Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

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Progressiver
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Progressiver »

Liegestuhl hat geschrieben:(08 Oct 2021, 09:48)

Natürlich ist der Kapitalismus eine demokratische Veranstaltung. Der Unternehmer versucht das herzustellen, was der Kunde wünscht und zu kaufen bereit ist. Wenn er am Kunden vorbei produziert, scheidet er (und sein Produkt) aus dem Markt aus. So wird gewährleistet, dass die Kundenentscheidung auch zum Maßstab jeglicher Wirtschaftsethik wird. Wenn die Kunden nur noch Fleisch von freilaufenden Hühnern kaufen, dann werden die Produzenten auch nur dieses Fleisch herstellen.
Dies erachte ich als naive Träumerei. Als Verbraucher habe ich fast keinen Einfluss darauf, wie viel Geld die Textilarbeiterinnen in Bangladesch bekommen. Dies geht nur mit einem Lieferkettengesetz, das den Namen verdient! Und hier ist eindeutig der Staat gefragt! Dem Kapitalismus als System ist es völlig egal, wie niedrig die Löhne und die Sozialstandards der produzierenden Arbeiterinnen sind. Und auch die Umweltkosten werden einfach externalisiert. Das heißt: Gewinne werden privatisiert. Um die Zerstörung der Umwelt durch die Produktion sollen sich andere kümmern. Hohe Sozialstandards und strenge Umweltauflagen gefährden den Gewinn.

Oder, um mal ein anderes Beispiel zu nennen: Smartphones werden teilweise aus sogenannten "seltenen Erden" hergestellt. Doch wo finden sich diese Metalle? Wenn man nicht aus China Waren bestellen will, so kommen diese Metalle vor allem aus Afrika. Diese werden in der Regel von Kinderarbeitern unter unwürdigen Bedingungen geschürft. Dann werden sie von irgendwelchen Warlords an den Westen verkauft. So klebt dann quasi Blut an jedem Kauf eines Smartphones. Die Mehrheit der Menschen wissen dies aber gar nicht. Und sie könnten diese Verbrechen mit ihrem Verhalten auch gar nicht beeinflussen. Muss man sich als Verbraucher jedes Mal bei jedem Produkt darüber informieren, inwieweit die Substanzen, die darin verarbeitet werden, unter menschenunwürdigen und umweltschädlichen Bedingungen aus der Erde geholt und verarbeitet werden? Und was ist das dann für eine Wahl, wenn man beispielsweise nur zwischen Coltan aus der chinesischen Superdiktatur wählen kann oder aber solchem, an dem quasi das Blut von afrikanischen Kinderarbeitern klebt? Der Kapitalismus -bzw. der Markt- regelt da gar nichts zum Guten! Er ist folglich eine Herrschaftsideologie, die vorgibt, gar keine zu sein.
Daraus begründet sich auch die moralische Überlegenheit des Kapitalismus über den Sozialismus, in dem eine Nomenklatura darüber entscheidet, was gut für die Menschen ist.
Solche Dinge wie Sozialismus und Kommunismus stehen hier auch gar nicht zur Debatte. Auch das, was vor 1990 in den Ostblockstaaten herrschte, war, theoretisch betrachtet, nur eine undemokratische Herrschaftsideologie. In puncto Umweltzerstörung, systemimmanente Demokratiefeindlichkeit und der Weigerung, freie Gewerkschaften zuzulassen, schenken sich Kapitalismus und Kommunismus nichts. Der Unterschied ist nur: Die kommunistischen Unrechtsregimes sind -außerhalb des staatskapitalistischen Chinas- auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Der Kapitalismus wiederum lebt als Untoter dagegen noch weiter. Und die Krisen werden immer schlimmer: Bankenkrisen, Klimakrise usw.

Die Lösung? Wie wäre es beispielsweise mit "Mehr Demokratie wagen"?

Demokratie ist aber nur möglich in Gesellschaften, die einen funktionierenden Rechts- und Sozialstaat haben! Zur Erinnerung: Die Kommunisten wollten im Endstadium den Staat abschaffen. Und auch die radikalen Anhänger des Kapitalismus wollen den Staat durch den Markt ersetzen. Die Staatsfeindlichkeit ist hier also genau so riesig, wenn man sich das Ganze mal theoretisch betrachtet. In der Praxis natürlich herrscht in China ein Überwachungsstaat. Und auch die Kapitalisten können von der Staatsknete nicht lassen. Gewinne werden, wie gesagt, privatisiert. Wenn dann aber beispielsweise eine Krise kommt, dann schreit auch selbst die Lufthansa nach finanzieller Unterstützung durch einen Nanny-Staat, der sie vor der Pleite bewahren soll, anstatt ganz im kapitalistischen Sinne aufrecht stehend unterzugehen. Und die Lufthansa ist da nur ein Beispiel unter vielen.

Die Inkonsequenz ist also bei beiden Seiten erwiesenermaßen vorhanden.

Aber, wie gesagt: Der Kommunismus steht hier gar nicht zur Debatte. Der Kapitalismus dagegen will genau so die Welt beherrschen. Seine Anhänger behaupten jedoch, dass er gar keine Herrschaftsideologie sei. Trotzdem bezahlen auch hier Menschen mit ihrem Blut und ihrem Leben für den Profit anderer. Und auch der Mensch wird auf inhumane Weise selbst zur Sache bzw. zur Ware. Was den kommunistischen Diktaturen ihre Arbeitslager und Gulags waren und sind, in denen unmenschliche Zustände herrschen, das sind beim Kapitalismus die toten und ausgebeuteten Kinderarbeiter in der sogenannten Dritten Welt. Und auch hierzulande führt die Durchökonomisierungsideologie dazu, dass Menschen immer mehr als Ware bzw. als Konsumgut betrachtet werden. Siehe hierzu auch das Beispiel der Single-Börsen im Internet.

Wie jede andere Herrschaftsideologie versucht sich aber auch der Kapitalismus als "alternativlos" darzustellen, um sich zu legitimieren. Er schafft es aber durch sein Dasein nicht, die Weiterexistenz der Menschheit auf diesem Planeten zu gewährleisten. Wenn jeder Mensch, jede Pflanze und jedes Tier nur noch nach ihrem ökonomischen Wert beurteilt wird, so darf es nicht verwundern, dass der ganze Planet bis zum Geht-Nicht-Mehr ausgebeutet werden. Fehlende Sozialstandards sind ihm genau so egal wie der Verlust an Leben, um seine Weiterexistenz zu gewährleisten. Wichtig ist nur, dass immer mehr Kapital akkumuliert wird. Ob dieses Geld aus kriminellen Geschäften stammt oder aber -siehe die Panama Papers oder aber die Pandora Papers- aus Diktaturen wie Aserbaidschan, in denen die Autokraten ihre Bevölkerung auspressen, unterdrücken und umbringen, dies stört an den Börsen niemand.

"Alternativlos" ist jedoch gar nichts im menschlichen Leben. Außer der Tatsache, dass wir alle irgendwann sterben müssen. Wie ich schon an anderer Stelle erwähnte, ist der Mensch zur Freiheit verdammt. Dies war auch die Ansicht der französischen Existenzialisten. Der Kapitalismus als System ist folglich auch nicht alternativlos. Die Menschheit hat die Wahl, sich dagegen zu entscheiden, wenn sie überleben will. Es gibt keine Verpflichtung, das kapitalistische System bis zum totalen ökologischen Zusammenbruch aufrecht zu erhalten. Die Zukunft ist offen.

In diesem Sinne denke ich auch, dass dieser Thread im Philosophie-Unterforum richtig ist. Ich kritisiere hier auch vor allem die theoretischen Grundlagen, mit dem sich der Kapitalismus fälschlicherweise zu legitimieren versucht. Bzw. sich als scheinbar alternativlos und demokratiefördernd darzustellen versucht.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Progressiver »

In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Der Freitag" habe ich im Übrigen eine ausgezeichnete Beschreibung dessen gelesen, was den Kapitalismus ausmacht.

https://www.freitag.de/autoren/the-guar ... ter-zucker
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Progressiver hat geschrieben:(15 Oct 2021, 21:48)

Die Lösung? Wie wäre es beispielsweise mit "Mehr Demokratie wagen"?
Demokratie ist aber nur möglich in Gesellschaften, die einen funktionierenden Rechts- und Sozialstaat haben! Zur Erinnerung:
Das ist in Deutschland ja der Fall...
"Alternativlos" ist jedoch gar nichts im menschlichen Leben. Außer der Tatsache, dass wir alle irgendwann sterben müssen. Wie ich schon an anderer Stelle erwähnte, ist der Mensch zur Freiheit verdammt. Dies war auch die Ansicht der französischen Existenzialisten. Der Kapitalismus als System ist folglich auch nicht alternativlos. ht.
Wir warten immer noch auf deine konkreten Vorschläge hinsichtlich notwendiger "Systemänderungen" in Deutschland..

Kommt da irgendwann noch was?

Oder weiter nur "Klagelieder" wie schlimm das alles sein?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Liegestuhl »

Progressiver hat geschrieben:(15 Oct 2021, 21:48)

Dies erachte ich als naive Träumerei. Als Verbraucher habe ich fast keinen Einfluss darauf, wie viel Geld die Textilarbeiterinnen in Bangladesch bekommen.
Die Firmen, die in Bangladesch Menschen ausbeuten, sind bekannt. Einfach dort nicht kaufen!

Wenn der Kunde weiterhin möchte, dass die Leute dort ausgebeutet werden, muss er auch weiterhin bei diesen Firmen kaufen. Waren, die nicht nachgefragt werden, verschwinden irgendwann vom Markt.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Billie Holiday »

Liegestuhl hat geschrieben:(18 Oct 2021, 11:18)

Die Firmen, die in Bangladesch Menschen ausbeuten, sind bekannt. Einfach dort nicht kaufen!

Wenn der Kunde weiterhin möchte, dass die Leute dort ausgebeutet werden, muss er auch weiterhin bei diesen Firmen kaufen. Waren, die nicht nachgefragt werden, verschwinden irgendwann vom Markt.
Wäre die Konsequenz, dass die Ausgebeuteten in die Arbeitslosigkeit gehen, oder bekommen alle besser bezahlte Jobs?
Hat man die Betroffenen gefragt, ob sie es sich leisten können, ohne Job in der Schneiderei auszukommen?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Oct 2021, 12:16)

Wäre die Konsequenz, dass die Ausgebeuteten in die Arbeitslosigkeit gehen, oder bekommen alle besser bezahlte Jobs?
Hat man die Betroffenen gefragt, ob sie es sich leisten können, ohne Job in der Schneiderei auszukommen?
Ich finde das auch immer erstaunlich

Es werden die "schlechten Arbeitsbedingungen" dort "gegeiselt"- nur realistische, progressive Alternativen für dort werden von den entrüsteten Beschwerdeführern niemals vorgetragen...
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Billie Holiday »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 12:24)

Ich finde das auch immer erstaunlich

Es werden die "schlechten Arbeitsbedingungen" dort "gegeiselt"- nur realistische, progressive Alternativen für dort werden von den entrüsteten Beschwerdeführern niemals vorgetragen...
Wenn ich die Ware nicht kaufe, bleibt sie liegen. Was passiert mit den Näherinnen?

Und nein, ich befürworte nicht, dass sie ausgebeutet werden. Ich würde für meine Klamotten einen angemessenen Preis zahlen. Ein Aufschlag drauf mit der Gewähr, dass die Näherinnen besser bezahlt werden, würde mich nicht am Kauf hindern.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Oct 2021, 12:28)

Wenn ich die Ware nicht kaufe, bleibt sie liegen. Was passiert mit den Näherinnen?

Und nein, ich befürworte nicht, dass sie ausgebeutet werden. Ich würde für meine Klamotten einen angemessenen Preis zahlen. Ein Aufschlag drauf mit der Gewähr, dass die Näherinnen besser bezahlt werden, würde mich nicht am Kauf hindern.
Ja- nur ist das eine Sache der Regierung von dort....

DIE müsste dann "Mindestlöhne" und ""Mindeststandards" beschließen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Billie Holiday »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 12:29)

Ja- nur ist das eine Sache der Regierung von dort....

DIE müsste dann "Mindestlöhne" und ""Mindeststandards" beschließen.
Ich sehe es eher so, dass bei ausbleibendem Absatz die Näherinnen arbeitslos zuhause sitzen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Oct 2021, 12:31)

Ich sehe es eher so, dass bei ausbleibendem Absatz die Näherinnen arbeitslos zuhause sitzen.
Natürlich...

Daher auch meine Frage an die "Beschwerdeführer" nach realistischen Alternativen...
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Liegestuhl »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Oct 2021, 12:16)

Wäre die Konsequenz, dass die Ausgebeuteten in die Arbeitslosigkeit gehen, oder bekommen alle besser bezahlte Jobs?
Hat man die Betroffenen gefragt, ob sie es sich leisten können, ohne Job in der Schneiderei auszukommen?
Darum ging es nicht. Es ging darum, ob es sich um eine demokratische Veranstaltung handelt. Ja, tut es.

Wenn wir Klamotten von ausgebeuteten Menschen nachfragen, wird es Firmen geben, die sie herstellen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 12:29)

Ja- nur ist das eine Sache der Regierung von dort....
Schonmal was vom Lieferkettengesetz gehört?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Oct 2021, 15:35)

Schonmal was vom Lieferkettengesetz gehört?
Was hat das mit den lokalen Gesetzen zu tun?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 15:42)

Was hat das mit den lokalen Gesetzen zu tun?
Die deutschen Unternehmern werden sich dafür einsetzen müssen, dass diese Gesetze verbessert werden, sonst müssen sie sich einen anderen Produktionsstandort suchen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Oct 2021, 16:31)

Die deutschen Unternehmern werden sich dafür einsetzen müssen, dass diese Gesetze verbessert werden,
sonst müssen sie sich einen anderen Produktionsstandort suchen.
Auch wenn die Gesetze zur Arbeitsbedingung verbessert werden- bei den Löhnen ist Schluss.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 16:35)

...bei den Löhnen ist Schluss.
Was soll das heißen?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Oct 2021, 16:41)

Was soll das heißen?
Ein Lieferkettengesetz kann keine Löhne am Ende der Kette vorschreiben- zumal es dort ja keine "Mindestlöhne" oder "Tariflöhne" gibt.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 16:47)

Ein Lieferkettengesetz kann keine Löhne am Ende der Kette vorschreiben
Das nicht aber ein solches Gesetz könnte von deutschen Unternehmen verlangen, den Arbeitern zum Beispiel in Bangladesh 2,00 EUR Stundenlohn zu zahlen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Oct 2021, 16:58)

Das nicht aber ein solches Gesetz könnte von deutschen Unternehmen verlangen, den Arbeitern zum Beispiel in Bangladesh 2,00 EUR Stundenlohn zu zahlen.


Ausgangspunkt ist ja das, was die Produktions-Unternehmen dort von den beauftragenden Unternehmen bezahlt bekommen.
Darauf hat aber der erste ein der Kette keinen direkten Einfluss....

Aber ich habe was gefunden:

"Durchschnittsgehalt in Bangladesch

Auf das durchschnittliche Nettogehalt in Bangladesch entfallen 300,07 Euro pro Monat.

In Bangladesch gibt es offiziell einen Mindestlohn, der 85 Euro beträgt. In der Realität werden jedoch oft deutlich niedrigere Monatslöhne gezahlt, die sich nur bei etwa 20 Euro bewegen. Der Bedarf einer vierköpfigen Familie wird jedoch auf wenigstens 116 Euro geschätzt."

https://durchschnittseinkommen.net/durc ... ngladesch/
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 17:01)

Darauf hat aber der erste ein der Kette keinen direkten Einfluss....
"Die Sorgfaltspflichten der Unternehmen erstrecken sich grundsätzlich auf die gesamte Lieferkette – vom Rohstoff bis zum fertigen Verkaufsprodukt."
https://www.bmz.de/de/entwicklungspolit ... ttengesetz
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Oct 2021, 17:19)

"Die Sorgfaltspflichten der Unternehmen erstrecken sich grundsätzlich auf die gesamte Lieferkette – vom Rohstoff bis zum fertigen Verkaufsprodukt."
https://www.bmz.de/de/entwicklungspolit ... ttengesetz
Sorgfaltspflicht = Lokale Gesetze einhalten.

Das bedeutet im Hinblick auf den Lohn dann den gesetzlichen ML dort = 85 Euro im Monat.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 17:37)

Sorgfaltspflicht = Lokale Gesetze einhalten.
Das bedeutet, wenn ein lokales Gesetz sagt, dass Kinderarbeit oder Zwangsarbeit okay ist, dann ist alles paletti? Ich glaube nicht, dass das so funktionieren soll.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Oct 2021, 17:38)

Das bedeutet, wenn ein lokales Gesetz sagt, dass Kinderarbeit oder Zwangsarbeit okay ist, dann ist alles paletti? Ich glaube nicht, dass das so funktionieren soll.
Nene, die Menschenrechte sind natürlich sowie einzuhalten.

Wir waren ja aber beim Thema Lohn... ( da greift eben das lokale ML-Gesetz)
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 17:43)

Wir waren ja aber beim Thema Lohn...
Eben: "Ein Lieferkettengesetz kann keine Löhne am Ende der Kette vorschreiben"

Und ich sage: doch das könnte es, wenn es in der Art erlassen würde. Beachte den Konjunktiv.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Oct 2021, 17:53)

Eben: "Ein Lieferkettengesetz kann keine Löhne am Ende der Kette vorschreiben"

Und ich sage: doch das könnte es, wenn es in der Art erlassen würde. Beachte den Konjunktiv.
War wohl zu unpräzise.
Ich meinte Löhne, die über den ML hinaus gehen.
Traiflöhne gibt es ja wohl dort nicht- das wäre eine weitere Option.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 17:57)

Ich meinte Löhne, die über den ML hinaus gehen.
Auch, wenn der ML absurd niedrig wäre?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Oct 2021, 18:00)

Auch, wenn der ML absurd niedrig wäre?
Was ist "absolut" niedrig im Kontext eines existierenden ML?
Wir haben immer noch Marktwirtschaft....
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Stoner »

Also was dieser Strang bei der Philosophie verloren haben soll, erschließt sich mir nicht.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Alexyessin »

Stoner hat geschrieben:(18 Oct 2021, 19:41)

Also was dieser Strang bei der Philosophie verloren haben soll, erschließt sich mir nicht.
In Sachen Ideologiefrage ist das in Philosophie gut aufgehoben. :thumbup:
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Stoner »

Alexyessin hat geschrieben:(21 Oct 2021, 19:27)

In Sachen Ideologiefrage ist das in Philosophie gut aufgehoben. :thumbup:
Vor allem die letzten 20 Beiträge. Hochtheoretisch, wissenschaftlich, philosophisch. :D
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Alexyessin »

Stoner hat geschrieben:(21 Oct 2021, 19:42)

Vor allem die letzten 20 Beiträge. Hochtheoretisch, wissenschaftlich, philosophisch. :D
Wenn ich mir überlege, welch Gedanken der angeblich beste deutsche Philosoph schon verfasst hat, ist dies nicht wichtig.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Stoner »

Alexyessin hat geschrieben:(21 Oct 2021, 21:36)

... der angeblich beste deutsche Philosoph ...
Wer wäre denn das?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Alexyessin »

Stoner hat geschrieben:(21 Oct 2021, 21:48)

Wer wäre denn das?
Ich denke, da ging es um den Herren Nietzsche. ;)
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Stoner »

Alexyessin hat geschrieben:(21 Oct 2021, 21:52)

Ich denke, da ging es um den Herren Nietzsche. ;)
Der hatte jetzt zumindest keinen Sinn für einen Sozialismus, wie er dem Strangeröffner vorschweben mag. Mit ihm ist überhaupt schlecht Politik zu machen, sofern nicht die frage der Moral dabei ins Spiel kommt. Antikapitalismus aus moralischen Gründen würde er nicht goutieren, und soziale Fragen waren ganz allgemein nicht seine Disziplin.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Alexyessin »

Stoner hat geschrieben:(21 Oct 2021, 23:09)

Der hatte jetzt zumindest keinen Sinn für einen Sozialismus, wie er dem Strangeröffner vorschweben mag. Mit ihm ist überhaupt schlecht Politik zu machen, sofern nicht die frage der Moral dabei ins Spiel kommt. Antikapitalismus aus moralischen Gründen würde er nicht goutieren, und soziale Fragen waren ganz allgemein nicht seine Disziplin.
Es ging eher um das "Wirr" und kaum stringente - eben das, was du angehend bemängelt haben wolltest.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 18:49)

Was ist "absolut" niedrig im Kontext eines existierenden ML?
Absurd niedrig, nicht absolut ;)

Land XY führt ein ML-Gesetz ein, in dem ein Mindestlohn von 10 Eurocent pro Stunde festgelegt wäre. Wäre dann in Sachen Lieferkettengesetz alles in Ordnung, weil es ja gesetzlich geregelt ist?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Stoner »

Alexyessin hat geschrieben:(21 Oct 2021, 23:19)

Es ging eher um das "Wirr" und kaum stringente - eben das, was du angehend bemängelt haben wolltest.
Ich "bemängle" lediglich, dass die Diskussion um Mindestlohn oder Lieferkettengesetze mit der Ausgangsfrage nix zu tun hat und dass das Ping-Pong darüber die für das Wissenschaftsforum geltenden Standards nicht erfüllt.

(Deshalb hab ich früher schon verschiedentlich wenn auch vergeblich dafür plädiert, dass Strangeröffner ein paar Rechte bekommen, um entsprechende Strangdisziplin durchsetzen zu können. Aber nix für ungut, ich bin schon wieder weg.)
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Stoner hat geschrieben:(22 Oct 2021, 08:55)

Ich "bemängle" lediglich, dass die Diskussion um Mindestlohn oder Lieferkettengesetze mit der Ausgangsfrage nix zu tun hat und dass das Ping-Pong darüber die für das Wissenschaftsforum geltenden Standards nicht erfüllt.

(Deshalb hab ich früher schon verschiedentlich wenn auch vergeblich dafür plädiert, dass Strangeröffner ein paar Rechte bekommen, um entsprechende Strangdisziplin durchsetzen zu können. Aber nix für ungut, ich bin schon wieder weg.)
Da muss ich hier ganz klar widersprechen.

Denn der Beginn dazu wurde vom Strangeröffner selber erzeugt ( Textilarbeiterinnen in Bangladesch.....)

Bitte nachlesen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Oct 2021, 08:46)

Absurd niedrig, nicht absolut ;)

Land XY führt ein ML-Gesetz ein, in dem ein Mindestlohn von 10 Eurocent pro Stunde festgelegt wäre. Wäre dann in Sachen Lieferkettengesetz alles in Ordnung, weil es ja gesetzlich geregelt ist?
Im Prinzip ja.
Sonst müsste ja im Lieferkettengesetz für jedes Land ein "Lieferkettengesetz-Mindestlohn" festgeschrieben werden...

Wäre das dann nicht auch- um auf das Strang-Thema zu kommen - die "Herrschaft" der "Lieferketten-Anfangs--Unternehmen" über die Souveränität der "End-Länder"?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Tom Bombadil »

Realist2014 hat geschrieben:(22 Oct 2021, 09:42)

Wäre das dann nicht auch- um auf das Strang-Thema zu kommen - die "Herrschaft" der "Lieferketten-Anfangs--Unternehmen" über die Souveränität der "End-Länder"?
Das ist es doch jetzt auch schon.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Progressiver »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Oct 2021, 09:11)

Das ist in Deutschland ja der Fall...
Ach wirklich? Zur Erinnerung: Ich schrieb in dem Posting: Demokratie ist nur möglich in einem funktionierenden Rechts- und Sozialstaat. Ist das bei uns wirklich der Fall?
Wir warten immer noch auf deine konkreten Vorschläge hinsichtlich notwendiger "Systemänderungen" in Deutschland..

Kommt da irgendwann noch was?

Oder weiter nur "Klagelieder" wie schlimm das alles sein?
Ich möchte da nur einmal den dysfunktionalen Rechtsstaat herausgreifen. In der ARD-Sendung "extra 3" kam heute gerade wieder der Punkt, dass alleine durch die Cum-Ex-Skandale dem deutschen Steuerzahler circa 35,9 Milliarden Euro geklaut wurden. Die Cum-Cum-Geschäfte schädigen das deutsche Staatswesen dennoch weiterhin mit einer Milliarde Euro pro Jahr. Insgesamt beläuft sich der weltweite Schaden durch die Cum-Ex-Geschäfte in zwanzig Jahren auf 150 Milliarden Euros.

Was die Gesetze zur Geldwäsche wiederum betrifft, so ist Deutschland ein Paradies. Sogar in der "heute Show" haben sie darüber mal Witze gerissen, dass man hierzulande problemlos 300.000 Euros in bar für ein Haus bezahlen kann, ohne dass der Staat dies nachprüfen kann, woher dieses Bargeld eigentlich kommt. Und die zuständige Behörde kriegt zwar immer wieder Tipps. Aber sie ist von der Anzahl der Beamten her so schlecht aufgestellt, dass sie die meisten Verdachtsfälle gar nicht bearbeiten kann.

Insgesamt betrachtet gehen dem deutschen Staat durch diese lasche Geldwäsche-Politik schätzungsweise 50 Milliarden pro Jahr an Steuereinnahmen verloren, habe ich auch aus dieser Sendung erfahren.

Nicht zu vergessen der ganz normale Raub, mit denen Steuerbetrüger den Staat -und somit die Allgemeinheit- betrügen. Müssen erst die Panama Papers und Pandora Papers aufzeigen, wie schlimm dieser Raubzug ist? Oder ist das, was wir aus diesen Sachen erfahren, nur wieder die Spitze des Eisberges?

Nicht zu vergessen, dass bei reichen Leuten mangels Steuereintreibern kaum mal jemand vorbei schaut. Als Hartz IV-Empfänger muss jeder Cent dokumentiert sein. Bei riesigen Vermögen schaut der Staat dann noch weg, was die Besteuerung betrifft. Der Staat weiß zwar, wie groß die Armut in Deutschland ist. Über die Reichen weiß er jedoch nichts. Er will es auch scheinbar gar nicht wissen, wie viele Milliarden manche Leute besitzen.

Nein. Ich denke, dass das ganze System korrupt ist. Der Staat und die Zivilgesellschaft müssen sich wehren. Wie viele Schulen könnte man digitalisieren, wenn man beispielsweise nur die Geldwäsche-Gesetze nicht nur verschärfen, sondern auch die Gesetze durchsetzen würde? Und dies hat mit Sozialneid gar nichts zu tun. Die Politiker und Beamte lassen sich faktisch zum Narren halten. Nicht der fleißigste und intelligenteste schafft es vom Tellerwäscher zum Millionär, sondern die skrupellosesten asozialsten Psychopathen beklauen den Staat und die Allgemeinheit, weil sie den Rachen nicht voll genug kriegen.

Und natürlich kann man da auch von Staatsversagen sprechen. Aber was waren es denn für eine Art von Leuten, die den Staat kaputtgespart hatten, weil für sie die Devise galt "Privat vor Staat"? Angeblich soll denen zufolge alles besser werden, wenn sich der Staat aus allem zurückhält. Aber wem nützt das? Und ist eine Marktgesellschaft wirklich gerechter als eine mit funktionierendem Rechtsstaat? Inwieweit sind wir darüber hinaus eine Demokratie, wenn sich regierende Politiker für einen Apfel und ein Ei kaufen lassen? Ist es nicht oft so, dass Politiker zuerst irgendwelche Gesetze im Sinne irgendwelcher Konzerne zusammenwerkeln, um dann direkt nach einer politischen Karriere von ebendiesen Konzernen mit einem gut bezahlten Posten belohnt zu werden? Können oder wollen diese Politiker nicht sehen, wieviele Milliarden alleine dem deutschen Staat durch diese ganzen Sachen durch die Lappen gehen? Und wieso interessiert das die ganzen Zeitungshäuser nicht? Oder sind diese auch interessengeleitet wie beispielsweise Springer, die ja auch vor allem im Sinne ihrer Eigentümer berichten? Also in der Art wie: "Florida-Karl macht sich von Hartz IV ein schönes Leben." Angeblich. Aber über die ganzen Cum-Ex-Skandale oder die Pandora Papers wird vermutlich nicht so viel geschrieben. Und warum auch? Man will ja nicht die Leser intellektuell überfordern. Was Otto Normalverbraucher nicht weiß, macht ihn nicht heiß.

Ein funktionierender Rechtsstaat ist also nicht das Problem, sondern die Lösung. Zudem brauchen wir ganz andere Politiker, die sich für die Interessen der Allgemeinheit einsetzen. Das Glück der Reichen und Mächtigen ist jedoch, dass sich die meisten Menschen viel zu leicht von den Regierungen und den Medien beeinflussen lassen. Und bei "Florida-Karl bekommt missbräuchlich ein paar Euros zu viel an Sozialhilfe" geht denen die Galle hoch. Aber wenn durch die ganzen oben beschriebenen Sachen dem Staat mehrstellige Milliardenbeträge durch die Lappen gehen, so kapieren sie nichts. Und sie lassen sich beklauen von irgendwelchen Steuerbetrügern etc.

Und die paar wenigen, die misstrauisch werden, die misstrauen am ehesten den ÖRR. Und glauben am Ende nur irgendwelchen Verschwörungstheoretikern auf Youtube oder Telegram, was als Fall schon für sich betrachtet tragisch ist.

Von einem funktionierenden Sozialstaat brauche ich folglich gar nichts zu schreiben. Denn auch dieser ist nur möglich, wenn genug Geld in der Staatskasse ist. Wenn dem Fiskus aber jeder Jahr mehrstellige Milliardenbeträge fehlen, dann braucht sich niemand zu wundern, dass kein Geld da ist für Digitalisierung, Erneuerung der Infrastruktur, Klimaschutz, mehr und einen effektiveren Sozialstaat etc.

Und inwieweit wir in einer -funktioniernden- Demokratie leben, kann sich jeder selbst ausmalen. Theoretisch gilt immer noch die Regel: "Eine Person, eine Stimme." Aber inwieweit ist das Recht für alle Leute gleich, wenn sich manche in der Praxis doch viel mehr erlauben können, weil ihnen korrupte Banker und gewiefte Anwälte ihr ohnehin großes Vermögen am Fiskus vorbei enorm vergrößern, während der Großteil der Bevölkerung mit ehrlicher Arbeit gerade mal über die Runden kommen?

Der funktionierende demokratische Rechts- und Sozialstaat kann also nur die Lösung sein. In diesem Sinne ist er aus unserer heutigen Sicht de facto ein fernes Ziel, das wir noch erreichen müssen. Und mit irgendwelchen kommunistischen Enteignungsfantasien braucht hier niemand zu kommen. Es sind die Geldwäscher, Steuerkriminelle usw., die die Allgemeinheit der Steuerzahler enteignen bzw. berauben. Und nicht umgekehrt.

Das korrupte Wirtschaftssystem Kapitalismus hingegen ist zu unethisch, menschenverachtend und umweltzerstörend, um diese ganzen Umtriebe zu beseitigen.

Und auch wenn man sich die Geschichte des Kapitalismus ansieht, so sind in der Regel nicht die fleißigsten und schlauesten mit ehrlicher Arbeit reich geworden. Nein, das ist eine Blendgranate. Sondern die korruptesten und kriminellsten Raubritter haben nicht nur die beiden Amerikas entdeckt, sondern dort auch mit der Hilfe von Sklavenarbeit unermessliche Reichtümer angehäuft. So kann man es auch in dem Zeitungsartikel nachlesen, den ich in meinem letzten Beitrag gepostet habe.

Die kapitalistische (Herrschafts-)Ideologie tut also vor allem immer so, als ob es immer mit rechten Dingen zugeht, wenn manche Leute immer reicher werden, während andere bluten müssen. Aber in der Praxis wird nur kaschiert, dass es sich bei diesem System um modernes Raubrittertum handelt. Stattdessen wird den Leuten verkauft, dass der Kapitalismus gerecht sei, weil seine Protagonisten angeblich mit ehrlicher Arbeit reich wurden und werden.

Und gerade, was die Sklaverei betrifft, durch die der Kapitalismus seine Größe entwickelt hat: Die Besitzer von Sklaven gehören in der Tat enteignet. Wenn die Produktionsmittel aus Menschen bestehen, die angeblich Eigentum von Sklavenhaltern sind, so sind diese Produktionsmittel freizusetzen. Ob nun früher in den USA oder heute in Katar. Aber in Deutschland sind die Machtverhältnisse eher nicht so eindeutig. Da gilt es, sie offenzulegen. Und Menschenrecht bzw. das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit jedes Einzelnen ist meines Erachtens wichtiger als das Recht von wenigen, andere Menschen beherrschen zu dürfen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Progressiver »

Liegestuhl hat geschrieben:(18 Oct 2021, 11:18)

Die Firmen, die in Bangladesch Menschen ausbeuten, sind bekannt. Einfach dort nicht kaufen!

Wenn der Kunde weiterhin möchte, dass die Leute dort ausgebeutet werden, muss er auch weiterhin bei diesen Firmen kaufen. Waren, die nicht nachgefragt werden, verschwinden irgendwann vom Markt.
Soll ich also nackt herumlaufen? Oder nur bei Trigema kaufen?

Im Übrigen schrieb ich auch von Smartphones. Da hat man dann nur die Möglichkeit zwischen solchen, die aus der chinesischen Superdiktatur kommen. Oder aber die seltenen Erden, aus denen sie hergestellt sind, kommen über den "freien Markt" beispielsweise aus dem Kongo zu uns. Im Kongo werden sie von Kindern unter Einsatz ihres Lebens gefördert. Dann werden die Rohstoffe von kriminellen Warlords an westliche Konzerne vertickt. Und von da landen sie bei uns in den Verkaufsregalen und beim Kunden.

Es besteht folglich gar keine Möglichkeit, ökologisch und sozialverträglich fair produzierte Smartphones oder auch Computer zu kaufen.

Oder was ist deine Lösung auf dieses Problem als Kunde? Absoluter Kaufstopp von Smartphones für alle ethisch integren Leute? Und was hat man für eine Wahl, wenn man de facto nur auswählen kann zwischen chinesischen Produkten oder aber solche, an denen das Blut afrikanischer Kinder klebt?

Der Kapitalismus und der Markt können und wollen auch in diesem Fall nur versagen. Die Wahl, die er einem zur Verfügung stellt, ist nur eine Scheinwahl.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Progressiver »

Stoner hat geschrieben:(21 Oct 2021, 23:09)

Der hatte jetzt zumindest keinen Sinn für einen Sozialismus, wie er dem Strangeröffner vorschweben mag. Mit ihm ist überhaupt schlecht Politik zu machen, sofern nicht die frage der Moral dabei ins Spiel kommt. Antikapitalismus aus moralischen Gründen würde er nicht goutieren, und soziale Fragen waren ganz allgemein nicht seine Disziplin.
Der User, der dieses schrieb, scheint wohl das Weite gesucht zu haben. Oder er wurde gesperrt. Das ist jetzt auch egal.

Aber, um es in Kürze zu verdeutlichen. Man muss nicht irgendeinen Sozialismus zum Ziel haben, um meine Positionen zu teilen. Aber alleine schon, wenn man sich verdeutlicht, wie sehr der Rechtsstaat und das Ideal der Demokratie mit Füßen getreten werden, reicht aus, um den Kapitalismus ordentlich zu kritisieren.

Im Übrigen bin ich verwundert darüber, dass hier nicht wenige Leute immer noch in dem binären Denken "Kapitalismus oder Kommunismus" denken. Aber ich vermute, diese Leute sind wohl irgendwie argumentatorisch im 20. Jahrhundert stecken geblieben. Also irgendwann zu einer Zeit, in der es weder die Panama Papers noch die Pandora Papers oder irgendwelche Cum-Ex-Geschichten gab.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von franzmannzini »

Progressiver hat geschrieben:(24 Oct 2021, 00:32)
...
Im Übrigen bin ich verwundert darüber, dass hier nicht wenige Leute immer noch in dem binären Denken "Kapitalismus oder Kommunismus" denken. ...
Das Denken in Schubladen wie Kapitalismus oder Kommunismus (Sozialismus) macht es einfach zu argumentieren.
Es liefert Antikapitalismus und Antikommunismus, das reicht meistens für "einfache Erklärungen", also Böse und Gut.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Progressiver »

franzmannzini hat geschrieben:(24 Oct 2021, 01:47)

Das Denken in Schubladen wie Kapitalismus oder Kommunismus (Sozialismus) macht es einfach zu argumentieren.
Es liefert Antikapitalismus und Antikommunismus, das reicht meistens für "einfache Erklärungen", also Böse und Gut.
Ja. Es ist irgendwie schon erschreckend. Wenn man Argumentationen liefert, die nicht dem "bewährten" Schwarz-Weiß-Denken folgen und die üblichen Trigger nicht bedient, machen sich hier einige der Mitdiskutanten aus dem Staub. Aber warum bin ich darüber überhaupt überrascht?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Progressiver hat geschrieben:(24 Oct 2021, 00:05)

Ach wirklich? Zur Erinnerung: Ich schrieb in dem Posting: Demokratie ist nur möglich in einem funktionierenden Rechts- und Sozialstaat. Ist das bei uns wirklich der Fall?
Ich möchte da nur einmal den dysfunktionalen Rechtsstaat herausgreifen. In der ARD-Sendung "extra 3" kam heute gerade wieder der Punkt, dass alleine durch die Cum-Ex-Skandale dem deutschen Steuerzahler circa 35,9 Milliarden Euro geklaut wurden. Die Cum-Cum-Geschäfte schädigen das deutsche Staatswesen dennoch weiterhin mit einer Milliarde Euro pro Jahr. Insgesamt beläuft sich der weltweite Schaden durch die Cum-Ex-Geschäfte in zwanzig Jahren auf 150 Milliarden Euros.
................................................
Insgesamt betrachtet gehen dem deutschen Staat durch diese lasche Geldwäsche-Politik schätzungsweise 50 Milliarden pro Jahr an Steuereinnahmen verloren, habe ich auch aus dieser Sendung erfahren.
Und dieses nicht nur deutsches Problem hat nun was mit einer angeblich nicht existierenden Demokratie in D zu tun?
Nicht zu vergessen der ganz normale Raub, mit denen Steuerbetrüger den Staat -und somit die Allgemeinheit- betrügen. Müssen erst die Panama Papers und Pandora Papers aufzeigen, wie schlimm dieser Raubzug ist? Oder ist das, was wir aus diesen Sachen erfahren, nur wieder die Spitze des Eisberges?
Nicht zu vergessen, dass bei reichen Leuten mangels Steuereintreibern kaum mal jemand vorbei schaut. Als Hartz IV-Empfänger muss jeder Cent dokumentiert sein.
Ja.
Bei riesigen Vermögen schaut der Staat dann noch weg, was die Besteuerung betrifft.
Es gibt keine Vermögenssteuer- die ist ausgesetzt. Warum sollte der Staat dann "hinschauen"?
Die Vermögen der Milliardäre sind doch bekannt....
]Nein. Ich denke, dass das ganze System korrupt ist. Der Staat und die Zivilgesellschaft müssen sich wehren.
So, WER ist denn diese "Zivilgesellschaft"- und WAS soll sie" tun?
WAS machst DU?????
.....................................................................................................
fen.
Wieder nur endloses Gejammer.
Eine Antwort auf meine Frage nach einer Alternative auf Basis unserer Verfassung hast du nach wie vor nicht genannt
Könntest du- ohne weiteres ellenlanges Gejammer mal diese einfache Frage beantworten?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Progressiver hat geschrieben:(30 Oct 2021, 16:49)

Ja. Es ist irgendwie schon erschreckend. Wenn man Argumentationen liefert, die nicht dem "bewährten" Schwarz-Weiß-Denken folgen und die üblichen Trigger nicht bedient, machen sich hier einige der Mitdiskutanten aus dem Staub. Aber warum bin ich darüber überhaupt überrascht?
Bis jetzt hast du nur Gejammer geliefert.
Wann kommt deine Aternative?
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Progressiver hat geschrieben:(24 Oct 2021, 00:32)

Der User, der dieses schrieb, scheint wohl das Weite gesucht zu haben. Oder er wurde gesperrt. Das ist jetzt auch egal.

Aber, um es in Kürze zu verdeutlichen. Man muss nicht irgendeinen Sozialismus zum Ziel haben, um meine Positionen zu teilen. Aber alleine schon, wenn man sich verdeutlicht, wie sehr der Rechtsstaat und das Ideal der Demokratie mit Füßen getreten werden, reicht aus, um den Kapitalismus ordentlich zu kritisieren.

I b.
Wir haben in D soziale Marktwirtschaft.
Nun bist du endlich am Zug, deine "Verbesserungsvorschläge" aufzuzählen....
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Progressiver »

Realist2014 hat geschrieben:(30 Oct 2021, 17:45)

Bis jetzt hast du nur Gejammer geliefert.
Wann kommt deine Aternative?
Nein. Ich jammere nicht. Ich kritisiere. Und bei all meiner Kritik habe ich auch Verbesserungsvorschläge geliefert. Ich kann nichts dafür, dass du diese nicht erkennen konntest.

Deswegen noch einmal in Kürze: Verbesserung und Ausbau des Rechtsstaates. Hartes Durchgreifen und härtere Gesetze bei Geldwäsche und Steuerhinterziehungen. Dies nur mal als große Ziele. Daneben Ausbau der demokratischen Mitbestimmung der Bürger. Und was ich wohl noch nicht explizit genannt habe: Härtere Antikorruptionsgesetze. Außerdem sollten Politiker nicht quasi als Auftrag der Konzerne Gesetze machen dürfen. Und dann als Belohnung direkt nach ihrer politischen Karriere in dem Konzern einen Posten bekommen dürfen. Da braucht es längere Karenzzeiten. Dies wären nur einige wenige Vorschläge, die schon viel bewirken könnten. Mit dem Grundgesetz sind sie auch vereinbar.

Weitere Lösung zur Korruptionsbekämpfung findet sich vermutlich auf den Seiten der Vereinigung LobbyControl oder Transparency International. Es ist doch merkwürdig, dass Deutschland so lasche Gesetze hat wie so manche afrikanische Bananenrepublik.

Was dir vermutlich vorschwebt bzw. was du gerne von mir lesen wolltest, damit deine Trigger heißlaufen, das wäre vermutlich eine Art von totaler Umbau der gesamten Gesellschaft. Womöglich noch im Sinne der Partei "Die LINKE". Da kannst du aber lange warten. Und da wir hier im Philosophieunterforum sind: Friedrich Nietzsche hat mich immer schon mehr fasziniert als Karl Marx. Dicht gefolgt von der Philosphierichtung des Existenzialismus. Schließlich waren auch die Existenzialisten Humanisten. Aber über diese Philosophen muss ich mich noch ein wenig mehr einlesen. Ansonsten finde ich den Soziologen und Transformationswissenschaftler Harald Welzer und seine Aussagen interessant. Er ist wie ich der Meinung, dass die Menschheit das 21. Jahrhundert nicht überstehen wird, wenn sie nicht von diesem Wachstumswahn in einer begrenzten Welt los kommt. Dazu braucht es allerdings keine Revolution, sondern viele kleine Schritte. Und vor allem muss sich das Bewusstsein der Menschen ändern, dass der Status Quo nicht das einzig mögliche ist. Mit diesem Thread, in dem ich kritisiere, aber auch Lösungen bringe, will ich in die gleiche Richtung gehen.

Oder, um das mit dem Wachstumswahn zu präzisieren: Zwei Prozent Wirtschaftswachstum in Europa oder acht Prozent in China bedeuten auch dementsprechend mehr Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung. Und ewig kann dies sowieso nicht weiter gehen. Wenn weiterhin beispielsweise versucht wird, die Welt mit Betongebäuden und Straßen zuzupflastern, dann wird nachweislich bald der dazu nötige Sand ausgehen. Und dann? Dies ist nur ein einzelnes Beispiel. Ein anderes wäre, dass die Böden durch unsere industriell betriebene Landwirtschaft vielleicht noch fünfzig gute Ernten bringen werden, wenn man den Schätzungen der Wissenschaftler glauben kann. Irgendwann gehen auch die Düngemittel zu Ende, wenn in Marokko bestimmte Teile davon vollständig abgebaut sind. (War es vielleicht Phosphor?) Und dann? So, wie es bisher lief, so kann es folglich sowieso nicht ewig weiter gehen.

Und natürlich muss auch die Wirtschaft verpflichtet werden. Es braucht nicht nur ein Lieferkettengesetz, das seinen Namen verdient. Es wäre auch schon einiges geholfen, wenn die Wirtschaft wirklich langlebige Produkte entwickeln und bauen würde. Dies würde den Ressourcenverbrauch und die Umweltverschmutzung weniger schlimm machen. Schluss mit der Fixierung auf immer noch mehr Wirtschaftswachstum! Dementsprechend muss sogar das Wirtschaftssystem so umgebaut werden, dass der Menschheit nicht spätestens im Jahre 2100 der gesamte Laden zusammenbricht oder durch die Klimaerhitzung sämtliche modernen Zivilisationensformen zusammenbrechen. Aber da vertraue ich der Wissenschaft. Ich bin überzeugt, dass dies alles noch auf demokratischen Wege möglich ist. Deswegen stehe ich auch für "noch mehr Demokratie wagen". Aber wir brauchen andere Politiker, die auch auf die Wissenschaftler hören. Ich bin bereit, andere Politiker zu wählen! Ohne Eingriffe in die Wirtschaft geht es jedenfalls auch nicht. Und der Kapitalismus in dieser uns bekannten Form führt nur direkt in die Klimaerhitzung usw. Und was bleibt dann übrig? Ein total überhitzter Planet, der zwar vollgestopft ist mit Müllbergen, aber bei dem keine Zivilisation mehr möglich ist? Soll das alles sein? Und wann beginnt das große Massenaussterben der Menschheit? Was ist der Zweck des Kapitalismus? Wo bleibt der Sinn, wenn alle Lebensgrundlagen zerstört sind?

Welche sind deine Lieblingsphilosophen? Und was sind deine Vorschläge, um den Status Quo zu verbessern? Ich für meinen Teil habe kritisiert und Lösungen aufgezeigt. Außerdem Fragen gestellt. Jetzt ist es deine Sache, bessere Lösungen zu bringen. Denn so wie es heute läuft, so wird es nicht mehr lange gut laufen.
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Re: Kapitalismus als (Herrschafts-)Ideologie

Beitrag von Realist2014 »

Progressiver hat geschrieben:(01 Nov 2021, 15:47)
Nein. Ich jammere nicht. Ich kritisiere. Und bei all meiner Kritik habe ich auch Verbesserungsvorschläge geliefert. Ich kann nichts dafür, dass du diese nicht erkennen konntest.
Deswegen noch einmal in Kürze: Verbesserung und Ausbau des Rechtsstaates. Hartes Durchgreifen und härtere Gesetze bei Geldwäsche und Steuerhinterziehungen. Dies nur mal als große Ziele. Daneben Ausbau der demokratischen Mitbestimmung der Bürger. Und was ich wohl noch nicht explizit genannt habe: Härtere Antikorruptionsgesetze. Außerdem sollten Politiker nicht quasi als Auftrag der Konzerne Gesetze machen dürfen. Und dann als Belohnung direkt nach ihrer politischen Karriere in dem Konzern einen Posten bekommen dürfen. Da braucht es längere Karenzzeiten. Dies wären nur einige wenige Vorschläge, die schon viel bewirken könnten. Mit dem Grundgesetz sind sie auch vereinbar.
Das hat nun alles mit ""Kapitalismus" zu tun?
Richtig NICHTS....
Oder, um das mit dem Wachstumswahn zu präzisieren: Zwei Prozent Wirtschaftswachstum in Europa oder acht Prozent in China bedeuten auch dementsprechend mehr Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung. Und ewig kann dies sowieso nicht weiter gehen.
Also kein Wachstum mehr in D- WIE möchtest du dann die Renten & Pensionen in Zukunft finanzieren?
Lohnsteigerungen gibt es dann auch keine mehr...
Was ist der Zweck des Kapitalismus? Wo bleibt der Sinn, wenn alle Lebensgrundlagen zerstört sind?
Einfach mal zurück zur Definition:
Kapitalismus bedeutet Recht auf Eigentum an den PM ( =Unternehmen) und dass die Eigentümer derselben einen Teil der Wertschöpfung bekommen ( und nicht nur die "Arbeiter")
Warum "zerstört" diese Aufteilung die Lebensgrundlagen?
Welche sind deine Lieblingsphilosophen? Und was sind deine Vorschläge, um den Status Quo zu verbessern? Ich für meinen Teil habe kritisiert und Lösungen aufgezeigt. n.
Nein, keiner deiner "Vorschläge" hat irgendwas mit "Kapitalismus" zu tun.
Was das ist, habe ich ja ober aufgeschrieben...
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