Die Krise der Konservativen in Deutschland

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Woppadaq
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(18 Dec 2017, 22:45)

Läge, wenn es stimmt, vielleicht an der fehlenden Verkrampfung. Denn die größten Tugendbolde sind auch immer die größten Unterdrücker. Und vielleicht liegt's auch an dieser etwas größeren Lockerheit, dass Konservative nachweislixch besseren Sex haben. :D :p :cool:
Moment mal, du willst mir erzählen, Konservative seien keine Tugendwächter? Wo war denn das BR-Pendant zu "Erotisches zur Nacht", welches das DDR-Fernsehen immer nach 23 Uhr ausgestrahlt hat? Und wieso hältst du Larry Flynt für konservativ?
Also mich erinnert ja vieles an vieles, aber auf die SED und die Romantik in einem Atemzug wäre ich jetzt nicht gekommen.
Romantische Selbstbeweihräucherung gibt es wohl bei allen grossen Parteien, und je mächtiger sie sind, desto heftiger fällt diese Romantik aus. Ich hab beim Lesen von derartigen Selbstlob halt meistens ein Deja vu, denn als es die SED noch gab, war das dort gang und gäbe.
Dass Faschismus (woher kommt der bei dir so plötzlich) wiederum einige Wurzeln in romantischen Gedankengut hat, ist bekannt. Aber welche Gefahr von irgendeinem Konservatismus momentan ausgehen sollte, erschließt sich mir nicht automatisch.
Jede Richtung birgt doch irgendeine Gefahr, meist ist es die extreme Ausrichtung. Mir ist schon klar, dass sich Konservative nicht für Extremisten halten, was irgendwo auch stimmt. Man muss es aber auch mal so sehen: Linke, Rechte, Progressive und Reaktionäre haben alle relativ klare Positionen und Prinzipien und neigen da biswelien auch zu Extremen, Konservative haben das nicht und wanken deshalb zwischen diesen Polen. Deshalb mein Hinweis, dass Konservative Hitler unterstützt, wenn nicht sogar erst möglich gemacht haben. Das heisst nicht, dass sie Faschisten sind, aber schon, dass ihre Prinzipienlosigkeit von diesen ausgenutzt wird.

Das ist doch auch der Grund, warum Leute AfD wählen, um ein Umdenken in der CDU zu erreichen. Man rechnet einfach mit der schwammigen Reaktivität und Prinzipienlosigkeit der Konservativen. Die AfD an sich ist kein Problem, sie ist halt Teil der demokratischen Meinungsbildung. Wenn man aber anfängt, ihrer Thematik nachzulaufen, um AfD-Wähler zurückzuholen, hat die AfD exakt das erreicht, was sie erreichen wollte - und das völlig ohne Regierungsbeteiligung. Und das sehen Leute wie ich eben als konservative Gefahr an. Die Gefahr ist dabei nicht der Konservative an sich, sondern was er gerade nach Lust und Laune für richtig hält.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Chronus1 »

Excellero hat geschrieben:(18 Dec 2017, 12:44)

Es war keinesfalls ein Scherz. Es ist traurige Tatsache daß der größte Teil jeglicher Journallie im linken Spektrum liegt. Spontan fallen mir lediglich 3 Beispiele ein für ein eher konservatives Blatt: Focus Cicero und teils Welt.
Ist 'Links' sein nicht mittlerweile konservativ im Wortsinn?
Excellero hat geschrieben:(18 Dec 2017, 12:44)
Und was "mein politischer Gegner" denkt oder meint ist mir langsam ziemlich Schnuppe. Ich habe in den letzten 3 - 4 Jahren festgestellt, es völlig egal ist ob ich nun agrumentativ schreibe, oder mich kurz fasse. Das Ergebniss ist immer das gleiche. Aber das ist zu einem gewissen Grad auch verständlich, da es schlicht keine Argumente gibt die diesen Wahnsinn der hierzulande getrieben wird rechtfertigen würden. Also bleibt dem Gegenüber nur Zustimmung oder das retten in Hetze Propaganda und Diskreditierung.
Diese Ignoranz ist mir leider auch aufgefallen. Das ist sogar noch schlimmer, als eine Einstellung, die nicht auf der Realität basiert.

Excellero hat geschrieben:(18 Dec 2017, 12:44)
Mit dem letzten Satz hast du natürlich Recht. Das liegt allerdings auch wiederum an dem völligen desinteresse an Debatte.
Nehme eine Position ein und du hast eine Debatte. Schau dir die AFD an. Man kann ihre Positionen nicht gut finden - wie ich - aber sie stellen sich öffentlich hin und stehen zu ihrer Meinung. Wann hat das letzte mal eine andere Partei diesen Schneid gehabt bei so etwas großen? Das letzte mal vielleicht die Grünen mit dem Kosovo-Einsatz? Wer Positionen hat, riskiert etwas und macht sich angreifbar. Darum haben moderne Politiker am besten nur Scheinstandpunkte, die weder etwas aussagen noch angreifbar sind. Das finde ich viel schlimmer, als Standpunkte mit denen ich nicht übereinstimme.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Sextus Ironicus »

Woppadaq hat geschrieben:(18 Dec 2017, 23:50)

Moment mal, du willst mir erzählen, Konservative seien keine Tugendwächter? Wo war denn das BR-Pendant zu "Erotisches zur Nacht", welches das DDR-Fernsehen immer nach 23 Uhr ausgestrahlt hat? Und wieso hältst du Larry Flynt für konservativ?
Konservative sind Tugendwächter? Gibt's denn exemplarischere Spießer als diejenigen, die grüne gesellschaftspolitische Thesen vertreten?
… habe ich mich sorgsam bemüht, menschliche Tätigkeiten nicht zu verlachen, nicht zu beklagen und auch nicht zu verdammen, sondern zu begreifen. (Spinoza)
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(19 Dec 2017, 09:58)

Konservative sind Tugendwächter?
Ich hab zuerst gefragt.
Gibt's denn exemplarischere Spießer als diejenigen, die grüne gesellschaftspolitische Thesen vertreten?
Mag schon sein, dass die Grünen über die Jahre etwas spiessiger geworden sind, und die Konservativen im Gegenzug etwas lockerer. Die sexuelle Revolution haben aber nicht die Konservativen ausgelöst.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von rain353 »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(17 Dec 2017, 14:10)

Man sollte aber auch bedenken, dass die Tories weitaus weniger Milieus abzudecken hat. GB hat erstens in quantitativer Hinsicht keine nennenswerten ländlichen Räume, zweitens sind sie auf bestimmte, hauptsächlich südenglische Regionen begrenzt, was Politik für die eigene Klientel auch immer etwas einfacher macht. Die CDU dagegen muss einen viel größeren Spagat machen - entsprechend schwammig wird das eben.

Ja, aber die ganzen sozialdemokratischen Stammwähler waren im Osten, also hätte die CDU bis zur Wiedervereinigung Spielraum nutzen können, aber ironischer weise war das Gegenteil der Fall..
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Chronus1 »

Woppadaq hat geschrieben:(20 Dec 2017, 01:05)
Mag schon sein, dass die Grünen über die Jahre etwas spiessiger geworden sind, und die Konservativen im Gegenzug etwas lockerer. Die sexuelle Revolution haben aber nicht die Konservativen ausgelöst.
1. So what? Das die GRÜNEN mal etwas gutes 'ausgelöst haben' * rechtfertigt doch nicht, dass sie aktuell Duckmäuser sind. Da könnte ich auch sagen:' Mag schon sein, dass die Grünen wirtschaftsnäher geworden sind und die Konservativen im Gegenzug etwas sozialer. Das Wirtschaftswunder haben die Grünen aber auch nicht ausgelöst', um zu 'beweisen', dass sie keine Expertise haben.

2. Von wem redest du, wenn du 'Konservative' meinst?

Mir sind mittlerweile (als ein linksliberaler Mensch) Leute mit einem konservativen Habitus lieber als Leute, die nach vorne raus offen und liberal tun und hintenrum autoritär sind (meine Erfahrung in linken Gruppen).

*oder waren sie als Partei Folge eines Wandels, der NICHT auf eine einzelne Gruppe zurückzuführen ist?
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Sextus Ironicus »

Chronus1 hat geschrieben:(21 Dec 2017, 10:30)

Mir sind mittlerweile (als ein linksliberaler Mensch) Leute mit einem konservativen Habitus lieber als Leute, die nach vorne raus offen und liberal tun und hintenrum autoritär sind (meine Erfahrung in linken Gruppen).
Sehr schön aus persönlicher Sicht beschrieben, es ist eine Erfahrung, die ich teile. Mir ist irgendwann einmal aufgefallen, dass Konservative im Schnitt im alltäglichen Umgang, privat, bei der Arbeit, aber auch in politischen Diskussionen weitaus weniger aggressiv, menschlicher, entspannter, selbstgewisser und daher großzügiger daherkommen. Und der Umgang in linken Gruppen ist ja sowieso legendär.

@Woppadaq

Es gab keine sexuelle Revolution, sondern nur ein pubertäres Blubbern und Zetern über das, was auch ohne Kommune 1 in der Gesellschaft stattgefunden hätte. Und der unpolitische Sex der Konservativen ist halt erfüllender als der der Linken, wo man immer eine Therapiesitzung draus gemacht hat. :D
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Chronus1 hat geschrieben:(21 Dec 2017, 10:30)

1. So what? Das die GRÜNEN mal etwas gutes 'ausgelöst haben' * rechtfertigt doch nicht, dass sie aktuell Duckmäuser sind. Da könnte ich auch sagen:' Mag schon sein, dass die Grünen wirtschaftsnäher geworden sind und die Konservativen im Gegenzug etwas sozialer. Das Wirtschaftswunder haben die Grünen aber auch nicht ausgelöst', um zu 'beweisen', dass sie keine Expertise haben.
Das ist aber genau das, was man den Grünen ständig vorwirft: wirtschafts- und arbeitsplatzgefährdend zu sein, weil einen die Natur und Nachhaltigkeit wichtiger ist als die kurzfristige Schaffung von hochprofitablen Arbeitsplätzen, die am Ende aber nur verbrannte Erde hinterlassen. Als bekennender Grüner hab ich damit noch nicht einmal Probleme. Manchmal muss der Profit der Industrie eben zurückstecken.

Mir sind mittlerweile (als ein linksliberaler Mensch) Leute mit einem konservativen Habitus lieber als Leute, die nach vorne raus offen und liberal tun und hintenrum autoritär sind (meine Erfahrung in linken Gruppen).
Das versteh ich zwar, aber als Konservativer (oder Sympathisant) die Grünen spiessig zu nennen ist ungefähr so als ob Helene Fischer sagt, sie sei mehr Rock n Roll als die Toten Hosen. Man kann sich vieles einbilden.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Progressiver »

Die Grünen sind insbesondere hier bei uns in BaWü selbst eine etwas modernere konservative Partei. Die CDU wird fast nur noch auf dem Land gewählt. Die Konservativen in den Städten wählen grün.

Das zeigt sich exemplarisch an Winfried Kretschmann. In seinen früheren Jahren hat er mal Karl Popper gelesen. Dieser wird folglich immer wieder zitiert, wenn es darum geht, gegen Linke zu hetzen. Hier gilt wohl auch das Motto: "Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche." Dass aber Karl Popper überhaupt nichts von Metaphysik hielt, scheint Kretschmann überlesen zu haben. Da wird dann lieber dafür gebetet, dass Merkel Kanzlerin bleibt.

Wenn die Grünen wirklich progressiv wären, dann würden sie sich für einen laizistischen Staat stark machen! In Deutschland gibt es immer mehr Konfessionslose. Es wäre mal zu untersuchen, wieviele davon sich als säkulare Humanisten bezeichnen. Diese gilt es abzugreifen! In der Praxis klammern sich aber sowohl die Grünen als auch die anderen Parteien alle an die immer kleiner werdende Zahl der Restchristen.

Und hier sehe ich eine große Diskrepanz: Die Grünen, aber auch die anderen Parteien, zielen auf Wählergruppen, die immer mehr am Absterben sind. Das Durchschnittsalter der Mitglieder der meisten Parteien liegt zumindest meines Wissens bei über 59. Deutschland hat zwar zunehmend ein Überalterungsproblem. Das gilt aber für die Parteien noch mehr! Zudem macht sich auch niemand mehr die Mühe, die Wähler mitzunehmen, sondern es wird mit dem Sound des Sachzwangs scheinbar "alternativlos" durchregiert. Die moderneren Anteile der Bevölkerung kann man auch nicht mehr mitnehmen, da sie viel progressiver sind. Insofern haben wir es sicher mit einer Krise des gesamten Parteiensystems zu tun.

Für die Konservativen trifft das aber noch einmal viel stärker zu. Wenn man wie der Grüne Kretschmann einen christlichen Gott postuliert, dann finden sich dazu keine wissenschaftlichen Beweise für seine Existenz. Auch nicht bei Karl Popper! Auf welches Wertefundament wollen sie aber ihre Politik stützen? Die CDU hat es da scheinbar einfacher: Ihr Ersatzgottheit ist spätestens seit Angela Merkel nicht mehr ein biblischer Gott, sondern das Wirtschaftswachstum. Da es nun aber so ist, dass trotz allem viele Menschen in Deutschland gesellschaftlich nicht mehr aufsteigen können, grassieren die Abstiegsängste. Die Progressiven wählen sicher nicht die CDU. Die Abgehängten dagegen haben in der AfD eine Partei, die sich laut ihrem Gebaren um sie kümmert. Wer natürlich das Parteiprogramm der AfD liest, weiß natürlich, dass da nichts dahinter ist.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Watchful_Eye »

Progressiver hat geschrieben:(23 Dec 2017, 18:25)Wenn die Grünen wirklich progressiv wären, dann würden sie sich für einen laizistischen Staat stark machen! In Deutschland gibt es immer mehr Konfessionslose. Es wäre mal zu untersuchen, wieviele davon sich als säkulare Humanisten bezeichnen. Diese gilt es abzugreifen! In der Praxis klammern sich aber sowohl die Grünen als auch die anderen Parteien alle an die immer kleiner werdende Zahl der Restchristen.
Absolut! :thumbup: Ich bin auch sehr entnervt davon, wie einige Konservative - unter anderem auch Merkel - den Ängsten vor dem Einfluss des Islams eine Stärkung des Christentums entgegenstellen wollen. Besser wäre eine klare Kante für Säkularisierung, die Religionen im Allgemeinen weniger Extrawürste gewährt.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Charles »

Wenn das hier die Hoffnung des Konservatismus in Deutschland sein soll, dann gute Nacht.

https://www.n-tv.de/politik/Jens-Spahn- ... 00877.html
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Unité 1 »

Charles hat geschrieben:(24 Dec 2017, 14:44)

Wenn das hier die Hoffnung des Konservatismus in Deutschland sein soll, dann gute Nacht.

https://www.n-tv.de/politik/Jens-Spahn- ... 00877.html
Ein ordentlicher Konservativer darf nicht offen schwul sein, was "Charles"? Stattdessen geziemte ihm das Führen einer öffentlichen Scheinehe mit einer Frau zur konservativen Ehre.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Dampflok94 »

Charles hat geschrieben:(24 Dec 2017, 14:44)

Wenn das hier die Hoffnung des Konservatismus in Deutschland sein soll, dann gute Nacht.

https://www.n-tv.de/politik/Jens-Spahn- ... 00877.html
Ich halte Jens Spahn für eine Null. Aber doch nicht deswegen. Warum sollte konservativ und schwul nicht funktionieren? Was hat sexuelle Präferenz mit Politik zu tun?
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Progressiver hat geschrieben:(23 Dec 2017, 18:25)

Die Grünen sind insbesondere hier bei uns in BaWü selbst eine etwas modernere konservative Partei. Die CDU wird fast nur noch auf dem Land gewählt. Die Konservativen in den Städten wählen grün.

....

Wenn die Grünen wirklich progressiv wären, dann würden sie sich für einen laizistischen Staat stark machen! In Deutschland gibt es immer mehr Konfessionslose. Es wäre mal zu untersuchen, wieviele davon sich als säkulare Humanisten bezeichnen. Diese gilt es abzugreifen! In der Praxis klammern sich aber sowohl die Grünen als auch die anderen Parteien alle an die immer kleiner werdende Zahl der Restchristen.
Sich für einen laizistischen Staat (inwiefern haben wir den nicht?) stark zu machen macht erst dan Sinn, wenn die Religion politischer Faktor und damit zum Problem wird. Die Grünen hoffen insgeheim, dass es diesbezüglich nie so schlimm wird, dass sie deshalb eine Richtungsentscheidung treffen müssten. Denn dann würden linke Progressivisten gegen konservative Christen stehen, und das würde die Partei spalten. Bisher läuft sie aber ganz gut damit, mehrgleisig fahren zu können. Konfessionslose entscheiden meist nach Programm, Christen aber ist es wichtig, dass ihr Glaube nicht als Hemmnis empfunden wird.
Und hier sehe ich eine große Diskrepanz: Die Grünen, aber auch die anderen Parteien, zielen auf Wählergruppen, die immer mehr am Absterben sind. Das Durchschnittsalter der Mitglieder der meisten Parteien liegt zumindest meines Wissens bei über 59. Deutschland hat zwar zunehmend ein Überalterungsproblem. Das gilt aber für die Parteien noch mehr! Zudem macht sich auch niemand mehr die Mühe, die Wähler mitzunehmen, sondern es wird mit dem Sound des Sachzwangs scheinbar "alternativlos" durchregiert. Die moderneren Anteile der Bevölkerung kann man auch nicht mehr mitnehmen, da sie viel progressiver sind. Insofern haben wir es sicher mit einer Krise des gesamten Parteiensystems zu tun.
Manche Leute müssen unbedingt wegen jeder Kleinigkeit gleich eine Krise an die Wand malen. Richtig ist, dass es eine Art Verwirrung bezüglich der Richtung gibt, weil links und rechts nicht mehr so eindeutig sind und die Amis uns jetzt auch noch ihr Authorithär-Libertär-Gegensatzmodell andrehen wollen, das nur noch mehr Verwirrung stiftet.

Die Wahrheit ist, dass die Älteren leider Gottes immer noch die überwiegende Mehrheit in diesem Land stellen und damit auch das Wahlverhalten beeinflussen. Und dass sich eine allgemeine Konservativität breit gemacht hat, die die "Alternativlosigkeit" stützt, weil ihr das Progressive langsam zu unrealistisch wird. Bestes Beispiel sind die Piraten, die ja die letzte grosse progressivistische Bewegung waren - zu progressiv, um langfristig Wähler an sich binden zu können. Man hatte bisweilen das Gefühl, dass die Piraten selbst nicht so richtig erklären konnten, was ihr wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal zu den anderen, etablierten Parteien darstellt. Die Diskussionen um das BGE haben gezeigt, dass der Wille zur Progressivität bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen eine Grenze erreicht hat.
Für die Konservativen trifft das aber noch einmal viel stärker zu. Wenn man wie der Grüne Kretschmann einen christlichen Gott postuliert, dann finden sich dazu keine wissenschaftlichen Beweise für seine Existenz. Auch nicht bei Karl Popper! Auf welches Wertefundament wollen sie aber ihre Politik stützen?
Es gibt allgemeine Werte der Vernunft, die sowohl von Christen wie Nichtchristen gleichermassen getragen werden können. Diese Werte haben die UNO gechaffen, haben den Eisernen Vorhang zum Einsturz gebracht, haben unsere Klimapolitik wie überhaupt die Politik der Grünen jahrelang bestimmt, ohne dass es darüber eine Bibel gab. Die Grünen jedenfalls haben sich nicht gegründet, weil sie an Gott glauben, sondern weil sie eine Aufgabe der Vernunft erkannten. Jemand wie Kretschmann mag ja gerne an Gott göauben und sich im Rahmen seiner individuellen Präsentation an den christlichen Werten orientieren. Aber die Grünen sind voller Individualisten mit stellenweise absolut konträren Meinungen zueinander.
Die CDU hat es da scheinbar einfacher: Ihr Ersatzgottheit ist spätestens seit Angela Merkel nicht mehr ein biblischer Gott, sondern das Wirtschaftswachstum.
Bevor ich mich jetzt mal wieder echauffiere, dass Angela Merkel wohl gerade für alles herhalten muss, vom weltweiten Klimawandel bis hin zu meinem Hustenanfall, möcht ich erst mal fragen: was ist eigentlich daran so schlecht? welche Partei kann es sich gerade leisten zu sagen, dass ihr das Wirtschaftswachstum egal ist, es vielleicht sogar stört?
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von schokoschendrezki »

Neben den Dimensionen links-rechts und konservativ-progressiv gibts auch noch die Frage "Opportunismus" (="zweckmäßige Anpassung an die jeweilige Situation") vs. Prinzipienfestigkeit. Bei letzterem sehe ich eher zwei so unterschiedliche Parteien wie die FDP und die (heutige) Linke vorn.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Sextus Ironicus »

Woppadaq hat geschrieben:(26 Dec 2017, 01:44)

Sich für einen laizistischen Staat (inwiefern haben wir den nicht?) stark zu machen macht erst dan Sinn, wenn die Religion politischer Faktor und damit zum Problem wird. Die Grünen hoffen insgeheim, dass es diesbezüglich nie so schlimm wird, dass sie deshalb eine Richtungsentscheidung treffen müssten. Denn dann würden linke Progressivisten gegen konservative Christen stehen, und das würde die Partei spalten. Bisher läuft sie aber ganz gut damit, mehrgleisig fahren zu können. Konfessionslose entscheiden meist nach Programm, Christen aber ist es wichtig, dass ihr Glaube nicht als Hemmnis empfunden wird.



Manche Leute müssen unbedingt wegen jeder Kleinigkeit gleich eine Krise an die Wand malen. Richtig ist, dass es eine Art Verwirrung bezüglich der Richtung gibt, weil links und rechts nicht mehr so eindeutig sind und die Amis uns jetzt auch noch ihr Authorithär-Libertär-Gegensatzmodell andrehen wollen, das nur noch mehr Verwirrung stiftet.

Die Wahrheit ist, dass die Älteren leider Gottes immer noch die überwiegende Mehrheit in diesem Land stellen und damit auch das Wahlverhalten beeinflussen. Und dass sich eine allgemeine Konservativität breit gemacht hat, die die "Alternativlosigkeit" stützt, weil ihr das Progressive langsam zu unrealistisch wird. Bestes Beispiel sind die Piraten, die ja die letzte grosse progressivistische Bewegung waren - zu progressiv, um langfristig Wähler an sich binden zu können. Man hatte bisweilen das Gefühl, dass die Piraten selbst nicht so richtig erklären konnten, was ihr wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal zu den anderen, etablierten Parteien darstellt. Die Diskussionen um das BGE haben gezeigt, dass der Wille zur Progressivität bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen eine Grenze erreicht hat.



Es gibt allgemeine Werte der Vernunft, die sowohl von Christen wie Nichtchristen gleichermassen getragen werden können. Diese Werte haben die UNO gechaffen, haben den Eisernen Vorhang zum Einsturz gebracht, haben unsere Klimapolitik wie überhaupt die Politik der Grünen jahrelang bestimmt, ohne dass es darüber eine Bibel gab. Die Grünen jedenfalls haben sich nicht gegründet, weil sie an Gott glauben, sondern weil sie eine Aufgabe der Vernunft erkannten. Jemand wie Kretschmann mag ja gerne an Gott göauben und sich im Rahmen seiner individuellen Präsentation an den christlichen Werten orientieren. Aber die Grünen sind voller Individualisten mit stellenweise absolut konträren Meinungen zueinander.



Bevor ich mich jetzt mal wieder echauffiere, dass Angela Merkel wohl gerade für alles herhalten muss, vom weltweiten Klimawandel bis hin zu meinem Hustenanfall, möcht ich erst mal fragen: was ist eigentlich daran so schlecht? welche Partei kann es sich gerade leisten zu sagen, dass ihr das Wirtschaftswachstum egal ist, es vielleicht sogar stört?
Ein paar Gedanken dazu:

1. Der laizistische Staat, den ich immer wollte, ist aus meiner Sicht gerade wegen der Politisierung von Religion nicht mehr vernünftig. Denn wenn man für Imame Regeln zur Zulassung und Studium einführen möchte und leider auch muss, wenn man den Hinterhofunttericht für muslimische Kinder und Jugendliche sowie die Lehrer in den Griff bekommen möchte, dann ist das der Abschied vom laizistischen Gedanken. Auch ein Preis, der nun zu zahlen ist. Nur noch 55% gehören den beiden großen Kirchen an, aber mit dem Islam nimmt das Religionsproblem wieder zu.

2. Die Älteren werden sogar weiter an Gewicht gewinnen bei den Wahlen - jeder von uns gehört irgendwann ja dazu, und dieser hierzu zu beobachtende Alarmismus ist eher amüsant. Wenn die heute Dreißigjährigen, die sich in großer Zahl nie etwas erkämpfen mussten, sondern alle Wünsche kaum aussprechen mussten, um sie erfüllt zu bekommen, wenn die ihre Interessen durchsetzen wollen, müssen sie ihre gesalbten Häupter und Hintern eben anstrengen bzw. hochbringen. Jetzt müssen sie es selbst machen, zur Macht geht's nicht im SUV wie seinerzeit in den Kindergarten.

3. Die frühen Grünen und Vernunft? Auch wenn ich zu deren Anfängen eher noch grasgrün hinter den Ohren war: Aber Vernunft war nun die Stärke der ehemaligen K-Gruppenleute, der Spontis, der Radikalökos von rechts und links, der Indianerkommunen und unzähliger Spinner ganz bestimmt nicht. Und mit den Grünen hat sich die Moralisierung aller Politik erfolgreich institutionalisiert - das war immer auch die Klammer zwischen den unterschiedlichen Fraktionen. Der Pragmatismus ist noch immer in der Minderheit, Kretschmann ist allein wegen seiner Wirkung gelitten und Palmer kann man nicht rausschmeißen, weil er eben auch in Amt und Würden ist. Vielleicht wird das mit einer neuen Generation besser.
… habe ich mich sorgsam bemüht, menschliche Tätigkeiten nicht zu verlachen, nicht zu beklagen und auch nicht zu verdammen, sondern zu begreifen. (Spinoza)
Alpha Centauri
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Alpha Centauri »

Progressiver hat geschrieben:(23 Dec 2017, 18:25)

Die Grünen sind insbesondere hier bei uns in BaWü selbst eine etwas modernere konservative Partei. Die CDU wird fast nur noch auf dem Land gewählt. Die Konservativen in den Städten wählen grün.

Das zeigt sich exemplarisch an Winfried Kretschmann. In seinen früheren Jahren hat er mal Karl Popper gelesen. Dieser wird folglich immer wieder zitiert, wenn es darum geht, gegen Linke zu hetzen. Hier gilt wohl auch das Motto: "Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche." Dass aber Karl Popper überhaupt nichts von Metaphysik hielt, scheint Kretschmann überlesen zu haben. Da wird dann lieber dafür gebetet, dass Merkel Kanzlerin bleibt.

Wenn die Grünen wirklich progressiv wären, dann würden sie sich für einen laizistischen Staat stark machen! In Deutschland gibt es immer mehr Konfessionslose. Es wäre mal zu untersuchen, wieviele davon sich als säkulare Humanisten bezeichnen. Diese gilt es abzugreifen! In der Praxis klammern sich aber sowohl die Grünen als auch die anderen Parteien alle an die immer kleiner werdende Zahl der Restchristen.

Und hier sehe ich eine große Diskrepanz: Die Grünen, aber auch die anderen Parteien, zielen auf Wählergruppen, die immer mehr am Absterben sind. Das Durchschnittsalter der Mitglieder der meisten Parteien liegt zumindest meines Wissens bei über 59. Deutschland hat zwar zunehmend ein Überalterungsproblem. Das gilt aber für die Parteien noch mehr! Zudem macht sich auch niemand mehr die Mühe, die Wähler mitzunehmen, sondern es wird mit dem Sound des Sachzwangs scheinbar "alternativlos" durchregiert. Die moderneren Anteile der Bevölkerung kann man auch nicht mehr mitnehmen, da sie viel progressiver sind. Insofern haben wir es sicher mit einer Krise des gesamten Parteiensystems zu tun.

Für die Konservativen trifft das aber noch einmal viel stärker zu. Wenn man wie der Grüne Kretschmann einen christlichen Gott postuliert, dann finden sich dazu keine wissenschaftlichen Beweise für seine Existenz. Auch nicht bei Karl Popper! Auf welches Wertefundament wollen sie aber ihre Politik stützen? Die CDU hat es da scheinbar einfacher: Ihr Ersatzgottheit ist spätestens seit Angela Merkel nicht mehr ein biblischer Gott, sondern das Wirtschaftswachstum. Da es nun aber so ist, dass trotz allem viele Menschen in Deutschland gesellschaftlich nicht mehr aufsteigen können, grassieren die Abstiegsängste. Die Progressiven wählen sicher nicht die CDU. Die Abgehängten dagegen haben in der AfD eine Partei, die sich laut ihrem Gebaren um sie kümmert. Wer natürlich das Parteiprogramm der AfD liest, weiß natürlich, dass da nichts dahinter ist.


Der Ersatzgott "Wirtschaftswachstum" ist beileibe nicht nur in der Union zu Hause. Geld regiert die Welt. Und hieß früher das Gotteshaus " Kirche" nennt man es heute " Einkaufszentrum". :D
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von BlueMonday »

Woppadaq hat geschrieben:(26 Dec 2017, 01:44)


Manche Leute müssen unbedingt wegen jeder Kleinigkeit gleich eine Krise an die Wand malen. Richtig ist, dass es eine Art Verwirrung bezüglich der Richtung gibt, weil links und rechts nicht mehr so eindeutig sind und die Amis uns jetzt auch noch ihr Authorithär-Libertär-Gegensatzmodell andrehen wollen, das nur noch mehr Verwirrung stiftet.
Was verwirrt dich daran so? Das ist auch keine jüngst gemachte Unterscheidung, sondern hat locker 200 Jahre auf dem Buckel. Stammt auch ursprünglich nicht von den "Amis", sondern von den franzözischen/europäischen Anarchisten.
Untergejubelt und angedreht ist allenfalls, dass braunrote Nationalsozialisten irgendwie "rechts" stünden und den völligen Gegensatz zu anderen, "linken", rotbraunen Kollektivisten und sonstigen Etatisten bilden würden. Da passt dann eigentlich nur noch Jandls "lechtsrinks".
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Dec 2017, 13:36)

Was verwirrt dich daran so?
Genau das hier:
Untergejubelt und angedreht ist allenfalls, dass braunrote Nationalsozialisten irgendwie "rechts" stünden und den völligen Gegensatz zu anderen, "linken", rotbraunen Kollektivisten und sonstigen Etatisten bilden würden.
Genau das tun sie aber. Der Kollektivismus eines Stalin war real und weitaus authoritärer, die Nazis propagierten doch nur oberflächlichen Kollektivismus aus Imagegründen, ideell betrieben sie Extrem-Egoismus, also das exakte Gegenteil von Sozialismus, und dieser Egoismus wurde lediglich durch den Krieg derartig authoritär, dass Hitler in diesem Koordinatensystem immer als die Speerspitze des Authoritarismus gesehen wird, obwohl die Industriellen dort weit mehr Freiheiten hatten als im stalinistischen System.

Für mich ist das deshalb nur der billige Versuch, linke und rechte Extremitäten gleichermassen zu entsorgen und den Rechts-Begriff wieder reinzuwaschen, indem man den Leuten Egoismus als notwendiges Vernunftpaket verkauft. Wenn dem Konservativen links und rechts egal ist, ist das sein Ding, dem Linken ist es nicht egal, für ihn ist es eine bedeutende Unterscheidung.
Das ist auch keine jüngst gemachte Unterscheidung, sondern hat locker 200 Jahre auf dem Buckel. Stammt auch ursprünglich nicht von den "Amis", sondern von den franzözischen/europäischen Anarchisten.
Es gibt zwischen den wirklich authoritären Systemen wie eben den Absolutismus und den nur als authoritär empfundenen wie der Sozialdemokratie, wo Dinge wie der Mindestlohn von manchen schon als authoritäre Einmischung des Staates angesehen werden, schon einen rein zeitbezogenen Unterschied. Vor 200 Jahren wurden Dinge für progressiv gehalten, die heute entweder konservativ oder glattweg reaktionär sind. Das demokratische Gesellschaftsmodell mag man 1933 noch zur Debatte gestellt haben, heute ist das in der westlichen Welt grösstenteils kein Thema mehr. Deswegen wird in der Diskussion um den authoritären Staat auch nicht mehr das System oder die Demokratie angegriffen, sondern die Rolle des Staates generell zur Disposition gestellt.

Es wird dabei gerne so getan, als ob das nichts mehr mit links oder rechts zu tun hat. Gleichzeitig wird jegliches staatliches Agieren aber als Kollektivismus - also als links - verdammt. Für mich klarer Fall von Verwirrungsstiftung.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(26 Dec 2017, 10:04)
3. Die frühen Grünen und Vernunft? Auch wenn ich zu deren Anfängen eher noch grasgrün hinter den Ohren war: Aber Vernunft war nun die Stärke der ehemaligen K-Gruppenleute, der Spontis, der Radikalökos von rechts und links, der Indianerkommunen und unzähliger Spinner ganz bestimmt nicht. Und mit den Grünen hat sich die Moralisierung aller Politik erfolgreich institutionalisiert - das war immer auch die Klammer zwischen den unterschiedlichen Fraktionen. Der Pragmatismus ist noch immer in der Minderheit, Kretschmann ist allein wegen seiner Wirkung gelitten und Palmer kann man nicht rausschmeißen, weil er eben auch in Amt und Würden ist. Vielleicht wird das mit einer neuen Generation besser.
Verzeihung, aber ich habe nicht gesagt, dass die Grünen vernünftig waren oder sind, sondern dass sie sich aus einem vernunftbezogenen Akt heraus gegründet haben. Deswegen können sie sich relativ viele Sperenzien erlauben, schliesslich wissen sie die Moral immer auf ihrer Seite. Ich sehe deshalb die ganzen Moralverdammungen der Grünen-Gegner mit einer gewissen Amüsiertheit, denn damit offenbahren sie nur, wie sehr sie selbst moralisch ins Hintertreffen geraten sind, und von dieser Sichtweise profitieren die Grünen am meisten.

Wirklich gefährlich wird es für die Grünen doch nur, wenn man ihr Sujet akzeptiert, aber gleichzeitig nachweist, dass man mit vernünftigen, realistischen Vorgehen weit mehr erreicht als die grünen Regierungen erreichen können. Ohne konservative Verdammung der grünen Moralität hätten die Grünen wahrscheinlich zu dieser BT-Wahl mit der 5%-Hürde zu kämpfen gehabt.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Progressiver »

Woppadaq hat geschrieben:(26 Dec 2017, 01:44)

Sich für einen laizistischen Staat (inwiefern haben wir den nicht?) stark zu machen macht erst dan Sinn, wenn die Religion politischer Faktor und damit zum Problem wird. Die Grünen hoffen insgeheim, dass es diesbezüglich nie so schlimm wird, dass sie deshalb eine Richtungsentscheidung treffen müssten. Denn dann würden linke Progressivisten gegen konservative Christen stehen, und das würde die Partei spalten. Bisher läuft sie aber ganz gut damit, mehrgleisig fahren zu können. Konfessionslose entscheiden meist nach Programm, Christen aber ist es wichtig, dass ihr Glaube nicht als Hemmnis empfunden wird.
Deutschland ist in der Tat kein laizistischer Staat. Für die Einrichtungen der beiden großen Konfessionen -also auch die Caritas, die Diakonie- gelten Arbeitsgesetze, die jegliche Form des Streiks verbieten. Nicht zu vergessen, dürfen sie sich auch ins Privatleben ihrer Untergebenen einmischen. Die Leute arbeiten dann auch oftmals für einen "Gotteslohn" anstatt für eine ordentliche Bezahlung. Delikates Detail: Die Kirchen zahlen nur 1,8% der Kosten für die Diakonie bzw. die Caritas. Der Rest übernimmt der Staat. Und auch die Bischöfe bzw. die Theologen, die an den Universitäten lehren, sind de facto Beamte. Auch sie werden von allgemeinen Steuermitteln finanziert. Es wird Zeit, diese ungerechten Pfründe abzuschaffen!


Manche Leute müssen unbedingt wegen jeder Kleinigkeit gleich eine Krise an die Wand malen. Richtig ist, dass es eine Art Verwirrung bezüglich der Richtung gibt, weil links und rechts nicht mehr so eindeutig sind und die Amis uns jetzt auch noch ihr Authorithär-Libertär-Gegensatzmodell andrehen wollen, das nur noch mehr Verwirrung stiftet.

Die Wahrheit ist, dass die Älteren leider Gottes immer noch die überwiegende Mehrheit in diesem Land stellen und damit auch das Wahlverhalten beeinflussen. Und dass sich eine allgemeine Konservativität breit gemacht hat, die die "Alternativlosigkeit" stützt, weil ihr das Progressive langsam zu unrealistisch wird. Bestes Beispiel sind die Piraten, die ja die letzte grosse progressivistische Bewegung waren - zu progressiv, um langfristig Wähler an sich binden zu können. Man hatte bisweilen das Gefühl, dass die Piraten selbst nicht so richtig erklären konnten, was ihr wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal zu den anderen, etablierten Parteien darstellt. Die Diskussionen um das BGE haben gezeigt, dass der Wille zur Progressivität bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen eine Grenze erreicht hat.
Die Piraten waren ein Haufen anarchistischer Amateure, die sich geweigert hatten, sich zu professionalisieren bzw. sich feste Strukturen zu geben, mit denen sie auch nach außen schlagfertig sein konnten. Das BGE halte ich zudem nicht für der Weisheit letzter Schuss, da es im Endeffekt doch wieder nur den Reichen nutzt. Da müssen intelligentere Massnahmen her. Ich bin da ganz auf der Seite des echten Ökonomen Heiner Flassbeck, der nicht nur gegen die derzeitige wirtschaftliche Unvernunft -Stichwort "Austerität"- wettert, sondern auch das Thema BGE in Grund und Boden verdammt.
Bevor ich mich jetzt mal wieder echauffiere, dass Angela Merkel wohl gerade für alles herhalten muss, vom weltweiten Klimawandel bis hin zu meinem Hustenanfall, möcht ich erst mal fragen: was ist eigentlich daran so schlecht? welche Partei kann es sich gerade leisten zu sagen, dass ihr das Wirtschaftswachstum egal ist, es vielleicht sogar stört?
Störend ist: Die deutsche Wirtschaft wächst, aber viele Arbeitnehmer kriegen das gar nicht mit. Die Politik hat sich zum Dienstboten der Wirtschaft gemacht, weil diese unbedingt einen schlecht bezahlten Niedriglohnsektor haben wollte. Wenn neue Jobs geschaffen werden, dann sind das auch oft nur befristete Stellen mit schlechter Bezahlung. Der Rest der strukturellen Arbeitslosigkeit wird mit Taschenspielertricks aus den Statistiken hinausgerechnet. Dies alles haben natürlich auch andere Parteien zu verantworten. Aber für Angela Merkels Partei ist das Wirtschaftswachstum die neue "Heilige Kuh". Und wer davon nicht profitiert, weil er vielleicht im Niedriglohnsektor arbeitet, der kann selbst sehen, wo er oder sie bleibt.

Ich weiß auch nicht, warum die Leute dann nicht beispielsweise "DIE LINKE" wählen. Aber der Protest wählt mittlerweile in Kamikaze-Manier die AfD. "Kamikaze-Manier" deshalb, weil diese Partei laut ihrem Parteiprogramm natürlich noch marktradikaler ist als selbst die FDP. Aber das sind dann wohl die Art von Wählern, die sich nicht die Mühe machen wollen, Parteiprogramme durchzulesen, sondern einfach ihrem Ressentiment folgen.

Und für sie mag es, subjektiv betrachtet, sogar stimmen, dass "früher alles besser" war. Da gab es vermutlich für sie noch besser bezahlte Jobs mit einem guten Kündigungsschutz etc. Aber die AfD wäre die letzte, die ihre Situation verbessern würde! Und auch die anderen Parteien haben natürlich massiv geschlafen, wenn man sich zum Beispiel die Situation im Ruhrgebiet anschaut. Da gab es einen Strukturwandel. Und die Politik hat verschlafen, den Leuten andere, bessere Jobalternativen anzubieten bzw. Weiterbildungsmaßnahmen. Stattdessen kamen dann so unfähige und gewissenlose Politiker wie Wolfgang Clement und haben die Arbeitslosen und Verlierer des Strukturwandels als "Parasiten" beschimpft. Diesen Misstand nicht behoben zu haben, trifft natürlich alle Parteien, die dort an der Regierung waren. Aber die "konservativen Werte" einer Angela Merkel helfen da auch nicht. Im Gegenteil: Die Agenda 2010 beispielsweise war ihr nicht radikal genug. Und jetzt wählen die Abgehängten lieber aus Fundamentalprotest die AfD. Aber ob diese beiden Parteien es schaffen können oder auch nur wollen, den ehemaligen Kohlebergarbeitern neue gute Jobs zu vermitteln? Ich bezweifele es.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Progressiver »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(26 Dec 2017, 10:04)

Ein paar Gedanken dazu:

1. Der laizistische Staat, den ich immer wollte, ist aus meiner Sicht gerade wegen der Politisierung von Religion nicht mehr vernünftig. Denn wenn man für Imame Regeln zur Zulassung und Studium einführen möchte und leider auch muss, wenn man den Hinterhofunttericht für muslimische Kinder und Jugendliche sowie die Lehrer in den Griff bekommen möchte, dann ist das der Abschied vom laizistischen Gedanken. Auch ein Preis, der nun zu zahlen ist. Nur noch 55% gehören den beiden großen Kirchen an, aber mit dem Islam nimmt das Religionsproblem wieder zu.
Die Anzahl der Leute, die einer christlichen Religion angehören, wird immer kleiner. In ein paar Jahren werden die Konfessionslosen in der deutschen Gesellschaft die Mehrheit darstellen. Ein guter Weg, um damit umzugehen, ist ein verpflichtendes Schulfach "Ethik für alle", wie es in Berlin schon der Fall zu sein scheint. Bei so etwas müssen dann tatsächlich alle teilnehmen ohne Rücksicht darauf, was irgendwelche Befindlichkeiten der Muslime dagegen aussagen. Wenn diese dann nicht wie gewollt darauf anspringen, dann sollte auch eine Teilschuld darin gesucht werden, dass der deutsche Staat sich ihnen gegenüber zu wenig um die Integration von Immigranten kümmert. Wenn dann die Bildungsverlierer aus diesen randständigen Teilen der Gesellschaft sich religiös radikalisieren und irgendwann austicken, dann nur deswegen, weil es niemand verhindert hat, dass sie sich in ein religiöses Paralleluniversum zurückgezogen haben, in dem sie sich als scheinbare Sieger fühlen können. Ein gutes Bildungssystem sollte aber solche Verlierer nicht einfach aussieben, sondern sie mitnehmen, damit sie zum Beispiel durch einen guten Job sich in der deutschen Gesellschaft integrieren können. Dafür braucht es aber mehr Geld für Bildung, Schulpsychologen und Sozialarbeiter, nicht weniger, wie es die Austeritätsfans es gerne hätten.

Was nicht gebraucht wird: Versuche, Deutschland zu rechristianisieren, indem die christliche Theologie sowohl an den Schulen als auch an den Universitäten mit noch mehr Druck gelehrt wird. Auch der Versuch, islamische Lehrstühle und islamischen Religionsunterricht an den Schulen zu installieren, wird nach hinten los gehen. Wenn man die jungen Muslime erfolgreich integrieren kann, werden sie keinen Islam mehr brauchen. Islamischer Religionsunterricht wird dagegen nur die Zustände konservieren. Und die Fundamentalisten werden sowieso keinen "deutschen Islam" anerkennen. Bei letzteren helfen dann tatsächlich nur die Polizei und der Verfassungsschutz.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Charles »

Dampflok94 hat geschrieben:(25 Dec 2017, 23:17)
Warum sollte konservativ und schwul nicht funktionieren?
Meinst du das ernst?
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von JJazzGold »

Charles hat geschrieben:(27 Dec 2017, 01:47)

Meinst du das ernst?
Selbstverständlich, konservativ ist ein Lebensstil, der unabhängig von der sexuellen Orientierung präferiert oder nicht präferiert wird.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von pikant »

Charles hat geschrieben:(24 Dec 2017, 14:44)

Wenn das hier die Hoffnung des Konservatismus in Deutschland sein soll, dann gute Nacht.

https://www.n-tv.de/politik/Jens-Spahn- ... 00877.html
was hat dann die sexuelle Ausrichtung mit konservativer Politik zu tun?
nichts.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Sextus Ironicus »

Progressiver hat geschrieben:(27 Dec 2017, 00:28)

Die Anzahl der Leute, die einer christlichen Religion angehören, wird immer kleiner. In ein paar Jahren werden die Konfessionslosen in der deutschen Gesellschaft die Mehrheit darstellen. Ein guter Weg, um damit umzugehen, ist ein verpflichtendes Schulfach "Ethik für alle", wie es in Berlin schon der Fall zu sein scheint. Bei so etwas müssen dann tatsächlich alle teilnehmen ohne Rücksicht darauf, was irgendwelche Befindlichkeiten der Muslime dagegen aussagen. Wenn diese dann nicht wie gewollt darauf anspringen, dann sollte auch eine Teilschuld darin gesucht werden, dass der deutsche Staat sich ihnen gegenüber zu wenig um die Integration von Immigranten kümmert. Wenn dann die Bildungsverlierer aus diesen randständigen Teilen der Gesellschaft sich religiös radikalisieren und irgendwann austicken, dann nur deswegen, weil es niemand verhindert hat, dass sie sich in ein religiöses Paralleluniversum zurückgezogen haben, in dem sie sich als scheinbare Sieger fühlen können. Ein gutes Bildungssystem sollte aber solche Verlierer nicht einfach aussieben, sondern sie mitnehmen, damit sie zum Beispiel durch einen guten Job sich in der deutschen Gesellschaft integrieren können. Dafür braucht es aber mehr Geld für Bildung, Schulpsychologen und Sozialarbeiter, nicht weniger, wie es die Austeritätsfans es gerne hätten.

Was nicht gebraucht wird: Versuche, Deutschland zu rechristianisieren, indem die christliche Theologie sowohl an den Schulen als auch an den Universitäten mit noch mehr Druck gelehrt wird. Auch der Versuch, islamische Lehrstühle und islamischen Religionsunterricht an den Schulen zu installieren, wird nach hinten los gehen. Wenn man die jungen Muslime erfolgreich integrieren kann, werden sie keinen Islam mehr brauchen. Islamischer Religionsunterricht wird dagegen nur die Zustände konservieren. Und die Fundamentalisten werden sowieso keinen "deutschen Islam" anerkennen. Bei letzteren helfen dann tatsächlich nur die Polizei und der Verfassungsschutz.
Eine Re-Christianisierung ist nicht in Sicht, aber derzeit ist es unvorstellbar, dass unabhängig von der Zahl der Mitglieder eine Trennung zwischen Staat und Kirche erfolgt. Allein die Zahl der Konkordate, die abzuwickeln wären, ist eine Aufgabe für 100 Jahre. Selbst moderate Vorschläge wie die Beschlüsse der FDP zur Trennung von Kirche und Staat aus den Siebzigerjahren würden heute als Kulturrevolution daherkommen. Die Kirchen sitzen bei rückläufiger Zahl von Gläubigen fester im Sattel denn je. Und ob der Staat den Kölner Dom übernehmen möchte, bezweifle ich auch.

Was die Muslime angeht, ist die Sache noch schwieriger. Ich habe zu Weihnachten den schönen Cartoonband "Unheilige Bilder" geschenkt bekommen, in dem ein paar Dutzend der bekanntesten deutschen Meister des Fachs zu Kirche und Religion zeichnen und zuspitzen. Die Hälfte von ihnen würde sofort unter Polizeischutz stehen, wenn sie sich den Koran und den Propheten vergleichbar vorgenommen hätten. Und hier ist eine Integration nicht einmal in Ansätzen erkennbar, da integriert sich nämlich die aufnehmende Gesellschaft, indem sie mit windigen Argumenten und durch Selbstzensur sich dem islamischen Anspruch beugt. Denn eine Jesusbeleidigung gilt immer noch als progressiver Akt, wer den Propheten beleidigt, läuft eher unter Rassismusverdacht. Und die Kirchen versuchen sich das ja schon zunutze zu machen und auch CSU-Abgeordnete bringen schon wieder Blasphemieparagrafen ins Spiel. Die Hoffnung auf eine Umfunktionierung des Islam vom Raubtier zum Bettvorleger, wie das in geistiger Hinsicht beim erschlafften aber institutionell noch immer mächtigen Christentum geklappt hat, Teile ich nicht. Und aus Sicht der Muslime, die hier mit großen aber eben illusorischen Hoffnungen herkommen, ist das ja nachvollziehbar. Mit ihrer Religion haben Sie etwas, was sie unangreifbar macht, womit sie diejenigen, die ihnen angeblich den Respekt verweigern, am Nasenring durch die Manege der Freiheit führen können. Das wird nichts, und der theologische Schlüssel liegt sowieso in Kairo oder anderswo an den theologischen Fakultäten in diesen Gegenden. Deshalb wird man Lehrstühle und islamischen Unterricht zur Verfügung stellen, in der Hoffnung, besseren Zugriff zu bekommen.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Charles »

JJazzGold hat geschrieben:(27 Dec 2017, 08:29)
Selbstverständlich, konservativ ist ein Lebensstil, der unabhängig von der sexuellen Orientierung präferiert oder nicht präferiert wird.
Die Einführung der Homo-"Ehe" war immer ein Projekt der Grünen und Linken, das von den Konservativen immer abgelehnt und bekämpft wurde.

Bei der Abstimmung im Bundestag haben Rot-Rot-Grün geschlossen dafür gestimmt. In der Unionsfraktion haben mehr als 2/3 dagegen gestimmt. Nur die Anhänger von Merkels sozialdemokratischem "Modernisierungskurs" wie Altmeier, Tauber, von der Leyen, Böhmer und Spahn haben dafür gestimmt, obwohl die Homo-"Ehe" im Grundsatzprogramm von CDU und CSU abgelehnt wird.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von JJazzGold »

Charles hat geschrieben:(27 Dec 2017, 11:13)

Die Einführung der Homo-"Ehe" war immer ein Projekt der Grünen und Linken, das von den Konservativen immer abgelehnt und bekämpft wurde.

Bei der Abstimmung im Bundestag haben Rot-Rot-Grün geschlossen dafür gestimmt. In der Unionsfraktion haben mehr als 2/3 dagegen gestimmt. Nur die Anhänger von Merkels sozialdemokratischem "Modernisierungskurs" wie Altmeier, Tauber, von der Leyen, Böhmer und Spahn haben dafür gestimmt, obwohl die Homo-"Ehe" im Grundsatzprogramm von CDU und CSU abgelehnt wird.
Das hat nichts damit zu tun, dass auch Homosexuelle einen konservativen Lebensstil führen und konservativ wählen, oder sich in einer konservativen Partei engagieren. Was Spahns Entscheidung seinen Partner zu heiraten mit seinem Engagement in der CDU zu tun haben soll erschließt sich mir nicht.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Dampflok94 »

Charles hat geschrieben:(27 Dec 2017, 01:47)

Meinst du das ernst?
Selbstplaudernd. Das hat nix miteinander zu tun. Ob nun Home-, Hetero- oder Asexualität. Und noch so einiges andere mehr. Es spielt keine Rolle. Genauso wenig ist die Ablehnung der Homosexualität konservativ. Das ist höchstens spießig.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Charles »

Dampflok94 hat geschrieben:(27 Dec 2017, 15:24)
Das hat nix miteinander zu tun.
Warum verfolgen Grüne und Linke dann seit Jahrzehnten das Ziel eine "Homo-Ehe" einzuführen, wogegen Konservative seit Jahrzehnten kämpfen?
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Progressiver »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(27 Dec 2017, 10:15)

Eine Re-Christianisierung ist nicht in Sicht, aber derzeit ist es unvorstellbar, dass unabhängig von der Zahl der Mitglieder eine Trennung zwischen Staat und Kirche erfolgt. Allein die Zahl der Konkordate, die abzuwickeln wären, ist eine Aufgabe für 100 Jahre.


Da fehlt bei den Parteien nur der Wille. Wie viele Panzerarmeen kann der Vatikan bzw. der EKD an unseren Grenzen aufstellen, wenn der Bundestag einfach so beschließt, dass die Kirchen für ihre Kosten selbst aufkommen müssen? Ich halte das für eine leere Drohgebärde der Kirchenoberen, auf die nur verblendete und vom Christentum gebrochene Politiker hereinfallen können, die fürchten, dadurch nach dem Tode in eine Hölle zu kommen. Es wird Zeit für eine neue Aufklärung! Und wenn sich die katholische Kirche beispielsweise anmaßt, ehemalige Kirchengüter zurückzufordern, welche sie sich von sogenannten "Ketzern" oder "Hexen" zusammengeräubert hat, würde ich da ganz schnell die Riegel vorschieben.
Selbst moderate Vorschläge wie die Beschlüsse der FDP zur Trennung von Kirche und Staat aus den Siebzigerjahren würden heute als Kulturrevolution daherkommen. Die Kirchen sitzen bei rückläufiger Zahl von Gläubigen fester im Sattel denn je. Und ob der Staat den Kölner Dom übernehmen möchte, bezweifle ich auch.
Um beim Threadthema zu bleiben: Du vertrittst hier die These, dass es seit den 1970ern in Kirchenfragen einen "konservativen Rollback" gegeben hätte? Wieso steht die CDU dann schlecht wie nie zuvor da? Die Kirchen sitzen nur deswegen so gut im Sattel, da die politische Eliten sich vor dem "Fegefeuer" fürchten. Die "FDP" ist da einfach umgefallen. Aber sie will ja selbst nicht mehr liberal sein.

Den Kölner Dom kann die Kirche gerne selbst behalten. Aber sie muss dann eben für die Renovierung und Instandhaltung aufkommen.
Was die Muslime angeht, ist die Sache noch schwieriger. Ich habe zu Weihnachten den schönen Cartoonband "Unheilige Bilder" geschenkt bekommen, in dem ein paar Dutzend der bekanntesten deutschen Meister des Fachs zu Kirche und Religion zeichnen und zuspitzen. Die Hälfte von ihnen würde sofort unter Polizeischutz stehen, wenn sie sich den Koran und den Propheten vergleichbar vorgenommen hätten. Und hier ist eine Integration nicht einmal in Ansätzen erkennbar, da integriert sich nämlich die aufnehmende Gesellschaft, indem sie mit windigen Argumenten und durch Selbstzensur sich dem islamischen Anspruch beugt. Denn eine Jesusbeleidigung gilt immer noch als progressiver Akt, wer den Propheten beleidigt, läuft eher unter Rassismusverdacht.


Man soll ja nicht auf plumpe Weise auf Stürmer-Niveau irgendwelche sogenannten Heiligen beleidigen. Aber die Kunstform der Satire soll jeden und jede aufs Korn nehmen dürfen. Da darf in unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft auch einen Jesus oder Mohammed nicht vor Religionskritik sicher sein.
Und die Kirchen versuchen sich das ja schon zunutze zu machen und auch CSU-Abgeordnete bringen schon wieder Blasphemieparagrafen ins Spiel.


Den Blashphemieparagraphen gibt es immer noch. Er gehört aber abgeschafft! Wenn die religiösen Figuren wie ein sogenannter Gott, Jesus, Mohammed oder wie sie alle heißen sich beleidigt fühlen, dann sollen sie gefälligst selbst auf die Erde herabsteigen und entweder beispielsweise sich mit Blitz und Donner wehren oder aber bei der nächsten Polizeistelle den Rechtsweg einleiten! Wenn dies nicht passiert, dann bedeutet dies wohl: Entweder diese "Heiligen" sind zu schwach oder zu ignorant gegenüber den Beleidigungen. Oder, was wahrscheinlicher ist: Sie sind tot! Die Blashphemieparagraphen haben also keine Rechtfertigung. Außerdem sind wir hier nicht bei den Taliban!
Die Hoffnung auf eine Umfunktionierung des Islam vom Raubtier zum Bettvorleger, wie das in geistiger Hinsicht beim erschlafften aber institutionell noch immer mächtigen Christentum geklappt hat, Teile ich nicht. Und aus Sicht der Muslime, die hier mit großen aber eben illusorischen Hoffnungen herkommen, ist das ja nachvollziehbar. Mit ihrer Religion haben Sie etwas, was sie unangreifbar macht, womit sie diejenigen, die ihnen angeblich den Respekt verweigern, am Nasenring durch die Manege der Freiheit führen können. Das wird nichts, und der theologische Schlüssel liegt sowieso in Kairo oder anderswo an den theologischen Fakultäten in diesen Gegenden. Deshalb wird man Lehrstühle und islamischen Unterricht zur Verfügung stellen, in der Hoffnung, besseren Zugriff zu bekommen.
Auch das halte ich letztendlich für eine Kapitulation gegenüber den Muslimen! Wenn man die jungen Noch-Muslime erreichen will, dann helfen oft schon gute Integrationsmöglichkeiten in die Gesellschaft. Man darf nicht gleichgültig dabei zusehen, dass viele von denen durch das deutsche Bildungssystem rutschen und zu Sozialfällen werden. Da braucht es einen aktivierenden Staat, der sich um die potentiellen Bildungsverlierer kümmert. Und dies egal, ob die Abgehängten jetzt deutsche oder ausländische Vorfahren haben. In Deutschland gibt es bekanntermaßen zunehmend einen Fachkräftemangel. Da ist es langfristig gesehen schlicht zu teuer, wenn wir es zulassen, dass ein großer Teil der Immigranten in Hartz IV abrutscht, während anderswo Fachkräfte gesucht werden.

Je höher der Ausbildungsgrad eines Menschen ist, umso wahrscheinlicher ist es auch, dass er oder sie die religiösen Märchen nicht braucht. Wenn man also die sozialen Probleme besser löst und die Nochmuslime an der Arbeits- und Konsumgesellschaft teilnehmen lässt, dann werden sie noch lange nicht zu Atheisten , die das gute Leben im philosophischen Sinne suchen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Nochmuslime, die aufsteigen können, ihrer Religion bald nur noch so wenig Bedeutung beimessen werden wie der Rest der Gesellschaft. D.h., die Dinge gleichen sich an. Wir leben in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit einem funktionierenden Rechtsstaat und einem einigermaßen funktionierenden Sozialstaat, welche sich auf die Menschenrechte berufen. Da unsere Gesellschaft zudem arbeitsteilig organisiert ist, hat Religion zunehmend ihre Funktion verloren. Mit islamischem Religionsunterricht dagegen wird der Einfluss der Religionen zementiert.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Alpha Centauri »

Progressiver hat geschrieben:(27 Dec 2017, 20:38)

Da fehlt bei den Parteien nur der Wille. Wie viele Panzerarmeen kann der Vatikan bzw. der EKD an unseren Grenzen aufstellen, wenn der Bundestag einfach so beschließt, dass die Kirchen für ihre Kosten selbst aufkommen müssen? Ich halte das für eine leere Drohgebärde der Kirchenoberen, auf die nur verblendete und vom Christentum gebrochene Politiker hereinfallen können, die fürchten, dadurch nach dem Tode in eine Hölle zu kommen. Es wird Zeit für eine neue Aufklärung! Und wenn sich die katholische Kirche beispielsweise anmaßt, ehemalige Kirchengüter zurückzufordern, welche sie sich von sogenannten "Ketzern" oder "Hexen" zusammengeräubert hat, würde ich da ganz schnell die Riegel vorschieben.



Um beim Threadthema zu bleiben: Du vertrittst hier die These, dass es seit den 1970ern in Kirchenfragen einen "konservativen Rollback" gegeben hätte? Wieso steht die CDU dann schlecht wie nie zuvor da? Die Kirchen sitzen nur deswegen so gut im Sattel, da die politische Eliten sich vor dem "Fegefeuer" fürchten. Die "FDP" ist da einfach umgefallen. Aber sie will ja selbst nicht mehr liberal sein.

Den Kölner Dom kann die Kirche gerne selbst behalten. Aber sie muss dann eben für die Renovierung und Instandhaltung aufkommen.



Man soll ja nicht auf plumpe Weise auf Stürmer-Niveau irgendwelche sogenannten Heiligen beleidigen. Aber die Kunstform der Satire soll jeden und jede aufs Korn nehmen dürfen. Da darf in unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft auch einen Jesus oder Mohammed nicht vor Religionskritik sicher sein.



Den Blashphemieparagraphen gibt es immer noch. Er gehört aber abgeschafft! Wenn die religiösen Figuren wie ein sogenannter Gott, Jesus, Mohammed oder wie sie alle heißen sich beleidigt fühlen, dann sollen sie gefälligst selbst auf die Erde herabsteigen und entweder beispielsweise sich mit Blitz und Donner wehren oder aber bei der nächsten Polizeistelle den Rechtsweg einleiten! Wenn dies nicht passiert, dann bedeutet dies wohl: Entweder diese "Heiligen" sind zu schwach oder zu ignorant gegenüber den Beleidigungen. Oder, was wahrscheinlicher ist: Sie sind tot! Die Blashphemieparagraphen haben also keine Rechtfertigung. Außerdem sind wir hier nicht bei den Taliban!



Auch das halte ich letztendlich für eine Kapitulation gegenüber den Muslimen! Wenn man die jungen Noch-Muslime erreichen will, dann helfen oft schon gute Integrationsmöglichkeiten in die Gesellschaft. Man darf nicht gleichgültig dabei zusehen, dass viele von denen durch das deutsche Bildungssystem rutschen und zu Sozialfällen werden. Da braucht es einen aktivierenden Staat, der sich um die potentiellen Bildungsverlierer kümmert. Und dies egal, ob die Abgehängten jetzt deutsche oder ausländische Vorfahren haben. In Deutschland gibt es bekanntermaßen zunehmend einen Fachkräftemangel. Da ist es langfristig gesehen schlicht zu teuer, wenn wir es zulassen, dass ein großer Teil der Immigranten in Hartz IV abrutscht, während anderswo Fachkräfte gesucht werden.

Je höher der Ausbildungsgrad eines Menschen ist, umso wahrscheinlicher ist es auch, dass er oder sie die religiösen Märchen nicht braucht. Wenn man also die sozialen Probleme besser löst und die Nochmuslime an der Arbeits- und Konsumgesellschaft teilnehmen lässt, dann werden sie noch lange nicht zu Atheisten , die das gute Leben im philosophischen Sinne suchen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Nochmuslime, die aufsteigen können, ihrer Religion bald nur noch so wenig Bedeutung beimessen werden wie der Rest der Gesellschaft. D.h., die Dinge gleichen sich an. Wir leben in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit einem funktionierenden Rechtsstaat und einem einigermaßen funktionierenden Sozialstaat, welche sich auf die Menschenrechte berufen. Da unsere Gesellschaft zudem arbeitsteilig organisiert ist, hat Religion zunehmend ihre Funktion verloren. Mit islamischem Religionsunterricht dagegen wird der Einfluss der Religionen zementiert.
Richtig, dieser Paragraph gehört schon längst abgeschafft, genauso wie die aufgezwungene Kirchensteuer. Warum sollte ein Anti Christ diese veraltete und verkrustet und gänzlich überflüssige Institution noch mit finanzieren?
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Alpha Centauri hat geschrieben:(28 Dec 2017, 00:59)

Richtig, dieser Paragraph gehört schon längst abgeschafft, genauso wie die aufgezwungene Kirchensteuer. Warum sollte ein Anti Christ diese veraltete und verkrustet und gänzlich überflüssige Institution noch mit finanzieren?
Ist die Kirchensteuer nicht freiwillig?
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von pikant »

Woppadaq hat geschrieben:(28 Dec 2017, 09:52)

Ist die Kirchensteuer nicht freiwillig?
ja und Nein!

jeder Christ , der in Deutschland lebt, muss diese bezahlen, mann kann sich aber aus der Kirche abmelden und dann entfaellt die Steuer.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Helmuth_123 »

pikant hat geschrieben:(28 Dec 2017, 09:58)

ja und Nein!

jeder Christ , der in Deutschland lebt, muss diese bezahlen, mann kann sich aber aus der Kirche abmelden und dann entfaellt die Steuer.
Das ist falsch. Nicht jeder Christ muss Kirchensteuer bezahlen. Es gibt Kirchen, die auf die Kirchensteuer verzichten z.B. die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Dampflok94 »

Charles hat geschrieben:(27 Dec 2017, 18:38)
Warum verfolgen Grüne und Linke dann seit Jahrzehnten das Ziel eine "Homo-Ehe" einzuführen, wogegen Konservative seit Jahrzehnten kämpfen?
ich bestreite nicht, daß es in den unterschiedlichen politischen Richtungen unterschiedliche Haltungen gibt. Aber die sind nicht konstituierend. Man konnte auch schon vor 20 Jahren Mitglied der CDU sein und gegen die Atomkraft oder die Wehrpflicht. War nur nicht mehrheitsfähig.

Dazu ist ja wohl ein großer Unterschied zwischen Homo-Ehe und der allgemeinen Akzeptanz von Homosexualität. Letzteres ist bei allen demokratischen Parteien schon lange kein Problem mehr. Die SPD hatte Wowereit, die CDU von Beust und die FDP Herrn Westerwelle.
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frems
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von frems »

Der Harvard-Professor Görlach widmete sich in der ZEIT in einem kontrovers diskutierten Artikel ebenfalls dem Thema:

Den Bürgerlichen fehlt das Projekt
In zwölf Jahren an der Macht haben es Kanzlerin Merkel und die Union versäumt, einen neuen Konservativismus zu definieren. Das wahre Bürgerliche lebt nun woanders.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... ettansicht

Die These, das wahre Bürgertum sei mittlerweile nur noch bei FDP und Grünen zu finden, ist natürlich sehr gewagt. Andererseits hat der Autor wohl nicht unrecht, wenn er meint, Ausländerbashing von CSU und AfD seien das Hobby der bürgerlichen Wählen.
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nawatnu
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von nawatnu »

Für mich ist die CDU keine konservative Partei mehr (im Gegensatz zur CSU). Merkel hat die CDU in den letzten Jahren immer wieder nach der öffentlichen Meinung gedreht.

Die Leute wollen keine Wehrpflicht? Schaffen wir sie eben ab! Da war ein GAU in Fukushima? Kein Problem, dann machen wir schnell den Atomausstieg! An Bahnhöfen beklatscht man Flüchtlinge und will helfen? Super, dann soll Orban eben seine Flüchtlinge zu uns schicken! Umfrageergebnissen zufolge wollen die meisten Bundesbürger die Homo-Ehe? Kein Thema, dann machen wir das!

Dieser Kurs sorgt stets für für gute Umfragewerte von Merkel, nur langfristig ist das für die Parteienlandschaft verheerend. Das sieht man an den Erfolgen der AfD oder an der Tatsache, dass mir ihr koalierende Parteien meistens schlechter abschneiden als die Union.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Alpha Centauri »

frems hat geschrieben:(09 Jan 2018, 09:50)

Der Harvard-Professor Görlach widmete sich in der ZEIT in einem kontrovers diskutierten Artikel ebenfalls dem Thema:

Den Bürgerlichen fehlt das Projekt
In zwölf Jahren an der Macht haben es Kanzlerin Merkel und die Union versäumt, einen neuen Konservativismus zu definieren. Das wahre Bürgerliche lebt nun woanders.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... ettansicht

Die These, das wahre Bürgertum sei mittlerweile nur noch bei FDP und Grünen zu finden, ist natürlich sehr gewagt. Andererseits hat der Autor wohl nicht unrecht, wenn er meint, Ausländerbashing von CSU und AfD seien das Hobby der bürgerlichen Wählen.

"Bürgerliche Parteien" ist auch nichts weiter als ein ideologisierter Kampfbegriff eines bestimmten politischen Spektrums.
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Dampflok94
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Dampflok94 »

Alpha Centauri hat geschrieben:(09 Jan 2018, 18:45)

"Bürgerliche Parteien" ist auch nichts weiter als ein ideologisierter Kampfbegriff eines bestimmten politischen Spektrums.
Ich würde sagen, das Bürgertum der CDU verflüchtigt sich genauso, wie sich die Arbeiterschaft der SPD verflüchtigt hat. Diese Einteilung macht immer weniger Sinn. So sie jemals Sinn gemacht hat. Hatte die SPD vor 50 Jahren bürgerliche Wähler? Aber selbstredend! Wählten Arbeiter CDU? Na sicher datt! Aber natürlich waren die Mehrheiten innerhalb der Gruppierungen entsprechend. Das hat sich ziemlich aufgelöst.
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Kael
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Kael »

Ich würde nicht sagen das die Konservativen in einer Krise sind sondern eher das die Konservativen nicht mehr Konservativ sind. Die CDU ist weit nach links gerutscht. Im Moment füllt ein Teil der AfD und FDP den konservativen Teil. Die Grünen haben keine konservativen Werte außer vielleicht das sie die Natur mögen. Das ist aber kein Hauptkriterium.
Wenn ich die CSU wählen könnte, würde ich es wohl tun. Im Bündnis mit der CDU eher nicht.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Kael hat geschrieben:(10 Jan 2018, 17:25)

Ich würde nicht sagen das die Konservativen in einer Krise sind sondern eher das die Konservativen nicht mehr Konservativ sind.
Mit anderen Worten: Dass Frau Merkel in der Flüchtlingsfrage (warum gibt es überhaupt eine?) mal nicht reaktiv war, sondern sogar regelrecht progressiv, das hat das konservative Weltbild komplett ins Wanken gebracht.

Wenn ein Politiker also nicht nindestens zur Hälfte total zum Kotzen ist, darf er sich nicht mehr konservativ nennen. Naja, hab ich noch nie verstanden. Aber ich bin halt auch nicht konservativ.
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Kael
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Kael »

Merkel ist schon länger nicht mehr konservativ
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Kael hat geschrieben:(10 Jan 2018, 20:23)

Merkel ist schon länger nicht mehr konservativ
Eine etwas dürftige Aussage. Für mich ist sie es immer noch.
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Hyde
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Hyde »

Kael hat geschrieben:(10 Jan 2018, 17:25)
Die Grünen haben keine konservativen Werte außer vielleicht das sie die Natur mögen.
Wobei Klimaschutz das Gegenteil eines konservativen Wertes ist. Konservative Parteien waren schon immer die größten Klimakiller. Sieht man auch jetzt wieder, wo dem Klimaschutz bei CDU/CSU, FDP und AfD die geringste Wichtigkeit beigemessen wird im Vergleich zu linken Parteien.
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Kael
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Kael »

Weil in der aktuellen '' Krise'' der Klimaschutz zweitrangig ist.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Woppadaq »

Kael hat geschrieben:(12 Jan 2018, 13:12)

Weil in der aktuellen '' Krise'' der Klimaschutz zweitrangig ist.
Klimaschutz ist nie zweitrangig. Inzwischen nicht mal mehr in China. OK, in Trump-USA schon.
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Kael
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Kael »

Nur das unser Klimaschutz schon ziemlich gut ist und deswegen zu vernachlässigen wäre.
Anders als in den USA und China, wo teilweise das dreißigfache ausgestoßen wird, ungefiltert
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Hyde
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von Hyde »

Woppadaq hat geschrieben:(13 Jan 2018, 11:25)

Klimaschutz ist nie zweitrangig. Inzwischen nicht mal mehr in China. OK, in Trump-USA schon.
Den Konservativen ist der Erhalt der Natur eben scheißegal. Muss man eben akzeptieren.

Ist nur lustig, weil es glaub ich der User Kael war, der sagte, der Erhalt der Natur sei ein „konservativer Wert“. Das Gegenteil ist aber natürlich der Fall, je konservativer eine Partei ist, umso feindlicher ist sie gegenüber dem Klimaschutz eingestellt. War schon immer so.
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Re: Die Krise der Konservativen in Deutschland

Beitrag von nawatnu »

Hyde hat geschrieben:(12 Jan 2018, 11:30)
Konservative Parteien waren schon immer die größten Klimakiller.
Deutschland verursacht 2,4% des Weltweiten CO2-Ausstoßes, das ist so gut wie nichts! Dieser Größenwahn mit deutschen Öko-Alleingängen die Welt retten zu können ist lächerlich! Entweder man schafft weltweite Änderungen oder man schafft nationale Nachteile. Das Klima retten kann Deutschland nicht alleine, auch wenn die Grünen das ständig suggerieren wollen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... emittenten
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