Die Bundeswehr als Arbeitgeber

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NMA
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Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von NMA »

Man kann ja mitverfolgen, wie sich die Bundeswehr immer weiter als attraktiver Arbeitgeber präsentieren will. Werbung für Ausbildung oder Studiengänge, familienffreundliche Dienstzeiten und Features, Hausieren in Schulen, Imame für muslimische Soldaten, verzweifelte Suche nach Fachkräften ...

Was ich mich nur schon seit der Abschaffung der Wehrpflicht frage, ist, wie das zusammengehen soll: Attraktivität und Disziplin. Wie soll ich jemanden, den ich erst anwerben musste, drillen und schleifen, zum unbedingten Gehorsam erziehen? Dinge, die eine Armee zweifellos braucht. Was aber, wenn ein angeworbener Soldat, der in der Bundeswehr-Uni seinen Abschluss anstrebt und familienfreundliche Dienstzeiten in Anspruch nimmt irgendwann vor dem Oberfeldwebel steht und sagt:"Lecken Sie mich an Arsch, ich gehe zu Siemens!" Wie lange ist da ein Dienstgrad überhaupt noch relevant?

Gibt es hier Leute mit einschlägiger Erfahrung? Wie/Warum funktioniert eine Berufsarmee, die unter Fachkräftemangel leidet?

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McKnee
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von McKnee »

NMA hat geschrieben:(12 Apr 2019, 14:34)

Gibt es hier Leute mit einschlägiger Erfahrung? Wie/Warum funktioniert eine Berufsarmee, die unter Fachkräftemangel leidet?
Wie funktionieren andere Berufsfelder? SInd das alles Freigeister oder sind sie an Weisungen und Verträge gebunden?

Sicher ist die Tätigkeit in der Bundeswehr mit ihren Einsätzen an andere Anforderungen gebunden. Die sollte man kennen und sich bewußt machen, wenn man dort unterschreibt.

Wie funktioniert dies bei den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder?

Es gilt jene anzuwerben, die mit der Tatsache des Einsatzgeschäfts umgehen können, ohne dabei zum Rambo zu werden.
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

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frems
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von frems »

Die Bundeswehr müsste vor allem die Löhne bzw. den Sold erhöhen, wenn es Spezialisten und Experten ausbilden und anlocken möchte. Viel davon bleibt ja eh im Land, weil die Soldaten hier leben, Steuern zahlen und konsumieren. Ich hab mal diesen Rechner genutzt: https://www.beamtenbesoldung.org/besold ... daten.html Annahme war ein Hauptmann/Kapitänleutnant, weil das der höchste Dienstgrad ist, den ein Zeitsoldat erreichen kann. Entwicklungsstufe 4 hat man nach elf Jahren erreicht. Keine Kirchensteuer, normal gesetzlich krankenversichert, Steuerklasse 1 und keine Kinder. Nicht einmal 4500 brutto bzw. unter 2700 netto. Und das ist das Ende der "Karriere". Mal ehrlich... das muss es zum Einstieg mindestens geben.

Die Bewerbungsverfahren sind auch nicht mehr zeitgemäß. Länder wie die USA und Israel haben schon das vor langem erkannt: https://www.faz.net/aktuell/beruf-chanc ... ageIndex_2

Die Standortpolitik (Förderung des ländlichen Raumes durch Bundeswehrstützpunkte) ist auch überholt und hat keine Existenzberechtigung mehr. Da baut man ein Führungskommando mit dem Namen "Cyber- und Informationsraum" auf und wählt so spannende Orte wie Rheinback, Kastellaun, Storkow, Murnau am Staffelsee, Pöcking, Daun, Frankenberg, Nienburg/Weser, Gelsdorf oder Stadum. Da wollen junge IT-Fachkräfte, die weltweit gesucht werden, bestimmt lieber versauern als bspw. in Berlin, wo man an zahlreichen führenden Universitäten und Fachhochschulen entsprechende Studiengänge bereits hat und die Stadt für solche Personen ein attraktiver Wohnort ist.
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von odiug »

Ich dachte immer, der Sinn und Zweck der Bundes Wehr war, dass sie keine Arbeit hat.
Das war doch das mit der "Abschreckung" und so.
Also wenn keiner mehr zur Bundes Wehr will, dann funktioniert wenigstens die Abschreckung und das ist doch mal eine gute Nachricht :thumbup:
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NMA
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von NMA »

frems hat geschrieben:(12 Apr 2019, 15:15)

Die Bundeswehr müsste vor allem die Löhne bzw. den Sold erhöhen, wenn es Spezialisten und Experten ausbilden und anlocken möchte. Viel davon bleibt ja eh im Land, weil die Soldaten hier leben, Steuern zahlen und konsumieren. Ich hab mal diesen Rechner genutzt: https://www.beamtenbesoldung.org/besold ... daten.html Annahme war ein Hauptmann/Kapitänleutnant, weil das der höchste Dienstgrad ist, den ein Zeitsoldat erreichen kann. Entwicklungsstufe 4 hat man nach elf Jahren erreicht. Keine Kirchensteuer, normal gesetzlich krankenversichert, Steuerklasse 1 und keine Kinder. Nicht einmal 4500 brutto bzw. unter 2700 netto. Und das ist das Ende der "Karriere". Mal ehrlich... das muss es zum Einstieg mindestens geben.

Die Bewerbungsverfahren sind auch nicht mehr zeitgemäß. Länder wie die USA und Israel haben schon das vor langem erkannt: https://www.faz.net/aktuell/beruf-chanc ... ageIndex_2

Die Standortpolitik (Förderung des ländlichen Raumes durch Bundeswehrstützpunkte) ist auch überholt und hat keine Existenzberechtigung mehr. Da baut man ein Führungskommando mit dem Namen "Cyber- und Informationsraum" auf und wählt so spannende Orte wie Rheinback, Kastellaun, Storkow, Murnau am Staffelsee, Pöcking, Daun, Frankenberg, Nienburg/Weser, Gelsdorf oder Stadum. Da wollen junge IT-Fachkräfte, die weltweit gesucht werden, bestimmt lieber versauern als bspw. in Berlin, wo man an zahlreichen führenden Universitäten und Fachhochschulen entsprechende Studiengänge bereits hat und die Stadt für solche Personen ein attraktiver Wohnort ist.
Sicher, aber der Strang hat nicht die exakt gleiche Stoßrichtung. Angenommen, ich wurde angeworben. Was passiert wenn mir die Nase meines Vorgesetzten nicht passt oder man beginnt, Befehle zu hinterfragen, weil man die Bundeswehr als Arbeitgeber versteht und nicht als Armee?

Befolgt man jeden Befehl? Ich denke, eine Armee funktioniert nur, wenn das sicher ist.
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frems
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von frems »

NMA hat geschrieben:(12 Apr 2019, 15:47)

Sicher, aber der Strang hat nicht die exakt gleiche Stoßrichtung. Angenommen, ich wurde angeworben. Was passiert wenn mir die Nase meines Vorgesetzten nicht passt oder man beginnt, Befehle zu hinterfragen, weil man die Bundeswehr als Arbeitgeber versteht und nicht als Armee?

Befolgt man jeden Befehl? Ich denke, eine Armee funktioniert nur, wenn das sicher ist.
Also wir haben in der Grundausbildung gelernt, dass wir nicht jeden Befehl befolgen sollen, wenn er mit unserem Gewissen nicht vereinbar ist. Dass ist natürlich ein sehr dehnbarer Begriff, aber ich habe auch keine Scherzkekse erlebt, die dann sagten, frühes Aufstehen widerspricht ihrem Gewissen. Bei persönlichen Problemen gibt's ja entsprechende Vertrauenspersonen und Lösungen. Ein Bekannter machte mal den Fehler und ließ sich mit einer Soldatin ein, die gewissen Klischees ("Feldmatratze") entsprach. Das hielt kein Jahr und sie hatte sich längst mit mindestens einem anderen Soldaten vergnügt. Ihm fiel es schwer seiner Arbeit nachzugehen, wenn sie ihm ständig über den Weg läuft, also hat er es begründet, den Wunsch nach einer anderen Einheit (oder gar Kaserne, ich weiß es nicht mehr so genau) geäußert und war einige Wochen später dann versetzt worden, da alle einsehen, dass es nichts bringt, wenn er dort bleibt, und dass sich das Problem auch nicht von selbst auflösen wird.

Den letzten Teil versteh ich aber nicht. Was meinst Du damit, dass man die Bundeswehr als Arbeitgeber statt als Armee versteht? Sie ist doch beides. :?:
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McKnee
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von McKnee »

NMA hat geschrieben:(12 Apr 2019, 15:47)
Befolgt man jeden Befehl? Ich denke, eine Armee funktioniert nur, wenn das sicher ist.
Nein, wenn der Befehl gegen geltendes Recht verstößt, ist man verpflichtet, ihn nicht zu befolgen. Vielmehr muss man soweit möglich oder man speziell verpflichtet ist, dafür Sorge tragen, dass dieser Befehl gar nicht umgesetzt wird. Würde mich wundern, wenn das bei der Bundeswehr anders wäre.

Dabei spielt das Gewissen eine nachgeordnete Rolle, was gut ist, weil manch wackeren Krieger sein Gewissen einfällt, wenn er sich sonst nicht drücken kann. Nicht falsch verstehen, ich habe großen Respekt vor Gewissensentscheidnugen mit allen Konsequenzen, auch gegen den Dienst an der Waffe.
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Kohlhaas »

NMA hat geschrieben:(12 Apr 2019, 14:34)
Was ich mich nur schon seit der Abschaffung der Wehrpflicht frage, ist, wie das zusammengehen soll: Attraktivität und Disziplin. Wie soll ich jemanden, den ich erst anwerben musste, drillen und schleifen, zum unbedingten Gehorsam erziehen? Dinge, die eine Armee zweifellos braucht.
Da liegt der Irrtum. Begriffe wie „drillen“ und „schleifen“ haben schon lange nichts mehr mit militärischer Ausbildung zu tun. Und „unbedingter Gehorsam“ wird im deutschen Militär seit 200 Jahren nicht mehr verlangt (abgesehen von einer „unrühmlichen“ Zwischenphase).

Militärische Tätigkeit ist heute hochtechnisiert (fängt schon beim Konzept „Infanterist der Zukunft“ an) und verlangt den Soldaten ein hohes Maß an Fähigkeiten und Eigeninitiative ab. Eigeninitiative entsteht aber nicht durch „Drill“ oder „Schleifen“ oder „unbedingten Gehorsam“. Das wusste schon der ältere Moltke (1800-1891). Der hat geschrieben:

„Der Exerzierplatz bleibt durchaus nötig zur Einübung der reglementarischen Bewegungen, zur Handhabung der Waffen, aber er taugt auch nur zum Exerzieren. Für das Manöver müssen notwendig das Terrain, die größeren Dimensionen, die Selbständigkeit des einzelnen Führers, das Handeln nach Umständen beitreten.“

Schon Moltke hat den Grundsatz formuliert, dass es besser sei, falsch zu handeln als gar nicht zu handeln.

Zu Deiner Ausgangsfrage fallen mir drei Antworten ein.

Erstens: Der „Job“ des Soldaten, ist riskant und schlecht bezahlt. Wer sein Abi gemacht hat, denkt in der Regel über Berufskarrieren nach, die ein deutlich geringeres Risiko und ein deutlich höheres Einkommen in Aussicht stellen. Dabei braucht die Bundeswehr gerade diese „gebildeten“ Rekruten!

Zweitens: Viele Menschen verbinden „Militär“ immer noch mit stumpfem Kadavergehorsam. Auf Kadavergehorsam haben aber gerade gebildete Menschen keinen Bock. Deshalb interessieren sie sich von vornherein gar nicht für militärische Laufbahnen.

Drittens: Junge und gut gebildete Menschen haben „keine Chance“, festzustellen, ob sie mit ihren Interessen und Fähigkeiten im Militär vielleicht gut aufgehoben wären. Es gibt keine Wehrpflicht mehr und demzufolge kann auch kein junger Mensch mehr in die „Verlegenheit“ geraten, Militär kennenzulernen und zu erkennen, dass das vielleicht eine attraktive Laufbahn wäre. Übrigens hätte ich das Wort „Militär“ an der Stelle auch durch den Begriff „Feuerwehr“ ersetzen können. Oder durch „Technisches Hilfswerk“. Dass ein persönliches Interesse bestehen könnte, sich in einem der genannten Bereich zu engagieren, merken junge Menschen doch erst, wenn sie mit einem der genannten Bereiche in persönlichen Kontakt kommen. Solche „Kontaktmöglichkeiten“ gibt es aber heute kaum noch. Keine Wehrpflicht, Feuerwehr oder THW ist keine „Befreiungsmöglichkeit“ mehr, kein Ersatzdienst...

Der Punkt „Drittens“ ist meiner Einschätzung nach der entscheidende.
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frems
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von frems »

Kohlhaas hat geschrieben:(12 Apr 2019, 17:45)
Drittens: Junge und gut gebildete Menschen haben „keine Chance“, festzustellen, ob sie mit ihren Interessen und Fähigkeiten im Militär vielleicht gut aufgehoben wären. [...]

Der Punkt „Drittens“ ist meiner Einschätzung nach der entscheidende.
Würde ich auch so sehen, aber ich glaube, es geht sogar noch einen Schritt weiter. Früher gab's noch den Berufsoffiziersanwärter. Da wusste man: wird man von der Armee angenommen und besteht alle Prüfungen, kann man den Job bis zur (relativ frühen) Pensionierung in einem beamtenähnlichen Verhältnis bleiben, hat einen sicheren Job und nach rund 25 Jahren hat man auch ein besseres Einkommen. Von der Pension ganz zu schweigen. Heute kann man beste Leistungen bringen und zum Dienstzeitende heißt es schlichtweg, dass es gerade keine Stellen gibt.

Da fragen sich sicherlich einige vorab, ob sie mit Anfang/Mitte 30 auf den Arbeitsmarkt geworfen werden wollen, den sie gar nicht kennen und außer ihrer militärischen Erfahrung keine Praxiskenntnisse haben... zumal das absolvierte Studium, ob in München oder Hamburg, dann auch schon einige Jahre zurückliegt. Wer einen sicheren Arbeitsplatz als besonders wichtig empfindet (statt bspw. ein hohes Gehalt), der wird sich möglicherweise eher in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes umsehen. Zum Vergleich, der SaZ-Hauptmann wird am Ende mit A12 vergütet. Mit seinem Uni-Diplom bzw. Master würde er nach einem Referendariat (ob als Lehrer oder im technischen Dienst) mit A13 bereits beginnen.

Zwar weiß ich von Bekannten, dass es ziemlich gute Netzwerke und Förderdienste für Offiziere, die kurz vorm DZE stehen, geben soll, aber weit bekannt dürfte es nicht sein und wie die Wirtschaftslage in anderthalb Jahrzehnten aussieht, kann einem auch niemand versprechen.
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NMA
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von NMA »

Kohlhaas hat geschrieben:(12 Apr 2019, 17:45)

Da liegt der Irrtum. Begriffe wie „drillen“ und „schleifen“ haben schon lange nichts mehr mit militärischer Ausbildung zu tun. (...)
Jaein. Begrifflich war das wohl über das Ziel hinaus, aber ständig hinterfragen, so funktioniert eine Armee auch nicht. Ich meine schon, dass in einer Berufsarmee die Wahrscheinlichkeit, dass es bei vermeintlich klugen Denkens Untergebener wahrscheinlicher ist, dass sie gehen, wenn sie den Kragen voll haben, größer ist als in einer in der Gesellschaft verankerten Armee. Haben angeworbene Berufssoldaten, für die man dankbar sein muss, dass sie sich das antun, genauso viel Respekt vor Vorgesetzten?
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von unity in diversity »

odiug hat geschrieben:(12 Apr 2019, 15:19)

Ich dachte immer, der Sinn und Zweck der Bundes Wehr war, dass sie keine Arbeit hat.
Das war doch das mit der "Abschreckung" und so.
Also wenn keiner mehr zur Bundes Wehr will, dann funktioniert wenigstens die Abschreckung und das ist doch mal eine gute Nachricht :thumbup:
Nur im Kriegsfall gibt es ständig Neueinstellungen und der Bewährungsaufstieg ist gesichert.
Zwar nur kurzfristig, denn gefallen ist nur wenig schlimmer als stolpern und im Felde geblieben heißt, er hat alle Überstunden mitgenommen, jetzt bummelt er ab.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Iwan der Liebe »

"Bundeswehr" sagt man nicht, das heißt "Brunnenbauer".

Deutsche Soldaten dürften, würde das GG für alle Menschen in Deutschland gelten, gar nicht im Ausland eingesetzt werden. Brunnenbauern hingegen ist es nicht verboten, in anderen Ländern ihre Dienstleistung anzubieten.

Wer also bzgl, der Bundeswehr nicht von Brunnenbauern, sondern von Soldaten spricht, der ist ein Grundgesetzfeind.

https://www.sueddeutsche.de/politik/bun ... -1.2762535
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von imp »

Die Bundeswehr ist für viele Köpfe unattraktiv, teuer, unnötig und kein guter Platz. Anders als etwa Polizei, Feuerwehr oder Steuerverwaltung dient sie keinem unmittelbar einleuchtenden Zweck, der für sparsame Bezahlung und miese Arbeitsbedingungen entschädigen könnte. Da hilft auch kein Mutter-Kind-Panzer. Tatsächlich gehen viele junge Frauen nach anfänglicher Begeisterung schnell wieder weg.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von zollagent »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(13 Apr 2019, 10:26)

"Bundeswehr" sagt man nicht, das heißt "Brunnenbauer".

Deutsche Soldaten dürften, würde das GG für alle Menschen in Deutschland gelten, gar nicht im Ausland eingesetzt werden....
Wo bitte steht das im Grundgesetz?
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Iwan der Liebe »

https://dejure.org/gesetze/GG/87a.html

Niemand wird wohl ernsthaft behaupten, dass Afghanistan oder Jugoslawien Deutschland überfallen hätte. Hätte Deutschland Soldaten geschickt, wäre es grundgesetzwidrig gewesen. Aber über Brunnenbauer steht im GG nichts.
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Kohlhaas »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(13 Apr 2019, 20:42)

https://dejure.org/gesetze/GG/87a.html

Niemand wird wohl ernsthaft behaupten, dass Afghanistan oder Jugoslawien Deutschland überfallen hätte. Hätte Deutschland Soldaten geschickt, wäre es grundgesetzwidrig gewesen. Aber über Brunnenbauer steht im GG nichts.
Wenn man GG Artikel 24 (insbesondere Abs. 2) in die Überlegung mit einbezieht, stellt sich zumindest der Fall Afghanistan anders dar.

https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_24.html
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Neandertaler »

NMA hat geschrieben:(13 Apr 2019, 08:40)

Jaein. Begrifflich war das wohl über das Ziel hinaus, aber ständig hinterfragen, so funktioniert eine Armee auch nicht. Ich meine schon, dass in einer Berufsarmee die Wahrscheinlichkeit, dass es bei vermeintlich klugen Denkens Untergebener wahrscheinlicher ist, dass sie gehen, wenn sie den Kragen voll haben, größer ist als in einer in der Gesellschaft verankerten Armee. Haben angeworbene Berufssoldaten, für die man dankbar sein muss, dass sie sich das antun, genauso viel Respekt vor Vorgesetzten?

Fremdenlegionäre, wie faktisch alle Elitesoldaten sind angeworbene Berufssoldaten (bzw. Zeitsoldaten).
Die Idee das Freiwillige schlechtere Soldaten abgeben erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Das Gegenteil dürfte der Fall sein.

Ich habe das Gefühl das es dir eh etwas unbegreiflich ist warum jemand freiwillig den Soldaten Beruf ergreifen sollte. Darauf deutet auch das typische Vorurteil mit dem unbedingten Gehorsam und nicht selber denken hin.

Nebenbei stellt man auch nicht im zivilen Anweisungen des Vorgesetzten dauernd in Frage ich sehe gar nicht so eine Sonderrolle in der Armee.
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Iwan der Liebe »

Kohlhaas hat geschrieben:(14 Apr 2019, 16:01)

Wenn man GG Artikel 24 (insbesondere Abs. 2) in die Überlegung mit einbezieht, stellt sich zumindest der Fall Afghanistan anders dar.

https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_24.html

Absatz 2? Einen Angriffskrieg anzetteln oder daran teilnehmen, und das zur "Wahrung des Friedens"?

Man versuchte ja krampfhaft, den "Bündnisfall" zu konstruieren, aber so richtig hat das niemanden überzeugt. Afghanistan hat die USA nicht angegriffen, sondern sie wurden von Terroristen angegriffen, die aus Saudi Arabien und aus Afghanistan kamen.
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Kohlhaas »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(14 Apr 2019, 18:33)

Absatz 2? Einen Angriffskrieg anzetteln oder daran teilnehmen, und das zur "Wahrung des Friedens"?

Man versuchte ja krampfhaft, den "Bündnisfall" zu konstruieren, aber so richtig hat das niemanden überzeugt. Afghanistan hat die USA nicht angegriffen, sondern sie wurden von Terroristen angegriffen, die aus Saudi Arabien und aus Afghanistan kamen.
Bisher drehte sich die Diskussion um die Aussage, der Bundeswehreinsatz in Afghanistan sei illegal. Dies ist nicht so. Es wurde der Nato-Fall ausgerufen. Nun wirfst Du die Frage auf, ob der Einsatz legitim ist. Darüber kann man gern diskutieren. Das ist aber eine andere, neue Ebene.

Verfassungsrechtlich gesehen, ist es zulässig, die Bundeswehr im Ausland einzusetzen, wenn dies im Rahmen von "Systemen kollektiver Sicherheit" erfolgt. Das jedenfalls hat das Verfassungsgericht festgestellt.
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Iwan der Liebe »

Kohlhaas hat geschrieben:(14 Apr 2019, 19:12)

Bisher drehte sich die Diskussion um die Aussage, der Bundeswehreinsatz in Afghanistan sei illegal. Dies ist nicht so. Es wurde der Nato-Fall ausgerufen. Nun wirfst Du die Frage auf, ob der Einsatz legitim ist. Darüber kann man gern diskutieren. Das ist aber eine andere, neue Ebene.

Verfassungsrechtlich gesehen, ist es zulässig, die Bundeswehr im Ausland einzusetzen, wenn dies im Rahmen von "Systemen kollektiver Sicherheit" erfolgt. Das jedenfalls hat das Verfassungsgericht festgestellt.

Der Angriff auf Afghanistan war nicht völkerrechtswidrig, da es ein UNO-Mandat gab.

Aber das Grundgesetz erlaubt, soweit ich weiß, keine Militäreinsätze im Ausland, weil die Armee eine "Verteidigungsarmee" sein soll. Deshalb hatte doch auch der Struck die völlig abstruse Behauptung von sich gegeben, dass Deutschland am Hindukusch verteidigt werde...
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von DarkLightbringer »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(14 Apr 2019, 19:42)

Der Angriff auf Afghanistan war nicht völkerrechtswidrig, da es ein UNO-Mandat gab.

Aber das Grundgesetz erlaubt, soweit ich weiß, keine Militäreinsätze im Ausland, weil die Armee eine "Verteidigungsarmee" sein soll. Deshalb hatte doch auch der Struck die völlig abstruse Behauptung von sich gegeben, dass Deutschland am Hindukusch verteidigt werde...
Das Grundgesetz wird den Einsatz im Inland beschränken, die kollektive Selbstverteidigung ist rechtlich kein Problem. Auch nicht am Hindukusch.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von zollagent »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(14 Apr 2019, 19:42)

Der Angriff auf Afghanistan war nicht völkerrechtswidrig, da es ein UNO-Mandat gab.

Aber das Grundgesetz erlaubt, soweit ich weiß, keine Militäreinsätze im Ausland, weil die Armee eine "Verteidigungsarmee" sein soll. Deshalb hatte doch auch der Struck die völlig abstruse Behauptung von sich gegeben, dass Deutschland am Hindukusch verteidigt werde...
Könntest du den entsprechenden Artikel mal zitieren? Ich finde ihn nicht.
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Re: Die Bundeswehr als Arbeitgeber

Beitrag von Kohlhaas »

Iwan der Liebe hat geschrieben:(14 Apr 2019, 19:42)

Der Angriff auf Afghanistan war nicht völkerrechtswidrig, da es ein UNO-Mandat gab.

Aber das Grundgesetz erlaubt, soweit ich weiß, keine Militäreinsätze im Ausland, weil die Armee eine "Verteidigungsarmee" sein soll. Deshalb hatte doch auch der Struck die völlig abstruse Behauptung von sich gegeben, dass Deutschland am Hindukusch verteidigt werde...
Lieber Iwan, das Grundgesetz sagt in Artikel 87a, Abs. 1: "Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf..." Daraus wird abgeleitet, dass die Bundeswehr eine Verteidigungsarmee ist.

Schon 87a Abs. 2 sagt dann aber: "Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt.". Schon daraus kann man schließen, dass auch Einsätze jenseits der reinen Landesverteidigung denkbar und zulässig sein können.

Und hier kommt nun Artikel 24 GG ins Spiel: Der definiert nämlich, dass sich die Bundesrepublik "zur Wahrung des Friedens einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einordnen" darf. Die Väter der Verfassung dachten dabei seinerzeit in erster Linie an die UNO. Aber auch die Nato und die EU sind solche "Systeme kollektiver Sicherheit". Durch die Einordnung in solche Sicherheitssystem KANN der grundgesetzliche Begriff der Verteidigung folglich über die deutschen Staatsgrenzen hinausgeschoben werden. Deshalb heißt es im GG-Artikel 24 weiter: "er (der Bund) wird hierbei in die Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, die eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeiführen und sichern."

Im Klartext: Wenn es zur Verteidigung Deutschlands erforderlich ist, an einem Einsatz der Nato oder der UNO (oder ggf. der EU) teilzunehmen, dann ist ein Auslandseinsatz nicht zwangsläufig ein Verstoß gegen Artikel 87a.

Das war jetzt die rein staatsrechtliche Ebene! Ob die Einsätze in Afghanistan und Syrien auch LEGITIM waren, ist eine völlig andere Frage. Von dieser Frage nach der Legitimität hängt es letztlich ab, ob man dem Struck recht gibt oder ob man seine Aussage als absurd abtut. Die Meinungen hierzu sind durchaus geteilt.
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