Barreegriff » Do 25. Apr 2013, 20:08 hat geschrieben:
Aus den natürlichen Gegebenheiten? Diese Regel erscheint für den gesunden Menschenverstand vielleicht naheliegend (die meisten Religionen und Moralphilosophien formulieren diese Aussage ja in ähnlicher Form), aber aus den "natürlichen Gegebenheiten" lässt sie sich keineswegs problemlos ableiten. Allein ein Blick ins Tierreich offenbart offensive Gewalt.
Es ergeben sich zudem mehrere offensichtliche Fragen:
1. Was ist mit passiver Gewalt?
2. Warum sollte der Markt offensive Gewalt besser verhindern als ein funktionierender Rechtsstaat? Die empirische Beobachtung spricht jedenfalls nicht dafür.
3. Was ist wenn jemand nichts dagegen hat, dass andere Gewalt an ihm ausüben (z.B. jemand der sein Leben beenden will)? Gilt deine Regel dann im freien Markt noch, oder bedarf es nicht höherer Instanzen die diese Gewalt verhindern?
Ein sehr guter und intelligenter Einwand. Ich bin immer dankbar dafür wenn Menschen meine Posts lesen und sinnvolle Argumente posten anstatt persönlich zu beleidigen oder sich beim Moderator auszuheulen.
- Das Tierreich ist ein interessanter und wichtiger Vergleichspunkt, allerdings sind wir Menschen den Tieren aufgrund unseres Verstandes weit überlegen, was diverse moralische Implikationen hat.
- Ich unterscheide zwischen der offensiven Gewalt, und der defensiven Gewalt. Defensive Gewalt ist die minimale Menge an Gewalt die du benötigst um im Ernstfall dich und dein Eigentum zu verteidigen. Dieses Konzept funktioniert auch dann noch wenn du andere Leute dafür bezahlst, dass sie dich beschützen. "Passive Gewalt" wird nur dann gefährlich wenn sie offensive Gewalt enthällt, welche wiederum jede Form von Gewalt ist die nicht in die eben definierte Kategorie der "defensiven Gewalt" fällt.
- Die einzelne "Alternative" zum freien Markt ist eine durch offensive Gewalt geschaffene Institution, der Staat. Da offensive Gewalt prinzipiell unmoralisch ist hat ein Staat prinzipiell keinerlei moralische Legitimation.
- Wenn du freiwillig zur Domina gehst und dich auspeitschen lässt dann ist das zwar Gewalt im physikalischen Sinne, aber nicht Gewalt im moralischen Sinne. Im moralischen Sinne wäre es nur dann Gewalt wenn sie dich gegen deinen Willen in Ketten legt und auspeitscht. Dasselbe Prinzip gilt, wenn du dich freiwillig mit fremder Hilfe umbringen willst.
Dein Körper ist dein Privateigentum, und solange du nicht das Privateigentum anderer verletzt kannst du damit tun und lassen was du willst. Da der Begriff des "Eigentums" auch impliziert das du freiwillig dein eigenes Eigentum beschädigen darfst wird gegen die Essenz des Eigentums erst dann Gewalt im moralischen Sinne ausgeübt wenn jemand dieses dir
eigent[ü]mliche Recht streitig macht.