adal hat geschrieben:Der Rassenwahn war schon mal ziemlich erfolgreich in Deutschland.
Und das wird der auch wieder sein, wenn man die Holocaustleugnung bzw. den Revisionismus nicht mehr unter Strafe gestellt ließe. Denn dabei geht es nicht um eine echte, wissenschaftliche Überprüfung geschichtlicher Fakten, sondern um die Verbreitung einer Ideologie. Also um Politik.
Allerdings wäre es noch besser, wenn man die Aufklärung zum Thema Holocaust in den Schulen endlich mal halbwegs auf einen guten Level bringen würde. Es gibt doch zu denken, dass ich bis heute keinen einzigen Schüler getroffen habe, der dieses Thema als "im Unterricht angemessen behandelt" bezeichnet hat. Entweder waren die jungen Leute überfüttert (" ...selbst im Englischunterricht haben wir darüber gesprochen ...") oder sie hatten so gut wie keinen Unterricht dazu (" ... in einem Film über den Zweiten Weltkrieg wurde mal so 20 min. was über den Holocaust gezeigt ...").
Und die fachliche Qualität der Lehrpersonen muss gewissen Standards genügen. Ich erinnere mich z. B. mit einem Gruseln an den Vortrag anlässlich einer Anne Frank-Ausstellung in Bremerhaven. Das, was dort als "Fakten" zum Holocaust vorgetragen wurde, erledigt jeder drittklassige Revisionist morgens zwischen Pinkelngehen und Frühstück!
Allerdings ist nicht jeder, der für die Abschaffung der entsprechenden Strafnormen eintritt ein Nazi. Nach meiner Einschätzung ist bei der überwiegenden Mehrheit der Leute schlichte Unkenntnis das Motiv.
Mal Hand aufs Herz: Wieviele Bundesbürger wissen denn schon, was Holocaust-Revisionismus ist? Wievielen ist denn wirklich bekannt, dass es eine ganze Szene von Leuten gibt, die entsprechende "Literatur" schreiben? Ein Prozent? Zwei Prozent?
Ich weiß noch, als ich 2002 darüber abzustimmen hatte, ob wir fordern sollen, dass entsprechende Gesetze abgeschafft werden. Ich habe dafür gestimmt, weil damals für mich das Thema Holocaust-Leugnung so gut wie erledigt war. Vielleicht ein paar "Übriggebliebene" würden so etwas möglicherweise noch tun, aber auch das würde irgendwann ja aus biologischen Gründen aufhören. So war meine damalige Annahme.
Inzwischen habe ich dazugelernt. Nach zwei oder bis Jahren intensivster Beschäftigung mit dem Thema, sehe ich das heute natürlich gänzlich anders. Aber eben erst heute.
Und da liegt die Gefahr. Wer nie einen Rudolf, Stäglich, Butz, Graf, etc. gelesen hat, weiß gar nicht was da an bösartiger Ideologie
neu entstanden ist. Und ist entsprechend leicht davon zu überzeugen, dass der §130 weg muss.
Wie auch immer, wenn wir die Holocaust-Leugnung nicht wollen, müssen wir mehr tun, als nur Strafvorschriften schaffen. Da sind ein paar Stellschrauben mehr zu verdrehen.
K.-H. Hirmer