Im Handelsblatt ist aktuell ein interessanter Artikel zu lesen. Es geht um die Inflation und auch die "capital flow bonanza", die mit dafür verantwortlich ist das Länder, wie Griechenland und Irland nach dem Jahr 2000 überhitzten.
Die EZB hat sich zu lange an den Patentrezepten der Bundesbank orientiert und nicht verstanden das die EU nicht die Bundesrepublik ist.Die EZB hätte intervenieren können
Hätte die EZB die Informationen über die Kreditaktivitäten ernst genommen, hätte sie die Finanzkrise in Europa abwenden oder zumindest entschärfen können. Wie das geht, skizzierte ein Ökonom bereits vor vier Jahren.
Dass die Steuerung der Inflation über die Geldmenge nicht funktioniert, hat die Europäische Zentralbank (EZB) schnell gemerkt. Zum Start 1999 hatte sie in Anlehnung an die Bundesbank einen Richtwert für das Wachstum der Geldmenge M3 von 4,5 Prozent festgelegt. Diesen betrachtete sie als mittelfristig vereinbar mit Preisstabilität. Doch es zeigte sich rasch: Die Entwicklung der Geldmenge stand in keiner erkennbaren Beziehung zur Inflation. Deshalb überarbeiteten die EZB-Volkswirte ihre Strategie. Sie schafften den Referenzwert zwar nie explizit ab, aber er verschwand in der Versenkung.
Stattdessen schenkte die EZB der Kreditentwicklung größere Aufmerksamkeit.
Ab 2004 berichtete die Notenbank detaillierter und prominenter über die Zunahme der verschiedenen Kreditarten. Dabei zeigte sich, dass in den südlichen Euro-Ländern und in Irland nach der Jahrtausendwende die Immobilienkredite explodierten. Das trieb die Häuserpreise nach oben und heizte einen Bauboom an. Mit Verzögerung floss das zusätzliche Geld auch in die übrige Wirtschaft, was sich ebenfalls an der Kreditentwicklung ablesen lässt. Zuerst zogen die Konsumentenkredite stärker an, ab 2005 auch die Kredite an Unternehmen. Die Schere zwischen den boomenden Randländern und der stagnierenden deutschen Wirtschaft öffnete sich dabei immer weiter.
Doch die EZB zog keine Schlüsse aus diesen Daten, sondern sah tatenlos zu. Sie argumentierte, für sie sei nur der europäische Durchschnitt entscheidend. Schließlich könne sie ja auch nur eine einheitliche Zinspolitik für ganz Europa verfolgen. Im Rückblick erweist sich das als fataler Fehler. Denn durch den Boom stiegen die Lohnkosten in den Randländern viel stärker als im Kern. Die hohe Konsumnachfrage führte zu einer starken Auslandsverschuldung. Diese beiden Probleme stellen den Kern der derzeitigen Krise der Randländer dar.
Hätte die EZB die Informationen über die Kreditaktivitäten ernst genommen, hätte sie die Finanzkrise in Europa abgewendet oder zumindest entschärfen können. Wie, skizzierte der Ökonom Richard Werner bereits 2007 in seinem Buch "Neue Wirtschaftspolitik: Was Europa aus den Fehlern Japans lernen kann".
Anders als den Leitzins kann die Notenbank die Kreditentwicklung von Land zu Land unterschiedlich steuern - und dabei auch nach Kreditverwendungsarten unterscheiden. Um gegenzusteuern, hätte die EZB den nationalen Zentralbanken in den Boomländern den Auftrag geben müssen, die privaten Banken bei der Kreditvergabe zu zügeln - vor allem mit Blick auf Immobilienkredite.
Die Geschäftsbanken wären solch einer Aufforderung nachgekommen, wenn die Zentralbank sie nachdrücklich vorgebracht hätte, ist Werner überzeugt.
http://www.handelsblatt.com/politik/oek ... 50828.html
Das zeigt eine neue Seite der Finanzkrise auf und die Rolle der Notenbanken. Übrigens hatte ich schon in einem vorangegangenen Thread gezeigt, wie fatal die Entscheidung der Notenbank vor einem Jahr war, den Leitzins anzuheben.
Der EZB kam und kommt in der Eurokrise eine fundamentale Rolle zu, wie auch die Spreadentwicklung der Bonds zeigt.