Eia, Weihnacht! Eia Weihnacht!

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H2O
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Eia, Weihnacht! Eia Weihnacht!

Beitrag von H2O »

Aus meiner Kinderzeit:

Der gleitende Purpur
von Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898)

"Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!"
Schallt im Münsterchor der Psalm der Knaben.
Kaiser Otto lauscht der Mette
Diener hinter sich mit Spend und Gaben.

Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!
Heute, da die Himmel niederschweben
Wird dem Elend und der Blösse
Mäntel er und warme Röcke geben.

Hundert Bettler stehn erwartend -
Einer hält des Kaisers Knie umfangen
Mit den wundgeriebnen Armen,
dran zerrissner Fesseln Enden hangen.

"Schalk! Was zerrst du mir den Purpur?
Harr und bete! Kennst du mich als Kargen?"
Doch der Bettler hält den Mantel
Fest und jammert: "Kennst du mich, den Argen?

Du Gesalbter und Erlauchter!
Kennst du mich? ... Du hast mit mir gelegen,
Mit dem Siechen, mit dem Wunden,
Unter eines Mutterherzens Schlägen.

Aus demselben Wollentuche
Schnitt man uns die Kappen und die Kleider!
Aus demselben Psalmenbuche
Sang das frische Jugendantlitz beider!

Heinz, wo bist du? Heinz, wo bleibst du?
Hast zum Spiele du mich oft gerufen
Durch die Säle, durch die Gänge,
Auf und ab der Wendeltreppe Stufen ...

Wehe mir! Da du dich kröntest,
Hat des Neides Natter mich gebissen!
Mit dem Lügengeist im Bunde
Hab ich dieses deutsche Reich zerrissen!

Als den ungetreuen Bruder
Und Verräter hast du mich erfunden!
Du ergrimmtest und du warfest
In die Kerkertiefe mich gebunden ...

In der Tiefe meines Kerkers
Hab ich ohne Mantel heut gefroren ...
Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!
Heute wird der Welt das Heil geboren!

"Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!"
Hundert Bettler strecken jetzt die Hände:
"Gib uns Mäntel! Gib uns Röcke!
Sei barmherzig! Gib uns deine Spende!"

Eine Spange löst der Kaiser
Sacht. Sein Purpur gleitet, gleitet, gleitet
Über seinen sündgen Bruder,
Und der erste Bettler steht bekleidet ...

Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!
Jubelt Erd und Himmelreich mit Schallen.
Glorie! Glorie! Friede! Freude!
Und am Menschenkind ein Wohlgefallen!


Heute habe ich gleich mehrere gute Botschaften empfangen:


1. Im DLF im Magazin für Forschung und Wissenschaft:
  • Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande! Aber immerhin hat nun das Stanford Institute herausgefunden, was vor 15 Jahren schon das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie uns mitgeteilt hat (wer das denn damals lesen wollte!): Die Energiewende ist machbar, wenn wir sie denn wollen. Wir müssen nur auf die elektrischen Energien übergehen, und die Wasserstoffwirtschaft dort, wo es rein elektrisch mit unseren heutigen Mitteln nicht weiter geht. Und, oh Wunder und gegen meine bisherige Überzeugung: Unsere Energieversorgung ist mit weniger Kosten möglich! Wenn das keine gute Weihnachtsbotschaft ist... mein Dank geht an das Wuppertal Institut!
2. aus gleicher Quelle, DLF Forschung und Wissenschaft
  • Bohnenkaffee kann als Heilmittel gegen Diabetes II betrachtet werden. Verrückt, aber es kommt darauf an, wie der Kaffee genossen wird! Als Filterkaffee bleiben bestimmte Schadstoffe im Filter hängen, und der Rest des Suds wirkt vorbeugend und heilend gegen Diabetes II, also Altersdiabetes! Die erfreuliche Nachricht kommt aus schwedischen Forschungskreisen, denen ich aus dieser Ferne herzlich danke. Da lasse ich mir meinen Morgenkaffee doch gleich viel besser gelaunt schmecken.

    Blöde Frage: Gilt diese Wirkung auch für Espresso? Daran habe ich mich seit meiner italienischen Zeit so sehr gewöhnt, daß ich nicht davon lassen mag!
3. aus der deutschen Politik
  • Herr Habeck (ein Obergrüner) hat auf das Elend vieler Kinder ("unbegleiteter Jugendlicher"?) aus dem Auffanglager Lesbos hingewiesen... und daß es uns Deutschen doch gut anstände, wenn wir an allen unmöglichen europäischen und deutschen Regelungen vorbei wenigstens 400 Kinder bei uns aufnähmen, um deren Los zu erleichtern. Recht hat er, und um schiefmäuligen Zeitgenossen bis hin zum Bundesinnenminister den Zahn zu ziehen: Ja, bitte, ich übernehme Verantwortung im Rahmen meiner Möglichkeiten. Mir geht es gut nach einem langen Arbeitsleben, ich habe ein Gästezimmer, in dem ein Geschwisterpaar einige Jahre untergebracht werden kann. Und genug Nahrung und Kleidung kann ich auch für sie erwerben. Und nun unverzüglich her damit! Für unseren Bundesinnenminister schäme ich mich. Aber, liebe Freunde, gewählt habe ich ihn auch nicht! Vielleicht werden die Kinder in einer polnischen Schule die Bildung und Herzensbildung erwerben, die unsere christlichen Simulanten nie erworben haben! Dazu stehe ich!
4. noch zurück zu Conrad-Ferdinand Meyers wundervollem Gedicht
  • Liebe Teilnehmer, ich bitte alle Teilnehmer um Vergebung, denen ich Unrecht getan haben sollte. Das habe ich nie im bösen Willen getan, sondern um Frieden und Mitarbeit zu fördern. Meine Möglichkeiten dazu sind endlich, aber sie kommen vom Herzen!
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