Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

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Orbiter1
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(13 Mar 2021, 18:22)

Die amerikanischen Geheimdienste kamen erstmals 2007 zu dieser Einschätzung und sie hat sich seitdem bestätigt. Die IAEA ist dieser Einschätzung und auch das von Israel erbeutete Archiv zum iranischen Atomprogramm hat diese Einschätzung bestätigt. Vom Iran selbst wird behauptet, dass man nie an Atomwaffen gearbeitet hat. Es ist der weltweite Konsens der Geheimdienste, internationalen Organisationen und der Politik.
Das interessiert doch Netanjahu . . . nicht. Für die ist der Iran immer nur wenige Monate von einer Atombombe entfernt, egal was die Geheimdienste der Welt oder die IAEA von sich geben.
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Vongole hat geschrieben:(13 Mar 2021, 18:41)

Und warum tut er es? Die ganze Resourcenverschleuderung nur, um eine Drohkulisse aufzubauen, ohne den Hintergedanken, diese Waffe dann auch einzusetzen?
Ich vermute mal, um Druck auf die USA aufzubauen. Welchen Grund hätte Biden denn die Sanktionen aufzuheben, wenn die Iraner sich auch mit Sanktionen an den Vertrag halten würden?
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Mar 2021, 18:45)

Das interessiert doch Netanjahu . . . nicht. Für die ist der Iran immer nur wenige Monate von einer Atombombe entfernt, [...]
Ist er ja auch. Die Breakout-Time liegt ohne Vertrag wohl in der Größenordnung von 4-6 Monaten.
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Adam Smith
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Adam Smith »

Schiiten gelten im Islam als Apostaten und auf Apostasie steht der Tod. Der Iran ist aus dem Grund bemüht sich zu schützen. Zudem gibt es das Trauma in Bezug auf den Ersten Golfkrieg. Der Iran möchte so etwas nie mehr erleben und baut aus dem Grund seine Herrschaft im Irak aber auch in weiteren Ländern aus. Aus iranischer Sicht handelt der Iran recht logisch. Mit einem Angriff auf andere Länder muss dieses nichts zu tun haben.
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Orbiter1
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(13 Mar 2021, 18:46)

Ist er ja auch. Die Breakout-Time liegt ohne Vertrag wohl in der Größenordnung von 4-6 Monaten.
Da empfehle ich Ihnen mal diesen 4 Jahre alten Artikel vom Tagesspiegel.

"Wenn es 25 Jahre lang fünf Minuten vor zwölf ist, muss entweder die Zeit stehen geblieben, ein Alarmismus zur Routine verkommen sein oder eine Obsession vorliegen. Anfang 1992 jedenfalls, also vor einem Vierteljahrhundert, warnte der damalige israelische Knesset-Abgeordnete Benjamin Netanjahu zum erstenmal vor dem Iran als einer neuen und existenziellen Bedrohung seines Landes. In „drei bis fünf Jahren“ werde Teheran möglicherweise eine Atombombe entwickelt haben. Diese Gefahr müsse durch „eine internationale Front unter US-Führung entwurzelt“ werden, sagte er.

In den folgenden 25 Jahren verkürzten sich die Abstände solcher Warnungen ebenso wie der Zeitraum, innerhalb dessen sich der Iran von seinem Vorhaben abbringen lasse. Pi mal Daumen waren es „wenige Wochen“, „einige Monate“ oder „sechs bis acht Monate“. Das änderte sich auch nicht, als führende israelische Geheimdienstler - wie etwa der ehemalige Mossad-Chef Meir Dagan - den Einschätzungen Netanjahus widersprachen." Quelle: https://m.tagesspiegel.de/politik/netan ... 00038.html

Zum 30-jährigen Jubiläum nächstes Jahr könnte Netanjahu eigentlich wieder eine Show vor der UN veranstalten, dass der Iran in wenigen Wochen über eine Atomwaffe verfügt.
Zuletzt geändert von Orbiter1 am Sa 13. Mär 2021, 18:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Adam Smith »

Platon hat geschrieben:(13 Mar 2021, 18:46)

Ist er ja auch. Die Breakout-Time liegt ohne Vertrag wohl in der Größenordnung von 4-6 Monaten.
Wenn der Iran wollte hätte er längst schon welche. Pakistan oder Nordkorea verfügen ja auch über Atombomben. Des Weiteren verfügt der Iran seit 2011 bzw 2012 über ein Atomkraftwerk. Das dürfte ausreichen. Die USA hatten vor der Errichtung von Atomkraftwerken die Anlage K-25.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Mar 2021, 17:20)

Dann zitieren sie mal die Stelle des UN-Beschlusses aus der hervorgeht dass militärisch gegen den Iran vorgegangen werden kann, wenn er ein militärisches Atomprogramm vorantreibt. Oder ist das den potenziellen Angreifern egal, ob es dafür einen UN-Beschluss dafür gibt?
Ei, Du bist ja ein Witzbold! Wo soll ich geschrieben haben, dass in irgendeinem UN-Beschluss miltitärirsche Maßnahmen vorgesehen oder auch nur legitimiert seien???? Ich habe lediglich geschrieben, dass der Iran laut UN-Beschluss (und ganz unabhängig von irgendwelchen Atomabkommen!) keine Atomwaffen bauen darf. Was ist daran schwer zu verstehen? Und was ist schwer zu verstehen an dem Umstand, dass eine Nation wie Israel es so richtig gar nicht lustig fände, wenn Iran Atomwaffen besitzen würde? Ist Dir bekannt, dass der Iran es zum Staatsziel erklärt hat, Israel zu vernichten? Kannst Du Dir vorstellen, dass Israel sich dieser Vernichtnung nicht demütig fügen will? Dann bist Du doch schon auf dem richtigen Erkenntnisweg: Iran darf keine Atomwaffen bauen. Das haben die UN so festgelegt. Tut Iran das trotzdem, gibt es Krach. Der UN-Beschluss ist gefasst worden, um diesen Krach möglichst zu verhindern. Wenn Iran sich daran nicht hält, gibt es Krieg. Das macht dann Israel oder die erklärte Schutzmacht USA. Den "potenziellen Angreifern" ist dann auch nicht egal, ob sie einen UN-Beschluss vorweisen können, der ihnen das Lebensrecht bestätigt.

Denk was Du willst. Es bleibt dabei: Solange Iran es zum Staatsziel erklärt, Israel zu vernichten, darf Iran niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Unter keinen denkbaren Umständen!
Selbstverständlich wird der Iran Atomwaffen bauen wenn die Sanktionen aufrecht erhalten werden und kein Interesse daran besteht ihm wirtschaftliche Vorteile einzuräumen. Weswegen sollte er auf den Atomwaffenbau verzichten?
Na, warten wir es doch einfach mal ab. Bevor Iran eine Atomwaffe baut, fallen Bomben auf den Iran. Deshalb sollte Iran auf dieses Projekt verzichten. Iran wird keine Atomwaffen entwickeln.

Mir ist übrigens unerklärlich, warum Du einen angeblichen Rechtsanspruch des Iran auf die Vernichtung Israels postulierst.
Der Iran ist geradezu umzingelt von Ländern die Atomwaffen besitzen. Russland, Pakistan, Indien, China und Israel sind keine 1.500 km vom Iran entfernt, und auch US-Militärbasen sind in der Nähe. Ich gehe davon aus dass der Iran rechtzeitig aus dem Atomwaffensperrvertrag austreten und damit die Inspektionen der IAEO beenden wird.
Was willst Du damit sagen? Meinst Du, dass jede beliebige Nation Atomwaffen besitzen dürfen sollte? Ganz unabhängig vom Atomwaffensperrvertrag und ganz unabhängig von der klar definierten Zielsetzung, einen anderen Staat "vernichten" zu wollen?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Vongole »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Mar 2021, 18:55)

Da empfehle ich Ihnen mal diesen 4 Jahre alten Artikel vom Tagesspiegel.
(..)
Der Tagesspiegel offenbart damit nur, dass er so wenig Ahnung von Israel und seiner Politik hat wie Sie.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Adam Smith »

Es wird ja immer wieder gerätselt weshalb die Nazis keine Atombombe gebaut haben. Das soll überraschenderweise auch an der Theorie gelegen haben. Es soll einiges an Wissen gefehlt haben. Der Hauptgrund dürfte aber daran gelegen haben, dass der Bau einer Atombombe angereichertes Uran voraussetzt. Dazu hätte eine gigantische Anlage in Deutschland gebaut werden müssen, da es in Bezug auf die Produktion von angereichertem Uran keine Vorkenntnisse gibt. Und diese Anlage zu bauen war im Prinzip nicht möglich.

In den USA und später in der Sowjetunion war das aber möglich.

https://en.wikipedia.org/wiki/K-25
Das Atomprojekt bediente sich einer ungeheuren Masse von Zwangsarbeitern, Männern und Frauen. Allein in Tscheljabinsk-40 arbeiteten 70.000 Gefangene. Es wird geschätzt, dass in der Atomindustrie insgesamt zwischen 300.000 und 460.000 Menschen beschäftigt wurden, etwa drei Viertel davon in den Bergwerken, doch auch in der Konstruktion, Produktion und Forschung.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sowjeti ... benprojekt

Und das gab es auch noch.

https://amp-welt-de.cdn.ampproject.org/ ... nobyl.html
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Mar 2021, 18:58)

Was willst Du damit sagen?
Dass immer mehr Staaten die Fähigkeit besitzen Atomwaffen zu entwickeln, und manche davon (die Schurken dieser Welt) auch danach streben werden. Und davon gibt es im Nahen Osten mehrere, nicht nur im Iran.
Meinst Du, dass jede beliebige Nation Atomwaffen besitzen dürfen sollte?
Schön wäre es wenn niemand Atomwaffen besitzen würde oder danach strebt, aber die Realität ist anders.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Adam Smith »

Würde man wirklich alles über den Iran selber glauben, dann hätte man einfach nur dieses hier bombardieren müssen.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Buschehr

Hat man aber nicht. Allein weil der Iran vielleicht die große Hoffnung ist.

https://amp-rundschau--online-de.cdn.am ... f-38101514
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von King Kong 2006 »

Aus dem Link:
Unter Präsident Donald Trump stiegen die USA 2018 aus dem Deal aus und verhängten erneut Sanktionen, um den Iran durch wirtschaftlichen Druck niederzuringen.
Das ist der Kernsatz des Disputes. Die USA haben den Iran in der Region verloren. Ihren engsten Verbündeten. Schlimmer noch er unterhält Beziehungen zu Russland und China. Z.T. weil der Iran es so will, z.T. weil er es muß. Er hat eine geostrategisch enorm wichtige Position. Gut für den, der mit dem Iran Kontakt pflegt, schlecht für den, der es nicht kann.

Das Atomprogramm ist natürlich nicht in Gänze ein Phantom, aber der Primärkonflikt geht um geostrategische Interessen und der Zugänglichkeit zum Iran in diesem Kontext. Der ist seit 1979 nicht mehr für die USA gegeben, schlimmer noch, er ist für die USA zur Gefahr geworden, weil China und Russland in die Lücke gesprungen sind. Es geht darum den Iran niederzuringen. Militärisch geht es quasi nicht. deshalb wirtschaftlich. Wodurch begründet? Durch schiere Machtinteressen? Liest sich nicht gut, irgendwie imperialistisch (heute sagt man Neusprachlich entschärft geopolitisch). Also, natürlich deshalb nun, weil der Iran seit den Achtzigern kurz vor der Bombe steht. Immer. Gaaaanz knapp davor. IMMER. Jedes Jahrzehnt. Jedes Jahr. Und keinesfalls zögern wird, sie sofort umherzuwerfen. Das klingt besser. Siehe die lange Auflistung aus Orbiters Link. Das diese Fristen seit Jahrzehnten verstreichen und nicht eintreffen mag man immer süffisant apokalyptischen Religionen und Sekten vorhalten. Beim Iran passierts aber auch nicht. Nichts trat davon ein, was über ihn prophezeit wurde. Diese apokalyptischen Prophezeiungen über dies "Atombombe". Komisch scheint das irgendwie trotzdem nicht zu sein.

Dabei ist es irrelevant, ob der Iran keine Bombe hat, schon 100 gebunkert hat oder sie im Notfall zur Verfügung wissen will.

Solange der Iran nicht wieder in der Truppe der USA ist wird das weitergehen und weitergehen... Der Iran kann Zugeständnisse machen, siehe Atomabkommen, keine Zugeständnisse machen. Sich punkgenau an Verträge halten, sich nicht daran halten. Spielt keine Rolle. Sieht man aktuell an dem Atomabkommen. Quod erat demonstrandum. Der Iran war, ist und bleibt immer kurz vor der Bombe. Auch in der Zukunft. Ändern wird sich das erst, wenn der Iran wieder Verbündeter der USA ist.

Die Frage ist, wer hält das länger durch? Theoretisch sind die USA "stärker". Die Zeit tickt aber nicht für die USA. Weil die USA in der Region nicht wohnen. Ihre Präsenz dort aufrechtzuerhalten kostet Kraft. Politisch und ökonomisch. Und das die USA dort wegwollen zeigt das. Der Iran kann da nicht weg. Das geht physikalisch gar nicht. Egal wie schlechts ihm geht. Sie sind dort schicksalsmächtig an einander gekettet.

Diese Zeitschleife nach über drei Jahrzehnten zu durchbrechen war ein Versuch wert. Obama und Rohani hatten den Mut und konnten die Hardliner zurückhalten. Das ist gescheitert. Es geht also weiter.

PS: Das heißt, der Iran ist kurz vor der Bombe, die dann wohl auch unvermittelt zum Einsatz kommt. Versteht sich. Wie immer.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Mar 2021, 19:30)

Dass immer mehr Staaten die Fähigkeit besitzen Atomwaffen zu entwickeln, und manche davon (die Schurken dieser Welt) auch danach streben werden. Und davon gibt es im Nahen Osten mehrere, nicht nur im Iran.Schön wäre es wenn niemand Atomwaffen besitzen würde oder danach strebt, aber die Realität ist anders.
Mir ist immer noch nicht klar, was Du sagen willst. Dass verschiedene Nationen gern Nuklearwaffen hätten, bedeutet ja noch lange nicht, dass sie solche Waffen auch bekommen. Ich halte es zum Beispiel für absolut sicher, dass Iran gern Atomwaffen hätte, aber niemals in ihren Besitz gelangen wird.
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Es scheint allgemein die Ansicht zu sein, dass das bisherige Scheitern der diplomatischen Versuche zusammen zu kommen mit der Wahl im Iran zu tun haben. Rohani ist jedenfalls dieser Ansicht:
[youtube][/youtube]

Ebenso der französische Außenminister:
Tactical problems and Iranian politics hinder revival of nuclear talks, France says

Ansonsten haben die beiden Verhandlungsführer Zarif und Malley Interviews gegeben, bei denen aber nicht viel Neues gesagt wurde. Zarif meinte die USA könnten aufhören so viele Waffen an Saudi Arabien und Co zu verkaufen. Das wäre wohl eine mögliche Forderung des Iran, sollte man über die regionale Rolle des Iran und das Raketenprogramm sprechen wollen. Es würde da ja auf einen multilateralen Abrüstungsvertrag hinauslaufen an dem Iran, USA, Saudi Arabien und Co beteilligt sind. Auf der anderen Seite ist aber auch klar, dass Zarif in der im Juni neu "gewählten" iranischen Regierung sehr wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen wird.
What It Will Take to Break the U.S.-Iran Impasse: A Q&A With Iranian Foreign Minister Javad Zarif
Iranian Proxy Attacks on Americans ‘Not Helping Climate in US’ for Reviving Iran Talks, US Envoy Says
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Nachdem die Chinesen in den letzten Monaten viel iranisches Öl gekauft haben, kündigt die USA nun an die US-Sanktionen umzusetzen. Dabei dürfte es um Sanktionen gegen chinesische Firmen gehen, welche dem Iran das Öl abkaufen.
(Reuters) - Iran has quietly moved record amounts of crude oil to top client China in recent months, while India’s state refiners have added Iranian oil to their annual import plans on the assumption that U.S. sanctions on the OPEC supplier will soon ease, according to six industry sources and Refinitiv data.[...]
Analysis: Iran slips record volume of oil into China, reaches out to Asian clients for trade resumption
China’s purchases of Iranian oil climbed to record highs in 2021, according to data from Refinitiv, a global provider of financial market data. Over the past 14 months, Iran sent 17.8 million tonnes (approximated 306,000 barrels per day) of crude oil to China. Three-quarters of these shipments were “indirect” imports that had been identified as coming from Malaysia, Oman, or the United Arab Emirates and primarily entered China via ports in Shandong and Liaoning provinces.

Official purchases accounted for only 25 percent of the imports tracked by Refinitiv as China has retained small volume purchases despite stringent U.S. sanctions imposed under the former Trump administration (which returned sanctions against Iran to levels in place before the Iran nuclear deal). These sanctions triggered a steep drop in Iranian oil exports, particularly in Asia, since late 2018. This latest data, however, suggests that China, and other Asia markets, may be hedging with the transition to new leadership in the United States, as the Biden administration has openly offered to restart talks with Iran.[...]
China Is Buying Record Amounts of Iranian Oil
The Biden administration has told Beijing it will enforce Trump-era sanctions against Iranian oil as shipments from the Islamic regime to China have soared, a senior US official said.

Iranian oil exports to China have been increasing “for some time now”, the senior administration official familiar with the Iran issue told the Financial Times in an interview. [...]
US warns China it will enforce sanctions on Iran oil shipments
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King Kong 2006
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von King Kong 2006 »

Das zum Thema weniger Sanktionen. Don't fool me twice rät man ja dem Iran. Noch mehr Sanktionen, wie es Trump tat. Und auch, wenn es China trifft, natürlich trifft und gilt es dem Iran. Man soll mit ihm kein Handel treiben. Das hat man ja auch mit den Europäern gemacht.

Kein Wunder nachdem die Iraner lange still gehalten haben, angefangen haben wieder ihren Interessen nachzugehen und veraltete Technik zu ersetzen und Forschung zu betreiben. Hagelte und hagelt sowieso US Sanktionen.

Indien bezieht übrigens auch immer mehr Öl aus dem Iran. Mal sehen, ob die USA sich gnädig dort zurückhalten, weil man sie gegen China missbrauchen, ähm partnerschaftlich brauchen, meine ich. :)
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

King Kong 2006 hat geschrieben:(19 Mar 2021, 08:01)

Das zum Thema weniger Sanktionen. Don't fool me twice rät man ja dem Iran. Noch mehr Sanktionen, wie es Trump tat. Und auch, wenn es China trifft, natürlich trifft und gilt es dem Iran. Man soll mit ihm kein Handel treiben. Das hat man ja auch mit den Europäern gemacht.

Kein Wunder nachdem die Iraner lange still gehalten haben, angefangen haben wieder ihren Interessen nachzugehen und veraltete Technik zu ersetzen und Forschung zu betreiben. Hagelte und hagelt sowieso US Sanktionen.

Indien bezieht übrigens auch immer mehr Öl aus dem Iran. Mal sehen, ob die USA sich gnädig dort zurückhalten, weil man sie gegen China missbrauchen, ähm partnerschaftlich brauchen, meine ich. :)
Eine Aufhebung der Sanktionen wird es nur durch eine diplomatische Einigung Iran-USA geben. Biden hat ein nachvollziehbares und so zu erwartendes Gesprächsangebot gemacht, das aber im Iran aus wahltaktischen Gründen letztendlich nicht auf positive Resonanz gestoßen ist. Letzteres kam unerwartet für alle Beteilligten, weil der iranische Haushalt für 2021 und auch die Handelspartner im Grunde schon alle fest davon ausgingen, dass man sich schon wird einigen können und die Sanktionen in absehbarer Zeit aufgehoben werden. So weit sind beide Seiten ja überhaupt nicht entfernt. Beide Seiten wollen exakt das Gleiche, zurück in den JCPOA und Aufhebung der Sanktionen, aber die Iraner stellen weiterhin unrealistische Forderungen, wie man dahin kommen will, weil man, d.h. wohl am Ende Khamenei, vor der Wahl im Juni keine Einigung will, damit am Ende auch wirklich die richtige Mehrheit entsteht, ohne das man die Wahl wie 2009 fälschen muss oder wie bei der Parlamentswahl 2020 faktisch nur Leute aus einem Lager des Regimes zur Wahl zulässt...

Und das Ergebnis ist jetzt, dass die Sanktionen weiter bzw. im Falle der chinesischen Ölverkäufe, wieder durchgesetzt werden. Die chinesischen Firmen dürfen sich bei Khamenei bedanken, dass er das Gesprächsangebot ausgeschlagen hat.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(18 Mar 2021, 17:43)

Nachdem die Chinesen in den letzten Monaten viel iranisches Öl gekauft haben, kündigt die USA nun an die US-Sanktionen umzusetzen. Dabei dürfte es um Sanktionen gegen chinesische Firmen gehen, welche dem Iran das Öl abkaufen.
Würde mich wundern wenn China die Sanktionen einfach so hinnimmt. Die haben mit der Einschränkung von Tesla-Autos für Angestellte von Staatsunternehmen und dem Militär eine erste Duftmarke gesetzt, dass man sich nicht alles von den USA unter Biden gefallen lässt. Da ist jetzt, zu Beginn der Amtszeit von Biden, der richtige Zeitpunkt Pflöcke einzurammen und damit Zeichen zu setzen. Mal sehen was da noch kommt.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

(Reuters) - Who might take the first step to resume compliance with the 2015 Iran nuclear deal is not an issue for the United States, a U.S. official said on Friday, suggesting greater flexibility on the part of Washington.

“That’s not the issue, who goes first,” the official told Reuters on condition of anonymity.

“Like, we are going to go at 8, they are going to go at 10? Or they go at 8, we go at 10? That’s not the issue,” the official said. “The issue is do we agree on what steps are going to be taken mutually.”

[...]

The U.S. official sought to dispel what he said was an erroneous view that the United States insists on Iran’s full compliance before Washington would take any steps to resume its own commitments.

He also said it was not the U.S. stance that Tehran must take a first step to comply before Washington would take a step.

“It is absolutely not our position that Iran has to come into full compliance before we do anything,” the official said.

“As for, if we agree on mutual steps, like we’ll do X, they do Y, the issue of sequence will not be the issue. I don’t know who would go first. I mean we could – it could be simultaneous,” he said. “There’s a thousand iterations but ... I can tell you now, if this breaks down, it’s not going to be because of that.”

He added: “We will be pragmatic about that.”[...]
Reviving Iran nuclear deal not a question of who goes first, U.S. official says

Es schien mir immer schon klar zu sein, dass es am Ende auf eine solche Vereinbarung hinausläuft, wer wann welche Schritte macht. Andersartige Aussagen war m.E. immer Rhetorik um die Rhetorik der anderen Seite zu spiegeln. Aber nunmehr wird die Rhetorik von Seiten der USA aufgeweicht und öffentlich erneut ein Schritt auf den Iran zugegangen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Die USA werden dem Iran ein neues Angebot machen für einen ersten Schritt zu einer Lösung.
Biden administration officials, mindful of the increasingly unfavorable calendar, plan to put forth a new proposal to jump-start the talks as soon as this week, two people familiar with the situation told POLITICO.

The proposal asks Iran to halt some of its nuclear activities, such as work on advanced centrifuges and the enrichment of uranium to 20 percent purity, in exchange for some relief from U.S. economic sanctions, said one of the people, who stressed that the details are still being worked out.[...]
U.S. tries to break Iran nuclear deadlock with new proposal for Tehran

Man muss mal schauen wie ernsthaft die Sache zu nehmen ist. Sofern das Angebot nicht eine erhebliche Aufhebung der Sanktionen beinhaltet wird der Iran es ablehnen und die Verhandlungen nach den Wahlen weiterführen wollen. September wird im Artikel mit Berufung auf beteilligte Personen genannt als möglicher Zeitpunkt, wo es weitergeht.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Vongole »

... two people familiar with the situation told POLITICO...
Bei Arshad Mohammed war es jüngst nur einer. Mehr als Geraune und wishful thinking im Blätterwald ist das immer noch nicht.
Am Yisrael Chai

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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(30 Mar 2021, 09:00)

Die USA werden dem Iran ein neues Angebot machen für einen ersten Schritt zu einer Lösung.

U.S. tries to break Iran nuclear deadlock with new proposal for Tehran

Man muss mal schauen wie ernsthaft die Sache zu nehmen ist. Sofern das Angebot nicht eine erhebliche Aufhebung der Sanktionen beinhaltet wird der Iran es ablehnen und die Verhandlungen nach den Wahlen weiterführen wollen. September wird im Artikel mit Berufung auf beteilligte Personen genannt als möglicher Zeitpunkt, wo es weitergeht.
Der neue US-Vorschlag wurde erwartungsgemäß abgelehnt.

"Iran expressed no delight in a reported US offer to revive the 2015 nuclear deal formally known as the Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA). “No proposal is needed for the US to rejoin the JCPOA,” tweeted the Iranian mission at the United Nations.

The Twitter statement was addressing a March 29 report by the US-based newspaper Politico that released the proposal’s details from unnamed officials at the administration of US President Joe Biden. According to the report, the offer calls on Iran to suspend its controversial 20%-level uranium enrichment and put a brake on its advanced centrifuges. In return, Tehran will enjoy a partial lifting of the economic sanctions reimposed in 2018 after the departure from the deal by Biden’s predecessor, Donald Trump." Quelle: https://www.al-monitor.com/originals/20 ... clear-deal

Die USA können die Sanktionen aufheben und in den JCPOA zurückkehren, oder sie können es bleiben lassen. Die Mullahs und Revolutionsgarden kommen mit beidem zurecht und werden schon bald weitere Verpflichtungen aus dem JCPOA nicht mehr einhalten. Wozu auch, sie haben ja nichts davon sich an den Vertrag zu halten.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(31 Mar 2021, 07:28)Die USA können die Sanktionen aufheben und in den JCPOA zurückkehren, oder sie können es bleiben lassen. Die Mullahs und Revolutionsgarden kommen mit beidem zurecht und werden schon bald weitere Verpflichtungen aus dem JCPOA nicht mehr einhalten. Wozu auch, sie haben ja nichts davon sich an den Vertrag zu halten.
Das hast Du schön geschrieben. Tatsächlich kommen die Revolutionsgarden mit beidem zurecht --- mittlerweile mehr schlecht als recht, weil ihnen das Geld ausgeht, das sie früher mal in die Terrorfinanzierung pumpen konnten. Aber die Täter kommen schon noch zurecht. Die leben ganz gut. Meinst Du, dass das für einfache iranische Bürger, die weder Mullahs noch Mitglied der Revolutionsgarden sind, auch gilt? Meinst Du, dass die USA verpflichtet sind, den Mullahs und den Revolutionsgarden etwas zu bieten, wovon sie "was haben"?

Dir scheint nicht klar zu sein, dass die ganze Entwicklung auf einen Krieg zuläuft. Und das nur wegen der ganz speziellen Interessen von Mullahs und Revolutionsgarden. Dein "Verständnis" für diese Interessen kann ich nicht teilen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Die Situation scheint mir unverändert. Die USA versuchen über indirekte Kontakte auszuloten, welche Möglichkeiten es geben könnte für eine gemeinsame Rückkehr ins JCPOA. Aber die iranische Seite stellt eine unrealistische Forderung: eine unilaterale Rückkehr der USA, d.h. eine Aufhebung der Sanktionen ohne verbindlich und detailliert vereinbarte Gegenleistung der iranischen Seite. Gespräche über eine mögliche step-by-step-Rückkehr wurden wohl geführt, haben aber auf iranischer Seite letztendlich keine Unterstützung gefunden. Es scheint, dass durch den indirekten Modus der Verhandlungen und die Tatsache, dass auf iranischer Seite nicht alle an einem Strang ziehen wegen der Wahl im Juni eine mögliche Einigung zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich ist.

U.S. struggling to engage with Iran over nuclear deal
https://www.axios.com/us-struggling-ira ... f71f1.html
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

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Die EU wird ein paar Individuen und staatliche Institutionen im Iran mit Sanktionen belegen, wegen dessen Rolle bei der Unterdrückung der Proteste im November 2019, als es zu landesweiten Protesten nach einer Benzinpreiserhöhung gekommen ist. Das sind die ersten Sanktionen der EU gegen den Iran wegen Menschenrechtsverletzungen seit 2013. Das man es ausgerechnet jetzt macht, dürfte auch Ausdruck des Status der Verhandlungen über eine Rückkehr zum Atomprogramm sein. Normalerweise würde man vermeiden wollen durch eine solche Meldung die Iranische Seite zu verärgern, aber da im Moment eine Verhandlungslösung zwischen Iran und USA nicht absehbar zu sein scheint, muss man sich darum nicht kümmern.
BRUSSELS/PARIS (Reuters) - The European Union will target eight Iranian militia and police commanders and three state entities with sanctions next week over a deadly crackdown in November 2019 by Iranian authorities, three diplomats said on Wednesday.

The travel bans and asset freezes will be the first time the EU has imposed sanctions on Iran for human rights abuses since 2013 and are set to be put in place some time next week after the Easter holidays in Europe, the diplomats said.

The individuals to be targeted include members of Iran’s hardline Basij militia, who are under the command of the Revolutionary Guards, the most powerful and heavily armed security force in the Islamic Republic.[...]
EU to sanction Iran militia, police, three entities over 2019 protests, diplomats say
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Orbiter1
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(01 Apr 2021, 08:39)

Die Situation scheint mir unverändert. Die USA versuchen über indirekte Kontakte auszuloten, welche Möglichkeiten es geben könnte für eine gemeinsame Rückkehr ins JCPOA. Aber die iranische Seite stellt eine unrealistische Forderung: eine unilaterale Rückkehr der USA, d.h. eine Aufhebung der Sanktionen ohne verbindlich und detailliert vereinbarte Gegenleistung der iranischen Seite.
Die USA haben es doch auch geschafft unilateral aus dem JCPOA auszutreten. Da sollten sie doch auch eine unilaterale Rückkehr schaffen. Den USA traut im Iran niemand mehr. Die Ultraradikalen, die nach den Präsidentschaftswahlen stärker als je zuvor sein werden, schon gar nicht. Deswegen wird das auch nichts mehr mit der Rückkehr der USA in den JCPOA.
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(01 Apr 2021, 08:49)Die USA haben es doch auch geschafft unilateral aus dem JCPOA auszutreten. Da sollten sie doch auch eine unilaterale Rückkehr schaffen.
Das wäre der Fall, wenn der Iran derzeit seine Verpflichtungen im JCPOA einhalten würde. Da sie das nicht tun braucht es eine klare Vereinbarung, auf welche Weise beide Seiten wieder ihre Verpflichtungen einhalten. Darüber wollen die USA verhandeln, aber alle Vorschläge der USA wurden vom Iran abgelehnt.
Den USA traut im Iran niemand mehr.
Es geht nicht um Vertrauen. Im Regime sieht jeder die USA als Feind, inklusive Rohani und Zarif. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Beteilligten.
Die Ultraradikalen, die nach den Präsidentschaftswahlen stärker als je zuvor sein werden, schon gar nicht.
Wie gesagt sehe ich da gar nicht den großen Unterschied. Die Worte "moderat" und "ultra-radikal" impliziert da m.E. Unterschiede in der Einstellung zur USA oder zu grundsätzlichen ideologischen Fragen, welche in diesem Ausmaß überhaupt nicht existieren. Auch die Revolutionsgarden werden einer Rückkehr zum JCPOA zustimmen, wenn Khamenei dazu sein ok gibt.
Deswegen wird das auch nichts mehr mit der Rückkehr der USA in den JCPOA.
Was dem Iran weitaus mehr schaden würde als den USA. Die Vorstellung das China, Russland oder Indien die Sanktionen der USA ignorieren könnten ist naiv. Keine dieser Mächte wird wegen dem Iran einen offenen Konflikt mit den USA riskieren, welche mehr als entschlossen sind ihre Iran-Politik durchzusetzen. Zumal Russland und China grundsätzlich mit den USA einer Meinung sind, dass der Iran zum JCPOA zurückkehren sollte, wie auch die USA. Bei einer langfristige Verweigerungshaltung würde der Iran einen extremen ökonomischen Preis zahlen und potenzielle Unruhen alle paar Monaten riskieren für Einschränkungen eines zivilen Atomprogramms, welches auch mit JCPOA seinen Zweck erfüllt. Der wirtschaftliche Schaden durch die Sanktionen steht in keinerlei Verhältnis zum Nutzen von 20% Urananreicherung etc. Es geht um die Umstände und den richtigen Zeitpunkt und nicht darum, dass eine Rückkehr der USA in den JCPOA und die Aufhebung der Sanktionen für den Iran wünschenswert wäre. Man hat womöglich auf iranischer Seite am Anfang auch falsche Vorstellungen gehabt und wirklich geglaubt die USA würden einseitig zum Abkommen zurückkehren. Es ist gut möglich, dass es durch die indirekte Form der Gespräch Missverständnisse gibt, was die andere Seite bereit ist zu machen.
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

A potential breakthrough in the apparently deadlocked efforts to bring the US back into the nuclear deal with Iran is on the horizon after secret diplomatic talks in Frankfurt this week.

The joint commission, the body that brings together the existing signatories to the deal, will meet virtually on Friday to discuss the outcome of Monday’s meeting amid growing optimism that unexpected progress has been made.

In a statement on Thursday, the EU said the joint commission will be chaired, on behalf of the EU high representative Josep Borrell, by the EU foreign service political director Enrique Mora. “Participants will discuss the possible return of the US to Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) and how to ensure the full and effective implementation of the agreement by all sides,” the statement said.[...]

The joint commission – including China, Russia and European states, as well as the EU – meets regularly, but the timing of the announcement suggests positive developments, observers said. The last meeting was on 12 December.[...]
https://www.theguardian.com/world/2021/ ... clear-deal
“Participants will discuss the prospect of a possible return of the United States to the JCPOA (Joint Comprehensive Plan of Action) and how to ensure the full and effective implementation of the agreement by all sides,” the EU said.

Two diplomatic sources said Britain, France and Germany had already held talks with Iran on Monday and one said there had been talks about an Iranian proposal. The sources spoke on condition of anonymity.

France’s foreign ministry spokeswoman told reporters in a daily briefing that the European powers were working closely with Russia and China - the other remaining parties to the deal - to find a solution to the deadlock and had been talking with both Tehran and Washington.[...]
https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN2BO6AH

Nachdem die USA offenbar neue Angebote gemacht haben und womöglich auf die Iraner zugegangen sind und es Gespräche in Frankfurt der Europäer mit dem Iran über einen iranischen Vorschlag gegeben hat, scheint es Fortschritte zu geben und eine kurzfristig einberufene gemeinsame Sitzung von Iran, China, Russland und der EU macht Hoffnung. Möglicherweise hat der Besuch des chinesischen Außenministers im Iran und das Unterzeichnen des 25-Jahre-Kooperationsabkommens dann nochmal ein wenig was bewegt. Die Chinesen sind Mitunterzeichner des JCPOA und sie werden ihren Gesprächspartnern in Teheran sehr deutlich gemacht haben, dass sie auf eine Einigung mit den USA in dieser Sache hoffen bzw. diese erwarten. Auch werden sie deutlich gemacht haben, dass die versprochenen Investitionen natürlich nur bei Aufhebung der Sanktionen zu realisieren sind. Es könnte auch ein Gefallen an die Chinesen sein, wenn der Iran dafür sorgt dass dessen Beteilligung am Ende den Ausschlag für eine Einigung gibt, was die Position der Chinesen im JCPOA deutlich verbessern würde. Es ist auch das Detail zu beachten, dass die EU eine solche Sitzung bereits im Februar vorgeschlagen hatten, nachdem die USA sich zu direkten Gesprächen bereit erklärten. Aber der Iran lehnte es ab und sie haben nun einer Sitzung zugestimmt welche ohne Beteilligung der USA stattfindet und nur die verbliebenen Teilnehmer des JCPOA umfasst. Also ein kleiner diplomatischer Erfolg des Iran.
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Orbiter1
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Platon hat geschrieben:(02 Apr 2021, 06:46)

https://www.theguardian.com/world/2021/ ... clear-deal


https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN2BO6AH

Nachdem die USA offenbar neue Angebote gemacht haben und womöglich auf die Iraner zugegangen sind und es Gespräche in Frankfurt über einen iranischen Vorschlag gegeben hat, scheint es Fortschritte zu geben und eine kurzfristig einberufene gemeinsame Sitzung von Iran, China, Russland und der EU macht Hoffnung. Möglicherweise hat der Besuch des chinesischen Außenministers im Iran und das Unterzeichnen des 25-Jahre-Kooperationsabkommens dann nochmal ein wenig was bewegt. Die Chinesen sind Mitunterzeichner des JCPOA und sie werden ihren Gesprächspartnern in Teheran sehr deutlich gemacht haben, dass sie auf eine Einigung mit den USA in dieser Sache hoffen bzw. diese erwarten. Auch werden sie deutlich gemacht haben, dass die versprochenen Investitionen natürlich nur bei Aufhebung der Sanktionen zu realisieren sind. Es könnte auch ein Gefallen an die Chinesen sein, wenn der Iran dafür sorgt dass dessen Beteilligung am Ende den Ausschlag für eine Einigung gibt, was die Position der Chinesen im JCPOA deutlich verbessern würde.
Und der russische Außenminister Lawrow ist nächste Woche in Teheran zu Besuch. Aus meiner Sicht handelt es sich bei der ganzen Aktion um einen letzten verzweifelten Versuch der JCPOA-Befürworter um Ruhani und Zarif, das Abkommen wieder mit Leben zu füllen und in Kraft treten zu lassen, bevor sie die politische Bühne in ein paar Monaten verlassen. Ich gehe weiter davon aus dass da nichts dabei rauskommt, weil die ablehnende Kräfte im Iran deutlich stärker sind als die Befürworter.

Was das Abkommen mit China betrifft, das stößt ja auch auf alles andere als überwältigende Zustimmung im Iran. China will als der große weltpolitische Herausforderer der USA grundsätzlich seinen Einfluß in der Region stärken. Der chinesische Außenminister war ja nicht nur im Iran sondern auch in der Türkei, Saudi-Arabien, dem Oman, den VAE und Bahrain. China wird seine Handelsbeziehungen und Investitionen mit diesen Staaten weiter ausbauen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(02 Apr 2021, 07:45)

Und der russische Außenminister Lawrow ist nächste Woche in Teheran zu Besuch. Aus meiner Sicht handelt es sich bei der ganzen Aktion um einen letzten verzweifelten Versuch der JCPOA-Befürworter um Ruhani und Zarif, das Abkommen wieder mit Leben zu füllen und in Kraft treten zu lassen, bevor sie die politische Bühne in ein paar Monaten verlassen. Ich gehe weiter davon aus dass da nichts dabei rauskommt, weil die ablehnende Kräfte im Iran deutlich stärker sind als die Befürworter.
Ja, Rohani hatte die Woche auch mal wieder eine aktivere Rolle des Irans bei den Verhandlungen angemahnt.
[...]On the Biden administration attempting to portray Iran as the guilty party, Rouhani said, “If we are not careful, they will over time with propaganda say that America is ready to negotiate but it is Iran that is delaying. We cannot allow them to put this excuse into public opinion.” This comment is also likely a reference to domestic actors in Iran, who have rejected US offers for an initial “less for less” deal in which Iran halts 20% enrichment and advanced centrifuges in exchange for some sanction relief.
[...]

Rouhani added, “We have to be more active than before, we have to pursue negotiations daily and to eliminate sanctions. Just as the Supreme Leader [Ayatollah Ali Khamenei] said, we are not in a hurry.” He continued, “Two months has passed and no one can accuse us of hurrying. If we would have gone earlier maybe they could have accused us. But now it's not hurrying and waiting any longer is burning an opportunity.”

The comments above are a sign Rouhani is gently and publicly pushing Khamenei to permit Iran’s nuclear negotiators to hold talks with the United States.[...]
https://www.al-monitor.com/originals/20 ... ions-daily
Was das Abkommen mit China betrifft, das stößt ja auch auf alles andere als überwältigende Zustimmung im Iran. China will als der große weltpolitische Herausforderer der USA grundsätzlich seinen Einfluß in der Region stärken. Der chinesische Außenminister war ja nicht nur im Iran sondern auch in der Türkei, Saudi-Arabien, dem Oman, den VAE und Bahrain. China wird seine Handelsbeziehungen und Investitionen mit diesen Staaten weiter ausbauen.
Man bekommt so ein wenig den Eindruck, dass Entscheidungsträger im Regime das Abkommen als anti-imperialistisches Bündnis gegen die USA sehen. Das ist aber natürlich nicht wirklich was die Chinesen darunter verstehen.
Rouhani’s Ex-Advisor: China Seeks Pragmatic Interests, Not Strategic Confrontation De facto sind die Chinesen selbst eine imperiale Macht und die historischen Erfahrungen, welche man mit dem britischen Empire, dem Zarenreich und den USA gemacht hat, gelten grundsätzlich auch für die chinesische Supermacht...
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Sieht aus als wenn es ganz gut gelaufen ist. Bei einem weiteren Treffen am Dienstag soll weiterverhandelt werden.
At virtual JCPOA JC meeting, Iran & EU/E3+2 agreed to resume in-person talks in Vienna next Tues.

Aim: Rapidly finalize sanction-lifting & nuclear measures for choreographed removal of all sanctions, followed by Iran ceasing remedial measures.

No Iran-US meeting. Unnecessary.
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Tom Bombadil
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Tom Bombadil »

Warum hält sich der Iran nicht an den Vertrag mit den Europäern? Und warum haben die so wenig Selbstwertgefühl, dass sie sich am Nasenring durch die Manege zerren lassen?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Offizielles Statement der EU zum heutigen Meeting:
A meeting of the Joint Commission of the Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) was held virtually on Friday, 2 April. Under the terms of the JCPOA, the Joint Commission is responsible for overseeing the implementation of the agreement. The Joint Commission was chaired, on behalf of EU High Representative Josep Borrell, by the EEAS Deputy Secretary General Enrique Mora and was attended by representatives of China, France, Germany, Russia, the United Kingdom and Iran at the level of Deputy Foreign Ministers/Political Directors.

In line with the joint ministerial statement of 21 December participants recognised the prospect of a full return of the US to the JCPOA, and underlined their readiness to positively address this in a joint effort. Participants also emphasised their commitment to preserve the JCPOA and discussed modalities to ensure the return to its full and effective implementation.

Participants agreed to resume this session of the Joint Commission in Vienna next week, in order to clearly identify sanctions lifting and nuclear implementation measures, including through convening meetings of the relevant expert groups. In this context, the coordinator will also intensify separate contacts in Vienna with all JCPOA participants and the United States.
https://eeas.europa.eu/headquarters/hea ... mission_en

Die Iraner erzählen immer noch das Gleiche. Man will nicht direkt mit den USA verhandeln, sondern man redet mit den anderen Teilnehmern der JCPOA und der EU-Mensch redet dann mit den USA. Das ist offenbar etwas, wozu die USA bereit sind. Es könnte nach jüngsten Aussagen darauf hinauslaufen, dass die USA den ersten Schritt machen und als Erstes bestimmte Sanktionen aufheben. Daraufhin beenden die Iraner manche Verstöße, gefolgt von weiterer Sanktionsaufhebung etc. und am Ende haben die USA alle relevanten Sanktionen aufgehoben und die Iraner halten sich als letzten Schritt ebenfalls wieder komplett ans Abkommen. So wäre die iranische Rhetorik zufrieden gestellt, nach der die Iraner sich wieder ans Abkommen halten, wenn die USA alle Sanktionen aufgehoben werden. Das wäre in dieser Formulierung eine Möglichkeiten zu einer Einigung zu kommen, wenn man denn wirklich will. Aber mal schauen was bei diesen Gesprächen dann am Ende herauskommt.

Iran will return to full compliance with JCPOA only if US lifts all sanctions: Source tells Press TV
https://www.presstv.com/Detail/2021/04/ ... -sanctions

Iran, world powers ready to welcome back US to nuclear deal
https://apnews.com/article/world-news-u ... 2f18a7aece

Iran, world powers to hold nuclear talks in Vienna on Tuesday
https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN2BP0QY

Heiko Maas führt diesen Fortschritt auf europäische Bemühungen zurück.
Es ist gut, dass sich ab kommender Woche alle relevanten Akteure in Wien treffen, um daran zu arbeiten, das Atom-Abkommen mit dem Iran wieder voll umzusetzen. Gemeinsam mit unseren E3-Partnern Frankreich und Großbritannien haben wir in den letzten Wochen intensiv an diesem Ziel gearbeitet.

Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ein wieder vollumfänglich respektiertes Abkommen wäre ein Plus an Sicherheit für die ganze Region und die beste Grundlage für Gespräche über andere wichtige Fragen der regionalen Stabilität.
https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/-/2452290

Tweets eines Journalisten mit Statements vom Sprecher des US-Außenministeriums zum Ergebnis des heutigen Treffens:


Das Statement der EU und der Tweet legen nahe, dass man eine grundsätzliche Einigung erzielt hat, wie eine Rückkehr aussehen könnte und es jetzt um die technischen Details geht. Also welche Sanktionen genau sollen aufgehoben werden und was genau sollen die Iraner rückgängig machen. Ausgehend davon kann man dann die Abfolge festlegen. Und das Treffen am Dienstag wird dann ganz offiziell identifizieren, was genau aufgehoben und rückgängig gemacht werden soll und es geht jetzt ganz konkret und verbindlich um die Sache.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Interessanter Artikel von einem Journalisten mit besten Kontakten zu Diplomaten, welche an den Gesprächen beteilligt sind:
The U.S. and Iran are expected to hold indirect “proximity talks” in Vienna next Tuesday to try and break the deadlock over a potential return to the 2015 nuclear deal, Western diplomats tell me.

Why it matters: At the moment, next week’s talks are not expected to include U.S. and Iranian diplomats sitting in the same room, but it's a small step forward when it comes to U.S.-Iran engagement.

[...]

Behind the scenes: Iranian Deputy Foreign Minister Abbas Araghchi refused to issue a joint statement at the end of Friday's meeting because there was no agreement on U.S. participation in Vienna next week, Western diplomats briefed on the talks tell me.

According to one diplomat, Araghchi told his counterparts: “'If the Americans are in Vienna at the same time and you want to talk to them, it's O.K. with us but we will not meet them.'"

Representatives from the E3 (France, Germany and the U.K.) urged Araghchi to agree to direct engagement with the U.S., saying the Biden administration's proposals had been "more than reasonable."The French representative was particularly forceful, telling Araghchi that Iran’s position was rejectionist and unhelpful, the Western diplomats say.[...]
U.S. and Iran to hold nuclear talks in Vienna, but in separate rooms

Hier ein Thread von Tweets vom Autor mit O-Tönen des Sprechers des US-Außenministeriums:
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Interview mit Robert Malley. Er war führend daran beteilligt 2015 den Iran-Deal unter Obama auszuhandeln und er ist jetzt ebenfalls die zuständige Person unter Biden. Gibt einen Eindruck, wo man aktuell steht bei einer Rückkehr in den Deal aus Sicht der US-Administration.
[youtube][/youtube]

Bei 3:35 geht es um den Tweet von Zarif, welchen ich weiter oben zitiert habe. Wie Malley schon sagt, ist die Einstellung des Iran, dass die USA alle Sanktionen aufheben soll und danach dann der Iran etwas macht, was auch der Tweet von Zarif so formuliert und was Khamenei ebenfalls so gesagt hat, völlig unrealistisch und das wird nicht passieren. Man scheint sich in diesem Punkt noch nicht näher gekommen zu sein, was den ganzen Prozess in Frage stellt. Man konnte sich damit durchsetzen keine direkten Verhandlungen mit den USA führen zu wollen, aber die iranische Seite wird früher oder später einen Weg finden müssen, diese Position zu verlassen oder es gibt keine Rückkehr zum JCPOA für die USA.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

"The emerged stand-still in the Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) is being resolved," Ali-Akbar Salehi said in an interview with a number of journalists at the social network Club House on Friday.

"Now the talks on the nuclear deal have entered the technical phase, having left behind the initial controversial debates, which means resolving of the former halt, which is promising," he added.

"It has been agreed that as of next week technical talks will begin in Vienna, after which the pivotal issue of the legal and political aspects of the JCPOA will be dealt with," Salehi said, adding that the ground was paved for entering the political and legal aspects of the job.

“Presently we have taken a number of steps forward, since the unjustifiable discussion that they had initially started, or we had started, is now left behind, and this is very promising,” said the AEOI chief.

“When we will enter the technical talks phase, it means that the issue is being governed and so that ‘after you; no you first’ discussion is being left behind,” he said.[...]
Iran nuclear chief says JCPOA deadlock is breaking
https://en.mehrnews.com/news/171589/Ira ... s-breaking


Demnach hat die jüngste Aussage der USA, dass man selbstverständlich bereit ist den ersten Schritt zu machen, einiges bewegt für die iranische Seite.

Die Person, welche bei den Russen in Sachen JCPOA eine wichtige Rolle spielt, scheint Mikhail Ulyanov zu sein. Auch er ist offenbar der Meinung, dass es am Ende auf eine step-by-step-Lösung hinauslaufen wird:

Er war optimistisch nach dem Treffen gestern:


Trita Parsi mal wieder mit einer sehr pro-iranischen Sicht der Dinge. Demnach sind das Problem immer die USA, welche dem Iran nicht ausreichend entgegenkommen. :rolleyes:
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Orbiter1 »

Ich bleibe weiter skeptisch. Die iranischen Gegner des JCPOA sind nicht zu unterschätzen und auch Netanjahu traue ich jederzeit zu, über eine militärische Aktion die Gespräche zu stoppen.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Orbiter1 hat geschrieben:(03 Apr 2021, 09:50)

Ich bleibe weiter skeptisch. Die iranischen Gegner des JCPOA sind nicht zu unterschätzen und auch Netanjahu traue ich jederzeit zu, über eine militärische Aktion die Gespräche zu stoppen.
Ein Selbstläufer ist das selbstverständlich nicht. Das iranische Atomprogramm hat sich weiterentwickelt und es gibt technischen Fortschritt und auch wissenschaftlichen Fortschritt auf Seiten der Iraner und die USA haben unter Trump teilweise Sanktionen, welche ursprünglich wegen dem Atomprogramm verhängt wurden, umgewidmet als Sanktionen wegen Terrorismus. Die USA haben unter Trump im April 2019 die Revolutionsgarden zur Terrororganisation erklärt. Daraufhin hat man die iranische Zentralbank wegen der Finanzierung von Terrorgruppen, d.h. die Revolutionsgarden und Hisbollah sanktioniert. Ähnliches gilt für die iranische Ölindustrie. Das iranische Ölministerium, die staatliche Ölfirma und die Firma, welche die Tanker finanziert sind alle unter Sanktionen, weil sie die Revolutionsgarden mitfinanzieren. (U.S. Imposes Sanctions on Iran’s Oil Sector) Aber natürlich wird die iranische Seite darauf bestehen, dass die Sanktionen auf Zentralbank und Ölindustrie aufgehoben werden, weil das genau die Sanktionen sind, um die es ihnen ging, als sie das JCPOA verhandelt haben. Es würde für den Iran keinen Sinn machen seine Verpflichtungen wieder einzuhalten, wenn die Sanktionen nicht im selben Maße aufgehoben werden, wie sie 2015 beim ursprünglichen Abschließen des Abkommens aufgehoben wurden bzw. werden sollten. Angeschlossen ans internationale Bankensystem war der Iran zu keinem Zeitpunkt, auch zwischen 2015 und 2018 nicht... Es wird aber in den USA natürlich einiges an Kritik an Biden auslösen, wenn dieser Sanktionen aufhebt welche wegen der Finanzierung von Terrorismus verhängt wurden. Es wird also nächste Woche Dienstag und bei den darauf folgenden Sitzungen darum gehen, erstmal zu schauen, was für Sanktionen konkret aufgehoben werden sollen und inwiefern die Entwicklung des iranischen Atomprogramms in den letzten Jahren die iranischen Verpflichtungen aus Sicht der USA verändert haben könnten. Hier kann einiges schief gehen, wenn man versucht sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen und es ist davon auszugehen, dass da enormer Diskussionsbedarf besteht...

Aber natürlich kann auch Khamenei noch das Ergebnis der Verhandlungen ablehnen oder herauszögern. Es kann auch sein, dass am Ende die jetzige Administration die schwierigen technischen Gespräche führt und die neue iranische Administration dann nach etwas hin und her die Gespräche zum Abschluss bringt.

Das Netanjahu irgendwelche miltärischen Alleingänge macht, halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Ohne Zustimmung der USA wird es keinen direkten Militärschlag geben. Dazu hat er im Moment andere Probleme bzw. es ist überhaupt nicht gesagt, dass er aus der jetzigen Regierungsbildung erneut als Sieger hervorgeht...
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Tom Bombadil »

Tom Bombadil hat geschrieben:(02 Apr 2021, 14:24)

Warum hält sich der Iran nicht an den Vertrag mit den Europäern? Und warum haben die so wenig Selbstwertgefühl, dass sie sich am Nasenring durch die Manege zerren lassen?
Die europäischen Vertragspartner sind offensichtlich irrelevant und werden ignoriert. Da sieht man mal, wie wenig außenpolitisches Gewicht die EU hat und dass man ihr auf der Nase herumtanzen kann. Ein Bild des Jammers, das Europa hier mal wieder abgibt.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von King Kong 2006 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Apr 2021, 11:15)

Die europäischen Vertragspartner sind offensichtlich irrelevant und werden ignoriert. Da sieht man mal, wie wenig außenpolitisches Gewicht die EU hat und dass man ihr auf der Nase herumtanzen kann. Ein Bild des Jammers, das Europa hier mal wieder abgibt.
Die EU ist leider vollkommen irrelevant bei so großen Themen.

Die sogenannte EU3, also GB, Frankreich und Deutschland, hat Anfang 2003 seinerzeit mit dem Iran die Verhandlungen geführt, weil die USA und der Iran beide nicht offen miteinander reden wollten oder konnten.

Es stellte sich sehr schnell heraus, daß die EU3 überhaupt keine Prokura hatten. Die waren die Laufburschen, die zwischen den USA und dem Iran hin und hergelaufen sind. Irgendwann reichte es selbst dem Iran und die Forderung aus Teheran kam, mit dem Boss jetzt mal persönlich zu sprechen (da sieht man wie sehr die Hardliner im Iran abgnervt waren, daß sie dann doch mit den USA sprechen wollten). Mit einem, der auch was entscheiden kann und nicht nur labern wie die EU. Das führte zu den mehrjährigen, intensiven Verhandlungen zwischen den USA und Iran unter Obama. Die erfolgreich mit einem Abkommen geendet sind. Mit lächelnden, nutzlosen Europäern im Hintergrund.

Die Musik spielt nur zwischen Washington und Teheran. Damals, wie heute. Deshalb ist das auch ein Ding zwischen den Beiden und nicht nur ein Atomabkommen. Die EU ist leider ein Riese auf tönernen Füssen. Das kam seinerzeit ganz schnell heraus...

Heute ist das nicht anders. Die EU war völlig unfähig ihren Verpflichtungen nachzukommen, wenn die USA no sagen. Wirklich erschreckend diese Hilflosigkeit und peinlich. Der Iran hat sich das ein Jahr angeschaut, da kam nichts von der EU. Dann fing der Iran an sich auch davon zu distanzieren. Jetzt kommt der Boss vielleicht wieder.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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DevilsNeverCry
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Platon hat geschrieben:(03 Apr 2021, 09:11)

Iran nuclear chief says JCPOA deadlock is breaking
https://en.mehrnews.com/news/171589/Ira ... s-breaking


Demnach hat die jüngste Aussage der USA, dass man selbstverständlich bereit ist den ersten Schritt zu machen, einiges bewegt für die iranische Seite.

Die Person, welche bei den Russen in Sachen JCPOA eine wichtige Rolle spielt, scheint Mikhail Ulyanov zu sein. Auch er ist offenbar der Meinung, dass es am Ende auf eine step-by-step-Lösung hinauslaufen wird:

Er war optimistisch nach dem Treffen gestern:


Trita Parsi mal wieder mit einer sehr pro-iranischen Sicht der Dinge. Demnach sind das Problem immer die USA, welche dem Iran nicht ausreichend entgegenkommen. :rolleyes:
Das hört sich vernünftig an was die US Seite da zu bieten hat. Jetzt wäre der Iran am Zug.
Eine komplette Aufhebung der Sanktionen ist unrealistisch. Washington müsste im Grunde darauf vertrauen das Teheran dann das Atomabkommen komplett umsetzt, was einfach nicht gegeben ist. Eine step by step Lösung ist da wohl am realistischsten.

Der Iran sollte eine Wirtschaftspolitik nach dem Motto "die Sanktionen sind da um zu bleiben" führen. Gespräche sollten nur nebenbei geführt werden. Wenn es klappt dann klappt es -> first best. Wenn nicht dann hat man sich immerhin von vornerein darauf eingestellt -> second best. Den Fehler von damals wird man wohl kaum nochmal machen.
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Das Treffen am Dienstag lief wie erwartet ab. Man wird sich bei weiteren Treffen auf Expertenebene austauschen und keine Seite hat irgendwelche Zugeständnisse gemacht. Die Iraner betonen sehr, dass für sie eine Step-by-Step-Lösung nicht in Frage kommt und die USA sofort alle Sanktionen aufheben sollen und die Iraner dann, nachdem man bestätigt, dass die Sanktionen aufgehoben wurden, die eigenen Verstöße gegen das Abkommen einstellt.

Der iranische Verhandlungsführer Vizeaußenminister Abbas Araghchi hat bei einem Interview die Sache sehr deutlich gemacht:
Iran not interested in step-by-step return to JCPOA
https://www.presstv.com/Detail/2021/04/ ... -sanctions

Dies entspricht aber nicht den Vorstellungen der USA und was ich auch für naheliegend halten würde. Es ist eine Maximalforderung des Iran, von der man nicht bereit ist abzurücken und die für die USA in dieser Form kaum zu verantworten wäre. Aber vielleicht gibt es ja doch eine Vorgehensweise, welche für beide Seiten akzeptabel ist. Ich selbst sehe es derzeit jedenfalls nicht. Es geht aber jetzt erstmal darum, in zwei Arbeitsgruppen genau festzulegen, was beide Seiten machen sollen für eine Rückkehr zum JCPOA und hier ist vor allem die Frage, welche Sanktionen tatsächlich aufgehoben werden sollen der springende Punkt. Die USA reden davon, dass sie die Sanktionen aufheben wollen, welche mit dem JCPOA "inkonsistent" sind. Was auch immer das konkret heißen soll. Das Problem ist wie schon erwähnt, dass man unter Trump 1400 neue Sanktionen verhängt hat und dabei dann auch Sanktionen auf iranische Nationalbank und Ölindustrie dabei sind, wegen der Finanzierhung von den USA als Terrorgruppen eingestuften Organisationen (Hisbollah, Revolutionsgarden) und man auf diese Weise die Verhandlungen über eine Rückkehr verkompliziert hat. Das war damals durchaus Sinn und Zweck dieser Vorgehensweise, weil Pompeo/Trump natürlich genau das jetzige Szenario erschweren wollten.

Es ist gut, dass man jetzt konkret über eine Rückkehr der USA in das JCPOA spricht, aber das ist aufgrund der Komplexität der US-Sanktionen und der iranischen Bedingungen für eine Lösung, die natürlich alle von Khamenei persönlich kommen, kein Selbstläufer und es kann noch viel schief gehen. Man muss schauen, was die Unterhändler am Ende zustande bringen und es wird auf jeden Fall ein paar Wochen dauern.
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Heute war wieder eine Verhandlungssitzung und nächste Woche Mittwoch geht es weiter. Man redet von Fortschritten und ist zuversichtlich. Dennoch wird es ein paar Wochen dauern. Mitte Mai geht im Iran der Wahlkampf los und die Einigung mit der IAEA 3 Monate lang die Überwachungsbänder aufzubewahren läuft dann auch aus. Mir scheint es so, als mache man Fortschritte, aber der Iran stellt weiterhin Maximalforderungen, neuerdings sagt man die USA sollen alle Sanktionen aufheben, nicht nur die zum Atomprogramm, und es ist fraglich ob man von diesen vor der Präsidentschaftswahl im Juni noch abrücken wird.
Permanent Representative of Russia to International Organizations in Vienna Mikhail Ulyanov hat geschrieben:For a long time we spoke about the need to restore the #JCPOA, but only now we have started to elaborate practical steps in this direction. If we succeed we can strengthen non-proliferation regime, alleviate suffering of the Iranian population and ease tension in Persian Gulf.
Deputy foreign ministers from Iran and world powers will reconvene next Wednesday [April 14] in continuing talks to revive Tehran’s 2015 nuclear agreement, the Joint Comprehensive Plan of Action. Chinese and Russian ambassadors on Friday [April 9] welcomed progress made this week in detailed working groups.

"The JCPOA (Joint Comprehensive Plan of Action) participants took stock of the work done by experts over the last three days and noted with satisfaction the initial progress made,” Mikhail Ulyanov, Russia’s envoy to the International Atomic Energy Agency, tweeted after the JCPOA Joint Commission met(link is external) on Friday.

“All parties have narrowed down their differences and we do see the momentum for gradually evolving consensus,” Wang Qun, China’s IAEA ambassador, told reporters after the meeting, adding that the working groups and senior diplomats would intensify discussions next week.[...]
Vienna Talks To Resume Wednesday Over Iran Nuclear Deal

Parties to Iran nuclear talks see progress despite clash on sanctions
[...]Seit Dienstag haben hochrangige Diplomaten der beiden verfeindeten Staaten wieder Quartier bezogen in Wien. Dort hatten die Außenminister im Juli 2015 mehr als 18 Tage fast rund um die Uhr verhandelt und schließlich den Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) besiegelt, wie das Atomabkommen offiziell heißt. Physisch trennt nur der Kärntner Ring, die Prachtstraße im 1. Bezirk, die Delegationen aus Teheran und Washington. Überdies sind deren Leiter alte Bekannte aus dem Sommer vor sechs Jahren.

Irans Vizeaußenminister Abbas Araghchi war damals schon die Schlüsselfigur im Team seines Chefs Mohammad Dschawad Sarif. Er führte von 2013 an geheime bilaterale Gespräche mit den Amerikanern, ebenso wie später die offiziellen Verhandlungen unter dem Vorsitz der Europäischen Union, an denen auch Frankreich, Großbritannien und Deutschland, E3 genannt, sowie Russland und China beteiligt waren. Robert Malley, Bidens Sondergesandter für Iran, saß als damaliger Koordinator des Weißen Hauses für den Nahen Osten und die Golfregion am Verhandlungstisch nie weit entfernt von Außenminister John Kerry.[...]
EU vermittelt im Nuklearstreit:200 Schritte zwischen Iran und USA
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

In Natanz hat es mal wieder einen Vorfall gegeben, nachdem man begonnen hat neue Zentrifugen in Betrieb zu nehmen. Es könnte sich um einen Unfall handeln oder eine Sabotage-Aktion z.B. von Israel.
Iran’s Natanz nuclear site suffered a problem Sunday involving its electrical distribution grid just hours after starting up new advanced centrifuges that more quickly enrich uranium, state TV reported.

It was the latest incident to strike one of Tehran’s most-secured sites amid negotiations over the tattered atomic accord with world powers.

State TV quoted Behrouz Kamalvandi, a spokesman for the Atomic Energy Organization of Iran (AEOI), announcing the incident.

[...]

Iran announced on Saturday that it had started up advanced IR-6 and IR-5 centrifuges that enrich uranium more quickly, in a new breach of its undertakings under the troubled 2015 nuclear agreement.

It also said it has begun mechanical tests on an even faster nuclear centrifuge: The output of Iran’s IR-9 centrifuge, when operational, would be 50 times quicker than the first Iranian centrifuge, the IR-1, which is the only one that the 2015 deal allows it to use. Iran’s nuclear program is also developing IR-8 centrifuges.

On Friday night, Kamalvandi said the country was enriching material at a rapid pace — in violation of the nuclear deal — adding that should “Western parties” continue to delay the lifting of sanctions, they would be the “big loser.”[...]
‘Accident’ hits Iran’s Natanz nuclear site, day after advanced centrifuges start
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Kohlhaas
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Platon hat geschrieben:(11 Apr 2021, 09:43)

In Natanz hat es mal wieder einen Vorfall gegeben, nachdem man begonnen hat neue Zentrifugen in Betrieb zu nehmen. Es könnte sich um einen Unfall handeln oder eine Sabotage-Aktion z.B. von Israel.

‘Accident’ hits Iran’s Natanz nuclear site, day after advanced centrifuges start

Mit der folgenden Passage aus dem Link, hat Kamalvandi im Grunde eingeräumt, dass iran ein militärisches Atomprogramm betreibt:

"On Friday night, Kamalvandi said the country was enriching material at a rapid pace — in violation of the nuclear deal — adding that should “Western parties” continue to delay the lifting of sanctions, they would be the “big loser.”"

Jedenfalls ist es kein gutes Vorzeichen für die Bemühungen zur Neuetablierung des Atomabkommens, dass Iran ausgrechnet jetzt neue Zentrifugen in Betrieb nimmt, die gegen das Abkommen verstoßen.

Was den jüngsten "Vorfall" in Natanz betrifft, kann man im Moment nur spekulieren. Niemand weiß, was genau "vorgefallen" ist und welche Schäden dabei entstanden sind. Eine Nebensächlichkeit wie eine rausgeflogene Sicherung wird es aber wohl nicht gewesen sein, sonst hätte Iran kaum öffentlich darüber informiert.
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Praia61 »

Mullahs KKWs sind sicher unsere nicht ?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Praia61 hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:30)

Mullahs KKWs sind sicher unsere nicht ?
Wie bitte?
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Praia61 »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:31)

Wie bitte?
Nachhilfe :
Atomare Partikel kennen keine Grenzen.
Abschalten Welt weit !
Das geht nicht ?
Ok, dann machen wir Angsthasen es euch vor .
Ignorierte Person/en : Schnitter
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Kohlhaas »

Praia61 hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:36)

Nachhilfe :
Atomare Partikel kennen keine Grenzen.
Abschalten Welt weit !
Das geht nicht ?
Ok, dann machen wir Angsthasen es euch vor .
Sorry, aber Du redest wirr. Wer ist "wir" und wem wollt "ihr" etwas vormachen? Welche "Angsthasen" meinst Du? Und was hat das alles mit "sicheren KKW" zu tun? Natanz ist kein KKW. Da steht eine Nuklearanlage, in der Uran angereichert wird. Und so "sicher" ist diese Anlage offensichtlich nicht.

Schreib doch bitte mal deutlich, worauf Du eigentlich hinaus willst. Ich verstehe Dich einfach gerade nicht.
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Platon
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Re: Das Atomabkommen mit dem Iran und Auswirkungen

Beitrag von Platon »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Apr 2021, 13:26)Jedenfalls ist es kein gutes Vorzeichen für die Bemühungen zur Neuetablierung des Atomabkommens, dass Iran ausgrechnet jetzt neue Zentrifugen in Betrieb nimmt, die gegen das Abkommen verstoßen.
Im Moment wird konkret darüber verhandelt, was USA und Iran jeweils machen müssen, damit man sich gegenseitig zugesteht wieder seine Verpflichtungen vom Abkommen einzuhalten. Die USA haben neue Sanktionen verhängt bzw. teilweise umgewidmet und der Iran hat neue Erkenntnisse gewonnen und technische Fortschritte gemacht. Diese neuen Zentrifugen dürften dabei ganz oben auf der Liste stehen was technische Fortschritte des Iran angeht. Wenn man sie also jetzt erfolgreich in Betrieb nimmt und damit die alten Zentrifugen ersetzt, schafft das Fakten und man kann in Wien dann darauf bestehen, dass man sie behalten darf, weil sie dem aktuellen Entwicklungsstand des Atomprogramms entsprechen oder man kann Zugeständnisse bekommen, wenn man auf sie verzichtet. Es ist also weniger ein gutes oder schlechtes Zeichen als vielmehr Verhandlungstaktik. Das sie mit den neuen Zentrifugen dann nicht weit gekommen sind, ist dann natürlich wiederum nicht gut für diese Verhandlungstaktik.
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