Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

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Dark Angel
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 20:10)

Darf ich nur mal kurz als Gedankenanstoß und als Denkaufgabe und als Übungsvorschlag Dir die Frage stellen, warum sich die "Identitäre Bewegung" "Identitäre Bewegung" nennt?
Ich weiß nicht, warum sich die "Identitäre Bewegung" "Identitäre Bewegung" nennt. Da musst du die schon selber fragen.
Eins weiß ich allerdings ganz sicher - nämlich dass (individuelle) Identität eines Menschen und "Identitäre Bewegung" genau so viel gemeinsam haben wie der Mount Everest und der Marianengraben!
Du solltest mal unterscheiden lernen zwischen Identität als psychologischem Konzept und "Identitärer Bewegung" als politischer Gruppierung
Es gibt da nämlich gravierendde Unterschiede zwischen Psychologie = (wörtl.) "Seelenkunde" ==> "beschreibt und erklärt menschliches Erleben und Verhalten, deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen oder Bedingungen"
und
Politik ==> "bezeichnet die Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche Entscheidungen".

UND du solltest aufhören permanent das Private zu politisieren.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 20:03)
Nichtnachvollziehbarkeit dieser grundlegenden, existenziellen Erkenntnis des Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit als anthropologischer Grundkonstante, ...
Wo steht, dass es eine anthropologische Konstante des "Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit" gibt?

Ist das mal wieder einer deiner "Geistesblitze"?

Merkst du eigentlich wie menschenverachtend derartige Behauptungen/Aussagen sind.
Erzähle mal den Eltern vom Mia ais Kandel, dass ihre Tochter "innerlich frei"/"zur Freiheit verurteilt" war, als sie ermordet wurde oder den Eltern der jungen Frau in Freiburg oder den vielen Opfern von Ehrenmorden oder Vergewaltigungsopfern! :mad2:

Wenn es ein "Verurteiltsein des Menschen zur Freiheit" als anthropologische Konstante gibt, wozu brauchen wir dann die AEMR, wozu sprechen wir über Humanismus oder wozu verurteilen wir dann Menschenrechtsverletzungen?

Die gibt es doch offensichtlich nicht - brauchen wir auch nicht - wenn jeder Mensch "innerlich frei" ist und sich nur selbst "in die Abhängikeit von äußeren Zwängen begibt".
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Selina
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Das Frei-Sein oder Nicht-Frei-Sein des Einzelnen kann man auch gut anhand einer solchen Diskussion sehen: Wer nicht einmal so "frei" ist, auch die Position des anderen zumindest ansatzweise für überlegenswert zu halten, der ist eher unfrei in seinem Denken. Freiheit des Denkens und der Diskussion hat immer auch mit der Akzeptanz gegensätzlicher, sich widersprechender Anschauungen zu tun. Einseitiges, nicht reflektierendes Beharren auf einem einmal für "richtig" befundenen Standpunkt dagegen ist immer Zwang, immer Unfreiheit. Bei jeder Diskussion gibt es mindestens zwei Arten (und noch viel mehr), sich ein und derselben Sache zu nähern. Diese Ausschließlichkeit, dieses Dogma, all das ist Unfreiheit par excellence.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Selina hat geschrieben:(20 Feb 2018, 10:37)

Das Frei-Sein oder Nicht-Frei-Sein des Einzelnen kann man auch gut anhand einer solchen Diskussion sehen: Wer nicht einmal so "frei" ist, auch die Position des anderen zumindest ansatzweise für überlegenswert zu halten, der ist eher unfrei in seinem Denken.
guter Ansatz. Inwiefern hältst du die Position Anderer für überlegenswert?
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Dark Angel
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(20 Feb 2018, 10:37)

Das Frei-Sein oder Nicht-Frei-Sein des Einzelnen kann man auch gut anhand einer solchen Diskussion sehen: Wer nicht einmal so "frei" ist, auch die Position des anderen zumindest ansatzweise für überlegenswert zu halten, der ist eher unfrei in seinem Denken. Freiheit des Denkens und der Diskussion hat immer auch mit der Akzeptanz gegensätzlicher, sich widersprechender Anschauungen zu tun. Einseitiges, nicht reflektierendes Beharren auf einem einmal für "richtig" befundenen Standpunkt dagegen ist immer Zwang, immer Unfreiheit. Bei jeder Diskussion gibt es mindestens zwei Arten (und noch viel mehr), sich ein und derselben Sache zu nähern. Diese Ausschließlichkeit, dieses Dogma, all das ist Unfreiheit par excellence.
Nun - da solltest du dich mal an die eigene Nase fassen (gefettet und unterstrichen) - Stichwort "kulturelle Identität".
Hast du da schon einmal andere Positionen "zumindest ansatzweise für überlegenswert" gehalten?
Offensichtlich nicht, sonst käme ja nicht - wie ein Pawlowscher Reflex - "das ist rääächts".
Rääächts ist kulturelle Identität und Abgrenzung aber nur bei Deutschen, alle anderen dürfen eine kulturelle Identität haben und auch offen zeigen, die dürfen sich auch abgrenzen und deutlich machen "wir sind anders, wir haben andere Werte".

Nebenbei geht es beim "Verurteiltsein des Menschen zur Freiheit" nicht um die Freiheit des Denkens, sondern um die Sicht der Existenzialisten (insbesondere Satre) auf die (ganz konkrete) menschliche Existenz. Für Satre gibt es keine keine feste Wesensbestimmung des Menschen - heißt er lehnt naturwissenschaftliche Erkenntnisse ab bzw ignoriert diese. Der Mensch ist für Satre zuerst Existenz und muss dann entscheiden, welches Wesen er sich geben wolle.

Und genau darauf beruft sich Schoko, wenn er von "innerer Freiheit" redet, die von keinen äußeren Zwängen abhängig wäre.
Satre folgend negiert Schoko die Tatsache, dass wir unter objektiven Bedingungen leben, auf die wir keinen oder nur geringen Einfluss ausüben können, er negiert dass unsere Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten situationsabhängig sind.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Tom Bombadil »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Feb 2018, 12:59)

Rääächts ist kulturelle Identität und Abgrenzung aber nur bei Deutschen, alle anderen dürfen eine kulturelle Identität haben und auch offen zeigen, die dürfen sich auch abgrenzen und deutlich machen "wir sind anders, wir haben andere Werte".
Richtig. Gäbe es andere Werte und kulturelle Identitäten nicht, könnten Zuwanderer auch nicht bereichern und das Leben würde nicht bunter.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Tom Bombadil hat geschrieben:(20 Feb 2018, 13:55)

Richtig. Gäbe es andere Werte und kulturelle Identitäten nicht, könnten Zuwanderer auch nicht bereichern und das Leben würde nicht bunter.
Das kommt auf die Zuwanderer an. Auf eine Bereicherung mit archaischem Menschen- und Frauenbild kann ich dankend verzichten.
Die Bereicherung aus einer Kultur mit langer Tradition und Geschichte ist mir herzlich willkommen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 07:31)
In der DDR galt der Existenzialismus als bürgerlich, dekadent, fatalistisch, subjektivistisch usw. usf. ... so ähnlich wie diese Anschauung teils auch in diesem Thread verunglimpft wird.
Naja, nach allem was ich darüber weiss, ist der Vorwurf nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn im Grunde steht der Existenzialismus für Gleichheit im Sinne von kompletter Wertelosigkeit. Er sagt zwar so schön, ma müsse den Sinn seines Lebens schon selbst finden, er sagt aber nicht, was Sinn macht und was nicht. Der Mensch hat im Existenzialismus nur ganz allein Verantwortung für sein Leben, was im Grunde auch bedeutet, dass er nur für sich alleine lebt. Aus existenzialistischer Sicht hat damit Breiviks Leben genau den gleichen Sinn wie der von Mutter Theresa oder irgenjemanden von der Strasse, der tatsächlich nur für sich alleine lebt.

Das Problem ist nur, dass Verantwortung an sich nicht ohne die anderen funktioniert. Wenn man das ignoriert, handelt man egoistisch. Wenn man das mittels einer philosophischen Weltanschauung auch noch propagiert, ist man - und das wirklich nicht übertrieben - schon ziemlich nahe an der Rechtfertigung des Nationalsozialismus.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

Selina hat geschrieben:(20 Feb 2018, 10:37)

Das Frei-Sein oder Nicht-Frei-Sein des Einzelnen kann man auch gut anhand einer solchen Diskussion sehen: Wer nicht einmal so "frei" ist, auch die Position des anderen zumindest ansatzweise für überlegenswert zu halten, der ist eher unfrei in seinem Denken.
Findest du? Ich nehme mir die Freiheit, tatsächlich zu dem zu stehen, was ich sage, und es nicht pausenlos infrage zu stellen, wenn es dafür keinen offensichrtlichen Grund gibt.
Freiheit des Denkens und der Diskussion hat immer auch mit der Akzeptanz gegensätzlicher, sich widersprechender Anschauungen zu tun.
Wenn ich alles akzeptieren muss, ist das auch wieder ein Zwang. Menschen haben Grenzen, und diese respektiere ich. Ich hab aber auch Grenzen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Feb 2018, 09:37)

Wo steht, dass es eine anthropologische Konstante des "Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit" gibt?

Ist das mal wieder einer deiner "Geistesblitze"?
Oh je oh je, Solche Geistesblitze wie die Jean-Paul Sartres werden mir wohl nicht gegeben sein ... :( Aber immerhin glaube ich inzwischen, den genialen Ansatz seines "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt" wenigstens einigermaßen zu verstehen. Nicht trotz sondern gerade auch wegen Sachsenhausen oder Hohenschönhausen. Auschwitz oder Srebrenica sind womöglich noch mal ein anderes Thema.

Wo das steht, liebe D.A. habe ich schon weiter oben geschrieben: In wirklich Dutzenden von Artikeln, Essays, Reflexionen, Aufsätzen, ganzen Büchern usw. usf. nur zu diesem einen zentralen Satz: "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt".

Ein Problem scheint mir darin zu bestehen, dass schlicht und einfach gesagt "Nachdenken" obsolet geworden zu sein scheint. "Nachdenken" jedenfalls, ohne zu meinen, vorher Reagenzgläser schütteln oder Elementarteilchen aufeinander losschießen zu müssen. Philosophie kurzgesagt, Nachdenken über Sprache, den Sinn des Lebens, den Sinn des Universums. Über das Wesen des Menschen. Über die Wurzeln des Guten und die des Bösen. Usw, Usf.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Woppadaq hat geschrieben:(20 Feb 2018, 16:40)

Naja, nach allem was ich darüber weiss, ist der Vorwurf nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn im Grunde steht der Existenzialismus für Gleichheit im Sinne von kompletter Wertelosigkeit. Er sagt zwar so schön, ma müsse den Sinn seines Lebens schon selbst finden, er sagt aber nicht, was Sinn macht und was nicht. Der Mensch hat im Existenzialismus nur ganz allein Verantwortung für sein Leben, was im Grunde auch bedeutet, dass er nur für sich alleine lebt.
Nee ... das ist nicht schlüssig. Dass ich ganz allein Verantwortung für mein Leben habe, ist zwar vollkommen richtig. Und wird bei Sartre mit dem ziemlich treffenden Begriff der "Geworfenheit" umschrieben. Leider habe ich keinerlei Französischkenntnisse und kann absolut nicht beurteilen, ob dieser sehr spezielle Begriff tatsächlich adäquat die originalen Gedanken Sartres wiedergibt. Das bedeutet aber keinswegs, dass er nur "für sich allein lebt". Sartre selbst ist das beste Beispiel dafür: In negativer Hinsicht beweist er das durch seine lebenslange und historisch tragische Begeisterung für die Person Stalin. Sartre war Stalinist. So bedauerlich und abscheuenswert das auch ist. Solschenizyn, der bedeutendste antistalinistische Autor von "Archipel Gulag" und selbst Überlebende des Gulag-Systems hat sich am Ende seines Lebens zum Putinisten entwickelt. Zum Versteher eines ehemaligen KGB-Offiziers. Mach was. Beziehungsweise: Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt. Im positiven wie im negativen Sinn.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Feb 2018, 12:59)
Und genau darauf beruft sich Schoko, wenn er von "innerer Freiheit" redet, die von keinen äußeren Zwängen abhängig wäre.
Satre folgend negiert Schoko die Tatsache, dass wir unter objektiven Bedingungen leben, auf die wir keinen oder nur geringen Einfluss ausüben können, er negiert dass unsere Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten situationsabhängig sind.
Du solltest einfach mal versuchen, dir bewusst zu machen, dass dies das Eingeständnis einer Kapitulation ist. Die Auslebbarkeit unserer Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten ist in der Tat begrenzt und von äußeren Zwängen abhängig. Ich kann mich durchaus "entscheiden", ein Yuppie sein zu wollen, aber wenn ich nun mal weder young noch urban noch professional bin und vor allem nicht das Geld habe, einen Yuppie-Lebensstil zu pflegen, nützt mir diese Entscheidung überhaupt nix. Das ist in der heutigen Welt insofern kaum anders als in repressiven Systemen wie dem der DDR. Jetzt kommt aber der alles entscheidende Punkt: Bin ich es, der dieser Situation mit alternativen Lebensentwürfen begegnet oder ist es irgendein System, Staat, eine soziale Einrichtung, die Berufung auf eine "kulturelle Identität", die Hinwendung zu irgendeiner Grupppenzusammengehörigkeit? Nein! Ich, nur ich allein kann einen alternativen Lebensentwurf, Ich-Entwurf für mich schaffen. Und das Geniale bei Sartres Philosophie besteht darin, dass er dies nicht etwa als ein "Geschenk", als eine "Freiheitserkenntnis" versteht sondern als eine "Verurteilung". Man kann gar nicht genug sich darüber wundern wie tiefliegend und essenziell diese Erkenntnis ist. Und ich bin mir absolut sicher, dass es eine Renaissance der Existenzialismus-Philosophie geben wird, Wenn sie denn nicht längst schon stattfindet ...
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Woppadaq hat geschrieben:(20 Feb 2018, 16:46)

Findest du? Ich nehme mir die Freiheit, tatsächlich zu dem zu stehen, was ich sage, und es nicht pausenlos infrage zu stellen, wenn es dafür keinen offensichrtlichen Grund gibt.



Wenn ich alles akzeptieren muss, ist das auch wieder ein Zwang. Menschen haben Grenzen, und diese respektiere ich. Ich hab aber auch Grenzen.
Man sollte zwischen "Akzeptanz" und "Toleranz" unterscheiden. "Akzeptanz" ist ein aktives Gutheißen. "Toleranz" ein passives Hinnehmen. Und schließt insofern natürlich eine größere Menge von Ansichten ein. Hat aber nichtsdestotrotz dennoch Grenzen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 23:26)

Oh je oh je, Solche Geistesblitze wie die Jean-Paul Sartres werden mir wohl nicht gegeben sein ... :( Aber immerhin glaube ich inzwischen, den genialen Ansatz seines "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt" wenigstens einigermaßen zu verstehen. Nicht trotz sondern gerade auch wegen Sachsenhausen oder Hohenschönhausen. Auschwitz oder Srebrenica sind womöglich noch mal ein anderes Thema.

Ach du glaubst ... Satres Existenzialismus ist für dich also eine Ersatzreligion mit absolutem Wahrheitsanspruch.
Dabei merkst du nicht einmal, dass sich die diversen Existenzialisten/Existenzphilosophen gegenseitig widersprechen, sich jeder im Besitz der absoluten Wahrheit wähnt, sie faktisch Dogmatiker sind. Dir fällt nicht auf, dass die Existenzialisten - allen voran Satre - in ihrer Philosophie keinerlei Bezug zu (Erkenntnissen) der Naturwissenschaften haben, ja diese Erkenntnisse gerazu leugnen. Du merkst nicht, dass Existenzialisten behaupten, es könn(t)en keine allgemeinen Aussagen über den Menschen gemacht werden. Tja, wenn recht hätten - wenn Satre recht hätte - wozu benötigen wir dann noch die Humanwissenschaften?

Darüber hinaus fällt dir auch nicht auf wie zynisch deine Aussagen sind, dass sie von Menschenverachtung nur so triefen, schlimmer noch - dir fällt nicht mal auf, dass die mit deiner Behauptung, die Verbrechen der nazis relativierst und bagatellisierst.
Pfui Deibel!
schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 23:26)Wo das steht, liebe D.A. habe ich schon weiter oben geschrieben: In wirklich Dutzenden von Artikeln, Essays, Reflexionen, Aufsätzen, ganzen Büchern usw. usf. nur zu diesem einen zentralen Satz: "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt".
Ach du hast das in Dutzenden Artikeln, Essays blablabla gelesen - aber belegen - und zwar anhand wissenschaftlicher Erklärungen, Aussagen von Anthropologen, kannst du das nicht.
Nur weil irgendwelche Anhänger Satres das nachplappern, dessen Aussagen nicht hinterfragen, wird aus einer unbewiesenen und unbeweisbaren Behauptung Satres noch lange keine anthropologische Konstante.
Nur zu deiner Info: "Antropologische Konstanten" sind etwas immer gleichbleibendes und unbeeinflussbares in der Natur und/oder im Wesen des Menschen. Und wie der Begriff "Natur" bereits nahe legt, sind "antropologische Konstanten" allgemeingültig UND sie fallen in den "Zuständigkeitsbereich" der Naturwissenschaften - um die Existezialisten nachweisbar einen sehr großen Bogen machen.
schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 23:26)Ein Problem scheint mir darin zu bestehen, dass schlicht und einfach gesagt "Nachdenken" obsolet geworden zu sein scheint. "Nachdenken" jedenfalls, ohne zu meinen, vorher Reagenzgläser schütteln oder Elementarteilchen aufeinander losschießen zu müssen. Philosophie kurzgesagt, Nachdenken über Sprache, den Sinn des Lebens, den Sinn des Universums. Über das Wesen des Menschen. Über die Wurzeln des Guten und die des Bösen. Usw, Usf.
Du kannst so viel "nachdenken" wie du willst, Allgemeingültigkeitscharakter haben deine Schlussfolgerungen deshalb noch lange nicht und werden den auch niemals haben, so lange dur nicht hinterfragst und einen "Abgleich" mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften herstellst.
Und ich verrate dir nochwas: Menschen sind keine mathematischen Gleichungen und sie existieren auch nicht in Reagenzgläsern, deine kruden Vergleiche, die du anstellst, sind keine - sie sind nur Unsinn!
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 00:10)

Du solltest einfach mal versuchen, dir bewusst zu machen, dass dies das Eingeständnis einer Kapitulation ist.
Ooh das ist ganz und gar kein Eingeständnis einer Kapitulation - ganz im Gegenteil!
Im Gegensatz zu dir, habe ich mir die Fähigkeit des hinterfragens, des (über)prüfens und des widerlegens bewahrt. Ich plappere keinen unbeweisbaren Dogmen nach und ich leben auch in keiner Filterblase. Das überlassen ich Dir!
schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 00:10) Die Auslebbarkeit unserer Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten ist in der Tat begrenzt und von äußeren Zwängen abhängig. Ich kann mich durchaus "entscheiden", ein Yuppie sein zu wollen, aber wenn ich nun mal weder young noch urban noch professional bin und vor allem nicht das Geld habe, einen Yuppie-Lebensstil zu pflegen, nützt mir diese Entscheidung überhaupt nix. Das ist in der heutigen Welt insofern kaum anders als in repressiven Systemen wie dem der DDR. Jetzt kommt aber der alles entscheidende Punkt: Bin ich es, der dieser Situation mit alternativen Lebensentwürfen begegnet oder ist es irgendein System, Staat, eine soziale Einrichtung, die Berufung auf eine "kulturelle Identität", die Hinwendung zu irgendeiner Grupppenzusammengehörigkeit? Nein! Ich, nur ich allein kann einen alternativen Lebensentwurf, Ich-Entwurf für mich schaffen.
Mein Gott, was für ein selbstverliebtes Gesülze! Der Herr Schokoschendretzki befindet sich im Besitz einer absoluten allgemeingültigen Wahrheit, er hat das Allseeligmachende gefunden. Oommmm!
Schoko - ich will dir deinen Glauben, deine Pseudoreligion nicht nehmen, aber bitte nimm zur Kenntnis, dass es DEINE Pseudoreligion ist, dass es eben KEINE absolute Wahrheit ist, was du hier von dir gibst, sondern die Sichtweise eines einzelnen Existenzphilosophen, der sich im Widerspruch zu anderen Existenzphilosophen befindet.
Unterlass es also zu missionieren und andere bekehren zu wollen. Du müsstest doch eigentlich mitkriegen, dass du auf allgemeinen Widerspruch stößt.

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 00:10) Und das Geniale bei Sartres Philosophie besteht darin, dass er dies nicht etwa als ein "Geschenk", als eine "Freiheitserkenntnis" versteht sondern als eine "Verurteilung". Man kann gar nicht genug sich darüber wundern wie tiefliegend und essenziell diese Erkenntnis ist. Und ich bin mir absolut sicher, dass es eine Renaissance der Existenzialismus-Philosophie geben wird, Wenn sie denn nicht längst schon stattfindet ...
An Satres Philosophie ist gar nichts genial - ganz im Gegenteil, die ist ignorant, egozentrisch und ziemlich krank!

Ich finde diese Aussage passt zu Satre wie die berühmte Faust aufs Auge:

"Und nun nehmen einige Menschen (im übertragenen Sinne) eine Küchenrollen, und wälzen ihre Probleme nach allen Seiten aus. Und wenn sie einige hundert Seiten zusammen haben, geben sie das als philosophisches Buch heraus ;-) Die Existentialisten bzw. Existenzphilosophen sind Paradebeispiele für eine solche Vorgehensweise."

Was das Finden eines Sinn im Leben bzw finden von Glück, halte ich es mit Popper und Kant, alles andere bzw anderen vorschreiben zu wollen, was eine wahre Existenz ist, birgt die Gefahr des Totalitarismus in sich.
Gerade dafür ist Satre ein Paradebeispiel.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(21 Feb 2018, 10:49)

Ooh das ist ganz und gar kein Eingeständnis einer Kapitulation - ganz im Gegenteil!
Im Gegensatz zu dir, habe ich mir die Fähigkeit des hinterfragens, des (über)prüfens und des widerlegens bewahrt. Ich plappere keinen unbeweisbaren Dogmen nach und ich leben auch in keiner Filterblase. Das überlassen ich Dir!

Mein Gott, was für ein selbstverliebtes Gesülze! Der Herr Schokoschendretzki befindet sich im Besitz einer absoluten allgemeingültigen Wahrheit, er hat das Allseeligmachende gefunden. Oommmm!
Das ist eine perfekte Beschreibung dessen, was du hier selbst gebetsmühlenartig von dir gibst: Ohne Fähigkeit, zu hinterfragen, mit Widerspruch klar zu kommen. Und ja, du plapperst "unbeweisbare Dogmen" irgendwelcher "Fachleute" nach, die lediglich auszeichnet, dass sie auf deiner Wellenlänge funken. Und ja, Dark Angel "befindet sich im Besitz einer absoluten allgemeingültigen Wahrheit, sie hat das Allseeligmachende gefunden. Oommmm!". "Selbstverliebtes Gesülze". Perfekte Analyse. Bis auf die Rechtschreibung. Das "Allseeligmachende" muss nämlich richtig heißen: Das allein Seligmachende. Getrennt und nicht mit Doppel-e. Und allein statt All :)
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von pikant »

Dark Angel hat geschrieben:(21 Feb 2018, 10:49)

Der Herr Schokoschendretzki befindet sich im Besitz einer absoluten allgemeingültigen Wahrheit, er hat das Allseeligmachende gefunden. Oommmm!
auch wenn diese Satz mal wieder spam ist, 'allgemeinguelitge Wahrheit' kenne ich, aber bei 'das Allseeligmachende' bin ich gescheitert und finde dieses Wort auch nicht beim googeln.
Kreieren Sie immer eigenen Woerter, aber dann bitte auch dazu schreiben, was es bedeuten soll - Danke!
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Ammianus
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Ammianus »

pikant hat geschrieben:(21 Feb 2018, 11:53)

auch wenn diese Satz mal wieder spam ist, 'allgemeinguelitge Wahrheit' kenne ich, aber bei 'das Allseeligmachende' bin ich gescheitert und finde dieses Wort auch nicht beim googeln.
Kreieren Sie immer eigenen Woerter, aber dann bitte auch dazu schreiben, was es bedeuten soll - Danke!
Jetzt bin ich mal gespannt, ob du dich für diesen Irrtum samt der daraus resultierenden Unterstellung entschuldigen wirst.

"Alleinseeligmachende"
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 23:43)

Nee ... das ist nicht schlüssig. Dass ich ganz allein Verantwortung für mein Leben habe, ist zwar vollkommen richtig. Und wird bei Sartre mit dem ziemlich treffenden Begriff der "Geworfenheit" umschrieben. Leider habe ich keinerlei Französischkenntnisse und kann absolut nicht beurteilen, ob dieser sehr spezielle Begriff tatsächlich adäquat die originalen Gedanken Sartres wiedergibt. Das bedeutet aber keinswegs, dass er nur "für sich allein lebt".
Ich meine das in dem Sinne, dass nur er selbst bestimmen kann, was der Sinn seines Lebens ist. Das klingt auf dem ersten Blick logisch, ist es aber nicht. Der Mensch ist immer bestrebt, durch Fortpflanzung oder Schaffung eines körperexternen Wertes weiterzuleben, gegebenenfalls seinen eigenen Wert zu erhöhen, seies nun materieller, geistiger oder moralischer Natur. Er braucht dazu den anderen Menschen, selbst dann, wenn er zu ihm auf Abstand geht. Alle Ismen dieser Welt beschreiben dabei das Verhältnis des Menschen zum anderen auf ihre Weise, und wenn der Existenzialismus behauptet, der Mensch sei nur sich selbst gegenüber verantwortlich, nimmt er ihm im Grunde jegliche Verantwortung zu anderen Menschen. Und das ist eindeutig Egoismus, und die Rechtfertigung ist geradezu fatalistisch.
Sartre selbst ist das beste Beispiel dafür: In negativer Hinsicht beweist er das durch seine lebenslange und historisch tragische Begeisterung für die Person Stalin. Sartre war Stalinist. So bedauerlich und abscheuenswert das auch ist. Solschenizyn, der bedeutendste antistalinistische Autor von "Archipel Gulag" und selbst Überlebende des Gulag-Systems hat sich am Ende seines Lebens zum Putinisten entwickelt. Zum Versteher eines ehemaligen KGB-Offiziers.
Das ist ein eher schlechtes Beispiel. Ich kann jedenfalls nicht wirklich was damit anfangen, dass Marx während des Deutschen Krieges auf Seiten der im Vergleich zum Bismarck-Preussen weitaus reaktionäreren österreichischen Monarchie stand. Und Solschenizyn hat sich bereits in den 90ern dahingehend geäussert, dass er meinte, Russland brauche wieder einen Zaren. Gorbatschow meinte damals, als Russe könne er ihn verstehen (soviel zu der von dir immer so oft behaupteten nicht vorhandenen kulturellen Identität...), Jelzin hat später ebenfals versucht, möglichst zaristisch rüberzukommen. Es ist deshalb nur logisch, dass Solschenizyn mit dem Putin-System zufrieden ist. Dass Putin ein ehemaliger KGB-Offizier ist, spielt dabei absolut keine Rolle, ein Geheimdienst sit schliessloch keine Partei, sondern ein Staatsorgan, das wird bei der hiesigen anti-Stasi-Hysterie oft ausgeblendet.

Dass Sartre Stalinist war, wundert mich auf eine Art allerdings nicht. Egoisten neigen dazu, sich eine starke Persönichkeit zu suchen, die ihnen ihre gesellschaftliche Verantwortung abnimmt.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 00:10)

Du solltest einfach mal versuchen, dir bewusst zu machen, dass dies das Eingeständnis einer Kapitulation ist. Die Auslebbarkeit unserer Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten ist in der Tat begrenzt und von äußeren Zwängen abhängig. Ich kann mich durchaus "entscheiden", ein Yuppie sein zu wollen, aber wenn ich nun mal weder young noch urban noch professional bin und vor allem nicht das Geld habe, einen Yuppie-Lebensstil zu pflegen, nützt mir diese Entscheidung überhaupt nix. Das ist in der heutigen Welt insofern kaum anders als in repressiven Systemen wie dem der DDR. Jetzt kommt aber der alles entscheidende Punkt: Bin ich es, der dieser Situation mit alternativen Lebensentwürfen begegnet oder ist es irgendein System, Staat, eine soziale Einrichtung, die Berufung auf eine "kulturelle Identität", die Hinwendung zu irgendeiner Grupppenzusammengehörigkeit? Nein! Ich, nur ich allein kann einen alternativen Lebensentwurf, Ich-Entwurf für mich schaffen.
Und darin liegt eben der Fehler. Du kannst für dich schaffen, was du magst, aber ohne Response, ohne die anderen Menschen, bekommt das keinen Wert. Du entscheidest dich, Yuppie zu sein, weil du wie die Yuppies sein willst. Du fängst an, etwas eigenes zu kreieren, weil dir andere suggerieren, dass sie das belohnen würden.
Und das Geniale bei Sartres Philosophie besteht darin, dass er dies nicht etwa als ein "Geschenk", als eine "Freiheitserkenntnis" versteht sondern als eine "Verurteilung".
Du merkst aber schon, dass Sartre damit quasi dem Grundgedanken der Freiheit negativ gegenübersteht? Aus der Freude, dass ich machen kann, was ich will, wird der Zwang, ich selbst sein zu müssen.
Und ich bin mir absolut sicher, dass es eine Renaissance der Existenzialismus-Philosophie geben wird, Wenn sie denn nicht längst schon stattfindet ...
Eher das Gegenteil ist der Fall. Der Spruch "Guns don't kill people, people kill people" ist Existenzialismus pur - und wird inzwischen selbst in Amerika immer mehr infrage gestellt. Existenzialismus wird wahscheinlich erst dann wieder in Mode kommen, wenn die Gesellschaft meint, sich wieder mehr Egoismus leisten zu können.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

"Kulturelle Identität" und "Identitäre Bewegung" haben durchaus etwas miteinander zu tun. Beide Begriffe besagen, dass sich deren Anhänger abgrenzen von anderen "kulturellen Identitäten", dass sie die eigene "Identität" für gefährdet halten wegen der angeblichen "Überfremdung" und dass sie deshalb verteidigt werden müsse. Steht alles in entsprechenden Veröffentlichungen der Identitären. Dass Letztere vom Verfassungsschutz beobachtet werden, ist bekannt. Warum? Weil die Jungs und Mädels als rechtsradikal eingestuft werden. Und das zu Recht. Da kann DA gleich wieder "rääääääääächts" schreien, hilft alles nix, isso :D
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(22 Feb 2018, 12:11)

"Kulturelle Identität" und "Identitäre Bewegung" haben durchaus etwas miteinander zu tun. Beide Begriffe besagen, dass sich deren Anhänger abgrenzen von anderen "kulturellen Identitäten", dass sie die eigene "Identität" für gefährdet halten wegen der angeblichen "Überfremdung" und dass sie deshalb verteidigt werden müsse. Steht alles in entsprechenden Veröffentlichungen der Identitären. Dass Letztere vom Verfassungsschutz beobachtet werden, ist bekannt. Warum? Weil die Jungs und Mädels als rechtsradikal eingestuft werden. Und das zu Recht. Da kann DA gleich wieder "rääääääääächts" schreien, hilft alles nix, isso :D
Deine Kardinalsfehler bestehen darin, deskriptiv und normativ nicht auseinander halten zu können bzw zu wollen, darin, den Unterschied nicht erkennen zu wollen und darin nicht Abgrenzung und Ausgrenzung zu unterscheiden.
Wenn du diese Unterschiede mal auf die Reihe kriegst, dann begreifst du vielleicht auch, dass ein himmelweiter Unterschied zwischen einem psychologischen Konzept und einer politischen Gruppierung besteht.
Kulturelle Identität ist, sehr im Gegensatz zu deiner Behauptung - deskriptiv und NICHT normativ und damit auch NICHT wertend.
Kulturelle Identität beschreibt schlicht und ergreifen die Tatsache, dass Menschen/Menschengruppen gemeinsame Geschichte, gemeinsame Traditionen, gemeinsame Werte etc miteinander teilen. Und wie schon mehrfach geschrieben, ist kulturelle Identität Teil der individuellen Identität - eben weil gemeinsame Geschichte, gemeinsame Tradition, Werte etc sich prägend auf individuelle Identität auswirkt.
Daran ist weder etwas gefählich, noch sieht jemand dadurch irgend etwas gefährdet.
Und wie ebenfalls mehrfach geschrieben - das Einhalten bestimmter Bekleidungsvorschriften (Kopftuch, Niqap etc) IST Ausdruck von kultureller Identität UND Abgrenzung. Aber genau DAS blendest du aus, ignorierst, ja leugnest du.

Kulturelle Identität und "Identitäre Bewegung" haben genau so viel miteinander zu tun wie der Mount Everest mit dem Marianengraben!

Und ich wiederhole gerne die - immer noch unbeantwortete - Frage von User 3x schwarzer Kater:
Inwiefern hältst du die Position Anderer für überlegenswert?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Du mit deinem merkwürdigen gebetsmühlenartigen "deskriptiv und normativ nicht auseinanderhalten können", Dark Angel. So ein Unfug. Du schreibst hier sicher nicht vor, ob jemand eher beschreibend oder eher wertend und "als Norm geltend" argumentiert. Das kannst du gerne in deiner nächsten Hausarbeit so halten und unterscheiden; das hier ist ein Diskussionsforum, und da bleibt die Methodik eines Kommentars schon demjenigen überlassen, der diesen Kommentar formuliert. Damit solltest du schon allmählich mal leben lernen. Und bitte nicht immer allen anderen, die nicht auf deiner politischen Wellenlänge liegen, Dummheit unterstellen. Das wirkt ermüdend und uncharmant. Hab ich dir schon des Öfteren gesagt. Und zur Frage, inwiefern ich Positionen anderer für überlegenswert halte: Alles, was hier gesagt wird, ist mir eine Überlegung wert, egal, von wem der Beitrag kommt. Aber schreiben brauche ich nicht zu allem etwas. Zum Beispiel nicht zu so einer Selbstverständlichkeit, dass sich die Begriffe "kulturelle Identität" und "identitäre Bewegung" sehr wohl aus denselben Quellen speisen. Ich weiß, du magst das nicht, als CDU-Wählerin mit AfD und Identitären in einen Topf geschmissen zu werden, aber leider sind viele (nicht alle) Posts von dir nicht weit entfernt von den Ansichten der Neuen Rechten, zu denen beide gehören. Das ist nun mal so. Muss ich auch nicht präzisieren, weil das hier schon unzählige Male geschehen ist an den entsprechenden Stellen deiner Beiträge, worauf dann immer wieder deine ermüdende, stets gleiche Antwort ertönt. Manche Reaktionen könnten auch von Bots stammen, so gleichförmig kommen die rüber.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

Selina hat geschrieben:(22 Feb 2018, 19:52)
Und zur Frage, inwiefern ich Positionen anderer für überlegenswert halte: Alles, was hier gesagt wird, ist mir eine Überlegung wert, egal, von wem der Beitrag kommt. Aber schreiben brauche ich nicht zu allem etwas. Zum Beispiel nicht zu so einer Selbstverständlichkeit, dass sich die Begriffe "kulturelle Identität" und "identitäre Bewegung" sehr wohl aus denselben Quellen speisen.
Ich muss allerdings, auch wenn ich das sonst recht ungern tue und mir auch DA's Ton nicht so gefällt, ihm/ihr in der Sache mit der "kulturellen Identität" Recht geben. Es muss auch möglich sein, diesem Begriff mal nicht politisch tendenziell zu sehen. Mag sein, dass dieser Begriff nicht so dein Ding ist, aber ich kann Menschen, für die das eine Bedeutung hat, nicht dafür verurteilen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von PeterK »

Woppadaq hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:06)
Ich muss allerdings, auch wenn ich das sonst recht ungern tue und mir auch DA's Ton nicht so gefällt, ihm/ihr in der Sache mit der "kulturellen Identität" Recht geben.
Was hältst Du von dem Gedanken, dass es "kulturelle Identität" durchaus gibt, sie aber - trotz vieler Überschneidungen mit anderen - doch individuell verschieden ist? Ich meine, dem sei so.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

PeterK hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:17)

Was hältst Du von dem Gedanken, dass es "kulturelle Identität" durchaus gibt, sie aber - trotz vieler Überschneidungen - doch individuell verschieden ist? Ich meine, dem sei so.
Hab ich kein Problem mit. Ich weiss nur nicht, warum jemand, der sich zu seiner Kultur, zu seinen Wurzeln bekennt, unbedingt in die "Identitären"-Ecke gestellt werden muss.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Chajm »

Selina hat geschrieben:(22 Feb 2018, 12:11)

"Kulturelle Identität" und "Identitäre Bewegung" haben durchaus etwas miteinander zu tun. Beide Begriffe besagen, dass sich deren Anhänger abgrenzen von anderen "kulturellen Identitäten", dass sie die eigene "Identität" für gefährdet halten wegen der angeblichen "Überfremdung" und dass sie deshalb verteidigt werden müsse. Steht alles in entsprechenden Veröffentlichungen der Identitären. Dass Letztere vom Verfassungsschutz beobachtet werden, ist bekannt. Warum? Weil die Jungs und Mädels als rechtsradikal eingestuft werden. Und das zu Recht. Da kann DA gleich wieder "rääääääääächts" schreien, hilft alles nix, isso :D
Wuerden Sie das auch genau so einer Muslima sagen, die sich darauf beruft, dass zu ihrer kulturellen Identitaet (islamischer Kulturkreis) das Tragen eines Kopftuches gehoert?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von PeterK »

Woppadaq hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:26)
Hab ich kein Problem mit. Ich weiss nur nicht, warum jemand, der sich zu seiner Kultur, zu seinen Wurzeln bekennt, unbedingt in die "Identitären"-Ecke gestellt werden muss.
Und ich weiß nicht, warum jemand das Bedürfnis empfindet, sich zu seinen "Wurzeln" zu "bekennen". Was soll das? "Identität" bedeutet doch eher die eigene Einzigartigkeit als das "Bekenntnis" zu irgendwelchen Wurzeln, oder?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

PeterK hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:48)

Und ich weiß nicht, warum jemand das Bedürfnis empfindet, sich zu seinen "Wurzeln" zu "bekennen". Was soll das? "Identität" bedeutet doch eher die eigene Einzigartigkeit als das "Bekenntnis" zu irgendwelchen Wurzeln, oder?
Bekennst du dich zu den Ideen des Humanismus? Sind für die die Menschenrechte/deren Universalität wichtig?
Vertrittst du die demokratischen Prinzipien? Ist dir die Trennung von Kirche und Staat bzw von Religion und Staat wichtig?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

PeterK hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:48)

Und ich weiß nicht, warum jemand das Bedürfnis empfindet, sich zu seinen "Wurzeln" zu "bekennen". Was soll das? "Identität" bedeutet doch eher die eigene Einzigartigkeit als das "Bekenntnis" zu irgendwelchen Wurzeln, oder?
Warum muss sich das widersprechen? Warum stehen wir einem Bob Marley zu, sich nicht nur zu seinen jamaikanischen, sondern auch seinen afrikanischen Wurzeln zu bekennen, während das für unsere Wurzeln igittigitt ist?

Wohl gemerkt: ich rede hier von einem Können, von einem Nicht-dafür-verurteilt-werden, wenn es darum geht, sich zu seinen Wurzeln zu bekennen. Ich sage nicht, dass du es musst. Wenn Toleranz auch nur ansatzweise ernst gemeint ist, sollte man aufhören, solche Sachen zu verteufeln.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Chajm hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:30)

Wuerden Sie das auch genau so einer Muslima sagen, die sich darauf beruft, dass zu ihrer kulturellen Identitaet (islamischer Kulturkreis) das Tragen eines Kopftuches gehoert?
Mit wie vielen muslimischen Kopftuch tragenden Frauen haben Sie schon gesprochen? Die, die ich kenne, tragen das Tuch aus eigenem Antrieb und nicht aus den Gründen "kultureller Identität" mit ihrem "islamischen Kulturkreis". Der Begriff "kulturelle Identität" ist ein Konstrukt, ein Vehikel, um sich abzugrenzen, ja mehr noch, um zu verdeutlichen, dass man sich anderen "kulturellen Identitäten" überlegen fühlt und man nicht wünscht, diese im selben Haus zu haben. Da werden alle möglichen rechtsintellektuellen Verrenkungen gemacht, um das zu begründen. Bleibt trotzdem immer durchschaubar. Denn warum, glauben Sie, müsste man denn sonst seit Monaten und Jahren permanent über die "kulturelle Identität" reden? Warum? Welches Motiv steckt dahinter? Was ist daran so wichtig, so bedeutsam?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Chajm »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 11:54)

Mit wie vielen muslimischen Kopftuch tragenden Frauen haben Sie schon gesprochen? Die, die ich kenne, tragen das Tuch aus eigenem Antrieb und nicht aus den Gründen "kultureller Identität" mit ihrem "islamischen Kulturkreis". Der Begriff "kulturelle Identität" ist ein Konstrukt, ein Vehikel, um sich abzugrenzen, ja mehr noch, um zu verdeutlichen, dass man sich anderen "kulturellen Identitäten" überlegen fühlt und man nicht wünscht, diese im selben Haus zu haben. Da werden alle möglichen rechtsintellektuellen Verrenkungen gemacht, um das zu begründen. Bleibt trotzdem immer durchschaubar. Denn warum, glauben Sie, müsste man denn sonst seit Monaten und Jahren permanent über die "kulturelle Identität" reden? Warum? Welches Motiv steckt dahinter? Was ist daran so wichtig, so bedeutsam?
Wissen Sie, wieviel es Israelis muslimischen Glauben gibt?
Dann können Sie vielleicht hochrechnen, mit wieviel muslimischen Frauen ich ungefähr gesprochen habe.
Und im Übrigen können Sie sich Ihre rabulistischen Taschenspielertricks zur Diffamierung Ihnen nicht genehmer Meinungen sparen - nicht alles, was dem Lehrplan des "Roten Klosters" widerspricht, ist automatisch rechts.
Und eine Muslima wird das Kopftuch eben nicht wegen der Demonstration einer Überlegenheit tragen, sondern weil es in ihrem Kulturkreis in aller Regel so Usus ist.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Chajm hat geschrieben:(23 Feb 2018, 12:20)

Wissen Sie, wieviel es Israelis muslimischen Glauben gibt?
Dann können Sie vielleicht hochrechnen, mit wieviel muslimischen Frauen ich ungefähr gesprochen habe.
Und im Übrigen können Sie sich Ihre rabulistischen Taschenspielertricks zur Diffamierung Ihnen nicht genehmer Meinungen sparen - nicht alles, was dem Lehrplan des "Roten Klosters" widerspricht, ist automatisch rechts.
Und eine Muslima wird das Kopftuch eben nicht wegen der Demonstration einer Überlegenheit tragen, sondern weil es in ihrem Kulturkreis in aller Regel so Usus ist.
Bekannte Taktik der Neuen Rechten, um von eigener Fremdenfeindlichkeit abzulenken: Mit dem Finger auf andere (missliebige) Leute zeigen, im Zweifel Muslime. Herr Broder lässt grüßen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 13:49)

Bekannte Taktik der Neuen Rechten, um von eigener Fremdenfeindlichkeit abzulenken: Mit dem Finger auf andere (missliebige) Leute zeigen, im Zweifel Muslime. Herr Broder lässt grüßen.
Bekannte Taktik, alles unter den Teppich zu kehren, was Muslime hier und anderswo anrichten.
Das ist jedoch nicht fremdenfreundlich, das ist - im besten Fall - naiv.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von pikant »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Feb 2018, 22:40)

Ist dir die Trennung von Kirche und Staat bzw von Religion und Staat wichtig?
sehr wichtig und da hat Deutschland enormen Nachholbedarf.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(23 Feb 2018, 13:56)

Bekannte Taktik, alles unter den Teppich zu kehren, was Muslime hier und anderswo anrichten.
Das ist jedoch nicht fremdenfreundlich, das ist - im besten Fall - naiv.
Nö. Man kann gerne auch darüber reden. Dafür gibts sicher einen entsprechenden Thread. Meine Frage aber war, warum reden einige gerade besonders gerne, oft und intensiv über "kulturelle Identität"? Warum?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 14:02)

Nö. Man kann gerne auch darüber reden. Dafür gibts sicher einen entsprechenden Thread. Meine Frage aber war, warum reden einige gerade besonders gerne, oft und intensiv über "kulturelle Identität"? Warum?
Ja sicher gibts es dazu, zumindest gab es dazu einen entsprechenden Thread. Den hast du doch selbst eröffnet. Schon vergessen?
Und wenn ich nicht irre, warst du es auch die überhaupt "kulturelle Identität" ins Gespräch gebracht und zum Thema gemacht hat - allerdings mit immer den gleichen Diffamierungen und Unterstellungen verbunden.
Vom Nachdenken über andere Sichtweisen/Positionen keine Spur.
DU müsstest also die erste sein, die die Frage nach dem "warum ist kulturelle Identität wichtig" am ehesten beantworten können.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 14:02)

Nö. Man kann gerne auch darüber reden. Dafür gibts sicher einen entsprechenden Thread. Meine Frage aber war, warum reden einige gerade besonders gerne, oft und intensiv über "kulturelle Identität"? Warum?
Ich rede weder oft, noch gerne oder intensiv darüber.
Für mich ist kulturelle Identität einfach das, was mich mit Menschen, auch jenseits von Ländergrenzen, verbindet, selbst wenn ich sie nicht persönlich kenne.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(23 Feb 2018, 14:30)

Ja sicher gibts es dazu, zumindest gab es dazu einen entsprechenden Thread. Den hast du doch selbst eröffnet. Schon vergessen?
Und wenn ich nicht irre, warst du es auch die überhaupt "kulturelle Identität" ins Gespräch gebracht und zum Thema gemacht hat - allerdings mit immer den gleichen Diffamierungen und Unterstellungen verbunden.
Vom Nachdenken über andere Sichtweisen/Positionen keine Spur.
DU müsstest also die erste sein, die die Frage nach dem "warum ist kulturelle Identität wichtig" am ehesten beantworten können.
Es geht um einen Thread zum Verhalten der Muslime (siehe Dialog mit Vongole). Nicht um einen zur "kulturellen Identität". Da verwechselst du jetzt was. Aber ja, auch zu letzterem Thema hatte ich mal einen eröffnet, jedoch nicht, weil mich die "kulturelle Identität" nun so wahnsinnig interessiert, sondern weil ein Moderator gebeten hatte, dieses Thema aus einem anderen Strang auszulagern. Aber warum dich die "kulturelle Identität" so gewaltig interessiert, dass du seit Monaten darüber postest, das hast du immer noch nicht beantwortet. Warum ist das so wichtig für dich?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 14:52)

Es geht um einen Thread zum Verhalten der Muslime (siehe Dialog mit Vongole). Nicht um einen zur "kulturellen Identität". Da verwechselst du jetzt was. Aber ja, auch zu letzterem Thema hatte ich mal einen eröffnet, jedoch nicht, weil mich die "kulturelle Identität" nun so wahnsinnig interessiert, sondern weil ein Moderator gebeten hatte, dieses Thema aus einem anderen Strang auszulagern. Aber warum dich die "kulturelle Identität" so gewaltig interessiert, dass du seit Monaten darüber postest, das hast du immer noch nicht beantwortet. Warum ist das so wichtig für dich?
Nun, wenn dich kulturelle Identität nicht interessiert, warum hast du sie dann überhaupt ins Gespräch gebracht und bist darauf herum geritten. Andernfalls hätte dich kein Mod. gebeten, dazu einen Strang zu eröffen.

Was mich betrifft, ist kulturelle Identität keine Monstranz, die ich vor mir hertrage. Ich habe eine, sie gehört zu meiner individuellen Identität - ich wurde in dieser Kutur, im Sinne dieser (unserer) kulturellen Werte erzogen. Ich bekenne mich zu diesen Werten, sie sind mir wichtig.
So jetzt magst du nach Belieben unterstellen, welche Werte ich wohl meinen könnte ...
Wenn ich dadurch räääächts bin, nun gut dann bin ich das eben ...

Wirft aber eher ein bezeichnendes Bild auf dich ...
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Was ich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann, ist dieses "Bekenntnis". Da muss ich schoko recht geben, klingt wirklich nach "seid bereit, immer bereit". Da musste man sich auch dauernd zu irgendwas "bekennen". Gut, dass das vorbei ist.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 15:44)

Was ich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann, ist dieses "Bekenntnis".
Menschen bekennen sich doch immer zu irgendwas. Sei es zur Demokratie, zur Toleranz, zu irgendwas, zu dem du stehst. Wenn du zu nichts stehst, brauchst du auch hier nicht zu diskutieren, denn was willst du denn dann diskutieren ? Da wäre dann einfach nichts, dir wär alles egal.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 15:44)

Was ich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann, ist dieses "Bekenntnis". Da muss ich schoko recht geben, klingt wirklich nach "seid bereit, immer bereit". Da musste man sich auch dauernd zu irgendwas "bekennen". Gut, dass das vorbei ist.
Sorry, wenn du das Bekenntnis zu den grundlegenden Werten unserer (westlichen) Kultur nicht nachvollziehen kannst, tust du mir schrecklich leid.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(23 Feb 2018, 16:40)

Sorry, wenn du das Bekenntnis zu den grundlegenden Werten unserer (westlichen) Kultur nicht nachvollziehen kannst, tust du mir schrecklich leid.
Was dann noch übrig bleibt, ist Beliebigkeit.
Die Werte sind doch ok, der Knackpunkt ist das "Bekenntnis". So etwas wird schnell penetrant und hat was von Uniformiertheit.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schelm »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 17:00)

Die Werte sind doch ok, der Knackpunkt ist das "Bekenntnis". So etwas wird schnell penetrant und hat was von Uniformiertheit.
Der Knackpunkt ist dein Suchen von Haaren in der Suppe, wo keine drin sind. Widerspruch als Selbstzweck.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 17:00)

Die Werte sind doch ok, der Knackpunkt ist das "Bekenntnis". So etwas wird schnell penetrant und hat was von Uniformiertheit.
Ich bekenne mich zu etwas, war mir wichtig ist, wofür ich auch einstehe und was ich verteidige - und das sind nunmal die grundlegenden Werte unserer (westlichen) Kultur, Werte die ihren Usprung in unserer Kultur haben, die unsere Kultur - und nur unsere - hervor gebracht hat.
Wenn das für dich penetrant und uniform ist - na gut dann ist das so.
Nun - wenn für dich alles beleibig ist, es nichts gibt, was für dich verteidigungswürdig ist, dann unterlass es aber jeden als räächts zu diffamieren, der sich zu diesen grundlegenden Werten bekennt und diese Werte verteidigt.
Vielmehr solltest du mal darüber nachdenken, was du da eigentlich als rääächts diffamierst.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Woppadaq
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 17:00)

Die Werte sind doch ok...
Damit hast du dich zu diesen Werten bekannt. Was ist jetzt das Problem?
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Zunder
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Zunder »

Selina hat geschrieben:(23 Feb 2018, 11:54)
Die, die ich kenne, tragen das Tuch aus eigenem Antrieb und nicht aus den Gründen "kultureller Identität" mit ihrem "islamischen Kulturkreis".
Eine Muslima, die aus eigenem Antrieb das Kopftuch trägt, identifiziert sich unübersehbar mit der islamischen Kultur. Ihr Verhalten entspricht genau dem, was der Begriff "kulturelle Identität" beschreibt.
Offensichtlich hast du nicht wirklich verstanden, was "deskriptiv" bedeutet.
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Selina
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Woppadaq hat geschrieben:(23 Feb 2018, 23:00)

Damit hast du dich zu diesen Werten bekannt. Was ist jetzt das Problem?
Die Antwort steckt schon in dem, was ich sagte. Hier nochmal der ganze Wortlaut meines Beitrages: "Die Werte sind doch ok, der Knackpunkt ist das 'Bekenntnis'. So etwas wird schnell penetrant und hat was von Uniformiertheit."

Die Geschichte ist voll von solchen "Bekenntnissen". Wohin sie führten, ist bekannt. Solche "Bekenntnisse" und "Gelöbnisse" braucht kein einziger wirklich liberal denkender Mensch. Man kann Werte durchaus anerkennen, ohne das nun permanent bekennen und zelebrieren zu müssen. Dieses Vorzeigen, Bekennen und Zelebrieren hat nur einen Zweck, nämlich, den vermeintlich "Fremden" oder Andersdenkenden mitzuteilen: Seht her, wir sind groß und bedeutsam, man kommt an uns nicht vorbei, hütet euch davor, uns zu nahe zu kommen. So eine Denkweise zeugt von einem einfach gestrickten Gemüt voller Selbstüberhöhung und von Kleingeist. Alleine der Umstand, länger als ne halbe Minute über irgendwelche Kopfbedeckungen und Verschleierungen zu reden und sich darüber zu echauffieren, ist die pure Kleingeistigkeit, die pure Selbstüberhöhung.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

Selina hat geschrieben:(24 Feb 2018, 12:02)

Die Antwort steckt schon in dem, was ich sagte. Hier nochmal der ganze Wortlaut meines Beitrages: "Die Werte sind doch ok, der Knackpunkt ist das 'Bekenntnis'. So etwas wird schnell penetrant und hat was von Uniformiertheit."

Die Geschichte ist voll von solchen "Bekenntnissen". Wohin sie führten, ist bekannt. Solche "Bekenntnisse" und "Gelöbnisse" braucht kein einziger wirklich liberal denkender Mensch. Man kann Werte durchaus anerkennen, ohne das nun permanent bekennen und zelebrieren zu müssen. Dieses Vorzeigen, Bekennen und Zelebrieren hat nur einen Zweck, nämlich, den vermeintlich "Fremden" oder Andersdenkenden mitzuteilen: Seht her, wir sind groß und bedeutsam, man kommt an uns nicht vorbei, hütet euch davor, uns zu nahe zu kommen. So eine Denkweise zeugt von einem einfach gestrickten Gemüt voller Selbstüberhöhung und von Kleingeist.
Mir sind deine Gedanken zwar nicht völlig fremd, aber ich halte das jetzt auch für übertrieben. Schliesslich verlangt niemand von dir ein Bekenntnis zu was auch immer, es geht eher darum, dass aus einem Bekenntnis zu seiner kulturellen Identität ein Politikum gemacht wird, das keinerlei Bezug zum eigentlichen Sinn dieses Bekenntnisses mehr hat. Oder anders gesagt: darf ich nur noch als Nazi mein Land lieben? Bin ich als bekennender und damit auch irgendwie stolzer Deutscher automatisch ein Rechter? Mir ist relativ egal, ob das jetzt kleingestig oder irgendwie anderweitig unsympathisch ist, es geht darum, ob es unbedingt diesen Automatismus geben muss.
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