Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

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Selina
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(02 May 2019, 00:35)

Was soll dann bitte deine Durchschnitts-Defintion - DAS IST SCHUBLADENDENKEN!


Grenzen gibt's bei mir auch. Aber halt nicht nur.

Ich habe so einige Leute in meinem Umfeld, mit denen ich z. B. nicht über Politik diskutieren kann, aber deswegen habe ich diese Menschen noch nicht aufgegeben oder erkläre sich leichtfertig zu meinen Gegnern oder Feinden. Bspw. eine politische Meinung ist ja schließlich nicht alles, was einen Menschen ausmacht. Dich sehe ich trotz unserer Meinungs-Differenzen hier auch nicht als Gegnerin oder Feindin; also zähle mich bitte nicht zu den Usern, denen du unterstellst, sie würden sich nur an dir "abarbeiten" wollen.


Klar. Aber was ist bspw. "menschenfeindlich"?

"Menschenfeindlich" sind in meinen Augen alle, die andere Menschen aus nichtigen Gründen ablehnen. Das betrifft für mich Leute, die bspw. alle Flüchtlinge gemeinhin als Sozialschmarotzer abstempeln, genauso wie Leute, die alle AfD-Wähler gemeinhin als Nazis verunglimpfen.

"Menschenfeindlich" ist im Grunde nichts anderes, als die Kommode, zu der u. a. die "rechtsbraune Nazi"- und die "linksgrüne Traumtänzer"-Schubladen gehören.


Ich gehe auch mit offenen Augen durchs Leben und höre genau hin - aber noch dazu unterhalte ich auch mit den Leuten in erster Linie ohne Vorbehalte = und komme höchstwahrscheinlich deshalb zu einem völlig anderem Ergebnis, wie du. Aber niemals würde ich diesbezüglich von mir behaupten "Ich weiß es genau". Über dafür benötigte Arroganz, Selbstüberschätzung und Eigenlob verfüge ich nicht.
Dieses "ich weiß es genau" bezog sich auf Dinge und Situationen, die ich mit eigenen Augen gesehen hab. Da müsste man schon sehr kurzsichtig sein, um diese Art von Schulterschluss nicht zu sehen. Und was das Reden mit Menschen anbelangt, das habe ich in meinem Leben (ich glaube, ich bin doppelt so alt wie du) mehr als genug getan und tue es auch weiterhin. Vor allem haben wir da immer viel Spaß dabei... beim Miteinander-Reden. Dieser ganze bräunliche Zirkus entbehrt nämlich mitunter nicht einer gewissen Komik.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Domingo »

Misterfritz hat geschrieben:(01 May 2019, 22:26)

Ich würde mal behaupten, die durchschnittliche Mitte hat heute allenfalls eine Fahrradtour oder einen Spaziergang gemacht, bevor sie gegrillt haben. Meist mit Familie, ab und an noch mit Freunden. Die durchschnittliche Mitte wirst Du also kaum auf einer Demo gesehen haben, weder auf einer linken noch auf einer rechten.
Die Leute, die Du getroffen hast, waren zumindest politisch interessiert bis engagiert - das ist die Masse nicht. Und in dieser Masse hängt nun mal auch die politische Mitte rum.
Das ist auch nicht schlimm, man kann nicht erwarten, dass die Menschen sich grossartig für Politik interessieren oder gar dafür demonstrieren, solange sie sich an Recht und Gesetz halten und keine umstürzlerischen Gedanken verfolgen. Und genau da liegt eigentlich etwas, was man nur findet, wenn die Leute sich eher weniger Sorgen machen über die Welt, in der sie leben. Das scheint in Deutschland nicht so schlecht zu sein.
Das heisst nicht, dass man alles gut finden muss oder nichts verbesserungswürdig wäre.
Wenn ich mal dran erinnern darf: Gestern war Tag der Arbeit. Die Leute sind auf die Straße gegangen für Arbeitnehmerrechte. Sollte gerade die bürgerliche Mitte interessieren! Engagiert haben sich auf Demo und Maifest wie jedes Jahr Lunkspartei, SPD, Grüne, Gewerkschaften, Naturfreunde, Umweltschützer, Schwulenverbände! Alles eher links Angesiedelte! Erfreulich war auch wie jedes Jahr: Sehr viele junge Leuge waren dabei. Aber auch denen war schon optisch anzusehen das sie eher aus der alternativen Szene kommen. Die bürgerliche Mitte ist lieber Fahrrad gefahren! Schade eigentlich!
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Domingo hat geschrieben:(02 May 2019, 06:41)

Wenn ich mal dran erinnern darf: Gestern war Tag der Arbeit. Die Leute sind auf die Straße gegangen für Arbeitnehmerrechte. Sollte gerade die bürgerliche Mitte interessieren! Engagiert haben sich auf Demo und Maifest wie jedes Jahr Lunkspartei, SPD, Grüne, Gewerkschaften, Naturfreunde, Umweltschützer, Schwulenverbände! Alles eher links Angesiedelte! Erfreulich war auch wie jedes Jahr: Sehr viele junge Leuge waren dabei. Aber auch denen war schon optisch anzusehen das sie eher aus der alternativen Szene kommen. Die bürgerliche Mitte ist lieber Fahrrad gefahren! Schade eigentlich!
Die bürgerliche Mitte auf dem Land im Süden war beim Fest des Maibaumaufstellens, ebenfalls mit Beteiligung vieler junger Leute.
Die haben den sonnigen Tag im Kreise von Familie und Freunden genossen, statt sich den seit Jahrzehnten bekannten Parolen von Flugsünder Bsirske&co und Grünen Weltuntergangspredigern, oder dem inzwischen ebenso hinlänglich bekannten rechtspopulistischen Geschwätz einer Höcke&co Truppe auszusetzen, sowie eventuell später erfolgenden gewaltsamen Ausschreitungen.

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

Uffhausen hat geschrieben:(01 May 2019, 23:25)

Das linke Wehrverhalten gegen rechts ist definitiv nicht uneigennützig zu verstehen. Würde es nur darum gehen, einfach nur nicht rechts zu wählen, wäre das insgesamte Theater ja vergleichsweise harmlos. Aber es geht tatsächlich vielmehr darum, nicht nur nicht rechts zu wählen, sondern stattdessen links. Klarer Fall von Entweder/Oder. Das Ekelhafte daran ist, dass die Rechten mit derselben Taktik auf Stimmenfang gehen. Das ist es, was bzgl. Links bei mir Widerstand auslöst. Eben die unbestreitbaren Parallelen zu Rechts.
So ist es, mit der suggerierten Verantwortung, sich als bürgerliche Mitte gefälligst offenkundig streitbar gegen den Rechtsruck zu positionieren, geht die Verpflichtung, dies gefälligst im solidarischen Zusammenschluss mit linken Randgruppierungen zu tun, einher. Das Spiel ist allerdings so durchschaubar, dass sich die bürgerliche Mitte verweigert. Was ihr wiederum vom linken Rand als rechtspopulistisch affin angeheftet wird.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben:(01 May 2019, 22:26)
Ich würde mal behaupten, die durchschnittliche Mitte hat heute allenfalls eine Fahrradtour oder einen Spaziergang gemacht, bevor sie gegrillt haben. Meist mit Familie, ab und an noch mit Freunden. Die durchschnittliche Mitte wirst Du also kaum auf einer Demo gesehen haben, weder auf einer linken noch auf einer rechten.
Die Leute, die Du getroffen hast, waren zumindest politisch interessiert bis engagiert - das ist die Masse nicht. Und in dieser Masse hängt nun mal auch die politische Mitte rum.
Ich habe wirklich keinen Kontaktmangel mit irgendeiner bürgerlichen Mitte. Ich höre allerdings auch genau hin, was bei einer Grillparty so nach einigen Glas Bier geredet wird. Nein. Es geht nicht um Pläne für irgendeine Gewalt-Aktion. Es geht dabei häufig um den ganz alltäglichen beschissenen erbärmlichen Alltagsrassismus. Der sich in "gebildeten" Kreisen auch schon mal darin äußert, dass man "Rassismus" und "Rechtsruck" geographisch zu Osteuropa zuordnet und nicht zu den demokratiefeindlichen politischen Kräften in Osteuropa. So sei er nunmal, der "Osteuropäer". Das ist natürlich nicht rechts oder rassistisch sondern ganz bürgerlich demokratisch ... Oder? Da schließt sich der Maurer auf der Baustelle, der "Albaner nicht leiden kann" (letztens gehört) mit den "Gebildeten" zusammen, die am liebsten den Eisernen Vorhang wieder errichten würden.

Ein Problem in diesem Thread besteht darin, dass nicht klar ist, ob das Problem der "bürgerlichen Mitte" im Verhältnis zu einem Rechtsruck auf Deutschland bezogen sein oder in größerem Maßstab verhandelt werden soll. Die Sorge vor einem neuen nationalistischen Fiasko in Europa leitet sich für mich in erster Linie aus der Erfahrung der Jugoslawien-Kriege ab. Auch wenn ich nicht direkt vor Ort war. Ich wüsste nicht, warum eine historische Aufarbeitung dieser Kriege weniger angebracht sein soll als die Aufarbeitung der beiden Weltkriege. Die rein zahlenmäßig unterschiedlichen Bedeutsamkeiten sind jedenfalls kein Grund. Es zeigt sich dabei auf jeden Fall eines: Menschen, die über Jahrzehnte hinweg zumindest äußerlich friedlich nebeneinander lebten und sehr wohl so etwas wie eine bürgerliche Mitte bildeten, teils befreundet und verschwägert waren, gehen mit Messern und Gewehren aufeinander los und glauben, es nicht miteinander aushalten zu können. Da ich das eben nicht auf irgendeine Kulturprägung, geographische Herkunft, Ethnie oder gar Rasse schiebe ... kommt für mich als Schlussfolgerung nur in Betracht, dass diese "bürgerliche Mittigkeit" auch in Deutschland nur ein dünner, provisorischer Film ist, unter dem die Wölfischkeit des Menschen jederzeit wieder hervorbrechen kann. Für die bürgerliche Mitte in Deutschland und Mitteleuropa sind die Schrecknisse des 20. Jahrhunderts inzwischen so etwas wie die vagen Erinnerungen an einen Alptraum irgendwann um 10 Uhr vormittags nach einem guten Frühstück: Was hast du da schreckliches geträumt? Und inzwischen weiß man wieder: Gestern, das war Aufklärung, Humboldt, Mozart, Goethe, Kant. Heute, das ist die verfassungspatriotische Bundesrepublik, DGB, Bundesliga, ZDF-Sportstudio. War da was?

Der Rechtsruck in der bürgerlichen Mitte ist gleichzeitig eine entschiedene Abkehr von diesem Rechtsruck. Zumindest in dieser sogenannten "bildungsbürgerlichen" Mitte. In Frankreich läuft im rechten Teil dieser bildungsbürgerlichen Mitte in jüngerer Zeit zum Beispiel eine Renaissance rund um die (ja schon seit Jahrhunderten) überhöhte Figur der Jungfrau von Orleans. Ständig gibt es neue Bücher zum Thema. Und nun mit dem Brexit und einer vermeintlichen historischen Parallele der "Engländer-Vertreibung" nach zig Jahrhunderten nimmt diese nationalistische "Jeanne d'Arc"-Verehrung noch einmal richtig Fahrt auf. Ja, bitte, kneif' mir mal jemand in den Arm. In welchem Jahrhundert leben wir denn? Und gibts da wirklich einen fundamentalen Unterschied zur Trianon-Bewegung in Ungarn oder zu den Amselfeldschlachten-Beschwörern in Serbien? Es gibt in dieser bürgerlichen Mitte sowohl in Frankreich als auch in Ungarn nicht wenige entsetzte Intellektuelle, die um nix in der Welt bei diesen Entwicklungen dabei sein wollen. Und dann schon mal als Panikmacher bezeichnet werden.

Anderes Beispiel aus Deutschland: Voriges Jahr ist es einer Mehrheit der Belegschaft der Uni Greifswald nun doch gelungen, den Namen "Ernst-Moritz Arndt", der ihr 1933 ehrenhalber verliehen wurde und vom DDR-Regime wohlfeil verlängert wurde, abzulegen. Eigentlich gegen ein entsprechendes Referendum. Es gibt den einen Teil der bildungsbürgerlichen Mitte, der unter keinen Umständen bei einer Recherche seiner Publikationen in irgendeinen Zusammenhang mit Joseph Göbbels oder Walter Ulbricht gebracht werden will. Verständlich! Und es gibt den anderen Teil, der auf Vaterlandstradition beharrt und gerade mit Arndt in Verbindung gebracht werden will. Gerade in der juristischen Fakultät in Greifswald sind Personen-Netzwerke über schlagende Verbindungen so relevant, als hätte es 40 Jahre DDR nie gegeben.

Die "bürgerliche Mitte" in Europa arbeitet sich durchaus am Rechtsruck und am Nationalismus ab. Nur natürlich nicht mit einer eindeutigen Tendenz.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(01 May 2019, 15:09)

Allein die Existenz des heutigen deutschen Nationalstaates("Deutschland") oder sonstiger Staaten beweist doch, dass der Nationalismus nicht nur irgendwo "angekommen" ist, sondern die Basis der heutigen politischen Strukturen bildet. Auf Basis dieser Idee der Zugehörigkeit wird dann bspw. das Staatsvolk besteuert.
Nein. Das stimmt einfach nicht. Basis der Steuerpflicht ist nicht die "Idee einer Zugehörigkeit" sondern so etwas wie die Meldepflicht der Bürger. Nüchterner könnte diese Basis der Steuerpflicht gar nicht sein. Es ist die Sache oder Macke jedes Einzelnen, aus Dingen wie Meldepflicht und Steuerveranlagung so etwas wie Zugehörigkeitsgefühl saugen zu wollen.
Was hat zur deutschen Einheit geführt? Das kann ja wohl bloß die Idee einer deutschen Nation, die irgendwie zusammengehört, gewesen sein. Wer gegen Nationalismus und Kollektivismus ist, müsste stattdessen für Seperation, Sezession etc sein, die bis hinunter zum Einzelmenschen reicht.
Wer für Separation bis hinunter zum Einzelnen ist, ist nicht gegen Nationalismus sondern ein Dummkopf. Dass Dinge wie Besteuerung, Gesundheitswesen, Bildung usw. weder straßenweise noch europaweit am besten regelbar sind sondern in sinnvollen territorialen Einheiten irgendwo dazwischen, die sich praktischerweise an den historischen Einheiten und vor allem auch wenigstens ungefähr an den Sprachräumen ausrichten, ist vor allem eine Sache praktischer, rationaler Vernunft.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 00:30)
"Durchschnittliche Linke" marschierten schon mal nicht Schulter an Schulter mit Höcke, Bachmann, Pro Chemnitz und rechtsextremen Hooligans durch Chemnitz. Und das werden sie auch künftig nicht tun. Und die "durchschnittlichen Mitte-Leute", die ich bei der Mai-Feier traf, waren keine AfD-Freunde. Ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil: Denen ist es ziemlich peinlich, wie sich einige "besorgte Bürger", die sich selbst dummerweise auch "Mitte" nennen, benehmen... im Schulterschluss mit Herrn Höcke. Es gibt halt sone und sone unter den Durchschnittlich-Mittigen :D
Selina, Du hast das ja richtig erkannt. Ich frage mich allerdings ob Dir ein Zacken aus der Krone bricht, wenn Du nun einfach mal eingestehst, dass es etwas anderes ist davon zu reden, dass "manche Mitte-Leute", ggf. auch "mache durchschnittliche Mitte-Leute" etwas anderes bedeutet wie "durchschnittliche Mitte-Leute" ganz allgemein (so wie Du es eben ursprünglich eingesetzt hast).

Ist Dir wirklich nicht klar worum es bei dieser begrifflichen Unterscheidung geht, oder möchtest Du das einfach nicht eingestehen? Sorry, aber es ist doch offensichtlich ein Unterschied zu scheiben "durchschnittliche Linke sind Mörder" oder "es gibt auch durchschnittliche Linke die Mörder sind".

Für mich ist das Thema damit durch. Ich sehe es nicht als mein Problem an wenn Du durch sprachliche Ungenauigkeiten - ob bewußt oder unbewußt eingesetzt - hier hitzige Diskussionen um nichts auslöst.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(02 May 2019, 08:40)

So ist es, mit der suggerierten Verantwortung, sich als bürgerliche Mitte gefälligst offenkundig streitbar gegen den Rechtsruck zu positionieren, geht die Verpflichtung, dies gefälligst im solidarischen Zusammenschluss mit linken Randgruppierungen zu tun, einher. Das Spiel ist allerdings so durchschaubar, dass sich die bürgerliche Mitte verweigert. Was ihr wiederum vom linken Rand als rechtspopulistisch affin angeheftet wird.
Man müsste das anhand der Reaktion auf offensichtliche und symptomatische Beispiele für Rechtsruckungen genau untersuchen.

Eins der bekanntesten Beispiele dürfte die "Denkmal-der-Schande"-Äußerung von AfD-Rechtsaußen Höcke sein. Als Reaktion darauf stellte die linke Gruppierung "Zentrum für politische Schönheit" eine Nachbildung des Holocaust-Mahnmals als Provokation direkt neben Höckes Wohnhaus. Zumindest der Linken-MP Thüringens Ramelow, dessen Regierung für den Fall verantwortlich ist, stellte sich unmissverständlich dagegen. DIe Privatsphäre habe auch bei politisch berechtigtem Protest aus rechtsstaatlichen Gründen tabu zu sein. Der ZPS-Chef darf sich nach Gerichtsbeschluss dem Höcke-Haus nicht mehr nähern. Ramelow hat nicht dazu aufgerufen, sich an der Kunstaktion zu beteiligen.

Was soll ich daraus schlussfolgern? Dass Thüringens Linken-Politiker selbst zum eben nur linken Rand der bürgerlichen Mitte zählen? Andererseits war es ein ganz normales bürgerliches Landgericht aus Köln, das diesen Holocaust-Denkmalsnachbau als zulässig im Rahmen der Kunstfreiheit ansah.

Das Problem ist einfach zu relevant, um es nur für ein Links-Rechts-Palaver zu nutzen. Politisch seriöse Analysen versuchen, es in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext und einen politischen Entwicklungstrend einzuordnen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(02 May 2019, 09:15)

Selina, Du hast das ja richtig erkannt. Ich frage mich allerdings ob Dir ein Zacken aus der Krone bricht, wenn Du nun einfach mal eingestehst, dass es etwas anderes ist davon zu reden, dass "manche Mitte-Leute", ggf. auch "mache durchschnittliche Mitte-Leute" etwas anderes bedeutet wie "durchschnittliche Mitte-Leute" ganz allgemein (so wie Du es eben ursprünglich eingesetzt hast).

Ist Dir wirklich nicht klar worum es bei dieser begrifflichen Unterscheidung geht, oder möchtest Du das einfach nicht eingestehen? Sorry, aber es ist doch offensichtlich ein Unterschied zu scheiben "durchschnittliche Linke sind Mörder" oder "es gibt auch durchschnittliche Linke die Mörder sind".

Für mich ist das Thema damit durch. Ich sehe es nicht als mein Problem an wenn Du durch sprachliche Ungenauigkeiten - ob bewußt oder unbewußt eingesetzt - hier hitzige Diskussionen um nichts auslöst.
Sorry, aber ich weiß echt nicht, was dein Problem ist. Zu Missverständnissen gehören immer mehrere Seiten. Ich hab mindestens an fünf Stellen gesagt, dass ich selbstverständlich nicht die gesamte "durchschnittliche bürgerlicher Mitte" meine, sondern solche Höcke-Bachmann-Kohlmann-Schulterschluss-Leute, die nicht müde werden zu betonen, sie seien nicht rechtsradikal und schon gar nicht rechtsextrem, sondern eher "der Mitte zugehörig" und die dennoch wie selbstverständlich mit diesen Leuten Schulter an Schulter durch die Gegend laufen. Und ja, dieses ständige Gerede von "nicht integrierbar", "Asylantenflut", "unkontrollierte Masseneinwanderung" und "Überfremdung" das kommt zuweilen auch aus dieser "durchschnittlichen Mitte". Auf der anderen Seite treffe ich oft auch "durchschnittliche Mitte-Leute", die nie auf die Idee kommen würden, sich auch nur ansatzweise rassistisch oder fremdenfeindlich zu äußern. Das ist halt alles sehr differenziert und widersprüchlich, was in dieser Mitte so abläuft.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 May 2019, 08:48)

Ich habe wirklich keinen Kontaktmangel mit irgendeiner bürgerlichen Mitte. Ich höre allerdings auch genau hin, was bei einer Grillparty so nach einigen Glas Bier geredet wird. Nein. Es geht nicht um Pläne für irgendeine Gewalt-Aktion. Es geht dabei häufig um den ganz alltäglichen beschissenen erbärmlichen Alltagsrassismus. Der sich in "gebildeten" Kreisen auch schon mal darin äußert, dass man "Rassismus" und "Rechtsruck" geographisch zu Osteuropa zuordnet und nicht zu den demokratiefeindlichen politischen Kräften in Osteuropa. So sei er nunmal, der "Osteuropäer". Das ist natürlich nicht rechts oder rassistisch sondern ganz bürgerlich demokratisch ... Oder? Da schließt sich der Maurer auf der Baustelle, der "Albaner nicht leiden kann" (letztens gehört) mit den "Gebildeten" zusammen, die am liebsten den Eisernen Vorhang wieder errichten würden.

Ein Problem in diesem Thread besteht darin, dass nicht klar ist, ob das Problem der "bürgerlichen Mitte" im Verhältnis zu einem Rechtsruck auf Deutschland bezogen sein oder in größerem Maßstab verhandelt werden soll. Die Sorge vor einem neuen nationalistischen Fiasko in Europa leitet sich für mich in erster Linie aus der Erfahrung der Jugoslawien-Kriege ab. Auch wenn ich nicht direkt vor Ort war. Ich wüsste nicht, warum eine historische Aufarbeitung dieser Kriege weniger angebracht sein soll als die Aufarbeitung der beiden Weltkriege. Die rein zahlenmäßig unterschiedlichen Bedeutsamkeiten sind jedenfalls kein Grund. Es zeigt sich dabei auf jeden Fall eines: Menschen, die über Jahrzehnte hinweg zumindest äußerlich friedlich nebeneinander lebten und sehr wohl so etwas wie eine bürgerliche Mitte bildeten, teils befreundet und verschwägert waren, gehen mit Messern und Gewehren aufeinander los und glauben, es nicht miteinander aushalten zu können. Da ich das eben nicht auf irgendeine Kulturprägung, geographische Herkunft, Ethnie oder gar Rasse schiebe ... kommt für mich als Schlussfolgerung nur in Betracht, dass diese "bürgerliche Mittigkeit" auch in Deutschland nur ein dünner, provisorischer Film ist, unter dem die Wölfischkeit des Menschen jederzeit wieder hervorbrechen kann. Für die bürgerliche Mitte in Deutschland und Mitteleuropa sind die Schrecknisse des 20. Jahrhunderts inzwischen so etwas wie die vagen Erinnerungen an einen Alptraum irgendwann um 10 Uhr vormittags nach einem guten Frühstück: Was hast du da schreckliches geträumt? Und inzwischen weiß man wieder: Gestern, das war Aufklärung, Humboldt, Mozart, Goethe, Kant. Heute, das ist die verfassungspatriotische Bundesrepublik, DGB, Bundesliga, ZDF-Sportstudio. War da was?

Der Rechtsruck in der bürgerlichen Mitte ist gleichzeitig eine entschiedene Abkehr von diesem Rechtsruck. Zumindest in dieser sogenannten "bildungsbürgerlichen" Mitte. In Frankreich läuft im rechten Teil dieser bildungsbürgerlichen Mitte in jüngerer Zeit zum Beispiel eine Renaissance rund um die (ja schon seit Jahrhunderten) überhöhte Figur der Jungfrau von Orleans. Ständig gibt es neue Bücher zum Thema. Und nun mit dem Brexit und einer vermeintlichen historischen Parallele der "Engländer-Vertreibung" nach zig Jahrhunderten nimmt diese nationalistische "Jeanne d'Arc"-Verehrung noch einmal richtig Fahrt auf. Ja, bitte, kneif' mir mal jemand in den Arm. In welchem Jahrhundert leben wir denn? Und gibts da wirklich einen fundamentalen Unterschied zur Trianon-Bewegung in Ungarn oder zu den Amselfeldschlachten-Beschwörern in Serbien? Es gibt in dieser bürgerlichen Mitte sowohl in Frankreich als auch in Ungarn nicht wenige entsetzte Intellektuelle, die um nix in der Welt bei diesen Entwicklungen dabei sein wollen. Und dann schon mal als Panikmacher bezeichnet werden.

Anderes Beispiel aus Deutschland: Voriges Jahr ist es einer Mehrheit der Belegschaft der Uni Greifswald nun doch gelungen, den Namen "Ernst-Moritz Arndt", der ihr 1933 ehrenhalber verliehen wurde und vom DDR-Regime wohlfeil verlängert wurde, abzulegen. Eigentlich gegen ein entsprechendes Referendum. Es gibt den einen Teil der bildungsbürgerlichen Mitte, der unter keinen Umständen bei einer Recherche seiner Publikationen in irgendeinen Zusammenhang mit Joseph Göbbels oder Walter Ulbricht gebracht werden will. Verständlich! Und es gibt den anderen Teil, der auf Vaterlandstradition beharrt und gerade mit Arndt in Verbindung gebracht werden will. Gerade in der juristischen Fakultät in Greifswald sind Personen-Netzwerke über schlagende Verbindungen so relevant, als hätte es 40 Jahre DDR nie gegeben.

Die "bürgerliche Mitte" in Europa arbeitet sich durchaus am Rechtsruck und am Nationalismus ab. Nur natürlich nicht mit einer eindeutigen Tendenz.
Nur ein kleiner Hinweis: Natürlich sollte diese ganze Geschichte über die "bürgerliche Mitte" - und wie sie sich zum Rechtsruck verhält - nicht nur unter nationalem, sondern auch unter internationalem Blickwinkel diskutiert werden. Das hab ich im Thread-Anreißer (siehe Link) auch so geschrieben. Irgendwo ein bisschen versteckt steht das dort. Warum? Der Rechtsruck vollzieht sich europaweit und auch in Amerika so gravierend und sichtbar, das kann man nicht nur im streng deutschen Rahmen diskutieren, finde ich. Zumal die internationale Vernetzung schon enorm ist. Mich hätte deshalb auch interessiert, was andere User zu deinen, wie ich finde, interessanten "grenzüberschreitenden" Schilderungen sagen.

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 00:57)
Dieses "ich weiß es genau" bezog sich auf Dinge und Situationen, die ich mit eigenen Augen gesehen hab. Da müsste man schon sehr kurzsichtig sein, um diese Art von Schulterschluss nicht zu sehen.
Du weißt lediglich genau diverse selbsterlebte Situationen zu beurteilen - aber deswegen kannst du noch lange nicht von den "durchschnittlichen Mitte-Bürgern" INSGESAMT sprechen! Ich habe in meinem Leben auch schon einige Linke kennengelernt, aber ich würde deswegen niemals leichtfertig und öffentlich über "durchschnittliche Links-Bürger" urteilen.

Ja, vielleicht hast du diese Art von Mitte-Bürgern erlebt, die den Schulterschluss mit Rechts eingehen - ich überhaupt noch nie. Ist meine Meinung, meine Sicht deswegen falsch oder weniger wert als deine? Vielleicht war das bei dir und mir jeweils nur "Zufall" und in einer anderen Situation entpuppt sich unser bisheriges Bild wiederrum anders. Ich fände das interessant, ich habe kein Problem damit, meine Karten neu zu mischen - dir wäre es wahrscheinlich egal - DU hast dein Urteil ja schon längst gefällt.
Dieser ganze bräunliche Zirkus entbehrt nämlich mitunter nicht einer gewissen Komik.
Aha. Dann begegne den Rechten doch mal mit Humor, statt mit Ernst, wenn du sie so lustig findest. :|
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(02 May 2019, 10:51)

Du weißt lediglich genau diverse selbsterlebte Situationen zu beurteilen - aber deswegen kannst du noch lange nicht von den "durchschnittlichen Mitte-Bürgern" INSGESAMT sprechen! Ich habe in meinem Leben auch schon einige Linke kennengelernt, aber ich würde deswegen niemals leichtfertig und öffentlich über "durchschnittliche Links-Bürger" urteilen.

Ja, vielleicht hast du diese Art von Mitte-Bürgern erlebt, die den Schulterschluss mit Rechts eingehen - ich überhaupt noch nie. Ist meine Meinung, meine Sicht deswegen falsch oder weniger wert als deine? Vielleicht war das bei dir und mir jeweils nur "Zufall" und in einer anderen Situation entpuppt sich unser bisheriges Bild wiederrum anders. Ich fände das interessant, ich habe kein Problem damit, meine Karten neu zu mischen - dir wäre es wahrscheinlich egal - DU hast dein Urteil ja schon längst gefällt.


Aha. Dann begegne den Rechten doch mal mit Humor, statt mit Ernst, wenn du sie so lustig findest. :|
Letztmalig: Nein, ich spreche im Zusammenhang mit dem Schulterschluss nicht von allen "durchschnittlichen Mitte-Bürgern". Und nein, ich hab kein Urteil gefällt, sondern lediglich meine Meinung gesagt. Wenn ich hier in meinem Umfeld die große "Urteile-Fällerin" wäre, hätte mich schon längst einer aus dem Fenster geschmissen :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 11:10)

Letztmalig: Nein, ich spreche im Zusammenhang mit dem Schulterschluss nicht von allen "durchschnittlichen Mitte-Bürgern".
Weiter oben hast du geschrieben:

Ich hab mindestens an fünf Stellen gesagt, dass ich selbstverständlich nicht die gesamte "durchschnittliche bürgerlicher Mitte" meine, sondern solche Höcke-Bachmann-Kohlmann-Schulterschluss-Leute,...

Trifft das auf soviele Mitte-Bürger zu, dass du TROTZDEM so selbstverständlich von einem "Durchschnitt" sprechen kannst? Durchschnitt ist im Grunde ein Mittelmaß; es könnte mindestens die Hälfte von etwas sein. Heißt also, deiner Meinung nach könnten mindestens die Hälfte der Mitte-Bürger den rechten Schulterschluß suchen.

Gut, lassen wir das mal so stehen - beschäftigen wir uns doch aus Gründen der Gerechtigkeit mal mit der anderen Mindest-Hälte des Mitte-Durchschnitts - nämlich jenen Bürgern, die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Uffhausen hat geschrieben:(02 May 2019, 11:43)

Weiter oben hast du geschrieben:

Ich hab mindestens an fünf Stellen gesagt, dass ich selbstverständlich nicht die gesamte "durchschnittliche bürgerlicher Mitte" meine, sondern solche Höcke-Bachmann-Kohlmann-Schulterschluss-Leute,...

Trifft das auf soviele Mitte-Bürger zu, dass du TROTZDEM so selbstverständlich von einem "Durchschnitt" sprechen kannst? Durchschnitt ist im Grunde ein Mittelmaß; es könnte mindestens die Hälfte von etwas sein. Heißt also, deiner Meinung nach könnten mindestens die Hälfte der Mitte-Bürger den rechten Schulterschluß suchen.

Gut, lassen wir das mal so stehen - beschäftigen wir uns doch aus Gründen der Gerechtigkeit mal mit der anderen Mindest-Hälte des Mitte-Durchschnitts - nämlich jenen Bürgern, die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?
Erstens: Das Beiwort "durchschnittlich", das ich da verwendet habe und das nun für so viel Aufregung sorgt, hat viele Bedeutungen. Nicht nur mathematische. Hier mal die synonymen Bedeutungen von "durchschnittlich":

Synonyme zu durchschnittlich

mittlere; (umgangssprachlich) im Schnitt
alltäglich, gewöhnlich, normal, ordinär; (bildungssprachlich) banal, medioker, profan, trivial; (umgangssprachlich) mittel[gut];(umgangssprachlich scherzhaft) mittelprächtig; (meist abwertend) mittelmäßig; (Kaufmannssprache) average


https://www.duden.de/rechtschreibung/durchschnittlich

Zweitens: Du fragst, was mit "jenen Bürgern" ist, "die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?" Na selbstverständlich sind diese Mitte-Bürger und ihre Meinung wichtig. An anderer Stelle sagte ich mehrfach, es könnte zum Beispiel bei einem drohenden neuen Faschismus (nur mal rein theoretisch) außerordentlich wichtig für den Erhalt und den Schutz der Demokratie sein, dass die Mitte mit anderen gesellschaftlichen Kräften temporäre Bündnisse bildet, die dann wieder aufgelöst werden, sobald der Anlass der Bündnis-Bildung wieder entfällt.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Uffhausen »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 12:03)

Erstens: Das Beiwort "durchschnittlich", das ich da verwendet habe und das nun für so viel Aufregung sorgt, hat viele Bedeutungen.
Deswegen sorgt es ja auch für soviel Aufregung - weil niemand genau wusste, was du damit meintest. Und es ist immernoch nicht klar, von was genau die Rechter-Schulterschluß-Mitte der Durchschnitt sein soll. Deine persönlichen Erfahrungen mit Mitte-Bürgern ist lediglich für deine persönliche Meinung über dein persönliches Umfeld relevant - aber deswegen kannst du hier noch lange nicht allgemein von "durchschnittlichen Mitte-Bürgern" sprechen. Ich dachte, du lehnst Schubladen-Denken ab. :s

Zweitens: Du fragst, was mit "jenen Bürgern" ist, "die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?" Na selbstverständlich sind diese Mitte-Bürger und ihre Meinung wichtig. An anderer Stelle sagte ich mehrfach, es könnte zum Beispiel bei einem drohenden neuen Faschismus (nur mal rein theoretisch) außerordentlich wichtig für den Erhalt und den Schutz der Demokratie sein, dass die Mitte mit anderen gesellschaftlichen Kräften temporäre Bündnisse bildet, die dann wieder aufgelöst werden, sobald der Anlass der Bündnis-Bildung wieder entfällt.
Wenn du tatkräftige Bündnisse willst, müsste man erst mal nahe an einer gemeinsamen Meinung sein. Und nicht nur bei den Themen AfD, Neue Rechte, Menschenfeindlichkeit usw. Es gibt noch weitaus andere und bedeutendere Faktoren, die unser ALLER Leben bestimmen. Lass' uns doch mal darüber reden. Bzgl. Rechts sind wir ja im Grunde ein- und derselben Meinung, dass wir das nicht wollen und nicht befürworten. Aber Deutschland, Europa und die restliche Welt leidet bekanntlich nicht nur unter dem Erstarken von rechtspolitischen Kräften. Jetzt bist am Zug! Ich muss zur Arbeit.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Teeernte »

Selina hat geschrieben:(02 May 2019, 12:03)

Erstens: Das Beiwort "durchschnittlich", das ich da verwendet habe und das nun für so viel Aufregung sorgt, hat viele Bedeutungen. Nicht nur mathematische. Hier mal die synonymen Bedeutungen von "durchschnittlich":

Synonyme zu durchschnittlich

mittlere; (umgangssprachlich) im Schnitt
alltäglich, gewöhnlich, normal, ordinär; (bildungssprachlich) banal, medioker, profan, trivial; (umgangssprachlich) mittel[gut];(umgangssprachlich scherzhaft) mittelprächtig; (meist abwertend) mittelmäßig; (Kaufmannssprache) average


https://www.duden.de/rechtschreibung/durchschnittlich

Zweitens: Du fragst, was mit "jenen Bürgern" ist, "die DEFINITIV NICHT den Schulterschluß zu Rechts suchen. Was kannst du dazu sagen? Sind diese Mitte-Bürger von Bedeutung? Ist deren Meinung wichtig? Können sie ausschlaggebend sein?" Na selbstverständlich sind diese Mitte-Bürger und ihre Meinung wichtig. An anderer Stelle sagte ich mehrfach, es könnte zum Beispiel bei einem drohenden neuen Faschismus (nur mal rein theoretisch) außerordentlich wichtig für den Erhalt und den Schutz der Demokratie sein, dass die Mitte mit anderen gesellschaftlichen Kräften temporäre Bündnisse bildet, die dann wieder aufgelöst werden, sobald der Anlass der Bündnis-Bildung wieder entfällt.
Die Bürgerliche MITTE regt sich zB darüber auf....>>>

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 May 2019, 09:58)

Man müsste das anhand der Reaktion auf offensichtliche und symptomatische Beispiele für Rechtsruckungen genau untersuchen.

Eins der bekanntesten Beispiele dürfte die "Denkmal-der-Schande"-Äußerung von AfD-Rechtsaußen Höcke sein. Als Reaktion darauf stellte die linke Gruppierung "Zentrum für politische Schönheit" eine Nachbildung des Holocaust-Mahnmals als Provokation direkt neben Höckes Wohnhaus. Zumindest der Linken-MP Thüringens Ramelow, dessen Regierung für den Fall verantwortlich ist, stellte sich unmissverständlich dagegen. DIe Privatsphäre habe auch bei politisch berechtigtem Protest aus rechtsstaatlichen Gründen tabu zu sein. Der ZPS-Chef darf sich nach Gerichtsbeschluss dem Höcke-Haus nicht mehr nähern. Ramelow hat nicht dazu aufgerufen, sich an der Kunstaktion zu beteiligen.

Was soll ich daraus schlussfolgern? Dass Thüringens Linken-Politiker selbst zum eben nur linken Rand der bürgerlichen Mitte zählen? Andererseits war es ein ganz normales bürgerliches Landgericht aus Köln, das diesen Holocaust-Denkmalsnachbau als zulässig im Rahmen der Kunstfreiheit ansah.

Das Problem ist einfach zu relevant, um es nur für ein Links-Rechts-Palaver zu nutzen. Politisch seriöse Analysen versuchen, es in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext und einen politischen Entwicklungstrend einzuordnen.
Was soll man daraus schlussfolgern?
Vielleicht, dass weder Ramelow, noch das Landgericht exemplarisch für die sog. bürgerliche Mitte stehen?

Ich behaupte jetzt mal einfach, die bürgerliche Mitte hat den Vorfall zur Kenntnis genommen und wahlweise jeweils zustimmend genickt, oder jeweils den Kopf geschüttelt, oder ist die Achseln zuckend zum nächsten Thema über gegangen. Mich darauf berufene, dass keine verlässlichen Daten existieren, wie die Melange der bürgerlichen Mitte in % auf die oben geschilderten Vorgänge reagiert hat.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Domingo »

JJazzGold hat geschrieben:(02 May 2019, 08:40)

So ist es, mit der suggerierten Verantwortung, sich als bürgerliche Mitte gefälligst offenkundig streitbar gegen den Rechtsruck zu positionieren, geht die Verpflichtung, dies gefälligst im solidarischen Zusammenschluss mit linken Randgruppierungen zu tun, einher. Das Spiel ist allerdings so durchschaubar, dass sich die bürgerliche Mitte verweigert. Was ihr wiederum vom linken Rand als rechtspopulistisch affin angeheftet wird.
Die bürgerliche Mitte verweigert sich nicht bei uns. Sie geht Hand in Hand mit den Linken! Woanders geht die bürgerliche Mitte Hand in Hand mit den Rechten! So verschieden ist das halt!
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Die bürgerliche Mitte geht weder Hand in Hand mit Links- noch mit Rechtsradikalen, würde sie das tun, wäre sie ja nicht die Mitte, sondern links oder rechts. Logik, über die du vllt. zweimal denken musst :p
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Domingo »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 May 2019, 19:29)

Die bürgerliche Mitte geht weder Hand in Hand mit Links- noch mit Rechtsradikalen, würde sie das tun, wäre sie ja nicht die Mitte, sondern links oder rechts. Logik, über die du vllt. zweimal denken musst :p
Wenn ich Hand in Hand mit einem Schwarzen gehe werde ich nicht selbst schwarz. Auch nicht, wenn ich zweimal in den Spiegel sehe. :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

TT'sche Logik :cool:
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

Domingo hat geschrieben:(01 May 2019, 20:02)

Du ignorierst das 9000 gewaltbereiten Linksextremen 12700 gewaltbereite rechtsextremisten entgegen stehen! Macht aber nichts. Ich helfe gerne!
Und du ignorierst das "Personenpotenzial islamistischer Terrorismus/​Islamismus": mindestens 25.810 und das ohne IS-Fans. Und wenn man dann noch bedenkt, dass der Anteil der Muslime an der Bevölkerung bei gerade mal 7% liegt, dann erkennt man doch sehr schnell, dass Deutschland noch ganz andere Gefahren drohen.
Quellen: https://www.verfassungsschutz.de/de/arb ... nzial-2017 und https://www.verfassungsschutz.de/de/arb ... nzial-2017[/quote]
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Munster »

Was zur Hölle für ein Rechtsruck!?!?! In einem Land in dem Asylbewerber mit Teddybären beworfen werden, soll es einen Rechtsruck geben?
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Teeernte »

Munster hat geschrieben:(03 May 2019, 01:26)

Was zur Hölle für ein Rechtsruck!?!?! In einem Land in dem Asylbewerber mit Teddybären beworfen werden, soll es einen Rechtsruck geben?
Wenn man vom Linken Kurs abkommt......und NUR NOCH die SPD Unterorganisation die Enteignung der Industrie/Immobilienbesitzer fordert ..... die CDU da nicht mitmacht ist dass schon ein RECHTS-Ruck...

Aber Rot Rot Grün macht dass schon... :D :D :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(02 May 2019, 14:22)

Was soll man daraus schlussfolgern?
Vielleicht, dass weder Ramelow, noch das Landgericht exemplarisch für die sog. bürgerliche Mitte stehen?

Ich behaupte jetzt mal einfach, die bürgerliche Mitte hat den Vorfall zur Kenntnis genommen und wahlweise jeweils zustimmend genickt, oder jeweils den Kopf geschüttelt, oder ist die Achseln zuckend zum nächsten Thema über gegangen. Mich darauf berufene, dass keine verlässlichen Daten existieren, wie die Melange der bürgerlichen Mitte in % auf die oben geschilderten Vorgänge reagiert hat.
Vielleicht existieren ja sogar einigermaßen verlässliche statistische Daten über die politische Stimmungslage der Bevölkerung in Abhängigkeit von Merkmalen, die eine Zuordnung zu irgendeiner "Mitte" rechtfertigen könnten ... in unserer nach Statistiken und Umfragen vernarrten Welt würde es mich nicht wundern. In diesem Thread hier werden vorwiegend Einzel-Symptome für die eine oder andere Ansicht aus persönlicher Perspektive geschildert. Die können solche Mitte-Thesen in der Regel weder verifizieren noch falsifizieren.

Ich ziehe mich einmal auf einen ganz anderen Standpunkt zurück: Die Bundesrepublik ist bekanntlich eine repräsentative Demokratie. Es hat also eine gewisse Berechtigung, von den Verhältnissen im Bundestag auf das gesamtgesellschaftliche Klima zu schließen.

Fakt ist eins: Mit dem Einzug der AfD in den Bundestag hat sich das Debattenklima verschoben. Dabei geht es gar nicht um einzelne spekulative provokante und in den Medien stark reflektierte Äußerungen von AfD-Abgeordneten sondern darum, und das wird von Parlamentariern der "Linken" bis zu denen der CSU immer wieder bestätigt, dass es ein verändertes Hintergrundrauschen gibt: Ein ständiges provokantes Lachen, Saalverlassen, Ausrufe, Buhrufe ... die gab es zwar schon vorher, aber nicht annähernd in diesem Ausmaß. Ich will es mal so formulieren: Da macht sich im "Hohen Haus" der bürgerliche Grillabend Anfang Mai nach ein paar Flaschen Bier breit. Mit all seinen rechtspopulistischen Phrasen und Parolen. Das Programm lautet: "Wir werden sie jagen" (Gauland). Und da gibt es - völlig unabhängig von der Programmatik und nur bezogen auf die Debattenkultur - eine deutliche Asymmetrie zwischen Vertretern linker und rechter Parteien.

Die Hetzparolen kommen in aller Regel vom sogenannten "Flügel". Es gibt aber in der AfD auch einen Mitte-Flügel:
Alternative Politik für die bürgerliche Mitte

Herzlich willkommen auf der Webseite der Bundesarbeitsgruppe „Alternative Mitte Deutschland“. Wir sind die Mitte. Freiheitlich-patriotisch, bürgerlich-konservativ.
Die Partei AfD in ihrer faktischen Existenz und gesellschaftlichen Relevanz ist der offensichtliche Beweis für eine Klammerung, eine Brücke zwischen den Höcke-Leuten und der sogenannten "bürgerlichen Mitte".

Meine eigene bürgerliche Mittigkeit ist unter anderem von dem Ideal einer kultivierten Debatte geprägt. Auch wenn es zum Glück noch sehr unwahrscheinlich ist, aber inzwischen kann man wohl eine Parlamentsprügelei wie es sie in jüngerer Zeit etwa in Kiew oder Ankara gab, nicht mehr ganz ausschließen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

"schokoschendrezki"

Vielleicht existieren ja sogar einigermaßen verlässliche statistische Daten über die politische Stimmungslage der Bevölkerung in Abhängigkeit von Merkmalen, die eine Zuordnung zu irgendeiner "Mitte" rechtfertigen könnten ... in unserer nach Statistiken und Umfragen vernarrten Welt würde es mich nicht wundern.
Das würde ich auch nicht ausschließen, aber dementsprechend zu recherchieren überlasse ich der Thread Erstellerin.
In diesem Thread hier werden vorwiegend Einzel-Symptome für die eine oder andere Ansicht aus persönlicher Perspektive geschildert. Die können solche Mitte-Thesen in der Regel weder verifizieren noch falsifizieren.
Richtig, beruhend darauf, dass uns keine verlässlichen Daten zur politischen Zusammensetzung der bürgerlichen Mitte vorliegen.

Ich ziehe mich einmal auf einen ganz anderen Standpunkt zurück: Die Bundesrepublik ist bekanntlich eine repräsentative Demokratie. Es hat also eine gewisse Berechtigung, von den Verhältnissen im Bundestag auf das gesamtgesellschaftliche Klima zu schließen.
Darauf können wir uns gerne einigen. Da in den Wahlergebnissen pro Partei jeweils ein Anteil bürgerliche Mitte vertreten ist, legen wir in Ermangelung anderer Daten diese zugrunde. Woraus sich ergibt, dass das Verhalten der bürgerlichen Mitte zum Rechtsruck nur zu einem geringen Teil positiv ausfällt, wenn ich, gemäß meiner Annahme, dass sich Selina mit Rechtsruck ausschließlich auf die AfD und nicht auf angestrebt wieder erstarkende konservative Werte (AKK) bezieht, das Wahlergebnis betrachte.

Fakt ist eins: Mit dem Einzug der AfD in den Bundestag hat sich das Debattenklima verschoben. Dabei geht es gar nicht um einzelne spekulative provokante und in den Medien stark reflektierte Äußerungen von AfD-Abgeordneten sondern darum, und das wird von Parlamentariern der "Linken" bis zu denen der CSU immer wieder bestätigt, dass es ein verändertes Hintergrundrauschen gibt: Ein ständiges provokantes Lachen, Saalverlassen, Ausrufe, Buhrufe ... die gab es zwar schon vorher, aber nicht annähernd in diesem Ausmaß. Ich will es mal so formulieren: Da macht sich im "Hohen Haus" der bürgerliche Grillabend Anfang Mai nach ein paar Flaschen Bier breit. Mit all seinen rechtspopulistischen Phrasen und Parolen. Das Programm lautet: "Wir werden sie jagen" (Gauland). Und da gibt es - völlig unabhängig von der Programmatik und nur bezogen auf die Debattenkultur - eine deutliche Asymmetrie zwischen Vertretern linker und rechter Parteien.

Die Hetzparolen kommen in aller Regel vom sogenannten "Flügel". Es gibt aber in der AfD auch einen Mitte-Flügel:
Alternative Politik für die bürgerliche Mitte

“Herzlich willkommen auf der Webseite der Bundesarbeitsgruppe „Alternative Mitte Deutschland“. Wir sind die Mitte. Freiheitlich-patriotisch, bürgerlich-konservativ.“


Die Partei AfD in ihrer faktischen Existenz und gesellschaftlichen Relevanz ist der offensichtliche Beweis für eine Klammerung, eine Brücke zwischen den Höcke-Leuten und der sogenannten "bürgerlichen Mitte".

Meine eigene bürgerliche Mittigkeit ist unter anderem von dem Ideal einer kultivierten Debatte geprägt. Auch wenn es zum Glück noch sehr unwahrscheinlich ist, aber inzwischen kann man wohl eine Parlamentsprügelei wie es sie in jüngerer Zeit etwa in Kiew oder Ankara gab, nicht mehr ganz ausschließen.

Solch Alten wie mir sind die rabiaten, ritualisierten Auseinandersetzungen, explizit zwischen Strauß und Wehner, Schmidt und Kohl noch gut im Gedächtnis. Dagegen sind die heutigen Auseinandersetzungen weichgespült. ;)
Insofern gehe ich nicht davon aus, dass wir Parlamentsprügeleien zu erwarten haben. Wozu die zahlreichen Aufforderungen, der AfD mit Fakten, Fakten und nochmal Fakten zu begegnen, ihren Teil beitragen. Was zwar auch meiner Vorstellung entspricht, aber die bürgerliche Mitte weit weniger mitfiebern vom Hocker reißen dürfte, als die deftigen Auseinandersetzungen damaliger Zeit. Was nicht zuletzt auch daran liegt, dass sich die bürgerliche Mitte anders verhält. Konnte damals mit deftiger Wortwahl Emotion generiert werden, zugunsten oder zum Nachteil des jeweiligen Partei, gehe ich davon aus, dass sich die Mehrheit der bürgerlichen Mitte eher pikiert abwendet, während nur noch Restbestände in den AfD Bundestagsprovokationen des “das wird man doch wohl sagen dürfen“, ein ähnliches, emotional begeisterndes Muster analog zu o.e. Auseinandersetzungen vermuten.

Weshalb auch die AfD “bürgerliche Mitte“, deren Ausdrucksweise sich deutlich von der Vaterpartei unterscheidet, von Anhängern oder Ablehnern der AfD wenig bis gar nicht zur Kenntnis genommen wird. Zumal sie zudem noch den Anschein erweckt, nicht erfolgreich parteiintern zu agieren.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 May 2019, 19:29)

Die bürgerliche Mitte geht weder Hand in Hand mit Links- noch mit Rechtsradikalen, würde sie das tun, wäre sie ja nicht die Mitte, sondern links oder rechts. Logik, über die du vllt. zweimal denken musst :p
Selbstdefinition durch Abgrenzung. Wenn genau ein Mensch "Hand in Hand" mit genau zwei anderen Menschen geht, befindet er sich zwangsläufig in der Mitte und die beiden anderen am linken und rechten Rand. Logik zweiter Ordnung?
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Fr 3. Mai 2019, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(03 May 2019, 10:27)
Solch Alten wie mir sind die rabiaten, ritualisierten Auseinandersetzungen, explizit zwischen Strauß und Wehner, Schmidt und Kohl noch gut im Gedächtnis. Dagegen sind die heutigen Auseinandersetzungen weichgespült. ;)
Das sehe ich ganz anders. (Und ich kenne die berühmten Strauß-Wehner-Auseinandersetzungen auch noch). Es geht gar nicht um Rabiatheit oder polemische Zugespitztheit. Die möge uns hoffentlich erhalten bleiben! Sondern um das koordinierte, kollektive Bloßstellen einer Parlamentsdebatte überhaupt. Wehner polemisierte gegen Strauß und Strauß gegen Wehner. Schärfer als man es heute tut. Aber keiner von beiden gegen den Parlamentarismus selbst. Es gibt ja die seltsamsten Statistiken. Zum Beispiel eine darüber, wie oft eine Fraktion im Bundestag für eine andere Fraktion klatscht und wie oft für Redner der eigenen Fraktion. Die FDP bringt es fertig, sogar noch ein wenig mehr für Redner anderer Fraktionen zu applaudieren als für die der eigenen Fraktion. Die Afd ...? https://projekte.sueddeutsche.de/artike ... g-e362724/
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

Zurück noch einmal auf die europäische Ebene. Viktor Orbán und Matteo Salvini, das kann man wohl mit Fug und Recht sagen, stehen ganz und gar für das, was man die "europäische bürgerliche Mitte" nennen kann. Und beide haben sich in jüngerer Vergangenheit mehrfach gegenseitig als politische Vorbilder bezeichnet. Es geht gegen angebliche Bedrohungen des bürgerlichen Lebens von außen, gegen Mafia, Korruption, den "Süden" auf der einen, den "Osten" auf der anderen Seite. Gegen Einwanderer und "Zigeunerkriminalität". Da wo die Fidesz den Bürgermeister stellt (also auf dem Land fast überall) sind die Bürgersteige sauber, niemand klaut Fahrräder, die Kirchen sind renoviert und drinnen hängt die Nationalflagge. Die beiden haben sich vor einigen Tagen in Budapest getroffen. Hier der Innenminister eines der EU-Gründungsmitglieder und eines der nach wie vor wirtschaftsstärksten EU-Staaten. Dort der Premier des nach wie vor bzw. gerade auch heute wirtschaftlichen Musterknaben Ostmitteleuropas. Es geht um das Projekt einer neuen europäischen Rechts-Außen-Allianz. Noch ist Orbáns Fidesz - wenn auch suspendiertes - Mitglied der bürgerlich-konservativen EVP-Parteienfamilie. Aber man spürt bei den Bildern des Staatsempfangs in Budapest regelrecht körperlich, wie diese Flamme der europäischen bürgerlichen Mittigkeit rur rechten Seite hinüberzüngelt ...
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 May 2019, 13:51)

Das sehe ich ganz anders. (Und ich kenne die berühmten Strauß-Wehner-Auseinandersetzungen auch noch). Es geht gar nicht um Rabiatheit oder polemische Zugespitztheit. Die möge uns hoffentlich erhalten bleiben! Sondern um das koordinierte, kollektive Bloßstellen einer Parlamentsdebatte überhaupt. Wehner polemisierte gegen Strauß und Strauß gegen Wehner. Schärfer als man es heute tut. Aber keiner von beiden gegen den Parlamentarismus selbst. Es gibt ja die seltsamsten Statistiken. Zum Beispiel eine darüber, wie oft eine Fraktion im Bundestag für eine andere Fraktion klatscht und wie oft für Redner der eigenen Fraktion. Die FDP bringt es fertig, sogar noch ein wenig mehr für Redner anderer Fraktionen zu applaudieren als für die der eigenen Fraktion. Die Afd ...? https://projekte.sueddeutsche.de/artike ... g-e362724/
Interessant, es war mir unbekannt, dass es bezogen auf ausserfraktionellen Applaus eine Statistik gibt. :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Trifels »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 May 2019, 14:08)

Zurück noch einmal auf die europäische Ebene. Viktor Orbán und Matteo Salvini, das kann man wohl mit Fug und Recht sagen, stehen ganz und gar für das, was man die "europäische bürgerliche Mitte" nennen kann. Und beide haben sich in jüngerer Vergangenheit mehrfach gegenseitig als politische Vorbilder bezeichnet. Es geht gegen angebliche Bedrohungen des bürgerlichen Lebens von außen, gegen Mafia, Korruption, den "Süden" auf der einen, den "Osten" auf der anderen Seite. Gegen Einwanderer und "Zigeunerkriminalität". Da wo die Fidesz den Bürgermeister stellt (also auf dem Land fast überall) sind die Bürgersteige sauber, niemand klaut Fahrräder, die Kirchen sind renoviert und drinnen hängt die Nationalflagge. Die beiden haben sich vor einigen Tagen in Budapest getroffen. Hier der Innenminister eines der EU-Gründungsmitglieder und eines der nach wie vor wirtschaftsstärksten EU-Staaten. Dort der Premier des nach wie vor bzw. gerade auch heute wirtschaftlichen Musterknaben Ostmitteleuropas. Es geht um das Projekt einer neuen europäischen Rechts-Außen-Allianz. Noch ist Orbáns Fidesz - wenn auch suspendiertes - Mitglied der bürgerlich-konservativen EVP-Parteienfamilie. Aber man spürt bei den Bildern des Staatsempfangs in Budapest regelrecht körperlich, wie diese Flamme der europäischen bürgerlichen Mittigkeit rur rechten Seite hinüberzüngelt ...

Info 1 :
s. o.
Da wo die Fidesz den Bürgermeister stellt (also auf dem Land fast überall) sind die Bürgersteige sauber, niemand klaut Fahrräder, die Kirchen sind renoviert und drinnen hängt die Nationalflagge.

Info 2 :
s. woanders:



https://books.google.de/books?id=2TTmnI ... &q&f=false

(https://www.uni-goettingen.de/de/49992.html)

Noch Fragen ?

....aber nicht an die bürgerliche Mitte sicherlich.
Denkanstoß. Gesicherte Quelle/Info -> take it or leave it.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 May 2019, 14:08)

Zurück noch einmal auf die europäische Ebene. Viktor Orbán und Matteo Salvini, das kann man wohl mit Fug und Recht sagen, stehen ganz und gar für das, was man die "europäische bürgerliche Mitte" nennen kann. Und beide haben sich in jüngerer Vergangenheit mehrfach gegenseitig als politische Vorbilder bezeichnet. Es geht gegen angebliche Bedrohungen des bürgerlichen Lebens von außen, gegen Mafia, Korruption, den "Süden" auf der einen, den "Osten" auf der anderen Seite. Gegen Einwanderer und "Zigeunerkriminalität". Da wo die Fidesz den Bürgermeister stellt (also auf dem Land fast überall) sind die Bürgersteige sauber, niemand klaut Fahrräder, die Kirchen sind renoviert und drinnen hängt die Nationalflagge. Die beiden haben sich vor einigen Tagen in Budapest getroffen. Hier der Innenminister eines der EU-Gründungsmitglieder und eines der nach wie vor wirtschaftsstärksten EU-Staaten. Dort der Premier des nach wie vor bzw. gerade auch heute wirtschaftlichen Musterknaben Ostmitteleuropas. Es geht um das Projekt einer neuen europäischen Rechts-Außen-Allianz. Noch ist Orbáns Fidesz - wenn auch suspendiertes - Mitglied der bürgerlich-konservativen EVP-Parteienfamilie. Aber man spürt bei den Bildern des Staatsempfangs in Budapest regelrecht körperlich, wie diese Flamme der europäischen bürgerlichen Mittigkeit rur rechten Seite hinüberzüngelt ...
Genauso siehts aus. Da kann man sich ja erstmal freuen, dass die von Matteo Salvini (Lega) geplante neue Fraktion "Europäische Allianz der Menschen und Nationen (EAMN)" vorerst nur ein feuchter rechter Traum bleibt. Europas Rechtspopulisten, die sich immer noch "bürgerliche Mitte" nennen, können sich offenbar in vielen Fragen nicht einigen. Dennoch werden die Rechtsnationalen im Europaparlament sicher große Stimmenzugewinne haben. Nur eben nicht so vereint.

Und im Hintergrund zieht der rechtsradikale Bannon die Fäden:

https://www.zeit.de/2018/23/steve-banno ... us/seite-2
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Bleibtreu »

Achtung - hier ist das Forum InnenPolitik nicht EU - sollte diese Fremdschiene hier weiter diskutiert werden, landen alle Beitraege dazu in der Ablage!
Stellt eure Antworten dazu am Besten in einen passenden Strang im EU/AussenPolitik Forum ein - Danke.
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(03 May 2019, 14:36)

Genauso siehts aus. Da kann man sich ja erstmal freuen, dass die von Matteo Salvini (Lega) geplante neue Fraktion "Europäische Allianz der Menschen und Nationen (EAMN)" vorerst nur ein feuchter rechter Traum bleibt. Europas Rechtspopulisten, die sich immer noch "bürgerliche Mitte" nennen, können sich offenbar in vielen Fragen nicht einigen. Dennoch werden die Rechtsnationalen im Europaparlament sicher große Stimmenzugewinne haben. Nur eben nicht so vereint.

Und im Hintergrund zieht der rechtsradikale Bannon die Fäden:

https://www.zeit.de/2018/23/steve-banno ... us/seite-2
1. Solltest du nicht immer "rechts" mit rechtsradikal oder rechtsextrem gleichsetzen. Damit diffamierst und verleumdest du, eine nicht geringe Zahl von Demokraten, die mit Radikalismus oder Extrememismus nicht das Geringste am Hut haben und sich mit Fug und Recht zur bürgerlichen Mitte zählen, indem sie sich sich deutlich von den extremen/radikalen Rändern beiderseits der Gesellschaft abgrenzen.

2. Solltest du dich mal mit dem Begriff "Populismus" beschäftigen, dann fällt dir vielleicht auf, dass es nicht nur Rechtspopulismus gibt, sondern auch Linkspopulismus und beide verbindet, dass sie:

"Zwei Probleme ergeben sich hier: Das Wort "Populismus" ist außerordentlich wertgeladen und noch dazu unpräzise.

Mit Wertgeladenheit ist zunächst gemeint, dass der Populismus-Vorwurf ein gern genutztes Mittel in der politischen Auseinandersetzung ist. Kaum ein Politiker, der nicht schon andere Parteien und Politiker bezichtigt hätte, "populistische" Forderungen zu verbreiten. Das soll den politischen Gegner abwerten und die Ernsthaftigkeit und Realisierbarkeit seiner Forderungen in Abrede stellen. Die mit dem Populismus-Vorwurf einhergehenden Assoziationen reichen von "Stammtisch-Niveau" bis hin zu "Demagogie". Der angebliche Populist zielt in dieser Sichtweise darauf ab, die Gunst der Massen zu erringen, indem er Versprechungen macht, ohne auf deren Umsetzbarkeit zu achten. Versteht man Populismus in diesem Sinne vor allem als ein Stilmittel, das auf eine größtmögliche mediale Aufmerksamkeit abzielt, so kann man den Populismus-Vorwurf durch Politiker selbst als "populistisch" bezeichnen. [...]
Offenbar gibt es rechte Populisten genauso wie linke. Man braucht nicht lange zu suchen, um auch andere vermeintliche Spielarten des Populismus zu finden: So ist von „Nationalpopulismus“, "Ökopopulismus" oder "Steuerpopulismus" die Rede – die Liste ließe sich fortführen. In den seltensten Fällen wird jedoch klar, was genau mit "Populismus" gemeint ist.
Quelle


In diesem Sinne ist das, was du hier betreibst, indem du permanent rechts - besser konservativ demokratisch - mit rechtsextrem/rechtsradikal gleichsetzt, nicht anderes als Linkspopulismus.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 May 2019, 13:25)

Logik zweiter Ordnung?
Im Kontext betrachtet Unlogik².
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 May 2019, 13:51)
Sondern um das koordinierte, kollektive Bloßstellen einer Parlamentsdebatte überhaupt. Wehner polemisierte gegen Strauß und Strauß gegen Wehner. Schärfer als man es heute tut. Aber keiner von beiden gegen den Parlamentarismus selbst.
Nun, das müsste ja immer das erste Prinzip sein, die Sache selbst zu hinterfragen, die man gerade tut. Reflexion. In gewisser Weise geht es auch um eine humorige, leichte Attitüde gegenüber dem eigenen Tun. Gerade der politische Teil der Bundesrepublik befindet sich ja desöfteren in einem schildbürgerlichen Zustand und darüber hinaus. Dem kann man eigentlich vernünftig nur mit Humor begegnen. So eine Partei wie die AfD erzeugt nun wenigstens einige Perturbationen in der "Blockierten Republik" (Der Spiegel). Zieht dem ollen Kaiser ab und zu die Hose herunter, und der alte Herr bemerkt es nicht einmal. Allein das ist es schon wert, dass sie dort sitzen. Und spätestens als ein auf "Bullen" einprügelnder und beturnschuhter Außenminister in dieser Bundesrepublik möglich wurde, der heute freilich mit jeder Falte seines Knautschgesichts so tut als wäre er von tiefster Ernsthaftigkeit und geistiger Schwere angetrieben, sollte man vieles oder gar alles für möglich halten, auch wenn manche so tun als wäre die AfD im Parlament eine Katastrophe, eine Unmöglichkeit, fast ein Dammbruch gegen den man sich beleidigt oder entsetzt stemmen müsste nachdem die jahrelange Ignoranz nicht gefruchtet und das Gegenteil bewirkt hat. Die Leichtigkeit fehlt eben. Man darf den Humor nie verlieren, aber er droht seit geraumer Zeit verlustig zu gehen, dieser existenzielle Humor, mit dem man die unnötige Ehrfurcht vorm Status quo, vor den Etablierten, vorm Gewohnten und Vertrauten verliert. Wobei da nun eine BRD weitaus mehr einstecken konnte als eine DDR. Deshalb gibt es sie ja auch noch, die BRD.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 May 2019, 13:51)

Das sehe ich ganz anders. (Und ich kenne die berühmten Strauß-Wehner-Auseinandersetzungen auch noch). Es geht gar nicht um Rabiatheit oder polemische Zugespitztheit. Die möge uns hoffentlich erhalten bleiben! Sondern um das koordinierte, kollektive Bloßstellen einer Parlamentsdebatte überhaupt. Wehner polemisierte gegen Strauß und Strauß gegen Wehner. Schärfer als man es heute tut. Aber keiner von beiden gegen den Parlamentarismus selbst. Es gibt ja die seltsamsten Statistiken. Zum Beispiel eine darüber, wie oft eine Fraktion im Bundestag für eine andere Fraktion klatscht und wie oft für Redner der eigenen Fraktion. Die FDP bringt es fertig, sogar noch ein wenig mehr für Redner anderer Fraktionen zu applaudieren als für die der eigenen Fraktion. Die Afd ...? https://projekte.sueddeutsche.de/artike ... g-e362724/
Danke für den Link. Da gehts auch ums Lachen im Bundestag. Selbst das ist anders geworden, seit diese Leute im Parlament sitzen. Sehr aufschlussreich. Von wegen Humor. Und darüber hinaus: Das Klima im Parlament als Gradmesser für das Befinden der bürgerlichen Mitte zu nehmen, ist da gar nicht mal der schlechteste Ansatz. Wobei ich da oft sogar angenehm überrascht bin, mit welcher Klarheit und Deutlichkeit einzelne Vertreter der Mitte-Parteien (CDU, SPD, FDP) den Rechtspopulisten im Parlament Kontra geben.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(04 May 2019, 02:21)

Nun, das müsste ja immer das erste Prinzip sein, die Sache selbst zu hinterfragen, die man gerade tut. Reflexion. In gewisser Weise geht es auch um eine humorige, leichte Attitüde gegenüber dem eigenen Tun. Gerade der politische Teil der Bundesrepublik befindet sich ja desöfteren in einem schildbürgerlichen Zustand und darüber hinaus. Dem kann man eigentlich vernünftig nur mit Humor begegnen. So eine Partei wie die AfD erzeugt nun wenigstens einige Perturbationen in der "Blockierten Republik" (Der Spiegel). Zieht dem ollen Kaiser ab und zu die Hose herunter, und der alte Herr bemerkt es nicht einmal. Allein das ist es schon wert, dass sie dort sitzen. Und spätestens als ein auf "Bullen" einprügelnder und beturnschuhter Außenminister in dieser Bundesrepublik möglich wurde, der heute freilich mit jeder Falte seines Knautschgesichts so tut als wäre er von tiefster Ernsthaftigkeit und geistiger Schwere angetrieben, sollte man vieles oder gar alles für möglich halten, auch wenn manche so tun als wäre die AfD im Parlament eine Katastrophe, eine Unmöglichkeit, fast ein Dammbruch gegen den man sich beleidigt oder entsetzt stemmen müsste nachdem die jahrelange Ignoranz nicht gefruchtet und das Gegenteil bewirkt hat.
Ist keine Katastrophe. Wir sind nur eben auch in Deutschland in der normalen durchschnittlichen europäischen politischen Realität angekommen, in der, so wie auch in SKandinavien, Polem, den Niederlanden usw. usf. ein Fünftel bis ein Viertel der Abgebordneten aus einer rechtspopulistischen Partei kommen. Und dies auch die gesellschaftlichen Verhältnisse wiederspiegelt. Traurig genug!

"Populismus" bedeutet hier durchaus mehr als einfach nur "uneinlösbare Versprechungen" zu machen. Das von der AfD bediente Geschichtsbild hat überhaupt nix mit irgendwelchen Versprechungen zu tun. Was versprechen Formulierungen wie "Denkmal der Schande" oder "Vogelschiss in der Geschichte" denn bitte? Mit schwierigen Sachtemen wie CO2-Senkung, Mietpreisen oder Lehrermangel haben die gar nix zu tun. Und genau das ist "Populismus".
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Dieser "Vogelschiss"-Mensch bezeichnet sich selbst ja auch als zur Mitte gehörig. Die Mitte ist wirklich ganz schön "mittig" :D
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Wähler »

SZ 2. Juli 2019 Rezension: Cornelia Koppetsch: Die Gesellschaft des Zorns. Rechtspopulismus im globalen Zeitalter
https://www.sueddeutsche.de/kultur/corn ... -1.4507956
Hier lohnt ein längeres Zitat zu den neuen Eliten, auch als Stilprobe: "Lebenslanges Lernen, der Konsum schier unerschöpflicher Mengen von Wissens- und Kulturgütern, Kodeverfeinerungen und die permanente Optimierung aller Lebensvollzüge ist der Preis, den die Privilegierten für ihre Zugehörigkeit zu entrichten haben. Weniger begünstigte Milieus, die vor dem Hintergrund dieser avancierten Standards als weniger kultiviert, weniger gesundheitsbewusst und weniger selbstdiszipliniert erscheinen, werden von den Mitgliedern des postindustriellen Bürgertums intuitiv aussortiert und wirkungsvoll daran gehindert, in die Machtzentren aufzuschließen."
"Auch Koppetsch versteht den Rechtspopulismus als Antwort auf die nicht bewältigte Globalisierung. Er sei eine Protestbewegung, vergleichbar dem linken Protest von 1968...Längst gibt es ein globales Unten, ein weltweites Dienstleistungsprekariat. Und zweitens handelt es sich bei diesem Konflikt immer auch um Kulturkämpfe...Dabei entstehen neue Bündnisse, die sich kaum auf gemeinsame Klassenlagen zurückführen können, von entmachteten Eliten, enttäuschten Familienvätern, altmodischen Gebildeten, Ostdeutschen mit entwerteten Biografien beispielsweise..."
Soziologische Analyse der Gegenwart, bemüht um neue Akzente.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

Wähler hat geschrieben:(03 Jul 2019, 18:30)

SZ 2. Juli 2019 Rezension: Cornelia Koppetsch: Die Gesellschaft des Zorns. Rechtspopulismus im globalen Zeitalter
https://www.sueddeutsche.de/kultur/corn ... -1.4507956

"Auch Koppetsch versteht den Rechtspopulismus als Antwort auf die nicht bewältigte Globalisierung. Er sei eine Protestbewegung, vergleichbar dem linken Protest von 1968...Längst gibt es ein globales Unten, ein weltweites Dienstleistungsprekariat. Und zweitens handelt es sich bei diesem Konflikt immer auch um Kulturkämpfe...Dabei entstehen neue Bündnisse, die sich kaum auf gemeinsame Klassenlagen zurückführen können, von entmachteten Eliten, enttäuschten Familienvätern, altmodischen Gebildeten, Ostdeutschen mit entwerteten Biografien beispielsweise..."
Soziologische Analyse der Gegenwart, bemüht um neue Akzente.
Sehr interessanter Beitrag (Buch-Rezension) in der Süddeutschen zum Thread-Thema, der die Dinge mal etwas differenzierter beschreibt, aber trotzdem ziemlich schonungslos. Danke.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von VaterMutterKind »

Die bürgerliche konservative Mitte hat im Moment nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder zugucken wie zu viele Flüchtlinge ins Land kommen oder die AfD wählen. Beides ist nicht akzeptabel.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Selina »

VaterMutterKind hat geschrieben:(08 Jul 2019, 16:50)

Die bürgerliche konservative Mitte hat im Moment nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder zugucken wie zu viele Flüchtlinge ins Land kommen oder die AfD wählen. Beides ist nicht akzeptabel.
Nein, sie hat noch andere Optionen: Zum Beispiel über Parteiengrenzen hinweg temporäre Bündnisse zu schließen, damit sich hier kein neuer Faschismus ausbreiten kann. In Sachsen soll ja schon eine Art brauner Testballon steigen.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Frank_Stein »

Selina hat geschrieben:(03 Apr 2019, 14:38)

Da der Strang "Warum driftet Deutschland nach rechts" seit etlichen Wochen geperrt ist, mache ich jetzt mal einen neuen Strang auf. Ich würde mit euch gerne über die bürgerliche Mitte diskutieren und darüber, wie sie sich zum wachsenden Rechtsruck verhält. Das kann man national, aber auch international diskutieren, je nachdem, was die User einbringen können und wollen.

Es gibt keinen wachsenden Rechtsruck.
Wir sind heute nicht rechter, als vor 30 Jahren.

Aber die Medienberichterstattung und die politischen Parteien im Bundestag sind in den letzten Jahren immer weiter nach Links gerückt,
so dass all jene, die auf ihrer Position stehengeblieben sind, heute von den Medien als "rechts" verortet werden.

Ich möchte an eine CDU erinnern, die einst
eine Petition gegen eine doppelte Staatsbürgerschaft startete
eine Frau Merkel, die sagte, dass Multikulti gescheitert ist, absolut gescheitert
Slogans wie "Kinder statt Inder", als es um die Arbeitserlaubnis ausländischer Fachkräfte ging
usw. usw.

Nein, es gibt keinen Rechtsruck, dafür einen Linksruck in den Medien und der CDU.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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McKnee
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von McKnee »

Frank_Stein hat geschrieben:(14 Jul 2019, 13:45)


Wir sind heute nicht rechter, als vor 30 Jahren.


Nein, es gibt keinen Rechtsruck, dafür einen Linksruck in den Medien und der CDU.
Natürlich gibt es einen Rechtsruck. "Wir" sind vermutlich quantitativ nicht rechter, aber "Rechtsextrem" wird öffentlicher und offensiver, wird finaler und brutaler.
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Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Ger9374 »

McKnee hat geschrieben:(14 Jul 2019, 13:49)

Natürlich gibt es einen Rechtsruck. "Wir" sind vermutlich quantitativ nicht rechter, aber "Rechtsextrem" wird öffentlicher und offensiver, wird finaler und brutaler.

Beide Ansichten haben wahren Hintergrund!
Das rücken der CDU nach links, und die damit verbundene Stärkung linker Politik hat zu einer Radikalisierung der Rechten mitgeführt.Das dürfte es so treffen hoffe ich!
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Frank_Stein »

McKnee hat geschrieben:(14 Jul 2019, 13:49)

Natürlich gibt es einen Rechtsruck. "Wir" sind vermutlich quantitativ nicht rechter, aber "Rechtsextrem" wird öffentlicher und offensiver, wird finaler und brutaler.

Marodierende Jugendliche mit Springerstiefeln und Glatze habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Um 1995 gehörten die noch zum typischen Straßenbild. Also selbst das ist nicht richtig.

Aber richtig ist aus, dass eine Politik, die gegen den Willen einer großen Zahl Menschen gemacht wird, auch dazu führt, dass der Widerstand dagegen größer wird, da
es ja keine Sache ist, die man einfach mal so wieder rückgängig machen kann, sollte eigentlich niemanden überraschen. Man hat den Menschen zu viel zugemutet und
viele fangen langsam an zu verstehen, was das mittel- und langfristig für sie bedeutet. Die Engländer haben auch deswegen für den Brexit gestimmt, die Italiener die Lega in die Regierung gewählt, die Polen PSI gewählt und in Frankreich hat Le Pen bei der Europawahl mehr Stimmen bekommen als die Partei von Macron.

Die Menschen sind nicht rechter geworden, aber der Widerstand gegen die Migrationspolitik der letzten Jahrzehnte wächst, weil einfach zu viel auf dem Spiel steht.
Zuletzt geändert von Frank_Stein am So 14. Jul 2019, 14:57, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von McKnee »

Frank_Stein hat geschrieben:(14 Jul 2019, 14:49)

Marodierende Jugendliche mit Springerstiefel und Glatze habe ich schon lange nicht mehr gesehen. um 1995 gehörten die noch zum typischen Straßenbild. Also selbst das ist nicht richtig.
Jetzt pickst du ein Erscheinungsbild heraus und leitest daraus ab, dass es nicht mehr Öffentlichkeit gibt, weil sie diesem Bild nicht entspricht?! Wie sieht es damit aus, dass auch Rechtsextremisten sich an dem orientieren, was ankommt und Zuspruch findet?! Oder sich schlichtweg schon in der Erscheinung unauffällig einschleicht?!
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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von McKnee »

Frank_Stein hat geschrieben:(14 Jul 2019, 14:49)

Die Menschen sind nicht rechter geworden, aber der Widerstand gegen die Migrationspolitik der letzten Jahrzehnte wächst, weil einfach zu viel auf dem Spiel steht.
Sorry, aber du ignorierst die Tatsachen indem du sie rechtfertigst?!

Rechts ist nicht rechts, weil du die (angeblichen) Ursachen für diese Entwicklung für kritik- und widerstandswürdig hältst?!
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

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Re: Die bürgerliche Mitte - Wie verhält sie sich zum Rechtsruck?

Beitrag von Bremer »

Frank_Stein hat geschrieben:(14 Jul 2019, 14:49)

Marodierende Jugendliche mit Springerstiefel und Glatze habe ich schon lange nicht mehr gesehen. um 1995 gehörten die noch zum typischen Straßenbild.
In Bremen nicht.
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