Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Moderator: Moderatoren Forum 7

Benutzeravatar
Kloß mit Soß
Beiträge: 251
Registriert: Sa 13. Jun 2020, 18:44

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von Kloß mit Soß »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 18:02)

Es ist ein naheliegendes Beispiel, wenn man die Grenzen der Theorie anschaut. Umgekehrt: Ist Frankreich so kohärent von DOM-TOM bis Ile de France wie Deutschland und Österreich?
Kolonialgebiete in Übersee im Rahmen europäischer Kukturfragen?

Es geht nicht um kulturelle Homogenität im Land, sondern darum, dass europäischen Nationen keine Reißbretterfindung sind, sondern historisch gewachsene Kulturräume. Die kann man nicht einfach eindampfen und wenn mans tut, zerstört man damit die Basis, aus der die EU erwachsen ist, nämlich seine selbstbestimmten Völker und ihre Vereinigung aus freiem Willen.

Ich geb dir ein Beispiel, das im Kontext des ersten Posts funktioniert: Frankreich und Deutschland schaffen Raum für multikulturelle Gesellschaftsutopien, die von u.a. Visegrad nicht akzeptiert werden. In Ungarn ist man derzeit durchaus der Meinung, dass man von der eigenen Identität weg EU-isiert werden soll.
KOH 12:5
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von imp »

Kloß mit Soß hat geschrieben:(13 Jul 2020, 20:11)

Kolonialgebiete in Übersee im Rahmen europäischer Kukturfragen?
Wir reden von einem politischen Europa, nicht von einer Abgrenzung von Erdfalten. Was du bezeichnest, waren vielleicht einmal Kolonien, aber heute geht es da um wahlberechtigte Franzosen auf französischem Boden. Wenn es eine Bestrebung gäbe, die kulturellen Eigenheiten Frankreichs zugunsten einer künstlich geschaffenen (wer schafft die) EU-Einheitskultur zurückzudrängen, müsste man dies benennen können. Ich kenne solche Bestrebungen nicht. Wenn man also gegen sie argumentiert, gegen was geht es da?

Welche "Gesellschaftsutopie" gibt es in Deutschland und Frankreich gemeinsam, aber nicht in Isengard?
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von H2O »

Tatsächlich könnte es sein, daß die 6 Gründungsstaaten der EU eine gesellschaftliche Entwicklung hin zu einer Gesamtgesellschaft vor Augen hatten, in der sie als Staat eben doch einen gemeinsamen Überbau für möglich hielten. Das Ziel gleicher Lebenschancen in Europa paßte auch besser auf diese Vorhut der 6 Gründungsmitglieder. Da wäre womöglich ein Kerneuropa der 6 sinnvoller, um dieses Ziel erreichen zu können. Dem könnten sich künftig Partner anschließen, die es zu einigem Wohlstand gebracht haben. Es war vielleicht wirklich keine gute Idee, in der EU so unterschiedlich leistungsfähige Partner zusammen zu führen. Ein Ring assoziierter Staaten um die EU herum hätte es doch auch getan... mit dem krönenden Höhepunkt der Beitrittsreife. Offenbar wird im Augenblick die EU-Mitgliedschaft eher als Mittel der Erpressung mit Geldzuflüssen betrachtet als als gemeinsamer Gesellschaftsraum der Zukunft. Dann sollte man allerdings dieses Spiel abpfeifen. Klein, aber mein!
Benutzeravatar
Kloß mit Soß
Beiträge: 251
Registriert: Sa 13. Jun 2020, 18:44

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von Kloß mit Soß »

H2O hat geschrieben:(13 Jul 2020, 20:50)

Tatsächlich könnte es sein, daß die 6 Gründungsstaaten der EU eine gesellschaftliche Entwicklung hin zu einer Gesamtgesellschaft vor Augen hatten, in der sie als Staat eben doch einen gemeinsamen Überbau für möglich hielten. Das Ziel gleicher Lebenschancen in Europa paßte auch besser auf diese Vorhut der 6 Gründungsmitglieder. Da wäre womöglich ein Kerneuropa der 6 sinnvoller, um dieses Ziel erreichen zu können. Dem könnten sich künftig Partner anschließen, die es zu einigem Wohlstand gebracht haben. Es war vielleicht wirklich keine gute Idee, in der EU so unterschiedlich leistungsfähige Partner zusammen zu führen. Ein Ring assoziierter Staaten um die EU herum hätte es doch auch getan... mit dem krönenden Höhepunkt der Beitrittsreife. Offenbar wird im Augenblick die EU-Mitgliedschaft eher als Mittel der Erpressung mit Geldzuflüssen betrachtet als als gemeinsamer Gesellschaftsraum der Zukunft. Dann sollte man allerdings dieses Spiel abpfeifen. Klein, aber mein!
Es dürfte sich als schwierig gestalten, die Skandinavier, die Visegrad-Staaten, die iberische Halbinsel und unsere Kollegen in Österreich aus dem Team zu werfen ohne danach ein halbes Jahrhundert vergiftete Stimmung auf dem Kontinent zu haben. Europa muss zusammenhalten und aus sich heraus agieren können, ohne auf die USA, Russland oder China zu warten. Allerdings stimme ich zu, dass die Handlungsspielräume der Empfängerländer reduziert werden sollten. Es kann nicht sein, dass einzelne Länder bei Maßnahmen gegen chinesische Einflussnahme in Europa blockieren oder auf dem Rücken der anderen Mitglieder ihrer Unfähigkeit einen gesunden Staatshaushaltaufzustellen frönen. Im Gegensatz dazu muss auch von den großen Nationen klargestellt werden, dass die von vielen europäischen Staaten mehr als alles andere gefürchtete Massenansiedlung von Nicht-Europäern im Schengenraum mit allen Mitteln verhindert wird.
KOH 12:5
Benutzeravatar
Kloß mit Soß
Beiträge: 251
Registriert: Sa 13. Jun 2020, 18:44

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von Kloß mit Soß »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 20:18)
Welche "Gesellschaftsutopie" gibt es in Deutschland und Frankreich gemeinsam, aber nicht in Visengrad?
Die eines Europas als kulturellen Schmelztiegels unter Einbezug von Nicht-Europäern.
KOH 12:5
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von H2O »

Sie sollten aber schon klarstellen, daß die massenhafte Ansiedlung von Nicht-Europäern keineswegs ein Staatsziel der Europäer ist, sondern eine Folge der Verträge mit den Vereinten Nationen, was Asylrecht und Seenotrettung betrifft. Die Abkehr von diesen Grundsätzen kann niemand versprechen... es sei denn, er kündigt den Vereinten Nationen die Gefolgschaft auf. In dem Zusammenhang ist es eben eine Treulosigkeit vieler Partner, einige wenige damit allein zu lassen.
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von imp »

Kloß mit Soß hat geschrieben:(13 Jul 2020, 21:53)

Die eines Europas als kulturellen Schmelztiegels unter Einbezug von Nicht-Europäern.
Das ist für mich nicht sehr anschaulich. Im Kleinen war etwa Deutschland immer so ein Begegnungsraum aller möglichen Wanderung und kultureller Beeinflussung. Frankreich mit seiner kolonialen Geschichte sowieso. Von einer Utopie kann man da nicht sprechen - das ist Realität und bisweilen auch anstrengend. Etwa 15% der Bewohner Deutschelands sind im Ausland geboren. Das ist ungefähr der Wert von USA. Liechtenstein bringt es deutlich über die Hälfte, aber das können wir vielleicht vernachlässigen. Luxemburg liegt knapp unter der Hälfte. Bei Österreich sind es vielleicht 17 Prozent, in Schweden auch. Frankreich bringt es "nur" auf etwa 12%, Ungarn auf 6. Nur nach Polen, da will wirklich kaum wer hin. Nicht mal Theo will heute nach Lodz, obwohl es da sicher auch nicht schlecht ist. Die Einwandereranteile der Länder sind nur bedingt geeignet, eine politische Stimmung für oder gegen die Integration zu begründen.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von H2O »

Kloß mit Soß hat geschrieben:(13 Jul 2020, 21:53)

Die eines Europas als kulturellen Schmelztiegels unter Einbezug von Nicht-Europäern.
Der "Schmelztiegel" ist nirgendwo Staatsziel. Vielmehr geht es darum, bei uns in Europa durch Flucht und Vertreibung gestrandete Menschen in unsere Gesellschaften ein zu binden. Ich sehe dieses Bemühen als einen mitmenschlichen Umgang mit notleidenden Menschen an, den ich in dieser Form für unentbehrlich halte. Dann lieber eine kleinere Gemeinschaft mit übereinstimmenden mitmenschlichen Werten!
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21304
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von Vongole »

Kloß mit Soß hat geschrieben:(13 Jul 2020, 21:53)

Die eines Europas als kulturellen Schmelztiegels unter Einbezug von Nicht-Europäern.
Wo hast du die letzten Jahrzehnte gelebt?
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(13 Jul 2020, 22:06)

Der "Schmelztiegel" ist nirgendwo Staatsziel. Vielmehr geht es darum, bei uns in Europa durch Flucht und Vertreibung gestrandete Menschen in unsere Gesellschaften ein zu binden. Ich sehe dieses Bemühen als einen mitmenschlichen Umgang mit notleidenden Menschen an, den ich in dieser Form für unentbehrlich halte. Dann lieber eine kleinere Gemeinschaft mit übereinstimmenden mitmenschlichen Werten!
Neben dem wichtigen Aspekt Flucht & Vertreibung ist aber die Aufnahme von Fachkräften aus aller Welt, zb aus Afrika oder Südosteuropa, ganz normal akzeptiert. Dass dann über die Zeit ganz verschiedene Menschen mit verschiedener Herkunft Unionsbürger werden und dass auch Franzosen nach Deutschland, Deutsche nach Polen, Österreicher nach Italien usw umziehen und Teil des Landes werden, das ist vielleicht nicht Staatsziel, aber als Möglichkeit durchaus vorgesehen.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von H2O »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 22:22)

Neben dem wichtigen Aspekt Flucht & Vertreibung ist aber die Aufnahme von Fachkräften aus aller Welt, zb aus Afrika oder Südosteuropa, ganz normal akzeptiert. Dass dann über die Zeit ganz verschiedene Menschen mit verschiedener Herkunft Unionsbürger werden und dass auch Franzosen nach Deutschland, Deutsche nach Polen, Österreicher nach Italien usw umziehen und Teil des Landes werden, das ist vielleicht nicht Staatsziel, aber als Möglichkeit durchaus vorgesehen.
Ja klar, ein wichtiges Ziel einer fortschrittlichen Gesellschaft bleibt der erfolgreiche Kampf um die besten Köpfe weltweit. Auf dem Gebiet ist Deutschland gegenüber Ländern mit Weltsprachen (Englisch, Französisch, Spanisch) leider im Nachteil. Dafür leben wir mittendrin in Europa mit vergleichsweise guten Lebensbedingungen für gut ausgebildete Fachkräfte. Einen weiteren Vorteil haben wir durch unsere sehr geringen Studienkosten, die auch sehr viele Menschen aus aller Welt dazu bringen, ihre Ausbildung in Deutschland ab zu schließen. Da kann man sicher die besten Köpfe leichter für unser Land gewinnen... und Sprachprobleme sollte es auch kaum dabei geben! Insgesamt also doch keine schlechten Aussichten für unser Land, in diesem Wettbewerb sehr erfolgreich zu bestehen!

Für mich sind diese Menschen ein Unterpfand unseres künftigen Wohlstands und der Stellung Deutschlands in der Welt! Vergessen wir nicht, daß seit etwa 1975 in Deutschland 20% mehr Mitbürger sterben als nachgeboren werden... gerade ist mir die jährliche Sterbezahl 900.000 zur Zahl der Lebendgeburten 700.000 aus dem DLF in Erinnerung. Bisher hält unser Land seine Wohnbevölkerung bei 83 Mio... die vorhergesagte Schrumpfung auf 65 Mio in 2050 ist nicht in Sicht. Und unser Wohlstand ist dennoch immer weiter gewachsen, trotz oder gerade wegen der Zuwanderung.
Meruem
Beiträge: 6478
Registriert: Mo 1. Jun 2020, 16:46

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von Meruem »

imp hat geschrieben:(13 Jul 2020, 22:22)

Neben dem wichtigen Aspekt Flucht & Vertreibung ist aber die Aufnahme von Fachkräften aus aller Welt, zb aus Afrika oder Südosteuropa, ganz normal akzeptiert. Dass dann über die Zeit ganz verschiedene Menschen mit verschiedener Herkunft Unionsbürger werden und dass auch Franzosen nach Deutschland, Deutsche nach Polen, Österreicher nach Italien usw umziehen und Teil des Landes werden, das ist vielleicht nicht Staatsziel, aber als Möglichkeit durchaus vorgesehen.
Naja die "Aufnahme" von qualifizierten wird überall gerne gesehen, die Aufnahme von Geflüchteten durch Kriege oder Armut usw damit tut sich die Stasten aber schwer und warum? man bewertet Menschenleben einzig aus dem ökonomischen Kosten- Nutzen Kalkül heraus ( Stichwort Punktesystem was dieses Mentalität gut widerspiegelt wie ich finde) ethisch gesehen, ist so eine Denkweise die Menschen als ökonomisch Verfügungsmasse betrachtet , höchst problematisch.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von H2O »

Meruem hat geschrieben:(13 Jul 2020, 22:57)

Naja die "Aufnahme" von qualifizierten wird überall gerne gesehen, die Aufnahme von Geflüchteten durch Kriege oder Armut usw damit tut sich die Stasten aber schwer und warum? man bewertet Mrnschenleben aus dem ökonomischen Kosten- Nutzen Kalkül heraus ( Stichwort Punktesystem was dieses Mentalität gut widerspiegelt) ethisch gesehen natürlich so eine Denkweise die Menschen als ökonomisch Verfügumgsmasse betrachtet , höchst problematisch.
Erst einmal geht es um die Selbstbehauptung im internationalen Wettbewerb. Da wird niemand gut abschneiden, der sich mit Menschen belastet, die in diesem Wettbewerb keinen wertvollen Beitrag liefern. Es genügt im Wettbewerb um die irdischen Güter eben nicht, ein Mensch zu sein und diese Güter zu verbrauchen. Sie müssen zuvor erarbeitet werden mit Produkten, für die eine Nachfrage besteht.

Selbstbehauptung als höchst problematisch zu erkennen... ob der Wettbewerber von solchen Gewissensbissen gequält wird? Wohl kaum.

Wenn es also möglich ist, dann wähle ich die Menschen aus, die meinen (unseren gemeinsamen) internationalen Erfolg wahrscheinlicher machen. Gewissensbisse: Nein!
Benutzeravatar
Kloß mit Soß
Beiträge: 251
Registriert: Sa 13. Jun 2020, 18:44

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von Kloß mit Soß »

Vongole hat geschrieben:(13 Jul 2020, 22:13)
Wo hast du die letzten Jahrzehnte gelebt?
In drei verschiedenen Bundesländern zwischen Land, Kleinstadt und Metropole.
KOH 12:5
Benutzeravatar
Kloß mit Soß
Beiträge: 251
Registriert: Sa 13. Jun 2020, 18:44

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von Kloß mit Soß »

Meruem hat geschrieben:(13 Jul 2020, 22:57)

Naja die "Aufnahme" von qualifizierten wird überall gerne gesehen, die Aufnahme von Geflüchteten durch Kriege oder Armut usw damit tut sich die Stasten aber schwer und warum? man bewertet Menschenleben einzig aus dem ökonomischen Kosten- Nutzen Kalkül heraus ( Stichwort Punktesystem was dieses Mentalität gut widerspiegelt wie ich finde) ethisch gesehen, ist so eine Denkweise die Menschen als ökonomisch Verfügungsmasse betrachtet , höchst problematisch.
Das eigentliche Problem war die Vermischung von den beiden Feldern. Wirtschafsmigrant und Asylbewerber waren zeitweilig fast Synonym, spätestens nachdem klar war, wie schwierig Abschiebungen in die Herkunftsländer werden.

Da sind dann so Figuren wie der Zetsche vorgeprescht und haben verlautbaren lassen, dass Flüchtlinge jung und motiviert sind und sie genau diese Leute suchen bei Daimler. Ein Jahr später gabs genau 0 Flüchtlinge bei Daimler. Weil das von der Presse zerrissen wurde, haben sie mittlerweile 50 Ausbildungsplätze für Flüchtlinge, von denen weit über die Hälfte mangels qualifizierten Bewerbern nicht bestückt werden können.

Was so Leute wie der Zetsche, die offentsichtlich die Motivation haben sich und ihren Konzern weltoffen zu präsentieren, nicht verstehen, ist dass solche Aussagen international wahrgenommen werden und zusätzliche Pull-Faktoren erschaffen.
KOH 12:5
Benutzeravatar
unity in diversity
Beiträge: 10327
Registriert: So 21. Dez 2014, 09:18
user title: Links oben, unten rechts
Wohnort: Deutschland drunter & drüber

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von unity in diversity »

Mit vereinten Nationen, die sich zu Blöcken und vereinzelten Nationen machen, kann man keine grenzenlose Welt gewinnen.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von H2O »

unity in diversity hat geschrieben:(16 Jul 2020, 04:31)

Mit vereinten Nationen, die sich zu Blöcken und vereinzelten Nationen machen, kann man keine grenzenlose Welt gewinnen.
Nehmen Sie die bestehende EU mit ihren vielen Unvollkommenheiten. Aber sie ist grenzenlos, trotz Visegrad-Gruppe und Euro-Gruppe. Das Entscheidende dabei ist ein freiheitlich demokratisches Rechtsstaatssystem. Ansonsten funktioniert auch bei nahezu unüberwindlichen Grenzen erwiesenermaßen die wirtschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil. Man muß ja nicht gleich Kriege gegeneinander führen!
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

Kloß mit Soß hat geschrieben:(14 Jul 2020, 12:47)

Das eigentliche Problem war die Vermischung von den beiden Feldern. Wirtschafsmigrant und Asylbewerber waren zeitweilig fast Synonym, spätestens nachdem klar war, wie schwierig Abschiebungen in die Herkunftsländer werden.
Neben den Wirtschaftsmigranten und Asylbewerbern gibts - was speziell den Nahen Osten anbetrifft - auch noch den arabischen Geldonkel. Mit dem hat überhaupt niemand ein Problem. Die großen arabischen Staatsfonds sind bei Siemens, VW & Co. gern gesehene Investoren und Mitbeteiliger. Egal, was die entsprechenden Regierungen und der dortige Geldadel dort politisch so treibt. Der Hass der Migrationskritiker richtet sich in der Regel gegen mittellose Familien, die vor Krieg und/oder Elend flüchten.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Kloß mit Soß
Beiträge: 251
Registriert: Sa 13. Jun 2020, 18:44

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von Kloß mit Soß »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jul 2020, 11:09)

Neben den Wirtschaftsmigranten und Asylbewerbern gibts - was speziell den Nahen Osten anbetrifft - auch noch den arabischen Geldonkel. Mit dem hat überhaupt niemand ein Problem. Die großen arabischen Staatsfonds sind bei Siemens, VW & Co. gern gesehene Investoren und Mitbeteiliger. Egal, was die entsprechenden Regierungen und der dortige Geldadel dort politisch so treibt. Der Hass der Migrationskritiker richtet sich in der Regel gegen mittellose Familien, die vor Krieg und/oder Elend flüchten.
Migrationskritik als Hass pauschalisieren ist doch sehr 2013. Der Standpunkt, dass es Probleme gibt, wenn viele Familien mittellos hierher kommen und alimentiert werden müssen ist berechtigt, diese Haltung auf niedere Beweggründe zurückzuführen ist falsch, unüberlegt und gefährlich.
KOH 12:5
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

Kloß mit Soß hat geschrieben:(17 Jul 2020, 16:57)

Migrationskritik als Hass pauschalisieren ist doch sehr 2013. Der Standpunkt, dass es Probleme gibt, wenn viele Familien mittellos hierher kommen und alimentiert werden müssen ist berechtigt, diese Haltung auf niedere Beweggründe zurückzuführen ist falsch, unüberlegt und gefährlich.
Das mag schon sein. Wenns MK wirklich einfach pauschal als "Hass" abqualifiziert wird. Auch wenn ich nicht gerade selten einen solchen voellig unreflektierten Hass auf MigrantInnen erleben musste. Mir gings vor allem um diesen Zwiespalt. Es ibt wirklich gute Gruende, finanzstarke Beteiliger gerade auch aus dem Nahen Osten kritisch zu sehen. Probleme sieht man aber nun ausgerechnet bei "mittellosen Familien". Was tun die mir denn? Glaubst Du wirklich, dass die es sind, die den sogenannten Sozialstaat an die Wand fahren? Hast du eine Vorstellung davon, was allein nur die Abu Dhabi Investment Authority mit knapp 900 Milliiarden Dollar Eigenkapital mit einem einzigen kurzen Handstreich hier in Deutschland auch in sozialer Hinsicht anrichten kann?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Eine Welt ohne Grenzen, der Nationalstaat am Ende?

Beitrag von H2O »

Glaubst Du wirklich, dass die es sind, die den sogenannten Sozialstaat an die Wand fahren? Hast du eine Vorstellung davon, was allein nur die Abu Dhabi Investment Authority mit knapp 900 Milliiarden Dollar Eigenkapital mit einem einzigen kurzen Handstreich hier in Deutschland auch in sozialer Hinsicht anrichten kann?
Inzwischen sind über 25% der seit 2015 hier ansässigen Flüchtlinge steuerzahlende Bürger geworden. (Bei den Herren der Schöpfung sind es sogar 50%) So nannte der DLF in seinen Kommentaren den Ausspruch der Kanzlerin "Wir schaffen das!" beim Namen. Meine Vermutung: In weiteren 5 Jahren reden wir darüber gar nicht mehr.

Aber auch vor der Geldmacht von Abu Dhabi sollten wir uns nicht fürchten. Dieses Land braucht zuverlässige Geldanlagen; da muß Abu Dhabi lange suchen, wenn das Land mit Geld Geld verdienen möchte. Kein Grund für uns, hier übermütig zu werden... aber Bangemachen gilt nicht!
Antworten