Eskalation am Golf?

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Cobra9
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Feb 2021, 13:02)

Ich nehme einfach ihre Quelle die sie verlinkt haben. Oder trauen sie der FAZ nicht über den Weg? Es geht um die schwachsinnige Ansicht von Trump und Pompeo dass sie sich auf den Snapback-Mechanismus des JCPOA berufen und damit UN-Sanktionen wieder einsetzen können, obwohl die USA im Jahr 2018 aus dem JCPOA ausgestiegen ist.

"Die UN-Sanktionen gegen das Land „bleiben beendet“, erklärte der kommissarische UN-Botschafter der Vereinigten Staaten, Richard Mills, Brief an die UNO.

Die Trump-Regierung hatte hingegen im August erklärt, die im Zuge des Atomabkommens mit Iran aufgehobenen UN-Sanktionen gegen Teheran seien „wieder in Kraft“ getreten. Die damalige amerikanische Regierung berief sich dabei auf einen sogenannten Snapback-Mechanismus. Dieser ermöglicht eine Wiedereinsetzung aller Sanktionen, wenn ein Unterzeichnerstaat des Abkommens feststellt, dass Iran gegen dessen Vorgaben verstößt." Ihre Quelle
Etwas ungenau die FAZ. Genau übersetzt war die Rede von zur Zeit. Ich habe das auch mehrfach erwähnt das Biden das Karroten - Stock Prinzip probiert.

Rechtlich waren die USA befugt den Snapback zu triggern. Das ihn niemand umsetzt ok.

Andere Sache. Was aber nur beweist die Un wird nutzlos ohne Reformen. Aber auch egal. Niemand nimmt Sie mehr ernst mit dem Verhalten der Veto Mächte.


Obwohl das mit dem Einschränken der Bewegung von Diplomaten eigentlich nur ging wegen Corona. Aber letztendlich werden wir sehen ob der Iran da mitspielen wird wie Biden will.

Bezweifle ich massiv. Aber wenn Biden sein langfristiges Ziel hinbekommen würde ein verbessertes Abkommen das nicht nur den Iran umfasst why not.

Wenn Biden den Iran langfristig von Atomwaffen ohne Gewalt abhalten kann begrüße ich das. Aber das ist noch alles andere als gesichert
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Cobra9
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Findulin hat geschrieben:(19 Feb 2021, 15:23)

Na also - die USA wollen zum Atomabkommen zurück, was der Iran grundsätzlich begrüßt und fordert.

https://www.n-tv.de/politik/Biden-sagt- ... 72539.html

Die Vernunft kehrt zurück.

Wenn der Iran sich vernünftig verhält und langfristig wie Biden will ok. Wenn nicht geht's eben weiter.

Die Sanktionen bleiben doch. Was der Iran nicht will


TEHRAN, Feb. 19 (Xinhua) -- Iran on Friday urged again the United States to "unconditionally and effectively" lift its sanctions against Iran, in response to the U.S. stated willingness to "attend a meeting of the P5+1 and Iran

http://www.xinhuanet.com/english/2021-0 ... 752987.htm

Was ist jetzt neu. Das die USA ein pare unbedeutende Schritte gemacht haben und der Iran auf alte Forderungen beharrt.... ?
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Platon
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Wenn man sich mal anschaut, was das US-Außenministerium da mitgeteilt hat ist erkennbar, dass sich USA und Iran darauf geeinigt haben, Gespräche zu führen, worüber genau man verhandeln will und das die EU als Vermittler auftritt. Es wurden die Rahmenbedingungen der Gespräche vereinbart.

Briefing with Senior State Department Officials on Diplomacy to Constrain Iran’s Nuclear Program
https://www.state.gov/briefing-with-sen ... r-program/

Die USA akzeptieren eine Einladung zu Gesprächen. Diese sollen dazu führen, dass USA und Iran beide sich wieder an das Atomabkommen halten. Das soll dann ein erster Schritt sein für weitere Gespräche über die Verlängerung des Deals und andere Themen wie das iranische Raketenprogramm und die Rolle Irans in der Region. Das soll aber offensichtlich stattfinden nachdem man sich auf eine Rückkehr in den Atomdeal geeinigt hat.
[...]So let me just say a few words about some of the things – the developments of the day. And from the outset, President Biden, even candidate Biden, has said that he is committed to resuming a American multilateral diplomatic role in trying to resolve the issues that we have with Iran, and that among those goals was going to be to see whether we could get to a situation where Iran is back in compliance with the JCPOA and the U.S. is back in compliance with the JCPOA, and use that as a platform to then negotiate a longer, stronger deal, and also to deal with some of the regional security concerns that we have and that our partners in the region have.[...]
Auf eine Frage hin legt der Mensch vom US-Außenministerium dann noch im Detail dar, wie man sich diese Verhandlungen vorstellt:
QUESTION: [...] Is there any indication from Tehran that they are willing to take any steps, including some of the issues that were raised by the E3 in their statement today, such as the processing of uranium fuel and metals, to get back into compliance before you resume or as you resume negotiations, in addition to not taking these next threatening steps?

SENIOR STATE DEPARTMENT OFFICIAL ONE: So I think the notion that either side is going to take steps in anticipation of the meeting or as a sort of down payment before the meeting, I think that’s probably not realistic. I know President Biden doesn’t think that the United States should take steps simply for the – as a entry ticket to get back to the table with Iran. Getting back to the table is where we will discuss all these issues, including the ones that we and the E3 have asked Iran to reverse. And as we know, Iran has made a number of requests about the U.S. and its sanctions. So – but we’re not going to resolve it unilaterally. We’re not going to resolve these in a vacuum. We’re not going to resolve it by assuming that one side is going to take steps on its own.

The only way this is going to happen – if it’s going to happen – I assume this is going to be a painstaking and difficult process that’s going to take some time for it to see whether both sides agree on what they will define as compliance or compliance. What does it mean? What’s the sequence? What steps does the U.S. have to take? What steps does Iran have to take? That’s not – that doesn’t – it’s not something that is sort of preordained. It’s going to involve getting together and talking about those, which is why the EU invitation is important and why we said that we would be prepared to go if, in fact, the EU were able to organize such a meeting.
Das Besondere daran ist, dass die Vorschläge das Atomabkommen wieder aufzumachen und womöglich weitere Länder mit reinzuholen (Saudi Arabian) und womöglich weitere Themen zu integrieren (Raketenprogramm, Rolle Iran in der Region), was Europäer und USA die letzten Monate immer wieder gefordert und die Iraner abgelehnt haben, ist vom Tisch. Die Iraner konnten sich also in dieser Frage (erwartungsgemäß) durchsetzen und damit ist doch schon einiges über den Modus der Gespräche ausgesagt. Es ist jetzt klar worüber genau verhandelt werden soll und das dies ohne Vorbedingungen passieren soll. Weder Iran noch die USA werden Zugeständnisse machen im Vorfeld der Gespräche.
QUESTION: (Inaudible) answer, [Senior State Department Official One]. When you said that President Biden doesn’t believe the U.S. should take steps just to get back to the table, does that close off some of these sort of creative solutions that various people have come up with – the IMF loan, different ways that Iran could get a cash infusion in the short term, ways to – or ways for Iran to get rid of excess uranium, which would require new waivers? Are those steps and things like it potential things to talk about at this meeting, or do you close those off ahead of time?

SENIOR STATE DEPARTMENT OFFICIAL ONE: No, just to be clear, I think all kinds of things could be discussed at the table. That’s why we thought it would – was a good idea when the EU proposed – said that they were ready to invite. We thought, now, this is the right next step, is to sit down to talk about all these issues.

I think the Iranians have the expectation and the desire that the U.S. would take these steps in anticipation of any meeting, sort of as a prerequisite to or as a down payment, if you will. And I think the President’s view, the Secretary’s view, is we’re prepared to talk about all these things, but let’s talk about them to work through them together, to see what we would need to do and what they would need to do in order to get back to the point where we’re both in compliance. So nothing is off the table in that sense. We want to sit down and see what it is that we could work out together, together with the other P5+1 members.
Es war ja die Kritik am Atomdeal, dass es keine Vereinbarung zum Raketenprogramm enthält und das war auch die Begründung von Trump den Deal zu verlassen. Und es wird jetzt nicht darum gehen unter Biden einen neuen besseren Deal zu verhandeln, sondern den alten wiederherzustellen und darauf hat man sich dieser Tage bei Gesprächen der EU mit dem Iran am Mittwoch und der EU mit den USA am Donnerstag geeinigt.
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Orbiter1
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(19 Feb 2021, 17:58)

Wenn man sich mal anschaut, was das US-Außenministerium da mitgeteilt hat ist erkennbar, dass sich USA und Iran darauf geeinigt haben, Gespräche zu führen, worüber genau man verhandeln will und das die EU als Vermittler auftritt. Es wurden die Rahmenbedingungen der Gespräche vereinbart.
Ich kann noch nicht erkennen dass der Iran an den Gesprächen teilnimmt oder gar Verhandlungen führt.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Kohlhaas »

Findulin hat geschrieben:(19 Feb 2021, 15:23)

Na also - die USA wollen zum Atomabkommen zurück, was der Iran grundsätzlich begrüßt und fordert.

https://www.n-tv.de/politik/Biden-sagt- ... 72539.html

Die Vernunft kehrt zurück.
Oh, oh! Das ist eine ziemlich gewagte Interpretation. Lies mal zwischen den Zeilen. Biden sagt, dass er "bereit ist", zu dem Abkommen zurückzukehren. Allerdings nur dann, wenn Iran vollumfänglich gewisse Bedingungen erfüllt. Ich lese da eine ziemlich unverhohlene Drohung heraus. Da wurde klar gesagt, dass die USA "sicherstellen" wollen, dass Iran "niemals eine funktionierende Kernwaffe entwickeln kann".

In dem Text wird auch erwähnt, dass Iran gegenwärtig eine Urananreicherung anstrebt, die mit ziviler Nutzung der Atomenergie nicht mehr zu erklären ist.

Ja, Biden vollzieht hier tatsächlich die Rückkehr zur Vernunft. Aber ganz anders als Du es interpretierst. Tatsächlich erhöht er gerade den Druck auf die irren Mullahs. Er sagt ihnen im Grunde: "In meiner rechten Hand halte ich das Zuckerbrot, in meiner linken Hand ist die Peitsche! Nun dürft ihr wählen."

Anders als unter Trump gibt es jetzt wieder die Option, den Konflikt diplomatisch zu lösen. Diplomatie war dem Donald halt nicht gegeben. Biden ist da viel geschickter. Was der jetzt gerade macht, sollte allerdings niemand als "Einknicken" der USA verstehen. Das Gegenteil ist der Fall! Biden verschärft gerade den Ton! Was er den irren Mullahs gerade zugerufen hat, ist inhaltlich ziemlich bedrohlich. Er sagt: Hört auf mit dem Atomprogramm. Sofort. Dann können wir verhandeln. Wenn nicht, gibt es was aufs Haupt.

So gesehen empfinde ich Bidens Haltung als "Rückkehr zur Vernunft". Er bietet Diplomatie an, droht aber gleichzeit sehr ernsthaft mit Gewalt.
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Cobra9
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Platon hat geschrieben:(19 Feb 2021, 17:58)

Wenn man sich mal anschaut, was das US-Außenministerium da mitgeteilt hat ist erkennbar, dass sich USA und Iran darauf geeinigt haben, Gespräche zu führen, worüber genau man verhandeln will und das die EU als Vermittler auftritt. Es wurden die Rahmenbedingungen der Gespräche vereinbart.

Briefing with Senior State Department Officials on Diplomacy to Constrain Iran’s Nuclear Program
https://www.state.gov/briefing-with-sen ... r-program/

Die USA akzeptieren eine Einladung zu Gesprächen. Diese sollen dazu führen, dass USA und Iran beide sich wieder an das Atomabkommen halten. Das soll dann ein erster Schritt sein für weitere Gespräche über die Verlängerung des Deals und andere Themen wie das iranische Raketenprogramm und die Rolle Irans in der Region. Das soll aber offensichtlich stattfinden nachdem man sich auf eine Rückkehr in den Atomdeal geeinigt hat.

Auf eine Frage hin legt der Mensch vom US-Außenministerium dann noch im Detail dar, wie man sich diese Verhandlungen vorstellt:


Das Besondere daran ist, dass die Vorschläge das Atomabkommen wieder aufzumachen und womöglich weitere Länder mit reinzuholen (Saudi Arabian) und womöglich weitere Themen zu integrieren (Raketenprogramm, Rolle Iran in der Region), was Europäer und USA die letzten Monate immer wieder gefordert und die Iraner abgelehnt haben, ist vom Tisch. Die Iraner konnten sich also in dieser Frage (erwartungsgemäß) durchsetzen und damit ist doch schon einiges über den Modus der Gespräche ausgesagt. Es ist jetzt klar worüber genau verhandelt werden soll und das dies ohne Vorbedingungen passieren soll. Weder Iran noch die USA werden Zugeständnisse machen im Vorfeld der Gespräche.



Es war ja die Kritik am Atomdeal, dass es keine Vereinbarung zum Raketenprogramm enthält und das war auch die Begründung von Trump den Deal zu verlassen. Und es wird jetzt nicht darum gehen unter Biden einen neuen besseren Deal zu verhandeln, sondern den alten wiederherzustellen und darauf hat man sich dieser Tage bei Gesprächen der EU mit dem Iran am Mittwoch und der EU mit den USA am Donnerstag geeinigt.

Alles korrekt und richtig. Nur was ist daran neu.
Biden & Team haben ihren Fahrplan genannt. Was natürlich bedeutet es bleibt nicht beim jetzigen Atomabkommen wenn die USA mitspielen sollen ewig.

Das Biden ein paar Schritte macht ist zu erwarten gewesen. Aber das bedeutet relativ wenig. Wenn der Iran was tut das entsprechende Reaktionen zwingend notwendig macht kann das ganz schnell auch ins Harte geändert werden.

Etwas anderes als ne Geste haben die USA nicht gemacht. Beim Iran glaub ich nicht mehr an große Vernunft und wegen dem Twitter Account Beitrag von deren Außenminister verfalle ich nicht in Erwartungen.

Es ist nichts erreicht. Wenn Orbiter1 da ins Schwärmen kommt frag ich mich warum.



Sarif betont, die Position des Irans sei unverändert. "Der Iran ist zur sofortigen Rücknahme seiner Verstöße gegen das Atomabkommen bereit, sobald die US-Sanktionen aufgehoben werden", so Sarif am Freitag per Twitter



https://m.dw.com/de/iran-bleibt-hart-be ... a-56631786


Die USA heben nicht wirklich Sanktionen auf, lassen sich nicht drängen


https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 07090.html


Also was so richtig ist erreicht worden. Das gesagt wird die Sanktionen im Rahmen der Rssultion 2331 will man nicht anwenden und Un Diplomaten dürfen reisen.
Wahnsinn :rolleyes:

Das durften 75% eh da International es vereinbart wurde. Auch Trump hielt sich dran. Ich seh es als Geste gegenüber dem Iran. Mehr nicht.


Meine Meinung = es wird keine vernünftige Lösung geben.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Feb 2021, 13:29)

Oh, oh! Das ist eine ziemlich gewagte Interpretation. Lies mal zwischen den Zeilen. Biden sagt, dass er "bereit ist", zu dem Abkommen zurückzukehren. Allerdings nur dann, wenn Iran vollumfänglich gewisse Bedingungen erfüllt. Ich lese da eine ziemlich unverhohlene Drohung heraus. Da wurde klar gesagt, dass die USA "sicherstellen" wollen, dass Iran "niemals eine funktionierende Kernwaffe entwickeln kann".

In dem Text wird auch erwähnt, dass Iran gegenwärtig eine Urananreicherung anstrebt, die mit ziviler Nutzung der Atomenergie nicht mehr zu erklären ist.

Ja, Biden vollzieht hier tatsächlich die Rückkehr zur Vernunft. Aber ganz anders als Du es interpretierst. Tatsächlich erhöht er gerade den Druck auf die irren Mullahs. Er sagt ihnen im Grunde: "In meiner rechten Hand halte ich das Zuckerbrot, in meiner linken Hand ist die Peitsche! Nun dürft ihr wählen."

Anders als unter Trump gibt es jetzt wieder die Option, den Konflikt diplomatisch zu lösen. Diplomatie war dem Donald halt nicht gegeben. Biden ist da viel geschickter. Was der jetzt gerade macht, sollte allerdings niemand als "Einknicken" der USA verstehen. Das Gegenteil ist der Fall! Biden verschärft gerade den Ton! Was er den irren Mullahs gerade zugerufen hat, ist inhaltlich ziemlich bedrohlich. Er sagt: Hört auf mit dem Atomprogramm. Sofort. Dann können wir verhandeln. Wenn nicht, gibt es was aufs Haupt.

So gesehen empfinde ich Bidens Haltung als "Rückkehr zur Vernunft". Er bietet Diplomatie an, droht aber gleichzeit sehr ernsthaft mit Gewalt.

Richtig erkannt. Was ich auch als Karotte - Stock Prinzipi genannt habe. Außerdem will Biden mehr als nur keine Atomwaffen im Iran.

Bin gespannt.

Aber das ist deutlich


US Says it Won't Bow to Pressure from Iran

https://english.aawsat.com/home/article ... ssure-iran
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Kohlhaas »

Cobra9 hat geschrieben:(20 Feb 2021, 13:50)Außerdem will Biden mehr als nur keine Atomwaffen im Iran.
Das wird der Knackpunkt sein. Ich fürchte, dass die religiösen Fanatiker in Teheran das noch nicht begriffen haben oder sich nicht darauf einlassen wollen. Meiner Einschätzung nach ist die Gefahr, dass es zu einem Krieg kommt, durch das "Verhandlungsangebot" von Biden eher gestiegen als gesunken.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Feb 2021, 14:08)

Das wird der Knackpunkt sein. Ich fürchte, dass die religiösen Fanatiker in Teheran das noch nicht begriffen haben oder sich nicht darauf einlassen wollen. Meiner Einschätzung nach ist die Gefahr, dass es zu einem Krieg kommt, durch das "Verhandlungsangebot" von Biden eher gestiegen als gesunken.

Da kann ich zustimmen.
Biden ist nett bis man Ihn ärgert. Ich begrüße jede sinnvolle Lösung ohne Gewalt. Aber ich bin realistisch.

Wenn der Iran tut was Biden will insgesamt ess ich kuddeln
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Platon
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Cobra9 hat geschrieben:(20 Feb 2021, 13:46)Alles korrekt und richtig. Nur was ist daran neu.
Biden & Team haben ihren Fahrplan genannt. Was natürlich bedeutet es bleibt nicht beim jetzigen Atomabkommen wenn die USA mitspielen sollen ewig.
Neu ist daran, dass Europa und die USA verschiedene Forderungen an die iranische Seite was bei den Gesprächen verhandelt werden soll fallen gelassen hat. Es ist eine offizielle Ankündigung zu Verhandlungen ohne Vorbedingungen bereit zu sein. Da die EU, in Person von Merkel, Tags zuvor mit Rohani gesprochen hat, darf man davon ausgehen, dass dieser Schritt nach Konsultationen mit der iranischen Seite auf höchster Ebene vollzogen wurde. Ich gehe davon aus, dass die EU Anfang nächster Woche die EInladung zu Gesprächen an beide Seiten verschickt und Iran und USA annehmen. Das sind die ersten richtigen bilateralen Gespräche zwischen Iran und USA seit dem Abschluss des Atomabkommens und keine alltägliche Sache. Das ist einfach wie so etwas läuft. Man muss bevor man sich zu offiziellen diplomatischen Gesprächen trifft erstmal darüber einigen, wie diese ablaufen. Was konkret auf der Tagesordnung steht, wo es stattfindet, wer als Vermittler auftritt, etc. Und man muss feststellen, dass es jetzt doch relativ schnell ging. Vor allem wenn man bedenkt, dass Biden erst vor 5 Wochen ins Amt gekommen ist und vor drei Wochen seinen Sonderbeauftragten für Iran, Robert Malley, offiziell ernannt hat. Das ist die Person, die auf Seiten der USA die Verhandlungen führen wird und der auch bereits Chefunterhändler der USA bei den Verhandlungen zum Atomdeal war.

Die USA haben sich jetzt mehr oder weniger umgehend nach Amtsübernahme von Biden für konkrete Gespräche entschieden.
Das Biden ein paar Schritte macht ist zu erwarten gewesen. Aber das bedeutet relativ wenig. Wenn der Iran was tut das entsprechende Reaktionen zwingend notwendig macht kann das ganz schnell auch ins Harte geändert werden.

Ein Scheitern der Verhandlungen würde vermutlich zu einer militärischen Eskalation führen. Nicht unbedingt direkt zwischen Iran und USA, aber über Stellvertreter wie in Jemen und ganz besonders im Irak. Da aber die USA den Schulterschluss mit den Europäern suchen, stünde man dann - anders als unter Trump - nicht alleine da.
Etwas anderes als ne Geste haben die USA nicht gemacht. Beim Iran glaub ich nicht mehr an große Vernunft und wegen dem Twitter Account Beitrag von deren Außenminister verfalle ich nicht in Erwartungen.
Der iranische Außenminister hat lediglich die iranische Position zum Thema der Verhandlungen wiederholt, nichts weiter.
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Wie der Sprecher vom US-Außenministerium gesagt hat werden Sanktionen erst aufgehoben, wenn man sich bei den Verhandlungen darauf geeinigt hat, aber nicht als Vorauszahlung der USA vor den Verhandlungen. Genauso wie auch die Iraner ihr Atomprogramm nicht herunterfahren, bevor man sich an den Verhandlungstisch setzt.
Meine Meinung = es wird keine vernünftige Lösung geben.
Das wird wohl davon abhängen ob sich die Unterhändler beider Seiten auf einen Fahrplan zurück ins Abkommen einigen können. Ich sehe das eigentlich sehr optimistisch, weil beide Seiten nach meiner EInschätzung grundsätzlich bereit sind die notwendigen Konzessionen zu machen, es nur darum geht wer wann welche macht.
Zuletzt geändert von Platon am Sa 20. Feb 2021, 16:50, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Adam Smith »

Platon hat geschrieben:(20 Feb 2021, 16:31)

Ein Scheitern der Verhandlungen würde vermutlich zu einer militärischen Eskalation bedeuten. Nicht unbedingt zwischen Iran und USA, aber über Stellvertreter wie in Jemen und ganz besonders im Irak. Da aber die USA den Schulterschluss mit den Europäern suchen, stünde man dann - anders als unter Trump - nicht alleine da.
Die USA haben in Bezug auf den Jemen schon erklärt, dass sie Saudi-Arabien nicht mehr unterstützten. Gebracht hat diese Unterstützung halt auch rein gar nichts.

Biden könnte vom Iran verlangen, dass er sich aus dem Irak raushalten soll. Wird der Iran natürlich nicht machen. Denn weder besetzt der Iran Teile vom Irak noch führt der Iran im Irak Krieg. Die Türkei besetzt zum Beispiel Teile von Syrien und führt im Irak Krieg. Die USA akzeptieren dieses.

Aus dem Grund wird der Iran nicht das machen was Biden möchte. Deutschland wird dann auch nichts machen, weil Deutschland halt auch gar nichts machen kann.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Feb 2021, 16:42)

Die USA haben in Bezug auf den Jemen schon erklärt, dass sie Saudi-Arabien nicht mehr unterstützten. Gebracht hat diese Unterstützung halt auch rein gar nichts.

Biden könnte vom Iran verlangen, dass er sich aus dem Irak raushalten soll. Wird der Iran natürlich nicht machen. Denn weder besetzt der Iran Teile vom Irak noch führt der Iran im Irak Krieg. Die Türkei besetzt zum Beispiel Teile von Syrien und führt im Irak Krieg. Die USA akzeptieren dieses.

Aus dem Grund wird der Iran nicht das machen was Biden möchte. Deutschland wird dann auch nichts machen, weil Deutschland halt auch gar nichts machen kann.

Die USA haben die Türkei mehrfach gebeten es zu unterlassen. Was aber sollen sie machen.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Feb 2021, 16:42)

Die USA haben in Bezug auf den Jemen schon erklärt, dass sie Saudi-Arabien nicht mehr unterstützten. Gebracht hat diese Unterstützung halt auch rein gar nichts.
Eine Entscheidung, die sich ja auch rückgängig machen ließe, wenn die dortigen Huthi-Millizen z.B. mal wieder Saudi Arabiens Ölanlagen angreifen.
Biden könnte vom Iran verlangen, dass er sich aus dem Irak raushalten soll. Wird der Iran natürlich nicht machen. Denn weder besetzt der Iran Teile vom Irak noch führt der Iran im Irak Krieg.
Für den Iran ist der Irak von zentraler Bedeutung für die eigene nationale Sicherheit. Die Islamische Republik wurde geformt im Iran-Irak-Krieg und oberstes Gebot des Iran wird immer sein, dass nie wieder von irakischem Boden eine Gefahr für den Iran ausgehen kann. Daher hat man dort viel investiert und unterstützt viele schiitische Millizen, welche dem Iran militärischen und politischen Einfluss sichern. Das sichert dann auch die Nachschubwege nach Syrien, Palästina und in den Libanon. Dazu kommen natürlich noch Interessen religiöser Natur wie der Zugang zu den heiligen Stätten der Schiiten im Irak und der eigene Einfluss auf die schiitischen Lehrinstitutionen. Daher werden sich die Iraner niemals aus dem Irak "raushalten". Abziehen werden wenn die USA, welche ja schonmal ihr Militär abgezogen hatten und dann wegen dem IS zurückgekommen sind. Trotzdem ist man natürlich stark engagiert im Irak, in Bagdad und im Nordirak bei den Kurden. Es wird auch weiterhin ein Gegeneinander und Nebeneinander von USA und Iran im Irak geben, auch wenn ein erneuter Truppenabzug der USA aus dem Irak sicherlich auf der Tagesordnung stehen könnte und nach der Ermordung von Qassem Suleimani auch eigentlich vom irakischen Parlament beschlossen wurde...
Zuletzt geändert von Platon am Sa 20. Feb 2021, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Adam Smith »

Cobra9 hat geschrieben:(20 Feb 2021, 16:48)

Die USA haben die Türkei mehrfach gebeten es zu unterlassen. Was aber sollen sie machen.
Sollte der Iran Teile vom Irak besetzen, dann würde die USA schon aktiv werden. Das wäre dann schon ein Unterschied. Nur unterstützt der Iran halt im Irak nur schiitische Gruppen die gegen den IS kämpfen. Das gleiche ist in Syrien der Fall. Der Iran unterstützt hier syrische Truppen die den IS bekämpfen. Israel greift nun den Iran in Syrien an, wenn er dieses zu offensichtlich macht. Die Türkei agiert natürlich in einer ganz anderen Liga.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Adam Smith »

Platon hat geschrieben:(20 Feb 2021, 17:04)

Für den Iran ist der Irak von zentraler Bedeutung für die eigene nationale Sicherheit. Die Islamische Republik wurde geformt im Iran-Irak-Krieg und oberstes Gebot des Iran wird immer sein, dass nie wieder von irakischem Boden eine Gefahr für den Iran ausgehen kann. Daher hat man dort viel investiert und unterstützt viele schiitische Millizen, welche dem Iran militärischen und politischen Einfluss sichern. Das sichert dann auch die Nachschubwege nach Syrien, Palästina und in den Libanon. Dazu kommen natürlich noch Interessen religiöser Natur wie der Zugang zu den heiligen Stätten der Schiiten im Irak und der eigene Einfluss auf die schiitischen Lehrinstitutionen. Daher werden sich die Iraner niemals aus dem Irak "raushalten". Abziehen werden wenn die USA, welche ja schonmal ihr Militär abgezogen hatten und dann wegen dem IS zurückgekommen sind. Trotzdem ist man natürlich stark engagiert im Irak, in Bagdad und im Nordirak bei den Kurden. Es wird auch weiterhin ein Gegeneinander und Nebeneinander von USA und Iran im Irak geben, auch wenn ein erneuter Truppenabzug der USA aus dem Irak sicherlich auf der Tagesordnung stehen könnte und nach der Ermordung von Qassem Suleimani auch eigentlich vom irakischen Parlament beschlossen wurde...
Das ist vollkommen richtig. Der Irak ist für den Iran von enormer Bedeutung. Das Trauma des Krieges zwischen dem Irak und dem Iran dürfte immer noch stark vorhanden sein. Die USA sollten akzeptieren, dass der Irak für den Iran enorm wichtig ist. Der IS hat das irrsinnigerweise nicht akzeptiert.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Kohlhaas »

Platon hat geschrieben:(20 Feb 2021, 16:31)

Neu ist daran, dass Europa und die USA verschiedene Forderungen an die iranische Seite was bei den Gesprächen verhandelt werden soll fallen gelassen hat. Es ist eine offizielle Ankündigung zu Verhandlungen ohne Vorbedingungen bereit zu sein.
Das stimmt nicht. Es sind klare "Vorbedingungen" genannt worden. Wenn Iran diese Vorbedingungen nicht erfüllt, gibt es keine Verhandlungen. Was in den Verhandlungen dann besprochen wird, ist wieder eine ganz andere Frage. Ich persönlich gehe davon aus, dass da - wenn es dazu kommen sollte! - auch das iranische Raketenprogramm und der eingeübte iranische Terrorexport eine wichtige Rolle spielen wird.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Feb 2021, 17:24)

Das stimmt nicht. Es sind klare "Vorbedingungen" genannt worden. Wenn Iran diese Vorbedingungen nicht erfüllt, gibt es keine Verhandlungen. Was in den Verhandlungen dann besprochen wird, ist wieder eine ganz andere Frage. Ich persönlich gehe davon aus, dass da - wenn es dazu kommen sollte! - auch das iranische Raketenprogramm und der eingeübte iranische Terrorexport eine wichtige Rolle spielen wird.
Wie ich in diesem Beitrag anhand von Zitaten des relevanten Statements eines Sprechers des US-Außenministeriums gezeigt habe gibt es keine Vorbedingungen, weder müssen die Iraner ihre Verstöße gegen den Atomdeal einstellen, noch werden die USA irgendwelche Sanktionen aufheben als Vorbedingung für Gespräche, und das iranische Raketenprogramm wie auch die Rolle des Irans in der Reigon wird bei den Verhandlungen nicht auf der Tagesordnung stehen.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Adam Smith »

Platon hat geschrieben:(20 Feb 2021, 17:29)

Wie ich in diesem Beitrag anhand von Zitaten des relevanten Statements eines Sprechers des US-Außenministeriums gezeigt habe gibt es keine Vorbedingungen, weder müssen die Iraner ihre Verstöße gegen den Atomdeal einstellen, noch werden die USA irgendwelche Sanktionen aufheben als Vorbedingung für Gespräche, und das iranische Raketenprogramm wie auch die Rolle des Irans in der Reigon wird bei den Verhandlungen nicht auf der Tagesordnung stehen.
Und wo ist nun das Problem der USA mit dem Iran?
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Vongole »

Platon hat geschrieben:(20 Feb 2021, 17:29)

Wie ich in diesem Beitrag anhand von Zitaten des relevanten Statements eines Sprechers des US-Außenministeriums gezeigt habe gibt es keine Vorbedingungen, weder müssen die Iraner ihre Verstöße gegen den Atomdeal einstellen, noch werden die USA irgendwelche Sanktionen aufheben als Vorbedingung für Gespräche, und das iranische Raketenprogramm wie auch die Rolle des Irans in der Reigon wird bei den Verhandlungen nicht auf der Tagesordnung stehen.
Es werden noch keine Bedingungen auf der Agenda stehen, mit anderen Worten, man testet aus, ob der Iran überhaupt noch an Verhandlungen interessiert ist.
Dass sowohl das Raketenprogramm als auch die Rolle des Iran in der Region auf die Agenda kommen werden, macht Blinken in diesem Interview deutlich:
And so if we're to get back into the deal, if Iran returns to compliance and we do the same, we need to work on an agreement that's longer and stronger than the original one. And we also need to engage other issues that were not part of the original negotiation that are deeply problematic for us and for other countries around the world: Iran's ballistic missile program, its destabilizing actions in country after country. All of that needs to be engaged.
https://www.npr.org/2021/02/16/96833230 ... ny-blinken
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Vongole hat geschrieben:(20 Feb 2021, 17:50)

Es werden noch keine Bedingungen auf der Agenda stehen, mit anderen Worten, man testet aus, ob der Iran überhaupt noch an Verhandlungen interessiert ist.
Dass sowohl das Raketenprogramm als auch die Rolle des Iran in der Region auf die Agenda kommen werden, macht Blinken in diesem Interview deutlich:
Der Iran ist an Verhandlungen interessiert, darum hat Rohani am Mittwoch ja auch mit Merkel darüber telefoniert. Wie gesagt, diese Ankündigung der USA erfolgt nach entsprechenden Konsultationen und nicht ins Blaue hinein.

Der Atomdeal sollte von Anfang an ein erster Schritt sein um dann weitere Themen im bilateralen Verhältnis zwischen Iran und USA zu klären, wo die Gegensätze deutlich größer sind als beim iranischen Atomprogramm. Auch als der Atomdeal ursprünglich mal verhandelt wurde, wollte man das Raketenprogramm Teil davon sein lassen. Aber damals wie heute kam man zu der Überzeugung, dass das nicht so einfach zu machen ist und es besser ist erstmal zumindest das zu vereinbaren, worauf man sich einigen kann. Das ist ja das worin letztlich die Diplomatie immer besteht. Herauszufinden, worauf man sich einigen kann und es dann auch machen. Dazu ist der Atomdeal nicht für die Ewigkeit gedacht und er läuft in den nächsten 10 Jahren aus. Ab 2025 wird es nicht mehr möglich sein den Snapbackmodus offiziell einzuleiten und ab 2030 enden sämtliche Beschränkungen für den Iran. Das heißt man muss sich natürlich darüber unterhalten, was nach 2030 passiert und es muss ein Nachfolger des JCPoA ausgehandelt werden.

Ich halte es aber für schwierig was das Raketenprogramm angeht zu einer Einigung zu kommen. Aus iranischer Sicht sind die Mittel- und Langstreckenraketen von zentraler Bedeutung für die eigene nationale Sicherheit und was wollen die USA den Iranern denn bitte anbieten darauf zu verzichten? Es würde sich hier ja um Verhandlungen für einen Abrüstungsvertrag handeln, die Iraner verzichten auf einen Teil ihres militärischen Potenzials, weil die USA das wollen. Das müsste dann schon eine so weitreichende Konzession der USA sein, dass man aus Sicht der USA sich fragen wird, ob man als Supermacht so etwas einer Regionalmacht zugestehen will/kann. Sofern sich nicht irgendwas findet, das die Iraner unbedingt wollen und den USA nicht so wichtig ist. Von daher sehe ich da die Erfolgsaussichten als gering an, aber womöglich gibt es kleine Teillösungen, die am Ende eine Eskalation in der Frage verhindern. Auch bei der Rolle des Irans in der Region, die Unterstützung von Terrororganisationen genannt, wird es wohl kaum zu grundlegenden Änderungen kommen, als einem besseren Verständnis welcher Status Quo für beide Seiten mehr oder weniger akzeptabel ist.
Zuletzt geändert von Platon am Sa 20. Feb 2021, 19:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Feb 2021, 17:37)

Und wo ist nun das Problem der USA mit dem Iran?
Grundsätzlich haben die USA überhaupt kein Problem mit der Islamischen Republik. Aber die USA erwarten von anderen Ländern, dass diese sich nicht in einer Art und Weise verhalten, welche US-Interessen beeinträchtigt. Nur sind die Leute der Islamischen Republik der Ansicht, dass es seit dem 19ten Jahrhundert eine recht erfolgreiche Imperialistische Aggression gegen die Welt des Islams gebe, die u.A. israel in der Region platziert habe, und die Revolution 79, welche letztendlich die Islamische Republik an die Macht brachte, sei ein erstes populäres Aufbegehren des Islams, der unterdrückten islamischen Völker, der islamischen Nation gegen diese Imperialistische Aggression. Diese Imperialistische Aggression wird nun mit der US-Präsenz in der Region assoziiert und es ist Aufgabe der Islamischen Republik diese zurückzuweisen und zu verdrängen. Sowohl innerhalb des Irans durch "Reislamisierung" der Gesellschaft und einem Ende jeglichen ausländischen Einflusses auf das Land und in der Region, der weiteren islamischen Welt und schließlich weltweit, durch iranische Außenpolitik wie die Unterstützung von anti-amerikanischen und anti-israelischen Gruppen und der Versuch die USA langfristig aus der Region zu verdrängen. Das sagen die Iraner auch ganz offen und formulieren auf diesen Grundsätzen ihre Außenpolitik, wenn sie Reden vor der UN halten oder sonst auch. Das ist der tiefere Sinn der Islamischen Revolution 79, wie sie von der Islamischen Republik propagiert wird und auf dieser Geschichte basiert die Identität des Regimes, die Identität der Anhänger. Aus diesem Grund wird der Iran immer anti-amerikanisch sein, weil ein Ende dieser Rhetorik und Politik am Ende den Zusammenhalt des Regimes gefährden würde. Die eigenen Anhänger würden aufbegehren, wenn man es anders machen würde. Aber natürlich bringt es auch nichts die eigenen Bemühungen im Widerstand gegen die USA etc., so weit zu treiben, dass die USA Sanktionen verhängen, welche den politischen Fortbestand des Regimes gefährden oder einen Krieg zu provozieren, der am Ende auch nur mit der eigenen Vernichtung endet. Darum müssen in der iranischen Außenpolitik ideologische Grundlagen, nationale Interessen und die Realität der Fähigkeiten des Irans in Einklang gebracht werden.

Die USA wiederum sind jetzt mit einem Land konfrontiert, dessen Ideologie und Selbstverständnis es grundsätzlich als Feind positioniert. Man möchte ebenfalls keinen Krieg und versucht nun zentrale Interessen durch eine Kombination aus Diplomatie und Wirtschaftssanktionen durchzusetzen. Das Atomprogramm sieht man dabei als das wichtigste Thema an, aber man sieht natürlich weiteren Gesprächsbedarf in Bezug auf andere Bereiche, wo die Iraner sich US-Interessen widersetzen, vor allem die Unterstützung von diversen Gruppen, die ebenfalls öfters mal nicht im Sinne der USA, insbesondere ihrer Verbündeten handeln, und der Entwicklung von Waffen, welche das militärische Gleichgewicht in der Region zu Ungunsten der USA verschieben, d.h. die Entwicklung von Mittel- und Langstreckenraketen.

Von daher denke ich, dass die USA mit dem Iran grundsätzlich kein Problem haben, aber das Verhalten des Irans seit der Revolution, angefangen mit der Stürmung der US-Botschaft in Teheran 79, die klare Absicht die USA aus der Region zu verdrängen, und die anti-amerikanische Rhetorik innerhalb des Landes, hat den Iran zum Feind der USA gemacht. Was aber natürlich nicht heißt, dass man eine militärische Eskalation herbeiführen möchte, vielmehr versucht man den Konflikt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszufechten und diplomatische Verhandlungen sind häufiger mal etwas komplizierter. Die jetzige Administration des Iran hat sich aber als bereit und fähig erwiesen, die Gepflogenheiten der Internationalen Diplomatie zu beachten und realistische Vereinbarungen auszuhalten, an die man sich auch hält, solange die USA sich daran halten. Bei vorherigen Verhandlungsrunden muss da ein ziemlicher Zirkus gewesen sein, wo der iranische Unterhändler politische Reden gehalten hat, anstatt ernsthaft zu verhandeln.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Adam Smith »

Platon hat geschrieben:(20 Feb 2021, 19:16)

Grundsätzlich haben die USA überhaupt kein Problem mit der Islamischen Republik. Aber die USA erwarten von anderen Ländern, dass diese sich nicht in einer Art und Weise verhalten, welche US-Interessen beeinträchtigt..
Das ist schon mal nicht nett. Die USA habe jetzt aber im Kampf gegen den IS mit dem Iran zusammengearbeitet. Das ist schon mal eine Grundlage. Auch dürfte die Bevölkerung des Irans zur Politik der USA eine Grundlage sein.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Vongole »

Platon hat geschrieben:(20 Feb 2021, 19:16)

(..)

Von daher denke ich, dass die USA mit dem Iran grundsätzlich kein Problem haben, aber das Verhalten des Irans seit der Revolution, angefangen mit der Stürmung der US-Botschaft in Teheran 79, die klare Absicht die USA aus der Region zu verdrängen, und die anti-amerikanische Rhetorik innerhalb des Landes, hat den Iran zum Feind der USA gemacht. Was aber natürlich nicht heißt, dass man eine militärische Eskalation herbeiführen möchte, vielmehr versucht man den Konflikt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszufechten und diplomatische Verhandlungen sind häufiger mal etwas komplizierter. Die jetzige Administration des Iran hat sich aber als bereit und fähig erwiesen, die Gepflogenheiten der Internationalen Diplomatie zu beachten und realistische Vereinbarungen auszuhalten, an die man sich auch hält, solange die USA sich daran halten. Bei vorherigen Verhandlungsrunden muss da ein ziemlicher Zirkus gewesen sein, wo der iranische Unterhändler politische Reden gehalten hat, anstatt ernsthaft zu verhandeln.
Wo du bei der jetzigen Administration des Iran die Fähigkeit erkennst, man habe sich an die Gepflogenheiten der internationalen Diplomatie gehalten, bleibt dein Geheimnis.
Egal wo diese Regierung sich einmischt, herrscht Terror und Destabilisierung anderer Staaten, und niemand kann mir erzählen, dass die aggressive Rhetorik lediglich diplomatischem Verhalten geschuldet ist.
Ich denke, die iranische Führung sollte nicht den Fehler begehen, die Biden-Regierung für ein Hündchen zu halten, das man mit der Wurst vor der Nase durch die Manege ziehen kann, Biden ist nicht Obama.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Orbiter1 »

Vongole hat geschrieben:(21 Feb 2021, 00:51)

Wo du bei der jetzigen Administration des Iran die Fähigkeit erkennst, man habe sich an die Gepflogenheiten der internationalen Diplomatie gehalten, bleibt dein Geheimnis.
Das Gegenteil ist der Fall. Das hat er erklärt.
Egal wo diese Regierung sich einmischt, herrscht Terror und Destabilisierung anderer Staaten, und niemand kann mir erzählen, dass die aggressive Rhetorik lediglich diplomatischem Verhalten geschuldet ist.
Er hat ebenfalls erklärt warum sich der Iran so verhält wie er sich verhält.
Ich denke, die iranische Führung sollte nicht den Fehler begehen, die Biden-Regierung für ein Hündchen zu halten, das man mit der Wurst vor der Nase durch die Manege ziehen kann, Biden ist nicht Obama.
Weiter oben begründet er wieso er davon ausgeht dass bei den Gesprächen über weitere Themen wie z. B. den ballistischen Raketen mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts rauskommen wird. Vielleicht antworten sie einfach mal auf das was die Leute hier schreiben, anstatt ihren üblichen Hass auf das Mullah-Regime auszubreiten.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Platon hat geschrieben:(20 Feb 2021, 16:31)

Neu ist daran, dass Europa und die USA verschiedene Forderungen an die iranische Seite was bei den Gesprächen verhandelt werden soll fallen gelassen hat. Es ist eine offizielle Ankündigung zu Verhandlungen ohne Vorbedingungen bereit zu sein. Da die EU, in Person von Merkel, Tags zuvor mit Rohani gesprochen hat, darf man davon ausgehen, dass dieser Schritt nach Konsultationen mit der iranischen Seite auf höchster Ebene vollzogen wurde. Ich gehe davon aus, dass die EU Anfang nächster Woche die EInladung zu Gesprächen an beide Seiten verschickt und Iran und USA annehmen. Das sind die ersten richtigen bilateralen Gespräche zwischen Iran und USA seit dem Abschluss des Atomabkommens und keine alltägliche Sache. Das ist einfach wie so etwas läuft. Man muss bevor man sich zu offiziellen diplomatischen Gesprächen trifft erstmal darüber einigen, wie diese ablaufen. Was konkret auf der Tagesordnung steht, wo es stattfindet, wer als Vermittler auftritt, etc. Und man muss feststellen, dass es jetzt doch relativ schnell ging. Vor allem wenn man bedenkt, dass Biden erst vor 5 Wochen ins Amt gekommen ist und vor drei Wochen seinen Sonderbeauftragten für Iran, Robert Malley, offiziell ernannt hat. Das ist die Person, die auf Seiten der USA die Verhandlungen führen wird und der auch bereits Chefunterhändler der USA bei den Verhandlungen zum Atomdeal war.

Die USA haben sich jetzt mehr oder weniger umgehend nach Amtsübernahme von Biden für konkrete Gespräche entschieden.


Ein Scheitern der Verhandlungen würde vermutlich zu einer militärischen Eskalation führen. Nicht unbedingt direkt zwischen Iran und USA, aber über Stellvertreter wie in Jemen und ganz besonders im Irak. Da aber die USA den Schulterschluss mit den Europäern suchen, stünde man dann - anders als unter Trump - nicht alleine da.

Der iranische Außenminister hat lediglich die iranische Position zum Thema der Verhandlungen wiederholt, nichts weiter.


Wie der Sprecher vom US-Außenministerium gesagt hat werden Sanktionen erst aufgehoben, wenn man sich bei den Verhandlungen darauf geeinigt hat, aber nicht als Vorauszahlung der USA vor den Verhandlungen. Genauso wie auch die Iraner ihr Atomprogramm nicht herunterfahren, bevor man sich an den Verhandlungstisch setzt.

Das wird wohl davon abhängen ob sich die Unterhändler beider Seiten auf einen Fahrplan zurück ins Abkommen einigen können. Ich sehe das eigentlich sehr optimistisch, weil beide Seiten nach meiner EInschätzung grundsätzlich bereit sind die notwendigen Konzessionen zu machen, es nur darum geht wer wann welche macht.

In Teilen stimme Ich dir zu.
Aber ich glaube nicht das der Iran vernünftig sein wird
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Feb 2021, 17:07)

Sollte der Iran Teile vom Irak besetzen, dann würde die USA schon aktiv werden. Das wäre dann schon ein Unterschied. Nur unterstützt der Iran halt im Irak nur schiitische Gruppen die gegen den IS kämpfen. Das gleiche ist in Syrien der Fall. Der Iran unterstützt hier syrische Truppen die den IS bekämpfen. Israel greift nun den Iran in Syrien an, wenn er dieses zu offensichtlich macht. Die Türkei agiert natürlich in einer ganz anderen Liga.
Der Iran will macht und Einfluss um wie im Libanon zu herrschen.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Vongole »

Orbiter1 hat geschrieben:(21 Feb 2021, 08:06)
(..)
Vielleicht antworten sie einfach mal auf das was die Leute hier schreiben....
Ich lese sehr genau, was in diesem Forum über das iranische Regime geschrieben wird, und habe daher auf Platons Post so geantwortet, wie ich es für richtig halte, denn ich teile seine Sichtweise nicht.
Dafür teilen sehr viele Menschen im Iran sowie Exiliraner meine Sichtweise auf das menschenverachtende Mullah-Regime und die Auswirkungen seiner Politik nicht nur auf den Nahen Osten.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Josep Borrell hat als Repräsentant der EU vorgeschlagen, dass man ein informelles Treffen der verbliebenen Mitglieder des JCPoA (d.h. Iran, Russland, China, Frankreich, Deutschland, England) und den USA durchführt. Die USA werden dabei als Gast eingeladen. Es geht also mittlerweile um derartige Details bei der ganzen Sache.
Iranian Deputy Foreign Minister Abbas Araqchi said EU Foreign Policy Chief Josep Borrell has expressed his readiness to invite the current parties to the JCPOA, namely the P4+1 and Iran, to attend an unofficial meeting to develop the future roadmap of the deal.

The US, which left the multilateral deal in 2018, will also be invited to attend the informal meeting as a guest, Araqchi said in a televised interview on Saturday night.

“Now we are considering Borrell’s offer, and are engaged in consultations with our other friends and partners like China and Russia,” he added.

However, the Iranian diplomat said, Tehran believes the US return to the JCPOA and the implementation of its commitments including the removal of sanctions do not need any negotiation.

“Certain technical talks and operational arrangements might be needed, which can be arranged by Borrell’s apparatus, but basically there is no need for talks,” Araqchi added.

“Anyway, we are considering Borrell’s offer and will declare our opinion once the consideration is over,” he said
[...]
Iran says considering EU’s offer of informal meeting with US, P4+1
https://www.presstv.com/Detail/2021/02/ ... ting-jcpoa

Einladung bzw. genauer der konkrete Vorschlag einer solchen Einladung ist also raus, das iranische Außenministerium sagt man überlegt es sich und es ist am Ende Khamenei der jetzt entscheiden muss, ob der Iran der Einladung zustimmt.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Tja der Iran schaltet auf bockig. Und die USA werden nicht weiter gehen. Patt


https://www.sueddeutsche.de/politik/ira ... -1.5213028
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Die IAEA hat sich mit Iran darauf geeinigt, dass die Inspektionen mit Einschränkungen fortgesetzt werden. Damit werden die Folgen des Gesetzes des iranischen Parlaments abgeschwächt. Die IAEA kann weiter ihren Job machen und unabhängig über die Entwicklung des iranischen Atomprogramms wachen und die Iraner haben ihr Gesetz umgesetzt. Die entsprechende Passage im JCPoA wird nicht mehr eingehalten und teilweise und vorübergehend durch eine weniger umfassende Vereinbarung mit der IAEA ersetzt. Die wichtige Änderung ist in jedem Fall, dass der IAEA nicht mehr spontane Inspektionen der iranischen Anreicherungsanlagen möglich sind.
Iran, IAEA agree to nuclear inspection deal with less access
https://www.aljazeera.com/news/2021/2/2 ... ons-access

Unterdessen haben die Südkoreaner sich bereit erklärt einen Teil des iranischen Vermögens im Land freigeben zu wollen, damit die Iraner sich damit Güter bei dritten Ländern kaufen können. Es geht dabei u.A. um humanitäre Güter wie Impfstoffe. Das dürfte nicht ohne das Einverständnis der US-Administration geschehen und damit eine erste Geste von Biden in Richtung Aufhebung von Sanktionen. Es ist aber noch nicht bekannt um wie viel Geld es sich handelt. In Südkorea sind Gelder in der Größenordnung von 7-9 Milliarden US-$ eingefroren, die Summe schwankt von Bericht zu Bericht.
South Korea agrees to partial release of blocked Iranian money
https://www.aljazeera.com/news/2021/2/2 ... nian-money
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Platon hat geschrieben:(23 Feb 2021, 01:09)

Die IAEA hat sich mit Iran darauf geeinigt, dass die Inspektionen mit Einschränkungen fortgesetzt werden. Damit werden die Folgen des Gesetzes des iranischen Parlaments abgeschwächt. Die IAEA kann weiter ihren Job machen und unabhängig über die Entwicklung des iranischen Atomprogramms wachen und die Iraner haben ihr Gesetz umgesetzt. Die entsprechende Passage im JCPoA wird nicht mehr eingehalten und teilweise und vorübergehend durch eine weniger umfassende Vereinbarung mit der IAEA ersetzt. Die wichtige Änderung ist in jedem Fall, dass der IAEA nicht mehr spontane Inspektionen der iranischen Anreicherungsanlagen möglich sind.
Iran, IAEA agree to nuclear inspection deal with less access
https://www.aljazeera.com/news/2021/2/2 ... ons-access

Unterdessen haben die Südkoreaner sich bereit erklärt einen Teil des iranischen Vermögens im Land freigeben zu wollen, damit die Iraner sich damit Güter bei dritten Ländern kaufen können. Es geht dabei u.A. um humanitäre Güter wie Impfstoffe. Das dürfte nicht ohne das Einverständnis der US-Administration geschehen und damit eine erste Geste von Biden in Richtung Aufhebung von Sanktionen. Es ist aber noch nicht bekannt um wie viel Geld es sich handelt. In Südkorea sind Gelder in der Größenordnung von 7-9 Milliarden US-$ eingefroren, die Summe schwankt von Bericht zu Bericht.
South Korea agrees to partial release of blocked Iranian money
https://www.aljazeera.com/news/2021/2/2 ... nian-money

Nur mal kurz. Es hat schon die Trump Administration erlaubt in Zusammenarbeit mit der Schweiz das humanitäre Güter ect.
gekauft werden dürfen.

Das ist lediglich eine Erweiterung und läuft wohl wider via Schweiz. Oder über die Schweiz. Neu ist das nicht.

Es wird trotzdem kontrolliert was der Iran kauft. Gegen Lebensmittel ect spricht nichts
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Findulin »

Eigentlich geht es nur um Gesichtswahrung beider Seiten, wenn das erst einmal ausgefochten worden ist, wird auch der Weg wieder frei für einen Wiedereintritt der USA in den Vertrag und die Akzeptanz der Iraner seiner Einschränkungen. Beide Seiten wollen die Verhandlungen, keiner will aber als die nachgebende Partei dastehen.

Die schnelle Wiederzulassung der IAEA-Kontrollen ist in diesem SInne vielleicht eine bewußt gewählte goldene Brücke für die USA, um das Gesicht zu wahren.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Findulin hat geschrieben:(25 Feb 2021, 08:13)

Eigentlich geht es nur um Gesichtswahrung beider Seiten, wenn das erst einmal ausgefochten worden ist, wird auch der Weg wieder frei für einen Wiedereintritt der USA in den Vertrag und die Akzeptanz der Iraner seiner Einschränkungen. Beide Seiten wollen die Verhandlungen, keiner will aber als die nachgebende Partei dastehen.

Die schnelle Wiederzulassung der IAEA-Kontrollen ist in diesem SInne vielleicht eine bewußt gewählte goldene Brücke für die USA, um das Gesicht zu wahren.
Ausgefochten die paar Probleme und alle haben sich lieb. Tschuldige das ist etwas naiv.

Biden will mehr als nur keine Atomwaffen. Das Abkommen ist nur Schritt 1. Ich glaube nicht ernsthaft das der Iran da viel Lust auf Einlenken hat.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Kohlhaas »

Cobra9 hat geschrieben:(25 Feb 2021, 10:54)

Ausgefochten die paar Probleme und alle haben sich lieb. Tschuldige das ist etwas naiv.

Biden will mehr als nur keine Atomwaffen. Das Abkommen ist nur Schritt 1. Ich glaube nicht ernsthaft das der Iran da viel Lust auf Einlenken hat.
Tja, da liegt das Problem. Biden ist ein sehr viel besserer Diplomat als Trump es jemals sein könnte.

Die religiösen Fanatiker in Teheran versuchen gerade, den ganzen Konflikt auf eine "Rückkehr zum Abkommen" zu reduzieren. Damit ist es aber nicht getan. Biden will auch über das iranische Raketenprogramm und die iranische Außenpolitik reden. Wenn die von Gott eingesetzten Irren in Teheran dazu nicht bereit sind, dann wird es keine "Rückkehr" ins Atomabkommen geben. Dann wird es irgendwann Krieg geben. Und in diesem Krieg wird es nur Iran treffen, nicht die USA. Bis dahin werden nur die Iraner hungern, nicht die US-Bürger. Das ist den "gottesfürchtigen" Mullahs natürlich scheißegal. Die werden ja noch jeden Tag satt. Deshalb rücken wir jeden Tag näher an den Punkt, an dem Ziele im Iran angegriffen werden.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Kohlhaas hat geschrieben:(25 Feb 2021, 13:23)

Tja, da liegt das Problem. Biden ist ein sehr viel besserer Diplomat als Trump es jemals sein könnte.

Die religiösen Fanatiker in Teheran versuchen gerade, den ganzen Konflikt auf eine "Rückkehr zum Abkommen" zu reduzieren. Damit ist es aber nicht getan. Biden will auch über das iranische Raketenprogramm und die iranische Außenpolitik reden. Wenn die von Gott eingesetzten Irren in Teheran dazu nicht bereit sind, dann wird es keine "Rückkehr" ins Atomabkommen geben. Dann wird es irgendwann Krieg geben. Und in diesem Krieg wird es nur Iran treffen, nicht die USA. Bis dahin werden nur die Iraner hungern, nicht die US-Bürger. Das ist den "gottesfürchtigen" Mullahs natürlich scheißegal. Die werden ja noch jeden Tag satt. Deshalb rücken wir jeden Tag näher an den Punkt, an dem Ziele im Iran angegriffen werden.
Da stimme Ich zu. Einschränken aber in dem Punkt es würde keine US Bürger treffen. Das der Iran mit Millizen, Terroristen und anderen Methoden schon versucht hat Opfer zu verwirklichen ist ja nicht neu.

Im Konflikt würden auch Soldaten sterben der USA. Aber im Prinzip versucht der Iran lediglich das alte Spiel.

Kurz vor neuen Gesprächen über das Atomabkommen treibt der Iran sein Nuklearprogramm immer stärker voran. Das ist einerseits Verhandlungstaktik auf der anderen Seite auch Geprotze.

Die dadurch dauerhafte Gefahren, die auch Europa bedrohen ignorieren viele Menschen zu gern. Ich würde dem Iran gar nicht viel vorwerfen wenn es nicht immer die gleichen Muster wären.

Völlig üblich dass Kontrahenten vor jeglicher Art von Gesprächen erstmal hohe Forderungen stellen. Irgendwo Verhandlungsmasse aufbauen um später Pokern zu können. Mit dem Iran ist es anders.

Der Iran setzt auf Druck, Provokation und Erpressung.

Die Eskalationsschritte des Iran zeigen klar man zeigt wie nah man an der Waffe ist und zusätzliche praktische Erfahrungen sammeln nimmt man gern mit.

Was den meisten Menschen irgendwie entgeht ist das der Iran gern pokert. Direkt unumkehrbar ist der iranische Gewinn an Praxiserfahrung mit jedem Fortschritt. Ich denke es geht genau darum auch.

Der Iran will wie Nordkorea, Russland immer schon mal schön drohen können und Vorteile kriegen. Richtig da nicht mitspielen zu wollen.

Ich hoffe Biden kriegt das hin
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Noch gibt es keine wirkliche Antwort des Irans auf den diplomatischen Vorschlag der EU. Vielmehr wiederholt man auf iranischer Seite die Rhetorik, dass es doch so einfach sein würde, wenn die USA einfach die Sanktionen aufheben würden. Es deutet sich aber an, dass die nächsten 3 Monate, auf die sich der Iran mit der IAEA geeinigt hat, in der Inspektionen noch eingeschränkt möglich sein werden, der Zeitrahmen für eine Rückkehr der USA in das Atomabkommen sein könnten.
TEHRAN (Tasnim) – There is no need for negotiations over the United States’ potential return to the 2015 nuclear deal, Iran’s envoy to the UN Majid Takht Ravanchi said, adding that Washington must secure a return to the accord by lifting its sanctions within the next three months.

The three-month timeframe was agreed between Tehran and the UN nuclear watchdog over nuclear inspections beyond the February 21 deadline set by Iran.

In an interview with Al Jazeera Arabic, excerpts of which were released late on Wednesday, Takht Ravanchi said no talks are needed to pave the way for the US’ return to compliance with the Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA), as the deal is formally named.

He said Washington must remove the sanctions it re-imposed on Iran after unilaterally withdrawing from the JCPOA in May 2018, adding, “If sanctions are lifted within the next three months, Iran will act in line with its commitments.”
https://www.tasnimnews.com/en/news/2021 ... s-un-envoy
BERLIN (AP) — Germany’s foreign minister on Wednesday urged Iran to accept diplomatic overtures coming from the West in order to preserve the 2015 nuclear accord.

Heiko Maas accused Tehran of further undermining the transparency it is required to show under the 2015 Joint Comprehensive Plan of Action, or JCPOA, after Iran began restricting international inspections of its nuclear facilities Tuesday.

Meanwhile, the International Atomic Energy Agency reported that Iran had added 17.6 kilograms (38.8 pounds) of uranium enriched up to 20% to its stockpile as of Feb. 16 — far past the 3.67% purity allowed under the JCPOA.

“In the end, Iran needs to understand that what’s important is to de-escalate and accept the offer of diplomacy that’s on the table, including from the United States,” Maas said.

Iran’s violations of the JCPOA pose a significant problem for U.S. President Joe Biden, who is seeking to reverse the Trump administration’s decision to pull the U.S. unilaterally out of the deal three years ago, triggering the re-imposition of crippling economic sanctions on Iran.

Iran this week effectively set a deadline to lift those sanctions within three months, after which it said it would erase surveillance footage of its nuclear facilities

Maas said the transparency required of Iran under the JCPOA wouldn’t be fulfilled during that period.

“But we still want to use these three months, together with other partners in the nuclear agreement, to discuss step by step how the U.S. can return to this accord,” Maas said. “And in particular (the discussion) will be about the sequence of measures. That is, who needs to take which step so that a general agreement can be achieved at the end of which the U.S. are part of this agreement again.”
[...]
https://apnews.com/article/joe-biden-ir ... 4b29107515

Die Südkoreaner haben wohl zugestimmt eine Summe von einer Milliarden US-$ freizugeben:
TEHRAN (Tasnim) – Iranian banks are going to receive a sum of one billion dollars in cash from South Korea as the first tranche of some $7 billion in the blocked assets that Seoul has agreed to release, the governor of the Central Bank of Iran said.

Speaking to reporters on the sidelines of a cabinet session on Wednesday, Abdolnaser Hemmati gave more details of a plan for the release of $7 billion in financial resources held in South Korean banks.

He said the Central Bank of Iran has made it clear how the assets should be used, noting that it is now up to Seoul to make arrangements for releasing the funds after negotiations with whoever they want.

The least payment that South Korea has undertaken to make in the first step amounts to $1 billion, Hemmati noted, adding that the sum will be remitted to the accounts of Iranian banks.[...]
https://www.tasnimnews.com/en/news/2021 ... top-banker

Rohani spricht davon, dass nicht nur Südkorea sondern auch Japan, Irak und der Oman sich bereit erklärt haben eingefrorene Gelder freizugeben:
TEHRAN (Tasnim) – President of Iran Hassan Rouhani lauded the agreements with South Korea, Japan, Iraq and Oman to unfreeze Iranian funds as an omen of the Islamic Republic’s victory against the economic war.

In comments at a Tuesday meeting of the Administration’s Economic Coordination Headquarters, Rouhani pointed to a report from the governor of the Central Bank of Iran about the agreements reached with South Korea, Japan, Iraq and Oman on the release of the Iranian currency assets, saying the promising signs of the enemy’s failure in its economic war on Iran are beginning to emerge.[...]
https://www.tasnimnews.com/en/news/2021 ... n-s-assets

Da die Freigabe von Geld nur mit Zustimmung der US-Administration erfolgen kann, deutet sich damit an, dass die USA der Freigabe von Geld zustimmen und dies dann inoffiziell der "erste Schritt" der USA ist, welche den Iran an den Verhandlungstisch bringt. Das ist dann der erste konkrete Schritt den Khamenei, Zarif und Rohani gefordert haben. Die Summe von einer Milliarden liegt im Größenbereich davon, dass die Iraner sich darüber kurzfristig sehr freuen werden, aber an der grundsätzlichen Situation sich nichts ändert. Es ist auch nicht das erste Mal in den letzten Jahren, dass diplomatische Zugeständnisse des Iran zur Freigabe von Geld führen. Die Einsetzung des derzeitigen irakischen Premier hat 1,4 Milliarden eingefrorener Gelder in Luxemburg "gekostet".
Zuletzt geändert von Platon am Do 25. Feb 2021, 15:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Es lohnt sich auch darauf hinzuweisen, dass es während der Trump-Präsidentschaft Treffen des iranischen Außenministers Zarif mit hohen Offiziellen der Obama-Administration gegeben hat. Vor allem John Kerry und Robert Malley. John Kerry war unter Obama Außenminister und Unterzeichner des JCPoA für die USA und ist jetzt Sondergesandter von Biden für Klimapolitik, einem der zentralen Themen seiner Präsidentschaft. Robert Malley war Chefunterhändler der USA bei dem Abkommen und ist aktuell US-Sondergesandter für den Iran. Er ist die Person, welche für die USA die Verhandlungen mit dem Iran führt. Diese Kontakte zahlen sich jetzt aus und die Diplomatie zwischen Iran und USA läuft jetzt bereits in den ersten Wochen der Präsidentschaft von Biden auf Hochtouren.

Von Seiten der Gegner des Abkommens in den USA werden diese Treffen verurteilt und als Klüngelei der Iranversteher mit einem Feind der USA gesehen. Der Artikel der konservativen Washington Times zu dem Thema stellt aber gut dar, dass es in Washington zwei Lager gibt, wie mit dem Iran umzugehen sei. Einerseits das Lager des Maximum Pressure, welche im Endeffekt Regime Change anstreben und zumindest Eindämmung wollen und solche, welche diplomatische Erfolge mit dem Iran erzielen wollen und auch auf die humanitären Folgen eben dieser Maximum Pressure-Kampagne der USA für die iranische ZIvilbevölkerung hinweisen.

EXCLUSIVE: Biden team colluded with Iran to foil Trump diplomacy
https://www.washingtontimes.com/news/20 ... vad-zarif/
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Vongole »

Platon hat geschrieben:(25 Feb 2021, 13:48)

(..)

Da die Freigabe von Geld nur mit Zustimmung der US-Administration erfolgen kann, deutet sich damit an, dass die USA der Freigabe von Geld zustimmen und dies dann inoffiziell der "erste Schritt" der USA ist, welche den Iran an den Verhandlungstisch bringt. Das ist dann der erste konkrete Schritt den Khamenei, Zarif und Rohani gefordert haben. Die Summe von einer Milliarden liegt im Größenbereich davon, dass die Iraner sich darüber kurzfristig sehr freuen werden, aber an der grundsätzlichen Situation sich nichts ändert. Es ist auch nicht das erste Mal in den letzten Jahren, dass diplomatische Zugeständnisse des Iran zur Freigabe von Geld führen. Die Einsetzung des derzeitigen irakischen Premier hat 1,4 Milliarden eingefrorener Gelder in Luxemburg "gekostet".
"Gekostet" hat es auch das Leben vieler Menschen, die von schiitischen, sprich vom Iran gesteuerten/bezahlten Milizen bei den Protesten gegen die Regierung ermordet wurden.
Mit anderen Worten, das iranische Regime erpresst Zugeständnisse, indem es entweder versucht, fremde Staaten zu destabilisieren, bzw. zu Vasallenstaaten zu machen, oder erpresst einen verlässlichen
Handelspartner wie Südkorea, indem man eben mal so ein Schiff samt Besetzung festsetzt, und jetzt die Freigabe von Geldern als diplomatischen Erfolg verkauft.
Austausch von Geiseln gegen Geld trifft's wohl eher, auch wenn das Regierungssprachrohr Tasnim News es nicht so ausdrückt.

Das gleiche Spielchen versucht mit USA/EU, indem man mit weiterer Uran-Anreicherung droht, und macht dann das "diplomatische" Zugeständnis, dass die Beobachter zwar länger, aber eben weniger hinschauen dürfen.
Das dürfte mit einem Borell vermutlich sogar klappen, mit der Biden-Adminstrtion vermutlich nicht so einfach.
Und ob es inerhalb Irans so funktionieren wird, steht ja auch noch nicht fest, nachdem die Hardliner Rohani und Ali Akbar Salehi wegen des Deals vor Gericht ziehen wollen.
Scheint eine nette parlamentarische Sitzung gewesen zu sein, wie man so von Nicht-Regierungs-Medien hören kann.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Vongole hat geschrieben:(25 Feb 2021, 16:42)Mit anderen Worten, das iranische Regime erpresst Zugeständnisse, indem es entweder versucht, fremde Staaten zu destabilisieren, bzw. zu Vasallenstaaten zu machen,
Jepp, der Iran tritt in der Region als Regionalmacht auf. Prinzipiell ist man in dieser Hinsicht nicht besser oder schlechter als andere Länder in der Region. Die anderen Länder mit Regionalmachtambitionen, d.h. die Türkei, Saudi-Arabien und die VAE haben sich in den letzten Jahren ebenso verhalten. Der große Unterschied liegt vor allem beim Thema bewaffneter Kampf gegen Israel, weniger grundsätzlich bei den Regionalmachtambitionen. Ich denke aber nicht, dass es hier darum geht Zugeständnisse zu bekommen, vielmehr geht es um eine Art Vorwärtsverteidigung, damit bewaffnete Auseinandersetzungen auf iranischen Boden vermieden werden können und natürlich ideologische Absichten bezüglich Israels und der USA. Dazu ist der Iran durch seine geographische Lage und Ausdehnung eine Art natürliche Großmacht in der Region.
oder erpresst einen verlässlichen Handelspartner wie Südkorea, indem man eben mal so ein Schiff samt Besetzung festsetzt, und jetzt die Freigabe von Geldern als diplomatischen Erfolg verkauft. Austausch von Geiseln gegen Geld trifft's wohl eher, auch wenn das Regierungssprachrohr Tasnim News es nicht so ausdrückt.
Die Islamische Republik hat in den letzten Jahren überhaupt sehr viele Geiseln genommen (zumeist Doppelstaatler oder Leute, die bei ihrem Besuch des Iran gegen die Regeln verstoßen haben (Militäranlagen fotographiert etc.) oder sonstwie dem iranischen Geheimdienst verdächtig vorkommen.) Man will damit Leute freipressen oder in diesem Fall wirtschaftliche Zugeständnisse bekommen. Das ist insbesondere seit dem Ausstieg von Trump aus dem Atomprogramm massiv eskaliert und es gibt viel mehr Fälle, als allgemein in den Nachrichten steht, weil man im Normalfall versucht die Sache diskret zu verhandeln. Es ist ja auch schon das zweite Mal, dass man einen Öltanker entführt hat. 2019 hatte man einen Tanker unter britischer Flagge entführt, damit ein iranisches Schiff mit Öl auf dem Weg nach Syrien nicht weiter aufgehalten wird. Das Problem ist, dass diese Taktik im Allgemeinen funktioniert hat.
Das gleiche Spielchen versucht mit USA/EU, indem man mit weiterer Uran-Anreicherung droht, und macht dann das "diplomatische" Zugeständnis, dass die Beobachter zwar länger, aber eben weniger hinschauen dürfen. Das dürfte mit einem Borell vermutlich sogar klappen, mit der Biden-Adminstrtion vermutlich nicht so einfach.
Naja, ich sehe das jetzt nicht so dramatisch. Es kommt dabei ja niemand zu Schaden, wenn der Iran gegen ein paar Regeln des Atomdeals verstößt, die man ein paar Monate später wieder einhalten wird, wenn man sich geeinigt hat. Das würde ich jetzt noch als eine harmlose Aktion der Islamischen Republik sehen und ist halt Verhandlungstaktik, die ich jetzt nicht als übermäßig hinterhältig sehen würde.
Und ob es inerhalb Irans so funktionieren wird, steht ja auch noch nicht fest, nachdem die Hardliner Rohani und Ali Akbar Salehi wegen des Deals vor Gericht ziehen wollen.
Scheint eine nette parlamentarische Sitzung gewesen zu sein, wie man so von Nicht-Regierungs-Medien hören kann.
So weit ich das sehe, wollen sie gegen die Übereinkunft mit der IAEA vorgehen, aber nicht direkt gegen den Atomdeal. Zumal es so ist, dass wenn Khamenei entscheidet, dass man in den Deal zurück geht, werden sich irgendwelche Hardliner fügen. Es ist ganz klar im Interesse des Iran und der Islamischen Republik, dass man sich in Sachen Atomdeal mit den USA einigt und die Sanktionen aufgehoben werden. Jetzt in diesem Fall würde ich vermuten, dass die Parlamentarier stinkig waren, dass die Regierung ihr Gesetz ausgebremst hat, indem man einfach eine neue Vereinbarung mit der IAEA getroffen hat und das äußert man jetzt. Zumal bei der letzten Wahl wohl ein paar Leute ihren Sitz bekommen haben, die vor allem durch eine Anti-Rohani-Haltung auffallen. Es ist eine für Iran historisch gar nicht so untypische Situation, dass es mindestens zwei Lager gibt, die sich nicht grün sind und der Schah bzw. Revolutionsführer agiert als Schlichter der mal für die eine und mal für die andere Seite den Ausschlag gibt. In Punkto Atomdeal ist die Sachlage aber glasklar und auch wenn man rhetorisch sich schwer tut freundliche Worte für Europa und die USA zu finden und den Leuten im Regime jedes diplomatisches Abkommen mit den USA zuwider ist, braucht die Islamische Republik den Atomdeal weitaus dringender als umgekehrt.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von King Kong 2006 »

Im Vorfeld der Annäherung zwischen den USA unter der Obama-Administration und dem Iran gab es Störfeuer. Das ist jetzt nicht anders. Es gilt sich davon nicht irritieren zu lassen. Seinerzeit hat man es geschafft. Übergeordnetes Ziel ist ein neuer Modus Vivendi der USA und Irans.

Manche Beobachter meinen, es könne auch sein, daß Biden getestet wird. Immerhin ist er sleepy Joe. Kann man den verschlafenen alten Präsidenten herumschubsen? Biden mußte reagieren. Alleine schon innenpolitisch notwendig. Vermutlich wird es sprichwörtlich noch weiteres Störfeuer geben. Von allen Seiten, nicht nur von iranischer (Hardliner) oder den USA. Wie damals unter Obama ist die Kunst der USA und des Irans Nerven und das Ziel in den Augen zu behalten.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Zwischen der Türkei und dem Iran gibt's auch kleine Probleme


https://www.al-monitor.com/pulse/origin ... valry.html
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Platon
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Die Iraner haben das Gesprächsangebot der EU abgelehnt.
Iran rejected a European Union offer to arrange direct nuclear talks with the US, senior diplomats told The Wall Street Journal.

Two senior Western diplomats said Iran has ruled out attending a meeting in Europe for now, saying it wanted a guarantee first that the US would lift some sanctions after the meeting.

Washington had said it would attend the talks, which the EU had hoped to host in the coming days, said the report. However, the Biden administration had refused to provide sanctions relief before face-to-face negotiations with Iran had taken place.

Diplomats told The Wall Street Journal that Iran’s rejection didn’t kill off all hopes of direct negotiations in coming months and that Tehran’s move might be an attempt to gain leverage in future talks.

The US patience with Iran on returning to discussions over the 2015 nuclear deal is “not unlimited,” State Department spokesman Ned Price said on Wednesday.

“Our patience is not unlimited, but we do believe, and the president has been clear on this ... that the most effective way to ensure Iran could never acquire a nuclear weapon was through diplomacy,” Price said.
https://english.aawsat.com/home/article ... lear-talks

Originalquelle mit Paywall:
https://www.wsj.com/articles/iran-rejec ... 1614529319

Vermutlich denken die Iraner, dass sich da mehr rausholen lässt, weil der Druck auf die USA von Seiten der EU wieder zum Atomabkommen zurück zu kommen schon groß ist und Biden mit der Ankündigung große Ziele internationaler Zusammenarbeit bezüglich Klimawandel, China und Russland anzustreben sich auch selbst unter Druck setzt die Europäer in dieser Frage zufrieden zu stellen, damit sie ihn bei den anderen Fragen nach Kräften unterstützen. Daher spekuliert man auf iranischer Seite wohl, dass die USA doch zu Konzessionen bereit sind die Iraner an den Verhandlungstisch zu bekommen. Man hat ausgeschlossen vor den Gesprächen Sanktionen aufzuheben, aber was ist mit einer Garantie es direkt danach zu tun? Das scheint ja nach obiger Aussage die Frage der Iraner an die USA zu sein...
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(28 Feb 2021, 19:40)

Die Iraner haben das Gesprächsangebot der EU abgelehnt.


https://english.aawsat.com/home/article ... lear-talks

Originalquelle mit Paywall:
https://www.wsj.com/articles/iran-rejec ... 1614529319

Vermutlich denken die Iraner, dass sich da mehr rausholen lässt, weil der Druck auf die USA von Seiten der EU wieder zum Atomabkommen zurück zu kommen schon groß ist und Biden mit der Ankündigung große Ziele internationaler Zusammenarbeit bezüglich Klimawandel, China und Russland anzustreben sich auch selbst unter Druck setzt die Europäer in dieser Frage zufrieden zu stellen, damit sie ihn bei den anderen Fragen nach Kräften unterstützen. Daher spekuliert man auf iranischer Seite wohl, dass die USA doch zu Konzessionen bereit sind die Iraner an den Verhandlungstisch zu bekommen. Man hat ausgeschlossen vor den Gesprächen Sanktionen aufzuheben, aber was ist mit einer Garantie es direkt danach zu tun? Das scheint ja nach obiger Aussage die Frage der Iraner an die USA zu sein...
Würde eher vermuten dass sich die Ultraradikalen im Iran durchgesetzt haben. Bei den Gesprächen wäre ja sowieso nichts rausgekommen und der US-Angriff in Syrien ist bei den Ultraradikalen auch nicht gut angekommen. Mal sehen wer die Präsidentschaftswahlen gewinnt. Angeblich hat auch Ahmadinedschad Interesse an einer Kandidatur.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Na das wird den Iran aber beeindrucken. Eine Resultion der UN wo Russland zu 99% das Veto einlegen wird. Falls man da überhaupt soweit kommt.




https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKCN2AT23P


Die E 3 wieder hilflos
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Cobra9 hat geschrieben:(01 Mar 2021, 21:07)

Na das wird den Iran aber beeindrucken. Eine Resultion der UN wo Russland zu 99% das Veto einlegen wird. Falls man da überhaupt soweit kommt.

https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKCN2AT23P

Die E 3 wieder hilflos
Es ist eine angemessene diplomatische Antwort auf die jüngsten Aktionen des Iran und zwingt auch die anderen Teilnehmer des JCPoA öffentlich Farbe zu bekennen, was sie von den iranischen Manövern halten. Eine Lösung wird nur am Verhandlungstisch zwischen USA und Iran erfolgen, aber es ist zumindest etwas was die EU tun kann. Und bei derartigen diplomatischen Aktionen kann man sich ja auch mal darüber unterhalten, welche Wortwahl Russland und China bei zukünftigen Initiativen womöglich mittragen können. China und Russland wollen genau wie die EU, dass der JCPoA wieder von Iran und USA eingehalten wird und beide Länder werden dabei auch Druck auf den Iran ausüben, sofern sie das für sinnvoll und notwendig halten. Wie gesagt, es ist wie im Moment alles was an Stellungnahmen und Aktionen von den Beteilligten kommt ein Manöver um sich eine gute Ausgangsposition für die Gespräche zu verschaffen. Alle Beteilligten sind doch eigentlich ziemlich nahe beieinander. Man ist sich darüber einig wohin man am Ende gemeinsam will: das alle die JCPoA wieder befolgen und man muss sich nun "nur" darauf einigen, wie man zu diesem Ziel kommt und alle Seiten versuchen sich dabei in eine vorteilhafte Stellung zu bringen.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

@ Platon

Angemessenheit in der Reaktion okay. Aber die E3 sind ja auch nicht gerade wichtig. Oder lieg ich falsch. Ohne USA ist der E3 Einfluss relativ wertlos. Das Poker Spiel läuft.

Ich geh davon aus es wird keine gute Lösung geben. Wenn ich falsch liege gern. Kein Konflikt mit Gewalt und Lösungen wäre ok.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Waffen auf dem iranischen Frachter

https://www.avatoday.net/node/13582
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Cobra9 »

Der Iran ist ja sehr optimistisch. Wenn die USA die Sanktionen fallen lassen. Sieht nicht danach aus

https://www.aljazeera.com/economy/2021/ ... ns-lifting


Sieht eher so aus als würden die USA nochmal in den nächsten Monaten den iranischen Hilfstruppen aufs Dach geben.

https://www.aljazeera.com/news/2021/3/3 ... ket-attack

Spekulationen gibt es die besagen das einige politische Kräfte fordern bei solchen Angriffen in Zukunft auch den Iran in Haftung zu nehmen. Angriffe pro Iran Millizen = Angriff auch auf die Iraner.

Ich hab das lediglich vereinzelt mitbekommen. Es ist nur von Einzelnen so. Wird in Fach Foren aber heftig diskutiert.

Ich bin gespannt und gespalten. Es wäre eigentlich richtig dem Iran auch auf die Finger zu hauen wenn seine Hilfstruppen was tun, gleichzeitig ist es sehr gefährlich und rechtlich auch nicht so leicht machbar.

Außerdem kann man das ausnutzen.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Platon »

Cobra9 hat geschrieben:(04 Mar 2021, 10:00)

Der Iran ist ja sehr optimistisch. Wenn die USA die Sanktionen fallen lassen. Sieht nicht danach aus

https://www.aljazeera.com/economy/2021/ ... ns-lifting
Das Budget der iranischen Regierung rechnet für 2021 auch schon mit massiv steigenden Öleinnahmen und man hat die Fördermengen erhöht. ^^
Sieht eher so aus als würden die USA nochmal in den nächsten Monaten den iranischen Hilfstruppen aufs Dach geben.

https://www.aljazeera.com/news/2021/3/3 ... ket-attack

Spekulationen gibt es die besagen das einige politische Kräfte fordern bei solchen Angriffen in Zukunft auch den Iran in Haftung zu nehmen. Angriffe pro Iran Millizen = Angriff auch auf die Iraner.

Ich hab das lediglich vereinzelt mitbekommen. Es ist nur von Einzelnen so. Wird in Fach Foren aber heftig diskutiert.

Ich bin gespannt und gespalten. Es wäre eigentlich richtig dem Iran auch auf die Finger zu hauen wenn seine Hilfstruppen was tun, gleichzeitig ist es sehr gefährlich und rechtlich auch nicht so leicht machbar.

Außerdem kann man das ausnutzen.
Die Taktik des Iran ist, dass die Revolutionsgarden für einen Angriff auf den Iran selbst ein hohes Abschreckungspotential aufbauen durch die Raketentests und Manöver am persischen Golf. Man rüstet dann aber die eigenen Klienten in der Region mit Geld und Waffen aus, damit diese ihre lokalen Gegner bekämpfen und entweder die USA oder US-Verbündete angreifen und im Falle eines Angriffs auf den Iran ein zusätzliches Abschreckungspotential darstellen. Wenn diese Gruppen dann die USA (schiitische Milizen im Irak), Saudi-Arabien (Huthis) oder Israel (Hisbollah, Hamas, PIJ) dann auf Geheiß der Quds-Brigarden mit Raketen iranischer Produktion angreifen, sagen die Iraner einfach: Wir waren das nicht. Und waren sie streng genommen auch nicht. Man übernimmt nicht die Verantwortung, sondern leugnet die eigene Verantwortung für die Aktionen der eigenen Klienten, die aber selbstverständlich ihre Aktionen nach den Wünschen ihrer Sponsoren, d.h. den Revolutionsgarden, ausrichten. Der einzige Fall, wo die USA sich dazu entschlossen haben direkt gegen den Iran zurück zu schlagen, war die Ermordung von Sulaimani und da stand man ja dann sofort vor einem großen Krieg den beide nicht wollten und die entstehende Krise wurde mit einem Raketenangriff der Iraner auf eine US-Basis, d.h. eine durchaus beeindruckende Wiederherstellung der iranischen Abschreckung, auf die Trump dann nicht mehr reagiert hat, beigelegt. Man kann dann eigentlich nur nicht-konventionell direkt gegen den Iran zurückschlagen in Form von Cyberangriffen und Sabotage etc., worin die Israelis mutmaßlich ja sehr erfolgreich sind. Trump hatte ja dereinst auch nach dem Abschuss der Drohne die Kampfflugzeuge im letzten Moment zurückgerufen und stattdessen einen Cyberangriff angeordnet. Bei Sulaimani hat er sie dann nicht mehr zurück gerufen, aber das war ja eigentlich auch auf irakischem Boden und kein Angriff auf iranisches Territorium.

Die Israelis greifen die Iraner und Proxies auch nur in Syrien an, weil ein Angriff auf libanesischen Boden einen Krieg mit der Hisbollah auslösen und ein direkter Angriff auf den Iran ebenfalls direkte Raketenangriffe des Iran auf Israel provozieren und aus Sicht einiger auch rechtfertigen könnte. Die Souveränität der Assad-Regierung auf syrischen Boden ist de facto schon länger nichts mehr wert.

Dieses Hin und Her zwischen USA und iranischem Proxy ist die iranische Taktik, welche iranischen Einfluss und "strategische Tiefe" sichern und die USA aus der Region drängen und den Wunsch der Anhänger des Regimes nach einer Konfrontation mit den USA zufrieden stellen soll. Und nachdem es mit der Tötung von Sulaimani aus iranischer Sicht doch ziemlich aus dem Ruder gelaufen ist, hat man sich einige Zeit zurückgehalten. Aber jetzt versuchen die Iraner es mit Biden offenbar erneut. Eigentlich müssten die USA rein aus militärischer Sicht bei diesen Proxyangriffen direkt wieder gegen den Iran zurückschlagen um die iranische Kalkulation zu verändern, aber das kann man halt nicht so einfach. Eine zu harte Reaktion und Eskalation bringt den USA halt auch nichts. Der Angriff auf Sulaimani mag militärisch einen positiven Effekt gehabt haben, war politisch aber ein ziemliches Desaster, weil das Regime einen populären Märtyrer bekommen hat, das irakische Parlament hat den Abzug der USA aus dem Irak beschlossen und es gibt ja auch eine UN-Untersuchung zu der Sache. Biden versucht jetzt offenbar in Abgrenzung von Trump "angemessen" zurück zu schlagen, die Abschreckung der USA aufrecht erhalten, aber politisch keine Risiken eingehen.

Aus iranischer Sicht ist das ein asymetrischer Krieg gegen die USA, wo man eine direkte Konfrontation mit den USA vermeidet, weil man einen konventionellen Krieg natürlich verlieren würde. Stattdessen eine asymetrische Abschreckung mit Raketen und Schnellbooten im Golf und eine asymetrische Offensive über die diversen Klienten, die natürlich alle auf eigene Faust handeln und nicht auf Geheiß derer, die ihnen Geld und Waffen schicken. ^^ In den letzten 10 Jahren haben die Iraner da eine "forward defense"-Strategie entwickeln können, weil man seit 2011 und dem Aufstieg und Fall des IS neue starke Klienten hinzugewonnen hat, welche anders als z.B. die Hamas sehr stark vom Iran abhängig sind. Vor allem Kataib Hisbollah und andere schiitische Millizen im Irak, andere Mitglieder der schiitischen Internationale, welche in Syrien für Assad gekämpft haben und natürlich die Huthis, welche durch den Krieg im Jemen sich immer mehr in die Arme des Irans begeben haben. Das war ja alles das Werk von Qassem Sulaimani, der als wichtigster Verbindungsmann der Revolutionsgarden mit den ausländischen Gruppen fungierte und zur großen Symbolfigur iranischen Einfluss im Ausland wurde, und darum war er auch das (eigentlich unrealistische) Ziel für einen Vergeltungsschlag der USA.
Zuletzt geändert von Platon am Do 4. Mär 2021, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eskalation am Golf?

Beitrag von Orbiter1 »

Mit den Proxy-Aktivitäten der letzten Tage (Raketenangriffe im Irak, Drohnenangriffe in Saudi-Arabien, Umweltterror gegen Israel) zeigt der Iran was die Politik des maximalen Drucks von Trump gebracht hat. Gar nichts, außer die immer höhere Anreicherung von Uran. Nach meiner Überzeugung haben die Ultraradikalen inzwischen im Iran die politische Macht übernommen. Fehlt eigentlich nur noch der passende ultraradikale Präsident. Der kommt dann im Juni nach den Wahlen dazu.

Ich gehe nicht davon aus dass es noch zu Verhandlungen kommt. Die Ultraradikalen können mit dem aktuellen Status durchaus leben. Das Volk mag an der einen oder anderen Stelle aufbegehren, aber das sollte sich mit Gewalt unter Kontrolle bringen lassen. Den USA und Israel wird gar nichts anderes übrig bleiben als einen Krieg mit dem Iran zu führen, wenn das ein Ende nehmen soll. Zur Rechtfertigung reicht ja sicher eine Standard-Netanjahu-Show vor der UN mit den üblichen Aussagen ("der Iran wird in wenigen Monaten über Atomwaffen verfügen, blah, blah") oder die USA finden wie seinerzeit im Irak Hinweise auf Massenvernichtungswaffen. Ist aber im Grunde genommen egal, bei diesem Krieg wird sich außer den USA und Israel sowieso niemand die Finger schmutzig machen. Ok, vielleicht auch noch die Saudis. Das ganze selbstverständlich ohne Plan wie es nach dem Krieg mit dem Iran weitergehen soll. So wie das bisher ja auch fast immer der Fall war. Die EU sollte sich schon mal auf einen Flüchtlingsansturm aus dem Iran einstellen.
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