Oh je, das ist mir zum Glück erspart geblieben. Mein Vater hat, ausgenommen frische Pilze aus der Pfanne im Herbst, erst im Rentenalter angefangen zu kochen. Obwohl seine Mutter eine geniale Köchin war habe ich ihm vorbeugend das Kochbuch von Biolek zur bürgerlichen Küche geschenkt, nichts Kompliziertes und solide, schmackhafte Gerichte.naddy hat geschrieben:(24 Oct 2020, 17:21)
Oh oh, da kommen schwere Kindheitstraumata hoch.
Mein Vater hatte es sich irgendwann in den Kopf gesetzt, uns an besonderen Festtagen mit den Ergebnissen seiner Kochkünste zu konfrontieren. Selbstverständlich nichts Triviales, sondern mindestens "Gebratener Kabeljau mit Kakaobohnensplittern auf Wirsing-Pastinaken-Püree" oder irgendwas in der Richtung. Internet gab's damals noch nicht, also hatte er sich zu diesem Zweck mit entsprechenden Gourmet-Kochbüchern eingedeckt. Das Betreten der Küche während der Zubereitungszeit war mit Gefahr für Leib und Leben verbunden, so daß auch meine Mutter nicht wenigstens das Schlimmste verhindern konnte. Dummerweise hätten seine Fähigkeiten noch nicht einmal für eine Hühnersuppe gereicht, aber wir haben uns tapfer unserem Schicksal ergeben.
Damals habe ich gelernt, mit stoischer Miene auch den letzten Fraß herunterzuwürgen, dabei gelegentlich anerkennend zu lächeln und erlogene Komplimente zu machen.
Die konnte er prima nachkochen. Von seinem Szegediner Gulasch à la Biolek schwärmen wir noch heute. Aber mit zunehmendem Alter war es ihm dann doch lieber wenn ich kochte.