Es ist ein
Zwischenergebnis. Du willst etwas anhand eines Zeitraums abschließend bewerten, der viel zu kurz dafür ist. Vergleich das mal mit den Diskussionen um 30 Jahre Wiedervereinigung: Du hättest demnach das "Zusammenwachsen" von Ost und West schon 1992 für gescheitert erklärt?
jack000 hat geschrieben:(28 Oct 2021, 20:23)
Das bessere Leben ja, aber auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung. Denn die meisten leben von H4.
Hast Du empirische Untersuchungen über die Motive der hier angekommenen Flüchtlinge durchgeführt?
Oder entspringt Deine Interpretation nicht eher Deinen Vorurteilen?
Was "Hartz IV" angeht, da gibt es vermutlich eigene Diskussionsstränge. Ich möchte an dieser Stelle aber daran erinnern: Das System kennt viele Profiteure. In Bezug auf günstigen Wohnraum in Ballungsräumen ist "das Amt" für viele Vermieter der bevorzugte - zum Nachteil von Geringverdienen mit "unsicheren" Jobs, Studenten, Auszubildende. Von dem, was an "Harz IV"-Empfängern darüber hinaus ausgezahlt wird, landet jeder Euro in der Konsumwirtschaft. D.h., 19% fließen direkt an den spendablen Staat zurück. Der Rest landet in Ladenkassen und finanziert damit eine Reihe von Jobs. Du kannst auch das "Solidarprinzip" insgesamt in Frage stellen, aber auch das wäre eine eigene Diskussion.
Ich verstehe, dass es Dir um die Kosten geht, die Du anders/höher bewertest als ich. Fakt ist jedenfalls, dass die Kosten "für Flüchtlinge", von denen hier 2016 vermutlich befürchtet wurde, dass sie "uns in den Ruin" treiben, nicht in den Ruin getrieben haben. Wer glaubt, die Kosten für Flüchtlinge machten uns Probleme, müsste sich dann wegen der auf uns zukommenden Kosten für Corona dann konsequenterweise den Strick nehmen...
"Fun fact" am Rande dazu: Stand gestern haben wir aktuell die niedrigste Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung. Flüchtlinge sind "selbst" als "Hartz VI"-Empfänger Teil des Wirtschaftskreislaufes und tragen dazu bei, dass die Konjunktur läuft.
jack000 hat geschrieben:(28 Oct 2021, 20:23)
Fakt ist, das die meisten nicht für ihren Lebensunterhalt aufkommen können/wollen.
"Können" erfährt meine teilweise Zustimmung. Ich bin selbst der Meinung, dass 2015/2016, aber auch danach und bis heute anhaltend, viel zu wenig über die Voraussetzungen von Flüchtlingen gesprochen und diskutiert wurde, die nun mal keine "Einwanderer" sind.
Unter dem zunehmenden Druck der Straße/AfD hat die Politik einen ehrlichen Diskurs darüber meiner Meinung nach gescheut.
Fakt ist, dass Flüchtlinge sehr viel Unterstützung bräuchten, um hier schneller im Erwerbsleben anzukommen, als in sie investiert wurde und wird. Das ist einfach ein unpopuläres Thema, dass - siehe oben - die Politik scheut, was aber für das Fortkommen extrem hinderlich ist.
"Wollen" - sorry, erneut unbeweisbare, unsachliche Vorurteile. Wie viele Flüchtlinge hast Du persönliche kennen gelernt, dass Du Dir so ein Urteil erlauben kannst? Privat wie beruflich? Oder basiert das auf wissenschaftlichen Studien?
Der weit überwiegende Teil will arbeiten und niemandem zur Last fallen. Unser System hat aber eben auch schon viele Willige frustriert, weil die eben - anders, als sie es sich erhofft und aus ihrer Heimat gewohnt - hier mal nicht so eben ins Geld verdienen einsteigen können. Hier heißt es erstmal: Sprache lernen, Schulabschluss nachholen, Ausbildung machen.
Hier bestand - da sind wir uns vermutlich mal einig - ein riesengroßes Gap zwischen dem, was Flüchtlinge erwartet haben, wie es hier sein würde und dem, was sie dann als Realität erlebten. Hier hätte viel schneller viel mehr an Dialog und Abgleich von Erwartungshaltungen stattfinden müssen. Ich bin übrigens der Meinung - was Dich vermutlich überrascht - dass ein Land, das Menschen aufnimmt, die hier dauerhaft leben soll, einiges verlangen darf, ja muss.
Das wurde versäumt, umfänglich zu klären. Dazu hätte es Personal und somit Geld bedurft. Will man nicht investieren. Dass es ohne nicht so reibungslos läuft, wie in Aussicht gestellt, will dann aber auch keiner einräumen.
jack000 hat geschrieben:(28 Oct 2021, 20:23)
Die Flucht selbst kommt ausschließlich aus Ländern, bei denen die Sicherheit bereits gegeben war.
Das ist so eine Aussage ... da frage ich mich echt, ob Du irgendetwas vom Krieg in Syrien oder den Zuständen in Afghanistan in den letzten Jahren, gipfelnd in der Machtübernahme der Taliban im August, gehört hast? Wo war/ist denn da "Sicherheit" gegeben?
jack000 hat geschrieben:(28 Oct 2021, 20:23)
=> Eine komplett Versorgung auf dem Level oberhalb der Länder aus denen die gekommen sind, gibt es nur in Deutschland.
Auch das offenbart wieder Deine Vorurteile/Dein Menschenbild und auch Deine merkwürdigen Vorstellungen, wie Menschen in den Fluchtländern leben und was sie motiviert.
Ein durchschnittlicher Afghane, der in seiner Heimat mit seiner Familie und in seiner Kultur lebt, ein Dach über dem Kopf hat, einen Job hat und genug zu essen und nicht um die Sicherheit seiner Familie fürchten muss, vermisst kein Smartphone mit Internet-Flatrate, Marken-Klamotten oder 50 TV-Programme. Er empfindet es sicher auch nicht als Fortschritt, jahrelang in einer Unterkunft auf Klärung des Bleibestatus und einer Arbeitserlaubnis zu warten und erfreut sich während dessen an Auszahlungen, die ihn in keiner Weise einen Lebensstandard bringt, den er in Deutschland um sich herum beobachten kann. Bis dahin ist es noch ein verdammt langer Weg.
jack000 hat geschrieben:(28 Oct 2021, 20:23)
WO funktioniert es denn gut wenn in Summe 70% von H4 leben? (...) Es wurde aber versprochen, das nach 5 Jahren 50% in Arbeit/Lohn und Brot sind. Das hat aber nun nicht stattgefunden.
Siehe oben. Erstens: Momentaufnahme, braucht Zeit. Zweitens: Offene, ehrliche Diskussion nötig die zu dem Ergebnis führen würde, dass mehr Unterstützung nötig ist. Unpopulär, würde nicht nur Dir nicht gefallen. Man kann sich aber nicht über beides gleichzeitig beschweren: Dass keiner losreißet - dass man aber auch nicht bereit ist, in den Sattel zu helfen.
Du hattest nach Beispielen für Integration gefragt, ich hatte eines genannt.