schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Nov 2020, 06:47)"Objektiv" wäre zum Beispiel, wenn man in vergleichenden Studien nachweisen könnte, dass die Verhängung der Todesstrafe für die Verbrechen, die gemeint sind, zu einem relevanten Absinken der entsprechenden Raten führen würde im Vergleich zu Regionen, in denen die Todesstrafe dafür nicht verhängt wird. Das besagt zwar noch nix über irgendein moralisches Urteil. Weder zu diesen Verbrechen noch zur Verhängung der Todesstrafe. Aber es wäre ersteinmal ein objektiver Zugang.
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Objektiv(=intersubjektiv, gemeinsam beobachtbar) sind nur die bloßen Fälle. Wobei die Grenze, die man um eine Zahl von Fällen zieht (was betrachten wir, was schließen wir ein und aus, in welchem Zeitraum, wofür interessieren wir uns) ja schon wieder Werturteil ist.
Die Zahl vollstreckter Todesurteile und die Zahl der Straftaten, die mit mit Todesstrafe bestraft werden, das ist nur - Korrelation. Also ein bloßer statistischer Zusammenfall verschiedener vergangener Fälle. Kausalität("Todesstrafe
bewirkt ein Absinken von Straftaten") ist hingegen nicht beobachtbar(Hume), sondern nur eine gedankliche Zuschreibung eines Zusammenhangs von Ursache und Wirkung. Also eine gedachte "Gesetzmäßigkeit", die nicht nur für die gemeinsam beobachtbare Vergangenheit gilt, sondern sich vom zeitlichen Rahmen löst und gleichförmig immer und überall gelten soll, wie eine "Kraft", die etwas ursächlich antreibt. Nur hängt so eine Vorstellung, Zuschreibung oder Spekulation eben von einem Zuschreibenden oder Spekulierenden ab. Objektivität im strengeren Sinne hängt letztlich hinter dem Vorhang der Metaphysik. Eine Spekulation darüber, was hinter der Beobachtung "wirkt". Eine der frühesten Spekulationen darauf war "Gott".
Und wenn man nun zum "moralischen Urteil" springt, dann lässt sich das nun auch nicht beobachten und wie ein Apfel vom Baume pflücken. Der Grund für "Strafe" ist auch nicht nur die vermeintlichen Abschreckung der Straftat, sondern da gibt es tausend andere Gründe. Ein Strafrechtler meinte einmal, dass wir vor allem strafen würden, um uns selbst zu kennzeichnen als die besseren Menschen, um allen anderen zu sagen: "Schaut her, so sind wir nicht wie diese Halunken, so wollen wir nicht sein". Beweggründe der Anschauung also, eines ästhetischen Urteils letztlich.
Warum will mancher selbstbestimmt sterben? Weil es eine hässliche Vorstellung ist sinnlos weitervegetieren zu müssen. Der katholische Pfarrer lebt hingegen eine andere Ästhetik. Die Ästhetik des durchhaltenen, ertragenen, für alles dankbaren, demütigen Menschen, in dessen Hand es nicht liegt, das "Geschenk des Lebens" abzuweisen und vorzeitig zu beenden.
Greif niemals in ein Wespennest, doch wenn du greifst, dann greife fest.