Sammelstrang Musik

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Progressiver
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Sammelstrang Musik

Beitrag von Progressiver »

Der Philosoph Friedrich Nietzsche schrieb einmal: "Ohne Musik ist das Leben ein Irrtum." In diesem Sinne will ich hiermit diesen Thread starten. Wenn dies bisher eine Art "blinder Fleck" des Politikforums war, dann möchte ich diese Lücke schließen.

In diesem Thread hier soll es um Musik in all ihren Facetten gehen. Ich denke da zum Beispiel an Entwicklungen der Musik sowie ihre Ausdifferenzierung in verschiedene Musikrichtungen. Aber auch die Musikindustrie und die Kritik und Rezeption von Musik soll nicht zu kurz kommen. Neben theoretischen Fragestellungen soll auch die Praxis behandelt werden. Vielleicht finden sich ja auch in diesem Forum ein paar Musikenthusiasten, die nicht nur leidenschaftlich gerne Musik hören, sondern eventuell selbst entweder alleine oder in einer Band Musik machen.

Was mich betrifft: Ich könnte ohne Musik nicht leben. Ich höre täglich Musik. Und nachdem ich über die letzten Jahrzehnte hinweg immer wieder, aber ohne größeren nennenswerten Erfolg, versucht hatte, mir selbst das Gitarre spielen beizubringen, wenn ich die Energie dazu frei hatte, wage ich es seit circa im März 2018, mir bei einer privaten Musikschule Unterricht zu nehmen. Zunächst haben mein Gitarrenlehrer und ich dabei noch aneinander vorbei gearbeitet. Aber seit wir an einem Strang ziehen, ist es mir sogar möglich geworden, Noten lesen zu lernen. Und die ganze Musiktheorie, mit der ich in der Schulzeit nicht klar gekommen bin, ist auch kein Buch mit sieben Siegeln mehr. Soviel zu meinem Wissensstand.

Da dies hier zudem ein Politikforum ist, kann auch das Verhältnis von Musik bzw. von bestimmten Musikern zur Politik beleuchtet werden. So hat mich positiv überrascht, dass Jack White in den USA für Bernie Sanders die Wahlkampftrommeln rührt. Die "Seven Nation Army" marschiert in diesem Fall garantiert nicht für Trump. Natürlich gibt es aber auch deutsche Musiker, die sich politisch positionieren. Dies nur am Rande. Aber auf jeden Fall kann Musik ein Politikum sein.

Ebenso sollen auch die verschiedenen Musikinstrumente und ihre Bedeutung nicht zu kurz kommen. Ein prominentes Beispiel ist dafür die E-Gitarre. Seit ihrer Entwicklung war sie lange Zeit ein Mittel der Rebellion und emanzipatorisches Werkzeug. In der zeitgenössischen Popmusik dagegen scheint, was die Verkaufszahlen von Musikalben und das Streamen von Liedern bei Spotify betrifft, die elektronische Musik sowie Formen der Rapmusik die Oberhand zu gewinnen. Der Markt scheint mit Gitarren gesättigt zu sein. Viele junge Leute scheinen sich lieber mit der Hilfe von Computerprogrammen ihre Lieder zu schreiben als sich die Mühe zu machen, den harten, aber auch schönen Weg zu gehen, den das Erlernen eines echten Instrumentes ausmacht.

Dies und noch viel mehr kann in diesem Thread diskutiert werden. In diesem Sinne: Ran an die Tasten! Auf fröhliches Diskutieren!
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3x schwarzer Kater
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Progressiver hat geschrieben:(24 Dec 2019, 17:32)

Viele junge Leute scheinen sich lieber mit der Hilfe von Computerprogrammen ihre Lieder zu schreiben als sich die Mühe zu machen, den harten, aber auch schönen Weg zu gehen, den das Erlernen eines echten Instrumentes ausmacht.
Ich hake mal hier ein. Vielleicht weil das was im Unterton mitschwingt letztendlich auch eine Wertung ist, die vermutlich auf der romantischen Vorstellung gründet, dass es so etwas wie "handgemachte" Musik gibt. Dabei ist sowohl die Gitarre, als auch der Computer nur Mittel zum Zweck. Auch der Umgang mit dem Computer will erlernt sein und fordert Erfahrung. Und auch das kann ein harter Weg sein. Und am Ende ist es das Ergebnis das zählt.
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Progressiver
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Progressiver »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(24 Dec 2019, 18:11)

Ich hake mal hier ein. Vielleicht weil das was im Unterton mitschwingt letztendlich auch eine Wertung ist, die vermutlich auf der romantischen Vorstellung gründet, dass es so etwas wie "handgemachte" Musik gibt. Dabei ist sowohl die Gitarre, als auch der Computer nur Mittel zum Zweck. Auch der Umgang mit dem Computer will erlernt sein und fordert Erfahrung. Und auch das kann ein harter Weg sein. Und am Ende ist es das Ergebnis das zählt.
Ja, ja. Irgendwie stimmt das ja alles schon. Die Gitarre ist nur ein Werkzeug, um Musik zu machen. Das selbe gilt für alle anderen Instrumente. Ebenso ist die Stimme nur ein Werkzeug. Und für alles gibt es technische Hilfsmittel, die beispielsweise in der Form eines Effektgerätes -bei der E-Gitarre, aber auch bei der menschlichen Stimme- oder anderer Sachen der Musik eine andere Note geben können. Erfahrene Gitarristen arbeiten ja auch mit DAWs -also Digital Audio Workstations- und anderen Computerprogrammen, um ihre Musik aufzunehmen. Aber: Als Gitarrist muss ich da nicht nur lernen, ein Instrument einigermaßen gut zu beherrschen, sondern auch mit der Technik umgehen können. Und wenn ich mich verspiele (oder auch nicht), dann habe ich da auch quasi die haptische Erfahrung. Dies zusätzlich zu dem Gehör. Wenn jemand elektronische Musik macht, dann ist das vielleicht auch Musik. Aber da kommt es doch eigentlich nur auf die Beherrschung der DAW und irgendwelcher anderer Computerprogramme an. Mit einem echten Instrument kann ich mich nicht nur verspielen, sondern auch -wenn ich gut bin- jeder Lieddarbietung eine individuelle Note geben. Nicht, dass man mich falsch versteht. Ich zähle auch Techno als Musikrichtung. Wenn es aber nur noch darum geht, eine Maschine ablaufen zu lassen oder aber ein Computerprogramm voller Loops und Samples, dann würde zumindest mich das nicht reizen, damit Musik machen zu wollen. Obwohl es andererseits gilt, dass auch kreative Köpfe alle Möglichkeiten der technischen Neuerungen ausprobieren wollen. Aber für mich wäre das nicht das, was ich brauche.

Oder um einen anderen Aspekt zu beleuchten: Bei Youtube und anderswo scheint gerade ein Überbietungswettbewerb zu laufen, wer am schnellsten und besten Gitarre spielen kann. Jetzt bezichtigen sich die ersten Youtuber gegenseitig, Fake Guitarist zu sein. Der Hintergrund: Manche der Gitarristen können gar nicht schnell spielen. Aber sie beherrschen das Handwerk, die Videos schneller zu machen, so dass der Zuschauer meint, es wäre anders. So etwas lehne ich aber auch ab. Und auch bei Computerprogrammen kann man ja, wenn man will, Tempi von 240+x bpm einstellen, um dann irre schnelle Tonfolgen zu kreieren. Das wäre aber auch nicht mein Ding. Da bevorzuge ich dann wirklich die Musikstile, bei denen man mit den Fingern versucht, ein Instrument zu beherrschen. Aber das auch nur am Rande.

Oder um es kürzer zu sagen: Haptik plus Gehör plus Übung sind zumindest für mich das Nonplusultra.
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naddy
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von naddy »

Progressiver hat geschrieben:(24 Dec 2019, 21:53)

Ja, ja. Irgendwie stimmt das ja alles schon. Die Gitarre ist nur ein Werkzeug, um Musik zu machen.
Nein! Eine Gitarre "lebt". Da fällt mir ein, ich müsste dringend mal nachschauen, meine 69-er Strat verottet seit ein paar Jahren irgendwo im Abstellraum, vielleicht ist sie schon tot. :)
Oder um einen anderen Aspekt zu beleuchten: Bei Youtube und anderswo scheint gerade ein Überbietungswettbewerb zu laufen, wer am schnellsten und besten Gitarre spielen kann.
Das ist die Crux der heutigen Generation. Als ich anfing galt man als Genie, wenn man den Anfangsakkord von "A Hard Day's Night" herausgehört hatte, das konnte im Umkreis von 50 km sonst niemand. Mein gnadenlos begabter ältester Sohn hat die Gitarre nach einjährigem Studium an den Nagel gehängt, weil er sich auf youtube Tausende ansehen konnte, die noch besser waren als er.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von H2O »

Erfreulich, daß wir hier ein kultiviertes Echo empfangen! Gibt es nicht doch mehrere Seiten von Musik? Einmal, wo der nicht unbedingt zur öffentlichen Vorstellung geeignete Musiker sich selbst mit seiner Darbietung unterhält, und dann den Könner, der seine Zuhörer bewegt und unterhält?

In stillen Augenblicken, weit draußen oder allein zu Hause, erwische ich mich beim Summen und Singen, ohne jeden guten Grund, nur für mich allein. Ist vielleicht auch besser so, wenn ich an Leute denke, die von Musik mehr verstehen als ich. Meist sind das Volkslieder, deren Melodie oder deren Text mir zu Herzen gehen, wo Kindertage und die Menschen dieser Zeit wieder auferstehen.

Dafür habe ich Mühe, ein umfangreiches Konzert über Stunden an zu hören. Vermutlich, weil ich zu wenig von Musiktheorie verstehe, mir also der geistige Zugang fehlt. Dagegen wieder höre ich mir sehr gern Chöre an... und da habe ich in der pommerschen Provinz in der gemäßigten Jahreszeit im Takt von 14 Tagen in unserer Kathedrale oft Gelegenheit.
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Ammianus
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Ammianus »

Das mit dem Wetteifern, wer der Bessere ist, ging mir immer total auf die Nerven. Das war damals in der DDR auch schlimm. Einmal die Woche gab es im "Haus der jungen Talente" in Berlin kostenlose Konzerte mit noch nicht so bekannten Bands. Das wurde allgemein "Wixer-Treffen" oder so ähnlich genannt. Da gingen die ganzen Bassisten, Schlagzeuger und Gitarristen hin und fühlten sich jedesmal gehoben, wenn sie zu der Meinung kamen, besser zu sein, als einer von denen auf der Bühne.

Tatsächlich gabe es besonders unter Bassisten und Schlagzeugern diese Sorte. Die sahen nur ihr Instrument und nicht die Musik oder gar den Song. Ich erlebte Drummer, die gnadenlos alles zutrommelten und Basser, die ihre Verstärker so weit aufdrehten, dass kaum noch etwas anderes zu hören war als sie selbst. Manchem Schlagzeuger musstest du mehrmals ganz genau zeigen, wo die Strophe aufhört und der Refrain beginnt. Die hatten nicht das geringste Gefühl dafür. Ich kann mir gut vorstellen, dass Leute wie Paul MacCartney, Lemmy, Sting oder Suzi Quatro nur deshalb Bass spielten - was eine sehr entspannte Sache sein kann - um sich diesen Stress zu ersparen.
Es gab aber auch das genaue Gegenteil. Du gingst in den Proberaum mit einer neuen Songidee, nahmst die Gitarre, tratest ans Mikro, begannst zu spielen - der Drummer hörte kurz zu und war dann mindestens bei der 2. Strophe dabei. Keine abgeschauten Extrasachen und so was. Einfach Musik.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Misterfritz »

Ammianus hat geschrieben:(25 Dec 2019, 10:44)Ich kann mir gut vorstellen, dass Leute wie Paul MacCartney, Lemmy, Sting oder Suzi Quatro nur deshalb Bass spielten - was eine sehr entspannte Sache sein kann - um sich diesen Stress zu ersparen.
Ich bin ja nicht unbedingt Fan von McCartney, aber er spielte weit mehr Instrumente als nur den Bass.
Neben Gesang und Bass spielte er bei Aufnahmen der Beatles oft Gitarre, Klavier, Mellotron (so bei dem Stück Strawberry Fields Forever) und mitunter auch Schlagzeug (Back in the USSR, Dear Prudence und The Ballad of John and Yoko).
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_McCa ... en_Beatles
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Ammianus
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Ammianus »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2019, 11:48)

Ich bin ja nicht unbedingt Fan von McCartney, aber er spielte weit mehr Instrumente als nur den Bass.
Ja natürlich, sonst wäre er doch nicht mit Lennon Songwrither der Beatles gewesen. Darum ging es ja gerade bei dem was ich schrieb. Aber einer muss eben den Bass spielen und ehe man sich mit Bassern rumärgert denen es um nichts als ihre 4 Seiten geht (gerade fallen mir 2 Bassistenwitze ein) spielt man den selber. Dazu hat man dann auch noch weniger Arbeit. Bass kann eine absolut entspannte Sache sein, wenn man nicht Bester des Universums sein will. Du stehtst da, spielst deine Läufe ohne die anderen durch irgendwelches "Humtablippplopp" aus dem Rhythmus zu bringen - und alle sind zufrieden.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von naddy »

Ammianus hat geschrieben:(25 Dec 2019, 10:44)

Das mit dem Wetteifern, wer der Bessere ist, ging mir immer total auf die Nerven. Das war damals in der DDR auch schlimm. Einmal die Woche gab es im "Haus der jungen Talente" in Berlin kostenlose Konzerte mit noch nicht so bekannten Bands. Das wurde allgemein "Wixer-Treffen" oder so ähnlich genannt. Da gingen die ganzen Bassisten, Schlagzeuger und Gitarristen hin und fühlten sich jedesmal gehoben, wenn sie zu der Meinung kamen, besser zu sein, als einer von denen auf der Bühne.
Ja, die hießen bei uns "Musikerpolizei". Die wurde von denen repräsentiert, die nicht zum Einsatz kamen und im Publikum durch verächtliches Minenspiel und Applausverweigerung zu verstehen gaben, dass sie das Alles viel besser könnten. Hach, waren das Zeiten... :D
Es gab aber auch das genaue Gegenteil. Du gingst in den Proberaum mit einer neuen Songidee, nahmst die Gitarre, tratest ans Mikro, begannst zu spielen - der Drummer hörte kurz zu und war dann mindestens bei der 2. Strophe dabei. Keine abgeschauten Extrasachen und so was. Einfach Musik.
Das klappte bei uns auch ganz ohne neue Songidee. Jemand begann einfach auf seinem Instrument zu spielen, die Anderen hörten eine Weile zu um sich einzufühlen, stiegen im passenden Moment ein und daraus entwickelte sich peu à peu ein Stück. Davon habe ich mindestens noch 40 Audiotapes im Keller - wenn sie nicht inzwischen zu Rost zerbröselt sind. Auch Schrott, aber auch wirklich geniale Momente musikalischer Kommunikation. So haben wir das damals nämlich begriffen.
...(gerade fallen mir 2 Bassistenwitze ein) ...
Na dann erzähle ich zur Auflockerung doch gleich mal einen:

Fragt ein Bassist den Schlagzeuger: "Was ist eigentlich eine Synkope?". - Antwort: "Deine Eins!". Na gut, ist nur was für Insider. :)
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Keoma »

naddy hat geschrieben:(25 Dec 2019, 13:57)

Ja, die hießen bei uns "Musikerpolizei". Die wurde von denen repräsentiert, die nicht zum Einsatz kamen und im Publikum durch verächtliches Minenspiel und Applausverweigerung zu verstehen gaben, dass sie das Alles viel besser könnten. Hach, waren das Zeiten... :D


Das klappte bei uns auch ganz ohne neue Songidee. Jemand begann einfach auf seinem Instrument zu spielen, die Anderen hörten eine Weile zu um sich einzufühlen, stiegen im passenden Moment ein und daraus entwickelte sich peu à peu ein Stück. Davon habe ich mindestens noch 40 Audiotapes im Keller - wenn sie nicht inzwischen zu Rost zerbröselt sind. Auch Schrott, aber auch wirklich geniale Momente musikalischer Kommunikation. So haben wir das damals nämlich begriffen.


Na dann erzähle ich zur Auflockerung doch gleich mal einen:

Fragt ein Bassist den Schlagzeuger: "Was ist eigentlich eine Synkope?". - Antwort: "Deine Eins!". Na gut, ist nur was für Insider. :)
Sagt der Schlagzeuger zum Bassisten :"Komm mir noch einmal blöd, dann verstimme ich dir eine Saite und verrate dir nicht, welche."
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naddy
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von naddy »

Keoma hat geschrieben:(25 Dec 2019, 14:11)

Sagt der Schlagzeuger zum Bassisten :"Komm mir noch einmal blöd, dann verstimme ich dir eine Saite und verrate dir nicht, welche."
Vielleicht sollten wir für das Thema "Musikerwitze" einen Extra-Strang aufmachen, sonst dominieren die womöglich demnächst alles Andere. Na gut, Einen noch:

Wird eine Sängerin in der Prüfung gefragt: "Wie heißt die Subdominante von "F"? - Erstaunte Rückfrage: "Wieso? "F" ist doch die Subdominante!". ;)
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Schnitter »

Sind Bassisten nicht die, die immer mit den Musikern rumhängen ? :-)
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Ammianus hat geschrieben:(25 Dec 2019, 12:34)

Ja natürlich, sonst wäre er doch nicht mit Lennon Songwrither der Beatles gewesen. Darum ging es ja gerade bei dem was ich schrieb. Aber einer muss eben den Bass spielen und ehe man sich mit Bassern rumärgert denen es um nichts als ihre 4 Seiten geht (gerade fallen mir 2 Bassistenwitze ein) spielt man den selber. Dazu hat man dann auch noch weniger Arbeit. Bass kann eine absolut entspannte Sache sein, wenn man nicht Bester des Universums sein will. Du stehtst da, spielst deine Läufe ohne die anderen durch irgendwelches "Humtablippplopp" aus dem Rhythmus zu bringen - und alle sind zufrieden.
:D

[youtube][/youtube]

Man richte sein besonderes Augenmerk auf den Bassisten!
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Misterfritz »

Ammianus hat geschrieben:(25 Dec 2019, 12:34)

Ja natürlich, sonst wäre er doch nicht mit Lennon Songwrither der Beatles gewesen. Darum ging es ja gerade bei dem was ich schrieb. Aber einer muss eben den Bass spielen und ehe man sich mit Bassern rumärgert denen es um nichts als ihre 4 Seiten geht (gerade fallen mir 2 Bassistenwitze ein) spielt man den selber. Dazu hat man dann auch noch weniger Arbeit. Bass kann eine absolut entspannte Sache sein, wenn man nicht Bester des Universums sein will. Du stehtst da, spielst deine Läufe ohne die anderen durch irgendwelches "Humtablippplopp" aus dem Rhythmus zu bringen - und alle sind zufrieden.
Es gibt aber auch sehr gute Bassisten. ZZ TOP wäre ohne den "mitspielenden" Bassisten Dusty Hill gar nicht denkbar.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von naddy »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Dec 2019, 16:55)

Es gibt aber auch sehr gute Bassisten. ZZ TOP wäre ohne den "mitspielenden" Bassisten Dusty Hill gar nicht denkbar.
Nicht nur der, Jack Bruce (CREAM) und John Entwistle (WHO) sind auch hervorragende Beispiele. Oder schau dir diese süße kleine Bass-Hexe mal an:

[youtube][/youtube]

Die hat Jeff Beck vor Jahren irgendwo aus dem Sumpf gezogen. :)
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Misterfritz »

naddy hat geschrieben:(25 Dec 2019, 17:13)

Nicht nur der, Jack Bruce (CREAM) und John Entwistle (WHO) sind auch hervorragende Beispiele.
Der war nur der Erste, der mir im Moment einfiel. ;)
Und dann gibt es noch die Bassisten, die keinen Strom brauchen
[youtube][/youtube]
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von BlueMonday »

Progressiver hat geschrieben:(24 Dec 2019, 21:53)

Ja, ja. Irgendwie stimmt das ja alles schon. Die Gitarre ist nur ein Werkzeug, um Musik zu machen. Das selbe gilt für alle anderen Instrumente. Ebenso ist die Stimme nur ein Werkzeug. Und für alles gibt es technische Hilfsmittel, die beispielsweise in der Form eines Effektgerätes -bei der E-Gitarre, aber auch bei der menschlichen Stimme- oder anderer Sachen der Musik eine andere Note geben können. Erfahrene Gitarristen arbeiten ja auch mit DAWs -also Digital Audio Workstations- und anderen Computerprogrammen, um ihre Musik aufzunehmen. Aber: Als Gitarrist muss ich da nicht nur lernen, ein Instrument einigermaßen gut zu beherrschen, sondern auch mit der Technik umgehen können. Und wenn ich mich verspiele (oder auch nicht), dann habe ich da auch quasi die haptische Erfahrung. Dies zusätzlich zu dem Gehör. Wenn jemand elektronische Musik macht, dann ist das vielleicht auch Musik. Aber da kommt es doch eigentlich nur auf die Beherrschung der DAW und irgendwelcher anderer Computerprogramme an.


Wobei es elektronische Musik ("mit dem Computer") seit Jahrzehnten gibt und entsprechend mitlerweile auch von "alten Säcken" betrieben wird. Mal nur paar Namen: Tangerine Dreams, Klaus Schulze, Schmoellig...
Für einen kleinen Einblick in die Kultur der elektronischen Musik:


Der "Computer" ist das Metainstrument, die Befreiung von einem physisch limitierten Klangkörper. Kurz: die Soundsynthese, um irgendwann jeden erdenklichen Sound kontrolliert kreieren zu können.
Vielleicht sollte man auch klarer unterscheiden hier. Einmal die Kreation und dann das "Handwerk" der Wiedergabe einer Kreation. Komponist vs Instrumentalist.
Dem Kreativen geht es um eine Idee, die möglichst nicht an Limitierungen der Mittel scheitern soll.
Ich meine, der Architekt muss keine perfekte Mauer mauern können, dazu hat er eben den Handwerker, ohne den reinen Handwerker abwerten zu wollen.

Oder wenn wir den ganzen undergroundigen Bereich in der Computerwelt nehmen, die "jüngeren Leute". Ich kann dir versichern, auch wenn es abgesehen von Tastaturen und Keyboards da weniger direkte "Haptik" gibt, hat das Ganze eine emotinale Bindung für die Involvierten, es hat einen "Eigengeschmack", einen Geruch, hat Textur, es verbinden sich Klang und persönliches Erlebnis, genau wie bei "konventionell" erzeugter Musik auch.
Man geht da auch zum Teil den Schritt der bewusst auferlegten Limitierung, etwa dass man mit einem bestimmten Satz vorgefertiger Klangsynthesen auskommt, und so wieder eine bestimmte Färbung erzeugt.
In der "Demoszene", die seit Jahrzehnten bis heute existiert, ist das gang und gäbe. Nur zwei Beispiele:

ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von naddy »

BlueMonday hat geschrieben:(25 Dec 2019, 17:19)

Wobei es elektronische Musik ("mit dem Computer") seit Jahrzehnten gibt und entsprechend mitlerweile auch von "alten Säcken" betrieben wird.
Sogar von "ganz alten Säcken". Ein Mitglied der Gruppe "Kraftwerk" (Fritz Hilpert) zählt zu meinem erweiterten Freundeskreis, der Gründer Ralf Hütter ist mittlerweile 73 und macht das schon seit 1970. Mit dessen Musikverständnis habe ich allerdings leichte Probleme seit er in einem Gespräch die Gitarre mal als "schutziges Instrument" bezeichnet hat. Etwas arg eindimensional. Mir gefiel die Musik von Kraftwerk auch nicht besonders, erinnerte mich zu sehr an "Fabrikhalle". Wie auch die ganze folgende "Techno"-Chose, ist aber natürlich Geschmackssache. Standardmäßig 120-140 bpm muß man halt mögen. Mir geht die rhythmische Verarmung in diesen ganzen 4/4-Takt-Produktionen auf den Senkel, da war man vor Jahrzehnten schon mal deutlich weiter. Siehe "Take Five" von Dave Brubeck oder "Do What You Like" von Blind Faith.
Dem Kreativen geht es um eine Idee, die möglichst nicht an Limitierungen der Mittel scheitern soll.
Wobei genau diese "Limitierung" andererseits ihren Reiz hat und kreative Prozesse durchaus befördern kann. "In Ketten tanzen" hat Nietzsche mal als altgriechisches Kunstideal formuliert - und genau das ist es, was jeder praktizierende Künstler kennt. Denn Ketten/Beschränkungen gibt es immer, sei es in fehlerhafter Technik, mangelnder Tagesform oder was auch immer. Sich da durchzuwursteln und trotzdem zum Erfolg zu kommen ist künstlerische Leistung und wird auch vom Publikum honoriert. Welche Art von Bewunderung soll es mir abnötigen, wenn eine Gruppe einfach nur ihre vorprogrammierten Sequenzer auf der Bühne ablaufen läßt? ;)
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Progressiver »

naddy hat geschrieben:(24 Dec 2019, 22:21)

Nein! Eine Gitarre "lebt". Da fällt mir ein, ich müsste dringend mal nachschauen, meine 69-er Strat verottet seit ein paar Jahren irgendwo im Abstellraum, vielleicht ist sie schon tot. :)


Das ist die Crux der heutigen Generation. Als ich anfing galt man als Genie, wenn man den Anfangsakkord von "A Hard Day's Night" herausgehört hatte, das konnte im Umkreis von 50 km sonst niemand. Mein gnadenlos begabter ältester Sohn hat die Gitarre nach einjährigem Studium an den Nagel gehängt, weil er sich auf youtube Tausende ansehen konnte, die noch besser waren als er.
So etwas ist natürlich absolut tragisch! Aus mir wird natürlich auch niemals ein Speedgitarrist vom Schlage eines Yngwie Malmsteems. (Ich hoffe, ich habe seinen Namen richtig ausgeschrieben.) Und auch mein Gitarrenlehrer kann nicht so schnell spielen wie dieser. An die Fingerfertigkeit eines Slash werden wir auch nicht herankommen. Aber die Frage stellt sich doch auch: Will man das überhaupt? Beim Gitarre spielen bzw. dem Spielen auf einem anderen Musikinstrument kommt es doch nicht hauptsächlich darauf an, dass man wie bei einem 100- Meter-Lauf oder einem anderen Sport möglichst schnellster ist, sondern es geht ja auch um Kreativität und Ausdrucksstärke. Und da ist es manchmal auch wichtig, in einem Lied Pausen zu setzen. Und irgendwie soll ja auch der Spaß an der Sache nicht zu kurz kommen. Ich halte nichts davon, wenn manche sich durch ein Lied quasi im Sauseschritt durchgaloppieren, nur um zu zeigen, dass sie schneller am Liedende ankommen als die anderen Bandmitglieder -wenn man denn in einer Band spielt. Mein Gitarrenlehrer bevorzugt privat auch beispielsweise Lieder der Beatles. Und mir reicht es schon, wenn ich die Playalongs der Übungen, die er mir mitgibt, im richtigen Tempo mitspielen kann. Und natürlich sehe auch ich die vielen Gitarristen auf Youtube, die perfekt meine Lieblingslieder nachspielen können. Aber manche haben vermutlich auch keine weiteren Hobbies. Und irgendwie muss man da wohl Abstand wahren, um sich nicht selbst das Leben zur Hölle zu machen, sondern sich an den eigenen aktuellen Fortschritten erfreuen können. Gemessen an den Youtube-Gitarristen könnte ich auch gleich aufgeben. Das tue ich aber nicht, weil mir das Musizieren Spaß macht. Und mein Gitarrenlehrer ist sowieso der Meinung, dass ich alleine in 2019 große Fortschritte gemacht habe. Da muss ich wohl auch Lob annehmen können bzw. die eigenen Fortschritte sehen. Und was heute noch nicht geht, kann ja bis zu einem bestimmten Grad noch kommen, wenn man an seinem Instrument dranbleibt und nicht die Flinte allzu schnell ins Korn wirft. Jedenfalls, wie gesagt: Ich habe noch andere Verpflichtungen, beruflich wie privat, sowie Hobbies. Ein Yngwie Malmsteem wird aus mir nie werden. Aber als Ausgleich zum restlichen Leben finde ich das aktive Musizieren klasse.
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Juan
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Juan »

Für Kenner z.Z. auf ARD alpha der Film: "Beware of Ginger Baker" :-))
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Misterfritz
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Misterfritz »

Juan hat geschrieben:(29 Dec 2019, 20:29)

Für Kenner z.Z. auf ARD alpha der Film: "Beware of Ginger Baker" :-))
Ein grossartiger Drummer,
wohl aber auch recht - ähem - schräg drauf.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Die wertende Unterscheidung von elektronischer Klangerzeugung und der Musikproduktion mit "echten" Instrumenten wird zum Glück bereits seit längerem nicht mehr ideologisch betrieben.

Man werfe nur mal einen Blick bzw. leihe sein Ohr den von den größeren Musikzeitschriften für würdig befundenen Alben des Jahres.

Übergreifend einen herausragenden Platz nimmt dabei das von Nick Cave & The Bad Seeds im Oktober herausgebrachte "Ghosteen" ein. Caves Gesang, seine Lyrics kombiniert mit elektronischen Klängen. Der sonstige Bandanteil spielt kaum eine Rolle. Es handelt sich in dieser Kombination allerdings um eine dann immmer noch sozusagen organische Musik. Und auch der elektronische Anteil ist weit entfernt von den infantilen hamonistischen "Raumzeitklängen" etwa eines Jeanne Michel Jarre und ist geprägt von einem atembezogenen (und nicht maschinellem) Tempo und durchzogen von feinen Dissonanzen.

Der andere Hinhörer (auch für mich) war 2019 "I Am Easy To Find" von "The National". Ebenfalls ein Doppelalbum und ebenfalls ziemlich elektronisch. Der letzte Titel (nr. 16) "Light Years" ist überhaupt mein persönliches Highlight 2019. Eine eigentlich relativ simple Piano-Begleitung und -Melodie und dennoch ein phantastischer Song. Ich hab den letztens fast eine Nacht lang erst gehört und dann am Klavier mitgespielt.

Und NUmmer drei für mich: U.F.O.F. von "Big Thief". Da kann ich mir allerdings vorstellen, dass die mehr gehauchte als gesungene Stimme von Adrianne Lenker nicht jedermanns Sache ist.

Insgesamt: Musik von großér Zurückgenommenheit findet den Zugang in die Herzen sehr vieler Musikliebhaber. Das ist sehr erfreulich.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am So 29. Dez 2019, 21:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Juan »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Dec 2019, 20:34)

Ein grossartiger Drummer,
wohl aber auch recht - ähem - schräg drauf.
Extrem schräg. :D :D
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Und dann noch zwei weitere Alben-Empfehlungen für 2019: Bill Callahan (ehemals "Smog"): Shepherd In A Sheepskin Vest und Wilco: Ode To Joy. Beides musikalisch etwas konventioneller als die obengenannten. Aber gut!
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Ammianus hat geschrieben:(25 Dec 2019, 10:44)

Das mit dem Wetteifern, wer der Bessere ist, ging mir immer total auf die Nerven. Das war damals in der DDR auch schlimm. Einmal die Woche gab es im "Haus der jungen Talente" in Berlin kostenlose Konzerte mit noch nicht so bekannten Bands. Das wurde allgemein "Wixer-Treffen" oder so ähnlich genannt. Da gingen die ganzen Bassisten, Schlagzeuger und Gitarristen hin und fühlten sich jedesmal gehoben, wenn sie zu der Meinung kamen, besser zu sein, als einer von denen auf der Bühne.

Tatsächlich gabe es besonders unter Bassisten und Schlagzeugern diese Sorte. Die sahen nur ihr Instrument und nicht die Musik oder gar den Song. Ich erlebte Drummer, die gnadenlos alles zutrommelten und Basser, die ihre Verstärker so weit aufdrehten, dass kaum noch etwas anderes zu hören war als sie selbst.
Dabei macht gerade das präzise und vor allem aufeinanderbezogene Zusammenspiel dieser beiden als Rhythmusgruppe ganz entscheidend den Sound einer guten Rockband aus. Präzise heißt hier natürlich nicht maschinenpräzise sondern sozusagen im Mikrotempobereich immer etwas vor und zurück.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Ammianus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Dec 2019, 21:14)

Dabei macht gerade das präzise und vor allem aufeinanderbezogene Zusammenspiel dieser beiden als Rhythmusgruppe ganz entscheidend den Sound einer guten Rockband aus. Präzise heißt hier natürlich nicht maschinenpräzise sondern sozusagen im Mikrotempobereich immer etwas vor und zurück.
Ein Kumpel, dessen Intention auch der Song an sich war und der ähnliche Probleme mit Mitspielern hatte, sagte mal: "Sie haben der Musik zu dienen." Das war nicht abwertend gemeint. Aber Song und Sound sind das Entscheidende und nicht irgendwelche Selbstüberschätzungen.
Dieses "etwas vor und zurück" macht ja gerade den Groove aus. Nicht umsonst lässt sich das auch am Computer simulieren. Und zum Glück gibt es ja auch genug Schlagzeuger und Bassisten, die einfach Spaß haben wollen, die wollen, dass die Augen des Publikums leuchten - und nicht über ihr Basssolo. Wobei, ich glaube, dass will heut so und so keiner mehr genau wie das früher fast unvermeidliche Schlagzeugsolo oder gnadenlos lange Gitarrensolos oder Improvisationen.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Ammianus hat geschrieben:(29 Dec 2019, 21:24)

Ein Kumpel, dessen Intention auch der Song an sich war und der ähnliche Probleme mit Mitspielern hatte, sagte mal: "Sie haben der Musik zu dienen." Das war nicht abwertend gemeint. Aber Song und Sound sind das Entscheidende und nicht irgendwelche Selbstüberschätzungen.
Dieses "etwas vor und zurück" macht ja gerade den Groove aus. Nicht umsonst lässt sich das auch am Computer simulieren. Und zum Glück gibt es ja auch genug Schlagzeuger und Bassisten, die einfach Spaß haben wollen, die wollen, dass die Augen des Publikums leuchten - und nicht über ihr Basssolo. Wobei, ich glaube, dass will heut so und so keiner mehr genau wie das früher fast unvermeidliche Schlagzeugsolo oder gnadenlos lange Gitarrensolos oder Improvisationen.
Am Computer simulieren lässt sich das prinzipiell schon .. hier im Thread gehts ja nach Intention des Erstellers wirklich um sozusagen übergeordnete Fragen..

Um einen "Groove" hinzubekommen bzw. um das Phänomen überhaupt zu verstehen ein Tip: Zu einem genauen Metronom-Tick mitspielen! Nicht wie bei einer Studio-Erstaufnahme über Kopfhörer sondern über ein zusätzliches verstärktes elektronisches Metronom. Und das bei vollerm Einsatz ,voller Empathie, allen möglichen improvisierten Figuren, nicht nur Konzentration aufs genaue Tempo. Das ist sehr schwer! Und auch nur mit wirklich guten Drummern möglich. Beim Fahradfahren weiß man, dass man auch auf einer geraden Linie nur deshalb genau geradeaus fährt, weil man permanent minmale Ausgleichbewegungen nach links und rechts ausführt. Sobald man in eine Straßennbahnschiene kommt, ist es unweigerlich aus mit der Balance und man fällt hin. Und etwas ähnliches kann auch ein wirklich guter Drummer bei verstärktem Metronom-Klick. Wenn das aber gelingt ... und alle kommen zusammen ... ganz genau auf einem Metronom-Tempo und dennoch nicht maschinell genau .... bringt das ein ganz unglaubliches musikalisches Flow-Gefühl.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Dec 2019, 21:09)

Und dann noch zwei weitere Alben-Empfehlungen für 2019: Bill Callahan (ehemals "Smog"): Shepherd In A Sheepskin Vest und Wilco: Ode To Joy. Beides musikalisch etwas konventioneller als die obengenannten. Aber gut!
Danke für die Tipps. Ebenfalls hörenswert:ist das 2019 erschienene Album "Allj Bele A Mélybe" von Meszecsinka
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Juan »

schokoschendrezki hat geschrieben:(31 Dec 2019, 00:10)

Um einen "Groove" hinzubekommen bzw. um das Phänomen überhaupt zu verstehen ein Tip: Zu einem genauen Metronom-Tick mitspielen! Nicht wie bei einer Studio-Erstaufnahme über Kopfhörer sondern über ein zusätzliches verstärktes elektronisches Metronom. Und das bei vollerm Einsatz ,voller Empathie, allen möglichen improvisierten Figuren, nicht nur Konzentration aufs genaue Tempo. Das ist sehr schwer! Und auch nur mit wirklich guten Drummern möglich. Beim Fahradfahren weiß man, dass man auch auf einer geraden Linie nur deshalb genau geradeaus fährt, weil man permanent minmale Ausgleichbewegungen nach links und rechts ausführt. Sobald man in eine Straßennbahnschiene kommt, ist es unweigerlich aus mit der Balance und man fällt hin. Und etwas ähnliches kann auch ein wirklich guter Drummer bei verstärktem Metronom-Klick. Wenn das aber gelingt ... und alle kommen zusammen ... ganz genau auf einem Metronom-Tempo und dennoch nicht maschinell genau .... bringt das ein ganz unglaubliches musikalisches Flow-Gefühl.
Wozu genau soll es gut sein, sich vom Taktschlag eines Metronoms führen lassen? Kann vielleicht im Studio Sinn machen. Da könnte ein Flowgefühl entstehen, weil sich alle in erster Linie gemeinsam auf den Schlag des Metronoms konzentrieren und nur nebenbei auf Drive und Gefühl....
Beim Üben zu Hause macht das Metronom natürlich schon auch Sinn.

Keine namhaften Gruppen, durch die ganze Bandbreite der Rock, Pop und Jazzstile gesehen, spielen live mit einer Metronomtaktgabe. Das würde den volle Einsatz, das Feeling, den Drive und den Groove behindern, wie auch die Stimmung zwischen der Gruppe und dem Publikum.

Ein Computer kann z.B. sagen :"Ich liebe Dich", kann über Schmetterlinge im Bauch und Herzklopfen sprechen, aber das (spontane) Körpergefühl kann er nicht immitieren und übermitteln.
O.k. da sich die Wahrnehmung unserer Welt mehr und mehr im Kopf abspielt, sozusagen als Kopie derselben, ist Computermusik eine Folge dieser Entwicklung und daher in Ordnung, da eh nicht aufzuhalten.... Nur meine Meinung.

Ich selbst, wie sie sehen, bin nicht heiss auf computergesteuerte Musik, ich höre sie zwar, mit all ihren vielschichtigen Soundmöglichkeiten, wie auch bei meszecsinka aber ich fühle sie nicht "dans les Tripes". :)
Bill Callahan kannte ich nicht, hat eine angenehme, ansprechende Stimme.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von H2O »

Für Freunde der selbsterzeugten Musik gibt es aufregende Nachrichten! In DIE ZEIT #2-2020, Seite 33 Wissen/Technik, wird ein Tasteninstrument (Synthesizer "OSMOSE") vorgestellt, das mit druck- und wisch-empfindlichen Sensoren in den Tasten ganz ungewohnte Klangwirkungen verschiedener Instrumente nachbildet. Neuartig ist auch die Klangerzeugung mit einer Technik, die die Physik schwingender Saiten und vibrierender Luftströme nachbildet. Der Berichterstatter der DIE ZEIT war höchst beeindruckt...
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben:(04 Jan 2020, 22:06)

Für Freunde der selbsterzeugten Musik gibt es aufregende Nachrichten! In DIE ZEIT #2-2020, Seite 33 Wissen/Technik, wird ein Tasteninstrument (Synthesizer "OSMOSE") vorgestellt, das mit druck- und wisch-empfindlichen Sensoren in den Tasten ganz ungewohnte Klangwirkungen verschiedener Instrumente nachbildet. Neuartig ist auch die Klangerzeugung mit einer Technik, die die Physik schwingender Saiten und vibrierender Luftströme nachbildet. Der Berichterstatter der DIE ZEIT war höchst beeindruckt...
Unter selbsterzeugter Musik verstehe ich eher Instrumente, die man haptisch erfahren kann ;) Gut, PC-Tastatur kann man auch haptisch erfahren.

ich weiss nicht, aber es gibt Musiker, sehr gute Musiker, die man an der Art, wie sie ihr Instrument spielen, erkennen kann.
Ich hatte mit meinem Vater immer eine Art Disput darüber, wer der bessere Geiger, Klavierspieler, etc. war. Ich muss dazu sagen, dass mein Vater Perfektionist war. Mein Vater war Fan von Anne Sophie Mutter, die perfekt, aber in meinen Ohren ohne Leben spielt. Ich bin Fan von Menuhin, der perfekt MIT Leben spielte. Das Gleiche gilt für Arrau vs. Gilels - und so weiter.
Elektronische "Instrumente" können perfekt sein, es fehlt ihnen, in meinen Ohren, das Leben, die Emotion.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Juan hat geschrieben:(02 Jan 2020, 19:00)
.

Keine namhaften Gruppen, durch die ganze Bandbreite der Rock, Pop und Jazzstile gesehen, spielen live mit einer Metronomtaktgabe. Das würde den volle Einsatz, das .

Im Jazz wahrscheinlich eher nicht. Hallo dann, wenn viel improvisiert wird. In der Rock und in der Popmusik ist es wohl eher Standard, dass der Schlagzeuger live einen Klick im Ohr hat. Da gibt es wohl kaum eine namhafte Band, die das nicht macht.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Ein Terraner »

Misterfritz hat geschrieben:(04 Jan 2020, 22:44)

Elektronische "Instrumente" können perfekt sein, es fehlt ihnen, in meinen Ohren, das Leben, die Emotion.
Was verstehst du unter Elektronische "Instrumente" ?
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von naddy »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(04 Jan 2020, 23:16)

Im Jazz wahrscheinlich eher nicht. Hallo dann, wenn viel improvisiert wird. In der Rock und in der Popmusik ist es wohl eher Standard, dass der Schlagzeuger live einen Klick im Ohr hat. Da gibt es wohl kaum eine namhafte Band, die das nicht macht.
Nicht Alle, aber wohl die Meisten. Einige Percussionisten haben in Bezug auf die Beats aber eine dem absoluten Gehör entsprechende Fähigkeit, die kommen auch ohne Klick klar. Eine frühere Freundin hat beim Close-Harmony-Gesang an der Musikhochschule Arnhem mal die Verstimmung des tonangebenden Klaviers um einen Viertelton(!) herausgehört, nachdem ihr die Dozentin vorgeworfen hatte, sie würde nicht sauber intonieren. Es wurde geprüft - und es stimmte! :)
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(04 Jan 2020, 22:44)

Unter selbsterzeugter Musik verstehe ich eher Instrumente, die man haptisch erfahren kann ;) Gut, PC-Tastatur kann man auch haptisch erfahren.

ich weiss nicht, aber es gibt Musiker, sehr gute Musiker, die man an der Art, wie sie ihr Instrument spielen, erkennen kann.
Ich hatte mit meinem Vater immer eine Art Disput darüber, wer der bessere Geiger, Klavierspieler, etc. war. Ich muss dazu sagen, dass mein Vater Perfektionist war. Mein Vater war Fan von Anne Sophie Mutter, die perfekt, aber in meinen Ohren ohne Leben spielt. Ich bin Fan von Menuhin, der perfekt MIT Leben spielte. Das Gleiche gilt für Arrau vs. Gilels - und so weiter.
Elektronische "Instrumente" können perfekt sein, es fehlt ihnen, in meinen Ohren, das Leben, die Emotion.
Ja, da kann ich nicht mitreden. Tasteninstrumente sind vermutlich weniger geeignet für Menschen, die den Materialkontakt mit einem Blasinstrument oder einer Geige brauchen. Aber wenn das Tasteninstrument je nach Einstellung diesen Instrumenten klanglich sehr nahe kommt, dann kann es doch ein guter Ersatz dafür werden.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Juan hat geschrieben:(02 Jan 2020, 19:00)

Wozu genau soll es gut sein, sich vom Taktschlag eines Metronoms führen lassen? Kann vielleicht im Studio Sinn machen. Da könnte ein Flowgefühl entstehen, weil sich alle in erster Linie gemeinsam auf den Schlag des Metronoms konzentrieren und nur nebenbei auf Drive und Gefühl....
Beim Üben zu Hause macht das Metronom natürlich schon auch Sinn.

Keine namhaften Gruppen, durch die ganze Bandbreite der Rock, Pop und Jazzstile gesehen, spielen live mit einer Metronomtaktgabe. Das würde den volle Einsatz, das Feeling, den Drive und den Groove behindern, wie auch die Stimmung zwischen der Gruppe und dem Publikum.
Im Studio macht es Sinn und wird auch häufig so praktiziert, mit einer streng metronomgeführten Erstaufnahme mit Kopfhörereinspielung aber eben ohne "Emphase" anzufangen. Von Live-Auftritten war gar keine Rede. Mein Tip wart nur: Zum Beispiel im Proberaum mit einem verstärkten Metronom-Click (sozusagen als zusätzlichem Instrument) mitzuspielen. Aber eben so, als wäre es live auf der Bühne mit voller Emphase. Gute Übung eben! Versuchs einfach mal, wenn du selbst Musik machst! Meine Erfahrung: Ein beträchtlicher Teil der Drummer, die sich selbst für gut halten, steigt dabei irgendwann aus. Ein Klick im Ohr nur des Drummers ist nochmal was anderes. Das hören ja die anderen nicht.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Juan »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Jan 2020, 20:31)

Im Studio macht es Sinn und wird auch häufig so praktiziert, mit einer streng metronomgeführten Erstaufnahme mit Kopfhörereinspielung aber eben ohne "Emphase" anzufangen. Von Live-Auftritten war gar keine Rede. Mein Tip wart nur: Zum Beispiel im Proberaum mit einem verstärkten Metronom-Click (sozusagen als zusätzlichem Instrument) mitzuspielen. Aber eben so, als wäre es live auf der Bühne mit voller Emphase. Gute Übung eben! Versuchs einfach mal, wenn du selbst Musik machst! Meine Erfahrung: Ein beträchtlicher Teil der Drummer, die sich selbst für gut halten, steigt dabei irgendwann aus. Ein Klick im Ohr nur des Drummers ist nochmal was anderes. Das hören ja die anderen nicht.
Dann sind Sie Insider, nehme ich an. Ich wusste nicht, dass metronomgesteuerte Aufnahmen im Studio inzwischen Usus sind. Zu meiner Zeit (das ist schon sehr lange her) war das eher ungewöhnlich und kam selten vor. Im Jazz eigentlich gar nicht. Wobei Ich nicht ausschliesse, dass Ihr Tip eine Interessante Erfahrung sein kann. Leider kann ich Diese in der Gruppe nicht mehr machen, da die meisten meiner Kollegen schon das Zeitliche gesegnet haben oder in Rente sind, wie ich.
Deshalb, von Ihrem Tipp inspiriert, habe ich zu den Sticks und dem Practice Pad gegriffen -was ich ab und zu mache, um die Gelenke und Arme fit zu halten- ….und dann mit dem Metronom und vollem Einsatz losgelegt. Es hat schon was, Ihr Vorschlag. :)
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Juan »

naddy hat geschrieben:(04 Jan 2020, 23:33)

Nicht Alle, aber wohl die Meisten. Einige Percussionisten haben in Bezug auf die Beats aber eine dem absoluten Gehör entsprechende Fähigkeit, die kommen auch ohne Klick klar. Eine frühere Freundin hat beim Close-Harmony-Gesang an der Musikhochschule Arnhem mal die Verstimmung des tonangebenden Klaviers um einen Viertelton(!) herausgehört, nachdem ihr die Dozentin vorgeworfen hatte, sie würde nicht sauber intonieren. Es wurde geprüft - und es stimmte! :)
Das ist so, dem absoluten Gehör ist auch das absolute innere Timing zugehörig. Zu meiner Zeit spielte ich mit vielen verschiedenen Bassisten, aber nur mit drei von ihnen befand ich mich jeweils in einem absoluten inneren Timing. Jede Nummer wurde dadurch zu einem unvergesslichen highlight. Da wäre ein externer Klick im Ohr echt störend gewesen.
Gut, das Ihre ehemalige Freundin es gewagt hat, der Dozentin zu widersprechen. :)

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"Everyone can lock into the rhythm on a tune. It's organic in nature. It connects the band as a whole and connects the band to the audience."
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von naddy »

Juan hat geschrieben:(10 Jan 2020, 14:06)

Das ist so, dem absoluten Gehör ist auch das absolute innere Timing zugehörig. Zu meiner Zeit spielte ich mit vielen verschiedenen Bassisten, aber nur mit drei von ihnen befand ich mich jeweils in einem absoluten inneren Timing. Jede Nummer wurde dadurch zu einem unvergesslichen highlight. Da wäre ein externer Klick im Ohr echt störend gewesen.
Beim Spielen sowieso, manche Drummer benutzen ein Metronom aber nur zum Anzählen des Stücks, insbesondere bei Cover-Bands.

Ich habe in meiner musikalischen Vergangenheit selbst in etlichen Cover-Projekten mitgewirkt (ich war jung und brauchte das Geld :cool: ), die aber nur anlaßbezogen gestartet wurden, wenn es eine entsprechende Nachfrage gab. Bei solchen musikalischen Eintagsfliegen war es dann sinnvoll, auf professionelle oder zumindest halbprofessionelle Musiker zurückzugreifen, weil mit denen das Repertoire in 2 oder 3 Proben erarbeitet werden konnte. Selbst bei denen gab es Klicker und Non-Klicker. Und als besondere Ausnahme auch mal Einen, der Claptonstücke auf den Beat genau ohne Metronom anzählen konnte, wie sich aus den Live-Mitschnitten ergab. :)

Für die Neigung zum "Overspeed" bei Liveauftritten ist das Queenalbum "Live Killers" ein im wahrsten Sinne des Wortes "erschlagendes" Beispiel. Vermutlich hatten die da die falschen Drogen eingeworfen... :cool:
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von BlueMonday »

Man stelle sich solche Diskussionen mal bei der Malerei vor, wie man dann darüber diskutiert, wie hart das Pinselhaar sein sollte, ob es aus Naturhaar (und dann von welchem Tier es stammen soll) oder ob doch nicht Kunsthaar besser wäre, aus welchem Holz die Palette des Meisters sein sollte, welcher Verdünner am besten verwendet werde, bei welchem Hersteller man die Leinwand und Farben am besten ordern solle, ob man sich streng an einem Fadengitter orientieren oder sich lieber ganz frei betätigen solle...

Sicherlich, das Handwerk ist unausweichlich zur Manifestation und auch eine "Kunst", aber das Eigentliche ist die immaterielle Idee dahinter und dann später die Perzeption des Geschaffenen, der Konsum, das Verzehren.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Progressiver »

BlueMonday hat geschrieben:(10 Jan 2020, 15:00)

Man stelle sich solche Diskussionen mal bei der Malerei vor, wie man dann darüber diskutiert, wie hart das Pinselhaar sein sollte, ob es aus Naturhaar (und dann von welchem Tier es stammen soll) oder ob doch nicht Kunsthaar besser wäre, aus welchem Holz die Palette des Meisters sein sollte, welcher Verdünner am besten verwendet werde, bei welchem Hersteller man die Leinwand und Farben am besten ordern solle, ob man sich streng an einem Fadengitter orientieren oder sich lieber ganz frei betätigen solle...

Sicherlich, das Handwerk ist unausweichlich zur Manifestation und auch eine "Kunst", aber das Eigentliche ist die immaterielle Idee dahinter und dann später die Perzeption des Geschaffenen, der Konsum, das Verzehren.
Ich finde, dass man die Malerei nicht mit der Musik vergleichen kann. Und sollte. Bei der Malerei will doch jeder gleich etwas eigenes erschaffen, oder? Um Musik machen zu können, muss man sich allerdings erst die entsprechenden Techniken erarbeiten. Und dies geht nur, wenn man versucht, bekannte Lieder absolut genau zu kopieren. Dafür gibt es dann ja auch die Notenbücher bzw. die Tabs bei Gitarristen. Und erst, wenn man sich so eine bestimmte Anzahl von Liedern erarbeitet hat plus Musiktheorie etc., dann kann man auch kreativ werden und die Lieder gekonnt in andere Musikstile abwandeln bzw. ihnen eine andere individuelle Note verpassen. Und auch das Selber Schreiben von Liedern -also textlich wie melodiemäßig- setzt eine gewisse musikalische Vorbildung voraus. Und viele Musiker wollen ja zunächst mal für eine lange Zeit noch gar nicht eigene Lieder schreiben und darbieten, sondern den gecoverten Originalen so nahe wie möglich kommen. So kommt es also insbesondere bei Gitarristen immer wieder zu Fachdiskussionen, mit welcher Gitarre, welchem Verstärkertyp und welchen Soundeffekten man dem Original am nähesten kommt.

Von elektronischer Musik kenne ich dies nicht. Diese irritiert mich sowieso spätetestens seit dem Zeitraum, als ich Techno als Musikform kennenlernen durfte. Meiner Einschätzung nach sind viele der Anhänger solcher Musik nur am passiven Konsum interessiert. Ich dagegen will auch selbst aktiv Musik machen können. Und auch unter anderem die emotionale Verkümmerung irritiert mich. Musik kann so viele Spielarten von Emotionen ausdrücken! Man kann die Taktart ändern oder den Rhythmus. Man kann sich zwischen Dur und Moll entscheiden. Und auch die Liedtexte können viel ausdrücken von Melancholie und Trauer bis harter Aggression. Und auf einem gelungenem Musikalbum schafft es eine Band auch, möglichst abwechslungsreich zu klingen. Wenn ich dagegen an das Techno der 1990er denke, dann erinnere ich mich nur an die gleichen monotonen Beats im immergleichen Tempo. Und auch die textliche Finesse, wenn überhaupt vorhanden, beschränkte sich auf Minimalismus pur.

Moderne elektronische Popmusik mag da wiederum etwas anders sein. Aber was ich auch sagen will, ist: Musik lebt nicht nur vom passiven Konsum, sondern auch davon, dass sie bei entsprechendem eigenem Können gecovert und nachgespielt werden kann. Ich zum Beispiel bin ja eigentlich kein Fan von Metallica. Als ich mir aber mit der Hilfe meines Gitarrenlehrers das Intro des Liedes "The Unforgiven" erarbeitet hatte, war ich sehr stolz. Ich hoffe, ich erreiche mal ein technisches Level, dass ich beispielsweise dieses Lied ganz nachspielen kann. Aber wäre so etwas bei synthetisch hergestellter Musik vorstellbar, die nur mit der Hilfe von Computerprogrammen entwickelt wurde? Wie spielt man die nach? Wie entwickelt sich der Stolz, etwas nachspielen zu können? Und wie bleibt solch ein Computersound nachhaltig hängen, wenn man ihn nicht noch nach Jahren nachspielen will und kann? Stirbt ein Lied nicht einen viel schnelleren Tod des Vergessens, wenn niemand es nachspielen kann und will, weil die Zuhörer diese Art von Musik immer nur passiv konsumieren? Und wird dieses immer nur passiv konsumierte Lied dann nicht wie eine Ware bzw. ein Wegwerfprodukt behandelt, welches bei der nächsten Gelegenheit durch etwas neueres ersetzt wird? Was sagt Musik überhaupt aus? Sollte man Musik nicht als Kunstform betrachten und versuchen, sich mit ihrer Hilfe künstlerisch auszudrücken?
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Ein Terraner »

Progressiver hat geschrieben:(14 Jan 2020, 18:56)

Ich finde, dass man die Malerei nicht mit der Musik vergleichen kann.
Echt?

https://musescore.com/user/27529630/scores/5073302

P.S. wieso glaubst du eigentlich das man Malen nicht erlernen muss? Genau wie das lernen eines Instrumentes muss man auch den Umgang mit Farben erlernen.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von H2O »

Aber wäre so etwas bei synthetisch hergestellter Musik vorstellbar, die nur mit der Hilfe von Computerprogrammen entwickelt wurde? Wie spielt man die nach?
Wenn man bedenkt, daß Rechner nur das tun können, was ein Mensch ihnen ermöglicht, dann ist doch der Abstand zu einem herkömmlichen Musikinstrument nicht mehr so groß.

Einige Beiträge vorher hatte ich auf ein neuartiges elektronisches Instrument hingewiesen, das die Wirkung von Wischbewegungen in Bestandteile von Musik umsetzt. Mit der Klangerzeugung setzt ein solches Instrument eine Fülle von mathematisch wohldefinierten Abläufen in Gang, die in Ihrem klassischen Instrument durch Handwerk und Physik fest vorgegeben sind. Wenn Sie bei einem besonders meisterlich aufgebauten elektronischen Instrument eine Geige "perfekt" nachbilden können, dann sollte es möglich sein, bei entsprechender Übung damit anrührende Musikstücke nach zu spielen. Der Künstler weiß eben, wie er diese Klangwirkung aus seinem elektronischen Instrument heraus zaubert, so wie der Geigenspieler das mit seinem klassischen Instrument eingeübt hat. Also, in meiner "Theorie" müßten beide Künstler ein klassisches Duett meisterlich darbieten können.

Wenn das elektronische System allerdings Klänge und Töne erzeugt, die mit einem klassischen Instrument nicht möglich sind, dann wird der Vergleich der unterschiedlichen Künstler schwierig. Mir ist dann ihr Gedanke sehr verständlich, wenn sie von "nicht nachspielbar" sprechen... allenfalls auf diesem Instrumententyp. Damit sage ich sowenig wie Sie, daß dahinter kein künstlerischer Ausdruck verborgen sein könnte. Aber kaum zu fassen und noch weniger vielleicht singend und summend dar zu bieten.

Während ich also mit meinem Beitrag einerseits ein erfreuliches Miteinander in einem Duett dazu benutzt habe, diese elektronische Kunst mit der klassischen Kunst zusammen zu führen, sehe ich den Vergleich synthetischer Klänge schon im Abseits, wenn der Mensch sie nicht singend oder summend begleiten kann. Dabei spreche ich dem Künstler den künstlerischen Gestaltungswillen gar nicht ab, sehe aber auch, daß er sich mit seinem Instrument auf einer einsamen Insel befindet.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von schokoschendrezki »

Zurück zur Musik. Um die (erst 18jährige) amerikanische Singer-Songwriterin Billie EIlish gibt es momentan einen ziemlichen medialen Hype. Um es vorsichtig zu sagen. Ich war von diesem bislang vollständig unbeleckt und hab' mir mal einige Titel dementsprechend unvoreingenommen angehört (bzw. die Videos mit angesehen). Aus meiner Sicht: Vollkommen berechtigt! Das erste was mir dazu einfiel war der Gedanke, es könnte sich um die weibliche Variante des ins Jahr 2019 gebeamten nur wenig älteren David Bowie aus der Zeit um 1970 handeln. :) Der war übrigens auch geprägt von dem Bewusstsein, einer Familie mit mehreren Psychose-Personen zu kommen.
Die musiktechnischen, gesangstechnischen Fähigkeiten der Billie Eilish sind nicht das Wesentliche (sondern ohnehin immer Notwendige) ... das Besondere besteht in der unmittelbaren musikalischen Suggestivkraft ihrer Songs. Die vermutlich - wie bei Bowie - darin begründet liegt, dass grundsätzlich alle gängigen (Erfolgs-)Muster vermieden werden. Dass einem vermeintlichen oder tatsächlichen Trend in keinster Weise hinterhergelaufen wird. In der Musik selbst wie auch in der optischen Umsetzung. Ich bin auch nicht der einzige (außerhalb ihrer Generation), der da völlig überrascht und hingerissen ist. Weniger übrigens von dem Megaerfolgstitel "Bad Guy" und vielmehr von "When the Party's Over".
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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BlueMonday
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von BlueMonday »

Weiß nicht, Billie Eilish klingt für mich eher wie schon einige Male gehört, halt diese Singer-Songwriter*innen-Kiste, wie schon unzählige davor probiert. Hier halt als perfekte Collage mit Punktlandung.
Das, wonach alle gesucht haben, mit so einem kleinen visuellen Mansontwist als visueller Aufhänger drin. Und dann sauber poliert und produziert bis zum dorthinaus. Das macht dann den Unterschied zwischen 7 oder 70 Millionen yt-views und 700+ Millionen. Weiter tiefer im Untergrund gibt es einen Ozean an brauchbaren Versatzstücken, nur die wenigsten kommen als Ganzes nach oben an die Oberfläche der wetweite Bekanntheit. Da waren schon Leute am Werk, die es ganz genau wussten, was -weltweit- läuft und die tief gegraben und genau zugehört und zugesehen haben. Kontinuität würde man es in der Politik nennen :).
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Juan
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Juan »

billie eilish... klingt modernisch. ;-) Aber wie BlueMonday sagt, alles ist auf die eine oder andere Weise schon dagewesen. Schliesst man auf die Anzahl von klicks auf youtube, scheint dieser Sound jedoch breiten Anklang zu finden. Vor allem gut finde ich das Arrangement und zusammen mit der Band und den Technikern im Studio trägt es ebensoviel zum Erfolg des Songs "when the party's over" bei, da die Stimme von Billie ja nicht unbedingt umwerfend ist... wobei das natürlich Geschmacksache ist. Insgesammt aber ein interessantes Klangwerk. :-)
Die live Aufnahme im Duo mit dem Pianisten zeigt was ich meine, betreffs der Wichtigkeit des Pianisten und seiner Stimme im Song.
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Progressiver
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Progressiver »

Ein Terraner hat geschrieben:(16 Jan 2020, 23:29)

Echt?

https://musescore.com/user/27529630/scores/5073302

P.S. wieso glaubst du eigentlich das man Malen nicht erlernen muss? Genau wie das lernen eines Instrumentes muss man auch den Umgang mit Farben erlernen.
Vielleicht habe ich mich zu undeutlich ausgedrückt. Natürlich muss man auch den Umgang mit den Farben und dem Pinsel lernen. Trotzdem besteht meines Erachtens ein Unterschied: Beim Malen kann man sich ein Motiv aussuchen. Und dann kann man seiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen. Dies schon in einem relativ frühen Stadium. Wenn ich ein Instrument erlerne, dann geschieht dies in der Regel anhand von bekannten Liedern. Natürlich gibt es auch Technikübungen, Musiktheorie usw. Während ein Maler aber dem Kunstwerk ein individuelles Profil geben darf, muss ich beim Covern eines Liedes penibel darauf achten, dass ich jede einzelne Achtelnote und jede Pause beim Nachspielen exakt kopiere. Und erst, wenn jemand besser ist, kann er ein bestimmtes Lied individuell vertonen. Und manche kommen erst nach Jahren intensiven Abarbeitens an Coversongs auf die Idee, ihre eigenen Lieder zu entwickeln.

Ich finde, beim Malen ist man da etwas freier bei der Ausgestaltung eines Kunstwerks. Ein Musiker in einer Coverband muss dagegen erst lernen, ein Lied anhand von einem Notenbuch bzw. mit Hilfe einer Tabulatur bei Gitarristen, immer wieder zu dem gleichen Ergebnis zu kommen. Ein Lied wird erlernt. Und als gelungene Kunst wird es gewertet, wenn es immer wieder perfekt nachgespielt wird. Jede Note muss stimmen. Man muss im Takt bleiben. Und wenn jemand in einer Coverband spielt, dann müssen sich alle aufeinander abstimmen. Dies gilt für einfache Rocksongs. Aber auch in der klassischen Musik mit den bekannten Quartetts wird enorm darauf geachtet, dass die Ideen des Komponisten exakt wiedergegeben werden.

Wollte man so etwas in der Malerei versuchen, dann würde man wohl bei einem Andy Warhol landen. Meines Wissens hat dieser auch Pop-Art-Kunstwerke geschaffen, die er jeweils unzählige Male vervielfältigt hatte. Oder man landet irgendwo im frühen Zwanzigsten Jahrhundert bei Menschen, die ihr ganzes Leben in der damaligen Psychiatrie verbrachten und teilweise auch immer nur immer wieder das gleiche Motiv malen konnten. Also beispielsweise immer wieder ein Selbstportrait. Für so etwas wurde man früher für verrückt gehalten und weggesperrt. Als Musiker von Coversongs muss man sich dagegen sehr oft zunächst einmal sklavisch an die Regel halten, dass jedes Lied vom ersten bis zum letzten Taktzeichen exakt nachgespielt wird. Vor allem darf man sich nicht verspielen. Wenn man dann besser ist, dann kann man dann immer noch eine eigene Interpretation eines Liedes abliefern. Beispiele dafür finden sich unzählige. Aber trotz allem muss der Musiker auch hier darauf achten, dass er dem Lied vielleicht einen anderen Ton gibt. Oder aber es in einer anderen Tonart spielt, von 4/4-Takt zu 3/4-Takt wechselt oder es in einem anderen Musikstil wiedergibt. Wenn der Musiker sich dagegen unabsichtliche Fehler leistet, weil er die Töne nicht trifft, dann hat er zu wenig geübt. Solange ich zum Beispiel nur für mich oder meinen Gitarrenlehrer bestimmte Lieder oder Teile davon einübe, ist das nicht schlimm. Würde ich dagegen ein unperfekt gespieltes Lied bei Youtube hochladen, dann wären mir die Verrisse sicher.

Beim Malen darf man sich auch noch korrigieren. Was zählt, das ist das Endprodukt. Schließlich wird ja auch kaum vor Publikum gemalt. Wer dagegen ein Lied einübt, der muss es bei beispielsweise einem Auftritt perfekt draufhaben. Und diese Perfektion muss im Ernstfall ohne Netz und doppelten Boden auch vor jedwedem Publikum dargebracht werden können, wenn man Konzerte gibt. Ansonsten schaut einem das Publikum dabei zu, wie man sich live blamiert, weil man sich total verspielt hat.
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Ein Terraner
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Ein Terraner »

Progressiver hat geschrieben:(09 Feb 2020, 00:39)

Vielleicht habe ich mich zu undeutlich ausgedrückt. Natürlich muss man auch den Umgang mit den Farben und dem Pinsel lernen. Trotzdem besteht meines Erachtens ein Unterschied: Beim Malen kann man sich ein Motiv aussuchen. Und dann kann man seiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen. Dies schon in einem relativ frühen Stadium. Wenn ich ein Instrument erlerne, dann geschieht dies in der Regel anhand von bekannten Liedern. Natürlich gibt es auch Technikübungen, Musiktheorie usw. Während ein Maler aber dem Kunstwerk ein individuelles Profil geben darf, muss ich beim Covern eines Liedes penibel darauf achten, dass ich jede einzelne Achtelnote und jede Pause beim Nachspielen exakt kopiere. Und erst, wenn jemand besser ist, kann er ein bestimmtes Lied individuell vertonen. Und manche kommen erst nach Jahren intensiven Abarbeitens an Coversongs auf die Idee, ihre eigenen Lieder zu entwickeln.

Ich finde, beim Malen ist man da etwas freier bei der Ausgestaltung eines Kunstwerks. Ein Musiker in einer Coverband muss dagegen erst lernen, ein Lied anhand von einem Notenbuch bzw. mit Hilfe einer Tabulatur bei Gitarristen, immer wieder zu dem gleichen Ergebnis zu kommen. Ein Lied wird erlernt. Und als gelungene Kunst wird es gewertet, wenn es immer wieder perfekt nachgespielt wird. Jede Note muss stimmen. Man muss im Takt bleiben. Und wenn jemand in einer Coverband spielt, dann müssen sich alle aufeinander abstimmen. Dies gilt für einfache Rocksongs. Aber auch in der klassischen Musik mit den bekannten Quartetts wird enorm darauf geachtet, dass die Ideen des Komponisten exakt wiedergegeben werden.

Wollte man so etwas in der Malerei versuchen, dann würde man wohl bei einem Andy Warhol landen. Meines Wissens hat dieser auch Pop-Art-Kunstwerke geschaffen, die er jeweils unzählige Male vervielfältigt hatte. Oder man landet irgendwo im frühen Zwanzigsten Jahrhundert bei Menschen, die ihr ganzes Leben in der damaligen Psychiatrie verbrachten und teilweise auch immer nur immer wieder das gleiche Motiv malen konnten. Also beispielsweise immer wieder ein Selbstportrait. Für so etwas wurde man früher für verrückt gehalten und weggesperrt. Als Musiker von Coversongs muss man sich dagegen sehr oft zunächst einmal sklavisch an die Regel halten, dass jedes Lied vom ersten bis zum letzten Taktzeichen exakt nachgespielt wird. Vor allem darf man sich nicht verspielen. Wenn man dann besser ist, dann kann man dann immer noch eine eigene Interpretation eines Liedes abliefern. Beispiele dafür finden sich unzählige. Aber trotz allem muss der Musiker auch hier darauf achten, dass er dem Lied vielleicht einen anderen Ton gibt. Oder aber es in einer anderen Tonart spielt, von 4/4-Takt zu 3/4-Takt wechselt oder es in einem anderen Musikstil wiedergibt. Wenn der Musiker sich dagegen unabsichtliche Fehler leistet, weil er die Töne nicht trifft, dann hat er zu wenig geübt. Solange ich zum Beispiel nur für mich oder meinen Gitarrenlehrer bestimmte Lieder oder Teile davon einübe, ist das nicht schlimm. Würde ich dagegen ein unperfekt gespieltes Lied bei Youtube hochladen, dann wären mir die Verrisse sicher.

Beim Malen darf man sich auch noch korrigieren. Was zählt, das ist das Endprodukt. Schließlich wird ja auch kaum vor Publikum gemalt. Wer dagegen ein Lied einübt, der muss es bei beispielsweise einem Auftritt perfekt draufhaben. Und diese Perfektion muss im Ernstfall ohne Netz und doppelten Boden auch vor jedwedem Publikum dargebracht werden können, wenn man Konzerte gibt. Ansonsten schaut einem das Publikum dabei zu, wie man sich live blamiert, weil man sich total verspielt hat.
Ne das kann ich nicht nachvollziehen, natürlich versucht man an Anfang Lieder entsprechend nachzuspielen oder auf sein Instrument "umzubauen". Aber man fängt eigentlich recht früh damit an darauf los zu spielen und rumzuprobieren.
Ich sehe da keinen Unterschied zur Malerei, vielleicht im produzierten Müll in Form von vollgeschmierten Leinwänden. Und glaub mir, mit einer Übungsmalerei würde niemand auf Youtube hausieren gehen. ;)

P.S. Probiere es doch einfach mal aus und fang an ein Instrument zu spielen.
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Progressiver »

Ein Terraner hat geschrieben:(09 Feb 2020, 00:58)

Ne das kann ich nicht nachvollziehen, natürlich versucht man an Anfang Lieder entsprechend nachzuspielen oder auf sein Instrument "umzubauen". Aber man fängt eigentlich recht früh damit an darauf los zu spielen und rumzuprobieren.
Ich sehe da keinen Unterschied zur Malerei, vielleicht im produzierten Müll in Form von vollgeschmierten Leinwänden. Und glaub mir, mit einer Übungsmalerei würde niemand auf Youtube hausieren gehen. ;)

P.S. Probiere es doch einfach mal aus und fang an ein Instrument zu spielen.
Also, wenn nichts dazwischen kommt wie Schulferien, Krankheit oder ähnliches, dann habe ich jede Woche einmal Gitarrenunterricht. Davor hatte ich es jahrelang vergeblich versucht, mir als Autodidakt das Instrument überwiegend selbst beizubringen. Und auch mit meinem aktuellen Gitarrenlehrer musste ich mich erst zusammenfinden. Seit über einem Jahr übe ich mit ihm die Liedstücke aus der "Schule der Rockgitarre" von Andreas Scheinhütte. Die "Lagerfeuerakkorde" sowie Powerchords oder Barreegriffe musste er mir nicht beibringen. Mit der Hilfe von diesem Buch war es mir aber auch möglich, kurze Liedstücke nicht nur zu begleiten, sondern auch die Melodieführung hinzukriegen. Und ganz wichtig: Er konnte mir die Angst vor dem Noten lesen lernen nehmen! Was da noch möglich sein wird, wird sich zeigen. Ein "Gitarrengott" wird aus mir nie werden. Wenn ich ehrlich sein kann, dann bin ich auch nur gewissermaßen ein Halbblutgitarrist, da ich auch noch andere Hobbies und Interessen habe, die auch zu ihrem Recht kommen wollen. Aber mein Gitarrenlehrer meinte in der letzten Stunde, dass wir in dem Lehrbuch schon ziemlich schnell ziemlich weit gekommen sind. Natürlich ist auch die Motivation bei mir nicht immer gleich stark. Wenn ich da aber am Ball bleibe, dann werde ich sicher bescheidene Erfolge feiern dürfen. Und Spaß sollte es ja auch machen dürfen.

Ich weiß jedenfalls auch aus der eigenen Übungspraxis, was es heißt, aktiv ein Instrument zu erlernen. Und deswegen bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, diesen Thread zu starten. Ich muss aber auch sagen, dass ich auch so sehr audiophil veranlagt bin. Ich kaufe mir pro Jahr wohl vergleichsweise viele CDs. Die Musik, die dagegen auf den verschiedenen Radiosendern kommt, die liegt mir überhaupt nicht. Hauptsächlich muss ich aber sagen, dass ich auf Musik mit Saiteninstrumenten stehe. Und hier insbesondere natürlich auf E-Gitarrenmusik. Da bin ich dann aber offen für verschiedene Musikrichtungen. Von Hardrock, Punkrock über Blues und Folk bis hin zu Bluegrass, Funk, ein ganz klein wenig Jazz bis hin zu Liedern der Band Metallica reicht mein Musikgeschmack. Komischerweise kenne ich keinen Radiosender, den ich auf der Arbeit einstellen könnte, der so etwas bringt. Na ja. Da werde ich eben zum musikalischen Selbstversorger und versuche immer wieder, neue Bands und Künstler zu entdecken.

Welches Instrument kannst du denn spielen bzw. hast es erlernt?
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Re: Sammelstrang Musik

Beitrag von Ein Terraner »

Progressiver hat geschrieben:(28 Feb 2020, 19:45)

Welches Instrument kannst du denn spielen bzw. hast es erlernt?
So richtig keines, aber ich hab als ich jünger viel mit Schlagzeug und Percussion rum probiert. Und seit einem Jahr lerne ich autodidaktisch Cello bzw. E-Cello, Noten lernen war relativ schnell erlernt, vom Blatt spielen klappt noch nicht so. :D Ich hab mir ein Haufen Notenbücher für Cello zugelegt und kämpfe mich da durch, ist aber alles recht angenehme Film oder Rock Musik. Und natürlich YouTube, wie ging das früher nur ohne.
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