Die UNO - der zahnlose Tiger

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JJazzGold
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Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von JJazzGold »

Gruß an Vorstand und Moderatoren, ich wußte nicht, wo ich das ansonsten hätte platzieren sollen.

Es ist wird er einmal so weit. Nicht, dass es das erste Mal wäre, dass die UNO in Punkto Menschenhilfe versagt, weil ein einfaches “нет“ (= Nein, russisch) oder Méiyǒu (=Nein, chinesisch) reicht, um im schlechtesten Fall bis zu 500 000 Kinder verrecken zu lassen.

“Deutschlands Uno-Botschafter Christoph Heusgen, der die Verhandlungen geleitet hatte, gab den Vertretern Russlands und Chinas eine Nachricht für ihre Regierungen mit: "Sagt ihnen, dass der deutsche Botschafter fragt, ob die Leute, die die Anweisungen dafür gegeben haben, 500.000 Kindern die Hilfe zu entziehen, morgen noch in den Spiegel gucken können."“

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... d22112-amp

Wenn ich lese, dass ein solcher Kompromiss auch noch als “gute Nachricht für Millionen von Menschen“ deklariert wird, dann frage ich mich, wozu dient die UNO, der UN Sicherheitsrat, wenn eine solche “Lösung“ in Kauf genommen wird? Doch nur dazu, dass menschenverachtenden Kindermördern eine internationale Plattform zur Verfügung gestellt wird, auf der sie sich und ihre Machtgelüste zur Schau stellen können und zeitgleich andere Staaten als schwach darstellen können.

War vielleicht mal eine gute Idee, die UNO, aber mittels “One State One Vote“ führt sie sich als Institution immer mehr ad absurdum.


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imp
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von imp »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jul 2020, 20:53)

Gruß an Vorstand und Moderatoren, ich wußte nicht, wo ich das ansonsten hätte platzieren sollen.

Es ist wird er einmal so weit. Nicht, dass es das erste Mal wäre, dass die UNO in Punkto Menschenhilfe versagt, weil ein einfaches “нет“ (= Nein, russisch) oder Méiyǒu (=Nein, chinesisch) reicht, um im schlechtesten Fall bis zu 500 000 Kinder verrecken zu lassen.

“Deutschlands Uno-Botschafter Christoph Heusgen, der die Verhandlungen geleitet hatte, gab den Vertretern Russlands und Chinas eine Nachricht für ihre Regierungen mit: "Sagt ihnen, dass der deutsche Botschafter fragt, ob die Leute, die die Anweisungen dafür gegeben haben, 500.000 Kindern die Hilfe zu entziehen, morgen noch in den Spiegel gucken können."“

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... d22112-amp

Wenn ich lese, dass ein solcher Kompromiss auch noch als “gute Nachricht für Millionen von Menschen“ deklariert wird, dann frage ich mich, wozu dient die UNO, der UN Sicherheitsrat, wenn eine solche “Lösung“ in Kauf genommen wird? Doch nur dazu, dass menschenverachtenden Kindermördern eine internationale Plattform zur Verfügung gestellt wird, auf der sie sich und ihre Machtgelüste zur Schau stellen können und zeitgleich andere Staaten als schwach darstellen können.

War vielleicht mal eine gute Idee, die UNO, aber mittels “One State One Vote“ führt sie sich als Institution immer mehr ad absurdum.


Zum aktuellen Ereignis gibt es bereits einen Thread im Syrienforum. Zur Reform der UNO-Stimmrechte: Nein, weder USA noch Kina würden weiter einer UNO angehören, auch eine ganze Reihe kleinerer Hausnummern nicht, wenn die Weltparlament spielen wollen. Die UNO ist ganz tauglich als ein Forum, das in verfahrenen Situationen Parteien zu Gesprächen zur Verfügung steht, die ansonsten nicht mehr miteinander verkehren.
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JJazzGold
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von JJazzGold »

imp hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:14)

Zum aktuellen Ereignis gibt es bereits einen Thread im Syrienforum. Zur Reform der UNO-Stimmrechte: Nein, weder USA noch Kina würden weiter einer UNO angehören, auch eine ganze Reihe kleinerer Hausnummern nicht, wenn die Weltparlament spielen wollen. Die UNO ist ganz tauglich als ein Forum, das in verfahrenen Situationen Parteien zu Gesprächen zur Verfügung steht, die ansonsten nicht mehr miteinander verkehren.
Zum Labern kann man eine Videokonferenz schalten und für Erpressung und politische Ränkelspiele braucht es keine Institution dieser Größenordnung.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von imp »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:39)

Zum Labern kann man eine Videokonferenz schalten und für Erpressung und politische Ränkelspiele braucht es keine Institution dieser Größenordnung.
Die UNO und ihre meisten Nebenorganisationen haben eine gewisse Sinnkrise. Für ein weltweites Ärzte- und Kinderfachforum geht es auch zehn Nummern kleiner, keiner weiß was das mit dem Weltkulturerbe eigentlich soll und das UNRWA ist ja auch nicht so beliebt. Da mittlerweile jeder Hinz und Kunz Atomwaffen hat, ist auch der Aspekt Weltsicherheitsrat in der Sinnkrise.
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Brainiac
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Brainiac »

Es ist eigentlich immer derselbe Trick: Man schaffe eine supranationale Organisation mit hehren Zielen, gebe aber keinerlei wirkliche Kompetenzen an sie ab und erhalte möglichst weitreichende Vetorechte einzelner Mitglieder. Und schon lässt sich spielend beweisen, dass die Organisation nichts nützt. Ist mit der EU genau dasselbe Problem.

Solange auf dem Planeten alles in Butter ist, ist das ja auch ganz in Ordnung so, internationale Kooperation ist ja kein Selbstzweck. Damit solch eine Organisation wirklich notwendig wird und alle das auch so erkennen und akzeptieren, bedarf es wohl, leider, massivere Probleme. Beispielsweise eine dramatisch fortgeschrittene globale Klimakatastrophe, oder wahlweise ein Angriff einer fernen, überlegenen Zivilisation auf die Erde.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(12 Jul 2020, 22:37)

Es ist eigentlich immer derselbe Trick: Man schaffe eine supranationale Organisation mit hehren Zielen, gebe aber keinerlei wirkliche Kompetenzen an sie ab und erhalte möglichst weitreichende Vetorechte einzelner Mitglieder. Und schon lässt sich spielend beweisen, dass die Organisation nichts nützt. Ist mit der EU genau dasselbe Problem.

Solange auf dem Planeten alles in Butter ist, ist das ja auch ganz in Ordnung so, internationale Kooperation ist ja kein Selbstzweck. Damit solch eine Organisation wirklich notwendig wird und alle das auch so erkennen und akzeptieren, bedarf es wohl, leider, massivere Probleme. Beispielsweise eine dramatisch fortgeschrittene globale Klimakatastrophe, oder wahlweise ein Angriff einer fernen, überlegenen Zivilisation auf die Erde.
Warten auf Ziltoid ist aber etwas dünn für eine viele tausend Mitarbeiter starke Organisation. Da könnte man vieles einsparen.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von unity in diversity »

So haben die Hilfslieferungen für die 500.000 Kinder von Idlib, über mehrere Grenzübergänge ausgesehen:
https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... eldes.html
Jetzt kann besser kontrolliert werden, ob wirklich mit Nahrung und Medikamenten geholfen wird.
Was im Eingangsbeitrag steht, nennt man framing.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Vongole »

unity in diversity hat geschrieben:(12 Jul 2020, 23:31)

So haben die Hilfslieferungen für die 500.000 Kinder von Idlib, über mehrere Grenzübergänge ausgesehen:
https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... eldes.html
Jetzt kann besser kontrolliert werden, ob wirklich mit Nahrung und Medikamenten geholfen wird.
Was im Eingangsbeitrag steht, nennt man framing.
Nein, das nennt sich Wahrheit. Die "Kontrolle" wird das Assad-Putin-Regime übernehmen, die UNO wird erleben, was dieser Kompromiss angerichtet hat.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von JJazzGold »

Vongole hat geschrieben:(13 Jul 2020, 00:10)

Nein, das nennt sich Wahrheit. Die "Kontrolle" wird das Assad-Putin-Regime übernehmen, die UNO wird erleben, was dieser Kompromiss angerichtet hat.
Nicht zu vergessen “Corona“. Nur so nebenbei erwähnt. Ein Virus schert sich nicht um offene und geschlossene Grenzübergänge.

Angesichts dieses UNO Sicherheitsrats-Debakels klingt “Syriengeberkonferenz“ wie Hohn. Die Milliarden müssen von der Zugänglichkeit der Gebiete für Hilfslieferungen abhängig gemacht werden. Das hätte seitens der UNO von Anfang an klargestellt gehört. Entweder ganz oder gar nicht. Es kann und darf nicht sein, dass Hilfslieferungen nur von Russland, Syrien und China Selektierten zugute kommen und das Sterben der Anderen, einschließlich bis zu einer halben Million Kinder achselzuckend in Kauf genommen wird, ja sogar als erfolgreicher Kompromiss deklariert wird.

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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von JJazzGold »

unity in diversity hat geschrieben:(12 Jul 2020, 23:31)

So haben die Hilfslieferungen für die 500.000 Kinder von Idlib, über mehrere Grenzübergänge ausgesehen:
https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... eldes.html
Jetzt kann besser kontrolliert werden, ob wirklich mit Nahrung und Medikamenten geholfen wird.
Was im Eingangsbeitrag steht, nennt man framing.
Jetzt kann gar nicht mehr geholfen werden. Der Zugang ist dicht.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von JJazzGold »

Brainiac hat geschrieben:(12 Jul 2020, 22:37)

Es ist eigentlich immer derselbe Trick: Man schaffe eine supranationale Organisation mit hehren Zielen, gebe aber keinerlei wirkliche Kompetenzen an sie ab und erhalte möglichst weitreichende Vetorechte einzelner Mitglieder. Und schon lässt sich spielend beweisen, dass die Organisation nichts nützt. Ist mit der EU genau dasselbe Problem.

Solange auf dem Planeten alles in Butter ist, ist das ja auch ganz in Ordnung so, internationale Kooperation ist ja kein Selbstzweck. Damit solch eine Organisation wirklich notwendig wird und alle das auch so erkennen und akzeptieren, bedarf es wohl, leider, massivere Probleme. Beispielsweise eine dramatisch fortgeschrittene globale Klimakatastrophe, oder wahlweise ein Angriff einer fernen, überlegenen Zivilisation auf die Erde.

Das sehe ich genau so. In ihrem 75. Existenzjahr zeigt sich die Unfähigkeit der UNO.

Gut zusammengefasst:


“Vetomächte blockieren
Vieles gelang den Vereinten Nationen aber auch nicht und so konnte der Korea-Krieg und die Teilung des Landes, aber auch die Teilung Deutschlands und Berlins oder die Aufspaltung Chinas in die Volksrepublik und Taiwan nicht verhindert werden. Oft genug blockierten einander die Vetomächte im Kalten Krieg. Spätestens seit dem Irak-Krieg im Jahr 2003 sind die Vereinten Nationen zudem in einer Existenzkrise. Damals hatten die USA gemeinsam mit einer "Koalition der Willigen" unter Bruch der UNO-Charta das Zweistromland angegriffen. Die Vereinigten Staaten warfen der UNO vor, mit ihren aus dem Kalten Krieg stammenden Entscheidungsstrukturen nicht für den Kampf gegen Terrorismus und die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen gerüstet zu sein.

Tatsächlich spiegelt der Sicherheitsrat als bedeutendstes Entscheidungsgremium der Organisation die Realitäten der heutigen Welt nur unzureichend wider. Nach Bevölkerungsgröße und Wirtschaftskraft bedeutende Staaten wie Deutschland, Japan, Brasilien, Indien oder Nigeria streben seit Jahren einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat an. Eine Reform scheiterte bisher aber immer am Veto eines der fünf Vetomächte, und daran dürfte sich wohl auch in naher Zukunft wenig ändern.“

https://amp.diepresse.com/5831092

Am besten legt man die Institution auf Eis bis die Aliens kommen.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von TheManFromDownUnder »

JJazzGold hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:07)

Am besten legt man die Institution auf Eis bis die Aliens kommen. [/color]
Dem Stimme ich vollkommen zu.

Wozu dieser Verein? Ich denke an Ruanda, an Kosovo.

Ich denke an deren side kicks we WHO

Usw Usw Usw

Die UN ist ein Lobby Verein wo ein paar world powers mit Veto Recht den Rest und vor allem die Armen durch Korruption fuer ihren eigenen Vorteil nutzen.
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Fliege
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Fliege »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Jul 2020, 20:53)
War vielleicht mal eine gute Idee, die UNO, aber mittels “One State One Vote“ führt sie sich als Institution immer mehr ad absurdum.
imp hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:14)
Die UNO ist ganz tauglich als ein Forum, das in verfahrenen Situationen Parteien zu Gesprächen zur Verfügung steht, die ansonsten nicht mehr miteinander verkehren.
Brainiac hat geschrieben:(12 Jul 2020, 22:37)
Es ist eigentlich immer derselbe Trick: Man schaffe eine supranationale Organisation mit hehren Zielen, gebe aber keinerlei wirkliche Kompetenzen an sie ab und erhalte möglichst weitreichende Vetorechte einzelner Mitglieder. Und schon lässt sich spielend beweisen, dass die Organisation nichts nützt. Ist mit der EU genau dasselbe Problem.
Gut finde ich, dass die UNO ein "zahnloser Tiger" ist, sonst wären die Länder der Ersten Welt rasch einem weitgehenden Zugriff auf ihre Ressourcen aus Ländern der Zweiten und Dritten Welt ausgesetzt. Zudem wäre schon die Aussicht auf solch eine Zugriffsmöglichkeit ein lebhaftes Motiv, die UNO zu verlassen, was die UNO als diplomatisches Weltforum auflösen würde. Die Erste Welt würde im Nachgang eine eigene "UNO" aufmachen. Letzteres wäre indes womöglich die ehrlichere Lösung.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Adam Smith »

JJazzGold hat geschrieben:(13 Jul 2020, 08:41)

Jetzt kann gar nicht mehr geholfen werden. Der Zugang ist dicht.
Türkische Panzer und Soldaten können die Grenze nicht mehr überqueren? Wer hindert sie daran?
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von imp »

Adam Smith hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:50)

Türkische Panzer und Soldaten können die Grenze nicht mehr überqueren? Wer hindert sie daran?
Ohne die Unterstützung der verbleibenden Kämpfer wäre der Konflikt schnell zuende und geordnete Verhältnisse würden auch die Versorgung aller erlauben.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Adam Smith »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:53)

Ohne die Unterstützung der verbleibenden Kämpfer wäre der Konflikt schnell zuende und geordnete Verhältnisse würden auch die Versorgung aller erlauben.
Wer verhindert nun, dass türkische Soldaten sich dort aufhalten und haufenweise türkisches Geld in das Gebiet bringen?

Wer macht das?
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von imp »

Adam Smith hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:55)

Wer verhindert nun, dass türkische Soldaten sich dort aufhalten und haufenweise türkisches Geld in das Gebiet bringen?

Wer macht das?
Soweit ich weiß, sind die türkischen Soldaten nach wie vor da. Die Knappheit der türkischen Finanzen könnte ein wichtiger Grund sein, wenn Geld fehlt.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Brainiac »

JJazzGold hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:07)

Am besten legt man die Institution auf Eis bis die Aliens kommen.
Ein ernst gemeinter, herausragender Buchtipp in diesem Zusammenhang: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_drei_Sonnen (sowie Teile 2 und 3 der Trilogie)

Man muss allerdings in etwas größeren zeitlichen Dimensionen denken. ;)
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von JJazzGold »

Brainiac hat geschrieben:(13 Jul 2020, 22:06)

Ein ernst gemeinter, herausragender Buchtipp in diesem Zusammenhang: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_drei_Sonnen (sowie Teile 2 und 3 der Trilogie)

Man muss allerdings in etwas größeren zeitlichen Dimensionen denken. ;)

Danke für den Tipp, das habe ich mir soeben runtergeladen. :thumbup: :)
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von unity in diversity »

Adam Smith hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:50)

Türkische Panzer und Soldaten können die Grenze nicht mehr überqueren? Wer hindert sie daran?
Die Russen hindern sie jetzt.
Nachdem die Türkei, anstatt Lebensmittel und Medikamente einzulassen, den Kessel mit Militär vollgestopft hat, um daraus einen Brückenkopf zu machen. Erdogans Faible für den globalen Islamismus ist ja bekannt und hat die Chinesen an die Seite der Russen gebracht.
Nun sind sie eingekesselt und Erdogan kann schon mal seine türkische Stalingradrede entwerfen. Textbeispiel von Hermann Göring.
Raus kommen die nur mit einer geregelten Übergabe.
Der Fehler des Westens war es, Islamisten zu unterstützen, weil die gegen Assad waren. Dabei ist beides keine Alternative für die Syrer.
Die haben immer noch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Das ist eine Ursache für das Versinken des westlichen Einflusses in der Bedeutungslosigkeit.
Die UNO und speziell ihre westliche Mitgliedschaft hat bei der Installation einer bürgerlichen Alternative versagt und bekommt immer noch nichts auf die Reihe. Die Rüstungslobbyisten aller Länder hatten wohl andere Pläne.
Es gibt zu viele gegensätzliche Interessen unter den UN-Mitgliedern und speziell im Sicherheitsrat, wo eine Gegenstimme reicht, um alles zu lähmen. Deshalb verfehlen die regelmäßig ihr Gründungsziel, Kriege zu verhindern. Die kuren dann an den Folgen und sind sich auch darin nicht einig. Zum Beispiel, wie und wo man die vom Krieg entwurzelten Zivilisten auffängt und was aus den zu entwaffnenden Milizen wird. Denen müssen ja auch zivile Perspektiven eröffnet werden.

Jetzt muß man sich nur noch einigen, wer für eventuelle Kollateralschäden in Form von Verhungernden Verantwortung trägt. Es sind feige, unmenschliche Islamterroristen, die ihren Untergang hinausschieben wollen und die dazu nicht nur 500.000 Kinder zu Geiseln und lebenden Schutzschilden erklärt haben.

Abhilfe wären Blauhelme, über dem Kessel abgesetzt, ohne Russen, Türken, Chinesen.
Die demilitarisieren die Provinz, schaffen zivile Strukturen mit einer bürgerlichen Opposition und bereiten landesweit freie Wahlen vor.
Wird natürlich wieder nichts, weil das Schicksal dieser Menschen allen beteiligten Mächten am Allerwertesten vorbeigeht.
Die Überlebenden werden dann Objekte von Migrationsforschern, deren undankbare Aufgabe die Klärung der Wohin-Frage ist.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von JJazzGold »

unity in diversity hat geschrieben:(14 Jul 2020, 00:16)

Die Russen hindern sie jetzt.
Nachdem die Türkei, anstatt Lebensmittel und Medikamente einzulassen, den Kessel mit Militär vollgestopft hat, um daraus einen Brückenkopf zu machen. Erdogans Faible für den globalen Islamismus ist ja bekannt und hat die Chinesen an die Seite der Russen gebracht.
Nun sind sie eingekesselt und Erdogan kann schon mal seine türkische Stalingradrede entwerfen. Textbeispiel von Hermann Göring.
Raus kommen die nur mit einer geregelten Übergabe.
Der Fehler des Westens war es, Islamisten zu unterstützen, weil die gegen Assad waren. Dabei ist beides keine Alternative für die Syrer.
Die haben immer noch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Das ist eine Ursache für das Versinken des westlichen Einflusses in der Bedeutungslosigkeit.
Die UNO und speziell ihre westliche Mitgliedschaft hat bei der Installation einer bürgerlichen Alternative versagt und bekommt immer noch nichts auf die Reihe. Die Rüstungslobbyisten aller Länder hatten wohl andere Pläne.
Es gibt zu viele gegensätzliche Interessen unter den UN-Mitgliedern und speziell im Sicherheitsrat, wo eine Gegenstimme reicht, um alles zu lähmen. Deshalb verfehlen die regelmäßig ihr Gründungsziel, Kriege zu verhindern. Die kuren dann an den Folgen und sind sich auch darin nicht einig. Zum Beispiel, wie und wo man die vom Krieg entwurzelten Zivilisten auffängt und was aus den zu entwaffnenden Milizen wird. Denen müssen ja auch zivile Perspektiven eröffnet werden.

Jetzt muß man sich nur noch einigen, wer für eventuelle Kollateralschäden in Form von Verhungernden Verantwortung trägt. Es sind feige, unmenschliche Islamterroristen, die ihren Untergang hinausschieben wollen und die dazu nicht nur 500.000 Kinder zu Geiseln und lebenden Schutzschilden erklärt haben.

Abhilfe wären Blauhelme, über dem Kessel abgesetzt, ohne Russen, Türken, Chinesen.
Die demilitarisieren die Provinz, schaffen zivile Strukturen mit einer bürgerlichen Opposition und bereiten landesweit freie Wahlen vor.
Wird natürlich wieder nichts, weil das Schicksal dieser Menschen allen beteiligten Mächten am Allerwertesten vorbeigeht.
Die Überlebenden werden dann Objekte von Migrationsforschern, deren undankbare Aufgabe die Klärung der Wohin-Frage ist.
Blauhelme absetzen?
Das hat in Srebrenica schon nicht funktioniert.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von unity in diversity »

Gespannte Ruhe ist eingekehrt, man verhandelt vorsichtshalber:
https://www.suedtirolnews.it/politik/pu ... -in-syrien
Ist auch besser so.
Sollte es eskalieren, vergleichen russische Speznas jeden Al Qaida-Kämpfer mit der Waffen-SS. Im Kampf gestellt, gibt es kein Pardon.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von JJazzGold »

unity in diversity hat geschrieben:(15 Jul 2020, 01:42)

Gespannte Ruhe ist eingekehrt, man verhandelt vorsichtshalber:
https://www.suedtirolnews.it/politik/pu ... -in-syrien
Ist auch besser so.
Sollte es eskalieren, vergleichen russische Speznas jeden Al Qaida-Kämpfer mit der Waffen-SS. Im Kampf gestellt, gibt es kein Pardon.
Dann sollen die drei mal machen. Bisher ist nach deren eigener Einschätzung ausser Palavern nichts passiert.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Audi »

unity in diversity hat geschrieben:(15 Jul 2020, 01:42)

Gespannte Ruhe ist eingekehrt, man verhandelt vorsichtshalber:
https://www.suedtirolnews.it/politik/pu ... -in-syrien
Ist auch besser so.
Sollte es eskalieren, vergleichen russische Speznas jeden Al Qaida-Kämpfer mit der Waffen-SS. Im Kampf gestellt, gibt es kein Pardon.
So lange man Islamisten in idlib in Schutz nimmt wird sich nix ändern. Türkei hat nord Syrien quasi annektiert und nutzt Islamisten für Durchsetzung in den Gebieten. Frag Mal die Kurden
So bald eine Offensive zur Befreiung idlibs beginnt, kommen im Westen Krokodilstränen. So wird nie und nimmer dort Stabilität einkehren
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von imp »

Audi hat geschrieben:(15 Jul 2020, 12:55)

So lange man Islamisten in idlib in Schutz nimmt wird sich nix ändern. Türkei hat nord Syrien quasi annektiert und nutzt Islamisten für Durchsetzung in den Gebieten. Frag Mal die Kurden
So bald eine Offensive zur Befreiung idlibs beginnt, kommen im Westen Krokodilstränen. So wird nie und nimmer dort Stabilität einkehren
Man muss keine Ersatzdiskussion für Syrien hier führen. Die UNO hat in solchen Konflikten kaum Handlungsfähigkeit, diehaben nur Staaten. Man könnte sie erheblich verschlanken, auf ein vernünftiges Maß reduzieren oder ganz abschaffen. Da wären auch die ritualhaften Resolutionsanträge gegen einzelne Staaten mal vorbei samt vorbereitendem Schacher.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Cobra9 »

imp hat geschrieben:(15 Jul 2020, 17:07)

Man muss keine Ersatzdiskussion für Syrien hier führen. Die UNO hat in solchen Konflikten kaum Handlungsfähigkeit, diehaben nur Staaten. Man könnte sie erheblich verschlanken, auf ein vernünftiges Maß reduzieren oder ganz abschaffen. Da wären auch die ritualhaften Resolutionsanträge gegen einzelne Staaten mal vorbei samt vorbereitendem Schacher.

Die UN ist sinnvoll. Es liegt an den Staaten im Sicherheitsrat. Vor allem Russland, China fallen negativ verstärkt auf. Ukraine, Syrien..... Wow.

Aber auch die USA haben noch nicht viel Positives bewirkt. Wir brauchen lediglich eine Reform des Sicherheitsrates. Das Versagen der UN ist ein Versagen der Vetomächte.

Es wäre am besten, wenn das Veto abgeschafft würde. Da dem aber alle fünf Vetomächte zustimmen müssten, wird das nicht möglich sein.


In der gegenwärtigen weltweiten Krisensituation bräuchte die Welt eigentlich starke, handlungsfähige Vereinte Nationen, die ihrer Verantwortung für den Weltfrieden gerecht werden.



Aber das reicht nicht, und das wird besonders am Beispiel der syrischen Tragödie sichtbar.


Zwischen dem 4. Oktober 2011 und dem 8. Oktober 2016 lagen dem UN-Sicherheitsrat fünfmal Resolutionen zum Nahen Osten und Syrien vor. In allen fünf Fällen hat ein russisches Veto die Resolutionen vom Tisch gefegt, viermal dabei assistiert von China. Deutlicher kann ein Abschied von der Verantwortung für den Weltfrieden und für einen Mindestschutz von Menschen, die sich wehrlos barbarischsten militärischen Angriffen ausgesetzt sehen, wie die Bewohner Aleppos im Herbst 2016, nicht ausfallen. Der Missbrauch des Vetorechts, in diesem Fall durch Russland, ist unübersehbar.

Tragisch das der die Vetomacht gerade die Kriegsverbrechen begeht
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Audi »

Cobra9 hat geschrieben:(15 Jul 2020, 17:30)

Die UN ist sinnvoll. Es liegt an den Staaten im Sicherheitsrat. Vor allem Russland, China fallen negativ verstärkt auf. Ukraine, Syrien..... Wow.

Aber auch die USA haben noch nicht viel Positives bewirkt. Wir brauchen lediglich eine Reform des Sicherheitsrates. Das Versagen der UN ist ein Versagen der Vetomächte.

Es wäre am besten, wenn das Veto abgeschafft würde. Da dem aber alle fünf Vetomächte zustimmen müssten, wird das nicht möglich sein.


In der gegenwärtigen weltweiten Krisensituation bräuchte die Welt eigentlich starke, handlungsfähige Vereinte Nationen, die ihrer Verantwortung für den Weltfrieden gerecht werden.



Aber das reicht nicht, und das wird besonders am Beispiel der syrischen Tragödie sichtbar.


Zwischen dem 4. Oktober 2011 und dem 8. Oktober 2016 lagen dem UN-Sicherheitsrat fünfmal Resolutionen zum Nahen Osten und Syrien vor. In allen fünf Fällen hat ein russisches Veto die Resolutionen vom Tisch gefegt, viermal dabei assistiert von China. Deutlicher kann ein Abschied von der Verantwortung für den Weltfrieden und für einen Mindestschutz von Menschen, die sich wehrlos barbarischsten militärischen Angriffen ausgesetzt sehen, wie die Bewohner Aleppos im Herbst 2016, nicht ausfallen. Der Missbrauch des Vetorechts, in diesem Fall durch Russland, ist unübersehbar.

Tragisch das der die Vetomacht gerade die Kriegsverbrechen begeht
Warum sollte man Stadtteile von islamisten besetzt halten? Wer würde da kein Veto einlegen. Kobane wurde auch vergewaltig. Da steht kein Stein auf dem anderen. Und jetzt? Wo war die UN?
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Brainiac
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Brainiac »

Neben den institutionellen Problemen liegt es natürlich auch immer an der Führung. Antonio Guterres hatte aus meiner Sicht bislang keine allzu glückliche Hand. Meiner Meinung nach war Kofi Annan, R.I.P., der beste UN-Generalsekretär, den wir bislang hatten. Unter seiner Amtszeit wurden die Millenium Development Goals proklamiert, die zumindest ein bisschen was bewirkt haben. Auch seine Ansätze für eine institutionelle UN-Reform waren wegweisend.

Bezeichnend, dass Annan aus Frustration mit der mangelnden Konfliktlösungsfähigkeit der UN selbst zurückgetreten war.
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unity in diversity
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von unity in diversity »

Audi hat geschrieben:(15 Jul 2020, 19:23)

Warum sollte man Stadtteile von islamisten besetzt halten? Wer würde da kein Veto einlegen. Kobane wurde auch vergewaltig. Da steht kein Stein auf dem anderen. Und jetzt? Wo war die UN?
Chinesen und Russen haben im Sicherheitsrat hauptsächlich blockiert, weil man sich in der UNO, zu Hochkonjunkturzeiten des IS, nicht mit Mehrheit und in Anlehnung an den Nürnberger Prozeß, zu einer Rechtsanpassung entschließen konnte:

„Wer einer verbrecherischen Organisation beitritt, dessen Einzelschuld gilt als nachgewiesen.“

Damit erklärt man Verbrecher kurz und bündig für vogelfrei.
Das hätte freilich auch die überwiegend islamistischen FSA-Terroristen zumindest moralisch delegitimiert und den Druck verstärkt, eine bürgerliche Opposition an ihre Stelle zu setzen, oder die hätten sich selber ganz schnell ein bürgerliches Profil verpaßt.
Der erste Befehl eines bürgerlichen Kommandeurs an seine Unterkommandeure wäre gewesen:
„Wer es wagt, seinen Gefechtsstand in Kellern von Schulen und Krankenhäusern einzurichten, wird standrechtlich erschossen.“
Als Nagelprobe und um Ordnung in den chaotischen Haufen zu bringen.
Das käme einer Stärkung westlicher Positionen im Sinne von Demokratie und Menschenrechten gleich, hätte den Bürgerkrieg wesentlich verkürzt und Assad säße vor seinen Richtern in Den Haag.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Audi »

Da sieht man eigentlich, dass Länder ihre Interessen verfolgen und der Sicherheitsrat genau für so etwas da ist. Selbst wenn Veto aufgehoben wird geht's weiter. Da wird gedroht, erpresst gekauft....
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von imp »

unity in diversity hat geschrieben:(16 Jul 2020, 01:01)

Chinesen und Russen haben im Sicherheitsrat hauptsächlich blockiert, weil man sich in der UNO, zu Hochkonjunkturzeiten des IS, nicht mit Mehrheit und in Anlehnung an den Nürnberger Prozeß, zu einer Rechtsanpassung entschließen konnte:

„Wer einer verbrecherischen Organisation beitritt, dessen Einzelschuld gilt als nachgewiesen.“

Damit erklärt man Verbrecher kurz und bündig für vogelfrei.
Das hätte freilich auch die überwiegend islamistischen FSA-Terroristen zumindest moralisch delegitimiert und den Druck verstärkt, eine bürgerliche Opposition an ihre Stelle zu setzen, oder die hätten sich selber ganz schnell ein bürgerliches Profil verpaßt.
Der erste Befehl eines bürgerlichen Kommandeurs an seine Unterkommandeure wäre gewesen:
„Wer es wagt, seinen Gefechtsstand in Kellern von Schulen und Krankenhäusern einzurichten, wird standrechtlich erschossen.“
Als Nagelprobe und um Ordnung in den chaotischen Haufen zu bringen.
Das käme einer Stärkung westlicher Positionen im Sinne von Demokratie und Menschenrechten gleich, hätte den Bürgerkrieg wesentlich verkürzt und Assad säße vor seinen Richtern in Den Haag.
Deshalb sage ich auch, eine Ersatzdiskussion über Syrien lohnt nicht, wenn es um die Uno insgesamt geht. Die Organisation ist ja deshalb so eingerichtet, weil eine Willensbildung gegen USA oder Kina vermieden werden soll. Mehrheiten müssen schließlich auch in der Welt darstellbar sein. Sicher könnte man hinterfragen, ob die Rolle der anderen drei Vetomächte noch Substanz hat. An dem grundsätzlichen Thema, dass Vetomächte im Sinne ihrer Klienten agieren, kommt man aber kaum vorbei. Da muss man Kompromisse suchen. Das hat schon seinen Sinn. Aber mit diesem Wissen erscheint die Uno bisweilen aufgebläht und überteuert.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Tom Bombadil »

Brainiac hat geschrieben:(15 Jul 2020, 21:12)

Bezeichnend, dass Annan aus Frustration mit der mangelnden Konfliktlösungsfähigkeit der UN selbst zurückgetreten war.
Das sehe ich sehr ähnlich. Die UN müsste grundlegend reformiert werden, autokratische und totalitäre Staaten müssten deutlich an Einfluß verlieren, das Vetorecht im Sicherheitsrat ist auch ein großes Problem, allerdings dank der USA auch ein Überlebensgarant für Israel. Das ist schon alles sehr komplex, ich befürchte, dass es da keine Lösung geben wird und die UN immer mehr zum Völkerbund 2.0 wird.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Keoma »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jul 2020, 09:24)

Das sehe ich sehr ähnlich. Die UN müsste grundlegend reformiert werden, autokratische und totalitäre Staaten müssten deutlich an Einfluß verlieren, das Vetorecht im Sicherheitsrat ist auch ein großes Problem, allerdings dank der USA auch ein Überlebensgarant für Israel. Das ist schon alles sehr komplex, ich befürchte, dass es da keine Lösung geben wird und die UN immer mehr zum Völkerbund 2.0 wird.
So lange die Mehrheit in der UNO von Diktaturen oder zumindest Staaten mit eingeschränkter Demokratie gebildet ist, die ganz gerne bei Beschlüssen der Generalversammlung "dem Westen" eine reinwürgt, können wir wirklich froh sein, dass es ein Vetorecht der USA im Sicherheitsrat gibt.
Siehe Resolution 3379.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von schokoschendrezki »

Wir brauchen, was die Rolle bzw. das Versagen der UNO anbetrifft, gar nicht so weit zu schauen. Gerade jährt sich das Massaker von Srebrenica zum 25. mal. Das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem 2. WK. Die Rolle der UNO, der Blauhelme, der Niederländer ist seither eingehend analysiert und kommentiert worden. Als zentraler Punkt stellt sich heraus, dass der Blauhelm-Einsatz zum Schutze der bosnischen Zivilisten eine "Mission Impossible" war. Ausdrücklich angeforderte Luftunterstützung wurde vor allem von seiten Frankreichs verweigert. Außerdem ist inzwischen bekannt, dass der damalige französische Präsident Chirac dem Kriegsverbrecher Milošević zugesagt hat, es werde keine störenden NATO-Luftangriffe geben. Es müssen also nicht immer Diktaturen sein, die ein Eingreifen der UNO zum Schutze von Zivilisten verhindern. Es kann sich auch einmal um eine der klassischen Demokratien handeln. Denn immer geht es letztlich um Interessensdurchsetzung.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von zollagent »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:53)

Ohne die Unterstützung der verbleibenden Kämpfer wäre der Konflikt schnell zuende und geordnete Verhältnisse würden auch die Versorgung aller erlauben.
Wie die "geordneten Verhältnisse" der Assad-Diktatur aussehen, ist bekannt.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Cobra9 »

Audi hat geschrieben:(15 Jul 2020, 19:23)

Warum sollte man Stadtteile von islamisten besetzt halten? Wer würde da kein Veto einlegen. Kobane wurde auch vergewaltig. Da steht kein Stein auf dem anderen. Und jetzt? Wo war die UN?
Sag mal bist Du schwer von Begriff :?: Wie oft muss das Wort Sicherheitsart, Veto fallen das es begreiflich wird :rolleyes:

Bevor Du wieder maulst ohne jeden sinnvolle Kritik würde Ich einfach mal VOR einem Beitrag lesen wie die UN funktioniert. Zumal es gerade wegen Syrien berichtet wurde.

Die UN kann nur dann tätig werden bzw. Staaten in ihrem Auftrag wenn der UN Sicherheitsrat einstimmig ohne Veto was verabschiedet. Wie UN Blauhelme. Alles andere sind lediglich Feststellungen, humanitäre Hilfe sowie in dem üblichen Aufgabenspektrum .


Was Syrien angeht hat Russland gemauert, ergo deren Verantwortung. Die UN muss eine Reform bekommen um ein Veto nicht mehr möglich zu machen in gewissen Lagesituationen.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Cobra9 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2020, 10:51)

Wir brauchen, was die Rolle bzw. das Versagen der UNO anbetrifft, gar nicht so weit zu schauen. Gerade jährt sich das Massaker von Srebrenica zum 25. mal. Das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem 2. WK. Die Rolle der UNO, der Blauhelme, der Niederländer ist seither eingehend analysiert und kommentiert worden. Als zentraler Punkt stellt sich heraus, dass der Blauhelm-Einsatz zum Schutze der bosnischen Zivilisten eine "Mission Impossible" war. Ausdrücklich angeforderte Luftunterstützung wurde vor allem von seiten Frankreichs verweigert. Außerdem ist inzwischen bekannt, dass der damalige französische Präsident Chirac dem Kriegsverbrecher Milošević zugesagt hat, es werde keine störenden NATO-Luftangriffe geben. Es müssen also nicht immer Diktaturen sein, die ein Eingreifen der UNO zum Schutze von Zivilisten verhindern. Es kann sich auch einmal um eine der klassischen Demokratien handeln. Denn immer geht es letztlich um Interessensdurchsetzung.
Ich mochte auf was hinsweisen. In Anbetracht dieser Eskalation forderte der Kommandant der Blauhelme, Thomas Karremans, mehrfach NATO-Luftunterstützung an. Umfassende Luftunterstützung blieb jedoch aus. Zwei niederländische Flugzeuge der NATO bombardierten einen Panzer der bosnischen Serben und setzten diesen außer Gefecht. Sofort darauf drohten die bosnischen Serben, bei Fortsetzung von NATO-Luftangriffen würden sie die UNPROFOR-Soldaten, die sie bereits als Geiseln interniert hatten, ermorden. Ferner würden sie die zusammengedrängten Flüchtlingsmassen gezielt unter Beschuss nehmen. Daraufhin wurden alle Bemühungen eingestellt, die eindringenden bosnisch-serbischen Truppen durch Luftangriffe zu stoppen.

Ein bischen mehr war schon dahinter. Umso gleich es ein Fehler war nicht Verstärkung vor Ort zu schicken. Dann eben Bodentruppen die notfalls Gewalt angegwendet hätten. Aber wenn man gewisse Menschen in der Politik hat braucht man sich nicht wundern über Folgen
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Cobra9 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jul 2020, 09:24)

Das sehe ich sehr ähnlich. Die UN müsste grundlegend reformiert werden, autokratische und totalitäre Staaten müssten deutlich an Einfluß verlieren, das Vetorecht im Sicherheitsrat ist auch ein großes Problem, allerdings dank der USA auch ein Überlebensgarant für Israel. Das ist schon alles sehr komplex, ich befürchte, dass es da keine Lösung geben wird und die UN immer mehr zum Völkerbund 2.0 wird.
Genau das befürchte Ich auch. Vor allem das Staaten wie Russland, China, Iran noch mehr treiben und irgendwann man tatsächlich zur Gewalt greifen muss.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von schokoschendrezki »

Cobra9 hat geschrieben:(16 Jul 2020, 11:11)

Ich mochte auf was hinsweisen. In Anbetracht dieser Eskalation forderte der Kommandant der Blauhelme, Thomas Karremans, mehrfach NATO-Luftunterstützung an. Umfassende Luftunterstützung blieb jedoch aus. Zwei niederländische Flugzeuge der NATO bombardierten einen Panzer der bosnischen Serben und setzten diesen außer Gefecht. Sofort darauf drohten die bosnischen Serben, bei Fortsetzung von NATO-Luftangriffen würden sie die UNPROFOR-Soldaten, die sie bereits als Geiseln interniert hatten, ermorden. Ferner würden sie die zusammengedrängten Flüchtlingsmassen gezielt unter Beschuss nehmen. Daraufhin wurden alle Bemühungen eingestellt, die eindringenden bosnisch-serbischen Truppen durch Luftangriffe zu stoppen.

Ein bischen mehr war schon dahinter. Umso gleich es ein Fehler war nicht Verstärkung vor Ort zu schicken. Dann eben Bodentruppen die notfalls Gewalt angegwendet hätten. Aber wenn man gewisse Menschen in der Politik hat braucht man sich nicht wundern über Folgen
Das mag schon sein. Aber schon an den psychologisch teilweise schweren Folgen, die der Blauhelm-Einsatz bei vielen der niederländischen Eingesetzten hat, kann man ersehen, dass die sich nicht einfach in die Rolle eines moralisch überlegenen und nur militärisch unzureichend ausgestatteten Beschützers zurückziehen können. Dabei sind diese Soldaten selbst auch nur Opfer der großen Politik. "Die niederländische Regierung mit Ministerpräsident Wim Kok hatte sich um den Auftrag förmlich gerissen, um das kleine Polderland in der Rolle als Friedensstifter international aufzuwerten." (Spiegel).

Der Fall Ruanda 1994 ist auch einer, bei dem die Rolle des sogenannten Westens und der sogenannten westlichen Demokratien und speziell Frankreichs alles andere als irgendwie moralisch klar oder gar frei von Interessensdurchsetzungen ist. Das hohe moralische Ross, von dem aus hier zum Teil geurteilt wird ... nach dem Motto: Lasst mal die westlichen Demokratien in der UNO das Ruder übernehmen und alles wird gut ... geht mir erheblich auf den Senkel.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2020, 11:39)

Das mag schon sein. Aber schon an den psychologisch teilweise schweren Folgen, die der Blauhelm-Einsatz bei vielen der niederländischen Eingesetzten hat, kann man ersehen, dass die sich nicht einfach in die Rolle eines moralisch überlegenen und nur militärisch unzureichend ausgestatteten Beschützers zurückziehen können. Dabei sind diese Soldaten selbst auch nur Opfer der großen Politik. "Die niederländische Regierung mit Ministerpräsident Wim Kok hatte sich um den Auftrag förmlich gerissen, um das kleine Polderland in der Rolle als Friedensstifter international aufzuwerten." (Spiegel).

Der Fall Ruanda 1994 ist auch einer, bei dem die Rolle des sogenannten Westens und der sogenannten westlichen Demokratien und speziell Frankreichs alles andere als irgendwie moralisch klar oder gar frei von Interessensdurchsetzungen ist. Das hohe moralische Ross, von dem aus hier zum Teil geurteilt wird ... nach dem Motto: Lasst mal die westlichen Demokratien in der UNO das Ruder übernehmen und alles wird gut ... geht mir erheblich auf den Senkel.
Von der praktischen Seite: Eine UNO, deren Gremien einen politischen Kipp bekommen, wird sich keiner umfassenden Mitgliedschaft erfreuen können.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Cobra9 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2020, 11:39)

Das mag schon sein. Aber schon an den psychologisch teilweise schweren Folgen, die der Blauhelm-Einsatz bei vielen der niederländischen Eingesetzten hat, kann man ersehen, dass die sich nicht einfach in die Rolle eines moralisch überlegenen und nur militärisch unzureichend ausgestatteten Beschützers zurückziehen können. Dabei sind diese Soldaten selbst auch nur Opfer der großen Politik. "Die niederländische Regierung mit Ministerpräsident Wim Kok hatte sich um den Auftrag förmlich gerissen, um das kleine Polderland in der Rolle als Friedensstifter international aufzuwerten." (Spiegel).

Der Fall Ruanda 1994 ist auch einer, bei dem die Rolle des sogenannten Westens und der sogenannten westlichen Demokratien und speziell Frankreichs alles andere als irgendwie moralisch klar oder gar frei von Interessensdurchsetzungen ist. Das hohe moralische Ross, von dem aus hier zum Teil geurteilt wird ... nach dem Motto: Lasst mal die westlichen Demokratien in der UNO das Ruder übernehmen und alles wird gut ... geht mir erheblich auf den Senkel.
Den Kompass würde Ich gar nicht anwenden :)

Es gibt kein Richtig weil der Westen das sagt. Hätte man eventuell in Somalia auf Pakistan gehört wäre es anders ausgegangen. Es muss ein Miteinander geben um Stärken sowie Meinungen zu ergänzen. Aber die UN ist ein Spielball geworden. Was Baluhelme angeht....da hast Du Recht
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Tom Bombadil »

Reiner whataboutism. Weil der "sogenannte Westen" vor 30 Jahren Fehler gemacht hat, ist das, was Russland und China jetzt treiben also schon ganz in Ordnung :s
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jul 2020, 12:43)

Reiner whataboutism. Weil der "sogenannte Westen" vor 30 Jahren Fehler gemacht hat, ist das, was Russland und China jetzt treiben also schon ganz in Ordnung :s
Ich mag es nicht, wenn andere Leute mir Sätze in die Hand legen, die ich in keinster Weise eingetippt habe.

Was Frankreich in Ruanda, Srebrenica, früher auch Algerien anbelangt: Erstens mal sind das alles andere als Kleinigkeiten. Es geht dabei z.T. um Völkermord. Diese strikte Interessenswahrung ... Ist das nicht (auch) Teil der Tradition des Gaullismus? Nach der, vereinfacht gesagt, die Interessen der Nation Frankreich als Nation im Zweifel immer über allem zu stehen haben. Der moderne Trumpismus und America First ist da eine etwas verschärftere Variante. Und die Briten sind gerade dabei, ein "zurück zum Empire" versuchsweise durchzudeklinieren. Damit haben wir schonmal einen Blick auf drei der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats geworfen. Dass es bei den übrigen zwei in dieser Hinsicht noch erheblich schlimmer aussieht: Ich jedenfalls bestreite das nicht.

Das Problem ist die Vernebelung der politischen Meinungsbildung durch kritiklose Undistanziertheit.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Tom Bombadil »

Jo, einfach alles in einen Topf werfen und umrühren, schon haben die USA, GB und F Dreck am Stecken, auch wenn das beim "sogenannten Westen" dreißig Jahre und noch länger her ist, während Russland und China auch heute noch ungebremst ihrem Imperialismus frönen, was aber nicht kritisch erwähnt wird. Das nenn ich mal ein schönes Beispiel für "kritiklose Undistanziertheit".
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Audi »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jul 2020, 13:32)

Jo, einfach alles in einen Topf werfen und umrühren, schon haben die USA, GB und F Dreck am Stecken, auch wenn das beim "sogenannten Westen" dreißig Jahre und noch länger her ist, während Russland und China auch heute noch ungebremst ihrem Imperialismus frönen, was aber nicht kritisch erwähnt wird. Das nenn ich mal ein schönes Beispiel für "kritiklose Undistanziertheit".
30 Jahre? vor 17 jahren hat man den Sicherheitsrat übergangen und Irak Strumreif geschossen. Wer waren die Triebtäter? Richtig, USA und GB samt lakeien der willigen. Also wie soll man die UN reformieren?
Gehen wir mal noch früher

UN-Mandat überdehnt?
Der Politologe Thomas Jäger sieht in dem NATO-Einsatz in Libyen ein weiteres Problem: Das Militärbündnis habe das Mandat der Vereinten Nationen überdehnt. Die UN-Resolution 1973 erlaubte "alle nötigen Maßnahmen" zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung vor Übergriffen der Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi. Das offenbar wichtigere Ziel des Einsatzes konnte man allerdings am 15. April in einem Artikel lesen, den die britische "Times", der französische "Figaro" und die amerikanische "Washington Post" abdruckten. Die Autoren: US-Präsident Barack Obama, der französische Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron. "Gaddafi must go and go for good", hieß es da, also: "Gaddafi muss gehen und zwar für immer". Damit sei ein Kriegsziel formuliert worden, das so nicht in der UN-Resolution gestanden habe, sagt der Politologe Jäger.

Dass Deutschland sich an dem Militäreinsatz in Libyen nicht beteiligt hat, findet Thomas Jäger "inhaltlich berechtigt".

https://www.dw.com/de/mission-erf%C3%BC ... a-15498736

Was hat Egon bahr gesagt?

In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt

Da sitzen jetzt Leute im Forum und meinen allen Ernstes es geht um Menschenrechte und Völkerrecht. Der Westen muss das Zepter in die Hand nehmen am besten Russland und China verbannen dann wird alles gut. Oftmals waren westliche Staaten in Konflikte verwickelt. Natürlich wird die andere Partei Veto einlegen genau so umgekehrt
Dieses kleinkarierte Gut/Böse....
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Audi »

Cobra9 hat geschrieben:(16 Jul 2020, 11:07)

Sag mal bist Du schwer von Begriff :?: Wie oft muss das Wort Sicherheitsart, Veto fallen das es begreiflich wird :rolleyes:

Bevor Du wieder maulst ohne jeden sinnvolle Kritik würde Ich einfach mal VOR einem Beitrag lesen wie die UN funktioniert. Zumal es gerade wegen Syrien berichtet wurde.

Die UN kann nur dann tätig werden bzw. Staaten in ihrem Auftrag wenn der UN Sicherheitsrat einstimmig ohne Veto was verabschiedet. Wie UN Blauhelme. Alles andere sind lediglich Feststellungen, humanitäre Hilfe sowie in dem üblichen Aufgabenspektrum .


Was Syrien angeht hat Russland gemauert, ergo deren Verantwortung. Die UN muss eine Reform bekommen um ein Veto nicht mehr möglich zu machen in gewissen Lagesituationen.
Natürlich. Die Resolutionen waren dazu da um Rebellen zu helfen. VETO ganz einfach
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Cobra9 »

Audi hat geschrieben:(16 Jul 2020, 16:44)

Natürlich. Die Resolutionen waren dazu da um Rebellen zu helfen. VETO ganz einfach
Audi wieder im Reich der Märchen. Die humanitäre Hilfe war beispielsweise nicht nur auf Rebellen beschränkt. Krankenhäuser von der UN unterstützt auch nicht.

Und weitere Dinge. Aber gut Russland begeht ja lieber Kriegsverbrechen.

Deshalb muss das Veto weg.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Fractor »

schokoschendrezki hat geschrieben: Ist das nicht (auch) Teil der Tradition des Gaullismus? Nach der, vereinfacht gesagt, die Interessen der Nation Frankreich als Nation im Zweifel immer über allem zu stehen haben. Der moderne Trumpismus und America First ist da eine etwas verschärftere Variante.
Der trumpismus soll die schärfere variante sein?
dabei hat trump weder völkermorde noch kriege geführt. komisch, oder?
sondern eher noch truppen abgezogen, etc..

Kein wWunder, das da einige in den usa und anderswo am Rad drehen.

für mich ein unreflektiertes statement, bedingt durch die mittlerweile 4 Jahre andauernde neurokognitive-kampagne gegen trump in den qualitätsmedien.
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von zollagent »

Audi hat geschrieben:(16 Jul 2020, 16:44)

Natürlich. Die Resolutionen waren dazu da um Rebellen zu helfen. VETO ganz einfach
Eben, Völkermörder müssen zusammenhalten. Da ist die einfache Lösung, dabei beklatscht von einfachen Hirnen, die "Beste".
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Die UNO - der zahnlose Tiger

Beitrag von Audi »

zollagent hat geschrieben:(18 Jul 2020, 09:51)

Eben, Völkermörder müssen zusammenhalten. Da ist die einfache Lösung, dabei beklatscht von einfachen Hirnen, die "Beste".
jop da ist USA mit islamisten quasi Brüder :p
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