Atue001 hat geschrieben:(23 Nov 2021, 23:20)
Auch wenn es schwer zu glauben ist - ist das nur die logische Folgerung von fehlenden Geimpften.
Quatsch.
Geimpfte Mitarbeiter (zwei- und dreifach) mussten sich bei uns ab Ende September nur noch ein einmal pro Woche testen lassen; Ungeimpfte dagegen täglich.
Nun kam jene vollständig geimpfte Mitarbeiterin infiziert aus dem Urlaub; wusste, dass sie sich nur einmal pro Woche testen lassen muss und entschied sich, dies nicht sofort an ihrem ersten Arbeitstag zu erledigen, als aufgrund Impfung diesbezüglich bevorzugt, hatte die die Freiheit, darüber selbst zu bestimmen. Ihre bereits vorhandenen leichten Symptome tat sie als Erkältung ab - es sei bemerkt, sie gehört zu den dummen Impflingen, die davon überzeugt sind/waren, dass man kein Corona mehr kriegen kann, wenn man geimpft ist - und als diese sich verstärkten, ließ sie sich erst erst zwei Tage später im Haus testen und entpuppte sich als positiv. Mehrere Bewohner wurden daraufhin, bzw. ebenfalls Tage später, ebenfalls positiv auf Corona getestet - ausschließlich solche, mit denen besagte Mitarbeiterin intensiven, pflegerischen Kontakt hatte. Eine infizierte Bewohnerin musste wegen Atembeschwerden notfallmäßig ins Krankenhaus eingewiesen werden, wo sie tagsdrauf verstarb. Ob sie jetzt nun an oder mit Corona verstarb, sei dahingestellt. Die Politik verlangt jedenfalls, sie als Corona-Todesopfer einzuordnen.
Fakt ist, bestünde unabhängig der Schutzimpfung eine tägliche Testpflicht für ALLE (und ausnahmslos vor Arbeitsbeginn, wie für die Ungeimpften), hätte man jene Mitarbeiterin höchstwahrscheinlich rechtzeitig rausfiltern können und kein Bewohner wäre zusätzlich infiziert worden, erkrankt, bzw. verstorben.
Wäre die Impfquote ausreichend hoch, wäre die 4. Welle nicht mehr ausgebrochen.
Gibt es dafür verifizierte, wissenschaftliche Nachweise?
Ich kann mich nicht erinnern, dass wir eine vergleichbar-identische Situation bereits hatten, weswegen derartige Behauptungen leichtfertig aufgestellt werden könnten.
Was wir aufgrund entsprechend vorhandener Angaben relativ sicher sagen können ist, wie sich das Verhältnis zwischen Geimpften und Ungeimpften in den Krankenhäusern entwickelt. Was wir aber in keinsterweise sicher aussagen können ist, inwiefern das generell/sonstige Infektionsgeschehen Geimpfte und Ungeimpte betrifft, bzw. welche der beiden Parteien ausschlaggebend ist.
Einfach alles den Impfunwilligen in die Schuhe zu schieben, ist mir persönlich zu ungenau und auch zu billig, weil Schwurbler- und Populisten-Niveau.
Hätte die Politik auch rechtzeitig mit dem Boostern begonnen, wären in der Einrichtung kaum weitere Infektionen aufgetreten.
Was man der Politik vorwerfen mag, ist ihre ausgebliebene Kommunikation bzgl. Notwendigkeit einer Booster-Impfung. Zumindest für meinen Landkreis kann ich aber sicher aussagen, dass mobile Booster-Impfteams im September sämtliche Pflegeeinrichtungen usw. abgeklappert haben und in meiner Einrichtung auch fast alle bereits zweifach geimpften Bewohner eine Booster-Impfung erhalten haben. Seitens uns Mitarbeitern wurde das Angebot leider kaum wahrgenommen = was aber an der damaligen Lage lag: Das Infektionsgeschehen lag praktisch am Boden, das Impfzentrum war noch geöffnet und es wurde allüberall vermittelt, dass ausreichend Impfstoff vorhanden sie und man jederzeit terminungebunden zur Impfung erscheinen könne. Es wurde halt eben keine Dringlichkeit erkannt (womit man ebenfalls zu rechnen hatte!); die setzte erst ein, als die Zahlen wieder steil stiegen, die Impfzentren/Teststellen schlossen und neuerliche Ausbrüche aus Pflegeeinrichtungen medial verbreitet wurden.
Ganz ehrlich, hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, mich während der Arbeitszeit geschwind boostern zu lassen, wäre ich es wahrscheinlich bis heute noch nicht. Kein Bock auf und erst recht keine Zeit für stundenlang Schlange stehen bei den jetzigen Außentemperaturen aufgrund dieser momentanen politischen Organisierungsverweigerung - anders kann es ja nicht mehr nennen - um dann nach Hause geschickt zu werden, weil der Impfstoff alle ist. Krass finde ich ja, dass die Haus- und Betriebsärzte gerne mithelfen wollen, deren Impfstoff-Zuteilung aber seitens der Politik scheints reduziert/begrenzt wurde.
Nein, die Politik ist kein Unschuldslamm - aber was auch betont werden muss ist, dass viele der jetzigen Impflinge sich nur impfen lassen, weil sie den einschränkenden Maßnahmen im öffentlichen Bereich aus dem Weg gehen wollen und nicht, weil sie ansatzweise was begriffen haben. Denen ist alles so egal, wie zuvor auch. Ihnen ist nur wichtig, dass sie keine persönlichen Nachteile im Alltag erfahren müssen.
Allerdings ist diese Art der Optimierung eben nur dann richtig, wenn man davon ausgeht, dass der Rest der Gesellschaft es versäumt, sich vernünftig zu verhalten.
Was ist für dich der "Rest der Gesellschaft"? Und was versteht du unter sich "vernünftig verhalten"?
Hätten wir eine Impfquote von 85% + x hätte es keine 4. Welle mehr gegeben.
Nochmal: Wie willst du das sicher aussagen können?
Die letzten drei Wellen wurden erst gebrochen, aufgrund drastischer politischer Massnahmen hinsichtlich Kontaktreduzierung den öffentlichen wie privaten Alltag jedes Einzelnen betreffend. Das alles hatten wir zu Beginn der 4. Welle nicht. Und wenn die Welle ohne kontakteinschränkende Maßnahmen mit einer vollständigen Impfquote von über 60% schon innerhalb kürzester Zeit derart aus dem Ruder läuft, dann düften ein paar Prozentchen mehr sich im Grunde nur wie ein paar zusätzliche Tröpfchen auf einen heißen Stein auswirken.
Es mag gerne sein, das die Welle nicht ganz so dramtisch vonstatten gegangen wäre - aber tägtäglich neue Rekorde bei den Inzidenzwerten und steigende Totenzahlen = nur mit höherer Impfquote und ganz ohne Kontakreduzierende Maßnahmen - hätte es defintiv gegeben.
Die gegenwärtigen Impfstoffe sind nur das Beste und Geeignetste, was wir derzeit haben - deswegen sollte man sie aber keinesfalls zu unübertreffbaren Allheilmitteln verklären!
Dass Geimpfte ob des dramatisch verringerten Gesamtrisikos auch zurecht mehr Rechte einfordern, halte ich insofern für richtig.
Deswegen müssen sie aber nicht zunehmend unverschämt, leichtsinnig und rücksichtslos werden. Unsere Impfverweigerer im Kollegium begehen keine Regelbrüche die unabhängig vom Impfgeschehen bestehenden Schutzmaßnahmen im Haus betreffend, die Geimpften dagegen umso mehr. Und wehe, du sagst was...
Ungeachtet dessen sage ich ein kräftiges Dankeschön für dich und deinen Einsatz in der Altenpflege. Ich setze mich dafür ein, dass nachhaltige Verbesserungen in der Pflege zustande kommen - also auch eine Verbesserung des Schlüssels, und eine Erhöhung des Einkommens. Für deine Arbeit habe ich stellvertretend hohen Respekt, dafür dass du dich scheinbar selbstverständlich eigenverantwortlich auch zur Impfung entschieden hast, noch mehr Respekt! Ich habe Angehörige im Pflegeheim, habe selbst auch schon in der Pflege gearbeitet und kenne die vielen Mißstände - und die sind eigentlich unerträglich.
Vielen Dank!
Trotzdem verstehe ich es wirklich nicht, wieso ausgerechnet in der Pflege noch immer zu viele Impfgegner existieren.
Vielleicht entsteht eine gewisse Ablehnung gegen Medizin und Wissenschaft, je mehr man bspw. beruflich damit zu tun hat. Kann ich an mir jetzt zwar nicht so erkennen, aber ich bin auch nicht mit der herkömmlichen, sondern mit homöopathischer Medinzin aufgewachsen. Allerdings in gemässigter Form.
Ich habe, bevor ich in die Altenpflege wechselte, in einem Feinkostladen mit Metzgerei gearbeitet und wurde dort zum Kaufamann ausgebildet. Bevor der Laden geöffnet wurde, hat man immer zusammen gefrühstückt - jetzt rate mal, was die Metzger keinesfalls als Brötchenbelag wollten? Richtig: Wurst & Co. Stattdessen waren sie sehr affin zu süßen Aufstrichen oder Milchprodukten wie Käse. Eine Bekannte machte eine Ausbildung zur Konditorin - sie selbst konnte das ganze süße Zeug, was sie eben tagtäglich für die Kundschaft produzierte, selbst aber irgendwann nicht mehr essen, geschweige denn riechen. Sie arbeitet bis heute begeistert als Konditorin, privat fährt sie aber seither wie verrückt auf scharfes Gerichte ab. Ich glaube, das ist aber ganz normal, wenn auch komisch erscheinen mag.
Die Erwartungshaltung zur Impfung ist gerade bei Beschäftigten in Pflegeberufen viel höher, deswegen fallen hier Impfverweigerungen auch deutlich stärker ins Gewicht bei der Betrachtung. Prozentual gesehen unterscheidet sich jedenfalls die Impfquote der Beschäftigten meiner Einrichtung kaum zu jener aller Einwohner meiner Stadt.
Und eines möchte diesbezüglich auch noch sagen: Es ist einfach nur schäbig, uns Beschäftigten in Pflegeberufen bzgl. Corona und Impfung fortlaufend Moralpredigten zu halten, während man sich ansonsten einen feuchten Kehricht um uns schert. Geklatscht für uns wurde nur in der ersten Welle und dazu mussten die Medien auch erst mal auffordern, nachdem sie es sich zuvor von den Italienern abgekupfert haben. Für die Politik sind wir zwar sytemrelevant, für die Medien haben wir lediglich Schlagzeilenrelevanz, aber für die Gesamtgesellschaft sind wir aber wertlos.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner