Vongole hat geschrieben:(25 Feb 2021, 16:42)Mit anderen Worten, das iranische Regime erpresst Zugeständnisse, indem es entweder versucht, fremde Staaten zu destabilisieren, bzw. zu Vasallenstaaten zu machen,
Jepp, der Iran tritt in der Region als Regionalmacht auf. Prinzipiell ist man in dieser Hinsicht nicht besser oder schlechter als andere Länder in der Region. Die anderen Länder mit Regionalmachtambitionen, d.h. die Türkei, Saudi-Arabien und die VAE haben sich in den letzten Jahren ebenso verhalten. Der große Unterschied liegt vor allem beim Thema bewaffneter Kampf gegen Israel, weniger grundsätzlich bei den Regionalmachtambitionen. Ich denke aber nicht, dass es hier darum geht Zugeständnisse zu bekommen, vielmehr geht es um eine Art Vorwärtsverteidigung, damit bewaffnete Auseinandersetzungen auf iranischen Boden vermieden werden können und natürlich ideologische Absichten bezüglich Israels und der USA. Dazu ist der Iran durch seine geographische Lage und Ausdehnung eine Art natürliche Großmacht in der Region.
oder erpresst einen verlässlichen Handelspartner wie Südkorea, indem man eben mal so ein Schiff samt Besetzung festsetzt, und jetzt die Freigabe von Geldern als diplomatischen Erfolg verkauft. Austausch von Geiseln gegen Geld trifft's wohl eher, auch wenn das Regierungssprachrohr Tasnim News es nicht so ausdrückt.
Die Islamische Republik hat in den letzten Jahren überhaupt sehr viele Geiseln genommen (zumeist Doppelstaatler oder Leute, die bei ihrem Besuch des Iran gegen die Regeln verstoßen haben (Militäranlagen fotographiert etc.) oder sonstwie dem iranischen Geheimdienst verdächtig vorkommen.) Man will damit Leute freipressen oder in diesem Fall wirtschaftliche Zugeständnisse bekommen. Das ist insbesondere seit dem Ausstieg von Trump aus dem Atomprogramm massiv eskaliert und es gibt viel mehr Fälle, als allgemein in den Nachrichten steht, weil man im Normalfall versucht die Sache diskret zu verhandeln. Es ist ja auch schon das zweite Mal, dass man einen Öltanker entführt hat. 2019 hatte man einen Tanker unter britischer Flagge entführt, damit ein iranisches Schiff mit Öl auf dem Weg nach Syrien nicht weiter aufgehalten wird. Das Problem ist, dass diese Taktik im Allgemeinen funktioniert hat.
Das gleiche Spielchen versucht mit USA/EU, indem man mit weiterer Uran-Anreicherung droht, und macht dann das "diplomatische" Zugeständnis, dass die Beobachter zwar länger, aber eben weniger hinschauen dürfen. Das dürfte mit einem Borell vermutlich sogar klappen, mit der Biden-Adminstrtion vermutlich nicht so einfach.
Naja, ich sehe das jetzt nicht so dramatisch. Es kommt dabei ja niemand zu Schaden, wenn der Iran gegen ein paar Regeln des Atomdeals verstößt, die man ein paar Monate später wieder einhalten wird, wenn man sich geeinigt hat. Das würde ich jetzt noch als eine harmlose Aktion der Islamischen Republik sehen und ist halt Verhandlungstaktik, die ich jetzt nicht als übermäßig hinterhältig sehen würde.
Und ob es inerhalb Irans so funktionieren wird, steht ja auch noch nicht fest, nachdem die Hardliner Rohani und Ali Akbar Salehi wegen des Deals vor Gericht ziehen wollen.
Scheint eine nette parlamentarische Sitzung gewesen zu sein, wie man so von Nicht-Regierungs-Medien hören kann.
So weit ich das sehe, wollen sie gegen die Übereinkunft mit der IAEA vorgehen, aber nicht direkt gegen den Atomdeal. Zumal es so ist, dass wenn Khamenei entscheidet, dass man in den Deal zurück geht, werden sich irgendwelche Hardliner fügen. Es ist ganz klar im Interesse des Iran und der Islamischen Republik, dass man sich in Sachen Atomdeal mit den USA einigt und die Sanktionen aufgehoben werden. Jetzt in diesem Fall würde ich vermuten, dass die Parlamentarier stinkig waren, dass die Regierung ihr Gesetz ausgebremst hat, indem man einfach eine neue Vereinbarung mit der IAEA getroffen hat und das äußert man jetzt. Zumal bei der letzten Wahl wohl ein paar Leute ihren Sitz bekommen haben, die vor allem durch eine Anti-Rohani-Haltung auffallen. Es ist eine für Iran historisch gar nicht so untypische Situation, dass es mindestens zwei Lager gibt, die sich nicht grün sind und der Schah bzw. Revolutionsführer agiert als Schlichter der mal für die eine und mal für die andere Seite den Ausschlag gibt. In Punkto Atomdeal ist die Sachlage aber glasklar und auch wenn man rhetorisch sich schwer tut freundliche Worte für Europa und die USA zu finden und den Leuten im Regime jedes diplomatisches Abkommen mit den USA zuwider ist, braucht die Islamische Republik den Atomdeal weitaus dringender als umgekehrt.
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