Iran & USA - Ende der Feindschaft?

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Kohlhaas
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Kohlhaas »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(02 Oct 2019, 18:22) Am Ende schreibst du ja selber dass du wie Trump eigentlich die Kapitulation der iranischen Führung forderst. Das wäre zwar schön, ist aber unrealistisch. Und so dreht sich die Eskalationsspirale immer weiter.
Na, ist doch schön, dass wir uns zumindest in der Zustandsbeschreibung mal einig sind. Du solltest Dich nur mal selbst fragen, was Du da gerade eigentlich geschrieben hast.

Es ist "unrealistisch", dass der Iran vom Staatsziel der Vernichtung Israels abrückt? Was folgt daraus? Dass wir Demokraten mit dem Iran über die Vernichtung Israels verhandeln sollten? Weil die Alternative ja "unrealistisch" ist???? Bist Du noch ganz knusper? MEINEM Verständnis nach, reden wir hier über eine "rote Linie". NICHTS, was jenseits dieser Linie liegt, ist irgendwie verhandelbar. Wenn das Deiner Meinung nach die "Eskalationsspirale" weiter antreibt, dann ist das eben so. Hitler und seine Nazis waren auch nicht mit Geld und guten Worten zum Einlenken zu bewegen. Man musste diese Leute in den Dreck stampfen, damit endlich Ruhe war. Hat schätzungsweise 70 Millionen Tote gekostet. War so gesehen "sauteuer". Wie teuer wäre das aber wohl geworden, wenn die USA und andere Mächte - vor allem die UDSSR - damals auch gesagt hätten, dass sich die Eskalationsspirale so nicht dreht? Mir fällt da nur das Münchner Abkommen ein.

Gottverdammt.... Warum hat dieses Münchner Abkommen eigentlich so eine große Ähnlichkeit mit dem Atomdeal?
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Vongole
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Vongole »

Kohlhaas hat geschrieben:(02 Oct 2019, 18:43)

Na, ist doch schön, dass wir uns zumindest in der Zustandsbeschreibung mal einig sind. Du solltest Dich nur mal selbst fragen, was Du da gerade eigentlich geschrieben hast.

Es ist "unrealistisch", dass der Iran vom Staatsziel der Vernichtung Israels abrückt? Was folgt daraus? Dass wir Demokraten mit dem Iran über die Vernichtung Israels verhandeln sollten? Weil die Alternative ja "unrealistisch" ist???? Bist Du noch ganz knusper? MEINEM Verständnis nach, reden wir hier über eine "rote Linie". NICHTS, was jenseits dieser Linie liegt, ist irgendwie verhandelbar. Wenn das Deiner Meinung nach die "Eskalationsspirale" weiter antreibt, dann ist das eben so. Hitler und seine Nazis waren auch nicht mit Geld und guten Worten zum Einlenken zu bewegen. Man musste diese Leute in den Dreck stampfen, damit endlich Ruhe war. Hat schätzungsweise 70 Millionen Tote gekostet. War so gesehen "sauteuer". Wie teuer wäre das aber wohl geworden, wenn die USA und andere Mächte - vor allem die UDSSR - damals auch gesagt hätten, dass sich die Eskalationsspirale so nicht dreht? Mir fällt da nur das Münchner Abkommen ein.

Gottverdammt.... Warum hat dieses Münchner Abkommen eigentlich so eine große Ähnlichkeit mit dem Atomdeal?
Weil es dem ähnelt. Die Vertragspartner erkaufen sich nuclear peace für our time, ohne Rücksicht auf Israel.
Oder wie es der nominierte EU-Außenbeauftragte formulierte: Dass der Iran Israel auslöschen wolle, damit müsse man eben leben.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Kohlhaas »

Vongole hat geschrieben:(02 Oct 2019, 18:49)
Oder wie es der nominierte EU-Außenbeauftragte formulierte: Dass der Iran Israel auslöschen wolle, damit müsse man eben leben.
Ja, hast Recht. Eine menschenverachtendere Aussage habe ich lange nicht mehr gelesen. Blöd nur, dass die z.B. hier im Forum offenbar gern geteilt wird.
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Emin
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Emin »

Kohlhaas hat geschrieben:(02 Oct 2019, 18:12)

Vermeidet wirklich jeder den direkten Konflikt? Die Angriffe gegen saudische Ölanlagen kann man durchaus aus das Auslösen eines direkten Konflikts betrachen. Als "gezielte Provokation" geht das nämlich nur so lange durch, wie nicht hinreichend bewiesen ist, dass der Angriff vom Iran ausging. Sobald es bewiesen ist, ist es der von Dir zitierte "Schritt zu weit". Dann wäre es nämlich eine glasklare Kriegshandlung.

So betrachtet, stimmt es auch nicht, dass hier "jeder" auf gezielte Provokationen setzen würde. Weder die USA, noch Israel, noch die Saudis haben in dem Konflikt zivile Anlagen in anderen Staaten bombardiert oder Tanker in der Straße von Hormus in Brand gesteckt oder Raketen gegen einen Staat in Stellung gebracht, der mit dem iranisch-saudischen Konflikt nicht das geringste zu tun hat.

Mit Aussagen wie der oben zitierten, implizierst Du, dass die Schuld der Mullahs nicht größer sei als die von verschiedenen anderen Beteiligten und Nichtbeteiligten. Das ist falsch. Keine andere Nation verhält sich in dem Konflikt so gewalttätig und aggressiv wie der Iran. Mit Deinem Versuch der Gleichsetzung von "Provokationen" leugnest Du dies. Damit relativierst Du das schädliche Verhalten des Iran und das dadurch ausgelöste Blutvergießen.

Mir ist schon klar, dass es hier gemäß Threadthema um den Konflikt zwischen den USA und Iran geht. Dieser Konflikt wird aber unverständlich bleiben, wenn man Israel ignorieren will. Das Engagement der USA in der Region hängt in erster Linie mit dem Anspruch zusammen, Israel zu schützen. Da geht es nicht um Öl, da geht es nicht um Handelswege, da geht es nicht um Menschenrechte oder Demokratie - da geht es um das Existenzrecht Israels! Und an der Stelle machen die USA keine Kompromisse. Die Europäer sicher auch nicht. Genau das macht es so schwierig, mit einem "Partner" zu verhandeln, der ganz offen und ungeniert die Vernichtung Israels und der Juden anstrebt.

Wer hier behauptet, er wolle doch gar nicht den Iran verteidigen, sondern nur die persönliche Befindlichkeit der dortselbst herrschenden religiösen Fanatiker deutlich machen, der plädiert nolens volens dafür, dass deren Anspruch auf Vernichtung Israels und der Juden als "Verhandlungsthema" anerkannt werden sollte. Und das wird NIE! passieren!

Solange die persönliche Befindlichkeit dieser irren Fanatiker in Teheran die Vernichtung Israels verlangt, kann man mit denen über gar nichts verhandeln. Konsequenz daraus: Die Mullahs müssen "kapitulieren", ehe Verhandlungen möglich werden. Das geht nur durch Druck. Wie schon mehrfach betont, bin ich kein Freund von Trump. Ich hoffe sogar, dass er in die Geschichte eingeht als erster Präsident, der abgesetzt wird. Aber hinsichtlich Iran hat er vollkommen Recht!
Ich würde nicht sagen, dass es beim Iran nur um Israel geht. Mit der Türkei hat das Land auch keine guten Beziehungen und mit Saudi-Arabien ist es faktisch im Krieg. Es ist eigentlich mit der gesamten sunnitischen Welt im Konflikt. Und dieser Konflikt geht vom Iran aus, denn sie sind der selbsternannte Gottesstaat, der die ganze islamische Welt führen soll.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Emin hat geschrieben:(02 Oct 2019, 23:11)

Ich würde nicht sagen, dass es beim Iran nur um Israel geht. Mit der Türkei hat das Land auch keine guten Beziehungen und mit Saudi-Arabien ist es faktisch im Krieg. Es ist eigentlich mit der gesamten sunnitischen Welt im Konflikt. Und dieser Konflikt geht vom Iran aus, denn sie sind der selbsternannte Gottesstaat, der die ganze islamische Welt führen soll.
Das ist interessant. Wo kann man nachlesen, daß der Iran die gesamte islamische Welt führen soll? Das lese ich jetzt von dir das erste Mal.
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Emin
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Emin »

King Kong 2006 hat geschrieben:(02 Oct 2019, 23:24)

Das ist interessant. Wo kann man nachlesen, daß der Iran die gesamte islamische Welt führen soll? Das lese ich jetzt von dir das erste Mal.
https://en.wikipedia.org/wiki/Political ... d_of_Islam

Bevor die Mullahs an die Macht kamen waren Iran und Saudi-Arabien gute Freunde.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Emin hat geschrieben:(02 Oct 2019, 23:40)

https://en.wikipedia.org/wiki/Political ... d_of_Islam

Bevor die Mullahs an die Macht kamen waren Iran und Saudi-Arabien gute Freunde.
Das wohl eher nicht. Der Schah zeigte sich zwar gegenüber den al-Sauds "freundlich" diplomatisch ausgedrückt. Aber er machte klar, nachdem die alten Kolonialmächte sukzessiv den Rückzug antraten (aus der arabischen Welt des Persischen Golfes), das der Iran nun doch klarer seine uralte Führungsposition - zum Wohle aller - einzunehmen hätte. Die al-Sauds waren vom persischen Großkönig sowenig begeistert, wie von den Türken (Osmanen).

Die Vorstellungen Khomeinis von einer geeinigten Ummah hat sich bereits Anfang der Achtziger nicht umsetzen lassen.

Was immer noch realistische Option ist, wird u.a. von Samuel P. Huntington in seinem viel diskutiertem Buch "Clash of Civilizations" (1993) skizziert. Insbesondere in dem Kapitel, in dem er sogenannte core states definierte.

Dabei definierte er bestimmte kulturelle Regionen. Die Kultur (inklusive der Religion) als wichtigster Parameter dabei. Potentiell benannte er die Türkei, Ägypten, den Iran, Pakistan und Saudi-Arabien, wenn ich mich recht erinnere. In Bezugnahme des islamischen Kulturraumes. Man kann darüber streiten, ob das allgemeingültiges Kriterium wäre, aber ich lasse das mal so stehen. Dabei schälte er heraus, das kein islamisches Land alle notwendigen Faktoren zusammen bekäme, die notwendig für einen herrausragenden Kernstaat wären.

Die Türkei ist politisch und militärisch robust, die Wirtschaft aber nicht so gewichtig (wenn doch in der Region herrausragend) und die kulturelle Kompatibilität schwer belastet, um als Führungsmacht sich durchsetzen zu können. Ägypten ist ein bedeutendes arabisches Land, einige meinen das "wichtigste", am Rest fehlt es komplett. Saudi-Arabien ist arabisch, wirtschaftlich noch interessant. Militärisch, kulturell (trotz Mekka und Medina) und politisch ein Leichtgewicht. Pakistan ist weder ein arabisches Land, wenn auch sunntisch, noch wirtschaftlich attraktiv und einflußreich. Politisch fragil. Die Atombombe sichert eher das Überleben des Staates, denn eine Dominanz. Der Iran, der hier angesprochen wird, könnte wirtschaftlich interessant sein, militärisch, "scheitert" aber als nicht-arabisches Land (wie die Türkei) und weil es ein schiitisch geprägter Staat ist. Diese Staaten sind natürlich keine failed states. Sie stellen core states innerhalb der islamischen Welt dar, aber keiner ist - lt. Huntingtion - in der Position eine herrausragende, führende und somit dominante Position innerhalb der islamischen Welt einzunehmen. Ich sehe das übrigens auch so.

Was wir zur Zeit haben, ist das schiitische Gesellschaften, die außerhalb des Irans in der Minderheit sind bzw. unterdrückt wurden trotz Mehrheit (z.B. Irak) sich ihrer Position bewußt werden. Weil alte Ordnungen seit z.B. Sykes-Picot und den letzten US-Interventionen, davor dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, sich verändern. Die mit Gewalt aufrecht gehalten wurden. Das schafft neue Spielräume.

Diese z.B. schiitischen Gesellschaften stellen allerdings nicht die islamische Welt dar. Sie sind in der Minderheit. Der Iran kann niemals diese Führungsposition einnehmen. Natürliche, kulturelle Grenzen machen es ihm, anders als sunntische Staaten physisch praktisch unmöglich eine allgemeine Führung der islamischen Welt zu erlangen. Da, wo schiitische Gesellschaften existieren, da ist eine Anbindung möglich. Siehe z.B. Irak. Gegen die Stellung einer Regional- oder Mittelmacht spricht dagegen nichts. Eines gewichtigen "core states".
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Orbiter1
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Orbiter1 »

Emin hat geschrieben:(02 Oct 2019, 23:11)

Ich würde nicht sagen, dass es beim Iran nur um Israel geht. Mit der Türkei hat das Land auch keine guten Beziehungen und mit Saudi-Arabien ist es faktisch im Krieg.
Die Türkei gehört zu den wenigen Staaten die sich nicht vor den US-Sanktionen fürchten und weiterhin Öl und Gas aus dem Iran beziehen.

"Turkish President Tayyip Erdogan said on Friday it was impossible for Turkey to stop buying oil and natural gas from Iran, despite the threat of U.S. sanctions, and added that trade between the two countries would continue, according to broadcaster NTV. Speaking to reporters on his return flight from the United Nations General Assembly in New York, Erdogan said Turkey was not afraid of possible U.S. sanctions over its trade with Iran, adding that Ankara did not want to sever its cooperation with Tehran." Quelle: https://m.jpost.com/Breaking-News/Erdog ... NTV-603096

Die Türkei sitzt auch wegen dem Konflikt in Syrien permanent mit dem Iran am Verhandlungstisch, auch wenn man da unterschiedliche Positionen hat. Erdogan sieht auch keine Belege dass die Angriffe auf die saudischen Ölanlagen vom Iran ausgingen. Von keinen guten Beziehungen zwischen dem Iran und der Türkei kann man da nicht sprechen.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Tom Bombadil »

Gleich und gleich gesellt sich halt gern, das ist keine neue Erkenntnis.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von DarkLightbringer »

Orbiter1 hat geschrieben:(03 Oct 2019, 07:21)

Die Türkei gehört zu den wenigen Staaten die sich nicht vor den US-Sanktionen fürchten und weiterhin Öl und Gas aus dem Iran beziehen.

"Turkish President Tayyip Erdogan said on Friday it was impossible for Turkey to stop buying oil and natural gas from Iran, despite the threat of U.S. sanctions, and added that trade between the two countries would continue, according to broadcaster NTV. Speaking to reporters on his return flight from the United Nations General Assembly in New York, Erdogan said Turkey was not afraid of possible U.S. sanctions over its trade with Iran, adding that Ankara did not want to sever its cooperation with Tehran." Quelle: https://m.jpost.com/Breaking-News/Erdog ... NTV-603096

Die Türkei sitzt auch wegen dem Konflikt in Syrien permanent mit dem Iran am Verhandlungstisch, auch wenn man da unterschiedliche Positionen hat. Erdogan sieht auch keine Belege dass die Angriffe auf die saudischen Ölanlagen vom Iran ausgingen. Von keinen guten Beziehungen zwischen dem Iran und der Türkei kann man da nicht sprechen.
Erdogans Türkei ist zum unsicheren Kantonisten geworden, was ja auch ungefähr die Hälfte der eigenen Bevölkerung mit Sorge betrachtet.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Alter Stubentiger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(02 Oct 2019, 18:31)

Da scheiden sich eben die Wege. Die Eindämmung von Krieg kann aus meiner Sicht keinesfalls der Holzweg sein.
Deine Vorstellungen haben in der Praxis beweisen dass sie den Krieg eskalieren lassen. Was zählt ist das Ergebnis. Und sonst nichts!
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Alter Stubentiger »

King Kong 2006 hat geschrieben:(02 Oct 2019, 22:48)

Die Atomwaffen-Debatte ist ein Feigenblatt für das Problem, daß die USA den Iran, anders als z.B. Saudi-Arabien, nicht im Sack haben. Es könnte sein, daß wenn der Iran sich ein bißchen williger verhält der Sache der Wind aus den Segeln genommen wird. Darum geht es, den Umgang miteinander.

Der Iran konnte, der Iran kann und der Iran wird Atomwaffen bauen können. Das wird weder von den US-Nachrichtendiensten bestritten und selbst vom Iran ausgesprochen. Daran ist nichts zu ändern, von der Fähigkeit ist der Iran nicht abzuhalten, wenn man ein einigermassen entwickelter Atomstaat (nicht Atomwaffenstaat) ist. Wenn man eine einigermassen entwickelte metallarbeitende Industrie hat, kann man auch Waffen bauen, oder bei eine chemischen Industrie Chemiewaffen produzieren. Das ist auf dieser Ebene eine sinnlose Diskussion. Dafür gibt es Verträge und Kontrollen. Und die wurden abgeschlossen und die wurden eingehalten. Zuletzt das JPOAC. Als Trump dies beendet hat und gezielt eskalierte soll das jetzt besser werden?

Zudem ist die ganze Sache ohnehin ein Hohn. Siehe Atomwaffenfreie Zone Nahost (von "der Welt" spreche ich erst gar nicht). Nicht mal eine Atomwaffenfreie Zone Nahost ist, mit öffentlichen Aussagen untermauert, erwünscht. Einige kritisieren das zivile Atomprogramm Irans und sagen gleichzeitig, man lehne eine Atomwaffenfreie Zone ab. Ergo, man bejahe Atomwaffenprogramme. Geht das nach Sympathie? Ja. Das ist wie gesagt der springende Punkt. Nicht die Atombombe.

Die Atomdebatte wird seit den Achtzigern, zufälligerweise seit dem Bruch des Irans mit den USA thematisiert und instrumentalisiert. Als der Iran noch Verbündeter der USA war, waren die geplanten Dimensionen und von den USA, Deutschland und Frankreich im Iran begonnenen nuklearen Aktivitäten um einiges größer als das heutige iranische Programm. Wenn das heutige schon so angegangen wird, warum hat man als der Iran noch Verbündeter war sogar noch ein paar Schippen draufgelegt? Ist der springende Punkt vielleicht die Beziehung der beiden Staaten zueinander? Die nuklearen Aktivitäten können es ja so gesehen nicht sein.
Sehr wahrscheinlich ist es so. Der Iran hat auch ohne eine einzige Atombombe das Potential einer weit gewichtigeren Regionalmacht und Ordnungsmacht im nahen Osten. Und das ist nicht im Sinne der Saudis und damit der Amerikaner. Und darum geht es. Es geht um Macht. Das ist eben so im nahen Osten. Es ist auch mehr als fraglich ob der Iran diese Macht weiser verwenden würden als die Saudis oder Türken oder Russen die ja alle die Ordnungsmacht im nahen Osten sein wollen.

Es sollte nicht unsere Aufgabe sein uns auf eine Seite zu schlagen. Es sollte unsere Aufgabe sein das Machtstreben an sich zu hinterfragen und Anreize zu geben dass Kooperation zu einem besseren Leben für alle im nahen Osten führt. Und nicht Konfrontation. Der Weg der Verständigung wurde von Obama und der EU beschritten. Ein steiniger Weg. Aber der einzig Gangbare.

Meine tiefste Verachtung gilt allen hier die den Weg der Konfrontation befürworten weil sei meinen es gäbe die "Guten" und die "Bösen". Aber die Welt ist nicht so.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Kohlhaas »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(03 Oct 2019, 16:52)

Zu besonderen Anlässen fordert man im Iran medienwirksam die Vernichtung Israels und der USA. In der Realität bleibt es dabei und die Demonstranten gehen nach der angeordneten Demo nach Hause und schauen was Whatsapp sagt.
Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder?

Die Forderung nach der Vernichtung Israels und der USA ist Deiner Meinung nach "nebensächlich", weil die irren Mullahs ja ohnehin nicht in der Lage sind, sie durchzusetzen? Meinst Du das wirklich ernst???

Dann ist das ein Grund mehr, dass der Iran NIE! in den Besitz von Atomwaffen gelangen darf!

Nebenbei solltest Du Dir klarmachen, dass es in Deutschland heute strafbar ist, die Vernichtung der Juden zu fordern - scheißegal, ob man realistische Möglichkeiten hat, die Forderung durchzusetzen. Das ist auch durchaus richtig so. Das muss auch international gelten.

Jetzt wird hier schon die Aufforderung zum Völkermord an den Juden relativiert....! Leute, wo sind wir hier eigentlich?
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Wolverine »

Kohlhaas hat geschrieben:(03 Oct 2019, 18:22)

Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder?

Die Forderung nach der Vernichtung Israels und der USA ist Deiner Meinung nach "nebensächlich", weil die irren Mullahs ja ohnehin nicht in der Lage sind, sie durchzusetzen? Meinst Du das wirklich ernst???

Dann ist das ein Grund mehr, dass der Iran NIE! in den Besitz von Atomwaffen gelangen darf!

Nebenbei solltest Du Dir klarmachen, dass es in Deutschland heute strafbar ist, die Vernichtung der Juden zu fordern - scheißegal, ob man realistische Möglichkeiten hat, die Forderung durchzusetzen. Das ist auch durchaus richtig so. Das muss auch international gelten.

Jetzt wird hier schon die Aufforderung zum Völkermord an den Juden relativiert....! Leute, wo sind wir hier eigentlich?
Die Aufforderung zum Völkermord wie der Iran sie betreibt ist eigentlich nach dem Völkerstrafgesetzbuch strafbar und müsste Konsequenzen nach sich ziehen. Aber die UN schweigt angesichts dieser Äußerungen seitens der Hamas oder des Iran. Das wundert mich nicht wirklich, denn die UN ist der größte Feind Israels. Wenn die Hamas Israel angreift, dann fordert die UN Israel auf, nicht darauf zu reagieren. Das sind Fakten und darüber kann man nur den Kopf schütteln.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Kohlhaas »

Wolverine hat geschrieben:(03 Oct 2019, 18:34)

Die Aufforderung zum Völkermord wie der Iran sie betreibt ist eigentlich nach dem Völkerstrafgesetzbuch strafbar und müsste Konsequenzen nach sich ziehen. Aber die UN schweigt angesichts dieser Äußerungen seitens der Hamas oder des Iran. Das wundert mich nicht wirklich, denn die UN ist der größte Feind Israels. Wenn die Hamas Israel angreift, dann fordert die UN Israel auf, nicht darauf zu reagieren. Das sind Fakten und darüber kann man nur den Kopf schütteln.
Ich schüttele darüber den Kopf, ohne verschweigen zu wollen, dass auch die Israelis sich nicht immer "sauber" verhalten haben.

Was mich aber wirklich auf die Palme bringt, ist der Umstand, dass hier in einem deutschen Diskussionsforum ganz offen solche eindeutig rassistischen Thesen vertreten werden können.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(03 Oct 2019, 16:46)

Deine Vorstellungen haben in der Praxis beweisen dass sie den Krieg eskalieren lassen. Was zählt ist das Ergebnis. Und sonst nichts!
Du meinst die Meinungsverschiedenheiten zwischen USA und IR Iran? Die tatsächlichen Kriege sind ja schon länger eskaliert, nicht zuletzt auch wegen des Atomdeals.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Vongole »

Kohlhaas hat geschrieben:(03 Oct 2019, 18:45)

Ich schüttele darüber den Kopf, ohne verschweigen zu wollen, dass auch die Israelis sich nicht immer "sauber" verhalten haben.

Was mich aber wirklich auf die Palme bringt, ist der Umstand, dass hier in einem deutschen Diskussionsforum ganz offen solche eindeutig rassistischen Thesen vertreten werden können.
Nicht rassistisch, aber antizionistisch und damit antisemitisch, denn gegen arab. Israelis richtet sich die Kritik ja nicht.
Bin mal gespannt, wie das wird, sollte in Israel eine Regierung unter Beteiligung der arab Liste zusammen kommen.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Moses »

Vongole hat geschrieben:(01 Oct 2019, 19:12)

Für Aufräumarbeiten vorrübergehend geschlossen.

Mod.
*******************************



Wieder offen, bitte beim Thema bleiben.
Diese Ansage war eindeutig. Wegen Nichtbeachtung ist hier jetzt mal für ne Weile zu und auch Sanktionen - vor allem für User im verwarnten Status - sind nicht ausgeschlossen.

Moses
Mod
*******************
Wieder offen
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie gehts weiter?

Die USA unter Biden und der Iran werden sicher keine Freunde. Besteht die Möglichkeit konstruktiver Arbeit? Man fängt praktisch wieder von vorne an. Da wo Obama einst die Ärmel hochgekrempelt hat. Zur Erinnerung. Der Iran reicherte 20 % an. Das ist völlig legal im Rahmen des NPT. Irgendwie war man in einer Art Lockdown gefangen. Die USA waren nicht zufrieden, der Iran war nicht zufrieden. Also hat man sich nach Jahrzehnten wieder auf allerhöchster Ebene getroffen. Die Radikalen und Falken beider Seiten mussten Kröten schlucken. Das war für beide Seiten eine Leistung...

Was hat man gemacht? Der Iran hat auf Rechte verzichtet, hier als ein wesentlicher Punkt auf die Anreicherung von 20 %. Die Zahl bedeutet nicht, daß man auf Meter 20 auf einer Strecke von 100 Metern ist. Sondern praktisch auf Meter 80 oder 90. Was Meter 100 bedeutet kann man sich denken. Der Iran kann seit vielen Jahren Atomwaffen bauen. Das ist von den US-Geheimdiensten und vom Iran selbst geäußert worden. Der Iran hat auf sein Recht auf 20 % anzureichern Abstand genommen. Der Gedanke dahinter war, daß "man" Zeit" dadurch hätte und der Iran im Krisenfall nicht in wenigen Monaten, sondern vielleicht in einem Jahr erst Atomwaffen produzieren könnte. Dafür, daß der Iran darauf verzichtet, auf dieses Recht beim Grad der Anreicherung haben die USA ihre Sanktionen sukzessiv heruntergefahren. Das war der Deal. Mehr geht auch nicht. Was vor allem wichtig war, war z.B. das die EU oder Indien, China oder Russland problemloser Handel mit dem Iran treiben konnten. Das hat funktioniert. Der Iran hat sich penetrant an die Auflagen gehalten. Das wurde laufend bestätigt. Das als Jahrhundertabkommen bezeichnete Abkommen zwischen den Mächten hat funktioniert. Dann kam Trump. Mit ihm drei Faktoren.

1. Trump himself. Wie Beobachter feststellten hat er praktisch alles angegriffen, was sein Vorgänger Obama erreicht hat. Klimaabkommen (Bedrohung für alle), Krankenversicherungen und eben auch das Jahrhundertabkommen mit dem Iran. Warum? Weil er selbstsüchtig ist, Wählergruppen bedienen wollte, Haß auf Obama, was auch immer.

2. Schwiegersohn Jared Kushner. Es gibt nur zwei Dinge, die ihn qualifiziert haben für einen Bereich wie Nahost. Er ist der Schwiegersohn des Trump. Sonst hätte niemand einen Nobody wie Kushner so eine Position gegeben. Und er ist persönlich gut bekannt mit Benjamin Netanjahu. Das das keine Auswirkungen auf die Nahostpolitik, gerade im Hinblick Irans, von Trump gehabt haben soll ist sehr unwahrscheinlich.

3. John Bolton. Dieser US-Hardliner pumpte sich schon zur Zeit G.W.Bushs und seinen "dümmsten Kriegen seit der Varusschlacht" (israelischer Militärhistoriker van Crefeld) auf. Unter Obama wurde er kaltgestellt. Er schrieb u.a. bei der Neocondenkfabrik, dem Enterprise Institut und versucht lt. der Presse verzweifelt die Aufmerksamkeit von Trump zu erlangen. In der Hoffnung seine Ideen mit diesem Mann umsetzen zu können. Wie einst mit dem Checker G.W. Bush. Wie zu lesen war gelang es dem Umfeld von Trump lange John Bolton von Donald fernzuhalten. Irgendwann schaffte es Bolton. Er wurde gleich Sicherheitsberater von Trump... Leider stellte er sich in den Augen "des besten Präsidenten aller Zeiten" (Trump) auch als Versager heraus. Bolton schrieb dann wieder was, diesmal Schmähschriften über Trump. Las sich ähnlich vernichtend wie andere Politiker und Militärs vor ihm, die Trump wegen Versagens rausschmeissen mußte. Trump wäre ein Vollidiot.

Aber er konnte auch im Falle Irans, nicht nur im Falle der Demokratie in den USA, dem Klima usw. richtig viel zerdeppern. Das Abkommen wurde vernichtet. Der Iran hat dann noch erstaunlich lange sich an seine Verpflichtungen gehalten. Als aber klar wurde, daß die meisten Staaten natürlich die USA als Markt bevorzugten, da Trump drohte daß jede Firma, die bestimmte Geschäfte, in bestimmten Größenordnungen mit dem Iran tätigten, mit den Sanktionsgesetzen der USA Ärger bekämen, war das Abkommen praktisch tot. Der Iran bekam für seine Auflagen, die er penetrant einhielt keine Gegenleistungen mehr. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. So fing der Iran auch sukzessiv an sich von dem leblosen Abkommen zu entfernen.

Jetzt sind wir wieder da, wo man vor Trump stand. Der Iran reichert bis zu 20 % an. Legal. Und hat zudem im Parlament ein Gesetz durchgebracht, das notfalls auch die Inspektionen im Iran verbieten könnte. Das ist harter Tobak für die USA. Was jetzt noch geht, wird man sehen. Die Hardliner im Iran haben jetzt Oberwasser. Nochmal wird man sich nicht so einfach auf etwas einlassen. Das dann nach kurzer Zeit einfach wieder gekippt wird. Teheran verlangt die sofortiger Aufhebung aller Sanktionen durch die USA. Sonst geht gar nichts. Der große Gewinner ist neben den Hardlinern im Iran vor allen Dingen China. Die kommen jetzt groß raus. Viele hofften im Iran und in der EU eher eine Annäherung zueinander. Die Hardliner in Teheran und die Strategen in Sachen Eurasien in Peking sind jetzt am Zug.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die zukünftigen Beziehungen zwischen den USA und dem Iran sind weiterhin schwierig. Inwiefern und wie schnell man wieder an Bilder von Außenministern beider Staaten die die Hände schütteln und Abkommen schliessen kommt, steht in den Sternen. Die Trump-Administration, Trump, Bolton und Kushner haben da nachhaltig viel zerstört. Mittlerweile haben die Hardliner im Iran dadurch zudem Oberwasser bekommen. Sie sehen gar keine Eile mehr zu neuen Übereinkünften zu kommen. China erscheint ohnehin mittlerweile interessanter für viele. Notgedrungen.

Die Tatsache, daß in den USA demokratisch und rechtsstaatlich entschieden wurde, zweimal, daß Donald Trump sich nicht eines Impeachments schuldig gemacht hat, macht die Sache nicht besser. Das "Jahrhundertabkommen" zwischen mehreren Mächten hat Jahre und viele hundert Experten benötigt. Trump und seine "Berater" haben es in Sekunden vernichtet. Wer sagt denn den Iranern, daß das was die Biden-Administration zuwege bringt nicht wieder in Sekunden wieder vernichtet werden würde (womöglich von Trump oder einem seine Clan-Mitglieder als nächsten Präsidenten). So ein Abkommen ist wie ein Tanker, die Folgen in der Bewegung bringt man nicht einfach zum Stehen. Der Iran und seine Partner richten sich nach dem Abkommen. Das sind strategische Weichenstellunngen.

Dabei geht es nicht nur um technische Aspekte. Das ist ein Feigenblatt für die politischen Standpunkte. Eine Meinung:
„Nicht ein Problem isolieren und denken, dann sei Iran stabil“

Donald Trump habe als US-Präsident gegenüber dem Iran und beim Atomabkommen „enorm viel Vertrauen verspielt“, sagte der Publizist Navid Kermani im Dlf. Das müsse Joe Biden nun wiederherstellen. Außerdem sei das alte Abkommen auf ein Problem isoliert gewesen und habe Fragen zu Menschenrechten ausgelassen.

https://www.deutschlandfunk.de/oriental ... _id=491350
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Platon
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

King Kong 2006 hat geschrieben:(14 Feb 2021, 10:12)

Die zukünftigen Beziehungen zwischen den USA und dem Iran sind weiterhin schwierig. Inwiefern und wie schnell man wieder an Bilder von Außenministern beider Staaten die die Hände schütteln und Abkommen schliessen kommt, steht in den Sternen. Die Trump-Administration, Trump, Bolton und Kushner haben da nachhaltig viel zerstört. Mittlerweile haben die Hardliner im Iran dadurch zudem Oberwasser bekommen. Sie sehen gar keine Eile mehr zu neuen Übereinkünften zu kommen. China erscheint ohnehin mittlerweile interessanter für viele. Notgedrungen.

Die Tatsache, daß in den USA demokratisch und rechtsstaatlich entschieden wurde, zweimal, daß Donald Trump sich nicht eines Impeachments schuldig gemacht hat, macht die Sache nicht besser. Das "Jahrhundertabkommen" zwischen mehreren Mächten hat Jahre und viele hundert Experten benötigt. Trump und seine "Berater" haben es in Sekunden vernichtet. Wer sagt denn den Iranern, daß das was die Biden-Administration zuwege bringt nicht wieder in Sekunden wieder vernichtet werden würde (womöglich von Trump oder einem seine Clan-Mitglieder als nächsten Präsidenten). So ein Abkommen ist wie ein Tanker, die Folgen in der Bewegung bringt man nicht einfach zum Stehen. Der Iran und seine Partner richten sich nach dem Abkommen. Das sind strategische Weichenstellunngen.

Dabei geht es nicht nur um technische Aspekte. Das ist ein Feigenblatt für die politischen Standpunkte. Eine Meinung:
Die Iraner können sich das im Moment nicht aussuchen. Die wirtschaftliche Krise ist so dramatisch, dass man mittelfristig die eigene Existenz aufs Spiel setzt, wenn man nicht über das Atomabkommen versucht die Last durch die Sanktionen zu verringern. Die Fähigkeit zur Urananreicherung steht auch für die IRI in keinem Verhältnis zu den Folgen der Sanktionen, wie sie dereinst unter Obama eingeführt, aufgehoben und unter Trump wieder eingesetzt wurden. Und irgendwelchen Handel und Investitionen mit China wird es auch nur geben, wenn die derzeitigen Sanktionen aufgehoben sind. Daher sind irgendwelche "Vertrauensverluste" in der jetzigen Situation völlig irrelevant.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(14 Feb 2021, 13:26)

Die Iraner können sich das im Moment nicht aussuchen. Die wirtschaftliche Krise ist so dramatisch, dass man mittelfristig die eigene Existenz aufs Spiel setzt, wenn man nicht über das Atomabkommen versucht die Last durch die Sanktionen zu verringern. Die Fähigkeit zur Urananreicherung steht auch für die IRI in keinem Verhältnis zu den Folgen der Sanktionen, wie sie dereinst unter Obama eingeführt, aufgehoben und unter Trump wieder eingesetzt wurden. Und irgendwelchen Handel und Investitionen mit China wird es auch nur geben, wenn die derzeitigen Sanktionen aufgehoben sind. Daher sind irgendwelche "Vertrauensverluste" in der jetzigen Situation völlig irrelevant.
Demnächst tritt ja ein Gesetz in Kraft, das vor geraumer Zeit, da das Abkommen seit der einseitigen Kündigung durch Trump praktisch erledigt ist, eingebracht wurde. Es sieht vor keine Sonderregelungen daraus abgeleitet mehr zu erlauben. Genauergesagt, es werden nur noch Atomanlagen im Rahmen des NPT kontrolliert werden, die vormals offiziell angemeldet waren.
Iran fordert Rückkehr zum Atomabkommen

Ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran sagte, wenn die anderen Vertragsparteien ihre Verpflichtungen weiter nicht erfüllten, werde man künftig weniger Kontrollen der eigenen Atomanlagen zulassen. Einem iranischen Gesetz zufolge könnten Inspektionen ab Ende dieser Woche auf die offiziell ausgewiesenen Nuklearanlagen beschränkt werden.

Das 2015 geschlossene Abkommen mit Deutschland, Großbritannien, Frankreich, China, Russland und den USA sollte den Iran daran hindern, Atomwaffen zu entwickeln. 2018 hatte der damalige US-Präsident Trump es einseitig aufgekündigt und neue Sanktionen gegen Teheran in Kraft gesetzt. Daraufhin zog sich auch der Iran schrittweise aus dem Vertrag zurück.

https://www.deutschlandfunk.de/sicherhe ... id=1227731

Es hat sich gezeigt, daß es für den Iran keinen Zugewinn zu normalen Beziehungen hat, wenn man sich an das praktisch erledigte Abkommen hält. Ein Deal funktioniert nur, wenn beide Seiten etwas davon haben. Eine schlechtere Wirtschaftlage für ein größeres Entgegenkommens Iran, wie dieser gezeigt hat, ist kein Zugewinn. Und entspricht nicht dem Sinne eines Deals. Erst, wenn sozusagen bewiesen wird, praktisch, nicht durch Versprechungen, daß das Abkommen demnächst von den USA eingehalten wird, wird der Iran wieder, wie er es tat auch wieder bereit sein wieder mitzumachen. Eine schlechtere Wirtschaftlage + Einschränkungen in der Technologie (hier Nukleartechnologie) ergibt keinen Sinn.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

King Kong 2006 hat geschrieben:(15 Feb 2021, 19:03)

Demnächst tritt ja ein Gesetz in Kraft, das vor geraumer Zeit, da das Abkommen seit der einseitigen Kündigung durch Trump praktisch erledigt ist, eingebracht wurde. Es sieht vor keine Sonderregelungen daraus abgeleitet mehr zu erlauben. Genauergesagt, es werden nur noch Atomanlagen im Rahmen des NPT kontrolliert werden, die vormals offiziell angemeldet waren.
Ich nehme an du meinst das iranische Gesetz zum Hochfahren des Atomprogramms, wenn die USA die Sanktionen nicht bis zum 21.(?) Februar aufheben. Das ist letztendlich bedeutungslos sobald sich USA und Iran darauf einigen, nach welchem Fahrplan die USA wieder vollständiger Teil des Abkommens werden. Die ganzen Verstöße der Iraner gegen das Abkommen machen letztlich nur Sinn, wenn man es als Versuch sieht sich in eine gute Verhandlungsposition zu bewegen. Es sind kalkulierte Provokationen. Entsprechend ist das Atomabkommen auch nicht tot. Die Iraner haben das Atomabkommen nie verlassen und die USA sind beispielsweise grandios daran gescheitert offiziell über die UN das Wiedereinsetzen der Sanktionen herbei zu führen. Stattdessen gab es im Dezember ein gemeinsames Statement der Europäer, Russlands, Chinas und des Irans(!), dass man den JCPOA gerne erhalten würde. Wenn die Europäer plötzlich ganz offen lieber gemeinsame Sache mit China, Russland und dem Iran machen als mit den USA... Aktuell gibt es intensive Gespräche aller Beteilligten, wie man zum Status Quo vor Trump zurückkehren könnte. Da ist nichts tot, ganz im Gegenteil!
https://en.irna.ir/news/84156950/P4-1-f ... t-on-JCPOA
Es hat sich gezeigt, daß es für den Iran keinen Zugewinn zu normalen Beziehungen hat, wenn man sich an das praktisch erledigte Abkommen hält. Ein Deal funktioniert nur, wenn beide Seiten etwas davon haben. Eine schlechtere Wirtschaftlage für ein größeres Entgegenkommens Iran, wie dieser gezeigt hat, ist kein Zugewinn. Und entspricht nicht dem Sinne eines Deals. Erst, wenn sozusagen bewiesen wird, praktisch, nicht durch Versprechungen, daß das Abkommen demnächst von den USA eingehalten wird, wird der Iran wieder, wie er es tat auch wieder bereit sein wieder mitzumachen. Eine schlechtere Wirtschaftlage + Einschränkungen in der Technologie (hier Nukleartechnologie) ergibt keinen Sinn.
Der Iran kann sich das nicht aussuchen, ob sie sich an das Abkommen halten oder nicht. Sie müssen sich daran halten, wenn sie wollen, dass die USA die Sanktionen aufheben und wenn die Sanktionen nicht gelockert werden, drohen politische Unruhen im Iran. Die IRI befindet sich in einer dramatisch schlechten Lage und aus iranischer Sicht stehen irgendwelche UN-Inspektoren oder angereichertes Uran in keinem Verhältnis zu den Schäden, welche die Sanktionen in den letzten Jahren angerichtet haben.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(15 Feb 2021, 23:16)

Ich nehme an du meinst das iranische Gesetz zum Hochfahren des Atomprogramms, wenn die USA die Sanktionen nicht bis zum 21.(?) Februar aufheben. Das ist letztendlich bedeutungslos sobald sich USA und Iran darauf einigen, nach welchem Fahrplan die USA wieder vollständiger Teil des Abkommens werden. Die ganzen Verstöße der Iraner gegen das Abkommen machen letztlich nur Sinn, wenn man es als Versuch sieht sich in eine gute Verhandlungsposition zu bewegen. Es sind kalkulierte Provokationen. Entsprechend ist das Atomabkommen auch nicht tot. Die Iraner haben das Atomabkommen nie verlassen und die USA sind beispielsweise grandios daran gescheitert offiziell über die UN das Wiedereinsetzen der Sanktionen herbei zu führen. Stattdessen gab es im Dezember ein gemeinsames Statement der Europäer, Russlands, Chinas und des Irans(!), dass man den JCPOA gerne erhalten würde. Wenn die Europäer plötzlich ganz offen lieber gemeinsame Sache mit China, Russland und dem Iran machen als mit den USA... Aktuell gibt es intensive Gespräche aller Beteilligten, wie man zum Status Quo vor Trump zurückkehren könnte. Da ist nichts tot, ganz im Gegenteil!
https://en.irna.ir/news/84156950/P4-1-f ... t-on-JCPOA


Der Iran kann sich das nicht aussuchen, ob sie sich an das Abkommen halten oder nicht. Sie müssen sich daran halten, wenn sie wollen, dass die USA die Sanktionen aufheben und wenn die Sanktionen nicht gelockert werden, drohen politische Unruhen im Iran. Die IRI befindet sich in einer dramatisch schlechten Lage und aus iranischer Sicht stehen irgendwelche UN-Inspektoren oder angereichertes Uran in keinem Verhältnis zu den Schäden, welche die Sanktionen in den letzten Jahren angerichtet haben.
Das Problem ist, das sich der Iran punktgenau an das Abkommen gehalten hat. Dafür gab es verschärfte Sanktionen. Von daher ist die Gleichung Iran hält sich an das Abkommen und die USA liefern dafür bereits widerlegt. An der Praxis widerlegt. Der Iran hat klar gemacht, wenn die USA sich an das Abkommen halten, dem würde natürlich vorangehen, das sie erstmal wiederkommen, werde man sich auch daran halten. Alles andere hat ja nicht funktioniert.

Biden muß nun liefern. Das hat er auch Trump und seinem Clan zu verdanken. Liefern heißt entweder zurück zum Atomabkommen oder nicht. Seine Entscheidung.
Biden faces imminent decision time on future of Iran nuclear deal

Nonetheless, a series of dates are coming up that will force the new US administration to show its hand.

https://www.timesofisrael.com/biden-fac ... lear-deal/
Der Iran hat in der ersten Runde seine Karten auf den Tisch gelegt. Gemeinsam zurück zum Abkommen, oder wenn Biden nicht will oder kann, dann leider nicht. Wie gesagt, schöne Reden reichen nicht. Der Iran kann nicht wieder liefern und dann kommt nix zurück. Es muß sich etwas von beiden Seiten verändern. Biden steht zum Abkommen oder nicht. Wenn der Iran sich wieder wie punktgenau daran hält und es kommt wieder nichts. Hilft das nicht den Iranern. Und das ist keine Therorie, ist passiert. Neben dem wirtschaftlichen Schaden, dem technologischen Rückschritt ohne Gegenleistung gäbe es zudem erneut einen praktisch nicht mehr zu reparierenden politischen Schaden. Alle Reformer oder Liberale könnten dann einpacken.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Orbiter1 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Feb 2021, 08:38)

Das Problem ist, das sich der Iran punktgenau an das Abkommen gehalten hat. Dafür gab es verschärfte Sanktionen. Von daher ist die Gleichung Iran hält sich an das Abkommen und die USA liefern dafür bereits widerlegt. An der Praxis widerlegt. Der Iran hat klar gemacht, wenn die USA sich an das Abkommen halten, dem würde natürlich vorangehen, das sie erstmal wiederkommen, werde man sich auch daran halten. Alles andere hat ja nicht funktioniert.
Das zwitschert auch Khamenei höchstpersönlich.

"About the #JCPOA, promises were made by the other side. I am saying one thing: We’ve heard many promises which were broken & contradicted in practice. Mere words don't help. This time only action! Action! If the Islamic Republic sees action from the other side, it will act too." Quelle:
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Feb 2021, 08:38)

Das Problem ist, das sich der Iran punktgenau an das Abkommen gehalten hat. Dafür gab es verschärfte Sanktionen. Von daher ist die Gleichung Iran hält sich an das Abkommen und die USA liefern dafür bereits widerlegt. An der Praxis widerlegt. Der Iran hat klar gemacht, wenn die USA sich an das Abkommen halten, dem würde natürlich vorangehen, das sie erstmal wiederkommen, werde man sich auch daran halten. Alles andere hat ja nicht funktioniert.

Biden muß nun liefern. Das hat er auch Trump und seinem Clan zu verdanken. Liefern heißt entweder zurück zum Atomabkommen oder nicht. Seine Entscheidung.

Der Iran hat in der ersten Runde seine Karten auf den Tisch gelegt. Gemeinsam zurück zum Abkommen, oder wenn Biden nicht will oder kann, dann leider nicht. Wie gesagt, schöne Reden reichen nicht. Der Iran kann nicht wieder liefern und dann kommt nix zurück. Es muß sich etwas von beiden Seiten verändern. Biden steht zum Abkommen oder nicht. Wenn der Iran sich wieder wie punktgenau daran hält und es kommt wieder nichts. Hilft das nicht den Iranern. Und das ist keine Therorie, ist passiert. Neben dem wirtschaftlichen Schaden, dem technologischen Rückschritt ohne Gegenleistung gäbe es zudem erneut einen praktisch nicht mehr zu reparierenden politischen Schaden. Alle Reformer oder Liberale könnten dann einpacken.
In der Öffentlichkeit wurde zuletzt so getan, dass die andere Seite den ersten Schritt machen muss. Aber weder werden die USA auf einen Schlag alle Sanktionen aufheben, noch werden die Iraner alle ihre Verstöße von einem Tag auf den anderen beenden. Daher denke ich wird es im Moment um einen Fahrplan gehen müssen. Die USA heben Schritt für Schritt die Sanktionen auf und die Iraner machen Schritt für Schritt ihre Verstöße gegen das Abkommen rückgängig. Das ist ja auch das was die Iraner mit ihren Verstößen beabsichtigen, möglichst viele eigene Schritte zu haben und je länger die USA verhandeln umso mehr Schritte kommen hinzu, die die Iraner zurückgehen müssen. Es geht dabei dann um einen Fahrplan zurück ins Abkommen. Der Artikel nennt ja bereits eine konkrete Option der USA: Die USA erlauben der IWF dem Iran einen Kredit aus dem Fonds für Geldmittel gegen wirtschaftliche Coronaschäden zu geben. Das wären 5 Milliarden, die die Iraner sehr gut brauchen könnten. Alternativ könnte man den Südkoreanern erlauben die dortigen eingefrorenen Mittel teilweise an Covax zu überweisen, damit die Iraner sich damit Impfstoffe kaufen können. Die Iraner könnten dafür z.B. dann ihren letzten Schritt mit diesen Uran-Metallen oder was das war rückgängig machen oder sie sagen es gibt keine weiteren Verstöße und man verhandelt eine Rückkehr über die restlichen Schritte. Das ist dann einfach Verhandlungssache und die Diplomatenteams kommen dann schon irgendwie zu einer Lösung. Und von diesem ersten Schritt kann es dann Schritt für Schritt weitergehen und diesen Fahrplan gilt es auszuverhandeln im Laufe von mehreren Wochen und Monaten. Wenn die ersten Schritte nächste Woche schon wären oder wie der zitierte Menschen in dem Artikel meint, ein gemeinsames Statement das grundsätzlich zu machen, könnten die Iraner rechtfertigen das Gesetz aus dem Parlament zu ignorieren. Ich weiß natürlich nicht, ob darüber wirklich verhandelt wird, aber das scheint mir am meisten Sinn zu machen und der gerade zitierte Tweet von Khamenei könnte ja ebenfalls im Sinne dieses Szenarios interpretiert werden: "If the Islamic Republic sees action from the other side, it will act too."

Die Entscheidung von Biden wird dann eher um das grundsätzliche Vorgehen gehen, das jeweils Schritt für Schritt zu machen und den gemeinsamen ersten Schritt, der ja dann auch die Rahmenbedingungen schafft für weitere Schritte. Einen kompletten gemeinsam verhandelten Fahrplan dürfte es im Moment noch nicht geben, das dauert dann schon noch.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(17 Feb 2021, 13:03)

In der Öffentlichkeit wurde zuletzt so getan, dass die andere Seite den ersten Schritt machen muss. Aber weder werden die USA auf einen Schlag alle Sanktionen aufheben, noch werden die Iraner alle ihre Verstöße von einem Tag auf den anderen beenden. Daher denke ich wird es im Moment um einen Fahrplan gehen müssen. Die USA heben Schritt für Schritt die Sanktionen auf und die Iraner machen Schritt für Schritt ihre Verstöße gegen das Abkommen rückgängig. Das ist ja auch das was die Iraner mit ihren Verstößen beabsichtigen, möglichst viele eigene Schritte zu haben und je länger die USA verhandeln umso mehr Schritte kommen hinzu, die die Iraner zurückgehen müssen. Es geht dabei dann um einen Fahrplan zurück ins Abkommen. Der Artikel nennt ja bereits eine konkrete Option der USA: Die USA erlauben der IWF dem Iran einen Kredit aus dem Fonds für Geldmittel gegen wirtschaftliche Coronaschäden zu geben. Das wären 5 Milliarden, die die Iraner sehr gut brauchen könnten. Alternativ könnte man den Südkoreanern erlauben die dortigen eingefrorenen Mittel teilweise an Covax zu überweisen, damit die Iraner sich damit Impfstoffe kaufen können. Die Iraner könnten dafür z.B. dann ihren letzten Schritt mit diesen Uran-Metallen oder was das war rückgängig machen oder sie sagen es gibt keine weiteren Verstöße und man verhandelt eine Rückkehr über die restlichen Schritte. Das ist dann einfach Verhandlungssache und die Diplomatenteams kommen dann schon irgendwie zu einer Lösung. Und von diesem ersten Schritt kann es dann Schritt für Schritt weitergehen und diesen Fahrplan gilt es auszuverhandeln im Laufe von mehreren Wochen und Monaten. Wenn die ersten Schritte nächste Woche schon wären oder wie der zitierte Menschen in dem Artikel meint, ein gemeinsames Statement das grundsätzlich zu machen, könnten die Iraner rechtfertigen das Gesetz aus dem Parlament zu ignorieren. Ich weiß natürlich nicht, ob darüber wirklich verhandelt wird, aber das scheint mir am meisten Sinn zu machen und der gerade zitierte Tweet von Khamenei könnte ja ebenfalls im Sinne dieses Szenarios interpretiert werden: "If the Islamic Republic sees action from the other side, it will act too."

Die Entscheidung von Biden wird dann eher um das grundsätzliche Vorgehen gehen, das jeweils Schritt für Schritt zu machen und den gemeinsamen ersten Schritt, der ja dann auch die Rahmenbedingungen schafft für weitere Schritte. Einen kompletten gemeinsam verhandelten Fahrplan dürfte es im Moment noch nicht geben, das dauert dann schon noch.
Wie immer das Prozedere sein wird. Es müssen Taten folgen. Das geschah unter Trump nicht. Im Gegenteil. Der Iran hat sich in einer trügerischen Hoffnung immerhin rund ein Jahr daran gehalten. Keine Trickserei ist die Forderung

UN-Sanktionen werden aufgehoben? Fake News? Biden kommt in Bewegung?
USA zu Gesprächen über Atomabkommen mit dem Iran bereit

Außerdem erklärte die US-Regierung UN-Sanktionen für aufgehoben, die unter Präsident Donald Trump von den USA wieder eingeführt worden waren

https://rp-online.de/politik/ausland/at ... d-56346111
Wie immer liegt die Tücke im Detail. Es bleibt abzwarten was das - genau - bedeutet. ;)
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Biden kommt mit dem Erbe Trumps und Friends zunehmend ins Rotieren. Das war sicher auch so gedacht. Aus einem Scherbenhaufen lässt sich schwer wieder etwas konstruieren. Wobei Biden wenigstens aktiv werden müsste. Umso länger es dauert, desto schwieriger wird es.
Joe Biden schon „gescheitert“: US-Politik gegenüber Iran und Saudi-Arabien in der Kritik

Die US-Website „Vox“ kritisiert, dass der Demokrat Joe Biden im Vorfeld zu den US-Wahl 2020 versprochen hatte, so schnell wie möglich zum Atomabkommen zurückzukehren und nun mit seiner Iran-Politik bereits scheitere. Hoch sind die Erwartungen an Joe Biden, nachdem sein Vorgänger, der Republikaner Donald Trump , das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt hatte.

https://www.fr.de/politik/joe-biden-don ... 27448.html
„Biden sollte das wahrmachen, was er angekündigt hat“

Beim Streit um das Atomabkommen hat sich eine Pattsituation zwischen dem Iran und den USA entwickelt. Beide Seiten machten sich gegenseitig Vorwürfe, sagte die Iran-Expertin Katajun Amirpur im Dlf. Dabei wäre es jetzt die Zeit für die Rückkehr zur Diplomatie, die Joe Biden angekündigt hatte.

https://www.deutschlandfunk.de/atomkonf ... _id=493398
Stattdessen könnte sich eine Situation anbahnen wie unter Bush Junior und Ahmadinejad. Dann wird es wieder eine Eiszeit mit vielen gegenseitigen Drohungen geben und man wird warten müssen, bis jemand anderes gewählt wird. Bis dahin wird der Iran wohl wie unter Ahmadinejad richtig aufdrehen. Technisch ist das möglich. Auch wird die Option Westen für alle im Iran interessierten weiter in die Ferne rücken. China, Russland und Asien insgesamt wird die Musik spielen.

Der Westen, genauer gesagt die USA, die EU ist leider als Schwergewicht immer noch eher ein amüsante Figur, wird dann gar nicht mehr ernst als Verhandlungspartner genommen. Was kann die USA versprechen? Nichts davon ist eingetreten, es wurde sogar noch schlimmer. Während der Iran verwunderlicherweise sich daran trotzdem gehalten hat. Und was ist, wenn eine Reaktivierung des Abkommens gelingt? Wer sagt denn das Trump als erneuter Präsident oder sein Sohn oder irgendein andere Fan von ihm im Amt nicht gleich wieder der WHO, dem Klimaabkommen und dem Atomabkommen den Schredder zeigt? Das wäre ja die totale Veräppelung.

Entweder ergreift Biden jetzt den Schopf oder das wars vielleicht. Optionen wie im Iran werden als nächstes Sozialdemokraten gewählt und dann ist alles gut oder diese marxistischen MEK kommen durch ein Wunder an die Macht oder die USA trauen sich doch mal einen Regionalkrieg zu beginnen ist praktisch ausgeschlossen. Keiner will das, stattdessen wird dann die Eskalationsschraube in der Region weitergehen. Der Iran hat sich zudem technisch in der Nuklearfrage und Luft- Raumfahrttechnik sehr zurückgehalten. Im Gegensatz z.B. zu Nordkorea und Pakistan bestehen dort völlig andere technologische und finanzielle Mittel. Das ist wie gesagt eine politische Entscheidung, keine technische oder finanzielle. Biden muß jetzt Farbe bekennen.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

Verstehe die Kritik nicht. Haben Frau Amirpur und Vox in den letzten Wochen die Nachrichten verfolgt? Biden hat nach drei Wochen im Amt offiziell Gespräche angeboten und die Iraner haben sie (vorerst) ausgeschlagen, weil sie glauben sie könnten Zugeständnisse bekommen, bevor Gespräche beginnen. Wie kommt man dann jetzt zu der Auffassung Biden würde seine Versprechungen einer diplomatische Lösung nicht versuchen umzusetzen. :?:

Es geht in der Diplomatie eben nicht von heute auf morgen und zwischen USA und Iran schonmal erst recht nicht.
Zuletzt geändert von Platon am Do 4. Mär 2021, 17:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(04 Mar 2021, 16:54)

Verstehe die Kritik nicht. Biden hat nach drei Wochen im Amt offiziell Gespräche angeboten und die Iraner haben sie (vorerst) ausgeschlagen, weil sie glauben sie könnten Zugeständnisse bekommen, bevor Gespräche beginnen. Wie kommt man dann jetzt zu der Auffassung Biden würde seine Versprechungen eine diplomatische Lösung nicht versuchen umzusetzen. :?:
Die USA sind mit Trump ausgestiegen. Wie bei der WHO oder dem Klimaabkommen. Entweder zurück oder draussen bleiben. Die WHO oder das Klimaabkommen müssen nicht neu verhandelt werden und komplett umgekrempelt werden. Zurück oder nicht.

Der Iran will zudem Taten sehen. Keine symbolischen Peanuts. Die USA haben bewiesen, daß keine Taten, ausser weitere Sanktionen folgten. Also, Action, wie es so schön heißt. Keine heiße Luft wie zuletzt. Man hat bereits Jahre verhandelt. Das war das Maximale was beide Seiten als Kompromiss gehen konnten ohne komplett umzufallen. Alles weitere zu verfolgen grenzt eher an eine geplante Konfrontation. Da geht nichts mehr. Von beiden Seiten. Alles jahrelang ausdiskutiert.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

King Kong 2006 hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:00)

Die USA sind mit Trump ausgestiegen. Wie bei der WHO oder dem Klimaabkommen. Entweder zurück oder draussen bleiben. Die WHO oder das Klimaabkommen müssen nicht neu verhandelt werden und komplett umgekrempelt werden. Zurück oder nicht.

Der Iran will zudem Taten sehen. Keine symbolischen Peanuts. Die USA haben bewiesen, daß keine Taten, ausser weitere Sanktionen folgten. Also, Action, wie es so schön heißt. Keine heiße Luft wie zuletzt. Man hat bereits Jahre verhandelt. Das war das Maximale was beide Seiten als Kompromiss gehen konnten ohne komplett umzufallen. Alles weitere zu verfolgen grenzt eher an eine geplante Konfrontation. Da geht nichts mehr. Von beiden Seiten. Alles jahrelang ausdiskutiert.
Eine Neuverhandlung des Atomabkommens wird von den USA längst nicht mehr gefordert. Aber weder werden die USA jetzt einfach die Sanktionen aufheben, noch werden die Iraner ihr Verstöße gegen das Abkommen beenden. Wenn jetzt als Vorleistung die USA Sanktionen teilweise aufheben werden die Iraner immer mehr fordern, bevor sie ihre Verstöße rückgängig machen und umgekehrt. Das ganze muss koordiniert werden und darum braucht es einen gemeinsamen Fahrplan zurück ins Abkommen. Welche Schritte müssen wann in welcher Reihenfolge von beiden Seiten gemacht werden, damit am Ende beide Seiten mit der jeweils anderen zufrieden sind. Das muss verhandelt werden und das haben die USA angeboten und die Iraner haben es (vorerst) ausgeschlagen. Es ist eben nicht so einfach wie bei der WHO oder beim Klimaabkommen, dass die USA einfach wieder beitreten und dann ist alles gut und wie vorher. Klimaabkommen und WHO haben sich ja nicht grundsätzlich seit dem Austritt der USA geändert. Die Lage mit dem iranischen Atomprogramm hingegen schon, daher müssen die Details der Rückkehr ganz genau bis ins kleinste Detail verhandelt werden, damit keine der Seiten versucht die andere dabei über den Tisch zu ziehen, was sie gewiss versuchen würden. Und das geht eben nicht von jetzt auf gleich. Diplomatie braucht Zeit und zwischen Erzfeinden wie Iran und USA erst recht.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Vongole »

Offensichtlich zündelt der Iran mal wieder im Irak:
At least 10 rockets hit a military base in western Iraq hosting US-led coalition troops on Wednesday, security sources said, two days before Pope Francis's historic visit to the country.
(..)
Western security sources told AFP that the rockets were Iranian-made Arash models, which are 122mm artillery rockets and heavier than those seen in other attacks on Western targets in Iraq.
https://www.i24news.tv/en/news/internat ... ty-sources
So wird man Biden ganz sicher nicht überreden können, die Sanktionen gegen den Iran aufzuheben.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

Vongole hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:16)

Offensichtlich zündelt der Iran mal wieder im Irak:
So wird man Biden ganz sicher nicht überreden können, die Sanktionen gegen den Iran aufzuheben.
Ich sehe das als Teil eins Konflikts zwischen USA und Iran, der unabhängig vom Atomabkommen abläuft. Man hat ja von Seiten der USA angekündigt nach der Rückkehr zum Abkommen dann über die Rolle des Irans und sein Raketenprogramm mit dem Iran sprechen zu wollen. Diese Gespräche würden dann aber ein wenig anders ablaufen, als die zum Atomprogramm, weil die Iraner als Regionalmacht in einer vergleichsweise starken Position sind.

Zur Einschätzung dieser Raketenangriffe und die allgemeine strategische Situation, in der sie ablaufen, zitiere ich mich mal selbst:
Platon hat geschrieben:(04 Mar 2021, 13:10)Die Taktik des Iran ist, dass die Revolutionsgarden für einen Angriff auf den Iran selbst ein hohes Abschreckungspotential aufbauen durch die Raketentests und Manöver am persischen Golf. Man rüstet dann aber die eigenen Klienten in der Region mit Geld und Waffen aus, damit diese ihre lokalen Gegner bekämpfen und entweder die USA oder US-Verbündete angreifen und im Falle eines Angriffs auf den Iran ein zusätzliches Abschreckungspotential darstellen. Wenn diese Gruppen dann die USA (schiitische Milizen im Irak), Saudi-Arabien (Huthis) oder Israel (Hisbollah, Hamas, PIJ) dann auf Geheiß der Quds-Brigarden mit Raketen iranischer Produktion angreifen, sagen die Iraner einfach: Wir waren das nicht. Und waren sie streng genommen auch nicht. Man übernimmt nicht die Verantwortung, sondern leugnet die eigene Verantwortung für die Aktionen der eigenen Klienten, die aber selbstverständlich ihre Aktionen nach den Wünschen ihrer Sponsoren, d.h. den Revolutionsgarden, ausrichten. Der einzige Fall, wo die USA sich dazu entschlossen haben direkt gegen den Iran zurück zu schlagen, war die Ermordung von Sulaimani und da stand man ja dann sofort vor einem großen Krieg den beide nicht wollten und die entstehende Krise wurde mit einem Raketenangriff der Iraner auf eine US-Basis, d.h. eine durchaus beeindruckende Wiederherstellung der iranischen Abschreckung, auf die Trump dann nicht mehr reagiert hat, beigelegt. Man kann dann eigentlich nur nicht-konventionell direkt gegen den Iran zurückschlagen in Form von Cyberangriffen und Sabotage etc., worin die Israelis mutmaßlich ja sehr erfolgreich sind. Trump hatte ja dereinst auch nach dem Abschuss der Drohne die Kampfflugzeuge im letzten Moment zurückgerufen und stattdessen einen Cyberangriff angeordnet. Bei Sulaimani hat er sie dann nicht mehr zurück gerufen, aber das war ja eigentlich auch auf irakischem Boden und kein Angriff auf iranisches Territorium.

Die Israelis greifen die Iraner und Proxies auch nur in Syrien an, weil ein Angriff auf libanesischen Boden einen Krieg mit der Hisbollah auslösen und ein direkter Angriff auf den Iran ebenfalls direkte Raketenangriffe des Iran auf Israel provozieren und aus Sicht einiger auch rechtfertigen könnte. Die Souveränität der Assad-Regierung auf syrischen Boden ist de facto schon länger nichts mehr wert.

Dieses Hin und Her zwischen USA und iranischem Proxy ist die iranische Taktik, welche iranischen Einfluss und "strategische Tiefe" sichern und die USA aus der Region drängen und den Wunsch der Anhänger des Regimes nach einer Konfrontation mit den USA zufrieden stellen soll. Und nachdem es mit der Tötung von Sulaimani aus iranischer Sicht doch ziemlich aus dem Ruder gelaufen ist, hat man sich einige Zeit zurückgehalten. Aber jetzt versuchen die Iraner es mit Biden offenbar erneut. Eigentlich müssten die USA rein aus militärischer Sicht bei diesen Proxyangriffen direkt wieder gegen den Iran zurückschlagen um die iranische Kalkulation zu verändern, aber das kann man halt nicht so einfach. Eine zu harte Reaktion und Eskalation bringt den USA halt auch nichts. Der Angriff auf Sulaimani mag militärisch einen positiven Effekt gehabt haben, war politisch aber ein ziemliches Desaster, weil das Regime einen populären Märtyrer bekommen hat, das irakische Parlament hat den Abzug der USA aus dem Irak beschlossen und es gibt ja auch eine UN-Untersuchung zu der Sache. Biden versucht jetzt offenbar in Abgrenzung von Trump "angemessen" zurück zu schlagen, die Abschreckung der USA aufrecht erhalten, aber politisch keine Risiken eingehen.

Aus iranischer Sicht ist das ein asymetrischer Krieg gegen die USA, wo man eine direkte Konfrontation mit den USA vermeidet, weil man einen konventionellen Krieg natürlich verlieren würde. Stattdessen eine asymetrische Abschreckung mit Raketen und Schnellbooten im Golf und eine asymetrische Offensive über die diversen Klienten, die natürlich alle auf eigene Faust handeln und nicht auf Geheiß derer, die ihnen Geld und Waffen schicken. ^^ In den letzten 10 Jahren haben die Iraner da eine "forward defense"-Strategie entwickeln können, weil man seit 2011 und dem Aufstieg und Fall des IS neue starke Klienten hinzugewonnen hat, welche anders als z.B. die Hamas sehr stark vom Iran abhängig sind. Vor allem Kataib Hisbollah und andere schiitische Millizen im Irak, andere Mitglieder der schiitischen Internationale, welche in Syrien für Assad gekämpft haben und natürlich die Huthis, welche durch den Krieg im Jemen sich immer mehr in die Arme des Irans begeben haben. Das war ja alles das Werk von Qassem Sulaimani, der als wichtigster Verbindungsmann der Revolutionsgarden mit den ausländischen Gruppen fungierte und zur großen Symbolfigur iranischen Einfluss im Ausland wurde, und darum war er auch das (eigentlich unrealistische) Ziel für einen Vergeltungsschlag der USA.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Orbiter1 »

Vongole hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:16)

Offensichtlich zündelt der Iran mal wieder im Irak:
So wird man Biden ganz sicher nicht überreden können, die Sanktionen gegen den Iran aufzuheben.
Da geht es darum die USA aus dem Irak rauszukicken. Die USA können zum Atomabkommen zurückkehren und die Sanktionen aufheben oder nicht zum Atomabkommen zurückkehren und die Sanktionen beibehalten. Die Mullahs und Ultraradikalen kommen mit beidem zurecht.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Vongole »

Platon hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:25)

Ich sehe das als Teil eins Konflikts zwischen USA und Iran, der unabhängig vom Atomabkommen abläuft. Man hat ja von Seiten der USA angekündigt nach der Rückkehr zum Abkommen dann über die Rolle des Irans und sein Raketenprogramm mit dem Iran sprechen zu wollen. Diese Gespräche würden dann aber ein wenig anders ablaufen, als die zum Atomprogramm, weil die Iraner als Regionalmacht in einer vergleichsweise starken Position sind.

Zur Einschätzung dieser Raketenangriffe und die allgemeine strategische Situation, in der sie ablaufen, zitiere ich mich mal selbst:
Die Iraner, oder besser gesagt das iranische Regime, wäre als selbst ernannte Hegemonialmacht nur dann in einer starken Position, wenn die USA ohne Auflagen zum Abkommen zurück kehrten, und danach sieht es nicht aus.
Ich kann es nur wiederholen, Biden ist nicht Obama, das iran. Regime wäre gut beraten, den Bogen nicht zu überspannen.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Orbiter1 »

Vongole hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:41)

Die Iraner, oder besser gesagt das iranische Regime, wäre als selbst ernannte Hegemonialmacht nur dann in einer starken Position, wenn die USA ohne Auflagen zum Abkommen zurück kehrten, und danach sieht es nicht aus.
Ich kann es nur wiederholen, Biden ist nicht Obama, das iran. Regime wäre gut beraten, den Bogen nicht zu überspannen.
Die Amerikaner sind kriegsmüde und haben durch die eigenen Öl- und Gasresourcen sowie dem Wandel zu Erneuerbaren Energien immer weniger Verständnis für das teure US-Engagement in dieser Weltregion. Die große Herausforderung ist China und mit bereits deutlichem Abstand Russland, nicht ein Mullah-Regime im Iran. Und Biden stehen in weniger als 2 Jahren die nächsten Wahlen ins Haus. Der hat kein Interesse an einem Krieg gegen den Iran.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Vongole »

Orbiter1 hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:56)

Die Amerikaner sind kriegsmüde und haben durch die eigenen Öl- und Gasresourcen sowie dem Wandel zu Erneuerbaren Energien immer weniger Verständnis für das teure US-Engagement in dieser Weltregion. Die große Herausforderung ist China und mit bereits deutlichem Abstand Russland, nicht ein Mullah-Regime im Iran. Und Biden stehen in weniger als 2 Jahren die nächsten Wahlen ins Haus. Der hat kein Interesse an einem Krieg gegen den Iran.
Von Krieg gegen den Iran war in meinem Post nicht mal ansatzweise die Rede.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Orbiter1 »

Vongole hat geschrieben:(04 Mar 2021, 18:00)

Von Krieg gegen den Iran war in meinem Post nicht mal ansatzweise die Rede.
Was ist denn ihre Alternative zum Krieg? Jemanden töten wie Soleimani vor 1 Jahr oder irgendwelche Sabotage-Aktionen? Oder harte Sanktionen? Das hat was gebracht? Gar nichts. Die Iran-Proxies schießen aktuell weiter mit Raketen auf US-Militärbasen im Irak oder auf saudische Flughäfen und Ölanlagen. Möglicherweise wurde auch die Ölpest an der Küste Israels durch den Iran initiiert. Wie wollen sie das ohne Krieg stoppen?
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Vongole »

Orbiter1 hat geschrieben:(04 Mar 2021, 18:16)

Was ist denn ihre Alternative zum Krieg? Jemanden töten wie Soleimani vor 1 Jahr oder irgendwelche Sabotage-Aktionen? Oder harte Sanktionen? Das hat was gebracht? Gar nichts. Die Iran-Proxies schießen aktuell weiter mit Raketen auf US-Militärbasen im Irak oder auf saudische Flughäfen und Ölanlagen. Möglicherweise wurde auch die Ölpest an der Küste Israels durch den Iran initiiert. Wie wollen sie das ohne Krieg stoppen?
Über kurz oder lang wird der Iran Zugständnisse machen müssen, oder die Mullahs riskieren, dass sie auch mit noch größerer Brutalität das Volk nicht mehr im Griff halten können.
Und ihre Vasallenstaaten auch nicht, in denen der Unwille spürbar steigt.
Am Yisrael Chai

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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Adam Smith »

Das Problem ist, dass der Iran im Recht ist. Die USA haben sich nicht an das Abkommen gehalten und müssten demnach als erstes dahin zurückkehren. Das geht aber nicht, weil dann Biden als schwach dasteht.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Orbiter1 »

Vongole hat geschrieben:(05 Mar 2021, 00:28)

Über kurz oder lang wird der Iran Zugständnisse machen müssen, oder die Mullahs riskieren, dass sie auch mit noch größerer Brutalität das Volk nicht mehr im Griff halten können.
Und ihre Vasallenstaaten auch nicht, in denen der Unwille spürbar steigt.
Dann gibt es ja keinen Handlungsbedarf und das Problem löst sich irgendwann in den kommenden Jahrzehnten von selbst. Auch gut.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Kohlhaas »

Vongole hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:41)

Die Iraner, oder besser gesagt das iranische Regime, wäre als selbst ernannte Hegemonialmacht nur dann in einer starken Position, wenn die USA ohne Auflagen zum Abkommen zurück kehrten, und danach sieht es nicht aus.
Ich kann es nur wiederholen, Biden ist nicht Obama, das iran. Regime wäre gut beraten, den Bogen nicht zu überspannen.
Sehe ich genauso. Es zeichnet sich ja schon ab, dass beide Seiten dort die Muskeln spielen lassen. Biden hat klar gesagt, dass er in die Verhandlungen über das Atomprogramm auch das iranische Raketenprogramm und die aggressive Außenpolitik der Mullahs einbeziehen will. Hinter diese Position kann er nicht zurück. Wird er auch nicht wollen. Diese beiden Punkte - Raketenprogramm und Terrorexport - waren die schwerwiegendsten Kritikpunkte am Atomdeal. Die waren der Grund dafür, dass Trump den Vertrag aufgekündigt hat.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:08)

Eine Neuverhandlung des Atomabkommens wird von den USA längst nicht mehr gefordert. Aber weder werden die USA jetzt einfach die Sanktionen aufheben, noch werden die Iraner ihr Verstöße gegen das Abkommen beenden. Wenn jetzt als Vorleistung die USA Sanktionen teilweise aufheben werden die Iraner immer mehr fordern, bevor sie ihre Verstöße rückgängig machen und umgekehrt. Das ganze muss koordiniert werden und darum braucht es einen gemeinsamen Fahrplan zurück ins Abkommen. Welche Schritte müssen wann in welcher Reihenfolge von beiden Seiten gemacht werden, damit am Ende beide Seiten mit der jeweils anderen zufrieden sind. Das muss verhandelt werden und das haben die USA angeboten und die Iraner haben es (vorerst) ausgeschlagen. Es ist eben nicht so einfach wie bei der WHO oder beim Klimaabkommen, dass die USA einfach wieder beitreten und dann ist alles gut und wie vorher. Klimaabkommen und WHO haben sich ja nicht grundsätzlich seit dem Austritt der USA geändert. Die Lage mit dem iranischen Atomprogramm hingegen schon, daher müssen die Details der Rückkehr ganz genau bis ins kleinste Detail verhandelt werden, damit keine der Seiten versucht die andere dabei über den Tisch zu ziehen, was sie gewiss versuchen würden. Und das geht eben nicht von jetzt auf gleich. Diplomatie braucht Zeit und zwischen Erzfeinden wie Iran und USA erst recht.
Wie du sagst, eine Neuverhandlung würde nicht von den USA gefordert.

Das Abkommen ist klar, bereits über einen sehr langen Zeitraum von den USA und Iran u.a. ausverhandelt worden. Und unterschrieben.

D.h. beide Parteien haben sich bereit erklärt das zuvor komplex, sehr genau und ausführlich Ausgehandelte umzusetzen. Die USA sind eingeladen wieder beizutreten. Warten wir ab, ob Biden es macht. Wenn er wieder an den Tisch zurückkehrt, die USA diesmal ihre Verpflichtungen dann auch noch tatsächlich umsetzt MUSS der Iran wieder seinen Teil lt. Vertrag einhalten. Wie er es schon einst tat. Da muß nichts verhandelt werden. Oder ein komplexer Vorlauf stattfinden. Trump hat es mit einer Unterschrift vernichtet. Ganz einfach. Biden muß sich einfach wieder hinsetzen (USA). Mehr nicht. Ganz einfach. Dann muss der Iran wieder den Vertrag umsetzen. Sonst wäre der Iran der Vertragsbrecher. Keine Tricks mehr. Fool me twice?

European council for foreign relations
Fool me once: How Tehran views the Iran nuclear deal

Since the November 2020 US presidential election, Tehran has left the door open for the US to return to its commitments under the Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA). And it has offered several pathways for achieving this.
So far, Iran has been waiting for moves from the Biden administration that indicate it is serious about rejoining the JCPOA.
It is highly unlikely that the US and Europe will be able to strike a broader agreement with Iran unless they first rejoin the original JCPOA – under either the current or next government in Tehran. The longer the US takes to rejoin the JCPOA, the greater the support in Tehran for accelerating the Iranian nuclear programme. In the coming weeks, European and US efforts should focus on a swift return to the JCPOA rather than holding out for the unlikely prospect of a new nuclear formula with Iran.

https://ecfr.eu/article/fool-me-once-ho ... lear-deal/
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

King Kong 2006 hat geschrieben:(06 Mar 2021, 14:29)Wie du sagst, eine Neuverhandlung würde nicht von den USA gefordert.

Das Abkommen ist klar, bereits über einen sehr langen Zeitraum von den USA und Iran u.a. ausverhandelt worden. Und unterschrieben.

D.h. beide Parteien haben sich bereit erklärt das zuvor komplex, sehr genau und ausführlich Ausgehandelte umzusetzen. Die USA sind eingeladen wieder beizutreten. Warten wir ab, ob Biden es macht. Wenn er wieder an den Tisch zurückkehrt, die USA diesmal ihre Verpflichtungen dann auch noch tatsächlich umsetzt MUSS der Iran wieder seinen Teil lt. Vertrag einhalten. Wie er es schon einst tat. Da muß nichts verhandelt werden. Oder ein komplexer Vorlauf stattfinden. Trump hat es mit einer Unterschrift vernichtet. Ganz einfach. Biden muß sich einfach wieder hinsetzen (USA). Mehr nicht. Ganz einfach. Dann muss der Iran wieder den Vertrag umsetzen. Sonst wäre der Iran der Vertragsbrecher. Keine Tricks mehr. Fool me twice?
Wie gesagt, halte ich das nicht für umsetzbar. Biden kann selbst wenn er wollte innenpolitisch nicht einfach alle Sanktionen aufheben ohne dafür eine Gegenleistung vom Iran schriftlich garantiert zu bekommen. Da macht er sich in den USA doch lächerlich, bei Gegnern wie Parteifreunden. In diesem Szenario würde man lediglich annehmen und darauf vertrauen, dass der Iran umgehend seinen Verpflichtungen wieder nachkommt. Es wäre auch eine völlige Verzerrung der wahren Machtverhältnisse zwischen beiden Staaten. Die USA sind die weltweite Supermacht und die Iraner sind die Regionalmacht, welche durch die Sanktionen praktisch pleite ist. Von daher wäre es natürlich schön, wenn die USA von heute auf morgen alle Sanktionen aufheben und die iraner am Tag drauf alle Verstöße rückgängig machen und eine Woche später die IAEA das bestätigt, aber so läuft das in den Internationalen Beziehungen nicht, und zwischen Iran und USA schonmal gar nicht.

Mohsen Rezai, ein ehemaliger Revolutionsgardenchef, hat ja gestern der Financial Times das Szenario vorgetragen, dass die USA innerhalb eines Jahres die Sanktionen schrittweise aufheben könnten. Der Artikel ist mittlerweile wieder hinter einer Paywall und Zarif hat dementiert, dass das seine offizielle Position ist. Aber es wird am Ende auf so etwas in der Art hinauslaufen. Zarif hat angekündigt, dass er in näherer Zukunft einen Vorschlag machen will für eine Rückkehr der USA ins Abkommen und man wird schauen, was dabei herauskommt. Wichtig wird dabei auch sein, was der Iran über die offenen Fragen der IAEA bei den angekündigten Gesprächen zu erzählen hat. Die IAEA hat ja letztes Jahr an zwei Orten, welche der Iran ursprünglich nicht als Teil des Atomprogramms angegeben hat, Rückstände von nicht angereichertem Uran nachgewiesen. Faktisch ist es so, dass die USA mit ihrem Gesprächsangebot offiziell ihren ernsthaften Willen ins Abkommen zurückzukehren Kund getan haben und dabei auch erklärt haben, wie sie sich den Weg dorthin vorstellen. Der Iran hat dieses Angebot abgelehnt und jetzt müssen die Iraner, in Person von Zarif, halt mal konkret ein angekündigtes Gegenangebot machen, wie man sich das vorstellt und dann muss man einen Kompromiss suchen.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(04 Mar 2021, 17:08)

Eine Neuverhandlung des Atomabkommens wird von den USA längst nicht mehr gefordert.
Ist das so? Israel und deren Unterstützer in den USA werden einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn solche Themen wie z. B. die iranischen Raketen nicht abgedeckt werden. Andererseits wird der Iran basierend auf seiner Historie unter keinen Umständen auf diese Raketen verzichten. Ich seh hier keine Lösungsmöglichkeiten und erwarte deswegen auch keine Rückkehr der USA in das Abkommen.
Aber weder werden die USA jetzt einfach die Sanktionen aufheben, noch werden die Iraner ihr Verstöße gegen das Abkommen beenden. Wenn jetzt als Vorleistung die USA Sanktionen teilweise aufheben werden die Iraner immer mehr fordern, bevor sie ihre Verstöße rückgängig machen und umgekehrt. Das ganze muss koordiniert werden und darum braucht es einen gemeinsamen Fahrplan zurück ins Abkommen. Welche Schritte müssen wann in welcher Reihenfolge von beiden Seiten gemacht werden, damit am Ende beide Seiten mit der jeweils anderen zufrieden sind. Das muss verhandelt werden und das haben die USA angeboten und die Iraner haben es (vorerst) ausgeschlagen. Es ist eben nicht so einfach wie bei der WHO oder beim Klimaabkommen, dass die USA einfach wieder beitreten und dann ist alles gut und wie vorher. Klimaabkommen und WHO haben sich ja nicht grundsätzlich seit dem Austritt der USA geändert. Die Lage mit dem iranischen Atomprogramm hingegen schon, daher müssen die Details der Rückkehr ganz genau bis ins kleinste Detail verhandelt werden, damit keine der Seiten versucht die andere dabei über den Tisch zu ziehen, was sie gewiss versuchen würden. Und das geht eben nicht von jetzt auf gleich. Diplomatie braucht Zeit und zwischen Erzfeinden wie Iran und USA erst recht.
Ich weiß ja nicht wie viele Jahre sie da für Verhandlungen ansetzen (beim JCPOA waren es 13 Jahre), aber es dauert nicht mehr lange und die Mitte der Laufzeit des JCPOA ist erreicht. Da stellt sich dann irgendwann die Frage wie sinnvoll es überhaupt noch ist sich mit diesem Vertrag zu beschäftigen.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Praia61 »

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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(06 Mar 2021, 17:31)Ist das so?
Ja. Wir ich hier anhand der Statements des US-Außenministeriums zur Einwilligung Gespräche mit dem Iran führen zu wollen, gezeigt habe, wollen die USA erstmal ins Abkommen zurück und danach über das Raketenprogramm und die Rolle des Irans in der Region sprechen. Ebenso darüber was nach dem Ablauf des Abkommen kommen könnte. Das ist die offizielle Position der USA derzeit.
Israel und deren Unterstützer in den USA werden einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn solche Themen wie z. B. die iranischen Raketen nicht abgedeckt werden. Andererseits wird der Iran basierend auf seiner Historie unter keinen Umständen auf diese Raketen verzichten. Ich seh hier keine Lösungsmöglichkeiten und erwarte deswegen auch keine Rückkehr der USA in das Abkommen.Ich weiß ja nicht wie viele Jahre sie da für Verhandlungen ansetzen (beim JCPOA waren es 13 Jahre), aber es dauert nicht mehr lange und die Mitte der Laufzeit des JCPOA ist erreicht. Da stellt sich dann irgendwann die Frage wie sinnvoll es überhaupt noch ist sich mit diesem Vertrag zu beschäftigen.
Die wirklich ernsthaften Verhandlungen haben 2-3 Jahre gedauert.

Ich denke auch nicht, dass die Iraner auf ihr Raketenprogramm verzichten. Dafür gibt es aus iranischer Sicht ja auch überhaupt keinen Anlass, vielmehr ist es ein zentraler Pfeiler der eigenen Sicherheitspolitik. Es dürfte wohl eher um eine formale Zusicherung des Iran gehen keine Internkontinentalraketen zu bauen bzw. zu testen, also eine Einschränkung der Reichweite der eigenen Raketen. Es gibt ja eine UN-Resolution, dass die Iraner keine Raketen bauen können, welche mit einem Atomsprengkopf versehen werden können. Da gibt es natürlich dann unterschiedliche Auffassungen was das konkret heißt. Dazu möglicherweise regionale Abkommen, an denen dann auch z.B. Saudi Arabien und die VAE beteilligt wären über Abrüstung oder zumindest eine Deckelung von Rüstungsbemühungen oder auch Vereinbarungen der USA und regionaler Mächte über Macht und EInfluss in der Region. Da geht es dann nicht mehr um das Atomprogramm und die Nichtverbreitung von Atomwaffen, sondern um diplomatische Optionen im geopolitischen Konflikt in der Region. Und da gibt es ja dann schon Möglichkeiten, weil die USA ja gerne ihre militärische Präsenz verringern würden und die Iraner diesbezüglich mit den USA ausnahmsweise mal ganz einer Meinung sind.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(06 Mar 2021, 17:54)

Ja. Wir ich hier anhand der Statements des US-Außenministeriums zur Einwilligung Gespräche mit dem Iran führen zu wollen, gezeigt habe, wollen die USA erstmal ins Abkommen zurück und danach über das Raketenprogramm und die Rolle des Irans in der Region sprechen. Ebenso darüber was nach dem Ablauf des Abkommen kommen könnte. Das ist die offizielle Position der USA derzeit.

Die wirklich ernsthaften Verhandlungen haben 2-3 Jahre gedauert.

Ich denke auch nicht, dass die Iraner auf ihr Raketenprogramm verzichten. Dafür gibt es aus iranischer Sicht ja auch überhaupt keinen Anlass, vielmehr ist es ein zentraler Pfeiler der eigenen Sicherheitspolitik. Es dürfte wohl eher um eine formale Zusicherung des Iran gehen keine Internkontinentalraketen zu bauen bzw. zu testen, also eine Einschränkung der Reichweite der eigenen Raketen. Es gibt ja eine UN-Resolution, dass die Iraner keine Raketen bauen können, welche mit einem Atomsprengkopf versehen werden können. Da gibt es natürlich dann unterschiedliche Auffassungen was das konkret heißt. Dazu möglicherweise regionale Abkommen, an denen dann auch z.B. Saudi Arabien und die VAE beteilligt wären über Abrüstung oder zumindest eine Deckelung von Rüstungsbemühungen oder auch Vereinbarungen der USA und regionaler Mächte über Macht und EInfluss in der Region. Da geht es dann nicht mehr um das Atomprogramm und die Nichtverbreitung von Atomwaffen, sondern um diplomatische Optionen im geopolitischen Konflikt in der Region. Und da gibt es ja dann schon Möglichkeiten, weil die USA ja gerne ihre militärische Präsenz verringern würden und die Iraner diesbezüglich mit den USA ausnahmsweise mal ganz einer Meinung sind.
Ich gehe auch davon aus, daß der Iran im Rahmen seiner Sicherheitsdoktrin nicht auf sein militärsches Raketenarsenal verzichten wird. Das eine Reaktion auf die enormen Defizite der Luftwaffe als Waffengattung maßgeblich erfolgt ist. Wenn der Iran Serienreif Kampfflugzeuge der neueren Generation entwickeln und vor allen Dingen produzieren könnte, was er einfach nicht kann, wäre das ein anderes Thema. Dieses Raketenarsenal ist sozusagen die einzige Distanzwaffe, die ernsthaft abschreckt. Dies aufzugeben ist eine rote Linie.

Zugegebenermaßen gibt es da große Differenzen zwischen den USA und Iran was den geopolitischen Status Quo betrifft. Auch wenn, wie du korrekterweise sagst, die USA und Iran in dem Punkt einig sind, daß die USA ihre Präsenz in der Region gerne verringern würden. Da müßte Teheran auch den USA entgegenkommen. Die verklausulierte "forward defence"* Irans mit diversen Verbündeten in der Region ist da sicher ein komplexes Thema. Es ist eine diplomatische Herausforderung dem Sicherheitsedürfnis Irans und den geostrategischen Bedürfnissen der USA da beiderseits Rechnung zu tragen. Das ist sicher ein großes Thema. Was allerdings losgelöst von der Atomproblematik in dem Fall zu sehen ist. Sonst wird das ein unlösbares Faß ohne Boden.

*Dubbed “forward defense” doctrine, it implies that Iran should fight its opponents outside its borders to prevent conflict inside Iran.
Alex Vatanka, “Iran and Russia, Growing Apart,” Foreign Affairs, November 29, 2017.
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von King Kong 2006 »

Biden bringt es nicht fertig sich wieder an den Tisch zu setzen, an dem die Europäer, Russland, China und (noch) der Iran sitzen. Trotz großer Erwartungen. Die USA ringen um eine Iran-Strategie. Genauer gesagt ringen sie mit sich selbst...
USA: Ringen um Iran-Strategie

Diplomatie statt Druck: So sollte unter Biden die neue Iran-Politik lauten. Aber Fortschritte bleiben bislang aus, Experten sehen die Chancen schwinden.

Sein iranischer Amtskollege Dschawad Sarif kommentierte am Donnerstag per Twitter: "Die USA behaupten, sie setzen auf Diplomatie, und nicht auf Trumps gescheiterte Politik des ‚maximalen Drucks.‘ Trotzdem gibt (Blinken) damit an, dass sie Südkorea daran hindern wollen, UNSER Geld an den Schweizer Handelskanal zu überweisen, der nur für Nahrungsmittel und Medikamente genutzt wird. Die Wiederholung der alten Politik wir keine neuen Ergebnisse bringen."

Präsident Hassan Rohani bekräftigte Teherans Haltung: "Der Iran werde seine Verpflichtungen aus dem Abkommen wieder vollständig erfüllen, wenn die USA ihre Sanktionen gegen den Iran aufheben."
Laut Beobachtern läge dies wohl daran, daß die USA erst irgendetwas entwickeln müssten, vermutlich können sie sich nicht einfach wieder an den Tisch setzen. Und müssten eine Wegbeschreibung anfertigen oder ähnliches. Oder die Hose ist zu eng und könnte platzen beim Hinsetzen. Die anderen sitzen da immer (noch) und warten.
"Die neue US-Regierung entwickelt noch ihre Strategie im Umgang mit Iran," erklärt der Politikwissenschaftler Cornelius Adebahr gegenüber der der DW. "Präsident Biden hat zwar frühzeitig angedeutet, dass er eine andere, diplomatischere Politik als sein Vorgänger verfolgen wolle. Bislang ist hiervon – auch zum Leidwesen der Europäer – jedoch nicht viel zu sehen."
Bremswirkung durch US-Innenpolitik

"Die Biden-Administration verliert wertvolle Zeit, indem sie diplomatische Initiativen hinauszögert", teilt die aus dem Iran stammende amerikanische Journalistin Negar Mortazavi auf der DW aus Washington mit. Mortazavi, die diesen Monat auf der Liste der "30 inspirierenden Frauen" des US-Wirtschaftsmagazins "Forbes" steht, nennt als einen Grund den Einfluss von Hardlinern gegenüber dem Iran innerhalb der US-Demokraten. "Eine kleine aber mächtige Minderheit in der Demokratischen Partei, hauptsächlich Senator Bob Menendez, versucht die diplomatische Annäherung an den Iran zu sabotieren und will eine schnelle Rückkehr ins Atomabkommen verhindern", sagt Mortazavi.
Biden habe außerdem die Kongresswahlen in zwei Jahren im Blick, sagt die Washingtoner Journalistin: Das Thema Aufhebung von Sanktionen gegen den Iran bringe keine Stimmen.

https://www.dw.com/de/usa-ringen-um-ira ... a-56846656
Um es noch einmal klar zu benennen. Es muß nicht diskutiert werden. Das Abkommen ist ausverhandelt. Die USA müssen sich nur wieder zu den anderen setzen und das Abkommen weiter umsetzen. Das machen die USA nicht. Der Iran muß da kein Smalltalk im Vorfeld machen (erneute Verhandlungen). Der Iran sitzt da (noch) mit den anderen. Ein kurzes Hallo reicht. Biden hat zahlreiche Kündigungen Trumps schnell rückgängig gemacht.

Hier zeigt sich wieder, daß es ziemlich egal ist, was der Iran macht. Die Atomgeschichte ist im Grunde genommen ein Feigenblatt. Es ist die Kündigung Irans aus der Gang der USA in der Region. Das ist das Problem. Die Atomkrise wird lediglich dafür instrumentalisiert, Sanktionen irgendwie begründen zu können als eine Waffe gegen einen abtrünnig gewordenen Verbündeten der USA. Ob der Iran keine Atomwaffen hat. Heimlich schon ein Arsenal besitzt spielt praktisch keine Rolle. Es spielt eine Rolle, ob der Iran ein Verbündeter der USA in der von diesen als vital bezeichneten Region ist. Dann würde wie durch ein Wunder alles gut werden. Iranische Atomwaffen hin oder her.

Aber es gibt Smalltalk, nur nicht offiziell. Die USA versuchen den Iran offenbar zu beruhigen und irgendwie zu erklären, warum es so schwerfällt sich einfach wieder dazuzusetzen.
U.S. engaged in indirect diplomacy with Iran, says White House adviser

“There are communications through the Europeans and through others that enable us to explain to the Iranians what our position is with respect to the compliance for compliance approach and to hear what their position is,” Sullivan added.

https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN2B42MO
Für den Iran ist die Sache klar. Die USA treten wieder bei oder nicht. Wenn ja. Dann haben sie die Verpflichtungen zu erfüllen, sprich Sanktionen aufzuheben. Sie nicht stehen zu lassen oder gar, wie geschehen zu verstärken. Die Pflicht Irans ist dann die Auflagen die zusätzlich aus dem Vertrag Seitens Irans zu erfüllen sind umzusetzen. Dies tat der Iran bereits. Wollen die USA nicht wiederkommen gelten diese Auflagen für den Iran auch nicht mehr.

Dieses Zeitgewinnen und erstmal dies und das und wartet doch mal und findet ihr nicht auch und mal langsam und übrigens... findet im Iran keinerlei Interesse mehr. Auch nicht beim kleinen Mann.

Die Erkenntnis (die allerdings bereits Jahre alt im Iran ist), daß man machen kann was man will, kooperieren, weniger kooperieren, ändert gar nichts, lässt einige im Iran dann tatsächlich nachdenken. Denn der dauernde massive Druck der USA und den militärischen Aktionen und nachrichtendienstlichen fordert Gegendruck. Und ein anderes Sicherheitsdenken.
Iran Is Starting to Want the Bomb

The U.S. maximum pressure campaign accidentally spurred a strategic shift in Tehran.

https://foreignpolicy.com/2021/03/10/ir ... -the-bomb/
Wer meint, daß dann die Sache einfach wird, us-amerikanische Bomber und aus Israel die Sache regeln... Nein, wird nicht laufen, kann technisch auch nicht funktionieren, neben den politischen Auswirkungen. Wie in den letzten Jahrzehnten. Dazu haben sich US-Militärs und Diplomaten klar geäußert.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Platon
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Re: Iran & USA - Ende der Feindschaft?

Beitrag von Platon »

Nach meinem Dafürhalten ist die Forderung des Iran, dass die USA unilateral die Sanktionen aufheben völlig unrealistisch und der Iran weiß das auch. Allerdings will Khamenei derzeit keine Einigung, weil das die Chancen eines Kandidaten der Revolutionsgarden bei den Wahlen im Juni verringern würde, sich gegen einen Vertreter der Reformer/Moderaten durchzusetzen. Khamenei möchte einen Kandidaten, der seine Vision der Islamischen Republik unterstützt, wenn es darum geht seine eigene Nachfolge zu managen, von der es ziemlich wahrscheinlich ist, dass sie irgendwann in den nächsten 8 Jahren ansteht. Und das heißt einer von den Revolutionsgarden oder zumindest jemand wie Raisi. Von daher mag die US-Innenpolitik für Biden eine Rolle spielen, allzu weitreichende Zugeständnisse zu machen ohne dafür eine echte Gegenleistung zu bekommen. Aber am Ende ist es der Iran, dessen Wirtschaft unter den Sanktionen leidet und die USA haben kein Problem damit sie noch Jahrzehnte bestehen zu lassen. Es ist keineswegs so, dass USA und Iran sich auf Augenhöhe befinden würden. Die USA haben einen realistischen Vorschlag gemacht, wie man diplomatisch zu einer Lösung kommen kann und dem Iran fällt im Moment nichts anderes ein als Forderungen zu stellen, von denen sie wissen, dass die Gegenseite sie nicht sonderlich ernst nimmt und die völlig unrealistisch sind. Daher ist für mich derzeit klar bzw. es ist die naheliegendste Erklärung der derzeitigen Situation, dass Khamenei im Moment keine diplomatische Einigung will, sondern eine nach der Wahl im Juni bevorzugt.
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