Dazu folgende Anmerkungen:3x schwarzer Kater hat geschrieben:(22 Mar 2019, 08:18)
Ich sehe das letztendlich nicht. Das ist ja im Prinzip das gleiche Argument, dass wir seit Beginn der Industrialisierung haben. Und von Zeit zu Zeit werden Horrorszenarien von Massenarbeitlosigkeit durch Automatisierung an die Wand gemalt. Kein einziges hat sich bisher bewahrheitet. Statt dessen arbeiten wir heute weniger bei gleichzeitig höherem Wohlstand.
Warum ist das so? Weil letztendlich immer die gleichen Denkfehler gemacht werden.
- Wir haben eine gute Vorstellung davon, was passiert wenn etwas nicht mehr da ist (Wegfall von Arbeitsplätzen), aber kaum eine Vorstellen was an dessen Stelle tritt. Schon heute verdienen Menschen Geld mit etwas, was wir uns selbst im Jahr 2000 noch nicht vorstellen konnten. Dazu wird sich durch die Digitalisierung auch die Arbeitswelt, also die Arbeit an sich verändern. Die Rahmenbedingungen unter denen wir arbeit. Rede mal mit einem heute 25-Jährigen und du wirst feststellen, dass der schon eine vollkommen andere Sichtweise zur Arbeit hat wie wir.
- Zudem finden Investionen nicht im luftleeren Raum statt. Sie sind immer Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Und wir haben in unserer schon jetzt hochproduktiven Welt schon lange den Trend zu sinkenden Grenzproduktivitäten, d.H. um den gleichen Produktivitätsfortschritt zu erreichen muss man immer mehr Kapital einsetzen. Daran wird auch Industrie 4.0 und die Digitalisierung nichts ändern. Das ist im Gegenteil richtig teuer und muss auch erst investiert werden. Und das ist ein Prozess, der sich über Jahre hinwegzieht. Sollte es nun tatsächlich zur vermehrter Arbeitslosigkeit durch die Digitalisierung kommen, sinken die Gewinnerwartungen der Unternehmen und es wird auch nicht weiter investiert. Damit regelt sich das Thema sowieso von selber.
- Die natürliche Antwort auf den Produktivitätsfortschritt ist Arbeitszeitverkürzung. Wir hatten in den letzten 25 Jahren in Deutschland etwa einen Produktivitätszuwachs von 40%. Selbst wenn sich der in den 25 Jahren verdoppeln würde (bei enorm hohen Investitionskosten), würde das bei einem angenommen Wirtschaftswachstum von nur 1% pro Jahr bedeuten, dass wir die Arbeitszeit von etwa 40 Stunden pro Woche auf etwa 30 Stunden reduzieren könnten. Mit höherem Einkommen wohlgemerkt.
Wo ich nicht Deine Meinung teile, ist das Thema Investitionskosten. Der Gag ist ja gerade, dass die neue Leistungsfähigkeit der Produktion mit immer billigeren Produktionsfaktoren einhergeht. Ob das Chips aller Art, Programme, Energieerzeugung sind, das Zeugs wird ja immer billiger.
Arbeitszeitverkürzung bei Lohnausgleich könnte ein Thema sein. Genauso, wie die Produktivitätssteigerung an Produzent (in Form höherer Gewinne) und Konsument (in Form niederer Preise) weiter zu geben, wie es die Marktwirtschaft prinzipiell vorsieht.
Nur, was mit dem nicht automatisierteren Rest? Der würde preislich in die Höhe schießen und damit für viele unbezahlbar.
Und - was mit Spezialistenwissen? Es ist unökonomisch, Top-Spezialisten 20h/Woche arbeiten zu lassen. Ökonomischer ist es, diesen - gegen einen größeren Teil des Kuchens natürlich - zu ermöglichen, mehr zu leisten.
Natürlich gibt es mehrere Ansätze - irgendwo weiter oben hab ich dazu geschrieben - aber der klassische mit Hartz4 oder ähnliche werden bei einem derartigen Rückgang der Erwerbstätigkeit versagen.
Und so wie damals Bauern zu Industriearbeitern oder Industriearbeiter zu Dienstleistern weiterzuqualifizieren wird das Problem nicht lösen - letztlich müsstest Du Dienstleister zu dem Umwandeln, was heute meist ehrenamtliche Tätigkeiten sind - und dann müssen die halt ein Auskommen finden ...