Was ist der Unterschied zwischen neokonservativer und wirtschaftsliberaler Politik?

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Tom Bombadil
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Re: Was ist der Unterschied zwischen neokonservativer und wirtschaftsliberaler Politik?

Beitrag von Tom Bombadil »

lili hat geschrieben:(10 Nov 2021, 17:27)

Mehr war da nicht.
Ich bin raus, es ist völlig sinnlos.
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Skull
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Re: Was ist der Unterschied zwischen neokonservativer und wirtschaftsliberaler Politik?

Beitrag von Skull »

lili hat geschrieben:(10 Nov 2021, 17:14)

Das habe ich ja unten erläutert: Ich setze Liberalismus nicht mit Freiheit gleich.

Ich weiß das die Definition anders ist, mir ging es um die bisherige praktische Durchführung.
Guten Abend,

so langsam entwickelt sich der Thread Richtung Weinstube oder dem Philosophieforum.

Hier ist aber das Wifo.

Wenn das so weitergehen sollte, verschwindet der Thread aus diesem Unterforum.
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Atue001
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Re: Was ist der Unterschied zwischen neokonservativer und wirtschaftsliberaler Politik?

Beitrag von Atue001 »

lili hat geschrieben:(10 Nov 2021, 08:45)

-Fullquote-
Ich habe den Eindruck, dass es dir nicht so sehr um die Definition der Begriffe geht, aus denen man dann den Unterschied ggf. erarbeiten könnte. Es wirkt eher so, als ob du für dich eine Bewertung der Begriffe hast, die du verteidigen möchtest.

Die Wurzeln des Wirtschaftsliberalismus liegen (meiner Ansicht nach) in den Gedanken der Aufklärung. In der Aufklärung hat sich die Sichtweise auf die Welt verändert. Anstatt Gottgegebene, Gesellschaftsgegebene u.ä. gegebene Paradigmen als grundsätzlich richtig zu begreifen, wird das Individuum mit seinen individuellen Gedanken respektiert und als Ideal betrachtet.

Als wichtige Vordenker des Wirtschaftsliberalismus würde ich John Locke sehen, und dann aber ganz sicher auch Adam Smith. Abgeleitet von der Idee der Freiheit des Einzelnen wird die Freiheit der Wirtschaft postuliert, die sich quasi selbst über die Märkte (unsichtbare Hand) regulieren.

Sofern man Anhänger dieser Denkrichtung ist, findet man durchaus auch Indizien, dass es solcherlei Wirkmechanismen gibt, die schließlich auch zum sozialen Wohlstand führen. Man denke beispielsweise an Ford, der seinen Arbeitern solche Löhne zahlen wollte, dass diese sich einen Ford leisten können.....was einherging mit relativ guten Löhnen, aber auch mit hohen Produktivitätsfortschritten bei der Automobilherstellung.

Gegner dieser Denkrichtung finden Beispiele, in denen man davon sprechen kann, dass es keineswegs so ist, dass Märkte quasi aus dem Nichts von Zauberhand zum guten wirken.

Überzeugten Befürwortern wird man mit Gegenbeispielen meist nicht kommen können, weil diese immer auch Abweichungen in den Rahmenbedingungen von der reinen Lehre geltend machen können.
Überzeugten Gegnern wird jedes positiv-Beispiel hingegen als Zufall oder seltenes Einzelereignis bewerten.

Meine persönliche Empfehlung wäre: Nimm die Denkrichtungen zur Kenntnis, und denke selbst. Im Sinne der Aufklärung wirst du damit eine grundliberale Position einnehmen.


Die Wurzeln des Neokonservativismus sind weniger klar. Ich würde es aber mal so versuchen, dass die Ideen dahinter von gewissen Haltungen und Werten der Individuen geprägt sind. Es geht um Haltungen aus dem Konservativismus, wie eine positive Grundeinstellung zu Familie, Heimat, Staat oder auch Kultur, Religion und klassischen tradierten Werten. Anders als im Konservativismus geht der Neokonservativismus nicht allein davon aus, dass die zugrunde liegenden Haltungen und Werte unveränderlich sein sollten - vielmehr wird ihnen zugestanden, dass sie sich (weiter) entwickeln können und sollen, ohne jedoch dabei im Kern das Bewahrende aufzugeben.
Wenn man die beiden Begriffswelten vergleichen will, macht es am meisten Sinn, sich auf die Ideen bezogen auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik zu beschränken.
Bei Neokonservativen wird die eher konservative Idee des freien Marktes (im wirtschaftsliberalen Sinne) weiterentwickelt, und darauf gesetzt, dass Märkte durch staatliche Intervention gestaltet werden sollten (frühe neokonservative Denker), später werden aber auch Ideen als Neokonservativ bezeichnet, die auf Kürzungen des Sozialstaates setzen, weil sie sich allgemeinen Wohlstand in Folge von befreiten Märkten versprechen.

Bezogen auf die Wirtschaftspolitik sehe ich zwischen wirtschaftsliberalen Ansätzen und den Ansätzen, die konkrete Politiker durchgeführt haben, die man im allgemeinen der neokonservativen Politik zuordnet, tendenziell mehr Ähnlichkeiten denn Unterschiede. Aber auch hier gilt: Je nachdem wer wie und auf was genau drauf schaut, wird hier auch zu anderen Schlüssen kommen.


An Neokonservativen Denkrichtungen zu Beginn dieses Begriffes finde ich interessant, wenn als Erkenntnis im Raum steht, dass Märkte zwar gut und wichtig sind, aber die Märkte halt auch durch den Staat gestaltet werden sollten um dem Wohl der Menschen zu dienen. Bei solchen Denkrichtungen finden sich Parallelen zu den Denkweisen, die die Sozialdemokratie aber teilweise auch schon davor die Adenauer-Politik vertraten - also das, was wir in Deutschland wohl die soziale Marktwirtschaft nennen.

Doch wie das immer so ist: Nimm drei Experten und frag sie danach, was sie unter den Begriffen verstehen....und du wirst mindestens vier Meinungen bekommen.....

Ach ja - neokonservative Politik bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf die Wirtschaft, sondern kennt natürlich auch Aspekte der Außenpolitik, Verteidigungspolitik etc. etc. etc.......wirtschaftsliberale Politik ist tendenziell dann doch eher beschränkter auf die Thematik Wirtschaft und Soziales - Außenpolitik kann man natürlich auch unter diesem Aspekt denken, aber das würde Außenpolitik deutlich verkürzen auf Aspekte wirtschaftlicher Natur - insofern ist die Begrifflichkeit der neokonservativen Politik umfassender als die Begrifflichkeit einer wirtschaftsliberalen Politik.
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lili
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Re: Was ist der Unterschied zwischen neokonservativer und wirtschaftsliberaler Politik?

Beitrag von lili »

Atue001:

Ich wollte nicht zu dogmatisch rüberkommen. Wir (nicht du) waren weg vom Thema. Das war genau mein Fehler.

Ja klar, allerdings habe ich es auf die Wirtschaft bezogen, weil die gesellschaftliche Position dieser beiden Strömungen unterschiedlich sind.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

Henry David Thoreau
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