Ist der Libertarismus unsozial?

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lili
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Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Hallo,

ich habe mal eine Frage an euch: Ich habe gelesen, dass der Libertarismus die Lösung wäre und es keine Armut und Arbeitslosigkeit dadurch geben würde. Da bin ich skeptisch, weil es in diesem System keine soziale Sicherung geben würde und wie will man vermeiden, dass keine Monopole entstehen? Kommt da nicht so ein Survival Of The Fittest raus?
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apartofme
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von apartofme »

Wir leben bereits zu 100% im Libertarismus. Das Territorium der Bundesrepublik gehört Frank-Walter Steinmeier. Und weil sie ihm gehört, hat er das Recht, die Regeln zu bestimmen und hat unsere Freiheitlich-Demokratische Grundordnung eingeführt. Wem diese Regeln nicht passen, der kann auswandern. Genau so, wie ich "dein" Haus verlassen kann, wenn mir die Hausordnung nicht passt. Wobei dir klar sein sollte, dass "dein" Haus streng genommen natürlich nicht dir gehört, sondern eben Frank-Walter Steinmeier - und du es lediglich mit begrenzten Rechten bewohnen darfst.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

apartofme hat geschrieben:(16 Sep 2019, 12:48)

Wir leben bereits zu 100% im Libertarismus. Das Territorium der Bundesrepublik gehört Frank-Walter Steinmeier. Und weil sie ihm gehört, hat er das Recht, die Regeln zu bestimmen und hat unsere Freiheitlich-Demokratische Grundordnung eingeführt. Wem diese Regeln nicht passen, der kann auswandern. Genau so, wie ich "dein" Haus verlassen kann, wenn mir die Hausordnung nicht passt. Wobei dir klar sein sollte, dass "dein" Haus streng genommen natürlich nicht dir gehört, sondern eben Frank-Walter Steinmeier - und du es lediglich mit begrenzten Rechten bewohnen darfst.
Ich habe ja nicht geschrieben, dass ich den Libertarismus gut finde und ihn einführen will. Mich hat nur eure Meinung interessiert. Wir leben dort nicht....da der Libertarismus eine Abschaffung des Staates bedeuten würde.
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imp
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von imp »

Libertaere Gedanken bringen manchmal interessante Blickwinkel auf Probleme hervor. Sie passen gut zu einem im guten Sinne konservativen Ansatz, zu kleinteiligen Aenderungen und zu einem Verzicht darauf, alles regeln zu wollen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

imp hat geschrieben:(17 Sep 2019, 12:39)

Libertaere Gedanken bringen manchmal interessante Blickwinkel auf Probleme hervor. Sie passen gut zu einem im guten Sinne konservativen Ansatz, zu kleinteiligen Aenderungen und zu einem Verzicht darauf, alles regeln zu wollen.
Mir fehlen nur die positiven Freiheitsrechte.
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Adam Smith
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Adam Smith »

lili hat geschrieben:(16 Sep 2019, 18:49)

Ich habe ja nicht geschrieben, dass ich den Libertarismus gut finde und ihn einführen will. Mich hat nur eure Meinung interessiert. Wir leben dort nicht....da der Libertarismus eine Abschaffung des Staates bedeuten würde.
Das Soziale müsste dann privat und freiwillig erfolgen. Funktioniert nur, wenn der Wohlstand noch stark zunimmt.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Adam Smith hat geschrieben:(17 Sep 2019, 19:07)

Das Soziale müsste dann privat und freiwillig erfolgen. Funktioniert nur, wenn der Wohlstand noch stark zunimmt.
So haben es die Befürworter auch begründet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas funktionieren kann. Ich habe eher die Befürchtung, dass die Gesellschaft dadurch fieser wird. Nach dem Motto: Du hast es nicht geschafft, dann hast du Pech gehabt. Ich kann mir zwar etwas individualistisches, anarchistisches vorstellen, aber da kann sich auch wirklich jeder verwirklichen und Individuen unterstützen sich gegenseitig.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Adam Smith »

lili hat geschrieben:(17 Sep 2019, 19:09)
Ich kann mir zwar etwas individualistisches, anarchistisches vorstellen, aber da kann sich auch wirklich jeder verwirklichen und Individuen unterstützen sich gegenseitig.
Es gibt Mehrgenerationenhäuser usw. bei denen so was funktioniert.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mehrgenerationenhaus

Das war es aber auch schon.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Adam Smith hat geschrieben:(17 Sep 2019, 19:20)

Es gibt Mehrgenerationenhäuser usw. bei denen so was funktioniert.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mehrgenerationenhaus

Das war es aber auch schon.

Ja dass will ich nicht abstreiten. Ich will aber eine Art ethischen Individualismus.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Billie Holiday »

lili hat geschrieben:(17 Sep 2019, 21:23)

Ja dass will ich nicht abstreiten. Ich will aber eine Art ethischen Individualismus.
Was bedeutet ethischer Individualismus?
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Billie Holiday hat geschrieben:(17 Sep 2019, 22:02)

Was bedeutet ethischer Individualismus?
Jeden dazu zu verhelfen seinen Individualismus auszuleben. Ich mache mal ein Beispiel: Wenn man in finanzieller Not ist kann man es schlecht ausleben.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Billie Holiday »

lili hat geschrieben:(17 Sep 2019, 22:47)

Jeden dazu zu verhelfen seinen Individualismus auszuleben. Ich mache mal ein Beispiel: Wenn man in finanzieller Not ist kann man es schlecht ausleben.
Wie passen Individualismus und der Wunsch, sich auf eine Gemeinschaft verlassen zu können, zusammen?
Will der Individualist sich nicht unabhängig machen von einer Gemeinschaft? Klingt inkonsequent. Gut leben auf Kosten anderer.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Billie Holiday hat geschrieben:(17 Sep 2019, 23:13)

Wie passen Individualismus und der Wunsch, sich auf eine Gemeinschaft verlassen zu können, zusammen?
Will der Individualist sich nicht unabhängig machen von einer Gemeinschaft? Klingt inkonsequent. Gut leben auf Kosten anderer.
Provospam entfernt. Nudel - Mod

Tut er doch....Ich verbinde mit Individualismus aber nicht immer nur Ellenbogen oder Karriere machen. Ich finde es gehört dazu, dass alle Individualistisch leben können. Wenn er kein Geld hat, dann kann er ja nicht als Individualist leben. Dennoch kann ich mich als eigenständige Person entfalten. Ein krasser Individualist würde sich auch in unserem Schulsystem oder der Arbeit sicherlich nicht zurechtfinden. Es sei denn er macht ein außergewöhnliches Hobby zum Beruf.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Billie Holiday hat geschrieben:(17 Sep 2019, 23:13)

Wie passen Individualismus und der Wunsch, sich auf eine Gemeinschaft verlassen zu können, zusammen?
Will der Individualist sich nicht unabhängig machen von einer Gemeinschaft? Klingt inkonsequent. Gut leben auf Kosten anderer.
Provospam entfernt. Nudel - Mod
Ich habe noch ein Link dazu: ist Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Normative ... idualismus
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Klopfer
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Klopfer »

lili hat geschrieben:(15 Sep 2019, 09:55)

Hallo,

ich habe mal eine Frage an euch: Ich habe gelesen, dass der Libertarismus die Lösung wäre und es keine Armut und Arbeitslosigkeit dadurch geben würde. Da bin ich skeptisch, weil es in diesem System keine soziale Sicherung geben würde und wie will man vermeiden, dass keine Monopole entstehen? Kommt da nicht so ein Survival Of The Fittest raus?
Die Skepsis ist durchaus angebracht und gerechtfertigt. Natürlich läuft ein bislang zum Glück nur synthetisches System wie der Libertarismus auf ein asoziales System hinaus. Nicht umsonst fördern die Reichsten und Mächtigsten dieser Welt konservativ-libertäre Thinktanks wie Cato oder AFP deren Aufgabe es ist in erster Linie ist dafür zu sorgen dass eben diese Reichsten und Mächtigsten ihren Reichtum und ihre Macht ungehindert mehren können ohne sich um Folgen und Einfluss kümmern zu müssen. Die grössten Klimawandelleugner sind Libertäre. Bei Libertären ist alles auf dem nicht ein Preisschild pappt wertlos.
Ich persönlich sehe Libertäre als Gefahr für Umwelt und sozialen Frieden an die man genau im Auge behalten muss und notfalls mit Gewalt in die Schranken weissen muss.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

John Galt hat geschrieben:(22 Sep 2019, 11:06)

Libertarismus-Diskussion auf Hauptschulniveau.
Dann zeige uns mal das Hochschulniveau?
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Klopfer hat geschrieben:(22 Sep 2019, 10:43)

Die Skepsis ist durchaus angebracht und gerechtfertigt. Natürlich läuft ein bislang zum Glück nur synthetisches System wie der Libertarismus auf ein asoziales System hinaus. Nicht umsonst fördern die Reichsten und Mächtigsten dieser Welt konservativ-libertäre Thinktanks wie Cato oder AFP deren Aufgabe es ist in erster Linie ist dafür zu sorgen dass eben diese Reichsten und Mächtigsten ihren Reichtum und ihre Macht ungehindert mehren können ohne sich um Folgen und Einfluss kümmern zu müssen. Die grössten Klimawandelleugner sind Libertäre. Bei Libertären ist alles auf dem nicht ein Preisschild pappt wertlos.
Ich persönlich sehe Libertäre als Gefahr für Umwelt und sozialen Frieden an die man genau im Auge behalten muss und notfalls mit Gewalt in die Schranken weissen muss.
Diese Befürchtung habe ich auch. Ich befürchte, dass die Gesellschaft noch kälter und unbarmherziger wird.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Ich frage mich gerade ob der Liberatrismus eine neue Form der Plutokratie oder des Feudalismus bedeuten könnte. Ich finde den linken Libertarismus spannend.
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Thurax
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Thurax »

Hallo Lili,

Linker Libertarismus wird wohl häufig zu recht oder zu unrecht mit Anarchismus gleichgesetzt.
Laut Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Libertarismus wurde der Ausdruck libertär erstmals für französische Anarcho- Kommunisten um 1850 verwendet.

Beim wirtschaftlichen Libertarismus geht es mehr oder weniger einzig um wirtschaftliche Freiheit, also das Recht mit seinem Eigentum tun zu können was man will.
Gleichzeitig soll das Eigentum aber staatlich geschützt werden. Sozialabgaben sollen nur freiwillig erfolgen.
Vor allem soll die Gesellschaft demokratisch legitimiert so wenig wie möglich auf das private Kapital zugreifen können. Auch nicht für die Soziale Sicherheit seiner Bürger. Am besten soll, aus Sicht dieser Ideologie, schon die Verfassung über entsprechende Beschränkungen verfügen.
Der US- politische Ökonomie Prof. James M. Buchanan hatte in seinem Buch "The Limits of Liberty" auch schon 1979 oder so die Grundzüge einer Ideologie entwickelt mit dem Namen "Die individuelle Legitimation von Verfassungsregeln": https://www.freitag.de/autoren/kslp/ind ... ungsregeln,
welche als ethische Rechtfertigung für das Ziel angesehen werden kann, eine bestehende Verfassung so ab zu ändern oder eine neu zu erstellende Verfassung direkt so zu entwerfen, dass der sozialpolitische Handlungsspielraum von Regierung so eingeengt wird, dass ein sozialpolitischer Zugriff auf das private Kapital über den Staat nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt möglich ist.

Also die Verfassungen sollen dem wirtschafts- libertären Ideal entsprechen.

Die EU- Verfassung für den EU- Binnenmarkt ist schon so in etwa aufgebaut. Es besteht die Pflicht der Staaten sich gegenseitig wirtschaftliche Freiheiten zu gewähren. Aber es existiert kein gemeinsamer sozialpolitischer Handlungsspielraum, um durch Mehrheitsentscheid zum Beispiel soziale Sicherungssystem einzuführen. Dazu müssten alle Staaten zustimmen. Also ein völliger Konsens entstehen. Oder anderes formuliert alle betroffenen Staaten müssten solch einer Verfassungsänderung aus freien Stücken zustimmen.
Mehr oder weniger die ganzen "neuen" Handelsverträge basieren auf der Pflicht sich wirtschaftliche Freiheiten zu gewähren ohne gleichzeitig einen sozialpolitischen gemeinsamen Handlungsrahmen zu erschaffen, über den man für einen sozialen oder wirtschaftlichen Ausgleich sorgen könnte, wenn ein Staat seinen sozialen, ökologischen oder sicherheitspolitischen Beitrag nicht leisten will. Wir waren also und sind noch seit den 1990er Jahren damit beschäftigt weltweit die wirtschaftslibertäre Ideologie umzusetzten, obwohl die eigentlich kaum einer möchte. Aber man kann ja für alles ein passendes Narrativ erfinden. Und einige Staaten mit guten aktuell Produktionsbedingungen aber kaum Rohstoffe wie Deutschland, die einen genügend freien Welthandel benötigen kann man da schnell auf seine Seite ziehen.
Zumindest bis die mal jemand davon überzeugt hat, dass es auch einen zu freien Welthandel geben kann. Sowohl aus sozialen, wie aus ökologischen als auch aus sicherheitspolitischen Gründen. Denn wär nur an sich denkt steht meist irgendwann alleine da.
lili
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Thurax hat geschrieben:(19 Apr 2020, 13:48)

Hallo Lili,

Linker Libertarismus wird wohl häufig zu recht oder zu unrecht mit Anarchismus gleichgesetzt.
Laut Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Libertarismus wurde der Ausdruck libertär erstmals für französische Anarcho- Kommunisten um 1850 verwendet.

Beim wirtschaftlichen Libertarismus geht es mehr oder weniger einzig um wirtschaftliche Freiheit, also das Recht mit seinem Eigentum tun zu können was man will.
Gleichzeitig soll das Eigentum aber staatlich geschützt werden. Sozialabgaben sollen nur freiwillig erfolgen.
Vor allem soll die Gesellschaft demokratisch legitimiert so wenig wie möglich auf das private Kapital zugreifen können. Auch nicht für die Soziale Sicherheit seiner Bürger. Am besten soll, aus Sicht dieser Ideologie, schon die Verfassung über entsprechende Beschränkungen verfügen.
Der US- politische Ökonomie Prof. James M. Buchanan hatte in seinem Buch "The Limits of Liberty" auch schon 1979 oder so die Grundzüge einer Ideologie entwickelt mit dem Namen "Die individuelle Legitimation von Verfassungsregeln": https://www.freitag.de/autoren/kslp/ind ... ungsregeln,
welche als ethische Rechtfertigung für das Ziel angesehen werden kann, eine bestehende Verfassung so ab zu ändern oder eine neu zu erstellende Verfassung direkt so zu entwerfen, dass der sozialpolitische Handlungsspielraum von Regierung so eingeengt wird, dass ein sozialpolitischer Zugriff auf das private Kapital über den Staat nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt möglich ist.

Also die Verfassungen sollen dem wirtschafts- libertären Ideal entsprechen.

Die EU- Verfassung für den EU- Binnenmarkt ist schon so in etwa aufgebaut. Es besteht die Pflicht der Staaten sich gegenseitig wirtschaftliche Freiheiten zu gewähren. Aber es existiert kein gemeinsamer sozialpolitischer Handlungsspielraum, um durch Mehrheitsentscheid zum Beispiel soziale Sicherungssystem einzuführen. Dazu müssten alle Staaten zustimmen. Also ein völliger Konsens entstehen. Oder anderes formuliert alle betroffenen Staaten müssten solch einer Verfassungsänderung aus freien Stücken zustimmen.
Mehr oder weniger die ganzen "neuen" Handelsverträge basieren auf der Pflicht sich wirtschaftliche Freiheiten zu gewähren ohne gleichzeitig einen sozialpolitischen gemeinsamen Handlungsrahmen zu erschaffen, über den man für einen sozialen oder wirtschaftlichen Ausgleich sorgen könnte, wenn ein Staat seinen sozialen, ökologischen oder sicherheitspolitischen Beitrag nicht leisten will. Wir waren also und sind noch seit den 1990er Jahren damit beschäftigt weltweit die wirtschaftslibertäre Ideologie umzusetzten, obwohl die eigentlich kaum einer möchte. Aber man kann ja für alles ein passendes Narrativ erfinden. Und einige Staaten mit guten aktuell Produktionsbedingungen aber kaum Rohstoffe wie Deutschland, die einen genügend freien Welthandel benötigen kann man da schnell auf seine Seite ziehen.
Zumindest bis die mal jemand davon überzeugt hat, dass es auch einen zu freien Welthandel geben kann. Sowohl aus sozialen, wie aus ökologischen als auch aus sicherheitspolitischen Gründen. Denn wär nur an sich denkt steht meist irgendwann alleine da.

Danke für deine Antwort.

Habe ich es richtig verstanden, dass der linke Libertrarismus eine Form vom Wirtschaftslibertarismus ist? Wenn ja warum der Begriff links? Geht es da um ein progressives Gesellschaftsbild oder benutzt man den Markt für soziale Reformen. Da du ja geschrieben hast, dass es dort grundsätzlich nicht um soziale Sicherheit geht.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Thurax »

lili hat geschrieben:(19 Apr 2020, 14:00)

Danke für deine Antwort.

Habe ich es richtig verstanden, dass der linke Libertrarismus eine Form vom Wirtschaftslibertarismus ist? Wenn ja warum der Begriff links? Geht es da um ein progressives Gesellschaftsbild oder benutzt man den Markt für soziale Reformen. Da du ja geschrieben hast, dass es dort grundsätzlich nicht um soziale Sicherheit geht.
Wirtschaftslibertarismus ist gerade kein linker Libertarismus.
Beim Wirtschaftslibertarismus geht es darum, dass wirtschaftliche Freiheiten als das höchste Gut gelten und der Staat diese so wenig wie möglich oder besser gleich gar nicht einschränkt, auch nicht für soziale Zwecke. Linker Libertarismus wird z. B. hier beschrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Libertari ... ertarismus . Denen geht es zwar auch um wirtschaftliche Freiheit aber nur bei fairer Ressourcen Teilung.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Kloß mit Soß »

lili hat geschrieben:(17 Sep 2019, 19:09)
So haben es die Befürworter auch begründet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas funktionieren kann. Ich habe eher die Befürchtung, dass die Gesellschaft dadurch fieser wird. Nach dem Motto: Du hast es nicht geschafft, dann hast du Pech gehabt. Ich kann mir zwar etwas individualistisches, anarchistisches vorstellen, aber da kann sich auch wirklich jeder verwirklichen und Individuen unterstützen sich gegenseitig.
Klingt nach einem System mit riesigem Potential in eine Dystopie abzudriften.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Thurax hat geschrieben:(21 Jun 2020, 10:28)

Wirtschaftslibertarismus ist gerade kein linker Libertarismus.
Beim Wirtschaftslibertarismus geht es darum, dass wirtschaftliche Freiheiten als das höchste Gut gelten und der Staat diese so wenig wie möglich oder besser gleich gar nicht einschränkt, auch nicht für soziale Zwecke. Linker Libertarismus wird z. B. hier beschrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Libertari ... ertarismus . Denen geht es zwar auch um wirtschaftliche Freiheit aber nur bei fairer Ressourcen Teilung.
Es gibt ja so ein linken Marktanarchismus. Ist das jetzt ein freier Markt ohne Kapitalismus?
Zuletzt geändert von lili am So 21. Jun 2020, 11:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Kloß mit Soß hat geschrieben:(21 Jun 2020, 10:33)

Klingt nach einem System mit riesigem Potential in eine Dystopie abzudriften.
Ja leider.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Thurax »

lili hat geschrieben:(21 Jun 2020, 11:53)

Es gibt ja so ein linken Marktanarchismus. Ist das jetzt ein freier Markt ohne Kapitalismus?
Zumindest Linkslibertäre scheinen ja, wenn man diesen Wikipedia Artikel (https://de.wikipedia.org/wiki/Libertari ... ertarismus) als Referenz nimmt, für eine "gerechtere Verteilung der natürlichen Ressourcen" zu sein. Wohl entweder in Form einer einmaligen Aufteilung, durch feste Abgaben an die Gemeinschaft wie im Georgismus (https://de.wikipedia.org/wiki/Georgismus), oder durch ständiges Anpassen an das Verhältnis Ressourcen/Anzahl Menschen. Bei der einmaligen Aufteilung, wäre dann noch die Frage zu klären, ob man Ressourcen nach der Aufteilung wieder beliebig anhäufen kann, und es somit wieder zu einer Ungleichverteilung kommen kann und wohl wird, oder ob diese Ressourcen dann unveräußerlich sind.

Linker Marktanarchismus geht laut diesem Artikel (https://de.qwe.wiki/wiki/Left-wing_market_anarchism) wohl in eine ähnlich Richtung. Netzwerke von Kollektiven wie sie wohl Pierre-Joseph Proudhon vorschwebten werden hier das Ziel sein. Die natürlichen Ressourcen sollen hier wohl auch zwischen den Kollektiven fair aufgeteilt werden. Monopole und Anhäufung von Marktmacht sollen hier verhindert werden.
Also um deine Frage zu beantworten: Kapitalismus, also die unbegrenzte Anhäufung von Kapital wird abgelehnt. Beim Thema "freier Markt" ist wohl zunächst zu klären was damit gemeint ist. Linker Marktanarchismus lehnt staatliche Lenkung, und Übermaß an Privatbesitz ab. Ansonsten sind sie wohl vor allem für freie Übereinkünfte.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Thurax hat geschrieben:(05 Jul 2020, 15:12)

Zumindest Linkslibertäre scheinen ja, wenn man diesen Wikipedia Artikel (https://de.wikipedia.org/wiki/Libertari ... ertarismus) als Referenz nimmt, für eine "gerechtere Verteilung der natürlichen Ressourcen" zu sein. Wohl entweder in Form einer einmaligen Aufteilung, durch feste Abgaben an die Gemeinschaft wie im Georgismus (https://de.wikipedia.org/wiki/Georgismus), oder durch ständiges Anpassen an das Verhältnis Ressourcen/Anzahl Menschen. Bei der einmaligen Aufteilung, wäre dann noch die Frage zu klären, ob man Ressourcen nach der Aufteilung wieder beliebig anhäufen kann, und es somit wieder zu einer Ungleichverteilung kommen kann und wohl wird, oder ob diese Ressourcen dann unveräußerlich sind.

Linker Marktanarchismus geht laut diesem Artikel (https://de.qwe.wiki/wiki/Left-wing_market_anarchism) wohl in eine ähnlich Richtung. Netzwerke von Kollektiven wie sie wohl Pierre-Joseph Proudhon vorschwebten werden hier das Ziel sein. Die natürlichen Ressourcen sollen hier wohl auch zwischen den Kollektiven fair aufgeteilt werden. Monopole und Anhäufung von Marktmacht sollen hier verhindert werden.
Also um deine Frage zu beantworten: Kapitalismus, also die unbegrenzte Anhäufung von Kapital wird abgelehnt. Beim Thema "freier Markt" ist wohl zunächst zu klären was damit gemeint ist. Linker Marktanarchismus lehnt staatliche Lenkung, und Übermaß an Privatbesitz ab. Ansonsten sind sie wohl vor allem für freie Übereinkünfte.
Ok super danke für die Info.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Thurax »

In den USA läuft sein Mitte 2017 eine interessante Diskussion über den Einfluss der wirtschaftslibertären Rechten auf die US- und weltweite Politik, Wissenschaft, Presse und öffentliche Meinung, auch ausgelöst durch ein Buch von der Duke University Historikerin Nancy Maclean "Democracy in Chains":
https://www.ineteconomics.org/perspecti ... of-america

In Deutschland ist diese Debatte (noch) nicht so richtig angekommen.
Obwohl laut dem Walter Eucken Institut in Freiburg, dessen Vorsitzender Prof. Lars Feld ist aktuell auch Leiter des Rates der 5 "Wirtschaftsweisen" der Bundesrepublik, der Einfluss der Verfassungs- und Wirtschaftsethik von Prof. James M. Buchanan, um den es in dem Buch geht, vor allem in Deutschland recht groß wäre:
https://www.eucken.de/en/institut-2/ehr ... nans-werk/
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Geschichte des Liberalismus

Beitrag von lemonitor »

Ohne die Geschichte des Liberalismus zu kennen, sind dessen Stärken und Schwächen- aber auch sein Versagen- nicht zu verstehen.
Der Libralismus ist in England entstanden und war in Verbindung mit der Aufklärung eine Rebellion des besitzenden Bürgertums, welche zur Ablösung der Vorherrschaft des Adels führte. Seine Zeit begann ca. 100 Jahre vor der französichen revolution. Die Idee des Liberalismus in ihren Idealen sah ein Herrschaftsmodell vor welches gewltenteilig einerseits unkontrollierbare, willkürlich agierende Machtkonzentrationen vermeiden sollte- es sah jedoch niemals die vollwertige Beteiligung der Bevölkerung als Ganzes vor. Allerdings gab es dafür eine Art Absichtserklärung, welches die Eliten darauf verpflichtetet, die sozialen Belange Aller zu berücksichtigen. Damit war die liberale Idee in ihrem Ideal nicht nur die Ablösung der Adelsherrschaft- sondern sie war auch dem sozialen Wohl verpflichtet.

Recht früh jedoch zeigte sich die Tendenz zum Wirtschaftsliberalismus, welcher die individuelle partialinteressen der Besitzenden in den Fordergrund stellte- die soziale Verpflichtung jedoch vernachlässigte.
Der endgültige Ruin des Liberalsimus setzte ein mit den Gedanken der Wiener Schule, deren Idee durchaus ideal begann: Durch internationale Verflechtung der Wirtschaften sollten Kriege unmöglich gemacht werden. Daraus entstand das, was heute vom Liberalsimus noch sichtbar ist: Unkontrollierte Märkte, besonders der unkontrollierte Finazmarkt, der Wahn "privat geht vor Staat" mit dem Ziel, den Staat zur bloßen Ordnungseinheit (Nachtwächterstaat) abzubauen. Die Folgen sind Vernachlässigung der öffentlichen Daseinsfürsorge - und Privatierung auch noch des letzten Restes an Freiräumen mit dem Ziel, diese der Ausbeutung zu Gunsten des Profits (arbeitslosem Einkommen durch bloßen Besitz) zugänglich zu machen.
Die Facetten des Liberalsismus reichen also vom Elitegeführten Sozialstaat bis hin zum anarchistisch anmutenen Selbstbedienungsladen der über Besitz verfügenden Egomanen, weshalb diejenigen, die sich auf den Liberalismus beruft, gefragt werden sollten, welche Form des Liberalsimus sie denn meinen.

Meiner Ansicht nach ist der Begriff "Liberalismus" ebenso verbrannt wie der Begriff "Sozialismus" obwohl beide in der historischen Entwicklung unverzichtbar waren. Freiheit heute muss anderen Ansprüchen genügen. Und sie wird auch über kurz oder lang die Eigentumsfrage- den Kern des Liberalsimus- stellen müssen.

Fazit:
Nicht der Liberalismus ist unzial- sondern unsozial und antidemokratisch ist das historisch gewachsene Ergebnis.
Wenn Ignoranten die Spitze erklimmen, beginnt ein Wettkampf in Dummheit. Parkinson stellt den wohl beliebtesten Mythos der Wirtschaft in Frage: Den, dass alle Akteure sich rational verhalten.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lemonitor »

[quote="Thurax"](26 Jul 2020, 17:45)

In dem Zusammenhang mit der "neuen politischen Ökonomie" ist auch die Frage zu stellen, in wie weit das Verbraucherverhalten abhängig ist von der Beeinflussung durch die Medien und die Bildung des Einzelnen- und den Bedigungen einer Wirtschaft, welche sich nur durch künstlich geschaffene Bedarfe und Obsoleszenz überhaupt in Gang halten kann. Bekanntlich bestimmt das Sein das Bewußtsein- also die konkreten sozialen Bedingungen und Informationen bestimmen über das Verhalten. Wer jedoch die Folgen seines Tuns oder Lassens kennt und einordnen kann, wird anders entscheiden als jemand, dessen Wert einzig darin gesehen wird, Arbeitskraft und Stimmenlieferant zu sein um ansonsten sein Einkommen zur Verwertung durch andere zur Verfügung zu stellen.
Die Frage kann also nicht sein, wie man synthetisch geschaffene Wirklichkeit in Theorien zwängt- sondern wie man durch Aufklärung aus der Falle der synthetisch geschaffen Wirklichkeit des kapitalistischen wirtschaftens entkommt.
Wenn Ignoranten die Spitze erklimmen, beginnt ein Wettkampf in Dummheit. Parkinson stellt den wohl beliebtesten Mythos der Wirtschaft in Frage: Den, dass alle Akteure sich rational verhalten.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lemonitor »

Bei links und Liberalsimus dreht sich mir der Magen um, denn die beiden Begriffe sind im heutigen Kontex ein typisches Beispiel für die (verblödende) Meinungsmanipulation durch Wortschöpfungen mit dem Ziel, Inhalte und Absichten zu verschleiern. Den Begriff Liberalismus mit dem Begriff links zusammenzubringen ist letzendlich genau so irrsinnig wie der Begriff kommunistischer Kapitalismus.
Wer dem assozialen und undemokratischen Wirtschatsliberaliamus anhängt, sollte wenigtens dazu stehen.
Wenn Ignoranten die Spitze erklimmen, beginnt ein Wettkampf in Dummheit. Parkinson stellt den wohl beliebtesten Mythos der Wirtschaft in Frage: Den, dass alle Akteure sich rational verhalten.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von sünnerklaas »

lemonitor hat geschrieben:(14 Aug 2020, 20:25)

Wer dem assozialen und undemokratischen Wirtschatsliberaliamus anhängt, sollte wenigtens dazu stehen.
Mit Wirtschaftsliberalismus - aka liberal-konservativ - ist eben kein Blumentopf zu gewinnen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

lemonitor hat geschrieben:(14 Aug 2020, 20:25)

Bei links und Liberalsimus dreht sich mir der Magen um, denn die beiden Begriffe sind im heutigen Kontex ein typisches Beispiel für die (verblödende) Meinungsmanipulation durch Wortschöpfungen mit dem Ziel, Inhalte und Absichten zu verschleiern. Den Begriff Liberalismus mit dem Begriff links zusammenzubringen ist letzendlich genau so irrsinnig wie der Begriff kommunistischer Kapitalismus.
Wer dem assozialen und undemokratischen Wirtschatsliberaliamus anhängt, sollte wenigtens dazu stehen.

Dazu habe ich jetzt eine Frage: Wie würdest du denn individuelle Freiheit mit sozialen Denken sonst bezeichnen? Die Entfaltung der Individuums wäre doch linksliberal bzw. linkslibertär?
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Teeernte »

lili hat geschrieben:(14 Aug 2020, 22:12)

Dazu habe ich jetzt eine Frage: Wie würdest du denn individuelle Freiheit mit sozialen Denken sonst bezeichnen? Die Entfaltung der Individuums wäre doch linksliberal bzw. linkslibertär?

Sozial wäre - wenn die individuelle Freiheit auf minimalsten Forderungen/Ressorcenschöpfung gegenüber der Gemeinschaft aufbaut.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Atue001 »

Es ist ein wenig eine Frage, mit welchem Freiheitsbegriff man denkt.
Sofern es ein selbstloser Freiheitsbegriff in dem Sinne ist, dass Freiheit immer auch die Freiheit der anderen ist, ist Libertarismus eine scheinbar sinnvoll Denkrichtung.

Wenn du aber ganz real siehst, dass es durchaus auch menschlich ist, dass man die eigene Freiheit überhöht, und auch Freiheit auf Kosten anderer darunter versteht, dann kommt ein so verstandener Libertarismus eher als negativ-anarchische Gesellschaft der Art "Die Stärksten sind die Gewinner" raus.

In den Denkrichtungen des Individualismus unterscheidet man gerne 4 Stufen der Freiheit. Auf der ersten Stufe handelt es sich um die Egoistische Freiheitsdenke beispielsweise eines Babys, welches einfach so lange schreit, bis es Nahrung bekommt.....
Auf der zweiten Stufe wird einem bewußt, dass es neben dem eigenen Individuum auch andere Individuen gibt - die Grenze der Freiheit ist dann der Freiheitsraum, den die anderen mir lassen.
Auf der dritten Stufe bezieht man die Freiheit des anderen in die eigenen Überlegungen mit ein - auf dieser Stufe entsteht dann beispielsweise auch bürgerliches Engagement in sozialer Sache. Die meisten würden diese Engagement aber nur bis zu einem gewissen Grade zulassen, der immer die eigenen Bedürfnisse noch sehr sehr weit ermöglicht. Ein Multimilliardär, der 100 Millionen spendet, gefährdet regelmäßig nicht seinen Reichtum. Die arme Witwe, die einem Obdachlosen was zu Essen anbietet, beschränkt im direkten Vergleich ihre Konsumfähigkeit wesentlich deutlicher.
Auf der vierten Stufe ist der Freiheitsbegriff dann so ausgedehnt, dass er nicht nur die Freiheit des nächsten, sondern auch die des übernächsten......und auch der Enkelgenerartion......und auch die Freiheit der Natur u.ä. mit einbezieht - also eine recht universelle Sichtweise.

Tatsächlich und ganz praktisch ist es so, dass wir Menschen je nach Situation mal diese und mal jene Freiheitsstufe konkret ausleben. Solange aber noch häufiger die Stufe 1 als die Stufe 3 oder 4 genutzt werden, geht die menschliche Lebenswirklichkeit an einem wirklichen sozialen Libertarismus einfach vorbei. Insofern bleibt der Libertarismus unsozial, wie von dir angenommen, sofern wir uns als Menschheit nicht mehrheitlich und dauerhaft zu Wesen entwickeln, die den Freiheitsbegriff der Stufe 3 und 4 als etwas selbstverständliches ansehen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Teeernte »

Atue001 hat geschrieben:(15 Aug 2020, 00:24)

...dann kommt ein so verstandener Libertarismus eher als negativ-anarchische Gesellschaft der Art "Die Stärksten sind die Gewinner" raus..

Ein paar strengen sich an - und generieren Einkommen....

Andere sind SRARK an der Hantelbank - und am Hartzen.

Papa stellt den neuen 5er BMW.....und das Amt die Wohnung//Hartz für das "Kind" - was nicht arbeiten kann - weil sonst ein Fingernagel abbrechen kann.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Atue001 »

Teeernte hat geschrieben:(15 Aug 2020, 00:37)

Ein paar strengen sich an - und generieren Einkommen....

Andere sind SRARK an der Hantelbank - und am Hartzen.

Papa stellt den neuen 5er BMW.....und das Amt die Wohnung//Hartz für das "Kind" - was nicht arbeiten kann - weil sonst ein Fingernagel abbrechen kann.
Heute strengen sich viele an, und bekommen keinen Cent dafür. In anderem Kontext nannte man das Sklaverei.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Teeernte »

Atue001 hat geschrieben:(15 Aug 2020, 00:39)

Heute strengen sich viele an, und bekommen keinen Cent dafür. In anderem Kontext nannte man das Sklaverei.
Etwas Geld bleibt von der Arbeit - .

.... - und andere kassieren Hartz - weil sie keine LUST auf ARBEIT haben....ernähren sich von der ARBEIT von SKLAVEN .

(Die 6 fache Mutter geht in 4 Arbeitsstellen putzen , damit der ex- Ehemann auf der faulen haut liegen kann....)
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Atue001 »

Teeernte hat geschrieben:(15 Aug 2020, 01:07)

Etwas Geld bleibt von der Arbeit - .

.... - und andere kassieren Hartz - weil sie keine LUST auf ARBEIT haben....ernähren sich von der ARBEIT von SKLAVEN .

(Die 6 fache Mutter geht in 4 Arbeitsstellen putzen , damit der ex- Ehemann auf der faulen haut liegen kann....)
WENN man anerkennt, dass es so etwas wie einen Mindestlohn geben sollte, dann sollte man auch fordern, dass beim Übergang von Hartz IV in bezahlte Arbeit auch erst mal trivialerweise der Mindestlohn hängen bleibt.....90% Abzüge mutet man keinem Millionär zu - einem Hartzer auf dem Übergang zur Arbeit aber schon. Und da wunderst du dich, warum der ein oder die andere nicht zuverdienen will? Ernsthaft?
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Teeernte »

Atue001 hat geschrieben:(15 Aug 2020, 01:14)

WENN man anerkennt, dass es so etwas wie einen Mindestlohn geben sollte, dann sollte man auch fordern, dass beim Übergang von Hartz IV in bezahlte Arbeit auch erst mal trivialerweise der Mindestlohn hängen bleibt.....90% Abzüge mutet man keinem Millionär zu - einem Hartzer auf dem Übergang zur Arbeit aber schon. Und da wunderst du dich, warum der ein oder die andere nicht zuverdienen will? Ernsthaft?
Ja man sollte HARTZ für arbeitsfähige streichen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Atue001 »

Teeernte hat geschrieben:(15 Aug 2020, 01:23)

Ja man sollte HARTZ für arbeitsfähige streichen.
Also Zwangsarbeit? Mit all seinen Problemen?
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Teeernte »

Atue001 hat geschrieben:(15 Aug 2020, 18:08)

Also Zwangsarbeit? Mit all seinen Problemen?
Nö - Zwang nicht. Jeder kann in seinem Garten arbeiten....aber er muss nicht.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Teeernte hat geschrieben:(14 Aug 2020, 23:00)

Sozial wäre - wenn die individuelle Freiheit auf minimalsten Forderungen/Ressorcenschöpfung gegenüber der Gemeinschaft aufbaut.
Das Wort Gemeinschaft ist mir persönlich zu unkonkret.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Thurax »

lemonitor hat geschrieben:(14 Aug 2020, 20:25)

Bei links und Liberalsimus dreht sich mir der Magen um, denn die beiden Begriffe sind im heutigen Kontex ein typisches Beispiel für die (verblödende) Meinungsmanipulation durch Wortschöpfungen mit dem Ziel, Inhalte und Absichten zu verschleiern. Den Begriff Liberalismus mit dem Begriff links zusammenzubringen ist letzendlich genau so irrsinnig wie der Begriff kommunistischer Kapitalismus.
Wer dem assozialen und undemokratischen Wirtschatsliberaliamus anhängt, sollte wenigtens dazu stehen.
Gesellschaftlich liberal kann sehr links sein, nach meiner Meinung. Und auch einige Anarchisten bezeichnen sich als Libertär. Die sind jetzt eher keine Anhänger des "Vorrangs wirtschaftlicher Freiheit". Links Libertäre sehen sich, denke ich, in Tradition von Proudhon, der erste "Anarchist". Sie lehnen jede Herrschaft des Menschen über den Menschen ab, möchten aber dennoch fair teilen. Zumindest die Ressourcen. Das "Problem" sind also eher die Wirtschaftslibertären. Zumindest wenn man Sie offen oder verdeckt an Verfassungen oder internationalen Verträgen "rumdoktorn" lässt. :)
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Thurax »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Aug 2020, 20:31)

Mit Wirtschaftsliberalismus - aka liberal-konservativ - ist eben kein Blumentopf zu gewinnen.
Liberal-konservativ würde ich nicht mir Wirtschaftsliberalismus gleichsetzen.

Gesellschaftlich liberal ist ja mehr oder weniger mit allgemeinen Menschenrechten gleichgesetzt, also positiv.
Und konservativ, heißt erstmal nur, dass man Änderungen gegenüber skeptisch eingestellt ist. Man hat ein stärkeres Prüf- und Beibehaltungs- Bedürfnis.
Die "Erzler" übertreiben es dabei zwar eher meist. Aber Progressive rennen ja meist gutgläubig einer Idee nach der anderen hinterher. Kümmern sich wenn mal was fertig geworden ist meist selten darum, dass es nicht wieder "verschlimmbessert" wird. Und neigen stark dazu sich ködern zu lassen. Daher braucht, meiner Meinung nach, jedes Netzwerk immer beides Konservative, die schauen dass es nicht schlimmer wird oder instabil und Progressive damit man nicht zu langsam in Richtung bessere Zukunft schreitet.

Wer kam denn mal auf die Idee "konservativ" mit "Wirtschafts- Eigentumslibertär" oder Rechts gleichzusetzen? Bestimmt einer aus dem Team Hayek? Oder Team Buchanan? Oder Team "Erst den Markt überhitzen dann sozialistische Einheitspartei" oder Team "Neo- Merkantilistischer Außenbeitrag" :)
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lemonitor »

Das gemeinsame Versprechen des Liberalismus und des Sozialismus war, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit für Alle zu schaffen. Während der Sozialismus seine Reputation verloren hat,
haben sich unter dem Deckmantel "liberal" so gut wie alle Abscheulichkeiten politischer und wirtschaftlicher Gestaltung etablieren können. Beide haben versagt. Der Liberalismus endete im Neoliberalsimus- der Sozialismus im real exisitierenden Sozialismus.
Beider Versagen hat den gleichen Grund: Es ist das Erbe des Feudalsimus, der Reichtum und Macht auf übernatürliche Legitimation zurückgeführt hat. Es gibt jedoch keinen einzigen plausiblen Grund für privates Eigentum an dem für die Exitenz der Allgemeinheit notwendigen Gütern. Wenn also am System etwas nicht stimmt, dann ist es der Eigentumsbegriff, welcher zwangsläufig Abhängigkeiten schafft. Die Denker des Liberalismus wußten das- und forderten deshalb einen Liberalismus mit sozialer Kompetenz.

Der Liberalsimus ist unsozial geworden- und genau so wenig zu retten wie der Sozialismus. Es loht also nicht mehr, in Klassen zu denken- es wird Zeit, dass sie verschwinden.
Wenn Ignoranten die Spitze erklimmen, beginnt ein Wettkampf in Dummheit. Parkinson stellt den wohl beliebtesten Mythos der Wirtschaft in Frage: Den, dass alle Akteure sich rational verhalten.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Ich wollte die Diskussion fortführen:

Es gibt ja Libertäre Tendenzen bei der AFD und der FDP.

Die Piratenpartei hat ja auch Linkslibertäre Tendenzen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von Liegestuhl »

lili hat geschrieben:(06 Apr 2021, 11:37)
Es gibt ja Libertäre Tendenzen bei der AFD und der FDP.
Die AFD ist rechtslibertär. Die FDP dagegen ist liberallibertär.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Liegestuhl hat geschrieben:(06 Apr 2021, 11:48)

Die AFD ist rechtslibertär. Die FDP dagegen ist liberallibertär.
Das habe ich auch irgendwo gelesen, das es ein Unterschied zwischen rechtslibertär und liberallibertär gibt. Beides wäre doch am Ende Anarchokapitalismus oder?

Gibt es zwischen denen ein wirtschaftlichen Unterschied? Oder sind es nur gesellschaftliche Themen. Intuitiv würde ich jetzt sagen, dass rechtslibertär grausamer ist.

Ich meine jetzt nicht explizit FDP und AFD, sondern zwischen liberallibertär und rechtslibertär.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von sünnerklaas »

lemonitor hat geschrieben:(17 Aug 2020, 11:37)

Das gemeinsame Versprechen des Liberalismus und des Sozialismus war, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit für Alle zu schaffen. Während der Sozialismus seine Reputation verloren hat,
haben sich unter dem Deckmantel "liberal" so gut wie alle Abscheulichkeiten politischer und wirtschaftlicher Gestaltung etablieren können. Beide haben versagt. Der Liberalismus endete im Neoliberalsimus- der Sozialismus im real exisitierenden Sozialismus.
Beider Versagen hat den gleichen Grund: Es ist das Erbe des Feudalsimus, der Reichtum und Macht auf übernatürliche Legitimation zurückgeführt hat. Es gibt jedoch keinen einzigen plausiblen Grund für privates Eigentum an dem für die Exitenz der Allgemeinheit notwendigen Gütern. Wenn also am System etwas nicht stimmt, dann ist es der Eigentumsbegriff, welcher zwangsläufig Abhängigkeiten schafft. Die Denker des Liberalismus wußten das- und forderten deshalb einen Liberalismus mit sozialer Kompetenz.

Der Liberalsimus ist unsozial geworden- und genau so wenig zu retten wie der Sozialismus. Es loht also nicht mehr, in Klassen zu denken- es wird Zeit, dass sie verschwinden.
Das Problem des Wirtschaftsliberalismus ist, dass er - analog zum real existierenden Sozialismus - den Menschen vergisst.
Bei vielen Marktradikalen und Libertären gibt es das Problem, dass allein das Wirtschaftsmodell libertär bzw. marktradikal ist, nicht jedoch das Gesellschaftsmodell. Letzteres ist politisch konservativ und auf Exklusion ausgerichtet. Das bedeutet, dass man bei so einer widersprüchlichen Grundeinstellung schnell in Situationen kommt, die einen politisch zerreißen. Das Chile unter Augusto Pinochet ist unter solchen Vorzeichen in eine üble Situation geraten. Dort ist man seinerzeit infolge der ultraliberalen Wirtschaftspolitik bei gleichzeitiger erzkonservativer Gesellschaftspolitik in eine Bankenkrise geraten, die Verstaatlichungen erforderlich machten, um Domino-Effekte zu verhindern. Pinochet und die Chicago-Boys sahen sich danach dem Vorwurf ausgesetzt, durch das wirtschaftspolitische Konzept ungewollt den Sozialismus durch die Hintertür einführen zu müssen.
Bei der Subprime-Krise hat man Lehman Bros. pleite gehen lassen. Danach zeichneten sich verheerende Folgen ab. Es stellte sich heraus, dass man Banken ab einer gewissen Größe nicht pleite gehen lassen kann.
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Re: Ist der Libertarismus unsozial?

Beitrag von lili »

Der Liberalismus war (abgesehen von einigen Modellen und Persönlichkeiten) auch nicht wirklich sozial. Sie haben sich zum größten Teil gegen die Wohlfahrt ausgesprochen. An sich waren die Vertreter eine gut situierte Mittelschicht die kein Interesse an sozial Benachteiligten hatten. Das einzige was sie vorschlagen ist evtl. Bildung.

Der Libertarismus (Linkslibertarismus nehme ich jetzt raus) wird wohl die Extremform davon sein.
Zuletzt geändert von lili am Di 6. Apr 2021, 22:17, insgesamt 2-mal geändert.
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