Es führt etwas vom Thema weg, trotzdem möchte ich Dir dazu schreiben:oga hat geschrieben:(02 Oct 2021, 14:06)
... wir brauchen Kinder und ihr wollt ja nicht, ihr seid euch zu fein dazu! Also müssen wir das nehmen, was da kommt, ob es euch passt, oder nicht."
Es ist sich niemand "zu fein" für Kinder, sondern wir sehen hier das Ergebnis einer Entwicklung in einem Land, das in den letzten Jahrzehnten zu keinem Zeitpunkt als "kinderfreundlich" gelten konnte, sondern wo Kinderspielplätze aufgrund von Beschwerden von Nachbarn wegen Lärmbelästigung geschlossen werden; und wo nach jeder gewonnen Wahl trotz vorheriger Lippenbekenntnisse zuerst bei den Ressorts Familie, Kinder und Bildung der Rotstift angelegt wird. Welchen Stellenwert Kinder in unserer Gesellschaft genießen, haben wir während der Pandemie erlebt, bzw. erleben es noch: Ganz hinten.
Da passt ins Bild, dass an der Spitze des Landes 16 Jahre eine Frau stand, die den Themen Kinder und Familie völlig emotions- und empathielos gegenüber steht.
Noch schlimmer: Die vermeintlich auf tradtionelle, mit der Familie im Zentrum stehende Werte setzende Union interessier(t)e sich seit Kohls "geistig-moralischer Wende" für Kinder und Familien lediglich insoweit es die eigene Klientel betrifft: Nämlich die "Mittelstandsfamilie", die wirtschaftlich den Arsch im Trockenen hat und die (Bildungs-)Perspektive der Kinder gesichert weiß.
Leider ist dieser Mittelstand, in dem ein oder zwei arbeitende Elternteile genug Geld nach Hause brauchten, dass Kinder sorgenfrei aufwachsen und sich auch Bildung konzentrieren können in den letzten 20, 30 Jahren zerbröselt. Das aktuelle Wahlergebnis der CDU/CSU ist da sogar noch geschönt, es gibt definitv nicht mehr 25%, die dem alten Bild der Mittelstandsfamilie entsprichen, über die sich die Union als Volkspartei definiert hat. (Zu) viele gehören längst nicht mehr dem sozialen Milieu an, dass die Union zu verterten vorgibt - (zu) viele wollen das aber nicht wahr haben und machen ihr Kreutzchen immer noch bei der Union.
In der Realität müssen heute selbst gut ausgebildete Paare oft beide in Vollzeit arbeiten, um sich überhaupt die Miete in den Regionen leisten zu können, wo es der eigenen Qualifikation entsprechende Arbeitsplätze gibt.
Da überlegt man sich eben, ob man Kinder in die Welt setzt.
Der Staat wiederum setzt auf die Institutionalisierung von Erziehung, damit die Eltern rund um die Uhr arbeiten können - der (Steuer-)Rubel muss rollen, die Konjunktur brummen.
In einigen Jahren wird das so sein, dass man sein Kind mit 6 Monaten an die KiTa übergibt und mit 18 aus der Schule zurück bekommt: "So, Herr und Frau Meier - das ist aus ihrem Kind geworden." Überspitzt gesagt.
Das ist die Zukunft von "Familie": So ist das gewollt - und auch darüber wird nicht offen diskutiert.
Um das Ganze noch zum Thema einzuordnen: Ich glaube, dass wir sehr wohl Zuwanderung brauchen, leisten können und auch davon profitieren.
Ich finde es gleichzeitig aber auch zutiefst verwerflich, dass wir deshalb darauf angewiesen sind, weil wir die seit Jahrzehnten absehbare demographische Entwicklung ignoriert, bzw. alles dafür getan haben, das Modell "Familie mit Kindern" unattraktiv, bzw. für viele auch einfach schwer realisierbar zu gestalten.
Ich kriege auch das Kotzen, wenn Spahn in Mexiko Pflegekräfte anwerben will - nachdem in Deutschland in den letzten 5 Jahren knapp 250.000 ausgebildete Fachkräfte aufgrund der Arbeitsbedingungen und Bezahlung den Job aufgegeben haben.
Aber auch hier: Das muss so gewollt sein, der soziale Druck (durch schlecht bezahlte Jobs) soll erhalten bleiben, anstatt die eigenen Fachkräfte mit guter Bezahlung zurückzuholen oder in Qualifikation bereits hier lebender Menschen zu investieren ...