Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

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JJazzGold
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von JJazzGold »

blues hat geschrieben:(19 Jun 2019, 20:56)

Gute Frage, ich weiß das alle Mietverträge neu verhandelt werden sollen um "leistbare" Mieten zu ermitteln, maximal 30% vom Nettoeinkommen für die Brutowarmmiete ... bei einem Eigentümerwechsel tritt der neue Eigentümer in den bestehenden Mietvertrag ein und kann keinen neuen verlangen; wenn der aber wesentlich günstiger ist wäre der Mieter natürlich doof wenn er dies nicht täte; bei den Neumietern gibts vielleicht eine Art Bemessungsgrenze, vwahrscheinlich bleiben die Mietverträge bestehen (da im Mietrecht beim Eigentümerwechsel o.g. gilt, es sei den sie können eine Bedürftigkeit nachweisen.
An Eigenbedarf hatte ich auch schon gedacht, aber der kann meines Erachtens hier nicht geltend gemacht werden.
Im Zweifelsfall würden dann Mieter aufgrund bestehender Verträge vergünstigt in einer Wohnung verbleiben, die sich auch die zuvor höhere Miete leisten konnten und damit diese Wohnungen für Diejenigen blockieren, für die sie nach der zwangsweisen Rückführung in städtischen Besitz gedacht sind.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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blues
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von blues »

Quatschki hat geschrieben:(19 Jun 2019, 20:58)

Hast du daran gedacht, dass sich das "Ostberliner Modell" wiederholt könnte?
Wie sah es denn aus in Prenzlauer Berg 1990?
Mieten 50 Jahre lang eingefroren, Wert der nominal gleich gebliebenen Miete durch schleichende Inflation nur noch ein Taschengeld.
bröckelner Putz, undichte Dächer, kaputte Dachrinnen,
Ausstattung und sanitäre Einrichtungen auf dem Stand des Zeitpunktes, als die Mieten eingefroren wurden, also Vorkriegsniveau.
öffentlicher und genossenschaftlicher Wohnungsbestand verrottet
verbliebene private Vermieter verschenken ihre Mietshäuser nach und nach an den Staat...

So war es doch unter der "Linken", als sie noch SED hieß!
Der DDR Vergleich ist einfach zu einfach.

Ich habe das schon weiter oben verdeutlicht. Lange vor der DDR gab es landeseigenen und genossenschaftlich organisierten Wohnungsbau, in den 20er Jahren gab es einen Baustadtrat Martin Wagner - SPD - der Berlin flächendeckend mit öffentlichen Wohnungsbau beglückte, die schicksten Architekten (gab mal sowas wie das Bauhaus) bauten - für damalige Zeiten lichtdurchflutete Paläste, mit Balkons und Badezimmer, für die weniger begüterten Ottonormalbürger.
Diese städtischen Anlagen wurden gehegt und gepflegt - bei uns im Westen bis in die 90er, die Mieten waren nicht eingefroren sondern stiegen in einem vertretbaren Rahmen und hatten nichts aber auch gar nichts mit der Wohnraumbewirtschtung der DDR zutun.

Vergesellschaftung hat nichts mit der SED zu tun sie war über hundert Jahre ein Grundprinzip des öffentlichen Wohnungsbaus als Gegengewicht zum freien Markt - und ist es heute noch.
Vergesellschaftung hat auch nichts mit Kommunismus zu tun sondern ist eine Grundfeste der sozialen Marktwirtschaft.
Der anvisierte Zwangsverkauf der deutschen Wohnen ist auch keine Enteignung sondern wird teuer bezahlt. Das Recht zu Rekommunalisieren ist ein Verfassungsgebot und wird durch Art.15 GG geschützt.

Wir schaffen das.

Der heute beschlossene Mietendeckel ist eine ganz andere Geschichte und betrifft nicht die Nebenkosten. Ich halte den auch für fragwürdig weil er das Problem nur verschiebt.
Generell aber benötigt der Wohnungsmarkt ein wirksames Regulativ.
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blues
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von blues »

JJazzGold hat geschrieben:(19 Jun 2019, 21:11)

An Eigenbedarf hatte ich auch schon gedacht, aber der kann meines Erachtens hier nicht geltend gemacht werden.
Im Zweifelsfall würden dann Mieter aufgrund bestehender Verträge vergünstigt in einer Wohnung verbleiben, die sich auch die zuvor höhere Miete leisten konnten und damit diese Wohnungen für Diejenigen blockieren, für die sie nach der zwangsweisen Rückführung in städtischen Besitz gedacht sind.
Das stimmt. Eigenbedarf kann ich mir auch nicht vorstellen weil auch Mieterrechte geschützt sind und wie gesagt der neue Eigentümer die bestehenden Mietverträge nicht eigenmächtig kündigen darf.

Eine spannende Frage was mit denjenigen Mietern geschieht die die höheren Miete zahlen, ich meine sie werden übernommen, ggf. nach o.g. Modell neu berechnet.
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Quatschki
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Quatschki »

blues hat geschrieben:(19 Jun 2019, 21:36)
Generell aber benötigt der Wohnungsmarkt ein wirksames Regulativ.
Es ist doch überhaupt nicht klar, ob der jetzige Trend wirklich Bestand haben wird

Hier ein Artikel von 2007
https://www.berliner-mieterverein.de/ma ... 110720.htm
Das ist nur 12 Jahre her.
Da ging es um Leerstand und Abriß. Auch in Berlin.
Leerstandsquote 6,8 Prozent.

Laß mal eine richtige Wirtschaftskrise kommen, da wandert niemand mehr zu.
Und dann schlägt die Demographie zu.
Die Alten werden zwar immer älter, benötigen dadurch länger Wohnungen. Aber unsterblich sind sie nicht. Und wenn die sehr starken Jahrgänge abtreten, werden Jahr für Jahr mehr Wohnungen frei, als durch junge Menschen nachgefragt werden.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Tom Bombadil »

blues hat geschrieben:(19 Jun 2019, 17:51)

Ach je...
Wenn du einen Text nicht verstehst, solltest du nicht auf ihn eingehen, selbst wenn es ein sehr kurzer Text ist.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Teeernte »

blues hat geschrieben:(18 Jun 2019, 21:12)

Das ist einfach zu einfach, der DDR-Vergleich,

In den 20er Jahren wurde in allen großen und weniger großen Städten der öffentliche Wohnungsbau gefördert, in Berlin war das der Baustadtrat Martin Wagner (SPD) der mit den schicksten und modernsten Architekten (du erinnerst dich, da gab sowas wie das Bauhaus) für Ottonormalbürger ungemein helle und - für damalige Verhältnisse große und vor allem günstige Wohnungen baute die zu dem noch von Grün umgeben mit Schulen, Läden, Ärzten vervollkommnet wurden.
Das ging prima, bis in die 90er hinein, in denen die SPD ihre Identität verkaufte ... nun wird es Zeit diese wieder zu finden, einen Riesenfehler einzugestehe nund dafür Sorge zu tragen diesen Fehler wieder gut zu machen ... Zwangsverkauf nach Art. 15 GG.
Dann können sich die Leute wieder ihre Wohnungen leisten und natürlich muß dann Neubau der öffentlichen Hand noch folgen um neuen Wohnraum zu schaffen.
Damit die Welt wieder ein Stückweit gerechter wird und die Bürger wieder ein bisschen zufriedener ... dann wählen die auch nicht mehr diese dusseligen Ränder.

Wie gut, dass unsere Grundgesetzväter so schlau waren.
Früher .... :D :D :D

Was hat Berlin davon, die Wohnungen, die sie billig verschleudert haben ....nun teuer zurückzukaufen ( enteignen...zu Durchschnittspreis) ?

...und dann billig zu vermieten ..mit
Zuschuss ?

Was ist daran gerecht dass wenige eine billige Wohnung haben ...und alle dafür bluten ??
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Senexx »

Teeernte hat geschrieben:(19 Jun 2019, 23:45)

Früher .... :D :D :D

Was hat Berlin davon, die Wohnungen, die sie billig verschleudert haben ....nun teuer zurückzukaufen ( enteignen...zu Durchschnittspreis) ?

...und dann billig zu vermieten ..mit
Zuschuss ?

Was ist daran gerecht dass wenige eine billige Wohnung haben ...und alle dafür bluten ??
Das ist die falsche Frage.

Was hätten die potentiellen Bezieher davon?

Bereicherung auf Kosten anderer.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Teeernte »

Senexx hat geschrieben:(19 Jun 2019, 23:55)

Das ist die falsche Frage.

Was hätten die potentiellen Bezieher davon?

Bereicherung auf Kosten anderer.
Na wenn die Stadt billig an Hartzer weitergibt...muss sie weniger miete zahlen .... es entschärft jedoch nicht die Wohnungsnot der Werktätigen mit kleinem Gehalt.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Senexx

Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Senexx »

Teeernte hat geschrieben:(20 Jun 2019, 00:04)

Na wenn die Stadt billig an Hartzer weitergibt...muss sie weniger miete zahlen .... es entschärft jedoch nicht die Wohnungsnot der Werktätigen mit kleinem Gehalt.
Sie muss aber die Wohnungen erst einmal finanzieren.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Teeernte »

Senexx hat geschrieben:(20 Jun 2019, 00:06)

Sie muss aber die Wohnungen erst einmal finanzieren.
BANK. ein Byte weit vorn auf 1.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Senexx »

Teeernte hat geschrieben:(20 Jun 2019, 00:11)

BANK. ein Byte weit vorn auf 1.
Ah so.

Nuf said.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von blues »

Quatschki hat geschrieben:(19 Jun 2019, 22:16)

Es ist doch überhaupt nicht klar, ob der jetzige Trend wirklich Bestand haben wird

Hier ein Artikel von 2007
https://www.berliner-mieterverein.de/ma ... 110720.htm
Das ist nur 12 Jahre her.
Da ging es um Leerstand und Abriß. Auch in Berlin.
Leerstandsquote 6,8 Prozent.

Laß mal eine richtige Wirtschaftskrise kommen, da wandert niemand mehr zu.
Und dann schlägt die Demographie zu.
Die Alten werden zwar immer älter, benötigen dadurch länger Wohnungen. Aber unsterblich sind sie nicht. Und wenn die sehr starken Jahrgänge abtreten, werden Jahr für Jahr mehr Wohnungen frei, als durch junge Menschen nachgefragt werden.
in den nächsten 12 Jahren ist eine Abwanderung aus den Ballungszentren eher nicht zu erwarten, im Gegenteil .
Das eine Wirtschaftskrise zu frei werdenden Wohnungen führt? in der Weltwirtschaftskrise Ende der 20 Jahren war das eher nicht der Fall.
Zuletzt geändert von blues am Do 20. Jun 2019, 12:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von blues »

Teeernte hat geschrieben:(19 Jun 2019, 23:45)

Früher .... :D :D :D

Was hat Berlin davon, die Wohnungen, die sie billig verschleudert haben ....nun teuer zurückzukaufen ( enteignen...zu Durchschnittspreis) ?
zufriedene Bürger/innen die keine Angst mehr haben müssen die Miete nicht mehr zahlen zu können, zufriedene Bürger wählen dann auch nicht am rechten Rand.

Übrigens landeseigene Wohnungsbaugesellschaften gab es nicht nur früher, die gibts heute noch ...
...und dann billig zu vermieten ..mit
Zuschuss ?
Zuschuss? ach wo:

"Die sechs städtischen Wohnungsbauunternehmen haben sich zu Geldmaschinen für das Land Berlin entwickelt. Zusammen erwirtschafteten sie im vergangenen Jahr ein Plus von 352 Millionen Euro."

"Tatsächlich sind die Renditen der sechs städtischen Wohnungsunternehmen üppig, der Boom auf dem Berliner Wohnungsmarkt kommt auch bei den landeseigenen Anbietern an. Ganz vorne liegt die Degewo, die 2015 einen Überschuss von fast 93 Millionen Euro ausgewiesen hat, bei einem Umsatz von etwas mehr als 400 Millionen. Die Gesobau verdiente bei 232 Millionen Umsatz prozentual gesehen mit einem Gewinn von fast 77 Millionen Euro sogar noch mehr. Die Howoge wies 65,6 Millionen Gewinn aus (330 Millionen Umsatz)."

aus

https://www.morgenpost.de/berlin/articl ... ewinn.html


Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften finanzieren sich solide, ein mix unterschiedlicher Mieten machts möglich, nicht alle Wohnungen derselben werden an Arbeitslose vermietet, sondern nur ein bestimmter Anteil wird mit WBS (Wohnberechtigungsschein) vermietet der größte Anteil aber wird an Menschen mit kleinem oder mittleren Einkommen vermietet.

Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften unterliegen der Gemeinnützigkeit (eine Erfindung der Weimarer Republik) und eben nicht dem Profit - den sie dennoch machen.

Rundum ein Erfolgsmodell.

Was ist daran gerecht dass wenige eine billige Wohnung haben ...und alle dafür bluten ??
"... alle dafür bluten? "


Du meinst wahrscheinlich diejenigen die Wohngeld vom Staat erhalten um überteuerte Mieten bezahlen können, darüber freuen sich dann wenige, Aktionäre ...
Zuletzt geändert von blues am Do 20. Jun 2019, 12:54, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von blues »

Senexx hat geschrieben:(19 Jun 2019, 23:55)

Das ist die falsche Frage.

Was hätten die potentiellen Bezieher davon?

Bereicherung auf Kosten anderer.
Das ist nicht der Fall, es sei denn du wertest den Anteil der Wohnungen die an Arbeitslose vermietet wird - als Bereicherung auf Kosten anderer?

"Bereicherung auf Kosten anderer? "

Meinst du die Vermieter die ihre Mieteinnahmen durch Wohngeld subventioniert bekommen, bereichern die sich auch auf Kosten anderer?
Zuletzt geändert von blues am Do 20. Jun 2019, 13:23, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von blues »

Teeernte hat geschrieben:(20 Jun 2019, 00:04)

Na wenn die Stadt billig an Hartzer weitergibt...muss sie weniger miete zahlen .... es entschärft jedoch nicht die Wohnungsnot der Werktätigen mit kleinem Gehalt.
Doch.

Je höher der Anteil von vergesellschafteten Wohnungen, desto höher ist das Angebot an Wohnungen mit günstigeren - im Vergleich zu den derzeitigen Mieten die auf dem freien Markt gezahlt werden - billigen Mieten und das drückt auf den Mietpreis generell.

Natürlich brauchen wir dann noch Neubau, am Besten ausschließlich der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften auf landeseigenem Grund und in diesem Zusammenhang keinerlei Privatisierungen mehr.

Privatisierungen brachten und bringen den Bürger/innen nichts, ausser Teuerungen, hohe Kosten (und schlechter Service)
und, wie wir am Wohnungsmarkt sehen, der freie Markt, regelt hier auch nichts.
Zuletzt geändert von blues am Do 20. Jun 2019, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von blues »

Senexx hat geschrieben:(20 Jun 2019, 00:06)

Sie muss aber die Wohnungen erst einmal finanzieren.
Das ist mit langlaufenden Krediten machbar - vergeßt nicht: auch landeseigene Wohnungen erzielen Mieteinnahmen.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Teeernte »

blues hat geschrieben:(20 Jun 2019, 12:31)

zufriedene Bürger/innen die keine Angst mehr haben müssen die Miete nicht mehr zahlen zu können, zufriedene Bürger wählen dann auch nicht am rechten Rand.

.
Deswegen hat rot rot wohl verkauft ?
Die Wahlen im Jahr 2002 brachten eine Mehrheit für eine rot-rote Koalition. Die neoliberale Politik der 90er Jahre, für die Strieder, Fugmann-Heesing u. Co. standen, war damit jedoch keineswegs beendet. Im Gegenteil, sie wurde von der noch immer die Geschäfte dieser Stadt verwaltenden rot-roten Koalition ungebrochen und viel effizienter, weil nun auch ohne Opposition, fortgesetzt.
Deutschland ist das einzige Land, das seine öffentlichen Wohnungsbestände an Finanzinvestoren verkauft hat. Die rot-rote Koalition stellt die Landesregierung, die den Rekord im Verkauf von landeseigenen Wohnungen hält und zugleich am wenigsten deswegen ins Gerede gekommen ist. Ein Grund zum Feiern für Finanzinvestoren wie Cerberus und Co.
Es wurde stillschweigend verscherbelt, was das Zeug hält. Den Auftakt, den Verkauf der GSW, feierte man noch als lokale Rettungstat zugunsten der Haushaltskassen. Eine politische Opposition fand sich nur in den Reihen der Sozialdemokraten, wo Gerlinde Schermer und Hans-Georg Lorenz Zivilcourage und Standhaftigkeit zeigten. Der seinerzeit als PDS firmierende Koalitionspartner überließ es einer Lokalgröße aus Prenzlauer Berg, Dr. Michael Nelken, den Verkauf als „Notlagenverkauf“ emphatisch zu bejubeln und die Parteiklientel von den leeren Haushaltskassen zu überzeugen.
Das Wohnungsbauressort, gänzlich im Ressort der Stadtentwicklung verborgen, wurde von Peter Strieder bis zu seiner Verabschiedung im Jahr 2004 verwaltet.
Wo sind die 400.000 Landeseigenen Wohnungen denn hin ?

Das Bahnvermögen (Wohnungen ) wurde der Stadt angeboten...die wollten nicht..
Die in den 90er Jahren durch die In-sich-Verkäufe und Sonderausgaben finanziell ausgebluteten öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften haben sich von ihrem sozialen Auftrag, die Bevölkerung mit Wohnungen zu versorgen, komplett verabschiedet und agieren auf dem Markt wie private Unternehmen. Die politisch festgelegten Nettomieten im öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbau sind deutlich gestiegen.


Die durch die kommunalen Versorger erzeugten Nebenkosten haben höhere Steigerungsraten als die Lebenshaltungskosten und die Nettomieten.

Verteuert haben sich insbesondere die Wasserversorgung und die Grundsteuer – und zwar so stark, dass Berlin die Spitzenposition unter vergleichbaren Städten einnimmt.

Sozialer Wohnungsbau hat überhaupt nicht mehr oder allenfalls in kaum wahrnehmbarer Größenordnung stattgefunden.

Die Bautätigkeit schrumpfte in den letzten Jahren auf ca. 3000 Wohneinheiten pro Jahr. Das sind jährlich 15.000 weniger, als ersetzt werden müssten. Die Wohnungswirtschaft rechnet mit einem Schwund von 1% pro Jahr (das sind über 18.000 Wohnungen), die durch Umwidmung, Abriss, Verfall, Zusammenlegung etc. vom Markt verschwinden.

Der Wohnungsbestand in der Stadt verringert sich also permanent.
Die Nachfrage hingegen steigt durch die wachsende Bevölkerung und vor allem durch die Zunahme der Haushalte.
Insbesondere aber steigt ganz unverhältnismäßig die Nachfrage nach kleinen und preiswerten Wohnungen, denn die Realeinkommen verringern sich ständig.
Klar wen die ROT ROTEN nicht von 12 bis mittag denken - klauen die sich ihr Zeugs zusammen..
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von blues »

Teeernte hat geschrieben:(20 Jun 2019, 13:54)

Deswegen hat rot rot wohl verkauft ?
Nee, weil sie Idioten waren, wenn du mit Parteienvertretern sprichst, wirst du großes Gejammer und Geheule mitbekommen wie falsch die Entscheidung damals gewesen sei ... sie wollte eben schnell Haushaltslöcher schließen ...
Wo sind die 400.000 Landeseigenen Wohnungen denn hin ?
"Fast 200.000 Wohnungen der städtischen Gesellschaften verkaufte der Senat seit der Wende bis in die Mitte der Nuller Jahre. Von 482.000 Wohnungen in Ost- und West-Berlin waren 2005 nur noch 273.000 Wohnungen übrig,"
aus:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... 974-2.html

"Wohnungsbaugesellschaften haben sich von ihrem sozialen Auftrag, die Bevölkerung mit Wohnungen zu versorgen, komplett verabschiedet und agieren auf dem Markt wie private Unternehmen."

Stimmt nicht.

wen oder was zitierst du da eigentlich?

Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften unterliegen dem Gemeinnützlichkeits - Gebot:

"Wer günstig wohnen will, ist bei einem der sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen gut aufgehoben. Aber warum ist das so, und gilt das auch, falls das Land privatisierte Wohnungsbestände zurückkauft? Ja, denn die landeseigenen Firmen sind strengeren sozialpolitischen Regulierungen unterworfen als private Unternehmen."

"Durchschnittliche Nettokaltmiete unterhalb des Mietspiegels

Seit dem Dienstantritt von Katrin Lompscher (Linke) als Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen vor gut einem Jahr wurden die sozialpolitische Regulierungen sogar noch verschärft. Diese gelten für fast 310.000 Wohnungen der landeseigenen Firmen Degewo, Gesobau, Gewobag, Howoge, Stadt und Land sowie WBM. Und auch das ist ein Grund dafür, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete im Bestand im Jahr 2017 bei 5,91 Euro je Quadratmeter und damit unterhalb des Durchschnittswertes laut Mietspiegel 2017 (6,47 Euro) lag."

aus

https://www.tagesspiegel.de/berlin/miet ... 65500.html




Das Bahnvermögen (Wohnungen ) wurde der Stadt angeboten...die wollten nicht..
Besteht da Kaufpflicht?
Nee, der Bund soll mal nicht sein Tafelsilber verscherbeln, den Fehler hat man in Deutschland schon viel zu oft gemacht.

Klar wen die ROT ROTEN nicht von 12 bis mittag denken - klauen die sich ihr Zeugs zusammen..
Es wird nichts geklaut.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von Teeernte »

blues hat geschrieben:(20 Jun 2019, 15:01)


Besteht da Kaufpflicht?

Es wird nichts geklaut.
war mal...
Parallell mit den Privatisierungsplänen für die Bahn wurde über einen Verkauf der Eisenbahnerwohnungen nachgedacht. Im Juni 1998 erhielt ein deutsches Bieterkonsortium den Zuschlag, obwohl sein Angebot eine Milliarde Mark unter der Offerte einer Firma lag, hinter der ein japanischer Bankkonzern steht. Zu diesem deutschen Konsortium gehörte auch die Firma WCM, die von dem Hamburger Ehepaar Karl und Ingrid Ehlerding beherrscht wird.

Das Ehepaar spendete der CDU nach der zunächst positiven Entscheidung fünf Millionen Mark. Dies löste Spekulationen über einen Zusammenhang mit der Vergabeentscheidung aus. Dies will der Ausschuss zu Klärung der CDU-Spendenaffäre beleuchten.

Der Verkauf der Wohnungen blieb wegen des Einspruchs des Personalrats des Bundeseisenbahnvermögens zunächst in der Schwebe. Die neue rot-grüne Bundesregierung änderte Ende 2000 die ursprüngliche Vergabe-Entscheidung. Daraufhin gingen 64.000 Wohnungen zum Preis von 4,1 Milliarden Mark an die deutsche Tochtergesellschaft eines japanischen Unternehmens, hinter der wiederum eine japanische Bank steht. Das von dem Hamburger Ehepaar dominierte Unternehmen WCM soll nun 4.000 Wohnungen erhalten. Der gesamte Verkaufspreis belief sich auf 5,1 Mrd. DM.
https://www.n-tv.de/politik/Verkauf-von ... 43969.html
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von euroade »

wer bei der euro-einführung ganz laut ja geschrien hat und zudem der meinung war, man müsste griechenland mit 300 mrd retten,
gleichzeitig aber mieter war und bis heute ist, der hat die arschkarte gezogen. diese karte hat er selber gezogen, wohlgemerkt.

wer bei der euro-einführung ganz laut ja geschrien hat und zudem der meinung war, man müsste griechenland mit 300 mrd retten,
gleichzeitig aber eine immobilie in einer stadt gekauft hat, die man vermieten kann, der hat eine trumpfkarte gezogen. diese karte hat er selber gezogen.

oder anders ausgedrückt, die dümmsten rindviecher(mietvolk) wählen ihren metzger(politiker) selbst.

eine stadt wie berlin, die monat für monat abermillionen euro aufbringen muss, um all die einwohner zu unterhalten, welche selbst nicht für ihren eigenen lebensunterhalt
aufkommen, so eine stadt muss pleitegehen. berlin hängt schon lang am tropf und siecht dahin. berlin ist wie griechenland nicht lebensfähig. welch ein armutszeugnis.

wer nichts hat und nichts kann, der muss anderen etwas wegnehmen. deswegen denken sie in berlin laut über enteignungen nach.
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Re: Wohnungsnot - Sind Enteignungen eine Lösung?

Beitrag von jack000 »

Quatschki hat geschrieben:(19 Jun 2019, 20:58)

Hast du daran gedacht, dass sich das "Ostberliner Modell" wiederholt könnte?
Wie sah es denn aus in Prenzlauer Berg 1990?
Mieten 50 Jahre lang eingefroren, Wert der nominal gleich gebliebenen Miete durch schleichende Inflation nur noch ein Taschengeld.
bröckelner Putz, undichte Dächer, kaputte Dachrinnen,
Ausstattung und sanitäre Einrichtungen auf dem Stand des Zeitpunktes, als die Mieten eingefroren wurden, also Vorkriegsniveau.
Ich kenne das noch und kann das als Augenzeuge berichten, da ich 4 Tage im Prenzelberg in einer Wohnung (Zimmer) in einem unsanierten Haus wohnte. Einen solchen Verottungszustand habe ich zuvor nie für möglich gehalten (Wobei das Zimmer ja mehr oder weniger i.O. war, aber z.B. Treppenhaus und sanitäre Einrichtung waren auf einem Level an Verrottung das man sich nicht vorstellen kann).

Interessant in dem Zusammenhang:
Berlin kauft 670 Wohnungen in Karl-Marx-Allee
Von red/dpa/bb 15. Juli 2019 - 14:00 Uhr

Eigentlich sollten die Wohnungen an den Konzern Deutsche Wohnen gehen. Doch nun hat die Stadt Berlin zugeschlagen und 670 Wohnungen in der Karl-Marx-Allee gekauft.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 55eb1.html

Die Wohnungen sind ja saniert und das Gesamtessemble ist sehr beeindruckend. Aber ob die Mieter noch auf dem Schirm haben wie die Prestige-Wohnungen der DDR zum Zeitpunkt der Wende aussahen und sich im Klaren sind wohin die Reise geht (Der Erfolg der DDR-Wohnungspolitik ist ja bekannt)?
https://bersarin.files.wordpress.com/20 ... 0_7836.jpg

https://bersarin.files.wordpress.com/20 ... 0_7835.jpg

https://bersarin.files.wordpress.com/20 ... .jpg?w=584

https://bersarin.wordpress.com/2009/03/ ... %E2%80%9C/
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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