Wirecard - Betrug im großen Stil?

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Orbiter1
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Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Der DAX-Wert Wirecard hat heute wenige Stunden vor der bereits drei mal verschobenen Veröffentlichung des Jahresergebnisses 2019 eine erneute Verschiebung bekanntgegeben. Der Wirtschaftsprüfer Earnst & Young verweigert das Testat. Der Kurs der Aktie stürzt um über 60% ab. Dürfte ein einmaliger Vorgang bei einem DAX-Unternehmen sein. Wäre keine große Überraschung wenn das mit einer Insolvenz endet. Hier weitere Infos.

"Wirecard hat die für den heutigen Donnerstag geplante Veröffentlichung des Jahresfinanzberichts 2019 erneut verschoben. Das geht aus einer Ad-hoc-Meldung hervor, die das Unternehmen um 10.43 Uhr veröffentlicht hat. Grund dafür seien "Hinweise auf Vorlage unrichtiger Saldenbestätigungen". Die Aktie bricht daraufhin massiv ein.

Konkret heißt es in der Mitteilung: „Der Abschlussprüfer der Wirecard AG, die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat die Wirecard AG darüber informiert, dass über die Existenz von im Konzernabschluss zu konsolidierenden Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro (dies entspricht in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme) noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise zu erlangen waren.“

Es gebe Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben bzw. die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte.

Man sei möglicherweise Opfer von "gigantischem Betrug" geworden und werde Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten, erklärte das Unternehmen ..

„Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären“, teilte das Unternehmen mit. Die Prüfung des Jahresabschlusses werde nicht wie geplant abgeschlossen worden. Damit verschiebt Wirecard die für heute geplante Veröffentlichung nunmehr zum vierten Mal. Ein neuer Termin werde noch bekanntgegeben.

Dabei drängt die Zeit nun massiv, denn wenn bis zum morgigen Freitag, 19. Juni 2020 (!), kein testierter Jahres- und Konzernabschluss vorgelegt wird, können Kredite der Wirecard AG in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro gekündigt werden, warnte das Unternehmen." Quelle: https://www.deraktionaer.de/artikel/fin ... 02716.html

Mal sehen was am Ende nach jahrelangen Gerichtsprozessen rauskommt. Probleme hat Wirecard mit den Bilanzen ja schon länger. Auch Sonderprüfungen haben keine Transparenz erbracht weil angeforderte Dokumente von Wirecard-Geschäftspartnern nicht übermittelt wurden. Insgesamt ein trauriger Vorgang der das Vertrauen der Deutschen in die Geldanlage mit Aktien weit zurückwirft.
Zuletzt geändert von Orbiter1 am Do 18. Jun 2020, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.
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imp
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von imp »

Man muss abwarten.

Erste Stimmen sagen, die sollen raus aus den Dachs.

https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... m-Dax.html
Der Spiegel sieht die Aktie abstürzen nach der verheerenden Prüfung.

https://www.spiegel.de/consent-a-?targe ... b4001c4440
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Maikel
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Maikel »

Anderer Blickwinkel: Was passiert eigentlich zahlungsabwicklungstechnisch, sollte Wirecard den Betrieb von heute auf morgen einstellen müssen?
Soll ja z.B. bei Fluggesellschaften schon vorgekommen sein.

Wirecard wickelt Kartenzahlungen z.B. für Aldi ab. Kann man dann plötzlich bei Aldi nicht mehr mit Karte bezahlen?
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Maikel hat geschrieben:(18 Jun 2020, 18:07)

Anderer Blickwinkel: Was passiert eigentlich zahlungsabwicklungstechnisch, sollte Wirecard den Betrieb von heute auf morgen einstellen müssen?
Aus welchem Grund?
Das sind digitale Prozesse...

S
Findulin

Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Findulin »

WIeso taucht die Wirecard-Aktie auf der n-tv-Videotext-Seite 211 ("Gewinner/Verlierer") nicht auf? Stattdessen gilt da als Topverlierer die Commerzbank.

Ich habe nichts von einer Handelsaussetzung gehört.
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Orbiter1
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Findulin hat geschrieben:(18 Jun 2020, 19:02)

WIeso taucht die Wirecard-Aktie auf der n-tv-Videotext-Seite 211 ("Gewinner/Verlierer") nicht auf? Stattdessen gilt da als Topverlierer die Commerzbank.

Ich habe nichts von einer Handelsaussetzung gehört.
Der Handel wurde auf XETRA vorübergehend ausgesetzt. Hier die Kursentwicklung der 30 DAX-Werte von heute. Wirecard steht mit einem Minus von 64,6% verständlicherweise am Ende. https://www.finanzen.net/index/dax/30-werte

Nachbörslich geht es mit dem Kurs weiter runter. Die Story dürfte sich zu einem der größten Bilanzfälschungsskandale der Nachkriegsgeschichte entwickeln. Wieso heute nur 1 Vorstandsmitglied von seinem Posten suspendiert wurde (der COO der auch für Compliance zuständig war) ist mir ein Rätsel. Inzwischen rücken ja die Finanzaufsicht BaFin und die Staatsanwaltschaft an.

Ironie des Schicksals. Wirecard hat seinerzeit die Commerzbank im DAX abgelöst. Das alte Bankenmodell wurde durch einen modernen Finanzdienstleister ersetzt. Jetzt wird vom modernen Finanzdienstleister wohl nicht mehr viel übrig bleiben.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von imp »

Orbiter1 hat geschrieben:(18 Jun 2020, 20:29)

Der Handel wurde auf XETRA vorübergehend ausgesetzt. Hier die Kursentwicklung der 30 DAX-Werte von heute. Wirecard steht mit einem Minus von 64,6% verständlicherweise am Ende. https://www.finanzen.net/index/dax/30-werte

Nachbörslich geht es mit dem Kurs weiter runter. Die Story dürfte sich zu einem der größten Bilanzfälschungsskandale der Nachkriegsgeschichte entwickeln. Wieso heute nur 1 Vorstandsmitglied von seinem Posten suspendiert wurde (der COO der auch für Compliance zuständig war) ist mir ein Rätsel. Inzwischen rücken ja die Finanzaufsicht BaFin und die Staatsanwaltschaft an.

Ironie des Schicksals. Wirecard hat seinerzeit die Commerzbank im DAX abgelöst. Das alte Bankenmodell wurde durch einen modernen Finanzdienstleister ersetzt. Jetzt wird vom modernen Finanzdienstleister wohl nicht mehr viel übrig bleiben.
Sag das nicht. Bloß, weil die Führungsriege blamiert ist und sich vielleicht - das sollen Anwälte klären - strafbar gemacht hat und die Firma nicht den Rekordumsatz gemacht hat, sondern nur einen unsagbar guten, ist doch nicht gleich Weltenende. Die Aktien werden vorübergehend sehr billig, die Kredite entweder gekündigt oder damit gedroht - das findet seinen Käufer. Das Geschäftsmodell ist nicht grundsätzlich schlecht, es ist nur nicht so gut wie behauptet.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

imp hat geschrieben:(18 Jun 2020, 22:19)

Sag das nicht. Bloß, weil die Führungsriege blamiert ist und sich vielleicht - das sollen Anwälte klären - strafbar gemacht hat und die Firma nicht den Rekordumsatz gemacht hat, sondern nur einen unsagbar guten, ist doch nicht gleich Weltenende.
Wenn bei einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 2,8 Mrd € (falls die Zahl nicht ebenfalls manipuliert wurde) über Nacht 1,9 Mrd € die auf einem Bankkonto liegen müssten nicht mehr auffindbar sind ist das etwas mehr als eine Blamage der Führungsriege. Das ist existenzbedrohend!
Die Aktien werden vorübergehend sehr billig, die Kredite entweder gekündigt oder damit gedroht - das findet seinen Käufer. Das Geschäftsmodell ist nicht grundsätzlich schlecht, es ist nur nicht so gut wie behauptet.
Jetzt geht es erst einmal darum herauszufinden ob Wirecard Täter oder Opfer oder beides ist. Wie auch immer, klar ist jedenfalls dass es eine Flut von Klagen geben wird. Ich gebe Wirecard kaum Überlebenschancen denn das wichtigste was ein Finanzdienstleister haben muss ist Vertrauen. Wirecard hat es systematisch zerstört. Das ist nicht mehr zu kitten. Da hilft auch ein gutes Geschäftsmodell nicht weiter.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von imp »

Orbiter1 hat geschrieben:(18 Jun 2020, 23:03)

Wenn bei einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 2,8 Mrd € (falls die Zahl nicht ebenfalls manipuliert wurde) über Nacht 1,9 Mrd € die auf einem Bankkonto liegen müssten nicht mehr auffindbar sind ist das etwas mehr als eine Blamage der Führungsriege. Das ist existenzbedrohend!
Aber nur für den Eigentümerkreis.
Ich gebe Wirecard kaum Überlebenschancen denn das wichtigste was ein Finanzdienstleister haben muss ist Vertrauen. Wirecard hat es systematisch zerstört. Das ist nicht mehr zu kitten. Da hilft auch ein gutes Geschäftsmodell nicht weiter.
Bei Licht betrachtet ist das halb so wild. Wirecard kennen die Menschen nur aus den Börsennachrichten. Der Konsument schiebt seine Karte immer öfter in Zahlungsautomaten hinein oder auch nur noch über sie drüber. Der Händler kauft eine kostengünstige und funktionierende Zahlungsabwicklung. Dass die Zahlungsabwicklung funktioniert, stand nie in Frage. Das wäre ein Problem. Ob beim Eigentümer viel oder wenig hängenbleibt, ob der Eigentümer in Kürze wechselt, das ist sowohl dem Händler wie dem Endkunden egal. Uneinbringliche Forderungen werden ohnehin nicht selbst verarbeitet sondern im Block mit Abschlag an einen Inkasso-Unternehmer verkauft.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Sören74 »

Ich hab das heute Mittag auf n-tv mitbekommen. "Erstaunlich" wäre da noch untertrieben. Wäre es denkbar, dass das ein Ergebnis eines Hackerangriffs war, der vorhandene Umsätze nach außen schleuste? Oder doch ein "inner job"? Ich weiß, jede Antwort wäre Spekulation, kann aber das Ganze nur schwer einordnen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Inzwischen hat der Vorstand, konkret der Vorstandsvorsitzende Braun in einem kurzen Video Stellung genommen. Klingt so jemand der gerade sein Lebenswerk und über Nacht 600 Mio € (als Aktionär von Wirecard) verloren hat? Nach meiner Überzeugung, ganz sicher nicht. Würde mich mehr als wundern wenn Braun an dem Betrug nicht selbst beteiligt ist.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von imp »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 06:16)

Inzwischen hat der Vorstand, konkret der Vorstandsvorsitzende Braun in einem kurzen Video Stellung genommen. Klingt so jemand der gerade sein Lebenswerk und über Nacht 600 Mio € (als Aktionär von Wirecard) verloren hat? Nach meiner Überzeugung, ganz sicher nicht. Würde mich mehr als wundern wenn Braun an dem Betrug nicht selbst beteiligt ist.
Kann schon sein. Ich würde da nicht spekulieren, es kommt ja doch alles raus.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Maikel »

Realist2014 hat geschrieben:(18 Jun 2020, 18:12)

Aus welchem Grund?
Weil Wirecard ggf. (Pleite) die Geschäfte nicht mehr weiterführen dürfte.
Außerdem läuft viel Geld über Wirecard. Ein Insolvenzverwalter würde wohl die Weitergabe dieses Geldes an die Kunden (Aldi&Co.) verbieten. Und/oder Aldi&Co. würden sich nicht mehr darauf verlassen wollen, daß Geld von einem Pleitekandidaten zuverlässig zu bekommen.
Das sind digitale Prozesse...
Ja, und?
Die pleitegegangenen Fluggesellschaften hätten auch noch problemlos weiterfliegen können, sie durften aber nicht.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Maikel hat geschrieben:(19 Jun 2020, 09:04)

Weil Wirecard ggf. (Pleite) die Geschäfte nicht mehr weiterführen dürfte.
Außerdem läuft viel Geld über Wirecard. Ein Insolvenzverwalter würde wohl die Weitergabe dieses Geldes an die Kunden (Aldi&Co.) verbieten. Und/oder Aldi&Co. würden sich nicht mehr darauf verlassen wollen, daß Geld von einem Pleitekandidaten zuverlässig zu bekommen.

Ja, und?
Die pleitegegangenen Fluggesellschaften hätten auch noch problemlos weiterfliegen können, sie durften aber nicht.
Von Pleite ist ja (noch) nicht die Rede. Aus dem was man so in den Artikeln lesen ist im Augenblick ja überhaupt nicht ersichtlich was passiert ist. Da entstehen eher noch mehr Fragen, während es kaum Antworten gibt.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Maikel hat geschrieben:(19 Jun 2020, 09:04)

Weil Wirecard ggf. (Pleite) die Geschäfte nicht mehr weiterführen dürfte.
t.
Wirecard ist aber nicht "pleite" oder "insolvent".
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Realist2014 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 10:42)

Wirecard ist aber nicht "pleite" oder "insolvent".
Wenn die Banken ihre Kreditlinien über 2 Mrd € kündigen, wozu sie ab Montag berechtigt sind weil heute kein testierter Jahresabschluss vorliegt, sind sie insolvent. Aber selbst wenn die Kreditlinie fortgeführt wird, welche Wirecard-Kunden vertrauen auch in Zukunft einem Finanzdienstleister dem aus ungeklärten Gründen 1,9 Mrd € abhanden gekommen sind? Die 1,9 Mrd € entsprechen 25% der Bilanzsumme. Die lassen sich nicht mal eben kompensieren. Selbst eine Übernahme oder ein Einstieg durch ein weiteres Unternehmen erscheint wenig realistisch denn auf Wirecard bzw dessen Rechtsnachfolger rollt eine gigantische Klagewelle zu. Damit will sich niemand belasten. Für die Aktionäre geht es in Richtung Totalverlust.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 12:17)

Wenn die Banken ihre Kreditlinien über 2 Mrd € kündigen, wozu sie ab Montag berechtigt sind weil heute kein testierter Jahresabschluss vorliegt, sind sie insolvent. t.
ja, wenn..
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Realist2014 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 12:34)

ja, wenn..
Der CEO Braun wird die Insolvenz jedenfalls nicht mehr anmelden. Der ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Interims-CEO wird James Freis, der seit gestern an Bord ist und von außen kommt. Der darf dann das kollabierende Wirecard-Kartenhaus zusammenkehren und den Schutt entsorgen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 12:17)

Wenn die Banken ihre Kreditlinien über 2 Mrd € kündigen, wozu sie ab Montag berechtigt sind weil heute kein testierter Jahresabschluss vorliegt, sind sie insolvent. Aber selbst wenn die Kreditlinie fortgeführt wird, welche Wirecard-Kunden vertrauen auch in Zukunft einem Finanzdienstleister dem aus ungeklärten Gründen 1,9 Mrd € abhanden gekommen sind?
Das geht ja aus den Berichten (noch) nicht hervor. Auch die genaue Differenz in Bezug auf die Saldenbestätigungen ist nirgends nachzulesen. Auch ist aus den Berichten bisher nicht ersichtlich ob es sich nur um eine Differenz bei der Saldenbestätigung handelt oder ob die Saldenbestätigungen "gefälscht" wurden. Es ist alles irgendwie seltsam. Das Thema dürfte dem Wirtschaftsprüfer doch schon seit einem halben Jahr bekannt sein. Warum hat sich das bis heute nicht klären lassen? Da müsste die Kacke doch eigentlich schon mindestens seit Weihnachten am Dampfen sein....
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 13:02)

Der CEO Braun wird die Insolvenz jedenfalls nicht mehr anmelden. Der ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Interims-CEO wird James Freis, der seit gestern an Bord ist und von außen kommt. Der darf dann das kollabierende Wirecard-Kartenhaus zusammenkehren und den Schutt entsorgen.


Das ist ja spannend. Der wurde ja schon vor Wochen kommuniziert, dass der Compliance Vorstand wird und im Juli anfängt. So schnell wird man CEO :-)
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(19 Jun 2020, 13:31)

Das geht ja aus den Berichten (noch) nicht hervor. Auch die genaue Differenz in Bezug auf die Saldenbestätigungen ist nirgends nachzulesen. Auch ist aus den Berichten bisher nicht ersichtlich ob es sich nur um eine Differenz bei der Saldenbestätigung handelt oder ob die Saldenbestätigungen "gefälscht" wurden. Es ist alles irgendwie seltsam. Das Thema dürfte dem Wirtschaftsprüfer doch schon seit einem halben Jahr bekannt sein. Warum hat sich das bis heute nicht klären lassen? Da müsste die Kacke doch eigentlich schon mindestens seit Weihnachten am Dampfen sein....

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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(19 Jun 2020, 13:31)

Das geht ja aus den Berichten (noch) nicht hervor. Auch die genaue Differenz in Bezug auf die Saldenbestätigungen ist nirgends nachzulesen. Auch ist aus den Berichten bisher nicht ersichtlich ob es sich nur um eine Differenz bei der Saldenbestätigung handelt oder ob die Saldenbestätigungen "gefälscht" wurden. Es ist alles irgendwie seltsam. Das Thema dürfte dem Wirtschaftsprüfer doch schon seit einem halben Jahr bekannt sein. Warum hat sich das bis heute nicht klären lassen? Da müsste die Kacke doch eigentlich schon mindestens seit Weihnachten am Dampfen sein....
Das sehe ich ähnlich. Nach meiner Einschätzung sind die 1,9 Mrd € nicht geklaut oder unterschlagen worden, die haben schlicht und einfach nie existiert. Da sind den Aktionären im großen Stil Geschäfte vorgegaukelt worden die es nie gab. Wieso sich der Wirtschaftsprüfer eines Unternehmens, das schon länger im Verdacht steht es bei der Bilanzierung nicht so genau zu nehmen, damit begnügt dass ihm über einen unbekannten Treuhänder der Scan einer Bank aus den Philippinen über liquide Mittel von 1,9 Mrd € bestätigt werden ist mir ein Rätsel. Selbst der Kassenprüfer unseres Feuerwehrvereins informiert sich bei der Bank vor Ort über die Korrektheit des gemeldeten Kontostands. Da kommen sicher auch auf die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY Gerichtsprozesse zu.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 16:02)

Das sehe ich ähnlich. Nach meiner Einschätzung sind die 1,9 Mrd € nicht geklaut oder unterschlagen worden, die haben schlicht und einfach nie existiert. u.

Da sist natürlich jetzt eine "heiße" These.

warten wir doch einfach mal ab.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Orbiter1 hat geschrieben:(18 Jun 2020, 14:44)


Es gebe Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden,
Mein lieber Scholli!

2 Mrd Abweichung bei den Salden mit Fakebestätigungen auszugleichen ist mehr als nur dreist. Zwar nicht ganz neu, der "Trick", aber in dieser Höhe weit jenseits von gut und böse. Dass das nicht auf Dauer gut geht, sollte an sich auch dann einleuchten, wenn man nicht die hellste Kerze auf der Torte ist.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Realist2014 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 16:15)

Da sist natürlich jetzt eine "heiße" These.

warten wir doch einfach mal ab.
So heiß ist die These inzwischen nicht mehr.

"Die in der Bilanz des Zahlungsabwicklers Wirecard WDIG.DE (TG:WDIG) fehlenden 1,9 Milliarden Euro befinden sich nach Angaben der philippinischen Zentralbank nicht in dem Land. "Der erste Bericht besagt, dass kein Geld auf die Philippinen gelangt ist", erklärte Benjamin Diokno, Präsident der Bangko Sentral ng Pilipinas. Die Zentralbank untersuche den Fall weiter." Quelle: https://de.investing.com/news/stock-mar ... en-2018674

Der Interims-CEO Freis hat inzwischen eine Beratungsgesellschaft engagiert die auf Insolvenzen/Restrukturierungen spezialisiert ist. Die Banken die ihre 2 Mrd-Kreditlinie kündigen könnten (was eine sofortige Insolvenz nach sich ziehen würde falls kein Retter einspringt) sind angeblich bereit die Kreditlinie unter gewissen Auflagen zu verlängern. Die entsprechenden Verhandlungen laufen. Da muss jetzt schnell gehandelt werden wenn das Geschäft weiter laufen soll. Größere Chancen dafür gibt es wenn ein neuer Investor auftaucht. Aber wer wäre dazu schon bereit solange man nicht weiß ob und wieviele Leichen noch im Keller liegen?
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Sören74 »

Kann es vielleicht sein, dass diese 1,9 Mrd. nie existiert haben?
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Realist2014 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 14:08)

E&Y sind seit Jahren und KPMG seit ein paar Monaten da mit im Boot....
Was aber nicht erklärt, warum die BaFin da nicht früher eingegriffen hat. Abgesehen davon, dass wohl schon seit einigen Jahren die Bilanzen ziemlich schräg waren, müssen Finanzdienstleister bis zum 31.03. bei der BaFin abgeben. Falls nicht, droht der Entzug der entsprechenden Lizenz.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Dieter Winter hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:04)

Was aber nicht erklärt, warum die BaFin da nicht früher eingegriffen hat. z.
basierend auf welcher Anforderung?

erzähl mal...
Abgesehen davon, dass wohl schon seit einigen Jahren die Bilanzen ziemlich schräg waren

soso

E&Y testiert also "schräge Bilanzen"....
Zuletzt geändert von Realist2014 am So 21. Jun 2020, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Sören74 hat geschrieben:(21 Jun 2020, 10:38)

Kann es vielleicht sein, dass diese 1,9 Mrd. nie existiert haben?
Zumindest wurde ja Steuern darauf bezahlt...

Das Ganze ist an Absurdität kaum mehr zu toppen....
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Realist2014 hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:05)

basierend auf welcher Anforderung?

erzähl mal...
Die BaFin prüft die Bilanzen...
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Dieter Winter hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:07)

Die BaFin prüft die Bilanzen...


die verlässt sich auf die WP.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Realist2014 hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:06)

Zumindest wurde ja Steuern darauf bezahlt...
Treuhandgelder unterliegen jetzt genau welcher Besteuerung?
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Dieter Winter hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:09)

Treuhandgelder unterliegen jetzt genau welcher Besteuerung?
Das ist/wäre ja erwirschaftetes Kapital "gewesen"...

Also auch Gewinn- versteuert
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Realist2014 hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:07)



die verlässt sich auf die WP.
In der Praxis leider viel zu oft. Ihre Aufgabe wäre es aber, nicht alles zu glauben, was ihr da aufgetischt wird. Sie hat an sich zu kontrollieren.....
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Realist2014 hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:11)

Das ist/wäre ja erwirschaftetes Kapital "gewesen"...
Woher willst Du das wissen? Treuhandkonten sind oft Fremdgelder, die nur verwaltet werden, also ergebnisneutral sind. Du versteuerst ja auch keine Kautionen, sofern Du sie nicht einlöst.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Realist2014 hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:05)


soso

E&Y testiert also "schräge Bilanzen"....
Möglicherweise wirken die sogar bei der Erstellung mit. Von EY wiß ich's zwar nicht, aber ich habe schon WP gesehen, die Bilanzen für ihre Kunden erstellt und anschließend testiert haben. Die WPs arbeiten nun nicht wirklich ganz ehrenamtlich und haben ein gewisses Interesse daran, dass Ihre Mandanten zumindest so lange liquide bleiben, bis die Rechnungen der WP beglichen sind.
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Nightrain
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Nightrain »

Da müssen eigentlich haufenweise Zahlungen verschiedenster Wirecard Partner drüber gelaufen sein. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie es nicht auffallen kann, dass diese Konten existieren.

Und da kommt man auch erst jetzt zum ersten mal auf die Idee wirklich vor Ort bei den Banken aufzutauchen:
Nachdem die Wirtschaftsprüfer jedoch zur genaueren Überprüfung einen Kollegen vor Ort zu den beiden Banken schickten, schrieben diese, dass die Bestätigung vom März mutmaßlich falsch sei. Eine Mitarbeiterin habe diese ausgestellt, ohne dazu berechtigt gewesen zu sein. Auch würden die Unterschriften von weiteren Mitarbeitern nicht passen.

Was man aber schon rauslesen kann: es waren auch Bankmitarbeiter vor Ort involviert.

Ebenfalls kaum zu glauben dürfte sein, dass die Wirtschaftsprüfer Wirecard nicht schon vor einiger Zeit von der Möglichkeit unterrichtet haben, dass die Konten gar nicht da sind. Und das führt dann auch das komplette Management schnell in Richtung strafrechtlicher Konsequenzen.
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Orbiter1
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Dieter Winter hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:04)

Was aber nicht erklärt, warum die BaFin da nicht früher eingegriffen hat. Abgesehen davon, dass wohl schon seit einigen Jahren die Bilanzen ziemlich schräg waren, müssen Finanzdienstleister bis zum 31.03. bei der BaFin abgeben. Falls nicht, droht der Entzug der entsprechenden Lizenz.
Die BaFin hat Wirecard für den verspäteten Halbjahresbericht 2018 eine Geldbuße von 1,56 Mio € auferlegt. Da kommt mit Sicherheit auch noch was für den aktuell im Feuer stehenden Jahresabschluss 2019 hinterher, falls das Unternehmen Wirecard doch noch weiter existiert. Die BaFin hat zwei weitere Verfahren (da ging es um AdHoc-Mitteilungen) gegen Wirecard eingestellt.

Aber auch die BaFin wird nicht ganz ungeschoren davonkommen. Witzigerweise hat sie letztes Jahr ein Leerverkaufsverbot ausgesprochen und gegen Journalisten der Financial Times Strafanzeigen gestellt weil sie behauptet hatten mit den Bilanzen von Wirecard wäre was nicht in Ordnung. Der Finanzplatz Deutschland wird durch diese Geschichte großen Schaden nehmen. Internationale Investoren werden sich fragen wie gut ihre Investitionen in Deutschland gegen Betrug geschützt sind.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Realist2014 hat geschrieben:(21 Jun 2020, 13:11)

Das ist/wäre ja erwirschaftetes Kapital "gewesen"...

Also auch Gewinn- versteuert
Nicht wenn dem Guthaben eine Verbindlichkeit gegenüberstand. Was im Bankgeschäft ja nicht unüblich ist.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Wirecard vertraut den Betrag von 1,9 Mrd € (das entspricht dem Gewinn der letzten 10 Jahre) so einem Treuhänder an:

"Es war ein handfester Skandal vor zwei Jahren auf den Philippinen: Hals über Kopf wurde der für den Eisenbahnbau zuständige Abteilungsleiter im Verkehrsministerium gefeuert - von Präsident Rodrigo Duterte persönlich, wegen angeblicher Mauscheleien: Das Ministerium begrüße und unterstütze nachdrücklich die Entscheidung von Präsident Rodrigo Duterte, die Dienste von Mark Tolentino wegen "fragwürdiger Geschäfte" zu beenden, hieß es damals in einer Pressemitteilung. Ein unrühmlicher Abgang für Abteilungsleiter Tolentino. .... Es sei nicht klar, ob die philippinischen Treuhänder im Vorfeld durchleuchtet worden seien. Im Fall von Tolentino hätten fünf Minuten googeln genügt, um Zweifel zu bekommen." Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.4942823

Ich fürchte es war kein Zufall wieso sich Wirecard ausgerechnet für diesen Treuhänder entschieden hat. Interessantes gibt es auch um die Aktien von Firmengründer und inzwischen zurückgetretenen CEO Markus Braun zu berichten. 4 Mio dieser Aktien hat er als Sicherheit für einen Privatkredit der Deutschen Bank in Höhe von 120 Mio € hinterlegt. D. h. bei einem Kurs unter 30 € hat die Deutsche Bank ein Problem (der Schlusskurs am Freitag lag bei 25 €). Die werden Braun auffordern seine Aktien zu verkaufen (falls er es nicht schon längst getan hat).
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Adam Smith »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(19 Jun 2020, 10:04)

Von Pleite ist ja (noch) nicht die Rede. Aus dem was man so in den Artikeln lesen ist im Augenblick ja überhaupt nicht ersichtlich was passiert ist. Da entstehen eher noch mehr Fragen, während es kaum Antworten gibt.
Von einer Pleite ist schon die Rede.

Nachdem Wirecard keine testierte Bilanz für das Jahr 2019 vorlegen konnte, haben die 16 kreditgebenden Banken das Recht, Kreditlinien über 1,85 Milliarden Euro fällig zu stellen. Dann wäre das Unternehmen in großer Liquiditätsnot.
https://m-faz-net.cdn.ampproject.org/v/ ... 25739.html
Das ist Kapitalismus:

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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Realist2014 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 16:15)

Da sist natürlich jetzt eine "heiße" These.

warten wir doch einfach mal ab.
Genug abgewartet. Wirecard schreibt in einer AdHoc-Mitteilung:

"The Management Board of Wirecard assesses on the basis of further examination that there is a prevailing likelihood that the bank trust account balances in the amount of 1.9 billion EUR do not exist. The company previously assumed that these trust accounts have been established for the benefit of the company in connection with the so called Third Party Acquiring business and has reported them as an asset in its financial accounts." Quelle: https://ir.wirecard.com/websites/wireca ... etail.html

Die 1,9 Mrd € haben also wie bereits vermutet nie existiert, d. h. die veröffentlichten Ergebnisse der letzten Jahre basierten auf fingierten Geschäften die es nie gab. Jetzt wird es verständlicherweise extrem schwer dass Geschäft von Wirecard weiter aufrechtzuerhalten. Und die Marktkapitalisierung von vergangenen Freitag über mehr als 2 Mrd € kommt mir sehr hoch vor. Da werden die Aktienkurse von Wirecard wohl weiter fallen.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Trutznachtigall »

Orbiter1 hat geschrieben:(22 Jun 2020, 05:13)

Genug abgewartet. Wirecard schreibt in einer AdHoc-Mitteilung:

"The Management Board of Wirecard assesses on the basis of further examination that there is a prevailing likelihood that the bank trust account balances in the amount of 1.9 billion EUR do not exist. The company previously assumed that these trust accounts have been established for the benefit of the company in connection with the so called Third Party Acquiring business and has reported them as an asset in its financial accounts." Quelle: https://ir.wirecard.com/websites/wireca ... etail.html
Seltsam, die Mitteilung finde ich zitiert auf diversen Seiten, z.B.
https://www.dgap.de/dgap/News/adhoc/wir ... ID=1355033
nur bei Wirecard selbst nicht.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Skull »

Heute morgen...weitere 50 Prozent Kursverlust. Nur noch bei knapp 10 Euro.

Moodys hat die Gesellschaft auf „Ramsch“ abgestuft.

mfg
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Orbiter1 »

Skull hat geschrieben:(22 Jun 2020, 08:19)

Heute morgen...weitere 50 Prozent Kursverlust. Nur noch bei knapp 10 Euro.

Moodys hat die Gesellschaft auf „Ramsch“ abgestuft.

mfg
Ging aber ein paar Minuten später bereits wieder auf 18 € hoch, aktuell 15 €. Die Wirecard-Aktie, ein Zockerparadies.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

Orbiter1 hat geschrieben:(22 Jun 2020, 05:13)

Die 1,9 Mrd € haben also wie bereits vermutet nie existiert, d. h. die veröffentlichten Ergebnisse der letzten Jahre basierten auf fingierten Geschäften die es nie gab.
Nun auch nicht gerade eine Ruhmesblatt für EY. So ein Konto baut sich ja auf und ist nicht von Heute auf Morgen da. Wie schon erwähnt, der "Trick" ist nicht neu, wobei diese Art der Manipulation der Aktiva meist über den Warenbestand, den es bei dem Geschäftsmodell halt nicht gibt, und manchmal über das Anlagevermögen erfolgt. Aber in dieser Höhe Luft zu buchen, ist schon richtig heftig.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:04)

Nun auch nicht gerade eine Ruhmesblatt für EY. So ein Konto baut sich ja auf und ist nicht von Heute auf Morgen da. Wie schon erwähnt, der "Trick" ist nicht neu, wobei diese Art der Manipulation der Aktiva meist über den Warenbestand, den es bei dem Geschäftsmodell halt nicht gibt, und manchmal über das Anlagevermögen erfolgt. Aber in dieser Höhe Luft zu buchen, ist schon richtig heftig.
Welcher Trick? Dass Saldenbestätigungen eingeholt werden ist ja Standardprozedere bei Jahresabschlüssen. So einfach manipulieren lässt sich da nichts, es sei denn man hat in der entsprechenden Bank jemanden, der das mitmacht.

Aber nach wie vor wird man nicht so wirklich schlau draus was da passiert wird. Auch die Erklärung von Wirecard lässt mehr Fragen offen, als sie beantwortet.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Dieter Winter »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:07)

Welcher Trick?
Mehr Aktiva auszuweisen, als tatsächlich vorhanden sind. Damit lässt sich das Ergebnis "verbessern", falls man von der Bank oder dergleichen Kohle haben will.
3x schwarzer Kater hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:07)

Dass Saldenbestätigungen eingeholt werden ist ja Standardprozedere bei Jahresabschlüssen. So einfach manipulieren lässt sich da nichts, es sei denn man hat in der entsprechenden Bank jemanden, der das mitmacht.
Eben. :D Und in diesem Fall auch noch einen WP der es jahrelang wohl übersieht.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von Realist2014 »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:15)

Eben. :D Und in diesem Fall auch noch einen WP der es jahrelang wohl übersieht.

Was genau haben denn die WP "übersehen"?

Das sind nun keine Forensiker, die (Banken-) Bestätigungen auf "Echtheit" prüfen. Die Bank existiert ja.
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Re: Wirecard - Betrug im großen Stil?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Dieter Winter hat geschrieben:(22 Jun 2020, 11:15)

Eben. :D Und in diesem Fall auch noch einen WP der es jahrelang wohl übersieht.
Wie gesagt. Es ist Standardprozedere. Es ist halt anzunehmen, dass es bisher keine Abweichungen gab und das damit abgehakt wurde. Wobei die Frage ja noch offen ist, ob die Konten tatsächlich schon zum letzten Bilanzstichtag schon existierten, bzw. ob ein signifikanter Betrag darauf verbucht wurde. Auch darüber gibt es bisher keine Infos.

Es passt halt alles nicht zusammen.
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