Was ist Faschismus?

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Selina
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

odiug hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:13)

"gadji beri bimba glandridi laula lonni cadori
gadjama gramma berida bimbala glandri galassassa laulitalomini
gadji beri bin blassa glassala laula lonni cadorsu sassala bim
gadjama tuffm i zimzalla binban gligla wowolimai bin beri ban
o katalominai rhinozerossola hopsamen laulitalomini hoooo
gadjama rhinozerossola hopsamen
bluku terullala blaulala loooo

zimzim urullala zimzim urullala zimzim zanzibar zimzalla zam
elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata
velo da bang band affalo purzamai affalo purzamai lengado tor
gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ögrögöööö
viola laxato viola zimbrabim viola uli paluji malooo

tuffm im zimbrabim negramai bumbalo negramai bumbalo tuffm i zim
gadjama bimbala oo beri gadjama gaga di gadjama affalo pinx
gaga di bumbalo bumbalo gadjamen
gaga di bling blong
gaga blung"
:D :D :D :thumbup:

Quelle? :D
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Ein Terraner »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:17)

Ein Forum, in dem man sich ein und derselben Sache aus unterschiedlichen Richtungen nähern kann, ohne sich deshalb gegenseitig Vorhaltungen zu machen. Unter kultivierten Menschen sollte das klappen.
Warum sollte das klappen, wegen mehr Toleranz für Unsinn und dem zutiefst missverstandenen Faschismus Begriff ?
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Selina
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:22)

[Mod] Kollege odiug, unsere Nutzungsbedingungen lassen deutsche und englische Texte zu. Könnten Sie bitte diesen fremdsprachlichen Text in vollem Umfang in deutscher oder englischer Sprache verfügbar machen? Anderenfalls muß ich ihn löschen. H2O
Das ist doch ein witziger Einschub. Zum Lachen. Und hier findet man sogar was dazu:

https://www.deutschlandfunk.de/chanson- ... _id=344564
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Ein Terraner »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:23)

...ich habe in diesem Thread immer noch nicht den Unterschied zwischen Nationalismus und Faschismus erklärt bekommen.
Das eine ist der Übergriff für das andere, der Nationalsozialismus war ein faschistisches Regime.
odiug

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

Selina hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:24)

:D :D :D :thumbup:

Quelle? :D
Hugo Ball.
Das ist ein dadaistisches Gedicht und zeigt menschliche Schöpferkraft ohne kulturelle Determination.
Unverständlich ... zumindest für die, die das dadaistische Manifest nicht kennen.
Ist ein paradoxes Argument in dem Zusammenhang mit unsrer Diskussion.
Es soll eigentlich nur verdeutlichen, dass ohne kulturelle Determination kulturelle Werke menschlicher Schaffenskraft unverständlich sind.
Zumindest für die, die sich der kulturellen Determination verweigern.
Zuletzt geändert von odiug am Mo 9. Dez 2019, 18:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

Selina hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:27)

Das ist doch ein witziger Einschub. Zum Lachen. Und hier findet man sogar was dazu:

https://www.deutschlandfunk.de/chanson- ... _id=344564
[Mod] Hier wird nicht gelacht; hier werden wissenschaftliche Gedanken ausgebreitet. Da könnte ja jeder kommen und lachen. H2O
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

odiug hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:33)

Hugo Ball.
Das ist ein dadaistisches Gedicht und zeigt menschliche Schöpferkraft ohne kulturelle Determination.
Ja, und der Kabarettist Thomas Pigor hat aus dem Gedicht „gadji beri bimba“ von Hugo Ball (1916) einen Song gemacht. Der Dadaismus wurde von den Nazis als "entartet" eingestuft.
Zuletzt geändert von Selina am Mo 9. Dez 2019, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von gallerie »

Ein Terraner hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:28)

Das eine ist der Übergriff für das andere, der Nationalsozialismus war ein faschistisches Regime.
...erklärt sich eine Regierung für den Nationalismus wird sie zur faschistischen Diktatur?
Ich lebe in Thailand in einem Nationalismus, wo anders aussehende diskriminiert werden, in dem sie für nationale
Parks den dreifachen Eintritt zahlen müssen. Auch in der ärztlichen Grundversorgung muss ein Nichtthai das 10Fache bezahlen als ein Thai.
Ist das schon Faschismus oder Rassismus?
Zuletzt geändert von gallerie am Mo 9. Dez 2019, 18:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:34)

[Mod] Hier wird nicht gelacht; hier werden wissenschaftliche Gedanken ausgebreitet. Da könnte ja jeder kommen und lachen. H2O
Geht klar :D :D :D
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von conscience »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:36)

...erklärt sich eine Regierung für den Nationalismus wird sie zur faschistischen Diktatur?
Ich lebe in Thailand in einem Nationalismus, wo anders aussehende diskriminiert werden, in dem sie für nationale
Parks den dreifachen Eintritt zahlen müssen. Auch in der ärztlichen Grundversorgung muss ein Nichtthai das 10Fache bezahlen als ein Thai.
Ist das schon Faschismus oder Rassismus?
Was Du da beschreibst ist jedenfalls Diskriminierung und eventuell Rassismus (aber ich kenne die Verhältnisse in Thailand nicht und bis daher mit einem endgültigen Urteil vorsichtig).
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von conscience »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:23)

...ich habe in diesem Thread immer noch nicht den Unterschied zwischen Nationalismus und Faschismus erklärt bekommen.
Unterschied... ein Kennzeichen des Faschismus ist sein extremer übersteigerter Nationalismus, meistens mit einer geschichtlichen Epoche, die zum Paradigma erhoben und verklärt wird.
Zuletzt geändert von conscience am Mo 9. Dez 2019, 18:50, insgesamt 1-mal geändert.
odiug

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

Selina hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:27)

Das ist doch ein witziger Einschub. Zum Lachen. Und hier findet man sogar was dazu:

https://www.deutschlandfunk.de/chanson- ... _id=344564
oops ... an den falschen Adressat gerichtet :(
Zuletzt geändert von odiug am Mo 9. Dez 2019, 18:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von naddy »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Dec 2019, 17:58)

Ich denke, ich habe oft genug erklärt, warum wir (Altertumswissenschafter/Geschichtswissenschaftler) von kultureller Evolution sprechen.
Und ich habe, glaube ich, oft genug erklärt, warum ich das für problematisch halte. Belassen wir es dabei, ich befinde mich hier nicht auf einem Überzeugungsfeldzug, für sowas fehlt mir auch das Sendungsbewußtsein.
Wo genau steht da etwas von"genetisch determinierte Anpassung"? Ich habe zu keiner Zeit behauptet, Anpassung sei genetisch determiniert!
Siehe > Evolution
biologie-kompakt hat geschrieben:Evolutionsfaktoren sind gleichsam der Motor der E.; darunter werden alle Faktoren verstanden, die die Genhäufigkeiten in einer Population verändern. Die wichtigsten Evolutionsfaktoren sind Mutation und Rekombination der DNA im Verlauf der Meiose. Daneben tragen die Gendrift, also die Veränderung der Genhäufigkeiten durch zufällige Auswahl von Genotypen, der Genfluss durch Zu- und Abwanderung von Individuen und der Meiotic drive, die Häufung bestimmter Genotypen durch ungleiche Gametenproduktion, zur genetischen Variabilität bei. Während die vorgenannten Faktoren die genetische Variabilität erhöhen, führt die Selektion zur Auswahl aus dem vorhandenen Material; die Übertragungsrate von Genen, d.h. der Beitrag, den ein Individuum zum Genbestand der Folgegeneration leistet und damit die Wahrscheindlichkeit, mit der es langfristig Gene in der Nachkommenschaft hinterlässt, wird als (Darwin'sche oder im Fall von Unterstützung der Fortpflanzung Verwandter als Hamilton'sche) Fitness bezeichnet. Selektion lenkt die Evolutionsprozesse in die Richtung der jeweils optimalen Anpassung.
Dark Angel hat geschrieben:Anpassung ist eine Überlebensstrategie heißt sie ist biologisch bedingt.
Überlebensstrategien kommen immer dann zum Einsatz, wenn eine tatsächliche oder vermeintliche Gefahr für Leib und Leben besteht und zur Zeit des Faschismus war diese Gefahr für den Einzelnen sehr real. Entsprechend wurde versucht, möglichst unauffällig zu bleiben - sich anzupassen.
Da waren wir schon mal, sind aber leider auch nicht weitergekommen. Weil meine Frage:
naddy hat geschrieben:Die Entscheidungsfreiheit eines "genetisch festgelegten", von "angeborenen" Eigenschaften geprägten und "hormonellen Einflüssen" ausgesetzten Menschen verortest du genau wo?
nicht beantwortet wurde. Habe ich diesesmal eine bessere Chance?
Da stimme ich dir zu!
Allerdings habe ich bisher nirgendwo etwas gefunden, wo sich mit diesem Phänomen näher auseinander gesetzt wird. Es wird immer nur auf die Massenwirksamkeit hingewiesen - wie diese zustande gekommen ist, woher die - teilweise hysterische - Begeisterung, insbesondere bei Frauen kommt - Fehlanzeige.
Etwas relativ Aktuelles findest du hier. Dort finden sich auch ein paar weiterführende Quellenhinweise. Aber du hast recht, entsprechende Publikationen sind dünn gesät.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
Stoner

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:36)

...erklärt sich eine Regierung für den Nationalismus wird sie zur faschistischen Diktatur?
Ich lebe in Thailand in einem Nationalismus, wo anders aussehende diskriminiert werden, in dem sie für nationale
Parks den dreifachen Eintritt zahlen müssen. Auch in der ärztlichen Grundversorgung muss ein Nichtthai das 10Fache bezahlen als ein Thai.
Ist das schon Faschismus oder Rassismus?
Soso, ein ฝรั่ง oder gar ein ฝรั่งขี้นก

Von Nietzsche gibt's sinngemäß irgendwo den Gedanken, dass es Länder gebe, in denen man lieber als in anderen übers Ohr gehauen werde. In Thailand hätte es ihm sicher in dieser Hinsicht kulturell gefallen, auch wenn's bekanntlich gar keine thailändische Kultur gibt. :D

Sehen Sie es als positive soziale Diskriminierung. Als reiche Minderheit steht Ihnen das Recht zu, mehr zu bezahlen als die arme Mehrheit. Wegen der Vielfalt halt. ;)

Also weder Faschismus noch Rassismus, sondern multikulturelle Wertschätzung im Wortsinne.
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Ein Terraner
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Ein Terraner »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:36)

...erklärt sich eine Regierung für den Nationalismus wird sie zur faschistischen Diktatur?
Ich lebe in Thailand in einem Nationalismus, wo anders aussehende diskriminiert werden, in dem sie für nationale
Parks den dreifachen Eintritt zahlen müssen. Auch in der ärztlichen Grundversorgung muss ein Nichtthai das 10Fache bezahlen als ein Thai.
Ist das schon Faschismus oder Rassismus?
Faschismus bezeichnet einfach nur eine rechtsextreme menschenverachtenede Diktatur, mehr nicht. Das hat Rassismus inklusive.

Die ganzen Versuche Faschismus zu erklären indem man aufzählt was es alles nicht ist Anti das, Anti dies... sind einfach nur balla.
odiug

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:22)

[Mod] Kollege odiug, unsere Nutzungsbedingungen lassen deutsche und englische Texte zu. Könnten Sie bitte diesen fremdsprachlichen Text in vollem Umfang in deutscher oder englischer Sprache verfügbar machen? Anderenfalls muß ich ihn löschen. H2O
Es ist weder Deutsch noch Englisch noch sonst eine entsprechende Sprache die sich übersetzen ließe.
Das ist ja der Punkt :p
Das Zitat ist ein Paradox in diesem Zusammenhang.
Es zeigt was passiert, wenn man sich kultureller Determination verweigert und allein "menschliche Schaffenskraft" als Maßstab gelten lässt
Dennoch ist es Teil unsrer Kultur ... aber halt nur für die, die sich mit dem Konzept des Dadaismus beschäftigt haben.
Paradox ist obendrein, dass sich zeitgenössische Kunst ohne Dadaismus, besonders Marcel Duchamp und seine Ready Mades nicht verstehen lässt.
Dadaismus ist der radikale Versuch, die Grenze zwischen Kunst und Leben niederzureißen, indem man kulturell determinierte Traditionen negiert.
Der Effekt ist das genaue Gegenteil ... daher stehen viele heute wie ein Ochs vor dem Berg, wenn sie ein Werk von Joseph Beuys gegenüber stehen.
Kulturelle Determination lässt sich nicht aufheben oder überwinden.
Zuletzt geändert von odiug am Mo 9. Dez 2019, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von gallerie »

Bartleby hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:47)

Soso, ein ฝรั่ง oder gar ein ฝรั่งขี้นก

Von Nietzsche gibt's sinngemäß irgendwo den Gedanken, dass es Länder gebe, in denen man lieber als in anderen übers Ohr gehauen werde. In Thailand hätte es ihm sicher in dieser Hinsicht kulturell gefallen, auch wenn's bekanntlich gar keine thailändische Kultur gibt. :D

Sehen Sie es als positive soziale Diskriminierung. Als reiche Minderheit steht Ihnen das Recht zu, mehr zu bezahlen als die arme Mehrheit. Wegen der Vielfalt halt. ;)
...demnach wird ein Thaksin ( Multimillionär) und viele andere chinesische Thais von der Diskriminierung ausgeschlossen und zahlen wie ein gewöhnlicher Thai?.
Obwohl die Präambel der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte dieses festhalten, die Thais haben dem zugestimmt:

"Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet,"
Es wird zu spezifisch, Thailand war schon immer ein sehr rassistisches Land, das zeigt seine Geschichte.
Zuletzt geändert von gallerie am Mo 9. Dez 2019, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.
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H2O
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

odiug hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:50)

Es ist weder Deutsch noch Englisch noch sonst eine entsprechende Sprache die sich übersetzen ließe.
Das ist ja der Punkt :p
Das Zitat ist ein Paradox in diesem Zusammenhang.
Es zeigt, was passiert, wenn man sich kultureller Determination verweigert und doch ist es Teil unsrer Kultur ... aber halt nur für die, die sich mit dem Konzept des Dadaismus beschäftigt haben.
Schon klar. Ich hatte Sie schon im Verdacht als Urheber des Gedichts. Habe ich einmal laut vorgelesen. Genial! Nur weiß ich jetzt nicht, wie ich als Mitmensch verfahren soll. Ich meine, daß ich diesen Einschub Allotria löschen sollte, und daß wir lieber schweigen sollten, wenn wir nicht mehr verstehen, was uns ein Teilnehmer erklären will. Ein Gebot der Mitmenschlichkeit? H2O
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Selina
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

odiug hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:45)

oops ... an den falschen Adressat gerichtet :(
Ja. Ich weiß zu wenig über den Dadaismus. Er hat was mit Provokation, Aufruhr und Ad-Absurdum-Führen zu tun. Gedichte aus dem Dadaismus kenne ich nicht. Nur Werke der bildenden Kunst, die man zum Dadaismus zählt. Die Nazis verurteilten den Dadaismus in der bildenden Kunst genauso wie die Neue Sachlichkeit, den Expressionismus und den Surrealismus als "entartete Kunst". Also passend zum Thema.

PS: Ach so, dein Post war gar nicht an mich gerichtet. Na dann. Stimmt aber trotzdem, was ich schrieb :D
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von BlueMonday »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 17:44)

Kinderleicht wäre es doch gewesen, sich auf die Aussage ein zu lassen, daß der Begriff Faschismus unter Fachleuten umstritten ist; wovon ich auch überzeugt bin. Dann kann aus meiner Sicht auch nirgendwo die allein seligmachende Definition stehen, sondern an mehrere Orten stehen eben unterschiedliche. Das ist doch auch Wissen. Und sich deshalb in die Haare geraten? [MOD]Leute, seid doch lieb und nett zu einander! H2O
Nun, wenn Sie weiter nach oben schauen: - nomen est omen - wir befinden uns hier in einem politischen Forum.
Und Faschismus als politischer Gegenwartsbegriff hat seinen wesentlichen Zweck in der Instrumentalisierung. Man spuckt ihn wie deftigen Kirschkern durch ein Blasrohr auf den Gegner und hofft, dass er dort gut sichtbar im Gesicht kleben bleibt. Der Faschist ist nun mal der Unmensch. So etikettiert ist man erledigt. Spüren Sie nun die Brisanz, die von solchen Begriffen ausgeht? Der Begriff ist selten nur Gegenstand nüchterner wissenschaftlicher Analyse. Ein "wertfreierer" Zugang wäre freilich wohltuend, aber mit einem Großteil der offenbar stark politisierten Userschaft kaum zu haben, die sich aber dennoch in den Unterbereich der "Wissenschaft" drängen, obwohl sie gar nichts analytisch auseinandersetzen wollen. Im Grunde müsste man als Moderator frühzeitig einschreiten und den Thread davon befreien, um die eigentliche Diskussion zu ermöglichen. Aber das wäre dann auch irgendwo "faschistoid". Und so landen wir bei dieser Kakophonie von Teilnehmern, die sich eigentlich gar nichts zum Thema zu sagen haben. Ein kleines Dilemma.

Ja, auch eine spannende Frage, ist der Dadaismus ein Gegenpart des Faschismus? Würde ich für eine tief faschistische Behauptung halten, dass ohne oberste Anleitung und totalen Staat nur Dada herauskäme. Sicherlich käme hier und da auch Dada heraus, aber auch Millionen anderer Blüten zum Vorschein. Und nicht jeder Farbton wird jedem gefallen. Dada hat dennoch seine Berechtigung, selbst in Threads wie diesem hier - irgendwo :)
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
odiug

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:57)

Schon klar. Ich hatte Sie schon im Verdacht als Urheber des Gedichts. Habe ich einmal laut vorgelesen. Genial! Nur weiß ich jetzt nicht, wie ich als Mitmensch verfahren soll. Ich meine, daß ich diesen Einschub Allotria löschen sollte, und daß wir lieber schweigen sollten, wenn wir nicht mehr verstehen, was uns ein Teilnehmer erklären will. Ein Gebot der Mitmenschlichkeit? H2O
Ich habe das oben nochmals näher erläutert ... ich ändere zu oft meine Beiträge, um sie verständlicher zu machen ... bin dabei aber leider zu langsam :(
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:50)

Es ist weder Deutsch noch Englisch noch sonst eine entsprechende Sprache die sich übersetzen ließe.
Das ist ja der Punkt :p
Das Zitat ist ein Paradox in diesem Zusammenhang.
Es zeigt was passiert, wenn man sich kultureller Determination verweigert und allein "menschliche Schaffenskraft" als Maßstab gelten lässt
Dennoch ist es Teil unsrer Kultur ... aber halt nur für die, die sich mit dem Konzept des Dadaismus beschäftigt haben.
Von kultureller Determination war nicht die Rede, das bringst du erst jetzt ins Spiel.
Ich habe auch nix von "menschlicher Schaffenskraft" geschrieben, sondern von menchlicher Schöpferkraft - Erfindungsgeist, wenn dir das besser gefällt.
Dennoch gibt es keine "kulturelle Schaffenskraft", wenn man Kultur als Erklärungsmodell für gesellschaftlich und historisch gewachsene Prozesse versteht.
Dieses Verständnis von Kultur schließt allerdings kulturelle Prägung (oder meinetwegen auch kulturelle Determination) mit ein.
Dass es dergleichen gibt, habe ich zu keiner Zeit bestritten.

Du hast mir gesagt, was Dich stört und jetzt sage ich was mich stört - nämlich dass Du ständig ausweichst, immer völlig andere Aspekte, mit dem Versuch, mich damit widerlegen zu können. So funktioniert das aber nicht.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von conscience »

Definition der Früh-Faschistischen Bewegung action francaise:
„Gewiß war der ganze Faschismus schon durch den Ausgang von der »Action française« der europäischen konterrevolutionären Tradition zugeordnet worden, und die Kennzeichnung der Intention von Charles Maurras (Mitbegründer und führender Ideologe der Ende 1898 geründeten Action française; HB), den »autark-souveränen, kriegerischen, aristokratischen Staat des Ancien régime als Paradigma für alle französischen Zeiten« bedingungslos zu verteidigen bzw. wiederherzustellen, läßt das Verfehltsein und die Aussichtslosigkeit des Unternehmens noch anschaulicher werden als im Falle Hitlers.“ (Ebd., 2002, S. 221).
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 18:56)

...demnach wird ein Thaksin ( Multimillionär) und viele andere chinesische Thais von der Diskriminierung ausgeschlossen und zahlen wie ein gewöhnlicher Thai?.
Obwohl die Präambel der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte dieses festhalten, die Thais haben dem zugestimmt:

"Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet,"
Es wird zu spezifisch, Thailand war schon immer ein sehr rassistisches Land, das zeigt seine Geschichte.
Dieser Beitrag

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4620822

hat mir sehr geholfen, weil ich nun auch einmal kein Fachmann für diese Wissenschaft bin. Einfach einmal durchlesen, Ihre Erfahrung in Thailand daneben halten, und schon sind Sie einen Schritt weiter mit der Einordnung der thailändischen Gesellschaft.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von gallerie »

BlueMonday hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:02)

Nun, wenn Sie weiter nach oben schauen: - nomen est omen - wir befinden uns hier in einem politischen Forum.
Und Faschismus als politischer Gegenwartsbegriff hat seinen wesentlichen Zweck in der Instrumentalisierung. Man spuckt ihn wie deftigen Kirschkern durch ein Blasrohr auf den Gegner und hofft, dass er dort gut sichtbar im Gesicht kleben bleibt. Der Faschist ist nun mal der Unmensch. So etikettiert ist man erledigt. Spüren Sie nun die Brisanz, die von solchen Begriffen ausgeht? Der Begriff ist selten nur Gegenstand nüchterner wissenschaftlicher Analyse. Ein "wertfreierer" Zugang wäre freilich wohltuend, aber mit einem Großteil der offenbar stark politisierten Userschaft kaum zu haben, die sich aber dennoch in den Unterbereich der "Wissenschaft" drängen, obwohl sie gar nichts analytisch auseinandersetzen wollen. Im Grunde müsste man als Moderator frühzeitig einschreiten und den Thread davon befreien, um die eigentlich Diskussion zu ermöglichen. Aber das wäre dann auch irgendwo "faschistoid". Und so landen wir bei dieser Kakophonie von Teilnehmern, die sich eigentlich gar nichts zum Thema zu sagen haben. Ein kleines Dilemma.

Ja, auch eine spannende Frage, ist der Dadaismus ein Gegenpart des Faschismus? Würde ich für eine tief faschistische Behauptung halten, dass ohne oberste Anleitung und totalen Staat nur Dada herauskäme. Sicherlich käme hier und da auch Dada heraus, aber auch Millionen anderer Blüten zum Vorschein. Und nicht jeder Farbton wird jedem gefallen. Dada hat dennoch seine Berechtigung, selbst in Threads wie diesem hier - irgendwo :)
...die Gegenwart der bildenden Künste im Faschismus war die "Realität-Malerei, die ihren Ursprung in Italien fand.
Die griechischen und römischen Glorienkämpfer wurden Vorbild für das "arische Volk" benutzt.
Umberto Boccioni war der Wegbereiter dieser Kunst-Art.
Erstaunlicher Weise benutzte die SED in der DDR genau diese Form der Kunst. Der "arische muskulöse Körper" wurde nun nicht mehr an der Ostfront porträtiert,
sondern im Ernteeinsatz in Pommern.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:09)

Dieser Beitrag

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4620822

hat mir sehr geholfen, weil ich nun auch einmal kein Fachmann für diese Wissenschaft bin. Einfach einmal durchlesen, Ihre Erfahrung in Thailand daneben halten, und schon sind Sie einen Schritt weiter mit der Einordnung der thailändischen Gesellschaft.
Der Beitrag ist aber eher mit Skepsis zu lesen. Denn Faschismus als bloße andere Spielart des Wirtschaftens und der Staatlichkeit darzustellen, wirkt schon arg verharmlosend. Wo kommen da Nationalismus, Militarismus, Rassenwahn, Antisemitismus, Herrenmenschen-Denken vor in diesem Erklärungsversuch?
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

BlueMonday hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:02)

Nun, wenn Sie weiter nach oben schauen: - nomen est omen - wir befinden uns hier in einem politischen Forum.
Und Faschismus als politischer Gegenwartsbegriff hat seinen wesentlichen Zweck in der Instrumentalisierung. Man spuckt ihn wie deftigen Kirschkern durch ein Blasrohr auf den Gegner und hofft, dass er dort gut sichtbar im Gesicht kleben bleibt. Der Faschist ist nun mal der Unmensch. So etikettiert ist man erledigt. Spüren Sie nun die Brisanz, die von solchen Begriffen ausgeht? Der Begriff ist selten nur Gegenstand nüchterner wissenschaftlicher Analyse. Ein "wertfreierer" Zugang wäre freilich wohltuend, aber mit einem Großteil der offenbar stark politisierten Userschaft kaum zu haben, die sich aber dennoch in den Unterbereich der "Wissenschaft" drängen, obwohl sie gar nichts analytisch auseinandersetzen wollen. Im Grunde müsste man als Moderator frühzeitig einschreiten und den Thread davon befreien, um die eigentliche Diskussion zu ermöglichen. Aber das wäre dann auch irgendwo "faschistoid". Und so landen wir bei dieser Kakophonie von Teilnehmern, die sich eigentlich gar nichts zum Thema zu sagen haben. Ein kleines Dilemma.

Ja, auch eine spannende Frage, ist der Dadaismus ein Gegenpart des Faschismus? Würde ich für eine tief faschistische Behauptung halten, dass ohne oberste Anleitung und totalen Staat nur Dada herauskäme. Sicherlich käme hier und da auch Dada heraus, aber auch Millionen anderer Blüten zum Vorschein. Und nicht jeder Farbton wird jedem gefallen. Dada hat dennoch seine Berechtigung, selbst in Threads wie diesem hier - irgendwo :)
Tja, was soll ich machen? Ich bin leider nicht der Fachmann für Faschismus, bemühe mich darum, nun möglichst uneitel um gegenseitigen Respekt zu werben. Müßte sicher vieles in die Tonne treten, getraue mich aber nicht, weil ich den Beitrag nicht so recht bewerten kann. Dann kommt so etwas wie Kakophonie dabei heraus, schon weil der Respekt fehlt, sich auf den jeweils anderen ein zu lassen. Ich bin schon froh, daß ab und zu einmal eine Sternschnuppe hier vorüber zieht! Danke!
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von gallerie »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:09)

Dieser Beitrag

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4620822

hat mir sehr geholfen, weil ich nun auch einmal kein Fachmann für diese Wissenschaft bin. Einfach einmal durchlesen, Ihre Erfahrung in Thailand daneben halten, und schon sind Sie einen Schritt weiter mit der Einordnung der thailändischen Gesellschaft.
....falls du Zeit und Lust hast, einfach mal lesen...

Der Militärrat, der 2014 durch einen Staatsstreich an die Macht kam, hat seine Befugnisse weiter ausgeweitet. Dies hat auch 2018 ernsthafte Einschränkungen in Bezug auf die Meinungsäusserungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit zur Folge. Andersdenkende werden schikaniert und willkürlich verhaftet. Im April trat eine neue Verfassung in Kraft, die von einem vom Militär ernannten Gremium entworfen und im August 2016 in einem nationalen Referendum angenommen worden war. Der Militärrat bleibt weiterhin im Amt. Zwischen Anhängern der Regierung und der Opposition kommt es immer wieder zu schwerer Gewalt. Die Sicherheitskräfte gingen mehrfach und ungeahndet mit exzessiver Gewalt gegen Verdächtige vor. In Thailand bestehen zudem weitere starke politische Spannungen. Besorgniserregend ist die bewaffnete Gewalt in den südlichen Provinzen, wo muslimische Separatisten für Autonomie kämpfen.
In Thailand wird weiterhin die Todesstrafe praktiziert. Folter und Misshandlungen durch die Polizei und Streitkräfte kommen regelmässig vor. Straflosigkeit bleibt in ganz Thailand ein Problem. Es wurde über Fälle von Verschwindenlassen berichtet. Menschenhandel, Kinderarbeit und sexuelle Ausbeutung sind in Thailand weit verbreitet. Es gibt in Thailand kein gesetzlich verankertes Recht auf Asyl, wodurch Asylsuchende stark der Gefahr von Menschenrechtsverstössen ausgesetzt sind. Asylsuchende werden regelmässig in überfüllten Hafteinrichtungen untergebracht und sie werden von Menschenhandel nur ungenügend geschützt. Ein weiteres Menschenrechtsproblem ist der ungenügende Schutz für verletzliche Gruppen wie Frauen, Kinder und Behinderte sowie für Angehörige von indigenen Bergvölkern oder Minderheiten.
odiug

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:06)

Von kultureller Determination war nicht die Rede, das bringst du erst jetzt ins Spiel.
Ich habe auch nix von "menschlicher Schaffenskraft" geschrieben, sondern von menchlicher Schöpferkraft - Erfindungsgeist, wenn dir das besser gefällt.
Dennoch gibt es keine "kulturelle Schaffenskraft", wenn man Kultur als Erklärungsmodell für gesellschaftlich und historisch gewachsene Prozesse versteht.
Dieses Verständnis von Kultur schließt allerdings kulturelle Prägung (oder meinetwegen auch kulturelle Determination) mit ein.
Dass es dergleichen gibt, habe ich zu keiner Zeit bestritten.

Du hast mir gesagt, was Dich stört und jetzt sage ich was mich stört - nämlich dass Du ständig ausweichst, immer völlig andere Aspekte, mit dem Versuch, mich damit widerlegen zu können. So funktioniert das aber nicht.
Das kommt daher, weil du glitschig wie ein schleimiger Aal diskutierst, dabei Begrifflichkeiten verwurstelst, wie es dir gerade in den Sinn kommt und keiner kohärenten Argumentation folgst, sondern es dir einmal so und dann wieder so zurechtlegst, wie es dir halt gerade passt.
Stoner

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

Im Dossier der aktuellen ZEIT-Ausgabe wird an Freud erinnert, dessen berühmte Schrift "Das Unbehagen in der Kultur" vor 90 Jahren erschien. Darin heißt es u.a.
1933, als in Deutschland die rechtsbürgerlichen Parteien Adolf Hitler und der NSDAP die politische Macht zuschieben, lässt Freud ein Exemplar von Warum Krieg?, einem Briefwechsel zwischen ihm und Albert Einstein, dem faschistischen Diktator Benito Mussolini mit einer handschriftlichen Widmung überreichen: "Benito Mussolini mit dem ergebenen Gruß eines alten Mannes, der im Machthaber den Kulturheros erkennt. Wien, 26. April 1933. Freud".

Was im Rückblick unverständlich erscheint, war nicht ganz willkürlich. 1927 noch hatte Mussolini, damals mit der Jüdin Margherita Sarfatti liiert, angesichts der Entwicklungen in Deutschland öffentlich bekannt: "Faschismus bedeutet Einigkeit, Antisemitismus dagegen Destruktion. Faschistischer Antisemitismus oder antisemitischer Faschismus sind deshalb eine krasse Absurdität.[...] Wir protestieren energisch dagegen, daß der Faschismus auf diese Weise kompromittiert wird. Der Antisemitismus ist ein Produkt der Barbarei, während der Faschismus auf der höchsten Zivilisationsstufe steht" (was nicht heißt, dass der italienische Faschismus am Ende nicht ebenfalls antisemitisch war).

Allerdings ging es Freud nicht in erster Linie um die Haltung zum Antisemitismus, sondern um Grundsätzlicheres: Die Menschheit, davon war Freud überzeugt, bedürfe – gerade weil sie ihrem anarchischen Freiheitswillen zum Trotz für ihr Überleben auf Kultur angewiesen sei – einer Moral, eines Gewissens, einer kollektiven Moral, eines kollektiven Über-Ichs und daher jener großen Gestalten, die diese Moral beispielhaft vorleben und verkörpern. Im Unbehagen in der Kultur schreibt er: "Das Über-Ich einer Kulturepoche hat einen ähnlichen Ursprung wie das des Einzelmenschen, es ruht auf dem Eindruck, den große Führerpersönlichkeiten haben, Menschen von überwältigender Geisteskraft oder solche, in denen eine der menschlichen Strebungen die stärkste, reinste, darum auch oft einseitigste Ausbildung gefunden hat." Eine solche Persönlichkeit muss für Freud Benito Mussolini gewesen sein.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:15)

...die Gegenwart der bildenden Künste im Faschismus war die "Realität-Malerei, die ihren Ursprung in Italien fand.
Die griechischen und römischen Glorienkämpfer wurden Vorbild für das "arische Volk" benutzt.
Umberto Boccioni war der Wegbereiter dieser Kunst-Art.
Erstaunlicher Weise benutzte die SED in der DDR genau diese Form der Kunst. Der "arische muskulöse Körper" wurde nun nicht mehr an der Ostfront porträtiert,
sondern im Ernteeinsatz in Pommern.
Das ist so nicht ganz korrekt.
Der Futurismus sah sich eigentlich als faschistische Staatskunst.
Die Architektur des italienischen Faschismus ist auch um vieles moderner, als das monumentale Gedöns eines Albrecht Speer.
Es gab aber auch in Deutschland unter den Nazis Bestrebungen, den deutschen Expressionismus als Staatskunst zu etablieren.
Aber Hitler war halt ein Banause und bevorzugte röhrende Hirsche über Sempels Sofa.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

Selina hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:18)

Der Beitrag ist aber eher mit Skepsis zu lesen. Denn Faschismus als bloße andere Spielart des Wirtschaftens und der Staatlichkeit darzustellen, wirkt schon arg verharmlosend. Wo kommen da Nationalismus, Militarismus, Rassenwahn, Antisemitismus, Herrenmenschen-Denken vor in diesem Erklärungsversuch?
Ihr Einwand ist sicher berechtigt. Aber ich meine, daß als Definitionsrahmen diese wenigen Punkte schon sehr gut weiter helfen. Ich vermute auch, daß einem Mussolini Rassenwahn bis zum geplanten Massenmord abging. Wollte man also nur die Gesamtheit Ihrer Zuschreibungen als Definition des Faschismus gelten lassen, dann käme vermutlich nur ein einziger Zweig davon zum Zuge.

Deshalb war ich ganz glücklich, diesen Erklärungsversuch gefunden zu haben.

Vor allem müssen Sie sehen, was wir hier mit den vielen Nebenthemen angerichtet haben. Ich habe Schwierigkeiten, daraus ein schlüssiges Bild des Begriffs Faschismus dar zu stellen. Das wäre aber das Ziel gemäß Überschrift.
odiug

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

Thema italienischer Faschismus und Architektur: https://www.welt.de/img/kultur/mobile10 ... i-Foto.jpg
Das hat schon fast Züge zum Surrealismus eines Giorgio de Chirico
https://d7hftxdivxxvm.cloudfront.net/?r ... Flarge.jpg
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von gallerie »

odiug hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:27)

Das ist so nicht ganz korrekt.
Der Futurismus sah sich eigentlich als faschistische Staatskunst.
Es gab auch in Deutschland Bestrebungen den deutschen Expressionismus als Staatskunst zu etablieren.
Aber Hitler war halt ein Banause und bevorzugte röhrende Hirsche über Sempels Sofa.
...es gab das legendäre Bauhaus, weitab von Expressionismus, eine völlig neue Darstellung der der Kunst.
Und die widersprach der NS Devise pompös sich darzustellen.
Form follow function war die Strategie, demnach sollte sich jeder Form der Gestaltung der Funktion unterordnen.
Das war Hitler zu tiefste suspekt. Er wollte das glorifizierende darstellen und keine funktionierende Wirklichkeit.
Deshalb auch das AUS für Bauhaus 1933.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:23)

....falls du Zeit und Lust hast, einfach mal lesen...

Der Militärrat, der 2014 durch einen Staatsstreich an die Macht kam, hat seine Befugnisse weiter ausgeweitet. Dies hat auch 2018 ernsthafte Einschränkungen in Bezug auf die Meinungsäusserungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit zur Folge. Andersdenkende werden schikaniert und willkürlich verhaftet. Im April trat eine neue Verfassung in Kraft, die von einem vom Militär ernannten Gremium entworfen und im August 2016 in einem nationalen Referendum angenommen worden war. Der Militärrat bleibt weiterhin im Amt. Zwischen Anhängern der Regierung und der Opposition kommt es immer wieder zu schwerer Gewalt. Die Sicherheitskräfte gingen mehrfach und ungeahndet mit exzessiver Gewalt gegen Verdächtige vor. In Thailand bestehen zudem weitere starke politische Spannungen. Besorgniserregend ist die bewaffnete Gewalt in den südlichen Provinzen, wo muslimische Separatisten für Autonomie kämpfen.
In Thailand wird weiterhin die Todesstrafe praktiziert. Folter und Misshandlungen durch die Polizei und Streitkräfte kommen regelmässig vor. Straflosigkeit bleibt in ganz Thailand ein Problem. Es wurde über Fälle von Verschwindenlassen berichtet. Menschenhandel, Kinderarbeit und sexuelle Ausbeutung sind in Thailand weit verbreitet. Es gibt in Thailand kein gesetzlich verankertes Recht auf Asyl, wodurch Asylsuchende stark der Gefahr von Menschenrechtsverstössen ausgesetzt sind. Asylsuchende werden regelmässig in überfüllten Hafteinrichtungen untergebracht und sie werden von Menschenhandel nur ungenügend geschützt. Ein weiteres Menschenrechtsproblem ist der ungenügende Schutz für verletzliche Gruppen wie Frauen, Kinder und Behinderte sowie für Angehörige von indigenen Bergvölkern oder Minderheiten.
Ja, paßt doch! Was in der Thai-Beschreibung fehlt, das ist die Verherrlichung des Militärischen, die meinem Bezugsbeitrag zufolge ein Merkmal des Faschismus sein soll. Dafür passen vielleicht etliche andere Merkmale, die hier als unbedingter Bestandteil einer faschistischen Herrschaft genannt wurden:

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4622286

Es gibt also durchaus auch Orientierung in diesem Strang; aber man muß ein wenig danach suchen.

Nachtrag: Mir fällt noch auf, daß die Rolle des Königs der des japanische Kaisers vor dem 2. Weltkrieg sehr ähnlich ist. Auch dort befand sich die eigentliche Staatsgewalt in den Händen des Militärs... und leider eben auch der Herrschaftswille über sämtliche Nachbarn. Gibt es den in Thailand auch? In meiner aktiven Zeit war Malaysia eine Art Feind, und wohl auch Myanmar/Burma. Aber so richtig gekracht hat es damals dort nicht.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von gallerie »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:42)

Ja, paßt doch! Was in der Thai-Beschreibung fehlt, das ist die Verherrlichung des Militärischen, die meinem Bezugsbeitrag zufolge ein Merkmal des Faschismus sein soll. Dafür passen vielleicht etliche andere Merkmale, die hier als unbedingter Bestandteil einer faschistischen Herrschaft genannt wurden:



Es gibt also durchaus auch Orientierung in diesem Strang; aber man muß ein wenig danach suchen.
...die dir fehlende Verherrlichung des Militärs wird durch Propaganda Medien in allen Sendern täglich verkündet.
Zudem wird jede Äußerung die du als Thai oder Expat gegen das Königshaus und des Militärs äußerst als
Verrat gegen das Volk geahndet.
odiug

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:39)

...es gab das legendäre Bauhaus, weitab von Expressionismus, eine völlig neue Darstellung der der Kunst.
Und die widersprach der NS Devise pompös sich darzustellen.
Form follow function war die Strategie, demnach sollte sich jeder Form der Gestaltung der Funktion unterordnen.
Das war Hitler zu tiefste suspekt. Er wollte das glorifizierende darstellen und keine funktionierende Wirklichkeit.
Deshalb auch das AUS für Bauhaus 1933.
Das Bauhaus widersprach dem Kunstverständnis eines Adolf Schinkelgrubers vor allem in seinem internationalen Anspruch.
Interessant hingegen ist, dass der Nationalsozialismus wie keine andere politische Ideologie alle Gesellschaftsbereiche auch mit seiner Ästhetik durchdrang.
Das reichte von Uniformen über Plakate, Architektur, Filme bis hin zur Gestaltung von Alltagsgegenständen wie Aschenbecher.
Das ist eigentlich ein Konzept des Bauhaus und vorher der Wiener Sezession, nur halt völlig pervertiert.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:51)

...die dir fehlende Verherrlichung des Militärs wird durch Propaganda Medien in allen Sendern täglich verkündet.
Zudem wird jede Äußerung die du als Thai oder Expat gegen das Königshaus und des Militärs äußerst als
Verrat gegen das Volk geahndet.
Ich bin fast davon überzeugt, daß in Thailand die Reinform des Faschismus verwirklicht wurde... siehe auch meinen Nachtrag mit der Rolle des Königs und des japanischen Tennos vor dem 2. Weltkrieg oder Mussolinis Verhältnis zum italienischen Königshaus oder Francos Verhältnis zum spanischen Königshaus. Letzterem möchte ich aber keinen erhöhten Eroberungswillen unterstellen, oder einen Rassenwahn.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Europa2050 »

gallerie hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:51)

...die dir fehlende Verherrlichung des Militärs wird durch Propaganda Medien in allen Sendern täglich verkündet.
Zudem wird jede Äußerung die du als Thai oder Expat gegen das Königshaus und des Militärs äußerst als
Verrat gegen das Volk geahndet.
Das sind schon mal starke Zeichen.

Was noch fehlt:

Wird dem Volk den eingeredet, dass böse dunkle Mächte eine Verschwörung gegen das thailändische Volk planen und nur ein Führer (Retter, Erlöser, gerne auch Wiederkehrer einer historisch bedeutenden Figur) das Volk retten kann?
Dann wären wir - nachdem von Dir geschilderten (Militarisierung der Gesellschaft, Opposition als Verrat gegen das Volk, Rassismus) wirklich bei Faschimus live.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

Europa2050 hat geschrieben:(09 Dec 2019, 20:45)

Das sind schon mal starke Zeichen.

Was noch fehlt:

Wird dem Volk den eingeredet, dass böse dunkle Mächte eine Verschwörung gegen das thailändische Volk planen und nur ein Führer (Retter, Erlöser, gerne auch Wiederkehrer einer historisch bedeutenden Figur) das Volk retten kann?
Dann wären wir - nachdem von Dir geschilderten (Militarisierung der Gesellschaft, Opposition als Verrat gegen das Volk, Rassismus) wirklich bei Faschimus live.
Ich vermute, daß "der Führer" in den beiden Personen König und Oberkommandierender wirkt. Die eigentliche Macht liegt beim Oberkommandierenden, der aber alle seine Handlungen mit dem Schutz des Königs und der göttlichen Ordnung der thailändischen Gesellschaft vor gefährlichen Parteien begründet. Die Ähnlichkeit der Mussolini-Herrschaft oder der Herrschaft des japanischen Generalstabs vor dem 2. Weltkrieg oder der Herrschaft Francos springt mich geradezu an. Bin ich da wirklich auf dem Holzwege?
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Europa2050 »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 21:27)

Ich vermute, daß "der Führer" in den beiden Personen König und Oberkommandierender wirkt. Die eigentliche Macht liegt beim Oberkommandierenden, der aber alle seine Handlungen mit dem Schutz des Königs und der göttlichen Ordnung der thailändischen Gesellschaft vor gefährlichen Parteien begründet. Die Ähnlichkeit der Mussolini-Herrschaft oder der Herrschaft des japanischen Generalstabs vor dem 2. Weltkrieg oder der Herrschaft Francos springt mich geradezu an. Bin ich da wirklich auf dem Holzwege?
Nein, bist Du nicht, natürlich gibt es auch beim Faschismus (wie auch den anderen *.ismen) kein on/off sondern ein mehr und weniger.

Wobei der deutsche Nationalsozialismus schon dem 100% nahekam - Nahezu göttliche Verehrung eines Führers + Massenpsychose, Opfer einer (jüdisch-bolschewistischen) Weltverschwörung zu sein + Miltarisierung der Gesellschaft + Raubmordkrieg + Shoa + Unterordnung jedes Einzelnen unter die Anfirderungen von Führer und Volk - mehr Deckung mit den faschistischen Narrativen geht kaum mehr.

Aber wo Faschismus losgeht, ist dann wohl eher Bewertung. Hardcoreliberale wie ich oder Linke wie @Selina werden die Schwelle wohl deutlich niedriger ansetzen, als AfD-Anhänger oder gar Betreiber einer Rechtsaussenpolitik.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Selina »

H2O hat geschrieben:(09 Dec 2019, 19:32)

Ihr Einwand ist sicher berechtigt. Aber ich meine, daß als Definitionsrahmen diese wenigen Punkte schon sehr gut weiter helfen. Ich vermute auch, daß einem Mussolini Rassenwahn bis zum geplanten Massenmord abging. Wollte man also nur die Gesamtheit Ihrer Zuschreibungen als Definition des Faschismus gelten lassen, dann käme vermutlich nur ein einziger Zweig davon zum Zuge.

Deshalb war ich ganz glücklich, diesen Erklärungsversuch gefunden zu haben.

Vor allem müssen Sie sehen, was wir hier mit den vielen Nebenthemen angerichtet haben. Ich habe Schwierigkeiten, daraus ein schlüssiges Bild des Begriffs Faschismus dar zu stellen. Das wäre aber das Ziel gemäß Überschrift.
Ich verstehe Sie sehr gut. Das ist kein leichtes Thema. Zumal viele den Nationalsozialismus gar nicht für eine Form von Faschismus halten. Ich schon. Ich halte ihn sogar für eine besonders zugespitzte und extrem brutale Form des Faschismus. Jegliches Wiederaufleben faschistoider Tendenzen stellt daher eine große Gefahr für die Demokratie dar. Hab ich ja an mehreren Stellen schon ausführlich beschrieben.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(10 Dec 2019, 11:30)

Zumal viele den Nationalsozialismus gar nicht für eine Form von Faschismus halten.
Hat hier jemand so etwas behauptet? Wer denn? Oder falls extern, haben Sie mal ein Beispiel?
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

Selina hat geschrieben:(10 Dec 2019, 11:30)

Ich verstehe Sie sehr gut. Das ist kein leichtes Thema. Zumal viele den Nationalsozialismus gar nicht für eine Form von Faschismus halten. Ich schon. Ich halte ihn sogar für eine besonders zugespitzte und extrem brutale Form des Faschismus. Jegliches Wiederaufleben faschistoider Tendenzen stellt daher eine große Gefahr für die Demokratie dar. Hab ich ja an mehreren Stellen schon ausführlich beschrieben.
Man muß sehen, daß mit einem General Videla, einem General Pinochet oder eben dem General des Thai-Königs auch gar nicht gut Kirschen essen war / ist.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Europa2050 »

H2O hat geschrieben:(10 Dec 2019, 11:40)

Man muß sehen, daß mit einem General Videla, einem General Pinochet oder eben dem General des Thai-Königs auch gar nicht gut Kirschen essen war / ist.
Ja, wobei „nicht gut Kirschen essen“ (welch Euphemismus!) kein Alleinstellungsmerkmal von Faschismus ist.

Jeder ordentliche Militärdiktator, jeder absolutistische Monarch, Gottesstaatsauserwählter oder auch kommunistische (z.B. Stalin, Mao) wie gewöhnliche Autokraten wie zum Beispiel Lukašenka fallen unterschiedlich weit in diese Kiste.

Das wesentliche ist schon das zugrundeliegende ideologische Konzept.

Historisch auch immer so ein Merkmal: Hat das System den natürlichen oder gewaltsamen Tod des „Führers“ überstanden? Wenn nein, ist das auch so ein Indiz für ein faschistisches System.

Wobei das dem Namen nach „urfaschistische“ Italien es ja 1943 geschafft hat, den „Duce“ aus eigener Kraft abzusetzen. Also alles stets nicht ganz eindeutig...
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von conscience »

Wie rechtsextremen ist die AfD ?
Rechtsextremismus und AfD — AfD als Matrjoschka-Puppe
Es wird darum gerungen, wie man das rechte Projekt um die AfD charakterisieren soll – etwa konservativ, populistisch oder rechtsextrem. What’s right?
Quelle: taz, klick

"Spuren von Rechtsextremismus" meint die TAZ
Einen Schritt weiter gehen diejenigen, die die AfD unter dem Label „Rechtsextremismus“ einsortieren, wie es etwa der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn schon länger tut.
Sowohl den meisten wissenschaftlichen Definitionen als auch dem in der Öffentlichkeit verbreiteten Verständnis zufolge sollte von Rechtsextremismus gesprochen werden, wenn sich zusätzlich zu den Merkmalen von Rechtsradikalismus auch eine Ablehnung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, eine Verherrlichung des Nationalsozialismus, eine Bereitschaft zur Gewaltanwendung, eine Nähe zum organisierten Rechtsextremismus oder eine offene Artikulation von Rassismus und Antisemitismus aufzeigen lässt.
Ähnliches gilt für die Begriffe (Neo-)Faschismus und (Neo-)Nazismus. Gegen eine Kategorisierung der ganzen AfD als rechtsextreme, neofaschistische oder neonazistische Partei spricht, dass sich entsprechende Positionen in den offiziellen programmatischen Dokumenten der Gesamtpartei nur in Spuren finden. Dasselbe gilt auch für die regelmäßig geleakten internen Papiere und Korrespondenzen des Vorstands.
Ein Vergleich mit Dokumenten der NPD zeigt bei der AfD ein Bekenntnis zu den demokratischen Institutionen, das deutlich über das zur taktischen Täuschung der wehrhaften Demokratie notwendige Minimum hinausgeht.
Quelle: ebenda.
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Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von H2O »

Jetzt wird es aber etwas schwierig. Vergleichen wir eine "weitestgehend gescheiterte NPD, die ihren Unfug auch noch im schriftlichen Programm aufschrieb, mit einer in dem Punkt viel klügeren AfD, von der nun aber haarsträubende öffentliche Äußerungen führender Mitglieder bekannt sind? Ich vermute, daß die AfD vom Scheitern ihrer politischen Vorgänger gelernt hat, und daß sie sich deshalb in der Papierform geschickter verhält.
Stoner

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

H2O hat geschrieben:(10 Dec 2019, 23:03)

Jetzt wird es aber etwas schwierig. Vergleichen wir eine "weitestgehend gescheiterte NPD, die ihren Unfug auch noch im schriftlichen Programm aufschrieb, mit einer in dem Punkt viel klügeren AfD, von der nun aber haarsträubende öffentliche Äußerungen führender Mitglieder bekannt sind? Ich vermute, daß die AfD vom Scheitern ihrer politischen Vorgänger gelernt hat, und daß sie sich deshalb in der Papierform geschickter verhält.
Faschismus hat in der klassischen Variante in Deutschland keine Massenbasis, man gewinnt damit keine Wahlen. Ressentiments - ein wesentliches Merkmal von Protestwählern - sind heutzutage nur sehr begrenzt anschlussfähig an die Kernmerkmale faschistischer Ideologie, wie sie hier dargestellt wurden.
odiug

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von odiug »

Bartleby hat geschrieben:(11 Dec 2019, 09:05)

Faschismus hat in der klassischen Variante in Deutschland keine Massenbasis, man gewinnt damit keine Wahlen. Ressentiments - ein wesentliches Merkmal von Protestwählern - sind heutzutage nur sehr begrenzt anschlussfähig an die Kernmerkmale faschistischer Ideologie, wie sie hier dargestellt wurden.
Das denke ich nicht.
Der Faschismus, der sich offen zu seinen historischen Vorbildern bekennt, ist nur sehr "unpopulär" ... er hat ein Imageproblem.
Faschistische Ideen jedoch, die man kaschieren kann, deren historisches Vorbild sich verschleiern lässt, die tauchen überall auf.
Stoner

Re: Was ist Faschismus?

Beitrag von Stoner »

odiug hat geschrieben:(11 Dec 2019, 09:43)

Das denke ich nicht.
Der Faschismus, der sich offen zu seinen historischen Vorbildern bekennt, ist nur sehr "unpopulär" ... er hat ein Imageproblem.
Faschistische Ideen jedoch, die man kaschieren kann, deren historisches Vorbild sich verschleiern lässt, die tauchen überall auf.
Es lässt sich, was auch ein beliebtes Spiel ist, immer behaupten, irgendein Etwas sei in Wahrheit nur ein kaschiertes anderes Etwas. Das ist ja das Elend der ganzen Auseinandersetzungen, dass so viele außerstande sind, Faschismus überhaupt zu definieren, aber natürlich ganz genau wissen, dass etwas Aktuelles faschistisch ist. Da hat "faschistisch" keine historische Funktion im Vorwurf, sondern eine funktionale der Diffamierung des Gegners bei maximaler Eigenentlastung von Argumenten.
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