Mein Eindruck ist dabei, dass die Wahrnehmung dessen, was im zweiten Weltkrieg passiert ist, bis heute von den Entwicklungen nach dem Krieg überlagert werden.
Der Blick auf die Opfer zeigt in meinen Augen sehr eindrücklich wo die Hauptaktivität des Krieges lag, und welche Staaten/Gesellschaften den größten Anteil am daraus hervorgerufenen Leid zu tragen hatten.
In Wikipedia findet sich eine sehr eindrückliche Darstellung zu den Opfern des Krieges. Ich finde die Darstellung so eindrucksvoll, weil sie die Relationen nachvollziehbar macht, mit denen man es zu tun hat.
Ich greife mal ein paar Zahlen heraus, um die Unterschiede im Verhältnis der Kriegsparteien zueinander zu verdeutlichen.
Opferzahlen der unterschiedlichen (haupt)kriegsbeteiligen Staaten:
Russland:
- Militär: 13.000.000
- Zivilbevölkerung: 14.000.000
- Prozent der Bevölkerung: 14.2% (47x im Vergleich zu den USA)
- Militär: 407.000
- Zivilbevölkerung: keine
- Prozent der Bevölkerung: 0.3%
- Militär: 270.000
- Zivilbevölkerung: 62.000
- Prozent der Bevölkerung: 0.7%
- Militär: 210.000
- Zivilbevölkerung: 150.000
- Prozent der Bevölkerung: 0.9%
- Militär: 5.185.000
- Zivilbevölkerung: 1.170.000
- Prozent der Bevölkerung: 9.2%
- Militär: 2.060.000
- Zivilbevölkerung: 1.700.000
- Prozent der Bevölkerung: ?
Im Westen aufgewachsen, war für mich der Krieg immer einer, auf der die Alliierten mehr oder weniger gleichstark dargestellt wurden. Ich würde sogar sagen, dass im Westen eher das Bild des amerikanischen Befreiers dominiert, während man die Sowjetunion/Russen bis heute eher als bedrohlich und primitiv skizziert. Dieses Bild hat natürlich auch Gründe, die eben sicher auch in den Verbrechen der Deutschen in Russland (für mich fast synonym für die damalige Sowjetunion) liegen. Auch da sind die Opferzahlen in meinen Augen der Schlüssel zum besseren Verständnis, warum die Amerikaner und die Russen hier unterschiedlich wahrgenommen werden müssen. Während der Krieg für die Amerikaner sich auf das Militär beschränkt hat - die USA hatten keine (nennenswerten?) Opfer in der Zivilbevölkerung - war es für die Russen ein verlustreicher Kampf um die blanke Existenz. Natürlich ist das Verhältnis zu Menschen stärker belastet, wenn man deren Frauen und Kinder getötet hat und deren Dörfer und Städte niedergebrannt hat, als wenn es sich um eine rein militärische Auseinandersetzung gehandelt hat.
Ich möchte in diesem Thread die Wahrnehmung auf den zweiten Weltkrieg und deren Akteure diskutieren. Mir scheint diese bis heute propagandistisch belastet zu sein. Insbesondere im Westen erscheint mir die Rolle der Westalliierten erheblich überbetont, so wie der Weltkrieg an den Opferzahlen gemessen eher ein Deutsch/Sowjetischer und Japanisch/Chinesischer Krieg mit Nebenschauplätzen ist, mit bemerkenswert hohen Opfern in der Zivilbevölkerung von Polen und Indonesien (!) (wer hat hier eigentlich Indonesien im Kopf, wenn es um die Opfer des 2. Weltkrieges geht?).
Welche Gründe hat diese Wahrnehmung? Ist sie real, oder entspricht sie nur meiner Meinung? Wie unterscheiden sich ggf. die Sichtweisen in Ost und West?
PS: Hinweis an die Moderation: In diesem Thema geht es nicht ausschließlich um geschichtliche Tatsachen. Die politische Bewertung und persönliche Meinungen können aus einem solchen Thema nicht ferngehalten werden.