https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... t-hat.htmlDoch am 21. Februar änderte sich das mit einem Schlag: Gegen 22.45 Uhr starb Adriano Trevisan, 78 Jahre alt und Einwohner von Vò, an den Folgen des Coronavirus und katapultierte seine Heimatstadt damit auf die Titelseiten des Landes. Denn Trevisan war nicht nur das erste Opfer des Coronavirus in Italien. Er war der erste Mensch, der sich in Europa mit dem Virus angesteckt hatte und daran gestorben war.
Die italienische Regierung reagierte sofort mit drastischen Maßnahmen auf Trevisans Tod und die Nachricht, dass noch ein weiterer Einwohner Vòs positiv auf das Virus getestet worden war. Dank der umgehenden Abriegelung der gesamten Stadt mitsamt ihrer Bewohner sowie der besonderen Aufmerksamkeit, mit der die Regierung der Region Veneto den Fall begleitete, machte die Kleinstadt Mitte März erneut Schlagzeilen. Den Einwohnern von Vò war es gelungen, das Coronavirus zu besiegen. Bis heute gibt es in der Stadt, abgesehen von dem ursprünglichen Ausbruch, keine neuen Coronafälle.
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Was die Bürger der Stadt damals erschreckte, war für die Wissenschaft ein Glücksfall, wie Andrea Crisanti, Mikrobiologe an der Universität Padua, WELT berichtet. „Weil die Regierung Vò sofort nach den Coronaausbruch abgeriegelt hat, konnten wir ein einmaliges epidemiologisches Experiment durchführen, um das Virus zu studieren.“
Das Experiment bestand darin, dass ein Team der Universität Padua den Ausbruch in Vò eng begleitete. Die Wissenschaftler sorgten dafür, dass nicht nur die Einwohner mit Symptomen getestet und bei einem positiven Ergebnis isoliert wurden, sondern jeder der 3300 Bürger der Gemeinde auf eine Infektion mit dem Virus überprüft wurde.
Die Tests ergaben, dass 89 Menschen in Vò infiziert waren. Sie wurden isoliert und behandelt. Außer Trevisan starben zwei weitere Menschen an den Folgen von Covid-19. Alle anderen Infizierten sind heute genesen.
Die eigentliche Erkenntnis war aber eine andere: „50 Prozent der Infizierten hatten überhaupt keine Symptome“, sagt Crisanti. „Hätten wir sie nicht getestet und daraufhin isoliert, hätten sie das Virus immer weiter verteilt.“ Doch so konnten auch asymptomatische Infizierte isoliert und Neuansteckungen verhindert werden.
Es gab einen direkten Vergleich (gleicher Artikel):
Hätte Italien die Kapazität und die Konsequenz besessen die in Vò angewendete Methode von vornherein im ganzen Land anzuwenden, dann hätte sich evtl. die aktuelle Katastrophe nicht entwickelt. Es ist also ein klares Zeichen dafür, dass in einer solchen Situation harte, extrem konsequente Maßnahmen und massenhaft Tests zum Erfolg führen. Halbe Sachen werden massiv bestraft.Wesentlich mehr Tote bei anderer Methode
Auf dem Kreuzfahrtschiff in Quarantäne waren nur Menschen mit Symptomen getestet und bei einem positiven Ergebnis isoliert worden. Am Ende der Quarantäne hatten sich mit dieser Methode der Weltgesundheitsorganisation zufolge insgesamt 712 Menschen mit dem Virus infiziert, sieben Menschen starben. Die Statistik-Website Worldometer gibt sogar an, dass bis heute zehn der ehemaligen „Diamond Princess“-Passagiere an Covid-19 gestorben sind.
„Der direkte Vergleich zeigt, dass die Methode in Vò wesentlich effektiver ist und besser vor Neuansteckungen schützt“, sagt Crisanti. Wer sich die Herangehensweise der europäischen Regierungen anschaut, dem wird klar, dass auch diese eher dem Ansatz folgen, der auf dem Kreuzfahrtschiff praktiziert wurde, als jener, der sich in Vò als erfolgreich erwiesen hat.