Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Moderator: Moderatoren Forum 3

Antworten
svenlars
Beiträge: 17
Registriert: So 23. Mär 2014, 14:19

Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Beitrag von svenlars »

Neulich wurde die Doku "Strippenzieher aus der Wüste" in Phönix gesendet. Danach hat der Emir von Katar die Muslimbruderschaft in Ägypten massiv unterstützt und unterstützt weiterhin die Hamas in Gaza. Zusammen mit Saudi-Arabien unterstützt der Emir die Rebellen in Syrien; ein Großteil sind Islamisten, darunter auch viele aus Europa. Zumindest diese werden nach Europa zurückkehren, wenn die Revolutionäre in Syrien gesiegt haben oder gescheitert sind, um die westeuropäische Gesellschaft unter Druck zu setzen mit dem Ziel, dass staatliches Recht an religiösen Regeln ausgerichtet wird; besonders geht es um die Bestrafung jeglicher sexueller Betätigung außerhalb der Ehe gemäß dem Beispiel Iran und Saudi-Arabien, wie vorausgesagt in dem Buch "Halbmond über Berlin".
Für die Islamisten gibt es auch in Europa einen fruchtbaren Boden. Frankreich und Großbritannien haben bereits jetzt infolge der Kolonialepoche einen hohen moslemischen Bevölkerungsanteil und in Deutschland steigt er infolge unablässiger Zuwanderung aus dem Orient und Nordafrika etc. stetig an.
Die USA liefern Waffen an Saudi-Arabien und Katar, von wo sie an die sunnitischen Rebellen in Syrien weitergeleitet werden. Aber das interessiert in Westeuropa kaum jemand. Der Emir von Katar, die Saudis und der amerikanische Präsident sind ja so fromme Leute. Sie können doch nichts Unrechtes tun.
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Beitrag von Platon »

Es ist im Nahen und Mittlere Osten üblich den eigenen politischen Einfluss über Klienten in der Region auszudehnen. Das geschieht vor allem über Geld- und Waffenlieferungen und Loyalität wird vor allem durch ideologische Nähe zum Ausdruck gebracht. Hauptakteure sind dabei Iran mit den Klienten in Irak (schiitische Gruppierungen), Syrien (Assad), Libanon (Hisbollah), Palästina (Islamischer Jihad) und Afghanistan (dortige Schiiten). Es wird auch gemunkelt, dass man im Jemen und Bahrain aktiv ist.

Auf der anderen Seite steht Saudi-Arabien im Verbund mit den VAE, welche vor allem Salafisten unterstützen, aber auch die Militärregierung in Ägypten. Die aber natürlich selber mächtig genug ist und sich langfristig nicht auf eine Klienten-Beziehung gegenüber den Saudis reduzieren lässt. Aber die Saudis haben mit der größten salafistischen Partei (Al-Noor) noch ein zweites Pferd im ägyptischen Stall.

Dazu gibt es Qatar, welche vor allem die gemäßigteren Islamisten unterstützen, wie die Muslimbruderschaft, die Hamas, aber auch Radikalere wie in Syrien.

Dadurch ist es gerade den Golfsstaaten möglich ohne selber über besonders beeindruckende militärische Kräfte zu verfügen, in der Region außenpolitisch große Macht auszuüben und miteinander und den Iranern zu rivalisieren. Die Iraner machen es nicht viel anders, haben aber mit den Revolutionsgarden ein starkes Militär welches in der Lage ist auch mal selber aktiv zu werden oder zumindest Kämpfer in großer Zahl auszubilden. Die Golfstaaten müssen da dann schon auf z.B. CIA-Ausbilder zurückgreifen, wie aktuell in Syrien.

Mitunter wechselt man auch zwischen den Lagern hin und her, wie aktuell die Hamas die seit sie in Gaza die Macht übernommen hatte 2007(?) auf die Iraner angewiesen waren, dass diese die Rechnungen bezahlen. Im Zuge der Machtübernahme in Ägypten und dem Bürgerkrieg in Syrien hatte man sich allerdings der Mutterorganisation in Ägypten und Qatar angenähert, sich auch im Krieg in Syrien klar gegen Assad gestellt. Da die Muslimbrüder allerdings wieder entmachtet, die qatarischen Gruppen in Syrien an Macht verloren und gleichzeitig abzusehen ist, dass die Macht der Iraner eher größer denn kleiner wird - Assad hat sich in Syrien stabilisiert, die USA könnten mittelfristig die Sanktionen gegen Iran aufheben - versucht man die Beziehungen zum Iran wieder zu verbessern.


Im Endeffekt machen Saudi-Arabien und Qatar also nichts besonderes, das eigentliche Problem ist, dass die von ihnen unterstützten Salafisten ideologisch doch äußerst zweifelhafte Absichten verfolgen und dazu sich als schwer kontrollierbar erwiesen haben. Während der Hisbollah-Kämpfer nach dem Krieg wieder in seine Kaserne im Südlibanon zurückkehrt, hat der Internationale Jihadist es dann schon schwerer, es gibt keine Kaserne in die er zurückkehren kann, er ist ein ständiger Risikofaktor (siehe Al-Qaida) und eigentlich zu nichts zu gebrauchen als irgendwo in den nächsten Krieg zu ziehen.

Für Europa geht grundsätzlich von diesen Gruppen keine Gefahr aus, solange sie von ihren Sponsoren unter Kontrolle gehalten werden. Man ist von den USA abhängig und kann sich solche Aktionen einfach nicht erlauben, problematisch wird es immer dann, wenn irgendwelche ideologisch hochgeputschten sich selbstständig machen, irgendwie an Geld kommen und dann Al Qaida 2.0 aktiv wird.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 38557
Registriert: Di 17. Jul 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Beitrag von relativ »

Btw. macht der Westen, Russland, China ect.pp. dasselbe, wenn es um deren Interessen geht.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Beitrag von schokoschendrezki »

Aus einem anderen Thread:
jan2009 » Di 1. Apr 2014, 09:27 hat geschrieben: Was jedem vor die Augen führt, dass es gut ist, wenn ein 91-jähriger aus Altersgründen nicht in der Politik mitmischen darf.
... wäre ja auch noch schöner, wenn so ein sabbernder, verwirrter Greis die Geltung der Grundwerte unserer freiheitlichen Welt auch in der internationalen Politik in Frage stellen würde.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
freigeist
Beiträge: 6770
Registriert: Do 29. Nov 2012, 22:48
user title: Bleibtreu//Neocon

Re: Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Beitrag von freigeist »

@Platon
Du hast die Schiiten im Irak vergessen, auf die Teheran bisher immer Einfluss ausübte und es bis zum heutigen Tage tut. Genau diese Aufwiegelung hat Hussein einst gegen Khomeini aufgebracht.
Zuletzt geändert von freigeist am Mi 2. Apr 2014, 19:20, insgesamt 2-mal geändert.
Support Israel!/"Trade destroys the antagonisms of race and creed and language."
http://henryjacksonsociety.org/ http://openeurope.org.uk/
Concordia - Integritas - Industria
EgleHuehn

Re: Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Beitrag von EgleHuehn »

Alles nur Theorie.

Weshalb wendet sich ein Kosovo-Albaner, der vorher für die Amerikaner auf dem Stützpunkt Camp Bondsteel im Kosovo gearbeitet hat, von uns ab und sprengt sich im Irak in die Luft. Sein Stückchen Land wurde von den Amerikanern von Serbien befreit, wieso dann gegen die Amerikaner arbeiten? Oder tun die Anschläge den Amerikanern indirekt gut und sie profitieren davon? Egal, wie man es dreht die Lösung ist weit entfernt.

Das alles ist nicht nur Saudi-Arabien und Katar zuzurechnen. Ich bin sehr skeptisch einigen Dingen gegenüber und bin überzeugt, dass die US-Amerikanischen Geheimdienste ebenfalls hinter den Anschlägen stecken.

http://www.gazetatema.net/web/2014/04/0 ... t-ne-irak/
Rōnin

Re: Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Beitrag von Rōnin »

Platon » Di 1. Apr 2014, 13:42 hat geschrieben:Es ist im Nahen und Mittlere Osten üblich den eigenen politischen Einfluss über Klienten in der Region auszudehnen. Das geschieht vor allem über Geld- und Waffenlieferungen und Loyalität wird vor allem durch ideologische Nähe zum Ausdruck gebracht. Hauptakteure sind dabei Iran mit den Klienten in Irak (schiitische Gruppierungen), Syrien (Assad), Libanon (Hisbollah), Palästina (Islamischer Jihad) und Afghanistan (dortige Schiiten). Es wird auch gemunkelt, dass man im Jemen und Bahrain aktiv ist.

Auf der anderen Seite steht Saudi-Arabien im Verbund mit den VAE, welche vor allem Salafisten unterstützen, aber auch die Militärregierung in Ägypten. Die aber natürlich selber mächtig genug ist und sich langfristig nicht auf eine Klienten-Beziehung gegenüber den Saudis reduzieren lässt. Aber die Saudis haben mit der größten salafistischen Partei (Al-Noor) noch ein zweites Pferd im ägyptischen Stall.

Dazu gibt es Qatar, welche vor allem die gemäßigteren Islamisten unterstützen, wie die Muslimbruderschaft, die Hamas, aber auch Radikalere wie in Syrien.

Dadurch ist es gerade den Golfsstaaten möglich ohne selber über besonders beeindruckende militärische Kräfte zu verfügen, in der Region außenpolitisch große Macht auszuüben und miteinander und den Iranern zu rivalisieren. Die Iraner machen es nicht viel anders, haben aber mit den Revolutionsgarden ein starkes Militär welches in der Lage ist auch mal selber aktiv zu werden oder zumindest Kämpfer in großer Zahl auszubilden. Die Golfstaaten müssen da dann schon auf z.B. CIA-Ausbilder zurückgreifen, wie aktuell in Syrien.

Mitunter wechselt man auch zwischen den Lagern hin und her, wie aktuell die Hamas die seit sie in Gaza die Macht übernommen hatte 2007(?) auf die Iraner angewiesen waren, dass diese die Rechnungen bezahlen. Im Zuge der Machtübernahme in Ägypten und dem Bürgerkrieg in Syrien hatte man sich allerdings der Mutterorganisation in Ägypten und Qatar angenähert, sich auch im Krieg in Syrien klar gegen Assad gestellt. Da die Muslimbrüder allerdings wieder entmachtet, die qatarischen Gruppen in Syrien an Macht verloren und gleichzeitig abzusehen ist, dass die Macht der Iraner eher größer denn kleiner wird - Assad hat sich in Syrien stabilisiert, die USA könnten mittelfristig die Sanktionen gegen Iran aufheben - versucht man die Beziehungen zum Iran wieder zu verbessern.


Im Endeffekt machen Saudi-Arabien und Qatar also nichts besonderes, das eigentliche Problem ist, dass die von ihnen unterstützten Salafisten ideologisch doch äußerst zweifelhafte Absichten verfolgen und dazu sich als schwer kontrollierbar erwiesen haben. Während der Hisbollah-Kämpfer nach dem Krieg wieder in seine Kaserne im Südlibanon zurückkehrt, hat der Internationale Jihadist es dann schon schwerer, es gibt keine Kaserne in die er zurückkehren kann, er ist ein ständiger Risikofaktor (siehe Al-Qaida) und eigentlich zu nichts zu gebrauchen als irgendwo in den nächsten Krieg zu ziehen.

Für Europa geht grundsätzlich von diesen Gruppen keine Gefahr aus, solange sie von ihren Sponsoren unter Kontrolle gehalten werden. Man ist von den USA abhängig und kann sich solche Aktionen einfach nicht erlauben, problematisch wird es immer dann, wenn irgendwelche ideologisch hochgeputschten sich selbstständig machen, irgendwie an Geld kommen und dann Al Qaida 2.0 aktiv wird.

Ein vorzüglicher Beitrag. Danke!

Ich möchte noch hinzufügen, dass die USA und die Saudis in der Interessenlage und Politik recht große Schnittmengen haben.
Benutzeravatar
UncleSams_Berater
Beiträge: 2056
Registriert: Do 18. Jul 2013, 00:56
user title: Царь
Wohnort: Frankfurt am Main
Kontaktdaten:

Re: Unruhestifter Katar und Saudi-Arabien

Beitrag von UncleSams_Berater »

freigeist » Mi 2. Apr 2014, 18:19 hat geschrieben:@Platon
Du hast die Schiiten im Irak vergessen, auf die Teheran bisher immer Einfluss ausübte und es bis zum heutigen Tage tut. Genau diese Aufwiegelung hat Hussein einst gegen Khomeini aufgebracht.
Das vergessen die lieben Leute immer wieder...
MAKE POLITIK-FORUM.EU GREAT AGAIN
Antworten