Ist der Libertarismus unsozial?

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Sören74

Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Sören74 »

lili hat geschrieben:(07 Apr 2021, 12:46)

Mich interessiert nicht wie die Menschen ihr Privatleben führen. Ich werfe dem Liberalismus vor, dass es sich nicht um die sozialen Belange kümmert.
Ich finde solche Absolutaussagen immer kritisch. In meinen Augen betrachten viele liberale Parteien die sozialen Belange wenig. Aber von gar nicht, würde ich wirklich nicht sprechen. Aber das Thema war ja ursprünglich nicht der Liberalismus, sondern der Libertarismus. :)
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Sören74 hat geschrieben:(07 Apr 2021, 12:52)

Ich finde solche Absolutaussagen immer kritisch. In meinen Augen betrachten viele liberale Parteien die sozialen Belange wenig. Aber von gar nicht, würde ich wirklich nicht sprechen.
Historisch ist es aber (Sozialliberal klammere ich aus) so. Das sie den Sozialstaat nicht abschaffen liegt an der modernen Anpassung.
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Klopfer
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Klopfer »

Tom Bombadil hat geschrieben:(07 Apr 2021, 12:42)

ROFLMAO, das sind also die ideologischen Gemeinsamkeiten? :D Da bin ich aber froh, ich dachte, du hättest da - wider Erwarten - tatsächlich etwas in der Hand. Das BervfG ist für dich wahrscheinlich auch voll AfD :D
Tja, als Ideologe ist man gegen Beweise resistent. Warum diskutiere ich überhaupt mit dir?
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Tom Bombadil
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Tom Bombadil »

lili hat geschrieben:(07 Apr 2021, 12:46)

Ich werfe dem Liberalismus vor, dass es sich nicht um die sozialen Belange kümmert.
Du scheinst nicht zu wissen, was Liberalismus ist. Der liberale Sozialstaat kümmert sich um "soziale Belange".
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Tom Bombadil »

Klopfer hat geschrieben:(07 Apr 2021, 12:59)

Tja, als Ideologe ist man gegen Beweise resistent.
Gute Selbsterkenntnis :thumbup:
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Tom Bombadil hat geschrieben:(07 Apr 2021, 12:59)

Du scheinst nicht zu wissen, was Liberalismus ist. Der liberale Sozialstaat kümmert sich um "soziale Belange".
Doch das weiß ich. Historisch haben sie sich gegen den Sozialstaat positioniert. Der liberale Sozialstaat ist eine gekürzte Sozialhilfe. Das einzige was sie wirklich vertreten haben war: Mein Privateigentum gehört mir und sieh zu wo du bleibst.

Die Freiheit beim Liberalismus ist ein Etikettenschwindel. Es bezieht sich nur auf die negativen Freiheitsrechte.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Sören74 »

lili hat geschrieben:(07 Apr 2021, 13:06)

Doch das weiß ich. Historisch haben sie sich gegen den Sozialstaat positioniert. Der liberale Sozialstaat ist eine gekürzte Sozialhilfe. Das einzige was sie wirklich vertreten haben war: Mein Privateigentum gehört mir und sieh zu wo du bleibst.

Die Freiheit beim Liberalismus ist ein Etikettenschwindel. Es bezieht sich nur auf die negativen Freiheitsrechte.
Ich dachte, Du wolltest über Libertarismus sprechen. :s
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Sören74 hat geschrieben:(07 Apr 2021, 13:41)

Ich dachte, Du wolltest über Libertarismus sprechen. :s
Ja, ich wollte einer Userin nur antworten. Daraufhin gab es jetzt die Diskussion.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Tom Bombadil »

lili hat geschrieben:(07 Apr 2021, 13:06)

Das einzige was sie wirklich vertreten haben war: Mein Privateigentum gehört mir und sieh zu wo du bleibst.
Völliger Nonsens, ab auf ignore.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Tom Bombadil hat geschrieben:(07 Apr 2021, 14:43)

Völliger Nonsens, ab auf ignore.
Wenn du meinst.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von SillyWalks »

lili hat geschrieben:(07 Apr 2021, 13:06)
Die Freiheit beim Liberalismus ist ein Etikettenschwindel. Es bezieht sich nur auf die negativen Freiheitsrechte.
Libertarismus bezieht sich "nur" auf negative Freiheit. "Negative Freiheitsrechte" sind ein unsinniger Neologismus. Entweder ist man frei oder nicht, darum ergeben positive Freiheitsrechte - hier tatsächlich "Rechte" - aus libertärer Sicht keinen Sinn, aus liberaler Sicht dagegen eher. Beispiel: Meinungsfreiheit. Ein Liberaler würde jederzeit das Recht verteidigen, seine eigene Meinung frei zu äußern. Libertäre würden sagen, dass dieses Recht überflüssig ist, weil die negative Freiheit das längst hergibt. Wer nach dem Ursprung von Rechten fragt, sieht klar vor Augen, worin der Unterschied liegt: Negative Freiheit erwächst aus der Natur, positive Freiheit wird gewährt oder versagt. Positive Freiheit oder positive Rechte vermitteln also etwas, das sie nicht sind. Sie sind in Wahrheit Privilegien, die jederzeit zur Disposition stehen, wie die Bewegungs-, Versammlungs- oder Berufsfreiheit in Deutschland, die gerade jetzt das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben stehen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Liegestuhl »

lili hat geschrieben:(07 Apr 2021, 12:46)
Ich werfe dem Liberalismus vor, dass es sich nicht um die sozialen Belange kümmert.
Der Liberalismus gibt den Menschen die Freiheit, sich um soziale Belange zu kümmern.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Europa2050 »

Liegestuhl hat geschrieben:(08 Apr 2021, 15:10)

Der Liberalismus gibt den Menschen die Freiheit, sich um soziale Belange zu kümmern.
Und zudem hat der Neoliberalismus (der wirkliche, nicht die Kampfphrase der Linken) nach dem Desaster des Faschismus, an dem der Liberalismus wie alle anderen Ideologien durch eigenes Versagen nicht ganz unbeteiligt war, ja Lehren gezogen:

Der Staat muss nicht nur Schiedsrichter sein (wie im klassischen Liberalismus), sondern auch die (vor allem materiellen und bildungsseitigen)Möglichkeiten schaffen, dass der Bürger seine Freiheiten ausüben kann. Also als „Chancengeber“ auch in die Gemeinschaftskasse greifen. Und helfen, wo wegen Behinderung etc. Menschen nicht für sich selbst sorgen können.

Und verhindern, dass Oligarchenzirkel das erworbene Eigentum und die daraus entstehenden Möglichkeiten in rechtliche Vorteile und dich selbst erhaltende Macht umbauen, also „etwas Besseres“ sind.

Aber - wer dann seine Chance versiebt, ggf. auch eine zweite Chance - der hat im Liberalismus dann eben wirklich ein Problem. Zurecht...
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

SillyWalks hat geschrieben:(08 Apr 2021, 13:57)

Libertarismus bezieht sich "nur" auf negative Freiheit. "Negative Freiheitsrechte" sind ein unsinniger Neologismus. Entweder ist man frei oder nicht, darum ergeben positive Freiheitsrechte - hier tatsächlich "Rechte" - aus libertärer Sicht keinen Sinn, aus liberaler Sicht dagegen eher. Beispiel: Meinungsfreiheit. Ein Liberaler würde jederzeit das Recht verteidigen, seine eigene Meinung frei zu äußern. Libertäre würden sagen, dass dieses Recht überflüssig ist, weil die negative Freiheit das längst hergibt. Wer nach dem Ursprung von Rechten fragt, sieht klar vor Augen, worin der Unterschied liegt: Negative Freiheit erwächst aus der Natur, positive Freiheit wird gewährt oder versagt. Positive Freiheit oder positive Rechte vermitteln also etwas, das sie nicht sind. Sie sind in Wahrheit Privilegien, die jederzeit zur Disposition stehen, wie die Bewegungs-, Versammlungs- oder Berufsfreiheit in Deutschland, die gerade jetzt das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben stehen.
Die negative Freiheit gibt aber nicht die Entfaltungsmöglichkeiten her. Es muss auch der Zugang zur Freiheit gewährleistet sein. Sonst ist das Chimäre.

Wenn man z.B. kein Geld hat, dann kann man sich nicht viel leisten. Man hat z.B. ökonomische Sorgen. Das schränkt die Freiheit ein. Ergo Armut ist schon Unfreiheit. Dann kommen wieder die Rechten und sagen: Entweder wollt ihr Freiheit oder Gleichheit? Mit Gleichheit meint man nicht dass jeder Gleichgeschaltet wird. Sondern dass jeder die gleichen Möglichkeiten bekommt. Das ist den Libertären aber egal, es ist eher so etwas wie: Kümmere dich um dein eigenen Kram. Das wird langfristig nicht funktionieren. Es wird am Ende zur gesellschaftlichen Verwahrlosung bzw. Verrohrung kommen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Liegestuhl hat geschrieben:(08 Apr 2021, 15:10)

Der Liberalismus gibt den Menschen die Freiheit, sich um soziale Belange zu kümmern.
Das klappt nur nicht in der Praxis. Freiwillige Spenden wie z.B. in der USA reichen nicht. Mehr Liberalismus bzw. Libertarismus (extremere Form) führt zu mehr Ghettos und Kriminalität.

Ein Wirtschaftssystem ist gleichzeitig auch ein Gesellschaftssystem. Wenn es nur um wirtschaftliche Verwertbarkeit geht, dann wird es eine gravierende soziale Vernachlässigung geben.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Liegestuhl »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:08)
Wenn man z.B. kein Geld hat, dann kann man sich nicht viel leisten. Man hat z.B. ökonomische Sorgen. Das schränkt die Freiheit ein. Ergo Armut ist schon Unfreiheit.
Das ist ja nun mal überall so.
Das ist den Libertären aber egal, es ist eher so etwas wie: Kümmere dich um dein eigenen Kram.
Woher weißt du das? Er hat doch die freie Wahl und kann selber entscheiden, ob er sozial tätig sein möchte.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Liegestuhl »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:12)
Das klappt nur nicht in der Praxis. Freiwillige Spenden wie z.B. in der USA reichen nicht.
Das bedeutet aber, dass du unterstellst, dass die finanzielle Umverteilung nicht auf Freiwilligkeit beruht, sondern undemokratisch und mit Zwang den Menschen aufgedrückt wird. Der Staat zwingt also Menschen (Geber) für andere Menschen (Nehmer) zu arbeiten.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Liegestuhl hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:18)

Das ist ja nun mal überall so.



Woher weißt du das? Er hat doch die freie Wahl und kann selber entscheiden, ob er sozial tätig sein möchte.
Eine Entscheidung wird nicht ausreichen, wenn die Mittel dazu fehlen.

Wenn man jetzt z.B. sich für ein Anarchismus entscheidet im "sozialistischen" Sinne. Dann gibt es wenigstens eine soziale Utopie. Ob sie jetzt funktioniert ist zweitrangig. Beim Libertarismus (abgesehen vom Linkslibertarismus) ist eindeutig kapitalistisch orientiert. Da sind die sozialen Aspekte eher gering. Wenn sich z.B. jemand engagiert hat er nicht ausreichend Mittel zur Verfügung um langfristig zu helfen. Gerade die Menschen die wirklich viel helfen wollen sind oftmals selbst gefangene des Systems.

Es wird eine Marktkonforme Individualisierung stattfinden und die Leute die nicht dem gängigen Ideal entsprechen, werden gnadenlos aussortiert. Der Mensch ist dann quasi eine Ware.

Wie ich darauf komme? Ein System prägt eine Gesellschaft und entwickelt dementsprechend die Werte. Da reiner Kapitalismus nichts soziales besitzt, wird die Gesellschaft (außer bestimmte Menschen) nicht besonders sozial sein.

Ich habe YouTube Videos gesehen in dem ein Obdachloser nach Geld gefragt hat und eine Polizistin hat ihn als Faul beschimpft und ihm eine Ohrfeige gegeben.

In einem anderen Video wurde ein Obdachloser mit Essen beworfen u.s.w. Das hat sich alles in der USA abgespielt.

Da sieht man schon diese Verrohrung.

Das wird am Ende nur bedeuten: Markt, Leistung, Anstrengung. Diese Werte werden einige eher unterdrücken und sie leben ihr Schattendasein.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Liegestuhl hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:23)

Das bedeutet aber, dass du unterstellst, dass die finanzielle Umverteilung nicht auf Freiwilligkeit beruht, sondern undemokratisch und mit Zwang den Menschen aufgedrückt wird. Der Staat zwingt also Menschen (Geber) für andere Menschen (Nehmer) zu arbeiten.
Nein ich fokussiere mich nicht per se auf den Staat, sondern kritisiere den Kapitalismus.

Nicht jeder findet den Libertarismus aufgrund des Kapitalismus toll. Ich kritisiere nicht die freiwilligen Helfer, sondern das Konstrukt.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Liegestuhl »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:31)
Wenn man jetzt z.B. sich für ein Anarchismus entscheidet im "sozialistischen" Sinne. Dann gibt es wenigstens eine soziale Utopie.
Wenn du Vermögen umverteilen willst, dann brauchst du eine Instanz, die die Macht hat, einer Gruppe gegen ihren Willen etwas zu nehmen, um es der anderen Gruppe zu geben. Das ist aber alles andere als "Anarchismus", denn die bedeutet die Abwesenheit von Herrschaft.
Beim Libertarismus (abgesehen vom Linkslibertarismus) ist eindeutig kapitalistisch orientiert. Da sind die sozialen Aspekte eher gering.
Warum? Die Menschen sind doch die gleichen. Entweder die Gesellschaft möchte eine Umverteilung oder sie möchte sie nicht. Wenn man sie möchte, dann kann sie auch freiwillig geschehen. Alles andere ist Zwang.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Liegestuhl »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:35)

Nein ich fokussiere mich nicht per se auf den Staat, sondern kritisiere den Kapitalismus.
Eigentlich kritisierst du nicht den Kapitalismus, sondern die Menschen, die frei agieren können und so sozial sein können, wie sie gerne möchten.

Glaubst du eigentlich, dass Menschen durch ein System zu besseren Menschen erzogen werden müssen?
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Liegestuhl hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:40)

Wenn du Vermögen umverteilen willst, dann brauchst du eine Instanz, die die Macht hat, einer Gruppe gegen ihren Willen etwas zu nehmen, um es der anderen Gruppe zu geben. Das ist aber alles andere als "Anarchismus", denn die bedeutet die Abwesenheit von Herrschaft.


Warum? Die Menschen sind doch die gleichen. Entweder die Gesellschaft möchte eine Umverteilung oder sie möchte sie nicht. Wenn man sie möchte, dann kann sie auch freiwillig geschehen. Alles andere ist Zwang.
Die Menschen sind nicht perse die gleichen. Wenn der Mensch merkt, dass er aus dem System nicht rauskommt. Dann hat er sich damit abgefunden. Nach dem Motto: Es geht nicht anders und dann stumpft man ab.
Man könnte freiwillige Kommunen bilden, dann muss nicht jeder etwas abgeben. Du würdest jetzt schreiben, dass es im Libertarismus genauso wäre. Nur in meinem Fall ist der Kapitalismus nicht die Herrschaftsform. Vielleicht hätte man mehrere Systeme nebeneinander.

Das wäre aber jetzt nur eine Utopie meinerseits.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Liegestuhl hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:44)

Eigentlich kritisierst du nicht den Kapitalismus, sondern die Menschen, die frei agieren können und so sozial sein können, wie sie gerne möchten.

Glaubst du eigentlich, dass Menschen durch ein System zu besseren Menschen erzogen werden müssen?

Das System erzieht automatisch. Der Libertarismus erzieht auch ohne Staat.

Der Libertarismus will ja nicht der Herrschaft aufgeben, sondern den Staat abschaffen und alles Privatisieren. Der Kapitalismus + Lohnarbeit basiert auf autoritären Strukturen. Arbeitgeber über den Arbeitnehmer. Jetzt wirst du sicherlich sagen, wieso die Verträge sind doch freiwillig. Nicht ganz...Die beiden Gruppen sind nicht auf Augenhöhe. Person A hat eine stärkere Position als Person B. Ein großen ökonomischen Druck der die freie Entscheidung beeinträchtigen wird.

Ein richtiger Anarchismus ist Herrschaftslosigkeit.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Liegestuhl »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:47)

Die Menschen sind nicht perse die gleichen. Wenn der Mensch merkt, dass er aus dem System nicht rauskommt. Dann hat er sich damit abgefunden. Nach dem Motto: Es geht nicht anders und dann stumpft man ab.
Das sehe ich etwas anders. Wir leben in Deutschland in einer Rundumversorgung. Wenn du arm bist, bekommst du Geld vom Staat. Wenn du nichts zu essen hast, bekommst du essen. Wenn du keine Wohnung hast, wird dir eine Wohnung gegeben. Wenn der Nachbar sein Kind schlägt, kümmert sich das Jugendamt. Wenn du nichts zum Anziehen hast, gibt es eine Kleiderkammer. Wenn du krank bist, hast du eine Krankenkasse, die deinen Krankenhausaufenthalt bezahlt. Wenn Nachbars Kinder auf die Universität wollen, unterstützt der Staat mit Bafög und anderen finanziellen Hilfen.

Eigentlich brauchen wir uns als Menschen nicht um unsere Mitmenschen zu kümmern, weil wir genau wissen, dass der Staat diese Aufgabe schon übernommen hat. Wir können uns mit gutem Gewissen zurücklehnen, da wir wissen, dass sich der Staat um alles kümmert. Beginnt hier nicht die Umerziehung? Meiner Meinung nach verkümmert unser soziales Gewissen.
Man könnte freiwillige Kommunen bilden, dann muss nicht jeder etwas abgeben. Du würdest jetzt schreiben, dass es im Libertarismus genauso wäre. Nur in meinem Fall ist der Kapitalismus nicht die Herrschaftsform. Vielleicht hätte man mehrere Systeme nebeneinander.
Würde ich befürworten.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Liegestuhl hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:00)

Das sehe ich etwas anders. Wir leben in Deutschland in einer Rundumversorgung. Wenn du arm bist, bekommst du Geld vom Staat. Wenn du nichts zu essen hast, bekommst du essen. Wenn du keine Wohnung hast, wird dir eine Wohnung gegeben. Wenn der Nachbar sein Kind schlägt, kümmert sich das Jugendamt. Wenn du nichts zum Anziehen hast, gibt es eine Kleiderkammer. Wenn du krank bist, hast du eine Krankenkasse, die deinen Krankenhausaufenthalt bezahlt. Wenn Nachbars Kinder auf die Universität wollen, unterstützt der Staat mit Bafög und anderen finanziellen Hilfen.

Eigentlich brauchen wir uns als Menschen nicht um unsere Mitmenschen zu kümmern, weil wir genau wissen, dass der Staat diese Aufgabe schon übernommen hat. Wir können uns mit gutem Gewissen zurücklehnen, da wir wissen, dass sich der Staat um alles kümmert. Beginnt hier nicht die Umerziehung? Meiner Meinung nach verkümmert unser soziales Gewissen.


Würde ich befürworten.

1) Natürlich haben wir in Deutschland ein Sozialstaat. Ich habe mich jetzt auf den Libertarismus bezogen.

Ich glaube intuitiv dass es irgendwann in Zukunft evtl. auch kein Staat mehr geben wird. Ich kann es aber nicht rational begründen. Nur es sollte kein System für alle gelten. Jeder will ja zwangsläufig etwas anderes. Deshalb finde ich es ja beruhigend dass du dieser Vorstellung etwas abgewinnen kannst.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Kohlhaas »

lili hat geschrieben:(07 Apr 2021, 13:06)

Doch das weiß ich. Historisch haben sie sich gegen den Sozialstaat positioniert. Der liberale Sozialstaat ist eine gekürzte Sozialhilfe. Das einzige was sie wirklich vertreten haben war: Mein Privateigentum gehört mir und sieh zu wo du bleibst.

Die Freiheit beim Liberalismus ist ein Etikettenschwindel. Es bezieht sich nur auf die negativen Freiheitsrechte.
Historisch ist der Liberalismus entstanden, als es sowas wie Sozialstaat noch gar nicht gab. Grundgedanke war, dass Menschen nicht mehr "Eigentum" von anderen, mächtigeren Menschen sein dürfen, wie das im Absolutismus "normal" war. Es wurden allgemeine Menschenrechte formuliert, die ganz unabhängig von sozialer Stellung definiert waren. Dieser Liberalismus hat dazu geführt, dass in Deutschland die ersten Sozialversicherungen entstanden sind. Dass Liberalismus heute oft anders gedeutet wird, ist eine andere Frage.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Aldus »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:04)
Ich glaube intuitiv dass es irgendwann in Zukunft evtl. auch kein Staat mehr geben wird.
Wenn man sich die menschliche Natur vor Augen führt, wäre das meines Erachtens aber nicht gerade erstrebenswert. In seiner Grundanlage ist der Mensch doch immer noch ein Raubtier - ohne einen Staat, der dafür sorgt, das sich alle an gewisse Regeln halten, haben die "Stärkeren" in der Gesellschaft keinen Grund mehr dazu. Historisch gesehen haben sie es dann meißt auch nicht mehr getan. Halte ich eigentlich nicht für erstrebenswert, so eine Gesellschaft.

Und die menschliche Natur wird sich nicht ändern, davon bin ich für meinen Teil zumindest überzeugt. Ich weiß auch gar nicht, ob es so gut wäre, wenn sie es täte.
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"Wir müssen die gar nicht verstehen, die haben zu gehorchen." - Prof. Harald Lesch
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:06)

Historisch ist der Liberalismus entstanden, als es sowas wie Sozialstaat noch gar nicht gab. Grundgedanke war, dass Menschen nicht mehr "Eigentum" von anderen, mächtigeren Menschen sein dürfen, wie das im Absolutismus "normal" war. Es wurden allgemeine Menschenrechte formuliert, die ganz unabhängig von sozialer Stellung definiert waren. Dieser Liberalismus hat dazu geführt, dass in Deutschland die ersten Sozialversicherungen entstanden sind. Dass Liberalismus heute oft anders gedeutet wird, ist eine andere Frage.
Da muss ich eingrätschen. Die Liberalen waren historisch gegen die Wohlfahrt. Selbst einige Liberale waren durchaus für die Sklaverei. Leider haben sie nicht so eine reine Weste wie uns das vorgegaukelt wurde.

https://monde-diplomatique.de/artikel/!470286
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Aldus hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:13)

Wenn man sich die menschliche Natur vor Augen führt, wäre das meines Erachtens aber nicht gerade erstrebenswert. In seiner Grundanlage ist der Mensch doch immer noch ein Raubtier - ohne einen Staat, der dafür sorgt, das sich alle an gewisse Regeln halten, haben die "Stärkeren" in der Gesellschaft keinen Grund mehr dazu. Historisch gesehen haben sie es dann meißt auch nicht mehr getan. Halte ich eigentlich nicht für erstrebenswert, so eine Gesellschaft.

Und die menschliche Natur wird sich nicht ändern, davon bin ich für meinen Teil zumindest überzeugt. Ich weiß auch gar nicht, ob es so gut wäre, wenn sie es täte.
Die Angst und das Misstrauen kann ich absolut nachvollziehen. Ich will (genauso wie du) kein Recht des Stärkeren und bei mir war es nur eine Utopie eines Paradieses.

Ich habe mich ja selber erschrocken wie es z.B. in den USA abläuft. Die haben zwar auch einen Staat, aber das Sozial und Gesundheitswesen ist eine Katastrophe. Anhand meinen 2 Beispielen (YouTube) die ich hier aufgezeigt habe teile ich auch deine Befürchtung.

Wir müssen einfach abwarten was kommt.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Aldus »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:06)
Grundgedanke war, dass Menschen nicht mehr "Eigentum" von anderen, mächtigeren Menschen sein dürfen, wie das im Absolutismus "normal" war.
Wobei das mMn eher etwas mit einem geänderten Zeitgeist zu tun hatte, als mit dem Absoloutismus, den ich größtenteils für eine logische Folge eben des alten Zeitgeistes halte, genauso wie die "Eigentumsfrage". Denn Sklaverei z.B. hat es überall im Altertum gegeben. In der Demokratie Athens, bzw. in der römischen Republik war sie genauso normal und selbstverständlich wie in den absoloutistischen Königreichen des Mittelalters. Von der Regierungsform war sie also eher nicht abhängig.
Kohlhaas hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:06)Dass Liberalismus heute oft anders gedeutet wird, ist eine andere Frage.
Er wird ja im Grunde nicht anders "gedeutet". Man hat nur den größten Teils des Liberalismus schlicht vergessen und ihn auf den wirtschaftsorientierten Neo-Liberalismus reduziert. Die FDP mit ihrer Wandlung von der einst sozial-liberalen zur neo-liberalen Partei hat hierzulande meines Erachtens einen großen Anteil daran.
lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:20)
Die Angst und das Misstrauen kann ich absolut nachvollziehen. Ich will (genauso wie du) kein Recht des Stärkeren und bei mir war es nur eine Utopie eines Paradieses.

Ich habe mich ja selber erschrocken wie es z.B. in den USA abläuft. Die haben zwar auch einen Staat, aber das Sozial und Gesundheitswesen ist eine Katastrophe.
Und da du selbst dieses Beispiel bringst: Es ist doch symptomatisch - (fast) jeder weiß mittlerweile, das weder die US-amerikanischen Republikaner noch die FDP hierzulande wirklich "freundliche" Menschen sind. Und beide Parteien und ihre Anhänger sprechen sich entschieden für ein Zurückdrängen des Staates und eine Reduzierung staatlicher Aufgaben aus. Die wissen schon warum. Deswegen finde ich, sollte man mit einer derartigen Argumentation eben sehr vorsichtig sein. Die meißten, die mit sowas um die Ecke biegen wollen im Grunde nur eins: Mehr für sich und weniger für die anderen. Um diese Kausalkette - weniger Staat -> mehr Gesetz des Dschungels - zu durchbrechen, müßte sich wohl wirklich erst die menschliche Natur ändern. Und davon sind wir meilenweit entfernt.

Aber natürlich, als theoretische Utopie kann man dem selbstverständlich durchaus mal nachhängen. Man sollte eben nur - finde ich - vorsichtig werden, wenn jemand so etwas heutzutage in der Praxis fordert. Denn wir sind halt noch nicht soweit.
Zuletzt geändert von Aldus am Do 8. Apr 2021, 19:45, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Kohlhaas »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:04)

1) Natürlich haben wir in Deutschland ein Sozialstaat. Ich habe mich jetzt auf den Libertarismus bezogen.
Es gibt in der Welt keinen real existierenden Libertarismus. Das ist nur ein theoretisches Konstrukt, das dazu dient, gesellschaftliche Verhältnisse eventuell besser zu verstehen."Verwirklichen" könnte man solche Ideen nicht, weil Menschen nunmal soziale Wesen sind und allein auf sich gestellt nicht existieren können.
Ich glaube intuitiv dass es irgendwann in Zukunft evtl. auch kein Staat mehr geben wird. Ich kann es aber nicht rational begründen. Nur es sollte kein System für alle gelten. Jeder will ja zwangsläufig etwas anderes.
Und weil jeder was anderes will, muss zwangsläufig auf irgendeine Art ein Konsens hergestellt werden. Anders geht es nicht. Wenn ich eine Brücke brauche, um über einen Fluss zu kommen, dann stehe ich unmittelbar vor dem Problem, dass ich allein diese Brücke nicht bauen kann. Ich brauche dazu die Hilfe anderer Menschen.

Es gab hierzulande mal eine Gesellschaftsform, die ohne Staat auskam. Da gab es keine Herrscher, kein Eigentum, kein geschriebenes Recht. Es gab nur das Recht des Stärkeren. "Eigentum" war nur das, was ein Individuum sich aneignen und anschließend auch behaupten konnte. Kein Staat, keine Polizei, keine Gerichte, die fragen konnten, ob das alles "rechtmäßig" war. Folge: Alle Individuen haben ihre Häuser nur bewaffnet verlassen. Ich rede von der Stammesgesellschaft. Und selbst die war alles andere als "libertär". Die war "egalitär" in dem Sinne, dass alle Individuen die gleichen Chancen hatten, sich und ihre Interessen durchzusetzen. Aber selbst diese Leute waren dabei auf Unterstützung angewiesen. Sie konnten ihre Interessen nur gemeinsam mit anderen Menschen durchsetzen.

Im persönlichen Kontakt mit anderen Menschen kann man seine Interessen vielleicht noch einigermaßen selbst vertreten. Je größer eine Gemeinschaft wird, desto größer ist aber die Notwendigkeit, kodifizierte Regeln (Gesetze und dergleichen) zu haben. Ein Gemeinwesen wie Deutschland mit 80 Millionen Menschen kann man nicht mittels persönlicher Sozialkontakte aufrecht erhalten. Es braucht Gesetze, Polizei, Gerichte, Eigentumskataster etc.pp. Dass eine libertäre Gesellschaft ohne Staat möglich sein könnte, ist reine Illusion.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:33)

Es gibt in der Welt keinen real existierenden Libertarismus. Das ist nur ein theoretisches Konstrukt, das dazu dient, gesellschaftliche Verhältnisse eventuell besser zu verstehen."Verwirklichen" könnte man solche Ideen nicht, weil Menschen nunmal soziale Wesen sind und allein auf sich gestellt nicht existieren können.


Und weil jeder was anderes will, muss zwangsläufig auf irgendeine Art ein Konsens hergestellt werden. Anders geht es nicht. Wenn ich eine Brücke brauche, um über einen Fluss zu kommen, dann stehe ich unmittelbar vor dem Problem, dass ich allein diese Brücke nicht bauen kann. Ich brauche dazu die Hilfe anderer Menschen.

Es gab hierzulande mal eine Gesellschaftsform, die ohne Staat auskam. Da gab es keine Herrscher, kein Eigentum, kein geschriebenes Recht. Es gab nur das Recht des Stärkeren. "Eigentum" war nur das, was ein Individuum sich aneignen und anschließend auch behaupten konnte. Kein Staat, keine Polizei, keine Gerichte, die fragen konnten, ob das alles "rechtmäßig" war. Folge: Alle Individuen haben ihre Häuser nur bewaffnet verlassen. Ich rede von der Stammesgesellschaft. Und selbst die war alles andere als "libertär". Die war "egalitär" in dem Sinne, dass alle Individuen die gleichen Chancen hatten, sich und ihre Interessen durchzusetzen. Aber selbst diese Leute waren dabei auf Unterstützung angewiesen. Sie konnten ihre Interessen nur gemeinsam mit anderen Menschen durchsetzen.

Im persönlichen Kontakt mit anderen Menschen kann man seine Interessen vielleicht noch einigermaßen selbst vertreten. Je größer eine Gemeinschaft wird, desto größer ist aber die Notwendigkeit, kodifizierte Regeln (Gesetze und dergleichen) zu haben. Ein Gemeinwesen wie Deutschland mit 80 Millionen Menschen kann man nicht mittels persönlicher Sozialkontakte aufrecht erhalten. Es braucht Gesetze, Polizei, Gerichte, Eigentumskataster etc.pp. Dass eine libertäre Gesellschaft ohne Staat möglich sein könnte, ist reine Illusion.
Ich habe bei mir nur geschrieben, dass dieses Paradies eher eine Utopie ist.

Wann war das? Ich denke die Menschen waren nicht so zivilisiert.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Aldus hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:25)

Wobei das mMn eher etwas mit einem geänderten Zeitgeist zu tun hatte, als mit dem Absoloutismus, den ich größtenteils für eine logische Folge eben des alten Zeitgeistes halte, genauso wie die "Eigentumsfrage". Denn Sklaverei z.B. hat es überall im Altertum gegeben. In der Demokratie Athens, bzw. in der römischen Republik war sie genauso normal und selbstverständlich wie in den absoloutistischen Königreichen des Mittelalters. Von der Regierungsform war sie also eher nicht abhängig.


Er wird ja im Grunde nicht anders "gedeutet". Man hat nur den größten Teils des Liberalismus schlicht vergessen und ihn auf den wirtschaftsorientierten Neo-Liberalismus reduziert. Die FDP mit ihrer Wandlung von der einst sozial-liberalen zur neo-liberalen Partei hat hierzulande meines Erachtens einen großen Anteil daran.


Und da du selbst dieses Beispiel bringst: Es ist doch symptomatisch - (fast) jeder weiß mittlerweile, das weder die US-amerikanischen Republikaner noch die FDP hierzulande wirklich "freundliche" Menschen sind. Und beide Parteien und ihre Anhänger sprechen sich entschieden für ein Zurückdrängen des Staates und eine Reduzierung staatlicher Aufgaben aus. Die wissen schon warum. Deswegen finde ich, sollte man mit einer derartigen Argumentation eben sehr vorsichtig sein. Die meißten, die mit sowas um die Ecke biegen wollen im Grunde nur eins: Mehr für sich und weniger für die anderen. Um diese Kausalkette zu durchbrechen, müßte sich wohl wirklich erst die menschliche Natur ändern. Und davon sind wir meilenweit entfernt.

Aber natürlich, als theoretische Utopie kann man dem selbstverständlich durchaus mal nachhängen. Man sollte eben nur - finde ich - vorsichtig werden, wenn jemand so etwas heutzutage in der Praxis fordert. Denn wir sind halt noch nicht soweit.
Naja ich wollte eher in die soziale Richtung, nicht in die kapitalistische.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Kohlhaas »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:15)

Da muss ich eingrätschen. Die Liberalen waren historisch gegen die Wohlfahrt. Selbst einige Liberale waren durchaus für die Sklaverei. Leider haben sie nicht so eine reine Weste wie uns das vorgegaukelt wurde.

https://monde-diplomatique.de/artikel/!470286
Reden wir über "einige Liberale" oder reden wir über die historischen Wurzeln des Liberalismus? Selbstverständlich gingen solche Ideen damals von der Oberschicht aus. Das waren ja seinerzeit die einzigen Leute, die gebildet genug waren und genug Zeit hatten, sich mit derartigen Fragestellungen überhaupt zu beschäftigen. Dass die Liberalen z.B. in Preußen aber "gegen die Wohlfahrt" waren, stimmt so einfach nicht. Es waren genau solche liberalen Kräfte, die erste Sozialversicherungen ins Leben gerufen haben. Nochmal: Bis zur Französischen Revolution war es allgemein als gottgewollte Tatsache anerkannt, dass die Menschen keine Bürger sondern Untertanen waren. Quasi "Eigentum" ihres jeweiligen Fürsten. Historisch gesehen wollte der Liberalismus genau damit aufräumen. Es wurden persönliche Freiheitsrechte JEDES MENSCHEN formuliert. Schon auf dem Hambacher Fest im Jahr 1832 wurden Forderungen nach Meinungs- und Pressefreiheit aufgestellt. An "Wohlfahrt" hat damals noch niemand gedacht. Das war überhaupt nicht Thema, weil es das bis dahin gar nicht gab. Das waren Zeiten, in denen einfache Soldaten, die in Gefechten verwundet worden waren, nicht mal medizinisch versorgt wurden. Medizinische VErsorgung gab es nur für die adeligen Offiziere. Es gab für die Herrscher vielerorts noch das "Recht der ersten Nacht". DAS war es, womit der Liberalismus aufräumen wollte. Um "Wohlfahrt" ging es dabei gar nicht. Dass es unter den Liberalen jener Zeit auch Leute gab, die "Neger" nicht als Menschen betrachtet haben... Jo, das ist wohl so. Das kann man denen aber heute kaum noch vorwerfen. Es waren halt andere Zeiten.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Kohlhaas »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:37)

Ich habe bei mir nur geschrieben, dass dieses Paradies eher eine Utopie ist.

Wann war das? Ich denke die Menschen waren nicht so zivilisiert.
Uhhh, "zivilisiert"...

Wie ich geschrieben habe, führte die "Utopie" zwangsläufig zu hoher Gewaltbereitschaft. Und war trotzdem nicht in die Realität umzusetzen. Hierzulande ist das gut 2000 Jahre her. Es gibt aber auch heute noch solche Gesellschaften in der Welt. Und ich würde die nicht als unzivilisiert bezeichnen, weil sie technologisch nicht mit Deutschland mithalten können.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:49)

Reden wir über "einige Liberale" oder reden wir über die historischen Wurzeln des Liberalismus? Selbstverständlich gingen solche Ideen damals von der Oberschicht aus. Das waren ja seinerzeit die einzigen Leute, die gebildet genug waren und genug Zeit hatten, sich mit derartigen Fragestellungen überhaupt zu beschäftigen. Dass die Liberalen z.B. in Preußen aber "gegen die Wohlfahrt" waren, stimmt so einfach nicht. Es waren genau solche liberalen Kräfte, die erste Sozialversicherungen ins Leben gerufen haben. Nochmal: Bis zur Französischen Revolution war es allgemein als gottgewollte Tatsache anerkannt, dass die Menschen keine Bürger sondern Untertanen waren. Quasi "Eigentum" ihres jeweiligen Fürsten. Historisch gesehen wollte der Liberalismus genau damit aufräumen. Es wurden persönliche Freiheitsrechte JEDES MENSCHEN formuliert. Schon auf dem Hambacher Fest im Jahr 1832 wurden Forderungen nach Meinungs- und Pressefreiheit aufgestellt. An "Wohlfahrt" hat damals noch niemand gedacht. Das war überhaupt nicht Thema, weil es das bis dahin gar nicht gab. Das waren Zeiten, in denen einfache Soldaten, die in Gefechten verwundet worden waren, nicht mal medizinisch versorgt wurden. Medizinische VErsorgung gab es nur für die adeligen Offiziere. Es gab für die Herrscher vielerorts noch das "Recht der ersten Nacht". DAS war es, womit der Liberalismus aufräumen wollte. Um "Wohlfahrt" ging es dabei gar nicht. Dass es unter den Liberalen jener Zeit auch Leute gab, die "Neger" nicht als Menschen betrachtet haben... Jo, das ist wohl so. Das kann man denen aber heute kaum noch vorwerfen. Es waren halt andere Zeiten.
Die historischen Wurzeln des Liberalismus.

Du meinst: SPD, Zentrum und Sozialliberale.

https://www.bpb.de/izpb/214326/geschich ... pien?p=all

Ich habe Sozialliberale explizit rausgenommen, weil sie eine Besonderheit darstellen. Ich meinte den Liberalismus an sich und der war wirklich Unsozial. Im Liberalismus gibt es hauptsächlich nur die negativen Freiheitsrechte und den Schutz des Privateigentums. In späteren Jahren haben sich einige zu diesem Thema positioniert und es angenommen.

Sie haben die sozialen Systeme abgelehnt. Also war der Vorschlag bereits da.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Apr 2021, 19:53)

Uhhh, "zivilisiert"...

Wie ich geschrieben habe, führte die "Utopie" zwangsläufig zu hoher Gewaltbereitschaft. Und war trotzdem nicht in die Realität umzusetzen. Hierzulande ist das gut 2000 Jahre her. Es gibt aber auch heute noch solche Gesellschaften in der Welt. Und ich würde die nicht als unzivilisiert bezeichnen, weil sie technologisch nicht mit Deutschland mithalten können.
Ich habe nicht geschrieben, dass es so sein wird. Dennoch bevorzuge ich auch eine soziale und wohlwollende Gesellschaft indem es keine Armut gibt.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Aldus »

Ich denke, man sollte hier die unterschiedlichen Anfänge des Liberalismus in den verschiedenen Ländern berücksichtigen. Ansonsten redet man aneinander vorbei.

In Preußen gab es den Freiherrn vom Stein und andere Gesinnungsgenossen, die wohl wirklich sozial-liberale Reformen wollten. Auch eine Besserstellung der Arbeiter z.B. gegen die verknöcherten preußischen Junker, die von den Liberalen zunehmend als Problem für den Staat angesehen wurden.
In England gab es ebenfalls die Liberalen - die aber eher für Freihandel standen und meines Wissens tatsächlich gegen jede staatliche Einmischung und erst recht gegen soziale Sicherungssystem waren, die ja letztlich ihr Geld kosten würden.

Es gibt historisch also nicht "den Liberalismus". Verschiedene Länder -> verschiedene Ausprägungsformen.
"Nur eine Maschine kann eine Maschine verstehen." - Alan Turing
"Wir müssen die gar nicht verstehen, die haben zu gehorchen." - Prof. Harald Lesch
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Aldus hat geschrieben:(08 Apr 2021, 20:33)

Ich denke, man sollte hier die unterschiedlichen Anfänge des Liberalismus in den verschiedenen Ländern berücksichtigen. Ansonsten redet man aneinander vorbei.

In Preußen gab es den Freiherrn vom Stein und andere Gesinnungsgenossen, die wohl wirklich sozial-liberale Reformen wollten. Auch eine Besserstellung der Arbeiter z.B. gegen die verknöcherten preußischen Junker, die von den Liberalen zunehmend als Problem für den Staat angesehen wurden.
In England gab es ebenfalls die Liberalen - die aber eher für Freihandel standen und meines Wissens tatsächlich gegen jede staatliche Einmischung und erst recht gegen soziale Sicherungssystem waren, die ja letztlich ihr Geld kosten würden.

Es gibt historisch also nicht "den Liberalismus". Verschiedene Länder -> verschiedene Ausprägungsformen.
Das ist richtig. Ich meinte nur, dass ich den sozialen Liberalismus rausgenommen habe. Nur der Sozialliberalismus ist bzw. war sozial, weil sie die positive, sowie die negative Freiheit wollten.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Aldus »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 20:35)
Nur der Sozialliberalismus ist bzw. war sozial, weil sie die positive, sowie die negative Freiheit wollten.
Stimmt.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von SillyWalks »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 18:08)
Das schränkt die Freiheit ein.
Umstände können die Freiheit nicht einschränken, nur andere Menschen können das. Du bist nicht weniger frei, nur weil du wenig Geld hast oder in einer eingestürzten Hölle eingesperrt bist. Wer nach Geld verlangt, weil er sonst nicht frei sein könne, will in Wahrheit keine Freiheit, sondern Privilegien.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

SillyWalks hat geschrieben:(08 Apr 2021, 21:36)

Umstände können die Freiheit nicht einschränken, nur andere Menschen können das. Du bist nicht weniger frei, nur weil du wenig Geld hast oder in einer eingestürzten Hölle eingesperrt bist. Wer nach Geld verlangt, weil er sonst nicht frei sein könne, will in Wahrheit keine Freiheit, sondern Privilegien.
Wenn du für das Überleben kämpfst, dann sind es für mich keine Privilegien. Im Libertarismus kriegst du noch nicht mal eine Grundversorgung.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Tom Bombadil »

ich nehme jetzt einfach der Sozialdemokratie die soziale Komponente weg und kritisiere die ganz dolle, weil die so unsozial sind :D
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von SillyWalks »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 21:37)
Im Libertarismus kriegst du noch nicht mal eine Grundversorgung.
Keine, die garantiert ist, das stimmt. Das wäre auch unsozial.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

SillyWalks hat geschrieben:(08 Apr 2021, 22:12)

Keine, die garantiert ist, das stimmt. Das wäre auch unsozial.
Jemanden verhungern lassen ist sozial?

Für mich ist das am Ende: Recht des Stärkeren

Ich möchte es nicht haben.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von SillyWalks »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 22:31)
Jemanden verhungern lassen ist sozial?
Jemanden zu zwingen, für jemand anderen zu arbeiten, ist asozial. Sozial ist, wenn die Menschen freiwillig etwas abgeben, um Menschen zu helfen, die in Not geraten sind.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Kohlhaas »

SillyWalks hat geschrieben:(08 Apr 2021, 23:49)

Jemanden zu zwingen, für jemand anderen zu arbeiten, ist asozial. Sozial ist, wenn die Menschen freiwillig etwas abgeben, um Menschen zu helfen, die in Not geraten sind.
Wieso? Jeder von uns arbeitet doch jederzeit auch zum Nutzen anderer Menschen, sei es in der Familie, in sozialen Berufen, streng genommen sogar in allen Berufen. Nahezu alles, was Menschen tun, nutzt mittel- oder unmittelbar auch anderen Menschen. Das passiert nicht immer aus Altruismus, sondern zumeist aus reiner Notwendigkeit. Für ihren "Einsatz" bekommen die Menschen aber halt auch etwas zurück. Menschen sind nunmal soziale Wesen. Die menschliche Gesellschaft ist grundsätzlich geprägt von sozialem Handeln. Der Liberalismus wollte daran auch nichts ändern. Ursprüngliches Ziel war es nur, allen Menschen gewisse unveräußerliche Rechte zu geben und sie vor der Willkür mächtigerer Menschen zu schützen. Ich rede jetzt auch nicht von späteren Ausprägungen des Liberalismus, die sich z.B. durch die Veränderungen der Wirtschaftsverfassung ergeben haben.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von SillyWalks »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Apr 2021, 13:25)
Wieso?
Das entscheidende Wort aus meinem Beitrag heißt zwingen. Solange niemand von jemand anderem zu etwas gezwungen wird, ist alles okay.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von BlueMonday »

lili hat geschrieben:(08 Apr 2021, 22:31)

Jemanden verhungern lassen ist sozial?

Ich möchte es nicht haben.
Wenn du es nicht haben möchtest, dann musst du dem Hungernden Nahrung geben oder zeigen, wie er für sich selbst sorgen kann.
Was hast du bisher getan? Dich wird es kaum kümmern, weil sich ja "der Staat" darum kümmert.
Der Libertäre will dir erst das "Sozialsein" überhaupt ermöglichen, indem er dich selbst entscheiden lässt, was du tust.

Vielleicht sagen dann die meisten: Ich habe ja selber kaum etwas, kann mir selbst kaum helfen, brauche selber staatliche Hilfe. Oder der Staat hat ja schon meine Steuern und Abgaben, soll er sich gefälligst kümmern. Stell dir vor, alle wären irgendwann in diesem prekären hilflosen Zustand, weil alle auf den helfenden Staat setzen, glauben, mit ihm ein positives "Recht" auf das Produkt anderer zu haben. Spätestens an dem Tag wird wohl der Letzte bemerken, dass "der Staat" nur eine leere unproduktive Hülle ist, die dem Menschen Stück für Stück abgewöhnt hat, sozial und produktiv zu sein.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Alexyessin »

SillyWalks hat geschrieben:(08 Apr 2021, 23:49)

Jemanden zu zwingen, für jemand anderen zu arbeiten, ist asozial. Sozial ist, wenn die Menschen freiwillig etwas abgeben, um Menschen zu helfen, die in Not geraten sind.
Und wo genau funktioniert das wirklich? Hast du da mal ein paar konkrete Beispiele?
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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