franktoast hat geschrieben:(27 Sep 2019, 17:22)
Sicherlich sind einige meiner Positionen ungewohnt. Ich würd mich als tolerant libertär bezeichnen. Also jemand, der Libertarismus bevorzugt, aber auch mit dem Status Quo zufrieden ist. Ansonsten finde ich es etwas arrgogant vor dir mir zu unterstellen, mir fehle Erfahrung bei Monopolen etc.. Ich unterstelle dir, dass du bis zu der Diskussion mit mir nur wusstest "Monopole sind schlecht, da ein Anbieter dann ganz reich wird und Kunden abzockt. Punkt.". Ich will dir nur den Horizont erweitern. Monopole sind keineswegs per se schlecht, sofern der Staat dieses Monopol nicht schafft. Skaleneffekte vs. Diversifikation.
Sorry, aber Monopole sind schlecht - deshalb gibt es die auch in der Regel nicht all zu lange.....wären Monopole gut, wären sie in der Natur der Regelfall, oder auch in Wirtschaftssystemen. Sie sind deshalb schlecht, weil sie Märkte nicht ausreichend diversifiziert bedienen. Sie sind deshalb auch teurer, als Systeme, in denen Monopole vermieden werden.
Nenn mir ein einziges Monopol, welches bisher auf Dauer zum Wohle der Menschen gewirkt hat.
Und gerade dein letzter Satz zeigt einmal mehr auf, dass du dich da ein wenig grün hinter den Ohren bewegst. Gerade Staatsmonopole sind temporär durchaus vernünftig - beispielsweise wenn es um den Aufbau eine neuen Technologie geht. Das Postmonopol hatte zeitweilig seine Berechtigung. Das Rundfunkmonopol auch. Aber: Nachdem der Markt bereitet war, war es Zeit, diese Monopole aufzulösen, und dem Markt das Feld zu überlassen. Wäre das nicht passiert, hättest du heute noch immer nur drei Programme im Fernsehen.....
franktoast hat geschrieben:(27 Sep 2019, 17:22)
Nur kurz 2 Punkte:
1. Ja, kauft man als Privatperson ein Grundstückt, fallen nach einer Frist beim Verkauf keine Steuern an. Bei Aktien gab es das auch, seit 2009 nicht mehr. Theoretisch fände ich es auch richtig, bei Grundstücken beim Verkauf eine Steuer zu erheben. Bei Häusern ansich könnte man das auch machen, oder bei Sammlerstücken? Ich würe sagen, bei Grundstücken. Allerdings müsste man eine faire Inflation mit einberechnen. Wer ein Grundstück für 100 000€ kauft, dann gibt es 2% Inflation und er verkauft es für 102000€, müsste er auf die Differenz die Steuer bezahlen? Ich weiß nicht, warum man bei Grundstücken diese Frist noch hat.
2. Ja, wenn du nur die Vermögenssteuer willst und die anderen Steuern abschaffen, dann gäbe es tatsächlich keine Doppelbesteuerung.
3. Ja, Unternehmen erheben ihr Vermögen in einer Bilanz, aber sollen auch Unternehmen eine Vermögenssteuer bezahlen? Also zahlt erst Amazon die Vermögenssteuer(auf Eigenkapital?) und dann die Aktionäre auch noch (auf Marktkapitalisierung?)
Respekt - hätte ich dir nicht zugetraut! Du überraschst mich immer wieder !
franktoast hat geschrieben:(27 Sep 2019, 17:22)
Also wenn du nur die Vermögenssteuer wollen würdest, hättest du ja schon mal das Problem, dass du relativ niedrige Vermögen schon besteuern müsstest. zB. gäbe es 5000€ Freibetrag.
Dann hat eine Person zB. ein Auto im Wert von 10 000€, Aktien im Wert von 20 000€ am Jahresanfang, 30 000€ im Juli und 25 000€ im Dezember, eine Immobilie, die für 300 000€ gekauft wurde, von der 100 000€(mit Zinsen 250 000€ Schulden) abbezahlt wurde und die aktuell 350 000€ wert wäre, dann noch ein Ferienhaus auf Marokko (in der es vlt. grad Unruhen gibt, also Wert niedriger?), ein Fernseher, den man vor 18 Monaten für 1000€ gekauft hat. Dazu noch Bitcoins, die im Januar 5000€, im Juli 60 000€ und im Dezember 6000€ wert waren.
Könntest du in einer Beispielrechnung kurz zeigen, wie hoch die Steuer wäre.
Für meinen Junior hab ich als Einmalanlage 20 000€ angelegt. Sollen da auch pro Jahr 10% weg, so dass er am 18ten Geburtstag noch 3000€ übrig sind?
Also - es gibt gute Gründe, warum es in der Praxis kein reines Vermögenssteuerstaatsfinanzierungssystem gibt.
Für den ersten Teil deiner Frage aber antworte ich mal so: Auch im heutigen Steuersystem sind all die genannten Punkte Steuerrelevant - dem gegenüber ist dann ein Vermögenssteuermodell schon relativ trivial.
Wenn eine Person ein Auto im Wert von 10.000€ hat, dann ist relevant, zu welchem Stichtag die Steuer abgeführt wird. Das gilt aber heute genauso für die Einkommensteuer. Bei der Einkommensteuer gibt es Verfahren, wie da monatlich verrechnet wird, aber am Jahresende mit dem Jahressteuerausgleich werden weitere übergreifende Aspekte berücksichtigt. Das könnte man genauso analog für die Vermögen veranlagen.
Bei den Vermögen, die ich meist in meinen pauschalierten Berechnungen ansetze, wird Trivialvermögen gar nicht mit betrachtet. Der Fernseher, oder das Besteck spielen also keine Rolle - außer wenn es sich um ein Goldbesteck handelt, welches nicht zum Essen sondern allein als Wertanlage verwendet wird.
In aller Regel würde es reichen, wenn man bei der Vermögensbesteuerung die gängigen vorhandenen Daten nutzt - also Geldvermögen über die Bank abgreift, und die Häuserbewertung über allgemein verfügbares Material vornimmt. Wer anders bewertet werden will, muss es halt detailliert nachweisen, wieso sein Vermögen weniger wert ist.....ist heute schon ähnlich so, allerdings nur bezogen auf das Einkommen. Man kann da sehr viel pauschaliert veranlagen.
Nehmen wir mal die Bitcoins - natürlich sind die hochgradig volatil. Aber bei Unternehmen kennen wir das Phänomen - deshalb nimmt man bei Unternehmen den Wert zu einem Stichtag, um beispielsweise die Bilanz zu errechnen. Das wäre dann beim Privatmann nicht anders. Wenn du Pech hast, und die Bitcoins sind ausgerechnet am 31.12. hoch im Kurs, dann zahlst du viel Steuern. Kannst du dir aber auch leisten, wenn du dann nur ein paar der Bitcoins verkaufst.....
Das Ferienhaus in Marokko - auch da reicht die Stichtagsregelung. In Summe über alle Spekulationsobjekte und verfügbare Geldmengen bleibt die Gesamtmenge sowieso nahezu konstant. Wenn du auf das Ferienhaus noch Schulden hast - die sind natürlich steuermindernd! Denn Schulden sind negatives Vermögen!
Ob man bei einer praktischen Umsetzung dann für das Spekulationsproblem die Möglichkeit einräumen würde, das über mehrere Jahre zu glätten......wenn es nützt, würde das eine Gesellschaft so tun.
Zu deinem Junior:
Warum legst du 20.000€ zu 0% Zinsen an? Macht wenig Sinn.
WENN du werterhaltend für deinen Junior 20.000€ anlegen willst, dann doch bitte zu einem Zinssatz, der oberhalb der Inflation liegt.
Ansonsten: Gegenüber dem heutigen System hättest du eine Menge an Steuern gespart - so dass du statt der Einmalanlage für deinen Junior eine kontinuierliche Einzahlung Jahr für Jahr tätigen könntest, da du effektiv bei einer reinen Vermögensbesteuerung gerade in jungen Jahren gegenüber heute sparst, könntest du mit einer reinen Vermögenssteuer von 10% deinem Junior zu seinem 18. locker ein großartiges Geschenk machen.
Rechne doch einfach mal ganzheitlich! Besteuert wird doch nicht nur die 20.000€ Einlage für deinen Junior - sondern einfach pauschal 10% deines Vermögens. Sonst gibt es keine Steuern. UND: Keine Sozialabgaben - und dennoch ist der Staatshaushalt dann finanziert.
Das bedeutet ganz praktisch, dass dir so viel mehr von deinen heutigen Einnahmen bleibt, dass du locker die Vermögenssteuer ausgleichen kannst. Entscheidend ist, was am Ende rauskommt - für deinen Sohn wäre das richtig positiv - aber nicht dann, wenn du die 20.000€ einfach nur für 0% anlegst, und von den wesentlich niedrigeren Steuern auf dein Einkommen und alles sonst, nichts mehr für deinen Sohn investierst....obwohl du viel mehr investieren könntest.
Die meisten Menschen zahlen heute deutlich mehr als den Gegenwert von 10% für ihr Vermögen an Steuern und Abgaben! Mit sehr hoher Sicherheit trifft das auch auf dich zu. Rechne halt mal ganzheitlich nach......
Bei einer alleinigen Finanzierung des Staates über die Vermögenssteuer sind die kniffligen Fälle eher im Bereich von Erbschaften zu suchen, oder bei Rentnern - da generiert das System fragwürdige Fälle, die aus menschlicher Sicht nicht unbedingt wünschenswert sind. Bei allen, die in Arbeit sind, ist das System der reinen Vermögensbesteuerung gnadenlos dem heutigen System überlegen.
franktoast hat geschrieben:(27 Sep 2019, 17:22)
Beim Einkommen können Arbeitnehmer nix drehen, denn Arbeitgeber führen die Steurn ab. Selbstständige können da mehr drehen, aber auch da gibt es Steuerprüfungen. Wie sieht es mit Steuervermeidungsstrategien bei der reinen Vermögenssteuer aus?
Dass du nur eine Steuerart haben willst, finde ich super. Nur sehe ich die Einkommenssteuer + Umsatzsteuer als überlegen an. Und ich denke, es ist kein Zufall, dass das in den meisten Demokraten der Welt auch so gesehen wird.
Nein - ich will nicht nur eine Steuerart haben. Es gibt gute Gründe für einen gesunden Mix unterschiedlichster Steuern und Abgaben. Schließlich geht es bei Steuern und Abgaben nicht nur darum den Staat zu finanzieren, sondern auch darum, lenkend in Wirtschaft und Gesellschaft einzugreifen.
Ich nutze nur das Modell der Vermögensbesteuerung um bestimmte relevante Sachverhalte klar zu machen, die heute suboptimal organisiert sind. Wenn man sich auf das Modell mal einlässt, dann wird beispielsweise klar, dass gerade junge Menschen am Anfang des Berufslebens in einem solchen Modell regelmäßig zu den Gewinnern gehören würden. Probleme in dem Modell gibt es vor allem mit Rentnern.....denn ein wenig kann man das Modell darauf reduzieren: Du musst dir dein Vermögen leisten können......
Heute ist es so, dass junge Menschen kein Vermögen haben, aber ein hohes Einkommen. Das wird bei einer reinen VErmögenssteuer dazu führen, dass sie relativ schnell Vermögen aufbauen können. Ein Kreditfinanziertes Haus ist noch kein Vermögen - erst wenn der Kredit abbezahlt wird, ist das Vermögen realisiert, und dann auch die Steuerlast am größten. Das passt auch - die Gehaltsentwicklung ist typischerweise so, dass man in älteren Jahren mehr verdient - sich dann das Haus auch leisten kann. Davor gehört es der Bank - und die Steuern sind niedrig.
Das Problem entsteht erst dann, wenn man in Rente geht - dann ist das Haus abbezahlt, und am meisten WErt. Die Vermögenssteuer ist am höchsten - aber das Einkommen bricht ein. Man kann sich dann ggf. das Vermögen nicht mehr leisten - das Vermögen sinkt, weil man es veräußern muss, um die Steuerlast zu tragen.
Auch dieser Sachverhalt ist interessant - denn damit passt die Vermögensbesteuerung ziemlich gut zur leistungsfähigkeit der Menschen. Es ist eine ethische Entscheidung, ob man das so haben möchte, oder nicht, weil man gegenüber Alten nicht die Keule der Vermögensauflösung schwingen will.......andererseits könnte man sich gegen solche Effekte auch in jungen Jahren versichern - das hätte dann den Effekt, dass man nicht so schnell Vermögen aufbauen kann, dafür aber im Alter das Vermögen halten kann.....
Für die Fragestellungen, die bisher in dem Kontext bei mir angekommen sind, gibt es immer auch gute Lösungen. Trotzdem gibt es gute Gründe, die alleinige Vermögenssteuer eher als Modell zu nutzen, und nicht wirklcih zu empfehlen, das realpolitisch umzusetzen.
franktoast hat geschrieben:(27 Sep 2019, 17:22)
Warum genau ist es dir so wichtig hervorzuheben, dass Amazon ein IT-Unternehmen sei? Willst du damit prahlen, dass du weiß, wie sie ihre Gewinne erzielen? Was mich schon interessieren würde ist, wie du aus der Bilanz erkennst, dass Amazon ein IT-Unternehmen sei. Ich seh da etwas die Hälfte Maschinen und Gebäude und 1/4 Cash. Deshalb vermute ich einfach mal, du weiß nicht, was eine Bilanz ist?
Ist mir nicht wirklich wichtig - eher ein Hobby. Ob DU das in der Bilanz erkennst, dazu kann ich nichts sagen. Bilanzen sind mir ausreichend vertraut - ich finde das darin.
Allerdings muss man auch nicht auf die Bilanz schauen - es reicht eigentlich ein Einkauf bei Amazon, um sich das klar zu machen:
Kauf mal bei Amazon eine Waschmaschine. Und schau dann, was du die nächsten Wochen als Werbung so bekommst - nicht nur bei Amazon, sondern auch bei vielen anderen Onlinehändlern.
GUT und RICHTIG wäre es, wenn man dir Waschmaschinenzubehör oder Waschmittel oder ähnliches anbieten würde.....was man dir aber anbietet, sind weitere Waschmaschinen.
Welcher Präsenzhändler käme auf die absurde Idee, dir nach dem Kauf einer Waschmaschine noch wochenlang weiter Werbung für Waschmaschinen zuzuschicken?
amazon agiert so......
Unterm STrich aber ist das völlig nebensächlich - es ist einzige dann relevant, wenn man amazon ein wenig besser verstehen will. amazon ist kein Händler, sondern ein IT-Unternehmen - als Händler hätte amazon auch Probleme, ein Wachstum von mehr als 5% hinzulegen - als IT-Unternehmen ist das nicht so ungewöhnlich - der IT-Markt ist noch lange nicht gesättigt.
Aber da du ja meinst, dass ich nicht weiß, was eine Bilanz ist.....