Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Moderator: Moderatoren Forum 2

Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Tom Bombadil hat geschrieben:(30 Apr 2018, 23:15)

Ist es rechtsextrem, wenn Araber in Gaza nahe der Grenze zu Israel eine Nazi-Flagge hissen: ?
Solche Handlungen einfach als rechtsextrem einzustufen, ist zu kurz gegriffen. Hier zeigt sich die bereits beschriebene Affinität zum Nationalsozialismus in Verbindung mit einer Verherrlichung des Holocaust, verdeutlicht aber auch die Ziele, die verfolgt werden. Es geht darum, zu vollenden, was die Nazis begonnen haben - die endgültige Vernichtung des jüdischen Volkes und die Auslöschung des Staates Israel.
Die Affinität zum Nationalsozialismus und die Verherrlichung des Holocaust sind nicht etwa "übernommen" worden, sondern speisen sich aus dem genuinen islamischen Antisemitismus/Antizionismus/Judenhass.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21392
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(01 May 2018, 11:54)

Aktuell bettelt Netanyahu um Krieg und keiner liefert ihm einen Vorwand, keiner führt ihn für ihn. Gut für alle, auch Israel.
Hier geht es um Antisemitismus und nicht um Israelbashing, obwohl das Erstere wohl nicht ohne das Letztere auskommt.
Wenn du über Netanjahu diskutieren willst, dann bitte im 35er.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Bielefeld09 hat geschrieben:(01 May 2018, 01:50)

Na ja,
das sich der stramme Deutsche über seinen Antisemitismus klar werden sollten,
bevor sie gemeinsames Antiislamismusgeheule anstimmen.
Das meinte Gauck doch bestimmt nicht!
So "stramme Deutsche" wie du etwa - der sich über seinen Antisemitismus klar werden sollte?
Genau das sind die VTn über "das Finanzkapital und die weltweiten Verflechtungen?" nämlich, von denen du hier schwurbelst.

Dazu passt:

"Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas hat in einer phasenweise antisemitischen Rede dem jüdischen Volk die Schuld am Holocaust gegeben, der Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis. Der Holocaust sei nicht durch Antisemitismus ausgelöst worden, sondern durch das "soziale Verhalten" der Juden, wie das Verleihen von Geld, sagte Abbas laut Nachrichtenagentur Wafa vom Dienstag in Ramallah.
Der 83-Jährige versuchte erneut zu belegen, dass das jüdische Volk keine historischen Wurzeln im Heiligen Land habe. Adolf Hitler habe die Einwanderung von Juden ins historische Palästina durch einen Deal zwischen dem deutschen Wirtschaftsministerium und der Anglo-Palestine Bank unterstützt, sagte Abbas in der Rede vor dem Palästinensischen Nationalrat. Dadurch hätten Juden bei der Einwanderung all ihr Vermögen durch die Bank mitnehmen können."
Quelle


Nunja - die einen verbreiten VTn bzw labern sie nach und die anderen versuchen islamischen Antisemitismus als "nicht genuin, sondern vom Christentum übernommen" zu relativieren.
Aber mit Antisemitismus hat das alles angeblich nix zu tun.
Im Gegensatz zu den Moslems/zum Islam haben Christen/hat das Christentum niemals die Wurzeln des jüdischen Volkes im Heiligen Land bestritten.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

schokoschendrezki hat geschrieben: Wenn das tatsächlich so ist, dann ist die Eindämmung dieser Gewaltphänomene, wenn einem denn daran gelegen ist, wesentlich schwieriger und keineswegs mit Verweis auf irgendwelche kulturellen Traditionslinien zu bewältigen. Beziehungsweise sind diese Verweise in keinster Weise hilfreich. Es ist einfach so, dass dieser Brennpunkt Nahost eben nicht an unseren Grenzen haltmacht.
Dark Angel hat geschrieben:(27 Apr 2018, 18:39)
Kommt der "Brennpunkt Nahost" mal eben so zu uns oder woran liegt es, dass er nicht "an unseren Grenzen haltmacht"?
Schon mal darüber nachgedacht?
Schon mal darüber nachgedacht, dass dieser "Brennpunkt Nahost" mitgebracht und unserer Gesellschaft ungebeten aufgezwungen wird?
Schon mal darüber nachgedacht, dass das sehr wohl etwas mit "kulturellen Traditionslinien" zu tun hat?
Die Unlogik deiner Argumentation besteht darin, eine einfach festgestellte Tatsache ("Es ist einfach so, dass dieser Brennpunkt Nahost eben nicht an unseren Grenzen haltmacht.") als die Behauptung irgendeiner kausalen Verknüpfung aufzufassen. Dass der Brennpunkt Nahost durchaus und sehr wohl etwas mit dem historischen Vorgehen der Länder Europas und Noramerikas (in den letzten ein, zwei Jahrhundeten) zu tun hat und keineswegs nur aufgezwungen ist, ist ein komplexes und schwieriges Thema und gehört nicht in diesen Thread.
schokoschendrezki hat geschrieben: Ich will aber zu der Argumentation "Muslimischer Antisemitismus wird relativiert mit dem Verweis auf den Antisemitismus der Neonazis." nur zwei Dinge hinzufügen bzw. entgegensetzen. Nach wie vor gibt es einen weit verbreiteten Antisemitismus der Mitte. Auch wenn der sich eher nicht in Gewalttaten und Pöbeleien äußert sondern gewissermaßen in einem Lebendighalten jahrhundertealter Erzählungen.
Wie oft muss man dir denn noch erklären, dass Antisemitismus in Deutschland und Europa ein gesamtgesellschaftliches Problem ist?
Da musst du nicht immer irgendwelche Beispiele heraus knaupeln und versuchen, islamischen Antisemitismus zu relativieren.
Mit deinem ständigen "ja aber" tust du nämlich genau das.
Es gibt diesen importierten Antisemitismus, das ist keine These, sondern eine Tatsache und genauso eine Tatsache ist es, dass dieserimportierte Antisemitismus, die ohnehin vorhandenen Probleme noch potenziert.
Die Unlogik deiner Argumentation besteht darin, aus der Aussage "Es existiert a" zu folgern, dass dies auch bedeutet "Es existiert nicht b".
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Fr 4. Mai 2018, 09:17, insgesamt 1-mal geändert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(01 May 2018, 11:38)

Solche Handlungen einfach als rechtsextrem einzustufen, ist zu kurz gegriffen. Hier zeigt sich die bereits beschriebene Affinität zum Nationalsozialismus in Verbindung mit einer Verherrlichung des Holocaust, verdeutlicht aber auch die Ziele, die verfolgt werden. Es geht darum, zu vollenden, was die Nazis begonnen haben - die endgültige Vernichtung des jüdischen Volkes und die Auslöschung des Staates Israel.
Die Affinität zum Nationalsozialismus und die Verherrlichung des Holocaust sind nicht etwa "übernommen" worden, sondern speisen sich aus dem genuinen islamischen Antisemitismus/Antizionismus/Judenhass.
Die Auslöschung und Vernichtung des Staats Israel ist in der Tat Ziel der Regierung des Staats Iran. Das muss man wohl so klar benennen. Aber die Regierung Irans ist nicht identisch mit dem persischen Volk. Und das persische Volk nicht identisch mit der muslimischen Welt.

Dieses Ziel speist sich aber keineswegs aus einem (vermeintlich) genuinen Antisemitismus des Islam. In der ganz frühen Zeit des Islam galt das Judentum als monotheisistische Religion in vielen Teilen der arabischen Welt als Verbündeter gegen die paganischen, heidnischen Araberstämme und auch als spirituelle Quelle. Bezeichnenderweise gilt ausgerechnet der jüdische Rabbiner Abraham Geiger, beginnend mit seiner Dissertation ("Was hat Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen?", 1833) als einer der Begründer der modernen Islamwissenschaft. Und weiterhin gibt es in der arabischen Welt keinerlei historische Entwicklung, die in ähnlicher Weise ursächlich für den Antisemitismus in Europa war, der schließlich zur Schoah führte. Als wesentlicher Vermittler zwischen einer moderaten christlichen, religiös motivierten, antijudaistischen Abgrenzung vom Judentum, die aber immerhin eine gewisse Koexistenz zwischen Christen und Juden (ähnlich wie zwischen Muslimen und Juden) bis zum Mittelalter ermöglichte (wenn auch mit wiederkehrenden Konflikten) und dem modernen, letztlich auf Vernichtungsabsicht hinauslaufenden Antisemitismus kann man die zahlreichen "Judenschriften" Martin Luthers ansehen. Dem Nationalsozialismus dienten sie in vielfacher Weise als Rechtfertigungsvorlage. Und ebenso eindeutig ist die Bruderschaft großer Teile der evangelischen Kirche mit dem Nationalsozialismus. Die "Deutsche Evangelische Kirche" (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_ ... che_Kirche), parallel zur "Deutschen Physik" ist der Beleg für das selbstmotivierte Bekenntnis der Kirche zum NS-Staat. Und selbst Vertreter der an sich oppositionellen "Bekennenden Kirche" bekannten sich in Punkto Antisemitismus häufig dazu. "Die Kirche hat sich dafür einzusetzen, dass die Ausschaltung der Juden als Fremdkörper im Volksleben sich nicht in einer dem christlichen Ethos widersprechenden Weise vollzieht" schrieb Walter Künneth, einer ihrer Hauptvertreter schon 1933 (!). All diese Tatsache sind auch der Gegenbeweis zu Behauptungen, der Nationalsozialismus und das Christentum hätten "nix miteinander zu tun".
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 08:21)

Die Unlogik deiner Argumentation besteht darin, eine einfach festgestellte Tatsache ("Es ist einfach so, dass dieser Brennpunkt Nahost eben nicht an unseren Grenzen haltmacht.") als die Behauptung irgendeiner kausalen Verknüpfung aufzufassen.
Es ist eben NICHT "einfach so" ... und es besteht ein kausaler Zusammenhang!
Der Konflikt wird hier her geholt bzw der Konflikt wandert ein, den bringen die Zuwanderer mit und leben ihn hier weiter aus.
Die antisemitischen Ausschreitungen gegen Juden, die Alquds-Days und Pro-palästinensischen Demos, bei denen Israel-Flaggen verbrannt werden, sind nicht "einfach so" in unserem Land, die sind nicht vom Himmel gefallen, sondern von arabischen Zuwanderern mit gebracht worden.
Meine Argumentation ist mitnichten unlogisch!
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 08:21) Dass der Brennpunkt Nahost durchaus und sehr wohl etwas mit dem historischen Vorgehen der Länder Europas und Noramerikas (in den letzten ein, zwei Jahrhundeten) zu tun hat und keineswegs nur aufgezwungen ist, ist ein komplexes und schwieriges Thema und gehört nicht in diesen Thread.
Erzähle keinen Unsinn! Der Nahostkonflikt hat nichts mit "historischen Vorgehen der Länder Europas und Noramerikas" zu tun, sondern hängt ursächlich mit der Gründung des Staates Israel und dem ungebrochenen Bestreben der Araber, diesen Staat zu vernichten, zusammen. Der Nahostkonflikt speist sich aus dem genuinen islamischen Judenhass/Antisemitismus - aus nichts anderem!
Ist dir eigentlich bewusst, dass du mit deiner Relativiererei islamischen Antisemitismus'/Judenhass und indem du den selbst generierten Opferstatus der Araber/Moslems noch unterstützt, selbst antisemitische Tendenzen aufweist?
Die europäischen Staaten und die USA sind NICHT für den Nahostkonflikt verantwortlich, sondern einzige die Araber selbst und niemand anders!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73811
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

Wahrscheinlich ist der im Koran und und in den Hadithen verbriefte Antisemitismus von Europa aus da reingeschrieben worden. Ärgerlich, aber nun nicht mehr zu ändern, schließlich bezieht sich in der muslimischen Welt niemand darauf, dass Juden von Affen und Schweine abstammen oder dass Bäume und Steine den Muslimen helfen würden, Juden zu töten...

Oh wait:
https://www.memri.org/tv/three-year-old ... s-and-pigs
https://www.memri.org/tv/palestinian-cl ... qsa-mosque
https://www.memri.org/tv/egyptian-child ... arqad-tree
https://www.memri.org/reports/sudanese- ... pring-jews
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 09:12)

Die Auslöschung und Vernichtung des Staats Israel ist in der Tat Ziel der Regierung des Staats Iran. Das muss man wohl so klar benennen. Aber die Regierung Irans ist nicht identisch mit dem persischen Volk. Und das persische Volk nicht identisch mit der muslimischen Welt.
Das ist schlicht und ergreifend falsch!
Vernichtung und Auslöschung des Staates Israel ist Ziel der arabischen Staaten, seit Bestehen, seit dem Tag der Gründung des Staates Israel. Es war und ist Ziel der PLO und ihrer Nachfolgeorganisationen Hamas und Fatah!
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 09:12)Dieses Ziel speist sich aber keineswegs aus einem (vermeintlich) genuinen Antisemitismus des Islam. In der ganz frühen Zeit des Islam galt das Judentum als monotheisistische Religion in vielen Teilen der arabischen Welt als Verbündeter gegen die paganischen, heidnischen Araberstämme und auch als spirituelle Quelle.
Und wenn du diese Falschbehauptung noch tausendmal wiederholst, wird sie dadurch nicht wahrer! :mad:
Es gibt keinen "vermeintlich" genuinen islamischen Antisemitismus, sondern es gibt genuinen islamischen Antisemitsmus! Das Judentum galt zu keiner Zeit Verbündeter des Islam. Wo hast du denn diesen Unsinn her?
Bereits zu Mohameds Zeiten wurden Juden in Medina ermordet, weil sie sich nicht dem Islam unterwarfen/nicht konvertierten und im Koran gibt es mehrere Verse, die die Auslöschung der Juden fordern.
Verbündet sein sieht anders aus, mit Verbündeten verfährt man anders, die ermordet man nicht!
Was du hier betreibst, ist Geschichtsklittelung der allerübelsten Art!
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 09:12)
Bezeichnenderweise gilt ausgerechnet der jüdische Rabbiner Abraham Geiger, beginnend mit seiner Dissertation ("Was hat Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen?", 1833) als einer der Begründer der modernen Islamwissenschaft. Und weiterhin gibt es in der arabischen Welt keinerlei historische Entwicklung, die in ähnlicher Weise ursächlich für den Antisemitismus in Europa war, der schließlich zur Schoah führte.

Na jetzt hast dir aber ein ganz dickes Eigentor geschossen, dich ausgerechnet auf Geiger, als Zeugen für nicht vorhandenen genuinen islamischen Antisemitsmus zu berufen.
Ausgerechnet auf Geiger, der wegen seiner Ablehnung jüdischer nationaler Identität heftig kritisiert wurde und wird, beziehst du dich, ausgerechnet auf Geiger, der wie kein anderer den Mythos eines "goldenen Zeitalters für Juden" unter muslimischer Herrschaft pflegt, beziehst du dich.
Geiger ist nicht Begründer moderner Islamwissenschaft, sondern Begründer des Reformjudentums.
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 09:12)Als wesentlicher Vermittler zwischen einer moderaten christlichen, religiös motivierten, antijudaistischen Abgrenzung vom Judentum, die aber immerhin eine gewisse Koexistenz zwischen Christen und Juden (ähnlich wie zwischen Muslimen und Juden) bis zum Mittelalter ermöglichte (wenn auch mit wiederkehrenden Konflikten) und dem modernen, letztlich auf Vernichtungsabsicht hinauslaufenden Antisemitismus kann man die zahlreichen "Judenschriften" Martin Luthers ansehen. Dem Nationalsozialismus dienten sie in vielfacher Weise als Rechtfertigungsvorlage. Und ebenso eindeutig ist die Bruderschaft großer Teile der evangelischen Kirche mit dem Nationalsozialismus. Die "Deutsche Evangelische Kirche" (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_ ... che_Kirche), parallel zur "Deutschen Physik" ist der Beleg für das selbstmotivierte Bekenntnis der Kirche zum NS-Staat. Und selbst Vertreter der an sich oppositionellen "Bekennenden Kirche" bekannten sich in Punkto Antisemitismus häufig dazu. "Die Kirche hat sich dafür einzusetzen, dass die Ausschaltung der Juden als Fremdkörper im Volksleben sich nicht in einer dem christlichen Ethos widersprechenden Weise vollzieht" schrieb Walter Künneth, einer ihrer Hauptvertreter schon 1933 (!). All diese Tatsache sind auch der Gegenbeweis zu Behauptungen, der Nationalsozialismus und das Christentum hätten "nix miteinander zu tun".
Mein Gott, was für ein verschwurbelter Unsinn!
Geiger hat gar nichts vermittelt!
Genuinen Judenhass/Antisemitismus gibt es sowohl im Christentum, wie im Islam. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass der Judenhass/Antisemitismus im Christentum metaphorischer Art (Juden als Christusmörder) und Islam praktischer Art ist ==> Juden unterwarfen sich dem Islam nicht, sie konvertierten nicht.
Deine Relativiererei islamischen Antisemitsmus/Judenhass und Reinwaschungsversuche des Islam vom genuinen Antisemitismus, sind mehr als nur peinlich!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(04 May 2018, 10:17)

Es ist eben NICHT "einfach so" ... und es besteht ein kausaler Zusammenhang!
Der Konflikt wird hier her geholt bzw der Konflikt wandert ein, den bringen die Zuwanderer mit und leben ihn hier weiter aus.
Die antisemitischen Ausschreitungen gegen Juden, die Alquds-Days und Pro-palästinensischen Demos, bei denen Israel-Flaggen verbrannt werden, sind nicht "einfach so" in unserem Land, die sind nicht vom Himmel gefallen, sondern von arabischen Zuwanderern mit gebracht worden.
Meine Argumentation ist mitnichten unlogisch!


Erzähle keinen Unsinn! Der Nahostkonflikt hat nichts mit "historischen Vorgehen der Länder Europas und Noramerikas" zu tun, sondern hängt ursächlich mit der Gründung des Staates Israel und dem ungebrochenen Bestreben der Araber, diesen Staat zu vernichten, zusammen. Der Nahostkonflikt speist sich aus dem genuinen islamischen Judenhass/Antisemitismus - aus nichts anderem!
Ist dir eigentlich bewusst, dass du mit deiner Relativiererei islamischen Antisemitismus'/Judenhass und indem du den selbst generierten Opferstatus der Araber/Moslems noch unterstützt, selbst antisemitische Tendenzen aufweist?
Die europäischen Staaten und die USA sind NICHT für den Nahostkonflikt verantwortlich, sondern einzige die Araber selbst und niemand anders!
Ich habe wiederum vom "Brennpunkt Nahost" und nicht vom "Nahostkonflikt" geschrieben. Ein großer Teil des Flüchtlingsstrom resultiert aus den Konflikten in Syrien und dem Irak. Und diese Konflikte haben sogar sehr viel mit den aktuellen und auch mit den historischen Verfflechtungen mit Europa, den USA und Russland zu tun.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(04 May 2018, 11:36)
Mein Gott, was für ein verschwurbelter Unsinn!
Geiger hat gar nichts vermittelt!
Genuinen Judenhass/Antisemitismus gibt es sowohl im Christentum, wie im Islam. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass der Judenhass/Antisemitismus im Christentum metaphorischer Art (Juden als Christusmörder) und Islam praktischer Art ist ==> Juden unterwarfen sich dem Islam nicht, sie konvertierten nicht.
Deine Relativiererei islamischen Antisemitsmus/Judenhass und Reinwaschungsversuche des Islam vom genuinen Antisemitismus, sind mehr als nur peinlich!
Ich habe als "Vermittler" auch nicht Geiger sondern Luthers "Judenschriften" genannt. Bitte genauer lesen.

Davon unabhängig wird auch heute Geigers Schrift "Was hat Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen" als grundlegend für das Verständnis des frühen Islam angesehen. Es ist erst 2005 wiederaufgelegt worden.
Jedoch war Abraham Geiger der erste Forscher, der den Islam nicht nur als Irrtum und Mohammed als Betrüger betrachtete, sonder ohne ideologische Vorurteile die Frage zu beantworten suchte, wie es mit dem Einfluss des Judentums auf den Koran steht. Er geht dabei, zu seiner Zeit revolutionär, strikt historisch vor und betrachtet den Koran ebenso "theologiefrei" philologisch wie er den Propheten Mohammed in seiner Zeit verortet.
Aus einer Rezension der NZZ (die Zeitung, die hier, glaube ich, schonmal mit einem islamkritischen Zitat herangezogen wurde).

Weit mehr noch:
Geiger ging es seines Erachtens darum, das Judentum aufzuwerten und zum eigentlichen Ursprung des Islams zu erklären, das aber vor dem Hintergrund, ebenso das Verhältnis zum Christentum angehen zu können. Ein Stück frühe vergleichende Religionsgeschichte aus jüdischer Perspektive - mit aller ihrer Problematik, setzt Gotzmann hinzu.
https://www.perlentaucher.de/buch/abrah ... ommen.html

Aus weiteren Rezensionen zu Geiger geht hervor, dass er den Koran philologisch eher als "Dichtung" denn als Religionsbasis ansieht. Wörtliche Zitate aus dem Koran einfach so wie sie sind als Belege für irgendwas heranzuziehen (was beständig irgendwo getan wird) muss man sehr kritisch sehen.

Davon mal abgesehen: Ausgerechnet den Namensgeber des ersten Rabbinerseminars in Kontinentaleuropa nach der Shoah (Abraham Geiger Kolleg in Potsdam) auf Distanz zu gehen ... das würde ich schon noch mal überdenken.

Und Geiger ist sehr wohl einer der Gründerväter der modernen Islamwissenschaften, die sich aus der "Orientalistik" herauslösten. Wiederum begehst du den logischen Denkfehler, dass eine Aussage a) (war Begründer der Islamwissenschaften) bedeutet, dass Aussage b) (Vordenker des Reformjudentums) nicht gilt oder sogar auch wesentlicher ist.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Zu den primär christlichen Wurzeln von modernem Judenhass, Antisemitismus sei (abgesehen von den zahlreichen aktuellen Abhandlungen zu Luther) der folgende ZEIT-Artikel empfohlen, der mit
Wer in Berlin, am Prenzlauer Berg , die katholische Herz-Jesu-Kirche betritt, reibt sich die Augen: In der Apsis triumphiert Christus als Weltenherrscher, darunter, am Chorbogen, sieht der Besucher eine Frau mit verbundenen Augen, in der Hand ein Schlachtermesser, im Hintergrund ein gefesseltes Lamm. Daneben, in vertikaler Schrift, steht "Synagoge". Die Wandmalerei von 1898 ist von ausgesuchter Niedertracht und doch ganz gewöhnlich. Es handelt sich um eine klassische judenfeindliche Darstellung, wie sie sich in der christlichen Ikonografie allerorten findet. Das Judentum, so raunt sie, ist blind für den christlichen Erlöser. An hohen Feiertagen, wenn viele Ortsfremde den Gottesdienst besuchen, entschuldigt sich der Gemeindepriester aufrichtig zerknirscht für die antisemitische Wandmalerei. Sie stehe für eine schreckliche Tradition seiner Kirche, doch diese Tradition sei Gott sei Dank vorbei.
beginnt und mit
Diese Austreibung des jüdischen Geistes hatte Folgen. Die Kirche der Macht konnte keine Kirche des Widerstands sein. So wurde sie mitschuldig an der Ermordung der Juden.
endet.
https://www.zeit.de/2014/21/christentum-judentum
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 12:22)

Ich habe wiederum vom "Brennpunkt Nahost" und nicht vom "Nahostkonflikt" geschrieben. Ein großer Teil des Flüchtlingsstrom resultiert aus den Konflikten in Syrien und dem Irak. Und diese Konflikte haben sogar sehr viel mit den aktuellen und auch mit den historischen Verfflechtungen mit Europa, den USA und Russland zu tun.
In diesem Thread geht es um Antisemitsmus und ob wir diesen hinnehmen wollen.
Wundere dich deshalb nicht, wenn ich deine Aussagen unter genau DIESEM Aspekt betrachte und auch entsprechend beantworte.
Unterlass also deine Nebelkerzen und Ablenkungsmanöver!

Unabhängig davon, ob nun Nahostkonflikt oder "Brennpunkt Nahost" kommt auf's gleiche raus. Beides ist eben NICHT "einfach da" und hat auch nix mit irgendwelchen "historischen" Verflechtungen mit Europa und den USA zu tun, sondern in aller erster Linie mit den Staaten zwischen denen Konflikte herrschen.
Und hör auf, die arabischen Staaten - egal welchen - als Opfer zu betrachten bzw zu bezeichnen. Das sind sie nicht, sie genauso für ihre Angelegenheiten selbst verantwortlich, wie JEDER europäische Staat und wie die USA.
comprende?!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(04 May 2018, 13:51)

In diesem Thread geht es um Antisemitsmus und ob wir diesen hinnehmen wollen.
Wundere dich deshalb nicht, wenn ich deine Aussagen unter genau DIESEM Aspekt betrachte und auch entsprechend beantworte.
Unterlass also deine Nebelkerzen und Ablenkungsmanöver!

Unabhängig davon, ob nun Nahostkonflikt oder "Brennpunkt Nahost" kommt auf's gleiche raus. Beides ist eben NICHT "einfach da" und hat auch nix mit irgendwelchen "historischen" Verflechtungen mit Europa und den USA zu tun, sondern in aller erster Linie mit den Staaten zwischen denen Konflikte herrschen.
Und hör auf, die arabischen Staaten - egal welchen - als Opfer zu betrachten bzw zu bezeichnen. Das sind sie nicht, sie genauso für ihre Angelegenheiten selbst verantwortlich, wie JEDER europäische Staat und wie die USA.
comprende?!
Nach meinen eigenen Aussagen weiter oben wäre der Staat Israel das Opfer, wenn es nach den Plänen der aktuellen iranischen Regierung ginge. Nach etlichen meiner Aussagen in anderen Threads sind arabische Staaten wie Saudi Arabien oder Kuweit und Co. nicht etwa "Opfer" sondern - ganz im Gegenteil - Finanziers der antiisraelischen Agressionen. Auf der Basis von schier unendlichen Geldreserven, die sie durch den Rohstoffhunger des Westens und die Rohstoffvorräte in ihren Regionen haben. Und nicht unwesentlich zu dieser Gemengelange haben historische Abläufe wie die Aufteilung von Herrschaftsbereichen im Orient zwischen Frankreich und England im 19. und 20. Jahrhundert beigetragen, Suez-Kanal, die Anzettelung von Kriegen unter Lügenvorwänden durch die USA, die Instrumentalisierung islamistischer Kräfte durch die USA, zig Analysen kommen zu dem Schluss, an den Golfkriegen sei der Westen als Auslöser kräftig beteiligt usw. etc. pp. Der sogenannte "Westen" steckt nicht nur knietief sondern bis zum Hals in den Konflikten rund um den Brennpunkt Nahost. "Opfer" sind die jeweils betroffenen Völker. Sowohl die Bewohner Israels, die vom Norden von der Hisbollah im Libanon (die vom Iran finanziert wird) und im Süden aus Gaza von Raketen bedroht ist. Die völlig schutzlose verarmte Bevölkerung im Jemen, die vom Machtkampf zwischen Saudi Arabien und Iran zerrieben wird. Und natürlich die Menschen, die vom Syrienkonflikt betroffen sind. In einem Maße wie es zuletzt im 2. WK oder vielleicht noch im Vietnamkrieg der Fall war. Und die "arabischen Staaten" sind nicht nur die Finanziers (mit den Einnahmen aus den Geschäften des Westens) des Terrors und der antiisraelischen Bedrohung sondern inzwischen auch eine der Finanziers unseres eigenen Wohlstands. In Form von Investmentbeteiligungen an großen deutschen Unternehmen. Opfer?
Katar ist ein wichtiger und zuverlässiger Investor

Wir werden in Katar die modernsten Stadien weltweit erleben dürfen mit einem unglaublichen Komfort. Katar ist das reichste Land der Erde mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 100.000 US-Dollar pro Jahr und Einwohner. Der Reichtum kommt aus dem Export von Erdgas und Erdöl, das Land ist der weltgrößte Exporteur von verflüssigtem Gas.
So stehts im "Manager-Magazin" und die Redakteure haben das vielleicht sogar als Verteidigung der arabischen Region gemeint. Bei mir persönlich kommt das ganze als Eingeständnis an. Eingeständnis, dass der sogenannte "Westen" sich einen Dreck um die antiisraelische und antisemitische Politik dieser Staaten schert, wenn nur genug Geld und Reichtum im Spiel ist. Und ebenso einen Dreck um die zerbombten Städte und die nach Europa geflüchteten Bewohner ín Syrien.

Ganz deutlich nochmal: Es wird 2022 vermutlich Großbildvideos und sektanstoßende Gutverdienende am Brandenburger Tor geben und gleichzeitig für die Skeptischen die Gewissheit, dass der Ausrichterstaat die salafistische Nusra unterstützt, die radikalislamistische und direkt antiisrealiische Hamas sogar beherbergt. Aber nichts wird passieren. Fußball ist per se gut und angenehmerweise westlich-europäisch geprägt. Und die bundesdeutsche Öffentlichkeit ist auf Skandalisierung, Empörung und Kulturkampf gegen angebliche mulimische Überfremdung programmiert. Nicht auf die Analyse realer politischer Zusammenhänge.

Es bedarf einfach nonkonformistischer Kräfte, die sich diesem rechtslastigen Mainstream-Diktat widersetzen. Die selber denken und sich äußern wollen.

Man sollte vielleicht nochmal auf den sehr klugen und interessanten Artikel zurückkommen, auf den im Eingangsbeitrag dieses Threads verwiesen wurde und den völlig zutreffenden Kommentar von "marmelada" dazu.

Historisch gesehen führt nix an der Erkenntnis vorbei, dass die primären Wurzeln des vormodernen, religiösen Antijudaismus nur im Christentum liegen können. Trivialerweise schon von der zeitlichen Abfolge her. Und dass eine der wesentlichen Umbrüche zwischen diesem religiösen Antijudaismus und dem modernen, auf Menschenvernichtung hinauslaufenden Antisemitismus mit den Umbrüchen in der Entwicklung des Christemtums, personifiziert in Luther wie auch später in den orthodoxen Kirchen etwa in Rusland zu verorten ist. Der sekundäre, davon abgeleitete islamisierte Antisemitismus, mit dem wir es hier und heute zu tun haben, ist aktuell tatsächlich bedrohlicher und akuter als der primäre. Die historischen Zusammenhänge ändert das aber nicht.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Zunder
Beiträge: 7443
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 15:00

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 22:47)
Historisch gesehen führt nix an der Erkenntnis vorbei, dass die primären Wurzeln des vormodernen, religiösen Antijudaismus nur im Christentum liegen können.
Nicht nur historisch gesehen führt nichts an der Erkenntnis vorbei, daß Erkenntnis ohne Kenntnis nicht zu haben ist. Wer nicht zur Kenntnis nimmt, daß der christliche Antisemitismus auf dem Vorwurf des Gottesmordes basiert und dieser Vorwurf im Islam aus theologischen Gründen überhaupt keinen Sinn ergibt, somit auch nicht Vorbild für den eigenen Antisemitismus sein kann, wird über das Niveau eines bloßen Meinungsgeschwätzes nicht hinauskommen, auch wenn er noch so dick aufträgt.
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 22:47)
Trivialerweise schon von der zeitlichen Abfolge her.
Die zeitliche Abfolge z.B. bezüglich der Kleiderordnung sieht so aus:
Islam
807: Der abbasidische Kalif Hārūn ar-Raschīd befiehlt für Juden einen gelben Gürtel und für Christen einen blauen.
853: Kalif al-Mutawakkil von Persien gibt ein entsprechendes Edikt heraus.
887: Juden und Christen werden im muslimisch eroberten Sizilien einer besonderen Kleiderordnung unterworfen.
1005: Der Fatimid al-Hakim verpflichtet Juden in Ägypten und Palästina Glocken an ihren Gürteln und hölzerne „Goldketten“ um den Hals zu tragen.
1121: Ein Brief aus Bagdad beschreibt die dortige jüdische Kleiderordnung: „[…] zwei gelbe Gürtel, einen um den Kopf, den andern um den Nacken. Ferner muss jeder Jude ein Stück Leder an seinen Nacken hängen, auf dem das Wort dhimmi steht. Auch um seine Taille muss er einen Gürtel tragen. Die Frauen müssen einen roten und einen schwarzen Schuh tragen, dazu eine kleine Klingel an ihren Nacken oder Schuhen.“
1301: In islamischen Ländern müssen Juden gelbe Turbane tragen.
1315–1326: Emir Ismael Abu-I-Walid zwingt die Juden von Granada den Gelben Fleck zu tragen.
Christentum
12. Jahrhundert: Der konische Judenhut wird in Deutschland üblich.
1215: Das Vierte Laterankonzil verlangt Unterscheidungskennzeichen für Juden und Muslime.
1219: Papst Honorius III. erlässt den Juden von Kastilien eine besondere Kleidungsordnung.
1222: Der Erzbischof von Canterbury, Stephen Langton, ordnet an, dass englische Juden ein weißes, später ein gelbes Band zu tragen haben.
1228: König Jakob I. befiehlt den Juden von Aragon den gelben Gürtel zu tragen.
1267: Das Provinzialkonzil von Wien fordert, dass Juden einen besonders geformten „gehörnten“ Hut (pileum cornutum) zu tragen hätten.
1269: Ludwig IX. von Frankreich erlässt mit Bezug auf das 4. Laterankonzil eine Kleiderordnung für Juden seines Landes. Jüdische Männer mussten eine kreisförmige Scheibe, die Rouelle, auf der Brust tragen, jüdische Frauen eine besondere Haube. Die Kennzeichnung diente der Umsetzung eines Edikts von 1252, das alle Juden aus Frankreich auswies, die sich nicht zu Christen taufen ließen oder sich nicht für einen bestimmten Betrag davon freikauften. Juden, die öffentlich ohne ihre Kleidungskennzeichen angetroffen wurden, mussten ein Bußgeld von zehn Silberstücken zahlen.
1274: Eduard I. von England verschärft das Dekret. Der Gelbe Fleck in Form der Gesetzestafeln des Mose muss von jedem Juden ab dem siebten Lebensjahr über dem Herzen getragen werden.
1279: Im Kirchenkonzil von Buda wird das Tragen des Judenrings vorgeschrieben. Infolge des Einspruchs des ungarischen Königs wird diese Bestimmung jedoch nicht konsequent angewandt.
1294: In Erfurt wird der Gelbe Fleck erstmal in Deutschland erwähnt.
1321: Heinrich II. von Kastilien zwingt Juden zum Tragen des Gelben Flecks.
1415: Der Gegenpapst Benedikt XIII. verhängt die Bulle von Avignon. Juden müssen einen gelben oder roten Fleck tragen, die Männer auf ihrer Brust, die Frauen auf dem Schleier.
1434: Kaiser Sigismund führt auf Wunsch der Stadt und nach entsprechenden Forderungen des Basler Konzils vom selben Jahr den Gelben Fleck in Augsburg wieder ein.
1528: Der Senat von Venedig erlaubt dem berühmten Arzt Jakob Mantino ben Samuel für zwei Monate, den regulären Doktorhut statt des gelben Judenhuts zu tragen. Später wurde die Frist auf Empfehlung des englischen und französischen Botschafters sowie des päpstlichen Legaten und anderer prominenter Patienten des Arztes verlängert.
1555: Papst Paul IV. verfügt, dass im Kirchenstaat ansässige Juden blaue (!) Hüte tragen müssen.
1566: Papst Pius V. bestätigt die Kennzeichnungspflicht für Juden durch ein gelbes Zeichen an der Außenkleidung. König Sigismund II. August unterzeichnet ein Gesetz, das den Juden Litauens gelbe Hüte und Kopfbedeckungen auferlegt. Zwanzig Jahre später wurde das Gesetz aufgehoben.
1775: Papst Pius VI. ordnet im Edikt für die Juden (Paragrafen 17 und 18) mit Bezug auf den Papsterlass von 1566 eine besondere und detaillierte Kleiderordnung für Juden des Kirchenstaates an. Das Edikt wurde 1797 als Folge der Französischen Revolution aufgehoben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gelber_Ri ... rordnungen

Die zeitliche Abfolge bezüglich antijüdischer Pogrome auf europäischem Boden sieht so aus:

"Das Massaker von Granada war ein Pogrom an Juden, das 1066 in Granada zur Zeit der Herrschaft der Ziriden im islamischen Herrschaftsgebiet von al-Andalus stattfand. Es gilt als erstes Pogrom auf europäischem Boden."
https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Granada

"Während des Bauernkreuzzuges, der im Vorfeld des Ersten Kreuzzugs der Ritter stattfand, wurden im Frühjahr 1096 die im Rheinland ansässigen Juden von Kreuzfahrern angegriffen. Dabei kam es zu den ersten organisierten Judenpogromen des Abendlandes."
https://de.wikipedia.org/wiki/Judenverf ... cite_ref-1

MIt der schlichten Logik, von der zeitlichen Abfolge auf einen kausalen Zusammenhang zu schließen, lägen "die primären Wurzeln des vormodernen, religiösen Antijudaismus" im Islam. Das wäre der gleiche Schwachsinn, nur andersrum.
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 22:47)
Und dass eine der wesentlichen Umbrüche zwischen diesem religiösen Antijudaismus und dem modernen, auf Menschenvernichtung hinauslaufenden Antisemitismus mit den Umbrüchen in der Entwicklung des Christemtums, personifiziert in Luther wie auch später in den orthodoxen Kirchen etwa in Rusland zu verorten ist.
Der moderne, exterminatorische Antisemitismus hat überhaupt keine religiöse Basis. Er versteht sich als wissenschaftlich und fußt auf der biologistisch begründeten Rassentheorie. Der religiöse Antijudaismus läßt den Juden grundsätzlich die Chance der Konversion - sowohl im Christentum wie im Islam. Der Rassenantisemitismus bietet diese Möglichkeit nicht. Ein Jude kann Christ oder Moslem werden, aber kein Arier.
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 May 2018, 22:47)
Der sekundäre, davon abgeleitete islamisierte Antisemitismus, mit dem wir es hier und heute zu tun haben, ist aktuell tatsächlich bedrohlicher und akuter als der primäre. Die historischen Zusammenhänge ändert das aber nicht.
Der Begriff "sekundärer Antisemitismus" bedeutet zwar etwas anderes als du vermutest, an den historischen Zusammenhängen ändert das allerdings tatsächlich nichts.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(05 May 2018, 00:59)
Der moderne, exterminatorische Antisemitismus hat überhaupt keine religiöse Basis. Er versteht sich als wissenschaftlich und fußt auf der biologistisch begründeten Rassentheorie. Der religiöse Antijudaismus läßt den Juden grundsätzlich die Chance der Konversion - sowohl im Christentum wie im Islam. Der Rassenantisemitismus bietet diese Möglichkeit nicht. Ein Jude kann Christ oder Moslem werden, aber kein Arier.
Unsinn. Der "moderne, exterminatorische Antisemitismus" berief sich während der NS-Zeit ganz explizit auf Luthers "Judenschriften". Ich hatte bereits weiter oben einen Vertreter der DEK (Deutsche Evangelische Kirche) zitiert Noch ein drastischeres gefällig?
Die Deutschen Christen sind die SA Jesu Christi.
https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Hossenfelder
Das schrieb bereits 1933 der evangelische Pfarrer Joachim Hossenfelder. Vertreter der Glaubensbewegung "Deutsche Christen.". Noch einmal bedingungslosere Antisemiten und fanatischere Hitler-Anhänger als die DEK. Willst Du tatsächlich solche Gruppierungen nachtgräglich reinwaschen, indem Du einen Zusammenhang zwischen (moderner) Rassentheorie und Christentum leugnest? Ob die Berufung "Deutscher Christen" auf christliche Inhalte zur Rechtfertigung ihres Rassismus aus theologischer Sicht gerechtfertigt ist, mögen Theologen unter sich klären. Der Zusammenhang ist in jedem Fall mit der Berufung darauf durch die Vertreter gegeben.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Der Versuch, den Antisemitismus in Europa als "Importprodukt" hinzustellen ist so konstruiert wie durchschaubar. Nicht viel anders als die Lehre von der DDR als Arbeiter- und Bauernstaat in der Tradition Bebels und Luxemburgs und die Bundesrepublik als Erbin der Nazizeit. Oder der aktuelle Versuch der polnischen Regierung, Behauotungen ǘber antisemitische Ausschreitungen von Polen einfach unter Strafe zu stellen, Wenn das Thema nicht so ernst wäre, man könnte sich darüber amüsieren.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(04 May 2018, 13:51)

In diesem Thread geht es um Antisemitsmus und ob wir diesen hinnehmen wollen.
Wundere dich deshalb nicht, wenn ich deine Aussagen unter genau DIESEM Aspekt betrachte und auch entsprechend beantworte.
Unterlass also deine Nebelkerzen und Ablenkungsmanöver!
Gut. Stellen wir die Frage doch mal ganz pragmatisch und auf aktuelle Tendenzen bezogen: Was, glaubst Du, ist zu erwarten, wenn man einem in einer Koranschule in Deutschland geistig vergifteten Jugendlichen klarmacht, dass er mit seinem Antisemitismus und Israelhass in die Fußstapfen des bedeutendsten christlichen Kirchenreformers tritt? Wir er sagen: "Au, fein"?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 May 2018, 09:15)

Gut. Stellen wir die Frage doch mal ganz pragmatisch und auf aktuelle Tendenzen bezogen: Was, glaubst Du, ist zu erwarten, wenn man einem in einer Koranschule in Deutschland geistig vergifteten Jugendlichen klarmacht, dass er mit seinem Antisemitismus und Israelhass in die Fußstapfen des bedeutendsten christlichen Kirchenreformers tritt? Wir er sagen: "Au, fein"?
Dann müssen wir klarstellen, dass das eben NICHT der Fall ist.
Islamischen Antisemitismus/Judenhass gab es lange vor Luther!
Das Massaker an Juden in Medina fand im 8.Jh. statt und somit lange vor Luther und hat auch nix mit dem Christentum zu tun, sondern damit, dass Juden sich weigerten zu konvertieren, ist somit genuin islamisch!

Den Rest zum genuin islamischen Judenhass hat @ Zunder schön detailliert aufgelistet, du kannst dir deine Geschichtsklittelung und Reinwaschungsversuche des Islam immer noch sparen! :mad:
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 May 2018, 08:56)

Der Versuch, den Antisemitismus in Europa als "Importprodukt" hinzustellen ist so konstruiert wie durchschaubar. Nicht viel anders als die Lehre von der DDR als Arbeiter- und Bauernstaat in der Tradition Bebels und Luxemburgs und die Bundesrepublik als Erbin der Nazizeit. Oder der aktuelle Versuch der polnischen Regierung, Behauotungen ǘber antisemitische Ausschreitungen von Polen einfach unter Strafe zu stellen, Wenn das Thema nicht so ernst wäre, man könnte sich darüber amüsieren.
Niemand hat behauptet, dass es in Europa keinen Antisemitismus gäbe, dennoch wurde zusätzlich zu diesem, bereits vorhandenen Antisemitismus, weiterer Antisemitismus importiert. An dieser Tatsache führt kein Weg vorbei, ob dir das nun gefällt oder nicht.
Daran ist gar nix konstruiert!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(05 May 2018, 09:32)

Dann müssen wir klarstellen, dass das eben NICHT der Fall ist.
Islamischen Antisemitismus/Judenhass gab es lange vor Luther!
Das Massaker an Juden in Medina fand im 8.Jh. statt und somit lange vor Luther und hat auch nix mit dem Christentum zu tun, sondern damit, dass Juden sich weigerten zu konvertieren, ist somit genuin islamisch!

Den Rest zum genuin islamischen Judenhass hat @ Zunder schön detailliert aufgelistet, du kannst dir deine Geschichtsklittelung und Reinwaschungsversuche des Islam immer noch sparen! :mad:
"Klitterung". ... Meine Haltung zur Mehrheit der Regierungen von Staaten mit islamischen Mehrheiten, die deutlich kritischer ausfällt als meine Haltung zu den christlichen Kirchen, habe ich nur etwas weiter oben dargelegt (http://www.politik-forum.eu/posting.php ... #pr4196438). Ich selbst bin zwar nicht gläubig aber nicht selten Gast in evangelischen Gottesdiensten und in einer Kirchengemeinde aktiv. Der Spruch "sich erstmal selbst an die Nase fassen" mag trivial klingen, aber richtig ist er doch.

Eine gute abendländische Weisheit. Um es mal ironisch zu formulieren. Zu diesen schönen abendländischen Traditionen gehören übrigens auch die Kommunikationsformen Debatte, Diskurs, Dískussion, Forum etc. Die - wenn ich es recht verstanden habe - nicht zuletzt auf die antike Form des öffentlichen Philosphengesprächs auf der Agora, dem Stadtmarktplatz zurückgehen. Dazu sei mal der kleine Exkurs erlaubt:
Zu einem guten Diskussionsstil (siehe auch Streitkultur) gehört neben wechselseitigem Respekt unter anderem, gegenteilige Argumente und Meinungen zuzulassen und genau zu prüfen, anstatt diese vorschnell zu verwerfen. Ein guter Diskutant hört zu, lässt ausreden und ist konzentriert genug, um auf das vom Gegenüber Gesagte einzugehen und seine eigenen Argumente sachlich darzustellen. Im Idealfall ist er gelassen und höflich. Oftmals ist aber Gegenteiliges zu beobachten, zum Beispiel in der Politik ...
Warum schreibe ich das hier? Der Historiker Wolfgang Benz ist ganz gewiss jemand, der eine solche Form der Meinungsauseinandersetzung verdient hätte. Natürlich sind seine Ansichten kontrovers. Wie auch anders? Aber er ist - als Leiter eines "Zentrums für Antisemitismusforschung" und gleichhzeitig international renommierter Historiker - nehmen wie es mal ganz pragmatisch - ein Mitstreiter für die Sache, um die es hier geht mit großer Wirkungskraft und 100 Prozent auf der richtigen Seite. Wenn anstelle eines Disputs in dieser schönen abendländischen Tradition eine Rufmordkampagne in Gang gesetzt wird, und dieser Begriff ist noch verharmlosend, dann kann ich daraus nur schlussfolgern, dass es den Betreibern dieser Kampagne gar nicht um die vorgeschobene Sache selbst geht. Sondern um ihre eigene politische Agenda. Und dass die Betroffenen, um die es hier eigentlich geht, dabei eher instrumentalisiert werden.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21392
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

An Wolfgang Benz betreibt niemand Rufmord, außer er selbst.
Dieser "renommierte Historiker", der nach dem Mord an drei jüdischen Kinder und einem Rabbiner in Toulouse durch Mohammed Merah keinen Antisemitismus erkennen konnte,
und der seine kruden Thesen über den Muslim-Markt, der Islamisten unterstützt, publik macht, ist das beste Beispiel dafür, wie ernst man in Deutschland den Kampf gegen Antisemitismus meint.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 May 2018, 16:18)

"Klitterung". ... Meine Haltung zur Mehrheit der Regierungen von Staaten mit islamischen Mehrheiten, die deutlich kritischer ausfällt als meine Haltung zu den christlichen Kirchen, habe ich nur etwas weiter oben dargelegt (http://www.politik-forum.eu/posting.php ... #pr4196438). Ich selbst bin zwar nicht gläubig aber nicht selten Gast in evangelischen Gottesdiensten und in einer Kirchengemeinde aktiv. Der Spruch "sich erstmal selbst an die Nase fassen" mag trivial klingen, aber richtig ist er doch.
Ja Geschichtsklittelung!
Wie dir nachgewiesen wurde - und zwar mehrfach(!) - ist istlamischer Antisemitismus NICHT auf den christlichen Antisemitsmus zurückzuführen.
Beide Formen des Antisemitsmus haben unterschiedliche Wurzeln, während der christliche Antisemismus metaphorisch/religiös zu begründen ist, hat der genuin islamische seine Wurzeln in der Weigerung der Juden, zum Islam zu konvertieren.
Judenhass, Judenverfolgung und Morde/Massaker an Juden gab es bereits in der Anfangszeit des Islam (Medina), lange bevor es Judenpogrome im christlichen Europa gab und lange bevor Luther seine antisemitistischen Schriften verfasst hat.
Und NEIN - du hast keinerlei kritische Haltung gegenüber dem Islam!
schokoschendrezki hat geschrieben:(05 May 2018, 16:18)Eine gute abendländische Weisheit. Um es mal ironisch zu formulieren. Zu diesen schönen abendländischen Traditionen gehören übrigens auch die Kommunikationsformen Debatte, Diskurs, Dískussion, Forum etc. Die - wenn ich es recht verstanden habe - nicht zuletzt auf die antike Form des öffentlichen Philosphengesprächs auf der Agora, dem Stadtmarktplatz zurückgehen. Dazu sei mal der kleine Exkurs erlaubt:

Warum schreibe ich das hier? Der Historiker Wolfgang Benz ist ganz gewiss jemand, der eine solche Form der Meinungsauseinandersetzung verdient hätte. Natürlich sind seine Ansichten kontrovers. Wie auch anders? Aber er ist - als Leiter eines "Zentrums für Antisemitismusforschung" und gleichhzeitig international renommierter Historiker - nehmen wie es mal ganz pragmatisch - ein Mitstreiter für die Sache, um die es hier geht mit großer Wirkungskraft und 100 Prozent auf der richtigen Seite.
Wie ich bereits in einem anderen Beitrag schrieb, hat jemand (wie Wolfgang Benz), dem es nicht zu peinlich ist auf einem islamistischen Portal namens "Islam-Markt" (welches unter Beobachtung des Verfassungsschutz steht) über Islamfeindlichkeit zu schwadronieren und diesen auch noch mit Antisemitismus/Judenhass gleichsetzt, setzt selbst seine Reputation und Glaubwürdigkeit auf's Spiel. Da bedarf es keines Rufmordes mehr - den es übrigens auch gar nicht gibt.
Seine Ansichten sind nicht nur kontrovers, sondern ganz bewusst falsch. Was Benz betreibt, ist Relativierung und Marginalisierung genuin islamischen Judenhasses/Antisemitismus UND er versucht auf diese Weise Muslime von jeglicher Eigenverantwortung für ihr Handeln freizusprechen und sie als Opfer von Fremdbeeinflussung (Christentum) darzustellen, vergisst dabei jedoch zu erwähnen, dass auch Christen im Islam Verfolgungen ausgesetzt waren und immer noch sind.
NEIN - ein Relativierer und Bestärker der Muslime in ihrem Opferstatus, ist KEIN "Mitstreiter für die Sache" und steht schon gar nicht "auf der richtigen Seite".
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6118
Registriert: Sa 17. Dez 2011, 22:05

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Ammianus »

Vongole hat geschrieben:(05 May 2018, 17:38)

An Wolfgang Benz betreibt niemand Rufmord, außer er selbst.
Dieser "renommierte Historiker", der nach dem Mord an drei jüdischen Kinder und einem Rabbiner in Toulouse durch Mohammed Merah keinen Antisemitismus erkennen konnte,
und der seine kruden Thesen über den Muslim-Markt, der Islamisten unterstützt, publik macht, ist das beste Beispiel dafür, wie ernst man in Deutschland den Kampf gegen Antisemitismus meint.
Wie sieht es eigentlich mit den akademischen Qualitäten eines Mannes aus, der nicht mal recherchiert, wem er da ein Interview gibt. Eine halbe Stunde Lektüre im Forum des Muslim-Marktes hätte gereicht um festzustellen, dass man sich da auf dem Niveau von Nazis und Maoisten befindet.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Benutzeravatar
Zunder
Beiträge: 7443
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 15:00

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 May 2018, 08:11)

Unsinn. Der "moderne, exterminatorische Antisemitismus" berief sich während der NS-Zeit ganz explizit auf Luthers "Judenschriften". Ich hatte bereits weiter oben einen Vertreter der DEK (Deutsche Evangelische Kirche) zitiert Noch ein drastischeres gefällig?

https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Hossenfelder
Das schrieb bereits 1933 der evangelische Pfarrer Joachim Hossenfelder. Vertreter der Glaubensbewegung "Deutsche Christen.". Noch einmal bedingungslosere Antisemiten und fanatischere Hitler-Anhänger als die DEK. Willst Du tatsächlich solche Gruppierungen nachtgräglich reinwaschen, indem Du einen Zusammenhang zwischen (moderner) Rassentheorie und Christentum leugnest? Ob die Berufung "Deutscher Christen" auf christliche Inhalte zur Rechtfertigung ihres Rassismus aus theologischer Sicht gerechtfertigt ist, mögen Theologen unter sich klären. Der Zusammenhang ist in jedem Fall mit der Berufung darauf durch die Vertreter gegeben.
Der exterminatorische Antisemitismus kommt definitiv nicht aus der Religion. Daran ändern die religiös gepolten Nazis, die unter "Deutsche Christen" firmieren auch nichts. Das hat überhaupt nichts mit reinwaschen zu tun, sondern mit historischen und ideologischen Tatsachen.

Wilhelm Marr:

"Im Februar 1879 erschien in Berlin Marrs Propagandaschrift "Der Sieg des Judenthums über das Germanenthum – Vom nichtconfessionellen Standpunkt aus betrachtet" und 1880 Marrs Der Weg zum Siege des Germanenthums über das Judenthum – 4. Aufl. von "Wählet keinen Juden". Damit stieg er vorübergehend zum Wortführer des politischen Antisemitismus auf. Im September 1879 gründete er auch die (nur bis Ende 1880 bestehende) Antisemitenliga und gab ihr offizielles Organ, Die neue deutsche Wacht, heraus.

Marr grenzte sich in seinen Schriften von der traditionellen religiösen Judenfeindschaft ab und behauptete, dass die Juden eine fremde Rasse von „Parasiten“ seien, die erfolgreich die Ausbeutung Deutschlands betreibe. Diesen Paradigmenwechsel von Religion zu Rasse verdeutlichte er durch die Einführung des Begriffs „Antisemitismus“ in den zeitgenössischen politisch-gesellschaftlichen Diskurs."

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_M ... nantisemit

Eugen Dühring:

"1881 erschien Dührings Kampfschrift Die Judenfrage als Racen-, Sitten- und Culturfrage. Mit einer weltgeschichtlichen Antwort. Darin versuchte er, dem Antisemitismus als politischer Bewegung ein pseudowissenschaftliches biologisches, historisches und philosophisches Fundament zu geben. Er beschrieb die „Judenfrage“ – ähnlich wie vor ihm Wilhelm Marr, aber anders als dieser mit wissenschaftlichem Anspruch – als Ausdruck eines unaufhebbaren Rassengegensatzes: Das Judentum sei von Natur aus unvermeidbar der Feind aller Kulturvölker, die sich gegen diesen wehren müssten, um nicht selbst unterzugehen.

Die traditionelle Sicht des Judentums als Religion sei eine Irreführung durch „Priester und Religionsaufklärer“: Deshalb seien Angriffe kirchlicher Theologen wie August Rohling auf den Talmud nebensächlich. Entfalle die religiöse Maskerade, dann werde „der Jude in seiner natürlichen und unveräußerlichen Beschaffenheit offenbar“.[6] Diese Eigenart des Judentums hätten das „niedere Volk und der gewöhnliche Bürgerstand“ mit ihren „natürlichen Instinkten“ immer gespürt.[7] Daran könne auch die Taufe von Juden nichts ändern: Diese würde die Gefahr des Einsickerns von Juden in alle Bereiche der Nation nur vergrößern und Gegenreaktionen erzeugen. Da die jüdische Religion nur Ausdruck von Rasseeigenschaften sei, sei der Unterschied zwischen getauften, angepassten und nichtgetauften Juden.
[...]
Dies seien jedoch nur vorläufige Schritte; das Endziel antisemitischer Politik müsse die „Ausscheidung des Judentums durch den modernen Völkergeist“ bleiben.[11] In einer späteren Auflage dieses Aufsatzes formulierte Dühring „Ausscheidung der Judenrace aus dem modernen Völkerleben“; 1900 forderte er direkt die „Vernichtung des Judenvolkes“.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Düh ... semitismus

Paul de Lagarde:

"In seiner Schrift „Juden und Indogermanen“ 1887 schrieb er: „Es gehört ein Herz von der Härte der Krokodilshaut dazu, um mit den armen ausgesogenen Deutschen nicht Mitleid zu empfinden und – was dasselbe ist – um die Juden nicht zu hassen, um diejenigen nicht zu hassen und zu verachten, die – aus Humanität! – diesen Juden das Wort reden oder die zu feige sind, dies Ungeziefer zu zertreten. Mit Trichinen und Bazillen wird nicht verhandelt, Trichinen und Bazillen werden auch nicht erzogen, sie werden so rasch und so gründlich wie möglich vernichtet.“ Aus diesem Grund zählt er zu den Wegbereitern des modernen Antisemitismus."
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_de_L ... ndlichkeit

Dieser Vernichtungsantisemitismus ist eine Erfindung deutscher Rassenantisemiten.

Aus Hitlers vermutlich erster schriftlich niedergelegten antisemitischen Stellungnahme (1919):

"Zunächst ist das Judentum unbedingt eine Rasse und nicht Religionsgenossenschaft.
[...]
Sein Wirken wird in seinen Folgen zur Rassentuberkulose der Völker.

Und daraus ergibt sich folgendes: Der Antisemitismus aus rein gefühlsmäßigen Gründen wird seinen letzten Ausdruck finden in der Form von Progromen. Der Antisemitismus der Vernunft jedoch muss führen zur planmässigen gesetzlichen Bekämpfung und Beseitigung der Vorrechte des Juden die er zum Unterschied der anderen zwischen uns lebenden Fremden besitzt. (Fremdengesetzgebung). Sein letztes Ziel aber muss unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein."

https://www.ns-archiv.de/verfolgung/ant ... achten.php

Der Rassenantisemitismus behauptet die Vernichtung der Juden als überlebenswichtige Naturnotwendigkeit. In der Religion kommt ein solcher Ansatz überhaupt nicht vor. Für Christen und Muslime ist die letzte Instanz immer Gott. Für Rassisten sind es vermeintliche Naturgesetze. Politisch umgesetzt hat das eine andere mörderische Qualität.
Benutzeravatar
Zunder
Beiträge: 7443
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 15:00

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 May 2018, 08:56)
Der Versuch, den Antisemitismus in Europa als "Importprodukt" hinzustellen ist so konstruiert wie durchschaubar.
Wer stellt denn den Antisemitismus in Europa als "Importprodukt" dar?
Du leugnest einen genuin islamischen Antisemitismus und unterstellst, andere würden einen genuin europäischen Antisemitismus leugnen.
Das ist ziemlich dreist.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73811
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

Zunder hat geschrieben:(06 May 2018, 01:32)

Das ist ziemlich dreist.
Vor allen Dingen sehr durchschaubar. Bei manchen Leuten, die ihre Herkunft Europa hassen, wird er damit sicher Erfolg haben, aber nicht bei denen, die sich halbwegs neutral informieren. Der Antisemitismus im Koran und in den Hadithen lässt sich nicht mit "Europa-Import" verklären.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21392
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Ammianus hat geschrieben:(05 May 2018, 19:45)

Wie sieht es eigentlich mit den akademischen Qualitäten eines Mannes aus, der nicht mal recherchiert, wem er da ein Interview gibt. Eine halbe Stunde Lektüre im Forum des Muslim-Marktes hätte gereicht um festzustellen, dass man sich da auf dem Niveau von Nazis und Maoisten befindet.
Er hat Geschichte und pol. Wissenschft studiert, und sich wohl in den eigenen Thesen verfangen, anders kann ich mir das nicht erklären.
Oder, mal als böse Vermutung, er erlag den Verlockungen des Antisemitismus.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6118
Registriert: Sa 17. Dez 2011, 22:05

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Ammianus »

Ist schon seltsam. Es geht mir in letzter Zeit häufiger so. Ich sehe ältere Herren mit akademischen Titeln, die teilweise einen Unsinn in die Kamera quatschen, dass man nur noch den Kopf schütteln kann.
Von der Optik wirkt das auch sehr überzeugend. Man ist irgendwie von Kindheit an darauf geprägt unbewusst ältere Semester mit Wissen und Weisheit in Verbindung zu setzen. Auch verfehlen akademische Titel nicht ihre Wirkung. Wenn man z.B. auf Webseiten von Bildungsverweigerern, egal ob islamisch oder evangelikal (sprich Kreationisten), geht, dann dürften derartige Titel nicht fehlen. Und wenn dann einer von denen sogar 2 Doktortitel hat, dann ist es eben "Prof. Dr. Dr. Sowieso" - allerdings kein Biologe - upps ...

Irgendjemand sprach mal von einem Wandervogelstudium und meinte dabei die Kombination der Fächer Germanistik und Geschichte. Nicht gerade unbeliebt. Witzigerweise waren es die nicht allzu hellsten Kerzen auf der Torte meines Abendgymnasialkurses, die genau diese Zusammenstellung wählten. Auch Politik- und Kulturwissenschaften gehen in die Richtung. Wobei dass nun nicht heissen muss, dass alle die das studieren und derartige Abschlüsse haben blöd in der Birne sein müssen.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(05 May 2018, 18:24)
Wie dir nachgewiesen wurde - und zwar mehrfach(!) - ist istlamischer Antisemitismus NICHT auf den christlichen Antisemitsmus zurückzuführen.
Dazu nur ganz kurz: Die schier unerträglichen Vorwürfe des selbst angemaßten politischen Führers eines angeblichen "Volks", mit dem eigentlich die Bewohner eines ehemals britischen Mandatsgebiets gemeint sind, Abbas: Dass die Juden an der Shoah angeblich auch selbst schuld seien, basieren ganz wesentlich auf dem Narrativ des (vermeintlich) verurteilenswerten Geldverleihens und Zinsnehmens. Das aber ist etwa zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert erst im christlichen Europa eingeführt worden. Namentlich und besonders von Papst Alexander III (etwa 1159 bis 1181 als solcher). Die ganze in Moskau zu Sowjetzeiten verfasste Dissertation von Abbas ("Die andere Seite: Die geheimen Beziehungen zwischen dem Nazismus und der Führung der zionistischen Bewegung", 1983) kann als Musterbeispiel für die Übernahme antisemitischer Erzählungen aus dem christlichen Kulturbereich in den muslimischen gelten. Abbas bezieht sich darin ausschließlich und nur auf westliche Holocaust-Leugner wie Robert Faurisson und nirgends auf irgendeinen vermeintlich genuin islamischen Antisemitismus. Der Fall Abbas kann als Musterbeispiel für die These gelten, dass der islamisierte Antisemitismus sekundär ist und aus einem primären Antisemitismus aus dem christichen Kulturkreis resultiert. Beziehungsweise als Anhaltspunkt dafür, dass islamisierter Antisemitismus eben DOCH auf christlichen Antisemitismus zurückzuführen ist.
Wie ich bereits in einem anderen Beitrag schrieb, hat jemand (wie Wolfgang Benz), dem es nicht zu peinlich ist auf einem islamistischen Portal namens "Islam-Markt" (welches unter Beobachtung des Verfassungsschutz steht) über Islamfeindlichkeit zu schwadronieren und diesen auch noch mit Antisemitismus/Judenhass gleichsetzt, setzt selbst seine Reputation und Glaubwürdigkeit auf's Spiel. Da bedarf es keines Rufmordes mehr - den es übrigens auch gar nicht gibt.
Seine Ansichten sind nicht nur kontrovers, sondern ganz bewusst falsch. Was Benz betreibt, ist Relativierung und Marginalisierung genuin islamischen Judenhasses/Antisemitismus UND er versucht auf diese Weise Muslime von jeglicher Eigenverantwortung für ihr Handeln freizusprechen und sie als Opfer von Fremdbeeinflussung (Christentum) darzustellen, vergisst dabei jedoch zu erwähnen, dass auch Christen im Islam Verfolgungen ausgesetzt waren und immer noch sind.
NEIN - ein Relativierer und Bestärker der Muslime in ihrem Opferstatus, ist KEIN "Mitstreiter für die Sache" und steht schon gar nicht "auf der richtigen Seite".
Dazu nur ein - willkürlich herausgepicktes - Zitat von Benz aus einem Interview mit der Süddeutschen:
Die Juden vergiften Brunnen - das gehört zu den ältesten antijudaistischen Stereotypen. Der ganze rassistisch argumentierende Antisemitismus, den wir derzeit reichlich aus muslimischer Quelle zu hören und zu lesen bekommen, ist allerdings bei uns entstanden. Der islamische Antisemitismus ist ein Import aus Europa. Der Islam kennt von seinen Ursprüngen her keine rassistische Judenfeindschaft. Jetzt dient sie als Waffe, um die Israelfeindschaft zu stützen.
http://www.sueddeutsche.de/politik/vers ... -1.3558828
Nichts, aber auch gar nichts darin deutet auf irgendeine Freisprechung der Verantwortung von Muslimen hin. Er stellt lediglich die historischen Zusammenhänge richtig. Es ist dein gutes Recht, in diesem Punkt eine andere Meinung zu vertreten. Du solltest nur allerdings im Auge behalten, dass die Süddeutsche nicht irgendeine Hetzzeitschrift ist, sondern im Großen und Ganzen die Ansichten der eher Gebildeten dieses Landes wiedergibt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 08:32)

Dazu nur ganz kurz: Die schier unerträglichen Vorwürfe des selbst angemaßten politischen Führers eines angeblichen "Volks", mit dem eigentlich die Bewohner eines ehemals britischen Mandatsgebiets gemeint sind, Abbas: Dass die Juden an der Shoah angeblich auch selbst schuld seien, basieren ganz wesentlich auf dem Narrativ des (vermeintlich) verurteilenswerten Geldverleihens und Zinsnehmens. Das aber ist etwa zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert erst im christlichen Europa eingeführt worden. Namentlich und besonders von Papst Alexander III (etwa 1159 bis 1181 als solcher). Die ganze in Moskau zu Sowjetzeiten verfasste Dissertation von Abbas ("Die andere Seite: Die geheimen Beziehungen zwischen dem Nazismus und der Führung der zionistischen Bewegung", 1983) kann als Musterbeispiel für die Übernahme antisemitischer Erzählungen aus dem christlichen Kulturbereich in den muslimischen gelten. Abbas bezieht sich darin ausschließlich und nur auf westliche Holocaust-Leugner wie Robert Faurisson und nirgends auf irgendeinen vermeintlich genuin islamischen Antisemitismus. Der Fall Abbas kann als Musterbeispiel für die These gelten, dass der islamisierte Antisemitismus sekundär ist und aus einem primären Antisemitismus aus dem christichen Kulturkreis resultiert. Beziehungsweise als Anhaltspunkt dafür, dass islamisierter Antisemitismus eben DOCH auf christlichen Antisemitismus zurückzuführen ist.
Selbst wenn du deine Relaitivierungs- und Reinwasschungsversuche nocht tausendmal unternimmst, werden sie nicht wahrer, sonern bleiben was sie sind - Relativierungs- und Reinwaschungsversuche!
Genuin islamischer Judenhass/Antisemitismus ist so alt wie der Islam selbst. Dieser genuin islamische Judenhass/Antisemitismus entstammt NICHT dem Christentum!
Ermordung, Verfolgung und Diskriminierung von Juden sind im Islam älter als im Christentum - die beginnt bereits im 7. Jh mit dem Massaker von Medina und Banu Quraiza , beides jüdische Gründungen.
Dass sehr viel später auch Aspekte christlichen Judenhasses/Antisemitsmus in den Islam aufgenommen wurden, ändert nichts an der Tatsache, dass islamischer Antisemitismus seinen Ursprung NICHT im Christentum hat.
schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 08:32)Dazu nur ein - willkürlich herausgepicktes - Zitat von Benz aus einem Interview mit der Süddeutschen:

http://www.sueddeutsche.de/politik/vers ... -1.3558828
Nichts, aber auch gar nichts darin deutet auf irgendeine Freisprechung der Verantwortung von Muslimen hin. Er stellt lediglich die historischen Zusammenhänge richtig. Es ist dein gutes Recht, in diesem Punkt eine andere Meinung zu vertreten. Du solltest nur allerdings im Auge behalten, dass die Süddeutsche nicht irgendeine Hetzzeitschrift ist, sondern im Großen und Ganzen die Ansichten der eher Gebildeten dieses Landes wiedergibt.
Doch genau darauf deutet das ganze Geschwafel von Benz hin auf eine Freisprechung der Muslime von ihrer Verantwortung!
Er schwafelt von "modernem islamischen Antisemitismus" und verschweigt, ja negiert den historischen und er verschweigt und negiert noch etwas, die genuin islamische Christenfeindlichkeit.
Was Benz mit seinem Verschweigen und Leugnen des historischen (genuinen) islamischen Judenhass/Antisemitismus betreibt, ist Geschichtsrevision in Reinkultur!

Nirgendwo habe ich die "SZ" als Hetzschrift bezeichnet - also unterstelle mir auch nicht dergleichen!
Und zu deiner Info: Geschichtsrevisionismus ist kein Alleinstellungsmerkmal der rechten politischen Szene, den gibt es ebenso ausgeprägt in der linken politischen Szene und auch die so genannte politische Mitte ist nicht dagegen gefeit.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(06 May 2018, 01:27)

Der exterminatorische Antisemitismus kommt definitiv nicht aus der Religion. Daran ändern die religiös gepolten Nazis, die unter "Deutsche Christen" firmieren auch nichts. Das hat überhaupt nichts mit reinwaschen zu tun, sondern mit historischen und ideologischen Tatsachen.
Was Du mit "Tatsachen" bezeichnest ist in Wahrheit Gegenstand eines sehr widersprüchlichen Diskurses, der bis heute anhält und häufig unter dem Schlagwort "Von Luther zu Hitler" zusammengefasst wird. Der Bestseller "Hitlers willige Vollstrecker" löste Ende der 90er Jahren eine nach seinem Autor benannte "Goldhagen-Debatte" aus. Darin ging es ganz zentral auch um die Frage, ob der "eliminatorische Antisemitismus" in Deutschland mit den Thesen Luthers begann. Und zwar ganz deutlich nicht mit seinen persönlichen Ansichten zu dieser Frage sondern mit den explizit religiös begründeten. Stelle bitte nicht etwas als bereits kanonisiertes und unhinterfragbares Wissen dar, was tatsächlich Gegenstand bis heute geführter Kontroversen ist.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Wie immer auch die Verbindungen zwischen Islam, Koran usw. etwa in Koranschulen oder Moscheen in Deutschland geknüpft werden. Das ist ziemlich intransparent. Völlig und absolut transparent sind dagegen die machtpolitischen Zusammenhänge, die das Verhältnis der arabischen Staaten zu Israel prägen. Und darum plädiere ich dafür, sich daran zu halten. Es ist für Deutschland allemal zielführender, sich außenpolitisch für die Sicherheit ISraels einzusetzen als den Koran nach vermeintlich judenfeindlichen Passagen zu durchsuchen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Keoma
Beiträge: 18417
Registriert: Mi 25. Jun 2008, 13:27
user title: Drum Legend
Wohnort: Österreich

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Keoma »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 09:20)

Wie immer auch die Verbindungen zwischen Islam, Koran usw. etwa in Koranschulen oder Moscheen in Deutschland geknüpft werden. Das ist ziemlich intransparent. Völlig und absolut transparent sind dagegen die machtpolitischen Zusammenhänge, die das Verhältnis der arabischen Staaten zu Israel prägen. Und darum plädiere ich dafür, sich daran zu halten. Es ist für Deutschland allemal zielführender, sich außenpolitisch für die Sicherheit ISraels einzusetzen als den Koran nach vermeintlich judenfeindlichen Passagen zu durchsuchen.
Und beides zusammen geht nicht?
Wenn in Europas Moscheen der islamische Antisemitismus verbreitet wird, kann uns das egal sein?
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

Marie von Ebner-Eschenbach
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Ammianus hat geschrieben:(05 May 2018, 19:45)

Wie sieht es eigentlich mit den akademischen Qualitäten eines Mannes aus, der nicht mal recherchiert, wem er da ein Interview gibt. Eine halbe Stunde Lektüre im Forum des Muslim-Marktes hätte gereicht um festzustellen, dass man sich da auf dem Niveau von Nazis und Maoisten befindet.
Zumindest in Hinblick auf seine Kritiker (insbesondere Broder):
Mit dieser gekonnten Polemik zeigt Broder jedoch vor allem, dass ihm letztlich das Wesen der Wissenschaft fremd ist. Denn der Vergleich ist nicht irgendein, sondern DAS Instrument der Wissenschaft schlechthin. Erkenntnis, das wusste schon Aristoteles, besteht letztlich in nichts anderem als dem Festhalten von Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Genau darum geht es im menschlichen Erkennen: festzustellen, welche Erkenntnisobjekte Übereinstimmungen und welche Unterschiede aufweisen – und im Hinblick worauf. Und diese Frage kann man nicht beantworten, ohne zuvor verglichen zu haben. Benz hat daher ganz Recht damit, es auch weiterhin als „Aufgabe des Wissenschaftlers“ zu begreifen, „zu vergleichen, wo man vergleichen muss“.
Die Gemeinsamkeit zwischen Antisemitismus und Islamophobie besteht schlicht in der unzulässigen Verallgemeinerung, der Kollektivschuldthese. Der wesentliche Unterschied besteht (u.a.) darin, dass diese Verallgemeinerung bei der Islamophobie aus einzelnen aber realen Fakten (wie Terrorismus) beruht. Der Antisemitismus jedoch auf durchgängig irrealen Erzählungen. Eigentlich müsste man eine so schlicht logische Erläuterung, wie die, dass die Erkenntnis einer Einzigarkeit der Shoah gar nicht anders zustande kommen kann als auf der Grundlage von Vergleichen, nicht näher erläutern. Wers dennoch braucht: Hier:
https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/20 ... semit_2485
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Keoma hat geschrieben:(08 May 2018, 09:35)

Und beides zusammen geht nicht?
Wenn in Europas Moscheen der islamische Antisemitismus verbreitet wird, kann uns das egal sein?
Das kann uns überhaupt nicht egal sein. Hier auf meinem Schreibtisch liegt eine Broschüre der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung mit dem bezeichnenden Titel: "Die Finanzierung muslimischer Organisationen in Deutschland". Es führt nix an der Beschäftigung sowohl mit schwierigen innenpolitischen Zusammenhängen wie der staatlichen finanziellen Förderun der evangelischen und katholischen Kirche (im Gegensatz zu muslimischen Einrichtungen) wie auch außenpolitischen Angelegenheiten wie dem Verhätnis der Bundesrepublik zu Einrichtungen wie der türkischen DITIB vorbei.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73811
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 09:38)

Der wesentliche Unterschied besteht (u.a.) darin, dass diese Verallgemeinerung bei der Islamophobie aus einzelnen aber realen Fakten (wie Terrorismus) beruht.
Der wesentlich bedeutendere Unterschied besteht darin, dass wegen "Islamophobie" bisher noch keine Millionen Menschen im industriellen Maßstab vergast und verbrannt worden sind und es steht auch nicht zu befürchten, dass das in absehbarer Zukunft jemals passieren wird, zumindest nicht in der westlichen Welt. Die meisten Muslime werden von anderen Muslimen ermordet, auf Befehl von Diktatoren und Theokraten, nicht von "Islamophoben" und schon gar nicht in der Größenordnung. Die Situation der Muslime in Europa ist mit der der Juden in Europa vor und während des 2. Weltkrieges rein gar nicht zu vergleichen, dieser unsägliche Vergleich soll nur dazu dienen, Kritiker des politischen Islam mundtot zu machen, sie auf eine Stufe mit Antisemiten und Nazis zu stellen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6118
Registriert: Sa 17. Dez 2011, 22:05

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Ammianus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 09:38)

Zumindest in Hinblick auf seine Kritiker (insbesondere Broder):

Die Gemeinsamkeit zwischen Antisemitismus und Islamophobie besteht schlicht in der unzulässigen Verallgemeinerung, der Kollektivschuldthese. Der wesentliche Unterschied besteht (u.a.) darin, dass diese Verallgemeinerung bei der Islamophobie aus einzelnen aber realen Fakten (wie Terrorismus) beruht. Der Antisemitismus jedoch auf durchgängig irrealen Erzählungen. Eigentlich müsste man eine so schlicht logische Erläuterung, wie die, dass die Erkenntnis einer Einzigarkeit der Shoah gar nicht anders zustande kommen kann als auf der Grundlage von Vergleichen, nicht näher erläutern. Wers dennoch braucht: Hier:
https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/20 ... semit_2485
Tut mir leid, aber das beginnt schon damit, dass Antisemitismus eine ganz reale Erscheinung in Vergangenheit und Gegenwart ist während es sich bei "Islamophobie" um einen ideologischen Kampfbegriff handelt.
Um etwas über die Stellung der Juden innerhalb des islamischen Mainstreams zu erfahren und dadurch auch Verhalten und Denken von Moslems analysieren zu können ist es sehr wohl nötig, dies gründlich zu untersuchen. Dabei ist auch der von Moslems als absolut wahrheitsgetreue angesehene Lebenslauf des Propheten, des besten aller Menschen die je gelebt haben und leben werden, zu betrachten. Besonders das Kapitel Jathrib sollte man sich da zu Gemüte führen. Aber eben auch die Geschiche der Juden unter moslemischer Herrschaft. Einem Juden, aber auch Atheisten, Christen, Budhisten - generell jedem Nichtmoslem - droht im Iran die Todesstrafe, hat er einvernehmlichen Sex mit einer Muslima.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(08 May 2018, 11:05)

Der wesentlich bedeutendere Unterschied besteht darin, dass wegen "Islamophobie" bisher noch keine Millionen Menschen im industriellen Maßstab vergast und verbrannt worden sind und es steht auch nicht zu befürchten, dass das in absehbarer Zukunft jemals passieren wird, zumindest nicht in der westlichen Welt. Die meisten Muslime werden von anderen Muslimen ermordet, auf Befehl von Diktatoren und Theokraten, nicht von "Islamophoben" und schon gar nicht in der Größenordnung. Die Situation der Muslime in Europa ist mit der der Juden in Europa vor und während des 2. Weltkrieges rein gar nicht zu vergleichen, dieser unsägliche Vergleich soll nur dazu dienen, Kritiker des politischen Islam mundtot zu machen, sie auf eine Stufe mit Antisemiten und Nazis zu stellen.
Der Vergleich der Situation von Juden in Europa vor und während des 2. Weltkrieges und der von Muslimen heute in Europa kommt zu dem Ergebnis, dass diese Situationen höchst unterschiedlich sind bzw. waren ... :rolleyes:

Wenn wir heute und hier antisemitische Straftaten betrachten ... so gibt es tatsächlich das Problem, dass eigentlich antisemitische Straftaten von Polizei und Behörden nicht selten falsch als "lediglich" dem Israel-Palästina-Konflikt zugehörig eingeordnet werden und damit auch die Statistiken und den Gesamteindruck verfälschen.

Das genau wird unter anderem in dem nüchtern-sachlichen Artikel zum Thema in der (vom ZR der Juden in D.) herausgegebenen liberalen Jüdischen Allgemeinen berichtet. Und gleichzeitig heißt es dort:
Doch Steinitz warnt davor, rechten Gruppen und Parteien wie der AfD zu glauben, die behaupten, ein Großteil der antisemitischen Straftaten hätte einen mus­limischen Hintergrund. »Wer das be­­hauptet, macht es sich viel zu einfach.
http://www.juedische-allgemeine.de/arti ... w/id/30850

Ich würd' einfach mal versuchen, von diesen kulturalistischen Polemiken herunterzukommen und das Problem als reales Problem zu fassen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 09:14)

Das habe ich doch auch gar nicht behauptet. Es geht mir mit dem Hinweis auf die Seriösität dieser Publikation lediglich darum, einen Standpunkt, eine Sichtweise als zwar kontrovers diskutierbar, aber nicht als irgendwie abseitig oder völlig von allen guten Geistern verlassen zu verteidigen.
Du hast ein Zeitungsinterview verlinkt und keine seriöse Publikation. Schon die Beschränkung auf Verschwörungstheorien, die Verortung islamischen Antisemitsmus, als auf Verschwörungstheorien basierend, ist in höchstem Maße unseriös, weil sie den historischen, genuinen islamischen Judenhass/Antisemitsmus unterschlägt und leugnet.
Im Folgenden sind die Antworten, die Benz gibt geschichtsrevisionistisch, wiederum weil er den historischen genuinen islamischen Judenhass/Antisemitismus leugnet, für schlicht nicht existent erklärt, er blendet mal locker 600 bis 500 Jahre Geschichte des Islam und damit Geschichte islamischen Judenhasses/Antisemitsmus' aus.
Das ist nicht nur Geschichtsrevisionismus, das sind Releativierung, Reinwaschungsversuche UND Zuweisung eines Opferstatus an die Muslime.
Die können ja - frei nach Benz - überhaupt nichts dafür, das wurde ja alles nur vom "bösen Christentum" aufgezwungen.
Da ist nichts seriös dran - gaar nichts!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 09:38)

Zumindest in Hinblick auf seine Kritiker (insbesondere Broder):

Die Gemeinsamkeit zwischen Antisemitismus und Islamophobie besteht schlicht in der unzulässigen Verallgemeinerung, der Kollektivschuldthese. Der wesentliche Unterschied besteht (u.a.) darin, dass diese Verallgemeinerung bei der Islamophobie aus einzelnen aber realen Fakten (wie Terrorismus) beruht. Der Antisemitismus jedoch auf durchgängig irrealen Erzählungen. Eigentlich müsste man eine so schlicht logische Erläuterung, wie die, dass die Erkenntnis einer Einzigarkeit der Shoah gar nicht anders zustande kommen kann als auf der Grundlage von Vergleichen, nicht näher erläutern. Wers dennoch braucht: Hier:
https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/20 ... semit_2485
Es gibt KEINE Gemeinsamkeiten zwischen Antisemitismus und "Islamophobie", weil es keine Islamophobie gibt.
Im Gegenteil der Begriff "Islamophobie" wurde als politischer Kampfbegriff durch das iranische Mullahsystem mit dem Ziel geprägt, jegliche Kritik am Islam zu pathologiesieren.

"Es ist nicht verwunderlich, dass religiöse Organisationen und Vertreter islamischer Staaten einen Begriff wie Islamophobie gern zur Einschüchterung und Diffamierung von Kritikerinnen und Kritikern aufgreifen. So nennt die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich „die Position einer entschiedenen Anti-Haltung gegenüber dem Islam“ islamophob und sieht in ihr eine „wesentliche Facette der Fremdenfeindlichkeit“.[23] Wie sehr der Begriff mittlerweile strapaziert und funktionalisiert wird, zeigt nicht zuletzt die Reaktion des türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan, der im Dezember 2011 den Versuch des französischen Gesetzgebers, die Leugnung des Völkermords an den Armeniern unter Strafe zu stellen, als islamophob bezeichnete."
Quelle


Und genau so wird der Begriff "Islamophobie" auch verwendet, zur politischen Diffamierung von Kritikern des Islam und zur Unterdrückung jeglicher Kritik am Islam.

Wenn Leute wie Wolfgang Benz also Antisemitismus/Judenhass und "Islamophobie" miteinander vergleichen, dann relativieren bzw verharmolsen sie (ganz bewusst) nicht nur den genuin islamischen Judenhass/Antisemitismus, sondern Antisemitismus allgemein. UND sie bestärken Moslems in ihrer selbst gewählten/selbst generierten Opferrolle, schlimmer noch, sie stellen kritikunfähige Muslime mit den (tatsächlichen) Opfern und Überlebenden eines Genozids auf eine Stufe.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 11:30)

Der Vergleich der Situation von Juden in Europa vor und während des 2. Weltkrieges und der von Muslimen heute in Europa kommt zu dem Ergebnis, dass diese Situationen höchst unterschiedlich sind bzw. waren ... :rolleyes:

Wenn wir heute und hier antisemitische Straftaten betrachten ... so gibt es tatsächlich das Problem, dass eigentlich antisemitische Straftaten von Polizei und Behörden nicht selten falsch als "lediglich" dem Israel-Palästina-Konflikt zugehörig eingeordnet werden und damit auch die Statistiken und den Gesamteindruck verfälschen.

Das genau wird unter anderem in dem nüchtern-sachlichen Artikel zum Thema in der (vom ZR der Juden in D.) herausgegebenen liberalen Jüdischen Allgemeinen berichtet. Und gleichzeitig heißt es dort:



http://www.juedische-allgemeine.de/arti ... w/id/30850

Ich würd' einfach mal versuchen, von diesen kulturalistischen Polemiken herunterzukommen und das Problem als reales Problem zu fassen.
"Kulturalismus"/"kulturalistisch" ist auch so ein politischer Kampfbegriff mit dem jede Diskussion über kulturelle Prägung, kultureller Herkunft bzw kurlurellem Zusammenhang/HInergrund abgewürgt werden soll.
Kulturrelativierer wie du kapieren nicht und wollen auch nicht kapieren, dass GERADE der kulturelle Hintergrund/der kulturelle Zusammenhang entscheident für die Analyse des Problems ist.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 09:38)

Zumindest in Hinblick auf seine Kritiker (insbesondere Broder):

Die Gemeinsamkeit zwischen Antisemitismus und Islamophobie besteht schlicht in der unzulässigen Verallgemeinerung, der Kollektivschuldthese. Der wesentliche Unterschied besteht (u.a.) darin, dass diese Verallgemeinerung bei der Islamophobie aus einzelnen aber realen Fakten (wie Terrorismus) beruht.
Nachtrag: Diese Behauptung ist schlicht und ergreifend falsch!
Der Islam beschreibt kein Kollektiv und ist auch keines. Der Islam ist eine Religion bzw Herrschafts- und Machtideologie. Einer Religion bzw Herrschaftsideologie kann keine "kollektive Schuld" zugewiesen werden und wird auch nicht.
Anders beim Judenhass/Antisemitismus - dieses bezieht sich sehr wohl auf ein Kollektiv realer Menschen und diesen wird tatsächlich eine kollektive Schuld zugewiesen.

Es gibt keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen Judenhass/Antisemitismus und "Islamophobie" !
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73811
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 11:30)

Der Vergleich der Situation von Juden in Europa vor und während des 2. Weltkrieges und der von Muslimen heute in Europa kommt zu dem Ergebnis, dass diese Situationen höchst unterschiedlich sind bzw. waren
Diesen Vergleich braucht man gar nicht erst anzustrengen, so etwas weiß man. Dieser Vergleich wird aber sehr oft gebracht, um die Muslime in Deutschland 2018 mit den Juden in Deutschland 1933ff auf eine Stufe zu stellen, um Kritik am politischen Islam zu diffamieren-
Das genau wird unter anderem in dem nüchtern-sachlichen Artikel zum Thema in der (vom ZR der Juden in D.) herausgegebenen liberalen Jüdischen Allgemeinen berichtet.
Schön und gut, nur hat das nicht mit deiner These, der muslimische Antisemitismus wäre ein Import aus Europa, nicht wirklich etwas zu tun.
Ich würd' einfach mal versuchen, von diesen kulturalistischen Polemiken herunterzukommen und das Problem als reales Problem zu fassen.
Diesen Ratschlag gebe ich dir mit Freuden zurück, du solltest ihn beherzigen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73811
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

Dark Angel hat geschrieben:(08 May 2018, 12:21)

"Kulturalismus"/"kulturalistisch" ist auch so ein politischer Kampfbegriff mit dem jede Diskussion über kulturelle Prägung, kultureller Herkunft bzw kurlurellem Zusammenhang/HInergrund abgewürgt werden soll.
Gleichzeitig bedient er sich selber "kulturalistischer Polemiken", wenn er aufs Christentum und den vermeintlichen Export von Antisemitismus abhebt. Dass sich Antisemiten gegenseitig mit immer neuen Abartigkeiten, warum man Juden hassen muss, beglücken und damals wie heute im internationale Austausch stehen, ist ja auch unbestritten, nur war das nie und ist es auch jetzt keine Einbahnstraße.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

Tom Bombadil hat geschrieben:(08 May 2018, 13:05)

Gleichzeitig bedient er sich selber "kulturalistischer Polemiken", wenn er aufs Christentum und den vermeintlichen Export von Antisemitismus abhebt. Dass sich Antisemiten gegenseitig mit immer neuen Abartigkeiten, warum man Juden hassen muss, beglücken und damals wie heute im internationale Austausch stehen, ist ja auch unbestritten, nur war das nie und ist es auch jetzt keine Einbahnstraße.
Nur wenn man den permanenten Versuch, islamischen Antisemitismus zu relativieren und zu verharmlosen, die Moslems als Opfer christlich-antisemitistischer Indoktrination darzustellen, als "kulturalistische Polemik" betrachtet.
Genau das tut Wolfgang Benz und darin folgt ihm Schokoschendretzki.
Der Vergleich von Antisemitismus und "Islamophobie" (Diffamierung jeglicher Islamkritik) ist einfach nur widerlich!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(08 May 2018, 12:36)

Nachtrag: Diese Behauptung ist schlicht und ergreifend falsch!
Der Islam beschreibt kein Kollektiv und ist auch keines. Der Islam ist eine Religion bzw Herrschafts- und Machtideologie. Einer Religion bzw Herrschaftsideologie kann keine "kollektive Schuld" zugewiesen werden und wird auch nicht.
Anders beim Judenhass/Antisemitismus - dieses bezieht sich sehr wohl auf ein Kollektiv realer Menschen und diesen wird tatsächlich eine kollektive Schuld zugewiesen.

Es gibt keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen Judenhass/Antisemitismus und "Islamophobie" !
Eine "Kollektivschuldhypothese" ist ja auch keine zulässige Selbstzuschreibung sondern eine unzulässige Fremdzuschreibung. Wenn du schreibst, eine Kollektivschuldzuweisung könne es im Falle der Islamophobie gar nicht geben, so unterstellst Du damit, dass Hetzer gleich welcher Art auf jeden Fall logisch denken und korrekt urteilen würden.

Und zu "Islamophobie": Wörtlich genommen ist das etwas anderes als "Antiislamismus" oder auch "Antimuslimismus". Nämlich nicht Islam-Hass sondern Islam-Angst. Die hysterische Islam-Angst, die aktuell in Deutschland und Europa herrscht, ist leider alles andere als nur eingebildet. Dass islamische Einrichtungen wie Koranschulen systematisch antisemitische Stereotype bedienen und Israel-Hass verbreiten, ist bekannt. Gemäß dem weiter oben geäußerten Vorsatz, keine kulturalistischen Polemiken zu betreiben (sehe ich durchaus auch selbstkritisch) sondern sich dem eigentlichen Problem zu widmen, will ich auf die wirklich vorbildhafte Arbeit des AJC, des American Jewish Committee und speziell seiner Vertretung in Berlin hinweisen. Das AJC hat erst im Dezember 2017 eine repräsentative Studie zu antisemitischen Einstellungen von Geflüchteten aus Syrien und dem Irak durchgeführt. Die hier nachzulesen ist: https://ajcberlin.org/sites/default/fil ... s_2017.pdf

Und wie sich eigentlich sowieso jeder aufgeklärte, humanistische, demokratisch gesinnte, nüchterne Mensch schon denken kann, kommt diese Studie natürlich nicht zu einer monokausalen Aussage der Art "Antisemitismus wurzelt im Islam als Religion". Am Ende der Studie wird noch einmal eine Auflistung der 6 wichtigsten Motivationsursachen für antisemitische Vorbehalte unter den Geflüchteten aus dieser Region. Es ist äußerst nützlich, sich das mal in Ruhe zu Gemüte zu führen. In Hinsicht auf das gerade heiß diskutierte Thema der religiösen Grundlegung ist es vor allem - eigentlich kaum verwunderlich - die Nähe des Islam zum Juden- und Christentum. Juden werden von muslimischen Menschen, wenn aus religiösen Gründen, dann vor allem aufgrund ihrer historischen oder auch vermeintlichen Nähe verachtet. Dazu ein Zitat, das vielleicht eine typische Gefühlslage beschreibt:
Was ich höre, ist, dass Juden wie wir sind. Sie sind sauber wie Muslime [...] aber du darfst nicht in ihrem Haus schlafen, weil du [dort] nicht sicher
bist. Christen sind nicht sauber, aber du kannst in ihrem Haus schlafen. Aber Juden sind unsere Cousins, sie sind wie wir, was Alltagsgewohnheiten betrifft.“
Dieses Misstrauen sozusagen unter Verwandten wird nun vor allem von zwei Dingen überlagert und verstärkt: Zum einen von all den antisemitischen Versatzstücken, die von Luther bis Hitler in der westlichen Welt kursieren. Also den bekannten Verschwörungstheorien wie den "Protokollen" über den angeblichen Frevel der Zinsnahme bis hin zu Verschwörungstheorien von einer angeblichen geheimen Weltherrschaft der Juden. Und zum anderen, und das ist hier bislang noch viel zu wenig thematisiert worden: Vom arabischen Nationalismus der Nachkriegszeit bis heute. Einschließlich der Legenden über den vermeintlich heldenhaften WIderstand eines angeblichen palästinensischen Volks.

Das oben angeführte Zitat ist vor allem deshalb so bemerkenswert - und das wird in der AJC-Studie auch herausgestellt - weil es mit "Was ich höre, ist .." beginnt und nicht mit "Es ist". Das muss der Anknüpfungspunkt für eine praktische und gezielte Arbeit gegen antisemitische Bestrebungen von Muslimen in Deutschland sein. Sich von den Infizierern loszusagen und eine eigene Meinung zu vertreten. Nötig für einen solchen Ansatz ist aber erstmal die grundsätzliche Einsicht in die Tatsache, dass der Islam als Religion und der Kulturraum, in welchem diese Religion mehrheitlich vorherrscht, eben nicht prinzipiell anschlussunfähig für demokratische, pluralistische Vorstellung ist. Sonst braucht man gar nicht erst anzufangen. Und kann der vollkommen irrealen Illusion anhängen, ein Land wie Deutschland ließe sich von einer nach Milliarden zählenden Menschengruppe einfach so isolieren.

Die Chance, von einer "Vercousinierung" der Muslime zu einer Bruderschaft mit Juden zu gelangen, sehe ich als höher an, als es beispielsweise die Einigung zwischen historisch verfeindeten Nationen der Fall ist.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Di 8. Mai 2018, 15:02, insgesamt 1-mal geändert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(08 May 2018, 13:46)
Der Vergleich von Antisemitismus und "Islamophobie" (Diffamierung jeglicher Islamkritik) ist einfach nur widerlich!
Kannst Du mir logisch-sachlich erklären, warum ein Vergleich, eine Gegenüberstellung von Antisemitismus und Islamophobie, die zwangsläufig auch auf die Herausstellung von Differenzen ausgerichtet ist, auf eine "Diffamierung" von Islamkritik hinausläuft? Islamophobie, also Islam-Angst ist das aktuelle Symptom einer diffusen Angst, die es eigentlich sogar verhindert, sachliche, praktische, wirksame Kritik an Erscheinungen des Islam zu üben. "Widerlich" soll also die Aufforderung sein, anstelle solcher diffusen Angst-Gefühle tatsächlich wirksame Kritik zu üben. Nun gut. Ich nehme das zur Kenntnis. Einer Beförderung sachlicher, zielführender politischer Diskussionen im Sinne eines "Forums" dürfte der Vorwurf der "Widerlichkeit" bei Argumentationen, die in keinster Weise auf die Ausübung von Gewalt gegen Menschen ausgerichtet ist, kaum dienlich sein und würde, wäre ich Moderator, natürlich entfernt werden.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Di 8. Mai 2018, 15:06, insgesamt 1-mal geändert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73811
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 15:11)

Und die reale Islamangst der diffus-neurotisch-hysterischen Art in Deutschland...
Wo kann man die bestaunen? Ich bekomme davon nichts mit, zB. wenn ich durch die Stadt gehe oder im Supermarkt an der Kasse stehe, da rennt niemand panisch/hysterisch weg, wenn ein Moslem oder eine Muslima vorbei geht oder mit an der Kasse steht.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Haegar
Beiträge: 2515
Registriert: Do 27. Aug 2009, 10:03

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Haegar »

Dank an schokoschendrezki und die Mitdisputierer für die interessanten letzten Seiten.
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 22083
Registriert: Fr 7. Aug 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Wir wollen das nicht hinnehmen - Gauck zum Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 14:42)
Und zu "Islamophobie": Wörtlich genommen ist das etwas anderes als "Antiislamismus" oder auch "Antimuslimismus". Nämlich nicht Islam-Hass sondern Islam-Angst.
Du darfst dir deine Belehrungen getrost sparen!
Ich weiß was eine Phobie ist und ich weiß auch dass der Begriff "Islamophobie" nichts mit "Angst vor dem Islam" zu tun hat und vor allem weiß ich durch wen dieser Begriff aus welchen Gründen geprägt wurde. ==> Siehe Link!
schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 14:42)
Die hysterische Islam-Angst, die aktuell in Deutschland und Europa herrscht, ist leider alles andere als nur eingebildet.

In Deutschland und Europa herrscht auch keine "hysterische Islamangst"!
Im Gegenteil in Deutschland und Europa herrscht ein Islamappeasement, eine Anbiederung mit dem Islam, begründet im selbstgewählten und selbst generierten Opferstatus der Muslime.
In Deutschland und Europa herrscht eine erschreckende Unkenntnis des Islam vergl.: Prof. Christine Schirrmacher UND in Deutschland und Europa herrscht eine erschreckende Ignoranz gegenüber den Zielen des Islam in Europa, gegenüber der schleichenden Islamisierung. ==> vergl. warnende Schriften Bassam Tibi, Ahmand Mansour, Hamed Abdel Samad, Necla Kelec u.a. werden ignoriert bzw als rääächts diffamiert.
schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 14:42)Dass islamische Einrichtungen wie Koranschulen systematisch antisemitische Stereotype bedienen und Israel-Hass verbreiten, ist bekannt. ...
snip
Dein Palaver über irgendwelche Studien kannst du dir sparen!
Es geht immer noch um Antisemitismus in Deutschland als gesamtgesellschaftliches Problem und das bedeutet, keine Bevölkerungsgruppe, kein Teil der Gesellschaft, keine (zugewanderte) Minderheit ist davon ausgenommen.
Tatsache ist allerdings, dass zu unseren eigenen Problemen mit Antisemitismus noch das Problem des islamischen Antisemitismus hinzu kommt und Tatsache ist ebenso, dass dieses Problem des eingewanderten/mitgebrachten Antisemitismus relativiert, verharmlost und marginalisiert wird, dass Reinwaschungsversuche unternommen werden.
schokoschendrezki hat geschrieben:(08 May 2018, 14:42)Dieses Misstrauen sozusagen unter Verwandten wird nun vor allem von zwei Dingen überlagert und verstärkt: Zum einen von all den antisemitischen Versatzstücken, die von Luther bis Hitler in der westlichen Welt kursieren. Also den bekannten Verschwörungstheorien wie den "Protokollen" über den angeblichen Frevel der Zinsnahme bis hin zu Verschwörungstheorien von einer angeblichen geheimen Weltherrschaft der Juden. Und zum anderen, und das ist hier bislang noch viel zu wenig thematisiert worden: Vom arabischen Nationalismus der Nachkriegszeit bis heute. Einschließlich der Legenden über den vermeintlich heldenhaften WIderstand eines angeblichen palästinensischen Volks.
Hör doch endlich auf, Muslime von ihrer Eigenverantwortung freizusprechen und genuin islamischen Judenhass/Antisemitismus als nicht existent zu erklären und diesen der westlichen Kultur anzulasten!
Antisemitische Verschwörungstheorien, Aspekte christlichen Antijudaismus und Antisemitismus konnten nur übernommen werden und wurden auch nur deshalb übernommen, weil es bereits genuinen islamischen Judenhass/Antisemitismus gab, weil die europäischen Aspekte auf "fruchtbaren Boden" fielen und nur allzugut zu den eigenen "Aversionen" des Islam passten.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Antworten