Realist2014 hat geschrieben:(23 Jun 2021, 19:47)
Ich weiß ja nicht WO diese "Dame" in der Industrie gearbeitet haben will- nur hat sie dir Unsinn erzählt.
Natürlich hat sie das. Sie hat allgemein vier Jahre lang nichts anderes gemacht. Nicht mal, weil sie besonders dumm war - immerhin hat sie es zur Fachkraft nebst diversen weiteren Qualifikationen geschafft = sie hielt sich nur für klüger als alle anderen. Zudem war sie auch sehr rückwärtsgewandt: Was gestern gut geklappt hat, klappt morgen ebenso gut.
Fehlt da eine Person in der Kabine, bleibt der Flieger unten
Fehlt eine Person in der Schicht, bleibt die Einrichtung geschlossen - so läuft das halt in der Pflege nicht. Eben weil wir mit Menschen arbeiten = und nicht mit Maschinen, die man einfach an und aus machen kann.
Ich denke, vielen (wenn nicht sogar den meisten) ist das gar nicht bewusst, weil sie selbst Arbeit nur mit einem Knopfdruck in Verbindung bringen, oder sie sich nur innerhalb von Geschäfts- oder Öffnungszeiten vorstellen können... ich habe schon so manche Menschen kennengelernt, die Arbeit an Feier- oder Sonntagen allen Ernstes als "menschliche Ausbeutung" verstehen. Aber sonntags regelmäßig ins Restaurant gehen oder feiertags Brötchen bei der Tanke holen = dass da Leute für sie arbeiten, ist denen scheints nicht ganz klar. Es würde ihr selbstverständliches Weltbild erschüttern. Ein dieser Menschen sagt mal zu mir: Etwas arbeiten und jemanden bedienen, seien zwei verschiedene Paar Schuhe...
Ich frage mich , was eigentlich die Aufsichtsbehörde bei den Pflegeheimen so macht....
Heimaufsicht oder MDK (= Medizinischer Dienst der Krankenkassen) schauen in der Regel lediglich, ob "auf dem Papier" (bzw. im Computer) alles seine Ordnung, seine Richtigkeit, seine Vorschriftsmäßigkeit hat. Dann wird noch die Einrichtungs- bzw. Pflegedienstleitung oder gegenwärtige Schichtleitung auf der Station "getestet", ob diese auf Nachfrage auch schön alle Fragen beantworten können und alle spontan geforderten Dokumente griffbereit haben usw. = das war's! Vielleicht wird noch kurz kontrolliert, ob die Heimküche einen abwechslungsreichen Speiseplan anbietet, oder ob die Hauswirtschaft irgendwelchen ausgewählten Anforderungen entspricht.
In tatsächlichen Kontakt mit den Pflegenden und Pflegebedürftigen oder sonstigen Angestellten kommt dabei im Grunde keiner. Ich kann jedenfalls sagen, dass mir in über 14 Jahren in der Pflege noch niemals ein Fremder bei der Arbeit auf die Finger geschaut hat. Ausnahme freilich Kolleginnen oder Kollegen, bzw. Angehörige. Oder halt eben Lehrer den Prüflingen beim Praxistermin.
Im Grunde ist es so, wie als würde bspw. der Lebensmittelkontrolldienst bei einem Restauranttest lediglich die Speisekarte kontrollieren; den Koch mal kurz herbeordern, ob der auch von bestimmten Gerichten alle Zutaten und deren Mengen korrekt und auswendig aufsagen kann... aber eben keinesfalls die Küche selbst betreten würde um nachzuschauen, ob da alles den Hygiene- oder Lagerungsvorschriften entspricht usw.
Es sollen und dürfen ja im Grunde auch keinen anderen "Eindrücke" entstehen - als eben bspw. jene von glücklichen Senioren beim gemeinsamen Kuchen backen mit einer fürsorglich dreinblickenden Arbeitskraft = das ist quasi ein Ideal, welches Unwissenden vermittelt wird: Ach, ist doch alles ganz friedlich und easy, warum meckern die dauernd über zunehmenden Personalnot, ausuferndem Stress und ungerechte Bezahlung?
Es ist mehr Schein als Sein, was nach außen dringt. Die Bilder aus bspw. den Intensivstationen mit Corona-Patienten und entsprechende Aussagen und Hilferufe seitens des Personals sollen zwar wachrütteln, aber sie sind wohl nicht minder abschreckend. Wären vergleichsweise auf diversen Lebensmittelverpackungen keine mitunter extrem manipulierten Fakebilder ("Serviervorschlag") zu sehen, sondern Echtaufnahmen des tatsächlichen Inhalts, würde sich das Ernährungsverhalten der Menschen ändern?
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner