schokoschendrezki hat geschrieben:(31 May 2018, 14:26)
Vollzieht sich der Sieg von Liberalismus und Demokratie einfach nach einem quasimarktwirtischaftlichen System notwendig und "wie von selbst", wie von einer unsichtbaren Hand geleitet?
Früher oder später ja, würde ich mal behaupten. Die Entwicklung ist nicht immer geradlinig, aber in der Tendenz eindeutig.
Bei technischem Fortschritt ist es ja so, dass jede neue Generation (an Wissenschaftlern, Ingenieuren etc) auf dem Wissen und den Errungenschaften der Vorgängergenerationen aufbaut - und so wird die Technik und Wissenschaft immer weiterentwickelt.
Ähnlich ist es auch im gesellschaftlichen Bereich. Jede Generation ist weiter entwickelt als die vorherige, weil sie auf vorherigen (sozialen) Errungenschaften aufbauen kann. Somit verbessert sich nicht nur die Technik immer weiter, sondern auch der Mensch verbessert sich immer weiter. Die heutige junge Generation ist weltoffener, toleranter, gebildeter, gewaltfreier, weniger homophob und weniger autoritär als die Elterngeneration. Und die Elterngeneration wiederum war schon toleranter, gebildeter und weniger autoritär als die Großelterngeneration, usw.
Damit werden die Voraussetzungen für demokratische Entwicklung von Generation zu Generation verbessert. So ein Prozess (zunehmende Demokratisierug) verläuft natürlich nie ganz geradlinig oder ohne Rückschläge (es wird immer temporäre Gegenbewegungen geben), aber die langfristige Richtung ist klar.
Es ist in keinster Weise absehbar, dass der ökonomische und technologische Aufstieg Chinas ein vorläufiges Ende findet und ebensowenig, dass sich die Menschenrechtslage dort im selben Maße verbessert (oder auch nur nicht weiter verschlechtert). Da gibt es offenbar weder eine Kausalität noch eine Korrelation.
Warten wir mal ab, es gibt eigentlich immer eine Korelation, dass mit steigendem Lebensstandard auch das Bedürfnis der Bevölkerung nach Partizipation und Menschenrechten steigt. Ist ja auch logisch: wenn man nicht mehr seine ganze Energie 24h am Tag auf die Erfüllung seiner Grundbedürfnisse verwenden muss (überleben, genug zu Essen haben), dann hat man Zeit sich, auch um die sekundären Bedürfnisse mehr zu kümmern.
Übrigens, allein schon der Kapitalismus (bzw. die wirtschaftlichen Zwänge) sorgt für mehr gesellschaftlichen Fortschritt: denn Kapitalismus/Wirtschaft verlangt bestmögliche Bildung (und Bildung wiederum fördert Partizipation und Menschenrechte) und zum Beispiel verlangt er auch bestmögliche Einbindung der Frauen in den Arbeitsmarkt, zwecks besserer ökonomischer Potentialnutzung.
In Saudi Arabien sieht man das gerade sehr gut, wie Kapitalismus und wirtschaftliche Zwänge geradezu zu gesellschaftlicher Modernisierung zwingen.
Je besser es China wirtschaftlich geht, umso schwieriger wird es also werden, die Bevölkerung gefügig und hörig zu halten. Denn Wohlstand geht mit dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung einher...die dann wiederum den Wohlstand weiter fördert. Das sind quasi positive gegenseitige Rückklopplungsprozesse.