Das ist zu kurz gedacht. Alle Parteien, die im Bundestag sitzen, ob in Regierungsverantwortung oder in Opposition, nehmen auf die ein oder andere Weise Einfluss auf die Politik und auf politische Prozesse.Maltrino hat geschrieben:(18 Aug 2016, 22:07)
Ich glaube ich habe jetzt etwas wichtiges erkannt: In der Demokratie hat zwar jeder Wahlrecht, aber Politik gemacht wird nicht für jeden sondern für die Mehrheit. Es darf zwar jeder wählen, aber Politik wird nur für die Gewinnermehrheit "angeboten". Für die Verlierer, die bei der Wahl nicht gewinnen, wird keine Politik gemacht.
Allein schon die Sogwirkung, die Parteien entfalten, je nachdem wie stark oder schwach sie abschneiden.
Nehmen wir als Beispiel die AfD: die AfD wird in absehbarer Zeit niemals in Regierungsverantwortung kommen, dennoch bestimmt sie das gesellschaftliche Klima des Landes und damit auch die zukünftige Politik maßgeblich mit. Schneidet sie beispielsweise bei den Bundestagswahlen mit 5% ab, dann wird die Politik der nächsten Regierungsparteien eine andere sein, als wenn die AfD bei den Bundestagswahlen mit 25% abschneidet. Denn in letzterem Falle würden die anderen Parteien merken: "aha, in der Bevölkerung gibt es derzeit ein großes Interesse an rechtskonservativen Themen, welche die AfD bedient, also müssen wir unsere Programme auch mehr auf diese Themen ausrichten und diese Themen stärker in den Fokus rücken, um Stimmen in der Bevölkerung zurückzugewinnen." Schneidet die AfD dagegen schwach ab, sind ihre Themen also gesellschaftlich irrelevant, dann werden sich auch die anderen Parteien weniger hinsichtlich jener Themen ausrichten.
Dassselbe gilt für andere Parteien. Schneiden die Grünen plötzlich extrem stark ab (wie beispielsweise 2011 nach Fukushima), dann wissen auch die anderen Parteien, dass das gesellschaftliche Klima stark in Richtung Umweltschutz geht und sie werden dann automatisch ihre eigenen Parteiprogramme auch mehr in diese Richtung ausrichten, um in der Bevölkerung zukünftig wieder stärker zu punkten. Somit sind die Grünen dann vielleicht nicht in Regierungsverantwortung, aber sie "regieren, ohne zu regieren" quasi, da die anderen politischen Parteien aufgrund der Stärke der Grünen grüne Themen auch mehr in ihren Mittelpunkt stellen müssen und selbst mehr grüne Politik machen müssen.
Und so bestimmt jede Partei, egal ob sie in der Regierung oder der Opposition ist, das gesellschaftliche Klima mit und nimmt damit auch direkt oder indirekt Einfluss auf zukünftige politische Entscheidungen und Themen. Daher macht letztlich jede Stimme einen Unterschied, da jede Stimme unser gesellschaftliches Klima und folglich die Politik als Ganzes beeinflusst.