszukonstruieren.
Schön, dass du jetzt auch auf das emotionale "Argument" der "Bedrohung" einsteigst. Die Diskussion ist damit beendet.
Macht tatsächlich der "Moral"-Anspruch der liberalen Gesellschaft zu schaffen? Ich weiß ja nicht. Soll ich wirklich Tränen vergießen über das Schicksal des FC Bayern München?
Deine Gedankensprünge sind allerdings wieder hochinteressant.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:14)

Überhaupt nicht!
Dann ist ja alles supi. Die alte Frau, der ich beim Einkauf helfe ist dann meine neue Omi, die ich total lieb habe und die immer für mich da ist... :rolleyes:

Familie beruht auf Verwandtschaftsbeziehungen, das ist ein uraltes Konzept.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:20)

Dann ist ja alles supi. Die alte Frau, der ich beim Einkauf helfe ist dann meine neue Omi, die ich total lieb habe und die immer für mich da ist... :rolleyes:

Familie beruht auf Verwandtschaftsbeziehungen, das ist ein uraltes Konzept.
Sorry Tom. Ich habe einen Beitrag weiter oben nochmal geändert. Zu Goethe. Das ist unser großer gewaltiger Kulturonkel. Das bitte zu beachten.

Ich selbst lebe seit langem in einer ziemlich unübersichtlichen und gleichzeitig bereits auch klassischen großen Patchwork-Familie. Der Unterschied zu den Goethes: "Familie ist da, wo Menschen füreinander da sind". Ganz genau so ist es!
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:28)

Ganz genau so ist es!
Das mag für dich zutreffen, dadurch wird das aber nicht zur universellen Wahrheit.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:14)

Lassen wir einmal die Frage beiseite, ob und inwiefern ein Satz wie "Familie ist, wo Menschen füreinander da sind" Teil einer politischen Strategie ist. Ist er sicherlich! Aber für sich genommen ist dieser Satz inhaltlich vollkommen richtig.
Ein Auto ist ein fahrendes Objekt ist übrigens auch richtig. Trotzdem ist die Definition nicht vollständig. Ein Flugzeug ist ein Gerät was Menschen befördert ist auch richtig, aber nicht vollständig. Es fehlt bei dieser Definition also was.
Das ist Kapitalismus:

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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Billie Holiday »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:20)

Dann ist ja alles supi. Die alte Frau, der ich beim Einkauf helfe ist dann meine neue Omi, die ich total lieb habe und die immer für mich da ist... :rolleyes:

Familie beruht auf Verwandtschaftsbeziehungen, das ist ein uraltes Konzept.
Ich vermute, die meisten haben eine Familie und einen Freundeskreis. Zur Familie zählt auch der blöde Onkel. Ganz einfach, weil Papi so einen blöden Bruder hat.
Zum Freundeskreis zählen nur die, die man sich selbst aussucht. Der engste Freund mag gefühlt zur Familie gehören.
Das sind alles nur Begrifflichkeiten.

Inwieweit man Freunde im Notfall festnageln kann, weiß ich nicht. Familie bedeutet auch Verantwortung und Verpflichtung. Ein reiner Freundeskreis eher nicht.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Tom Bombadil »

Billie Holiday hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:36)

Familie bedeutet auch Verantwortung und Verpflichtung. Ein reiner Freundeskreis eher nicht.
Richtig. Dazu muss man sich nur mal ansehen, wie viele alte Menschen von der Familie versorgt werden. Sicher, es wird auch Freunde geben, die das für ihre Freunde tun, aber das ist eher die Ausnahme. Und dann wird die Familie ja auch finanziell zur Kasse gebeten, wenn jemand professionell gepflegt werden muss und dessen Rente/PV nicht reicht. Freunde nicht. Bei Kindern gilt im Grunde das gleiche, in der Regel wird das Baby von den biologischen Eltern versorgt, nicht von Freunden, die kommen auch nicht für Kosten auf. Das wird alles der Familie aufgebürdet, deren Status aber gleichzeitig immer weiter unterminiert wird.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(06 Mar 2021, 11:33)

Ein Auto ist ein fahrendes Objekt ist übrigens auch richtig. Trotzdem ist die Definition nicht vollständig. Ein Flugzeug ist ein Gerät was Menschen befördert ist auch richtig, aber nicht vollständig. Es fehlt bei dieser Definition also was.
Wie so häufig erschließt sich aus der Wortherkunft des Begriffs auch die historische Entwicklung des entsprechenden Phänomens. "Familie" bedeutet im Kern und im Ursprung bis zur Antike nicht etwa "voneinander abstammern" sondern "zusammen wohnen".
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 08:46)

Ja. Aber diese Widersprüche zwischen Stadt und Land gibts natürlich auch in Russland. Nur dass dort das Pendel mal so grob geschätzt insgesamt eher zu zwei Dritteln in Richtung rechtskonservativ-nationalistisch, "werteorientier" und Pro "Einiges Russland" ausschlägt. Auch wenn schon der Name "Einiges Russland" etwas anderes suggeriert. Polen zum Beispiel dürfte in Europa am ehesten der Verteilung in den USA entsprechen. Eine ausgesprochen liberale, EU-freundliche Städtebevölkerung und eine ausgesprochen konservative und religiös orientierte Land- und Kleinstadtbevölkerung.
Russland ist keine Demokratie! Putin bestimmt was geht und nicht. Jeder Disenz wird brutal unterdrueckt, wie wir derzeit erleben. Die faschistische-nationalistische Linie ist die ofizielle und einzig geduldete Linie. Riesenunterschied zu der USA.

Polen zaehlt nicht! Zu klein, zu unbedeutend und am Tropf von Bruessel haengend.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(06 Mar 2021, 12:15)

Russland ist keine Demokratie! Putin bestimmt was geht und nicht. Jeder Disenz wird brutal unterdrueckt, wie wir derzeit erleben. Die faschistische-nationalistische Linie ist die ofizielle und einzig geduldete Linie. Riesenunterschied zu der USA.

Polen zaehlt nicht! Zu klein, zu unbedeutend und am Tropf von Bruessel haengend.
"Am Tropf von Brüssel" ... das ist so ein typisch unhinterfragtes Nachquatschen von irgendwas. Natürlich hängt Polen nicht "am Tropf von Brüssel". In keinem Land der EU ist der EU.Austritt von seiten der Regierugnspartei her so wahrscheinlich wie in Polen. Die Regierungspartei PiS bildete zusammen mit den britischen Tories bis zum Brexit die europaskeptische EU-Fraktion EKR (Europäische Konservative und Reformer). Alle anderen Mitglieder dieser Fraktion liefen und ferner liefen. Schon vergessen? Man muss schauen wie es wirtschaftspolitisch in UK weitergeht. Aber unter den Bedingungen der Brexit-Verträge könnte Polen wirtschaftlich ohne weiteres aus der EU austreten. Solange es nur in irgendeiner Form einen Anschluss an den EU-Binnenmarkt gibt. Der ist das eigentliche Ding. Der Punkt ist einfach, dass die Bevölkerung fast genau fifty fifty gespalten ist in Liberale und Konservative. Bzw. in urbane und ländliche Bevölkerung. Noch kommt auch die PiS an den eher liberal gesinnten nicht vorbei. Denn die bilden das entscheidende wirtschaftliche Rückgrat. Während die konservative ländliche und kleinstädtische Bevölkerung das Gros der Wählerunterstützer bildet.
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Re: The World Congress of Families

Beitrag von Panarin »

Die Putin-Bande nutzt diese ganzen rechtskonservativen Parolen um Einfluss in den verhassten USA zu gewinnen, einen verrückten Trump zu seinen Gunsten zu manipulieren und seine eigene Rückständigkeit in der westlichen Welt zu verbreiten. Eine angebliche religiöse Wiedererweckung in Russland von der korrupten, hedonistischen Staatskirche, die vollkommen Putin-hörig ist, wird mittlerweile bis in die Schulen eingeimpft. Die Änderung der russischen Verfassung im letzten Jahr wurde nicht nur zur Verlängerung von Putins Amtszeit iniitiert, sondern zur Stärkung der angeblich "traditionellen" russischen Sprache, Werte und Familie. Obwohl die Vertreter des russischen Staates dem Hedonismus überhaupt nicht fremd sind (wie die zahlreichen Paläste und Jachten es beweisen) wird dem gemeinem Volk vorgegaukelt, dass das Leben nur Sinn in Staatshörigkeit, Kinder gebären und Gottesvertrauen hat.
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