franzmannzini hat geschrieben:(30 Jan 2021, 18:13)Da 34% einen Studienabschluß haben, und die Abiturienten noch extra mit 31% erwähnt werden, handelt es sich scheinbar um eine überaus gebildete Bewegung. 75% der Protestler haben also einen höheren formalen Bildungsabschluß.
In meinem Umfeld interessieren mich seit Beginn der Pandemie sehr die jeweiligen Haltungen und Einschätzungen bzgl. dieser Kernfragen:
- Wie bedrohlich empfinde ich die Risiken einer Covid-19-Erkrankung für mich persönlich?
- Wie bedrohlich empfinde ich sie im Hinblick auf meine Familie?
- Wie bedrohlich empfinde ich sie im Hinblick auf unsere Gesellschaft?
Und dann steht der Risikobewertung bzgl. der gesundheitlichen Aspekte ja auch noch andere Fragen gegenüber:
- Wie bedrohlich empfinde ich die Maßnahmen zu Bekämpfung der Pandemie für mich persönlich?
- Wie bedrohlich empfinde ich sie im Hinblick auf meine Familie?
- Wie bedrohlich empfinde ich sie im Hinblick auf unsere Gesellschaft?
In der Bewertung dieser Blöcke und ihrer Gewichtung zueinander geht ein regelrechter Riss durch meine Familie, Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte.
Ich kann diesen aber überhaupt nicht am Bildungsniveau festmachen und auch nicht an den (sonstigen) politischen Überzeugungen oder Grundhaltungen.
Nach meiner Beobachtung ist die Bewertung der individuellen wie der Gesamtsituation und aller Zwischenstufen vielmehr eine Frage der individuellen Persönlichkeitsstruktur und hier insbesondere der Frage, wie mit dem Thema "Angst" umgegangen wird. Und da spielen ganz viele Faktoren hinein, wie Erziehung, Sozialisation, Familiengeschichte, eigene Erfahrungen und Traumata.
Bei mir bekannten Menschen, von denen ich eine Einschätzung habe, wie ängstlich oder weniger ängstlich sie im Allgemeinen sind, kann ich in der Regel sicher vorhersagen, wie sie die entsprechenden Covid-19-Risiken für sich betrachten.
Weniger politisch interessierte Menschen machen sich meiner Wahrnehmung nach eher Gedanken um ihre Gesundheit und die ihrer Angehörigen als um die Frage, welche Folgen die Maßnahmen selbst für die Entwicklung unserer Gesellschaft haben. Aber politisches Interesse/der Blick über den persönlichen Tellerrand wiederum ist auch keine Frage von Intelligenz oder Bildung, das belegen ja auch immer wieder einige der Experten/Virologen im Interview ...
Die Kernfrage, zu deren Ergründung ich mir hier vor 2 Monaten eigentlich angemeldet habe, ist, warum wir alle zusammen auf dieselben Zahlen schauen - und für den einen sind sie "kein Grund zur Panik" und für den anderen "das Ende der Welt, wie wir sie kennen"?
Und ironischerweise argumentieren beide Lager mit denselben Zahlen, um die andere Seite von der Richtigkeit der eigenen Risikobewertung zu überzeugen.
An der Ergründung, warum wir so unterschiedlich bewerten, scheint hier aber wenig Interesse ... ;-)
Insofern bin ich da immer so "schlau" wie vor zwei Monaten, ob meine oben geschilderten Beobachtungen nachvollziehbar sind/durch die Beobachtungen anderer bestätigt oder relativiert werden. Leider.
franzmannzini hat geschrieben:(30 Jan 2021, 18:13)
Meines Erachtens hätte man zu Beginn der Pandemie zusätzlich zu Virologen, auch z.B. Soziologen und Psychologen zu Rate ziehen sollen.
Auch diesen Impuls hatte ich "nebenan" schon mehrfach zu setzen versucht, aber auch dazu gibt es scheinbar wenig Diskussionsbedarf ...
"Auf die Wissenschaft zu hören" scheint sich für viele darauf zu beschränken,
"auf die Virologen zu hören" - und da auch nicht auf eine Schnittmenge der Erkenntnisse aller Virologen, sondern beschränkt auf die Einschätzungen der Gruppe, die die eigene Gefühlslage (!) am besten widerspiegelt.