Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

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Wolverine
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Vongole hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:15)

Woher willst Du denn wissen, wie wenig oder wie viel Engagement es gegen die extreme Rechte gibt?
Was weißt Du von Initiativen aller Art, die sich durch die gesamte "Mitte" ziehen, die sich täglich engagieren, zwar nicht auf Großdemos, mehr oder weniger unbeobachtet durch die Presse,
aber eben nicht nur temporär, sondern kontinuierlich über lange Jahre?
Genau das ist es. Vielleicht gibt es einige rechtsextreme Flachbirnen die vom Rückhalt träumen. Ich sehe den nicht.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vedi »

Selina hat geschrieben: Ja, kein Witz. Da gibt es gewisse Szenarien, wo sich Neurechte im Netz schon recht drastisch geäußert haben.
Ist bekannt. Manche führen schon regelrechte Todeslisten, welche Politiker, Journalisten, Juristen, usw. sie wegen angeblichen Landesverrats als erste töten wollen.
Selina hat geschrieben: Da ich zu den Älteren hier gehöre, kann ich nur sagen: Dieses Wegducken der bürgerlichen Mitte hat schon einmal dafür gesorgt - zusammen mit anderen Faktoren - dass ein sehr finsteres deutsches Kapitel geschrieben worden ist. Wie ja eigentlich jeder weiß.
Jemand sagte einmal sinngemäß: "Für den Triumph des Bösen ist es völlig ausreichend, wenn die Guten passiv bleiben". Leider gibt es nur wenige Helden, die sich einer "rechten Revolution" entgegenstellen. Hoffen wir mal, dass wir mit unserer Schwarzmalerei falsch liegen.
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Selina
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:15)

Woher willst Du denn wissen, wie wenig oder wie viel Engagement es gegen die extreme Rechte gibt?
Was weißt Du von Initiativen aller Art, die sich durch die gesamte "Mitte" ziehen, die sich täglich engagieren, zwar nicht auf Großdemos, mehr oder weniger unbeobachtet durch die Presse,
aber eben nicht nur temporär, sondern kontinuierlich über lange Jahre?
Naja, solch ein Strang-Thema hat meistens etwas Hypothetisches. Das ist doch klar. Es sind Erfahrungen, Beobachtungen, Eindrücke. Das schließt doch nicht aus, dass es viele Leute auch in der bürgerlichen Mitte gibt, die sich engagieren. Trotzdem kann der Eindruck des sich Wegduckens schon mitunter entstehen. Daher zitierte ich ja den Chefredakteur, der von einem "Haltungsproblem" der bürgerlichen Mitte spricht und davon, dass diese Mitte "entweder zu leise oder überhaupt nicht vorhanden“ sei. Das beobachten also auch noch andere Leute, vor allem auch so genannte "Meinungsmultiplikatoren", die aufgrund ihrer Funktion schon durchaus eine gewisse Breite der Gesellschaft überblicken können.
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Selina
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Vedi hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:36)

Ist bekannt. Manche führen schon regelrechte Todeslisten, welche Politiker, Journalisten, Juristen, usw. sie wegen angeblichen Landesverrats als erste töten wollen.


Jemand sagte einmal sinngemäß: "Für den Triumph des Bösen ist es völlig ausreichend, wenn die Guten passiv bleiben". Leider gibt es nur wenige Helden, die sich einer "rechten Revolution" entgegenstellen. Hoffen wir mal, dass wir mit unserer Schwarzmalerei falsch liegen.
Ja, genau, hoffen wir es mal ;)
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Liberty »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:28)
Ein Großteil der Anhänger von CDU/CSU und FDP. Bei der SPD gibt es Teile, die man zur bürgerlichen Mitte zählen kann, aber auch sehr konservative Gruppierungen wie den Seeheimer Kreis, die sich selbst natürlich auch zur bürgerlichen Mitte zählen :D Genau wie eher linksorientierte SPD-Leute. Auch in der Partei Die Linke findet man Leute, die zur bürgerlichen Mitte gehören. Ebenso bei den Grünen, die in den letzten Jahren einen starken Ruck in Richtung bürgerliche Mitte zu verzeichnen haben.
Also zusammengefasst:

Alle Altparteien von der Linkspartei bis zur CSU sind die politische Mitte. :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Vedi hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:36)

Ist bekannt. Manche führen schon regelrechte Todeslisten, welche Politiker, Journalisten, Juristen, usw. sie wegen angeblichen Landesverrats als erste töten wollen.


Jemand sagte einmal sinngemäß: "Für den Triumph des Bösen ist es völlig ausreichend, wenn die Guten passiv bleiben". Leider gibt es nur wenige Helden, die sich einer "rechten Revolution" entgegenstellen. Hoffen wir mal, dass wir mit unserer Schwarzmalerei falsch liegen.
Können die gerne führen. Der VS liest mit.

Ich gehe davon aus, dass nichts passieren wird, was den rechten Extremisten an die Macht hilft. Zum einen zähle ich auf die Mehrheit der Bevölkerung und zum anderen sehe ich in der deutschen Verfassung die Hürde an der auch eine extremistische AfD scheitern würde.

Ich sehe momentan noch keine Gefahr für die BRD. Der allgemeine europaweite Rechtsruck macht mich da mehr nachdenklich.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Liberty hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:45)

Also zusammengefasst:

Alle Altparteien von der Linkspartei bis zur CSU sind die politische Mitte. :D
Ich sprach von Teilen der Linkspartei. Genauso von Teilen der SPD. Große Teile der SPD sind heute einfach konservativ, um nicht zu sagen erzkonservativ. Trotzdem zählen sich Letztere natürlich selbst ebenfalls zur Mitte. Wichtig ist also zu schauen, ob die Einschätzung, wer zur Mitte gehört, ein Selbstbild oder ein Fremdbild ist.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:42)

Naja, solch ein Strang-Thema hat meistens etwas Hypothetisches. Das ist doch klar. Es sind Erfahrungen, Beobachtungen, Eindrücke. Das schließt doch nicht aus, dass es viele Leute auch in der bürgerlichen Mitte gibt, die sich engagieren. Trotzdem kann der Eindruck des sich Wegduckens schon mitunter entstehen. Daher zitierte ich ja den Chefredakteur, der von einem "Haltungsproblem" der bürgerlichen Mitte spricht und davon, dass diese Mitte "entweder zu leise oder überhaupt nicht vorhanden“ sei. Das beobachten also auch noch andere Leute, vor allem auch so genannte "Meinungsmultiplikatoren", die aufgrund ihrer Funktion schon durchaus eine gewisse Breite der Gesellschaft überblicken können.
Der Artikel, den Du verlinkt hast, beschränkt sich auf Sachsen, das sagt nichts über die Haltung der Mitte in Gesamtdeutschland aus. Dass die östlichen Bundesländer da ein gravierendes Problem haben, will ich gar nicht
weg diskutieren, aber verallgemeinern würde ich das nicht.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Wolverine hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:50)

Können die gerne führen. Der VS liest mit.

Ich gehe davon aus, dass nichts passieren wird, was den rechten Extremisten an die Macht hilft. Zum einen zähle ich auf die Mehrheit der Bevölkerung und zum anderen sehe ich in der deutschen Verfassung die Hürde an der auch eine extremistische AfD scheitern würde.

Ich sehe momentan noch keine Gefahr für die BRD. Der allgemeine europaweite Rechtsruck macht mich da mehr nachdenklich.
Zu diesem europaweiten Rechtsruck gehört aber eben auch die Neue Rechte in Deutschland.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:56)

Zu diesem europaweiten Rechtsruck gehört aber eben auch die Neue Rechte in Deutschland.
Selbstverständlich. Wollte ich auch nicht in Abrede stellen. Ich unterscheide da sehr genau. Es gibt schon "rechte Regierungen" in Europa die noch nicht auffällig sind. In Deutschland würde mir das allein auf Grund der Geschichte viel mehr Sorgen machen. Im Europa weiten Rechtsruck sehe ich die Gefahr, dass dann die Gefahr in der BRD verharmlost wird so nach dem Motto ….. die Italiener haben auch eine Rechte Regierung und die fangen auch keinen Krieg an...…." Wenn diese Verharmlosung greift, dann käme die Zeit für Höcke…...aber wie gesagt, an der Verfassung und der gesamten Logistik würde eine faschistische AfD scheitern, meiner Ansicht nach.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:55)

Der Artikel, den Du verlinkt hast, beschränkt sich auf Sachsen, das sagt nichts über die Haltung der Mitte in Gesamtdeutschland aus. Dass die östlichen Bundesländer da ein gravierendes Problem haben, will ich gar nicht
weg diskutieren, aber verallgemeinern würde ich das nicht.
Ja, das ist schwierig einzuschätzen. Da gebe ich dir recht. Aber auch in diesem Forum hier zählt sich doch ein Großteil der User selbst zur Mitte. Und von diesen Usern wiederum stammt der Großteil aus dem Westen. Auch da erlebe ich oft Schweigen (nicht bei dir), wenn es um rechtsradikales und rechtsextremes Denken und Reden geht.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Wolverine hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:01)

Selbstverständlich. Wollte ich auch nicht in Abrede stellen. Ich unterscheide da sehr genau. Es gibt schon "rechte Regierungen" in Europa die noch nicht auffällig sind. In Deutschland würde mir das allein auf Grund der Geschichte viel mehr Sorgen machen. Im Europa weiten Rechtsruck sehe ich die Gefahr, dass dann die Gefahr in der BRD verharmlost wird so nach dem Motto ….. die Italiener haben auch eine Rechte Regierung und die fangen auch keinen Krieg an...…." Wenn diese Verharmlosung greift, dann käme die Zeit für Höcke…...aber wie gesagt, an der Verfassung und der gesamten Logistik würde eine faschistische AfD scheitern, meiner Ansicht nach.
Genau das ist der Punkt.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Vllt. hängt der bürgerlichen Mitte der ewige "Kampf gegen Rechts" aber auch einfach nur zum Hals raus? Wie hoch ist denn die Gefahr einer AfD-Machtergreifung? Nahezu Null.

Der Verfassungsschutz schätzt, dass es in Deutschland ca. 12.700 gewaltorientierte Rechtsextreme gibt. Klar, jeder einzelne ist einer zu viel, aber wenn man das mal in Relation zum "Personenpotenzial islamistischer Terrorismus/​Islamismus" (mindestens 25.810 und das ohne IS-Fans) setzt, dann sieht das doch schon ganz anders aus. Und wenn man dann noch bedenkt, dass der Anteil der Muslime an der Bevölkerung bei nur max. 7% liegt, dann erkennt man doch sehr schnell, dass Deutschland noch ganz andere Gefahren drohen.

Quellen: https://www.verfassungsschutz.de/de/arb ... nzial-2017 und https://www.verfassungsschutz.de/de/arb ... nzial-2017
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Quatschki »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:59)

Und du glaubst also, dass die Neue Rechte jetzt nur dafür sorgt, dass der Linksruck nicht noch stärker wird und dass das Pendel wieder mehr in Richtung Mitte ausschlägt und da zum Stehen kommt? Oder wie oder was?
Natürlich.
Außerdem geht es nicht um links oder rechts,
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:28)

Auch die verstärkte Hinwendung zum Nationalen trifft man besonders häufig in der bürgerlichen Mitte an. In letzterem Punkt driftet sie auch gerne mal weiter nach rechts ab.
Gibt es dazu Studien oder Umfragen oder ist das auf deinem Mist gewachsen?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:03)

Ja, das ist schwierig einzuschätzen. Da gebe ich dir recht. Aber auch in diesem Forum hier zählt sich doch ein Großteil der User selbst zur Mitte. Und von diesen Usern wiederum stammt der Großteil aus dem Westen. Auch da erlebe ich oft Schweigen (nicht bei dir), wenn es um rechtsradikales und rechtsextremes Denken und Reden geht.
Das könnte auch am Diskussionsstil in den entsprechenden Strängen liegen. Mir z.B. vergeht jede Lust, wenn mir bei einem kritischen Beitrag zur Flüchtlingspolitik oder Integration
sofort die Nazi- oder Neurechts-Keule um die Ohren gehauen wird.
Deswegen verlasse ich auch jede Demo fast sofort, wenn sie von der AntiFa mit lautstarken Chören aus der Marxistenecke gekapert wird, die zudem noch nicht mal was mit dem Thema der Demo zu tun haben.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Quatschki hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:07)

Natürlich.
Außerdem geht es nicht um links oder rechts,
sondern der Graben verläuft zwischen Globalisierern und Verteidigern nationaler Volkssouveränität
Zu Letzteren gehören in Osteuropa auch linke Parteien
Manche nennen das auch die Kluft zwischen Kommunitarismus und Liberalismus. Ja, ein einfacher Rechts-Links-Konflikt ist das Ganze wirklich nicht. Für mich hört die Freundschaft einfach bei Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf.
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Tom Bombadil
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

"Geradezu sinnbildlich hätten sich am Sonntagnachmittag Rechte und Linke gegenüber gestanden, so Kleditzsch, „und wer nicht da war, das war die Mitte..."

Was soll die "Mitte" auch da? Sich an Straßenschlachten beteiligen und dann am Montag wieder arbeiten gehen, als wäre nichts geschehen? So ein Quark.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von unity in diversity »

Im allgemeinen nehme ich nicht an Grundsatzdebatten teil, weil der Verlauf vorher klar ist.
Ich stelle stattdessen ein Statement in aktuelle Themen ein und beobachte, was dort passiert.
Die Beschwichtiger, Relativierer und Verharmloser aller politischen Richtungen führen den Bewegungskampf, mit unterschwelligen Unterstellungen, persönlichen Angriffen, oder weichen themenfremd aus .
Die schiere Masse der Argumente von Rechtfertigungstheoretikern und Rechtfertigungspraktikern bringt schließlich jede Diskussion zum Stillstand.
Stellungskampf, eine Filterblase gibt der anderen die Schuld, dabei sind die alle besorgte Bürger, einschließlich der Themenstarterin, aus ihrer Position heraus.
Wenn jede Sachlichkeit verloren gegangen ist, sieht man nur noch verschiedenfarbige „Hutbürger“
Grundfarbe grün für giftig, mit er jeweiligen politischen Schraffur.
Gelegentlich kommt Polemik als Füllmasse ins Spiel, dabei weiß jeder, daß man damit am wenigsten bewegt. Na ja, bei soviel Gegensätzlichkeit unter Demokraten, muß man sich nicht wundern, daß Leute unter ihren Steinen vorkriechen, die angeblich keiner gewollt haben will und vor denen man schon immer gewarnt hat.
Zuletzt geändert von unity in diversity am Mi 3. Apr 2019, 17:29, insgesamt 1-mal geändert.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Europa2050 »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 16:53)

Ich sprach von Teilen der Linkspartei. Genauso von Teilen der SPD. Große Teile der SPD sind heute einfach konservativ, um nicht zu sagen erzkonservativ. Trotzdem zählen sich Letztere natürlich selbst ebenfalls zur Mitte. Wichtig ist also zu schauen, ob die Einschätzung, wer zur Mitte gehört, ein Selbstbild oder ein Fremdbild ist.
Du betrachtest die politische Landschaft von deinem, sehr links verorteten, Standpunkt (was mir natürlich in kleinster Weise zusteht, irgendwie zu bewerten). Da sind alle in die gleiche Richtung „falsch“, die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Da passen häufig die gleichen Parolen für Faschisten, Konservative und Liberale - halt unterschiedlich stark.

Einem AfD-ler geht es ähnlich - da gibt es nur linksgrünversifte liberale Teddybärenwerfer. Ob die dann in Wirklichkeit Liberal, Konservativ oder Links sind ist auch schon egal. Die Haudraufparole passt immer.

Ein Hardcoreliberaler wie ich hat es da schon schwerer. Er führt erstmal einen Mehrfrontenkampf gegen rechte-, Linke und religiöse Rechtsstaatsverbieger und dann ist das was Du als Mitte bezeichnest (ich selbst bevorzuge das zweidimensionale Politikschema gegenüber dem rechts-links Denken) auch noch inhomogen - Liberale/Koservative/Grüne/Sozialdemokraten.

Da tut man sich viel schwerer, klare Kante zu zeigen, zudem Du auch auch immer noch Angst haben musst, in Einzelpunkten von der falschen Ecke Beifall zu erhalten.

Deshalb glaube ich mit @Skull, dass streitbare „mittlere“ in der Öffentlichkeit weniger zu finden sind als „rechte“ und „Linke“, im täglichen Leben aber sehr wohl durch Argumente und vor allem Beispiel zur Stärkung desRechtsstaates beitragen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von watisdatdenn? »

Ich sehe keinen Rechtsruck:
Es werden immer noch tausende Flüchtlinge deren Asylanträge abgelehnt wurden geduldet und nicht abgeschoben.

Die wirtschaftlichen Anreize unseres Sozialsystems für Ausländer sind noch deutlich zu hoch (nur Sachleistungen!)

Es benötigt noch einen Rechtsruck, damit dieses Problem endlich mal wirksam angegangen wird!

Danach kann ich eventuell endlich wieder Piraten wählen.
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Vongole
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Vongole »

watisdatdenn? hat geschrieben:(03 Apr 2019, 18:03)

Ich sehe keinen Rechtsruck:
Es werden immer noch tausende Flüchtlinge deren Asylanträge abgelehnt wurden geduldet und nicht abgeschoben.
Die wirtschaftlichen Anreize unseres Sozialsystems für Ausländer sind noch deutlich zu hoch (nur Sachleistungen!)

Es benötigt noch einen Rechtsruck, damit dieses Problem endlich mal wirksam angegangen wird!

Danach kann ich eventuell endlich wieder Piraten wählen.
Die stehen nach dem von Dir gewünschten Rechtsruck sicher nicht mehr zur Verfügung.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Quatschki »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:12)
Für mich hört die Freundschaft einfach bei Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf.
Siehst du, ich war als Kind schon immer auf Seiten der Indianer und nicht auf der der fremden Siedler im Stammesland, selbst wenn jene friedlich waren.
Und ich lehne die Anwendung der oben genannten Kategorien auf solche Konflikte um angestammte Territorien von Völkern einfach ab!
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

Ich sehe die Entwicklung in Deutschland eher folgerichtig. Auch ich würde mir wünschen, wenn die Polarisierung die Menschen nicht aus der Mitte in die Ränder treiben würde, aber große Koalitionen haben nunmal genau diesen Effekt - das wusste man auch vorher.

Was Du beklagst ist, dass im Zuge der Polarisation viele Menschen die von Dir so empfundenen Ekelgrenzen überschreiten. Die Zugewinne für die Grünen zeigen aber, dass dieser Effekt in beide Richtungen geht. Will man ihn aufhalten, dann muss man eben mit der Polarisierung aufhören und sie durch Sachlichkeit und Unaufgeregtheit ersetzen. Die Leute zu "Haltung zeigen" aufzufordern, ist genau das Gegenteil! Die einen machen mit, die anderen marschieren dann mit.

Die Antwort auf Extremismus muss eine Stärkung der Sachlichkeit und Diskussionskultur sein. Es gilt nicht moralisch zu verdammen, sondern argumentativ einzufangen.

Extremismus nährt Extremismus. Es ist sehr traurig das mit anzuschauen, weil ich wirklich gedacht hatte die politische Kompetenz der Menschen in Deutschland wäre weiter.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Bielefeld09 »

Quatschki hat geschrieben:(03 Apr 2019, 18:30)

Siehst du, ich war als Kind schon immer auf Seiten der Indianer und nicht auf der der fremden Siedler im Stammesland, selbst wenn jene friedlich waren.
Und ich lehne die Anwendung der oben genannten Kategorien auf solche Konflikte um angestammte Territorien von Völkern einfach ab!
Na historisch tut sich die angestammte urbane Mitte jedenfalls überall schwer,
es gibt sie nicht!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(03 Apr 2019, 17:28)

Du betrachtest die politische Landschaft von deinem, sehr links verorteten, Standpunkt (was mir natürlich in kleinster Weise zusteht, irgendwie zu bewerten). Da sind alle in die gleiche Richtung „falsch“, die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Da passen häufig die gleichen Parolen für Faschisten, Konservative und Liberale - halt unterschiedlich stark.

Einem AfD-ler geht es ähnlich - da gibt es nur linksgrünversifte liberale Teddybärenwerfer. Ob die dann in Wirklichkeit Liberal, Konservativ oder Links sind ist auch schon egal. Die Haudraufparole passt immer.

Ein Hardcoreliberaler wie ich hat es da schon schwerer. Er führt erstmal einen Mehrfrontenkampf gegen rechte-, Linke und religiöse Rechtsstaatsverbieger und dann ist das was Du als Mitte bezeichnest (ich selbst bevorzuge das zweidimensionale Politikschema gegenüber dem rechts-links Denken) auch noch inhomogen - Liberale/Koservative/Grüne/Sozialdemokraten.

Da tut man sich viel schwerer, klare Kante zu zeigen, zudem Du auch auch immer noch Angst haben musst, in Einzelpunkten von der falschen Ecke Beifall zu erhalten.

Deshalb glaube ich mit @Skull, dass streitbare „mittlere“ in der Öffentlichkeit weniger zu finden sind als „rechte“ und „Linke“, im täglichen Leben aber sehr wohl durch Argumente und vor allem Beispiel zur Stärkung desRechtsstaates beitragen.
Mir gehts nicht um "falsche" oder "richtige" politische Richtung. Mir gehts um das Verhalten der politischen Mitte. Ich nenne sie bürgerliche Mitte. Angesichts des Rechtsruckes, der dir ja ebenfalls sicher nicht entgangen ist, kommt mir das Verhalten vieler Mitte-Leute einfach zu lasch, zu unentschlossen, zu gleichgültig und zu passiv vor. Das hat nichts mit meiner "linken Sicht" zu tun. Der Chefredakteur, den ich zitierte, ist ganz bestimmt kein Linker, aber auch er teilt diesen Eindruck. Darum sollte es hier gehen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 23:20)

Angesichts des Rechtsruckes, der dir ja ebenfalls sicher nicht entgangen ist, kommt mir das Verhalten vieler Mitte-Leute einfach zu lasch, zu unentschlossen, zu gleichgültig und zu passiv vor. Das hat nichts mit meiner "linken Sicht" zu tun.
Selbstverständlich hat das mit deiner Position ganz weit links zu tun, zudem ist für dich der "Rechtsruck" und alles was damit zu tun hat, das alles beherrschende Thema, die Mitte hat aber andere Probleme zu bewältigen als diesem aufgeblasenen Popanz entgegen zu treten.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von MoOderSo »

Vongole hat geschrieben:(03 Apr 2019, 18:10)

Die stehen nach dem von Dir gewünschten Rechtsruck sicher nicht mehr zur Verfügung.
Genau, denn jeder rechts von Mindestlohn, Ehe-für-alle und Open-Borders will eigentlich nur Konzentrationslager bauen. :)
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von unity in diversity »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 23:20)

Mir gehts nicht um "falsche" oder "richtige" politische Richtung. Mir gehts um das Verhalten der politischen Mitte. Ich nenne sie bürgerliche Mitte. Angesichts des Rechtsruckes, der dir ja ebenfalls sicher nicht entgangen ist, kommt mir das Verhalten vieler Mitte-Leute einfach zu lasch, zu unentschlossen, zu gleichgültig und zu passiv vor. Das hat nichts mit meiner "linken Sicht" zu tun. Der Chefredakteur, den ich zitierte, ist ganz bestimmt kein Linker, aber auch er teilt diesen Eindruck. Darum sollte es hier gehen.
Bei der Angleichung der ost/west Lebensverhältnisse wisse die Kanzlerin, wie wichtig gerade kleine Schritte sind:
https://www.tagesschau.de/inland/merkel ... n-103.html
Donnerwetter, nach 30 Jahren.
Wer da nicht grußlos den Raum verließ, gehört dazu oder fürchtet, daß sie ihm ihr uneingeschränktes Vertrauen ausspricht.
Oder man bereitet gerade spontane Willkommensdemos für die geforderte neue Flüchtlingswelle vor:
https://www.n-tv.de/ticker/Taeglich-6-t ... 44797.html
Damit ist klar, welche Wahlergebnisse von Merkel gewollt sind.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von watisdatdenn? »

MoOderSo hat geschrieben:(03 Apr 2019, 23:43)
Genau, denn jeder rechts von Mindestlohn, Ehe-für-alle und Open-Borders will eigentlich nur Konzentrationslager bauen. :)
Ich bin durchaus für Mindestlohn und Ehe-für-alle.

Nur nicht für (komplett) Open-Borders.

Es gibt eine Theorie von Karl Popper, nach der man intolerante Ideologien nicht tolerieren darf (Toleranz Paradoxon).

Eine Grenze ist für mich dich sanfteste intolerante Methode um die intoleranten (stellen sich über das Gesetz. In der Schule meiner Tochter dürfen sich Muslime trotz Schulpflicht für religiöse muslimische Feiertage freinehmen) Muslime aus der Gesellschaft draußen zu halten.
Uffhausen
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 14:38)
Ich selbst finde, dass sich die bürgerliche Mitte zurzeit wie ein Blatt im Wind zu verschiedenen Seiten neigt. Und dass sie sich oft nicht klar genug gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit äußert. Da wird bagatellisiert und abgewiegelt nach dem Motto "so schlimm ist das alles doch gar nicht". Und beim persönlichen Unwort "Nazi" sträuben sich alle Nackenhaare der Mitte-Leute. Je stärker die Neue Rechte mit AfD, Identitären, Burschenschaften und Teilen der Reichsbürger werden, desto kleinlauter wird die bürgerliche Mitte. Das wirkt so, als wolle sie gewappnet sein im Falle eines gravierenden Wechsels politischer Mehrheiten. So kann man dann immer sagen, "ich hab nie was gegen die AfD gesagt. Ich habe nie jemanden Nazi genannt. Ich habe immer Verständnis gezeigt für diese frustrierten Wähler" und dergleichen mehr. Man sichert sich quasi ab für mögliche schlechte Zeiten.

Warum ist das so? Warum ist die Mitte immer schwankend? Hängt das mit den vorwiegend kleinbürgerlichen Wurzeln zusammen? Hat man Angst um das bisschen erworbenen Wohlstand, der einen noch ein wenig abhebt von denen ganz unten? Fragen über Fragen. Eure Meinung würde mich interessieren.
Überlege mal, was es bedeutet, bzw. bedeutend kann, sich der Mitte zu zuordnen:

Man will (vielleicht) nicht Links ODER Rechts sein. Warum ist erstmal wurscht. Wichtiger ist, weil schwerwiegender, dass die Mitte (zu der ich persönlich auch zähle), von Links UND Rechts nicht toleriert und ernst genommen wird - weil sie sich nicht EINDEUTIG positioniert. Problem ist, für Links UND Rechts gibt es nur Links ODER Rechts; beide Lager wollen von dem jeweils anderen nichts wissen. Nicht mal ansatzweise. Und so kam es und kommt es noch immer, dass bspw. ich - je nach dem, wer von einem dieser beiden Lager vor mir steht - immer noch, entweder als "linksgrüner Traumtänzer", oder als "rechtsbraunes Nazischwein", diffamiert werde. Warum - nur weil ich Linkes wie Rechtes Gedankengut nicht undurchdacht bis unkommentiert übernehme; weil ich als "Mittiger" Demokratie noch als das verstehe, was es ist - eine Form von Freiheit; und eben nicht als Zwang wie Links oder als Fluch wie Rechts. Das hat zur Folge, dass ich persönliche Kritik übe - und mit Kritk, egal in welcher Form und in welchem Ausmaß sie tatsächlich ausdrückt, können Linke wie Rechte nicht umgehen - wenn man bei Links oder Rechts akzeptiert werden will, MUSS man deren Geschwätz 1:1 übernehmen. Die kleinste Abweichung führt zu Kategorisierung in das jeweils "feindliche" Lager.

Um mit EUCH klar zukommen, braucht es SELBSTBEWUSSTSEIN - und das hat nicht jeder. Genauso, wie es im Linken wie Rechten Lager Menschen gibt, die diesen nur aus mangelndem Selbstbewusstsein beigetreten sind, weil sie sich u. a. lieber vorgefertigten Gruppenzwängen unterwerfen, anstatt sie sich u. a. eine eigene Meinung bilden, gibt es diese Menschen auch in der Mitte, die sich im Fall des Falles lieber an anderen orientieren, und sich selbst außer Acht lassen. Und das sind dann diese "Fähnlein im Wind". Aktuell würde ich behaupten, hat das Rechte Lager die besseren Chancen auf Übertritt seitens der Mitte - und das größte Problem, bzw. die größte Schuld hierfür erkenne ich im Linken Lager. Weil Links spätestens seit dem Spätsommer 2015 nur noch damit beschäftigt ist, auf Rechts zu reagieren. Wenn von Rechts die Rede ist, ist automatisch auch von Links die Rede (auffälligerweise nie umgekehrt!) - bspw. wenn die Rechten eine Demo veranstalten, veranstalten die Linken eine Gegendemo; wenn Rechts sich öffentlich zu Wort meldet, muss Links das sofort kommentieren = oder anders gesagt: Links läuft Rechts permanent hinterher. Das erweckt den Eindruck, Rechts wäre stärker, schneller, besser als Links. Danach richten sich Mittige bei Bedarf.

Was ich mich schon lange frage, ist: Warum macht Links nicht mal unabhängig von Rechts von sich reden? Bspw. viele Menschen wählten und wählen AfD, weil sie sich u. a. von Links nicht berücksichtigt fühlen; weil Links sich u. a. mehr den Minderheiten hingibt, als den Mehrheiten. Es gibt es in Deutschland immer mehr Menschen, die bspw. aufgrund der stetig steigenden Mietpreise Probleme haben - und wenn Links sich stattdessen lieber bspw. mit religiösen Minderheiten beschäftigt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Wähler abwandern, bspw. zu einer Partei wie der AfD, die ihnen Abhilfe versprechen - selbige aber schuldig bleiben, weil es doch soviel einfacher und bequemer ist, u. a. gegen Ausländer zu hetzen und ihnen die Schuld für alles zu zuschreiben.
Der Kampf gegen Rechts ist aussichtslos und in gewisserweise auch undemokratisch. Wenn es ein Links geben soll, muss auch ein Rechts gestattet sein. In beidseitiger Unabhängigkeit. Und genau an diesen Punkten MUSS Links ansetzen.

Links kann Rechts spielend leicht den Wind aus den Segeln nehmen und dadurch bestimmt auch Teile der Mitte und sogar von Rechts für sich gewinnen - Links müsste nur endlich mal anfangen, den Graben, welcher unsere Gesellschaft spaltet, sinnvoll und gewinnbringend aufzufüllen. Mit Themen, die ALLE Menschen ansprechen, angehen, beschäftigen (und eben nicht ausschließlich zielgruppengerecht linksgerichtete Menschen). Die Menschen haben auch gewisse Erwartungen von Links - sie wollen wissen, dass sich Links ihrer alltäglichen Probleme in der Gegenwart und der Zukunft gewissenhaft annimmt und politisch kompetent damit umzugehen weiß. Wenn dann aber von Links nur so Zeugs kommt wie "Multi-Kulti ist supi-dupi", dann können die Menschen davon ihre Mieten nicht bezahlen, ihre Kinder erfahren deswegen nicht bessere Bildung, öffentliche Gebäude werden davon nicht saniert, die Infrastruktur damit nicht ausgebaut und schon gar nicht werden davon die Renten sicherer oder deswegen der Fachkräftemangel beseitigt.

Es gab Zeiten, in welchen ich, wenn ich wählen müsste, mich sofort und definitiv für Links entschieden hätte. Seitdem Links jedoch - wie schon erwähnt - nur noch Rechts hinterherdackelt, bereitwillig deren versalzene Suppen auslöffelt und nicht eigenes mehr zustande bringt, sich zudem gemäß ihres "Rechten Vorbilds" voll und ganz dem Populismus unterworfen hat und dementsprechend großteils nur noch geistigen Dünnpfiff (bspw. gesetzliche Frauenquoten) vorzuweisen hat und sich damit gleichzeitig der Realität verweigert, würde ich - wenn ich müsste! - doch eher gen Rechts tendieren. Aber ganz bestimmt nicht, weil ich Rechts bin - sondern, weil Dummheit bestraft gehört. Und die Dummen sind die Linken, weil sie Rechts nicht einfach "links liegen lassen"... :rolleyes:
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 23:20)

Mir gehts nicht um "falsche" oder "richtige" politische Richtung. Mir gehts um das Verhalten der politischen Mitte. Ich nenne sie bürgerliche Mitte. Angesichts des Rechtsruckes, der dir ja ebenfalls sicher nicht entgangen ist, kommt mir das Verhalten vieler Mitte-Leute einfach zu lasch, zu unentschlossen, zu gleichgültig und zu passiv vor. Das hat nichts mit meiner "linken Sicht" zu tun. Der Chefredakteur, den ich zitierte, ist ganz bestimmt kein Linker, aber auch er teilt diesen Eindruck. Darum sollte es hier gehen.
Die politisch betrachtete Mitte ist etwas Anderes, als die bürgerliche Mitte.
Erstere lässt sich politikwissenschaftlich schwerlich definieren, Letztere misst sich an der Ausprägung des Status Quo.
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Beitrag von schokoschendrezki »

Vedi hat geschrieben:(03 Apr 2019, 15:24)

Das würde bedeuten, dass Menschen die ursprünglich zur Mitte gehörten, plötzlich eher als Linke gelten.
"Mitte" ist vom Begriffskern her weder eine Fremd- noch eine Selbstzuschreibung. Sondern eigentlich objektiv genau definierbar.

Wir müssen uns hier - ausgehend von der Thread-Benennung - natürlich auchh über den Begriff "bürgerlich" klarwerden. Historisch gesehen siehts ziemlich eindeutig aus: Bürger waren einfach neben Adel, Bauern, Handwerkern, Klerus eine aufstrebende neue Klasse, die rechtlich vom Stadtrecht und handfest durch städtische Burgmauern geschützt waren (deshalb ja auch "Bürger"). Heute in den modernen westlichen Gesellschaften ist ein "Bürger" vor allem ein Mensch mit einer Staatsbürgerschaft und den entsprechenden Rechten. Was soll nun - heute! - "bürgerlich" eigentlich heißen? Vermutlich, dass man sein Selbstbild und auch seine politischen Ansichten zu einem wesentlichen Teil aus dem Bewusstsein dieses Staatsbügerschaftsrechts bezieht.

Ein "Wildschweinbraten bürgerlich" bedeutet, wenn ichs recht verstehe, so etwas wie "nach den üblichen Konventionen zubereitet, ohne komische Neuerungen". Und nun verschränkt sich dieser eigentlich rechtlich genau festgelegte Staatsbürgerschaftsbegriff mit dem Bürgerlichkeitskonzept des Konventionellen. Und wir haben einen Brei aus "Mitte", "Bürgerlichkeit", "Staatsbürger", "Konformismus".

Der Begriff "Verfassungspatriotismus" scheint ziemlich aus der Mode gekommen zu sein. Aber der legt sich eben nicht in Relation auf die Ränder fest sondern auf einen konkret ausformulierten Minimalkonsens. Ich sehe es so, dass es der Gesellschaft gut täte, anstelle der "Mitte" diese "Verfassungskonformität" (wieder) als positiven Wert zu favorisieren.
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Beitrag von schokoschendrezki »

Wenn man die ganze Frage etwas mehr an wirtschaftlichen Gesichtspunkten aufzieht ... Die "bürgerliche Mitte" das ist dann vermutlich das, was man so als Mittelstandsindustrie oder auch als "Hidden Champions" bezeichnet. Also in Deutschland Betriebe im klassischen Maschinenbau, Optik, Feinmechanik. Hersteller von Präzisionswerkzeugen, medizinischen Geräten oder ähnliches ... Ja: Wie verhalten die sich zu politischen Rechtstendenzen? Interessante Frage. Vor allem auch in Bezug auf aktuell immer wieder wegen Rechtsdrift geschmähte Regionen. Sachsen und Thüringen sind gleichzeitig auch klassische Standorte für diese Mittelstandsindustrie. Jena zum Beispiel. Die "Otto Vision", ein kleines, feines, Anfang der 90er von einem meiner Studienkommiliitonen Anfang der 90er als Startup gegründetes Unternehmen für Präsizsionsmessungen und Bildverarbeitung ... mittlerweile weltweit tätig. Wie stehen solche Unternehmen zu NSU oder dem extremen Rechtsrockfestival "Fest der Völker" in Ostthüringen? Aktuell würde ich vermuten, dass sich sämtliche strategischen Überlegungen am Problem des Facharbeiter- und Ingenieurmangels ausrichten. In Ungarn zum Beispiel besteht die Antwort darauif in einer neuerlichen staatlichen Plakataktion zur Familienstärkung. Böse ironisch schon mal als "Mercedes-Stern als neues Mutterkreuz" karikiert. Wie wlll man in Thüringen und Sachsen Spitzentechnologie und Deutschtümelei unter einen Hut bringen?

Die großen Unternehmen, die global Players jedenfalls haben kein Problem damit. Die Deutsche Bank hat keine Probleme auch in neurechten Autokratien wie RUssland, Unternehmen wie Bosch, Siemens, Mercedes oder Audi sind auf Du und Du mit neurechten Autokraten wie Viktor Orbán und seiner Regierung. Die Staatsfonds der arabischen Ölmonarchien sind auf den Finanzmärkten und als Inverstoren die Hidden Champions auch bei uns im Westen. Würde man all die Verantwortlichen in den benannten Bereichen befragen, so würden sie wahrscheinlich antworten: "Rechtsruck? Nicht unser Thema!"
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Do 4. Apr 2019, 09:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

Uffhausen hat geschrieben:(04 Apr 2019, 07:28)
Volle Unterstützung. :thumbup: Dem kann man kaum etwas hinzufügen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Uffhausen hat geschrieben:(04 Apr 2019, 07:28)

Überlege mal, was es bedeutet, bzw. bedeutend kann, sich der Mitte zu zuordnen:

Man will (vielleicht) nicht Links ODER Rechts sein. Warum ist erstmal wurscht. Wichtiger ist, weil schwerwiegender, dass die Mitte (zu der ich persönlich auch zähle), von Links UND Rechts nicht toleriert und ernst genommen wird - weil sie sich nicht EINDEUTIG positioniert. Problem ist, für Links UND Rechts gibt es nur Links ODER Rechts; beide Lager wollen von dem jeweils anderen nichts wissen. Nicht mal ansatzweise. Und so kam es und kommt es noch immer, dass bspw. ich - je nach dem, wer von einem dieser beiden Lager vor mir steht - immer noch, entweder als "linksgrüner Traumtänzer", oder als "rechtsbraunes Nazischwein", diffamiert werde. Warum - nur weil ich Linkes wie Rechtes Gedankengut nicht undurchdacht bis unkommentiert übernehme; weil ich als "Mittiger" Demokratie noch als das verstehe, was es ist - eine Form von Freiheit; und eben nicht als Zwang wie Links oder als Fluch wie Rechts.
Dann bist du aber "Demokrat" und nicht "Mittiger". Es geht schneller als man denkt und "Demokrat" zu sein bedeutet, eher am Rand der Gesellschaft zu stehen als in der Mitte.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Apr 2019, 18:38)

Ich sehe die Entwicklung in Deutschland eher folgerichtig. Auch ich würde mir wünschen, wenn die Polarisierung die Menschen nicht aus der Mitte in die Ränder treiben würde, aber große Koalitionen haben nunmal genau diesen Effekt - das wusste man auch vorher.

Was Du beklagst ist, dass im Zuge der Polarisation viele Menschen die von Dir so empfundenen Ekelgrenzen überschreiten. Die Zugewinne für die Grünen zeigen aber, dass dieser Effekt in beide Richtungen geht. Will man ihn aufhalten, dann muss man eben mit der Polarisierung aufhören und sie durch Sachlichkeit und Unaufgeregtheit ersetzen. Die Leute zu "Haltung zeigen" aufzufordern, ist genau das Gegenteil! Die einen machen mit, die anderen marschieren dann mit.

Die Antwort auf Extremismus muss eine Stärkung der Sachlichkeit und Diskussionskultur sein. Es gilt nicht moralisch zu verdammen, sondern argumentativ einzufangen.

Extremismus nährt Extremismus. Es ist sehr traurig das mit anzuschauen, weil ich wirklich gedacht hatte die politische Kompetenz der Menschen in Deutschland wäre weiter.

Volle Zustimmung. Bis jetzt ist auch meine Erfahrung, dass ich als Rechter verdammt werde und das ausschließlich aus dem Grund, weil ich nicht mit dem Mainstream jubele. Das war noch nie mein Ding. Ich sehe die Sache differenzierter und nicht jeder Kritiker am Vorgehen der Bundesregierung in der Flüchtlingskrise ist gleich ein Nazi. Des Weitern verdamme ich nicht jeden AfD-Wähler gleich als Nazi oder als Dummkopf. Wir haben ein Wahrecht und die Wahlentscheidung bleibt jedem Bürger persönlich überlassen. Das muss eine Demokratie abkönnen. 12,5 % sind keine überwältigende Mehrheit sondern eine geringe Minderheit und man sollte die Kirche im Dorf lassen. Nazis sind in der Regel recht einfach zu entlarven aber bis jetzt habe ich noch keine Talk-Show oder Runde im Bundestag gesehen, der dies nachhaltig gelungen wäre.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von sünnerklaas »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Apr 2019, 18:38)

Die Antwort auf Extremismus muss eine Stärkung der Sachlichkeit und Diskussionskultur sein. Es gilt nicht moralisch zu verdammen, sondern argumentativ einzufangen.
Da ist bei vielen der Zug - auch unabhängig vom Thema - inzwischen abgefahren. Es gilt darum, prinzipientreu zu sein, seinen Standpunkt einzuhalten und ggf. bis aufs Blut zu verteidigen. Das Wort des Verrats macht wieder die Runde. Das Ehrenwort taucht wieder auf.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

sünnerklaas hat geschrieben:(04 Apr 2019, 10:11)

Da ist bei vielen der Zug - auch unabhängig vom Thema - inzwischen abgefahren. Es gilt darum, prinzipientreu zu sein, seinen Standpunkt einzuhalten und ggf. bis aufs Blut zu verteidigen. Das Wort des Verrats macht wieder die Runde. Das Ehrenwort taucht wieder auf.
Oh ja, Als Faktum erst mal nicht weiter von Bedeutung. Als Symptom umso mehr. Das geht viel viel tiefer an die Substanz der Veränderungen, die in der Welt grad stattfinden. Orbán/Soros, Erdogan/Gülen, die Rachefeldzüge innerhalb der ukrainischen Milliardärsoligarchie, USA/Trump sowieso ... die Reihe lässt sich fortsetzen. Alte, weiße. heterosexuelle, chauvinistische, krankhaft narzistische Männerclubs beherrschen zunehemend auch große und mächtige Staatsgebilde. Nicht nur weil sie so sind wie sie sind sondern weil sie von Massen darum verehrt und vergöttert werden. Hundert Jahre Bauhaus, "Neue Sachlichkeit" 2019. Die meisten werden mit dem Begriff Bauhaus zunächst mal eine Baumarktkette verbinden. Die Zeit der "Neuen Sachlichkeit" ist vorüber. Handwerklich gute Produkte? Preiswerte Wohnanlagen auch für Arbeiter? Licht, Luft, Kindergärten? Nix da. Die "heilige Schlacht auf dem Amselfeld" oder auch der "Schandvertrag von Trianon" stehen auf dem Programm.
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Selina
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Weil hier immer wieder gefragt wird, was denn eigentlich die "bürgerliche Mitte" sein soll, kann ich einen Pressetext anbieten, der neben einer Definition auch gleich die Probleme dieser Mitte mitliefert. Der Text stammt aus dem konservativen Bayernkurier und erklärt teilweise ziemlich gut (mit einigen Einschränkungen wegen kitschig-rosaroter und unkritischer Umschreibungen, was diese bürgerliche Mitte angeblich charakterisieren soll, siehe unten), was ich mit "bürgerlicher Mitte" in meinem Themen-Anriss meine. Hier mal ein Auszug:

Sorge um die bürgerliche Mitte

Die etablierten Parteien verloren nicht nur Nationalkonservative und Protestwähler an die AfD, sondern auch große Teile der „Bürgerlichen Mitte“, praktisch das Rückgrat der Gesellschaft. CDU und CSU verloren rund 15 Prozentpunkte in diesem Milieu.

Die etablierten Parteien haben bei der Bundestagswahl laut einer Studie nicht nur bei den Konservativen Wähler verloren, sondern auch massiv in der bürgerlichen Mitte. Demnach haben 40 Prozent der Wahlberechtigten dieser Gruppe ihre Stimme gar nicht abgegeben oder die AfD gewählt. CDU/CSU verloren in dieser Gesellschaftsgruppe bei der Wahl vor gut zwei Wochen 15 Prozentpunkte, während die AfD um den gleichen Wert zulegte.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. „Die etablierten Parteien verlieren in der bürgerlichen Mitte deutlich an Terrain. Der Kampf um die Mitte hat sich massiv verschärft“, erklärte der Autor der Studie, Robert Vehrkamp. Die „Bürgerliche Mitte“ in Deutschland als soziologisch definierte Gruppe umfasste 2015 laut dem „Sinus“-Institut für Markt- und Sozial-Forschung rund 9,8 Millionen Menschen oder 13,9 Prozent der Bevölkerung Deutschlands über 14 Jahren. Damit ist diese Gruppe neben den „Hedonisten“ und den „Traditionellen“ eine der stärksten unter den zehn von „Sinus“ definierten soziologischen Gruppen.

Bürgerliche Mitte: Leistungsorientiert, gesetzestreu, fleißig

Die „Sinus“-Definition der „Bürgerlichen Mitte“ lautet: „Der leistungs‐ und anpassungsbereite bürgerliche Mainstream: generelle Bejahung der gesellschaftlichen Ordnung; Wunsch nach beruflicher und sozialer Etablierung, nach gesicherten und harmonischen Verhältnissen.“ Mit anderen Worten: Die bürgerliche Mitte ist – neben wenigen anderen Gruppen – praktisch das Rückgrat der Gesellschaft: diejenigen, die sich freiwillig an Gesetze halten und durch fleißige Arbeit gesellschaftlich aufsteigen wollen. Die „Bürgerliche Mitte“ gehört sozial gesehen der mittleren und unteren Mittelschicht an und unterscheidet sich vor allem dadurch von den „Etablierten Konservativen“ (obere Mittel- und Oberschicht) und den „Traditionellen“ (Unterschicht), mit denen sie ansonsten die Werte wie Leistungsbereitschaft und Orientierung am Lebensstandard teilen. Diese drei Gruppen sind auch traditionelle Stammwähler von CDU und CSU.


https://www.bayernkurier.de/inland/2906 ... che-mitte/

Auch das ist interessant in diesem Zusammenhang; darauf beruft sich ja auch der Bayernkurier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Sinus-Milieus

Was mich aber speziell beschäftigt, ist die Frage (ich spitze einmal zu): Kann man sich auf die bürgerliche Mitte verlassen, falls es zu einem neuen Faschismus käme bzw. erste Anzeichen dafür zu sehen sind? Wird diese bürgerliche Mitte in der Lage sein, temporäre Bündnisse mit anderen politischen Kräften einzugehen, um die Demokratie zu schützen? Oder ist die Aversion gegenüber anderen gesellschaftlichen Kräften so groß, so dass sich die bürgerliche Mitte eher zurückziehen und passiv bleiben wird? Damit ist beileibe nicht gemeint, dass irgendjemand seine politische Heimat aufgeben soll. Nein, denn auch dabei gilt immer: Jeder, wie er mag. Das ist doch klar. Hier gehts also nicht darum, zum Beispiel irgendjemanden für die Linke zu gewinnen. Nein, hier geht es darum, ob auf die bürgerliche Mitte Verlass ist im Falle der Fälle. Oder wird sie wieder umkippen wie zum Ende der Weimarer Republik, womit sie dazu beitrug, den Hitlerschergen den Weg zu bereiten?
Zuletzt geändert von Selina am Do 4. Apr 2019, 11:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tomaner »

Wolverine hat geschrieben:(04 Apr 2019, 10:00)

Volle Zustimmung. Bis jetzt ist auch meine Erfahrung, dass ich als Rechter verdammt werde und das ausschließlich aus dem Grund, weil ich nicht mit dem Mainstream jubele. Das war noch nie mein Ding. Ich sehe die Sache differenzierter und nicht jeder Kritiker am Vorgehen der Bundesregierung in der Flüchtlingskrise ist gleich ein Nazi. Des Weitern verdamme ich nicht jeden AfD-Wähler gleich als Nazi oder als Dummkopf. Wir haben ein Wahrecht und die Wahlentscheidung bleibt jedem Bürger persönlich überlassen. Das muss eine Demokratie abkönnen. 12,5 % sind keine überwältigende Mehrheit sondern eine geringe Minderheit und man sollte die Kirche im Dorf lassen. Nazis sind in der Regel recht einfach zu entlarven aber bis jetzt habe ich noch keine Talk-Show oder Runde im Bundestag gesehen, der dies nachhaltig gelungen wäre.
Es ist vollkommener Quatsch, wenn du behauptest du würdest als Rechter verdammt, weil du nicht mit Mainstream jubelst. Der wirkliche Grund für Widersprüche ist, du vertrittst schlicht nicht die wirklichen Interessen der breiten Mehrheit von abhängig Beschäftigten. Es ist nun mal ersichtlich, arbeitet man in einem Betrieb oder Unternehmen, wer etwas für die Beschäftigten tut und wer nicht. Ob es leicht ist Nazis zu entlarven möchte ich mal dahin gestellt lassen. Allerdings, wenn es so leicht wäre, ich habe hier noch niemals etwas gelesen, dass Rechte selbst den Unterschied zwischen ihrer rechten Ideologie und der der Nazis genau beschreiben. Das Problem ist doch, Nazis wollen ja an die Macht oder das Sagen haben, springen doch auf jedes Trittbrett auf, auch in sozialen Fragen. Auch versuchen sie sich als die Mitte der Gesellschaft darzustellen. So demonstrierten Nazis auch schon bei uns, gegen Kapitalismus und geben sich damit selbst ein sozialen oder oberflächlich betrachten linken Touch. Erst bei genaueren hinschauen stellt man fest, Nazis verstehen unter Kapitalismsus etwas vollkommen anderes, also eine jüdische Verschwörung von USA ausgehend und nicht die wirklichen Interesssensunterschiede zwischen Beschäftigten und Arbeitgeberinteressen.

Wobei wir dann auch beim Thema wären. Welche Interessen für Arbeitnehmer als Rechter willst du genau besser vertreten, als beispielsweise eine Gewerkschaft, oder ist es gar nicht dein Anspruch, weil du auf der anderen Seite stehst? Auf Seite der Intressen von Großverdiener, Millionäre und Milliardäre, was dein legitimes Recht ist?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Selina hat geschrieben:(04 Apr 2019, 11:14)

……….

Was mich aber speziell beschäftigt, ist die Frage (ich spitze einmal zu): Kann man sich auf die bürgerliche Mitte verlassen, falls es zu einem neuen Faschismus käme bzw. erste Anzeichen dafür zu sehen sind? Wird diese bürgerliche Mitte in der Lage sein, temporäre Bündnisse mit anderen politischen Kräften einzugehen, um die Demokratie zu schützen? Oder ist die Aversion gegenüber anderen gesellschaftlichen Kräften so groß, so dass sich die bürgerliche Mitte eher zurückziehen und passiv bleiben wird? Damit ist beileibe nicht gemeint, dass irgendjemand seine politische Heimat aufgeben soll. Nein, denn auch dabei gilt immer: Jeder, wie er mag. Das ist doch klar. Hier gehts also nicht darum, zum Beispiel irgendjemanden für die Linke zu gewinnen. Nein, hier geht es darum, ob auf die bürgerliche Mitte Verlass ist im Falle der Fälle. Oder wird sie wieder umkippen wie zum Ende der Weimarer Republik, womit sie dazu beitrug, den Hitlerschergen den Weg zu bereiten?
Ich kann Dir versichern, dass auch die "Bürgerliche Mitte" nicht zulassen wird, dass Faschisten noch einmal an die Macht kommen. Da bin ich mir absolut sicher. Faschismus bedeutet Untergang, nichts als Untergang. Das lehrt uns die Vergangenheit und ich gehe davon aus, dass es den Menschen in Deutschland bewusst ist.

Mal abgesehen davon, dass die deutsche Verfassung eine feindliche Übernahme nicht zulassen würde.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Apr 2019, 10:55)

Alte, weiße. heterosexuelle, chauvinistische, krankhaft narzistische Männerclubs beherrschen zunehemend auch große und mächtige Staatsgebilde.
Russland hast du wahrscheinlich nur zufällig vergessen ;)

Apropos:
Nach der Theorie der Identitätspolitik müssen immer zwei völlig unterschiedliche Kategorien miteinander vermengt werden. Es reicht also nicht, über 45, hellhäutig und männlich zu sein, man muss, um ein alter weißer Mann zu sein, auch noch eine bestimmte Weltanschauung haben. Diese wird dann wie folgt definiert: Jemand ist aufgrund von Alter, Hautfarbe und Geschlecht privilegiert, leugnet aber diese Privilegien. Leider führt diese Volte endgültig ins Nirwana identitätspolitischer Disputationen. Denn nach dieser Logik wäre zum Beispiel eine junge Frau, die aufgrund von Aussehen, Bildung und sozialem Stand privilegierter ist als zum Beispiel ein alter kranker Mann und die sich dennoch als Opfer sieht, verblüffenderweise ein alter weißer Mann.
https://www.cicero.de/kultur/alter-weis ... identitaet
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Tomaner hat geschrieben:(04 Apr 2019, 11:30)

Es ist vollkommener Quatsch, wenn du behauptest du würdest als Rechter verdammt, weil du nicht mit Mainstream jubelst.....?
Der Nachweis findet sich hier im AfD-Strang. Ich vertrete eine eigene Meinung zur Asylpolitik der BR und der darauf folgenden Politik im Gesamten und dafür wurde ich mehrfach als Rechter bezeichnet, sogar als Unterstützer, als Verharmloser und was weiß ich. Als ich Nachweise dafür forderte war dann Sendepause. Da kam nichts mehr, weil es nichts gibt, was man mir vorwerfen könnte, außer einer eigenen Meinung. Es gab auch ausreichend Artikel darüber, dass es solche Verhältnisse in Deutschland gibt.

Nur mal Kretschmar als Beispiel.

https://www.morgenpost.de/kultur/tv/art ... erden.html

So schnell ist man in der rechten Ecke und dafür war Kretschmar nie bekannt...…….
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Selina hat geschrieben:(04 Apr 2019, 11:14)

Wird diese bürgerliche Mitte in der Lage sein,
temporäre Bündnisse mit anderen politischen Kräften einzugehen, um die Demokratie zu schützen?

Oder ist die Aversion gegenüber anderen gesellschaftlichen Kräften so groß,
so dass sich die bürgerliche Mitte eher zurückziehen und passiv bleiben wird?
Ich kann ja nur für mich sprechen.

Ich gehe keine „Bündnisse“ ein. Noch weniger mit den äusseren Rändern der politischen Seiten.
Weder mit Rechts, noch mit Links. Ich stimme natürlich Dingen zu oder lehne sie ab,
Nicht Prinzipiell und nicht aus „Gegnerschaft“, sondern aufgrund von Argumenten und meiner eigenen Meinung.

Und ich bin nicht passiv. Ich muß nur nicht, laut „schreien“, Randale machen oder andere diffamieren.
Wie schon in vorherigen Beiträgen genannt, die direkte Kommunikation und handeln im eigenen Umfeld,
bewirkt mehr...als lautes Auftreten und vermeintliche „Aktivität“.

Gruppen und Rudelbildung...grenzt meist aus. Führt selten zu Lösungen.

mfg
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wolverine »

Skull hat geschrieben:(04 Apr 2019, 11:46)

Ich kann ja nur für mich sprechen.

Ich gehe keine „Bündnisse“ ein. Noch weniger mit den äusseren Rändern der politischen Seiten.
Weder mit Rechts, noch mit Links. Ich stimme natürlich Dingen zu oder lehne sie ab,
Nicht Prinzipiell und nicht aus „Gegnerschaft“, sondern aufgrund von Argumenten und meiner eigenen Meinung.

Und ich bin nicht passiv. Ich muß nur nicht, laut „schreien“, Randale machen oder andere diffamieren.
Wie schon in vorherigen Beiträgen genannt, die direkte Kommunikation und handeln im eigenen Umfeld,
bewirkt mehr...als lautes Auftreten und vermeintliche „Aktivität“.

Gruppen und Rudelbildung...grenzt meist aus. Führt selten zu Lösungen.

mfg
Dieser Betrachtungsweise kann ich mich vollinhaltlich anschließen. :D
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
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Tomaner
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tomaner »

Wolverine hat geschrieben:(04 Apr 2019, 11:43)

Der Nachweis findet sich hier im AfD-Strang. Ich vertrete eine eigene Meinung zur Asylpolitik der BR und der darauf folgenden Politik im Gesamten und dafür wurde ich mehrfach als Rechter bezeichnet, sogar als Unterstützer, als Verharmloser und was weiß ich. Als ich Nachweise dafür forderte war dann Sendepause. Da kam nichts mehr, weil es nichts gibt, was man mir vorwerfen könnte, außer einer eigenen Meinung. Es gab auch ausreichend Artikel darüber, dass es solche Verhältnisse in Deutschland gibt.

Nur mal Kretschmar als Beispiel.

https://www.morgenpost.de/kultur/tv/art ... erden.html

So schnell ist man in der rechten Ecke und dafür war Kretschmar nie bekannt...…….
Das Beispiel passt überhaupt nicht. Denn ich wüßte nicht, wer alles Kretschmar in die rechte Ecke stellen wollte? Auch ich habe damals seine Aussagen live mitbekommen und mir war es niemals im Sinn gekommen, dies zu tun. Es war doch so, die Rechten selbst, vor allem die AfD wollte ihn für sich vereinnahmen.
Der Unterschied ist ja wohl auch, man kennt von Kretschmar seine insgesamte Einstellung und nicht nur eine isolierte Aussage. Zum Unterschied mit dir, könnte man also mit Kretschmar auch über Interessen von Arbeitnehmern usw. reden und diskutieren und er würde klar Aussagen dazu machen. Wenn man dich aber betrachtet hast du klare Positionen zu Flüchtlingen und Asylpolitik, fragt man dich aber genauer, wie ich, zu welche Interessen du zu Arbeitnehmer stehst, kommt nur rumgeeiere.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Alpha Centauri »

Wolverine hat geschrieben:(04 Apr 2019, 11:31)

Ich kann Dir versichern, dass auch die "Bürgerliche Mitte" nicht zulassen wird, dass Faschisten noch einmal an die Macht kommen. Da bin ich mir absolut sicher. Faschismus bedeutet Untergang, nichts als Untergang. Das lehrt uns die Vergangenheit und ich gehe davon aus, dass es den Menschen in Deutschland bewusst ist.

Mal abgesehen davon, dass die deutsche Verfassung eine feindliche Übernahme nicht zulassen würde.
Da wäre ich mir nicht zu hundert Prozent sicher aber so leichtes Spiel wie 1932/33 haben die rechten politischen Kräfte nicht ( deshalb deren illegale Umsturz Phantasie mit dem Mittel der Gewaltausübung zumindest was den radikal militanten Teil der rechten Szene betrifft) zumal die AFD auch zum Teil die Grünen erst groß gemacht hat als eine Art Gegenbewegung zur AFD was man auch anhand der Wählerschaft der jeweiligen Parteien gut sieht
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Skull hat geschrieben:(04 Apr 2019, 11:46)

Ich kann ja nur für mich sprechen.

Ich gehe keine „Bündnisse“ ein. Noch weniger mit den äusseren Rändern der politischen Seiten.
Weder mit Rechts, noch mit Links. Ich stimme natürlich Dingen zu oder lehne sie ab,
Nicht Prinzipiell und nicht aus „Gegnerschaft“, sondern aufgrund von Argumenten und meiner eigenen Meinung.

Und ich bin nicht passiv. Ich muß nur nicht, laut „schreien“, Randale machen oder andere diffamieren.
Wie schon in vorherigen Beiträgen genannt, die direkte Kommunikation und handeln im eigenen Umfeld,
bewirkt mehr...als lautes Auftreten und vermeintliche „Aktivität“.

Gruppen und Rudelbildung...grenzt meist aus. Führt selten zu Lösungen.

mfg
Das ist doch alles ok. Aber es geht nicht um irgendwelche Bündnisse, sondern um temporäre, zeitweilige und zweckbestimmte Bündnisse, die man hinterher wieder auflöst, wenn das eine zeitweilige gemeinsame und gesellschaftlich wichtige Ziel (trotz aller politischen Unterschiede) erreicht ist. Es gibt eigentlich einen Konsens unter Demokraten, eine Art gentlemen's agreement: Nämlich alles zu tun, dass Nationalismus, nationaler Fanatismus, Rassismus und sich breit machender Hass auf Minderheiten und deren Ausgrenzung verhindert werden. Sollte dieser demokratische und ethische Grundkonsens aber massiv bedroht sein, dann sind solche temporären, also zeitweiligen, vorübergehenden überparteilichen und demokratischen Bündnisse durchaus vonnöten. Man ordnet quasi politische Differenzen diesem einen Ziel zeitweilig unter. Danach macht wieder jeder seins. Nur darum gehts.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skull »

Selina hat geschrieben:(04 Apr 2019, 12:24)

Das ist doch alles ok. Aber es geht nicht um irgendwelche Bündnisse, sondern um temporäre,
zeitweilige und zweckbestimmte Bündnisse, die man hinterher wieder auflöst
Ich kann keine (auch temporären) „Bündnisse“ mit Menschen oder Gruppen eingehen, die

- gegen andere Menschen und Gruppen hetzen
- Gewalt als Mittel (von Auseinandersetzungen) sehen
- Enteignungen favourisieren
- temporäre Bündniss und Zustimmung zu undemokratischen Regierungen eingehen
- freie und individuelle Lebensentfaltung einschränken möchten
- Allmachtsphantasien und noch mehr Macht dem Staat übertragen wollen
- Rechtsstaatlichkeit einschränken möchten

Das funktioniert mit mir...nicht. :)

mfg
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