Bobo hat geschrieben:(16 Sep 2020, 09:46)
... Putin...Wer krimineller Erpressung nachgibt, ist ein populistischer Narr, der sich auf etwas einlässt, dessen Konsequenzen er nicht im Ansatz einschätzen kann. Unsere Regierung weiß, dass sie allein steht. Söder hat das mit seinem Gejammer zur Menschlichkeit in Richtung europäischer Nachbarn erkennbar gemacht.
...
Und sei es, um Russlands Lust auf das Spiel mit dem Feuer einen kräftigen Dämpfer zu verpassen. Erpressungen nachzugeben, von wen auch immer, halte ich für einen unsäglichen und gefährlichen Weg. Deshalb Finger weg!
Sie können mich gerne als populistischen Narren bezeichnen. Das halte ich gerne aus. Bleibe aber bei meiner Meinung, auf die Sie vollzitierend antworteten. Ich sehe die Dinge etwas anders als Sie und werde auch nicht
mit all denen übereinstimmen, die Deutschlands Schuld als längst beglichen und bezahlt ansehen...Dieses "Deutschland habe seine Pflicht und Schuldigkeit längst getan" - Argument sehe ich in diesem Zusammenhang als
nicht relevant an und es ist mir schon allein deshalb zuwider, weil es den Geist eines Martin Walser ausstrahlt, den dieser einst bei seiner Preisverleihung verströmte. Es reiche irgendwann, Deutschland ständig an die
Nazischuld zu erinnern usw. - Auch wenn er das später relativierte. Kurzum, diese Argumentationskette mag ich nicht. Auch wenn sie meiner Meinung nach sowieso nicht für das Flüchtlingsproblem relevant war und ist.
Was Putin angeht, ist er sicherlich Mitauslöser - gerade mit seinem skrupellosen militärischen Kurs in Nahost/Syrien. Soweit stimme ich zu. Nur wie wollen Sie Putin denn sanktionieren bzw. von seinem Kurs abbringen?
Er hat zwar nicht den Segen der Amis, die sich unter Trump zurückzogen, die Kurden verarschten und ein Machtvakuum zurückließen, dass der Kreml gerne annahm. Ebenso Erdogans Türkei, die mittlerweile die ersten Adressen
in dem Konflikt sind. Da ist die zugegeben schwache, zahnlose und von zuvielen divergierenden Einzelinteressen geleitet EU samt einem genauso zahnlosem Deutschland aussen vor.
Wie will ausgerechnet Deutschland, ein militärischer Zwerg, der machtpolitisch auch so wahrgenommen wird, denn einem Putin an den Karren fahren? Und das auch noch in treuer Uneinigkeit mit europäischen Partnern, vor allem FRA, das bisher eher einen Kuschelkurs gegenüber Putin vorzog? - Ausgerechnet am deutschen Wesen soll die Flüchtlingsfrage genesen? - Da darf ich schon etwas schmunzeln. Y/N?
Sofern es um politische Erpressbarkeit geht, würde ich statt Putin zunächst erstmal bei Erdogan und dessen Epressungen mit Flüchtlingsströmen ansetzen, die er immer dann von der Leine lässt, wenn er Geld von der EU will und
was gerne übersehen wird, gerade von D auch wirtschaftliche Unterstützung fordert bzw. danach ansucht. Egal, ob D kurze Zeit vorher für ihn ein Naziland war. Zusammen mit NL.
Das Dilemma Griechenlands und seiner Flüchtlings-Gulags auf den Inseln vor der türkischen Küste sind ja zunächst nicht Putins Zivilistenbomber in Syrien, sondern die in großer Zahl in die Türkei geflüchteten Menschen,
die Erdogan immer wieder als Erpressungs- und Verhandlungsmasse gegenüber der EU einsetzt. Auch gegenüber dem finanzkräftigsten Platzhirschen in diesem Teppichhändlerverin, Deutschland.
Mein Ansatz wäre zunächst, wenn man schon den "australischen AfD-Weg" der absoluten Abschottung und eiskalten Zurückweisung gehen will, Erdogans Türkei und deren rein auf Erpressung ausgerichtete Strategie, Flüchtlinge nach Griechenland zu schicken, unterbinden würde. Dann hätte Griechenland auch nicht die berechtigte Sorge und Angst, als kleiner EU-Aussenposten militärisch und moralisch diese EU und auch deutsche Interessen ziemlich alleingelassen durchsetzen zu müssen. Mit der Gefahr, durch Erdogans Politik von neuen Flüchtlingswellen überrollt zu werden.
Und dabei auch noch die Hauptlast der EU-Wagenburgpolitik tragen zu müssen. Und das Ganze dann auch noch unter dem Aspekt, dass sich Griechenland und die Türkei traditionell schon immer in herzlicher Abneigung zugetan sind, die Zypernfrage ungelöst ist und sich für dieses innige Abneigungsverhältnis immer wieder neue Chancen, vor allem auf türkischer Seite auftun, wie jüngst Erdogans wilder Kurs in der Rohstoffausbeutung von Gasvorkommen
in griechischen Hoheitsgewässern, die er zu türkischem Gebiet erklärt. Wohlgemerkt mit einigem militärischen Nachdruck.
Insgesamt aber ist die Flüchtlingsfrage unabhängig von den aktuellen Geschehnissen in Nahost/Syrien/Irak längst ein weltweiter Kampf geworden: Um guten Lebensraum und Macht über essentielle, lebenswichtige Ressourcen, zu denen neben fruchtbaren Böden auch Wasser gehört, neben Öl und Gas. Und da mindestens ein Drittel der Weltbevölkerung hier die eindeutige Arschkarte hat, muss sich der bevorteilte Teil unserer Zivilisation eben abschotten. Eine gerechtere Verteilung von Lebensraum, Lebenschancen und Zugang zu besseren Zukunftschancen eben durch eine knallharte "mein Hemd ist mir näher als deine (leere) Hose"-Politik notfalls auch mit Gewalt und unmenschlichen Lagern durchdrücken. LAGER als Lösungen haben und hatten ja sowohl in Putins Reich, bei den Chinesen, den Europäern, auch den Amis mit ihren großzügigen Indianerreservaten schon immer Konjunktur. Bis hin zu den Nazilagern, für die
unerwünschte Volksfremdkörper dann sogar millionenfach zu Heizmaterial gemacht wurden.
In Lagern eingesperrte Menschen sind und bleiben für mich ein Akt unsäglich entmenschtlichter Politik. Deshalb kritisiere ich auch die aktuelle Flüchtlings- und Migrationspolitik der Bundesregierung nicht, sondern finde sie gut.
Auch wenn D damit alleine dasteht und für Sie und wohl der allergrößten Teil der Menschen in der EU und möglicherweise weltweit zum politischen Narren erklärt wird.
Es ist noch ein politischer Restanstand vorhanden, zu dem zu stehen in diesen Zeiten sicherlich nicht einfach ist. Es ist Frau Merkel, auch Söder, hochanzurechnen, dass man es wenigstens versucht. Auch wenn sich realpolitisch
zeigt und abzeichnet, dass man damit innerhalb der EU auf der Schnauze landet.
Nebenbei, Deutschland hat in seiner Vergangenheit von Zuwanderung immer profitiert. Siehe die Hugenotten, siehe die Flüchtlingsströme nach WWII und die Leistungen, die diese Menschen erbrachten, zur Wohlstandsmehrung in diesem, unserem Land. Ja, auch die 17 Millionen Ostflüchtlinge Anfang der 90-Jahre sind mittlerweile eine vorteilhafte, tragende Säule unseres humanen Gemeinwesens, das Menschen, egal woher sie kommen, faire Chancen
bietet. Und...Deutschland braucht noch mehr Zuwanderung und Integration durch Ausbildung und Förderung von Migranten. Und der Chance und dem Recht, sich in diesem Land irgendwann auch zuhause fühlen zu können und zu dürfen. Ende MEINER Durchsage. Die Sie gerne weiterhin als politische Narretei sehen und bewerten dürfen. DAS ist Ihr gutes Recht.
Edit EW: Ausbesserung diverser,kleinerer Schreibfehler